Eigendenken: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Harun-Charlemagne.jpg|mini|400px|Harun al Raschid empfängt die Gesandten Karls des Großen ([[Wikipedia:Julius Köckert|Julius Köckert]] 1864)]]
Das '''Eigendenken''', das eigenständige, nicht mehr auf [[Offenbarung]] bzw. [[Inspiration]] gegründete [[mensch]]liche [[Denken]], entwickelte sich, als die [[kosmische Intelligenz]] [[Michael (Erzengel)|Michael]] entsank und im [[Wikipedia:8. Jahrhundert n. Chr.|8. Jahrhundert n. Chr.]] in der Erdenregion ankam {{GZ||240|184}}.
Das '''Eigendenken''', das eigenständige, nicht mehr auf [[Offenbarung]] bzw. [[Inspiration]] gegründete [[mensch]]liche [[Denken]], entwickelte sich, als die [[kosmische Intelligenz]] [[Michael (Erzengel)|Michael]] entsank und im [[Wikipedia:8. Jahrhundert n. Chr.|8. Jahrhundert n. Chr.]] in der Erdenregion ankam {{GZ||240|184}}.



Version vom 16. März 2017, 08:32 Uhr

Harun al Raschid empfängt die Gesandten Karls des Großen (Julius Köckert 1864)

Das Eigendenken, das eigenständige, nicht mehr auf Offenbarung bzw. Inspiration gegründete menschliche Denken, entwickelte sich, als die kosmische Intelligenz Michael entsank und im 8. Jahrhundert n. Chr. in der Erdenregion ankam (Lit.:GA 240, S. 184).

„Man möchte sagen: Vorher mußte man, wenn man wissen wollte, was Intelligenz ist, durch die Mysterien hinaufblicken zur Sonne. Jetzt war die Intelligenz auf der Erde noch nicht so sichtbar, aber es wurde allmählich bekannt, daß Menschen, die Eigendenken haben, Eigenintelligenz haben, sich auf der Erde entwickeln. Einer derjenigen, die innerhalb der europäischen Zivilisation, ich möchte sagen, erste Funken des Eigendenkens in ihrer Seele aufsprießen hatten, war ja der von mir öfter besprochene Scotus Erigena. Aber ihm gingen schon einige andere voran, die Eigendenken hatten, nicht mehr bloß inspiriertes, von oben geoffenbartes Denken. Und immer mehr und mehr griff dieses Eigendenken um sich.

Aber es gab in der Erdenentwickelung eine Möglichkeit, dieses Eigendenken in einen besonderen Dienst zu stellen. Denn denken Sie: dieses Eigendenken war ja die Summe der von Michaels Region vom Himmel auf die Erde heruntergestiegenen Impulse. Michael war zunächst dazu berufen, auf der Erde diese Erdenintelligenz weiter sich entwickeln zu lassen. Er war noch nicht dabei; er sollte erst wieder mit dem Jahre 1879 dazukommen. Es entwickelte sich unten dieses Erdendenken zunächst so, daß Michael noch nicht die Herrschaft über dasselbe übernehmen konnte. Er konnte die Menschen, die Eigendenker waren, noch nicht impulsieren, denn seine Herrschaft, seine Zeit war noch nicht gekommen.

Dieses, was wie ein tiefes Geheimnis in der Menschheitsentwickelung der Erde waltete, wußte man in einzelnen wenigen orientalischen Mysterien. Und so konnten in diesen einzelnen wenigen orientalischen Mysterien von grundspirituell veranlagten und ausgebildeten Menschen einzelne Schüler eingeweiht werden in dieses große Geheimnis. Und durch eine Fügung von der Art, wie sie nur schwer verständlich sind für den gewöhnlichen Erdenverstand, kam es eben, daß von diesem Geheimnis, das einigen orientalischen Mysterien gut bekannt war, jener Herrscherhof berührt wurde, von dem ich am Goetheanum und an anderen Orten gesprochen habe. Gerade im 8. und im Beginne des 9. Jahrhunderts waltete in Asien dieser Herrscherhof unter der Herrschaft des Harun al Raschid. Harun al Raschid war hervorgegangen aus der Kultur des Arabismus, aus der mohammedanisch angewehten Kultur. Zu seinen eingeweihten oder wenigstens bis zu einem gewissen Grade wissenden Ratgebern war dasjenige Geheimnis gedrungen, von dem ich eben gesprochen habe. Gerade weil von diesem Geheimnis berührt war der Bagdader Hof unter der Herrschaft des Harun al Raschid, deshalb war dieser Hof ein so glänzender. Alles, was an Weistümern, an Kunst, was an tiefer Religiosität im Oriente vorhanden war, konzentrierte sich - allerdings unter mohammedanischer Färbung - an dem Hofe des Harun al Raschid. Während in Europa am Hofe Karls des Großen, der ein Zeitgenosse des Harun al Raschid war, Menschen sich damit beschäftigten, die ersten Elemente einer Grammatik zusammenzustellen, und alles noch halb barbarisch war, war in Bagdad die Residenz, die glänzende Pflanzstätte des orientalischen, des vorderasiatischen Geisteslebens. Harun al Raschid vereinigte um sich diejenigen, die da wußten um die großen Traditionen der Mysterien im Oriente. Und namentlich einen Ratgeber hatte er um sich, der in früheren Zeiten Eingeweihter war, auf dessen geistige Impulsivität aber die früheren Inkarnationen noch wirkten und der der Organisator alles dessen wurde, was an Geometrie, an Chemie und Physik, an Musik, an Architektur und an anderen Künsten, namentlich aber an glänzender Dichtkunst, am Hofe des Harun al Raschid gepflegt worden ist. In der weithin glänzenden Versammlung von Weisen an diesem Hofe war eine mehr oder weniger bewußte Empfindung davon vorhanden: die Intelligenz der Erde, die vom Himmel auf die Erde heruntergestiegen war, muß gestellt werden in den Dienst mohammedanischer Geistesart!“ (Lit.:GA 240, S. 170f)

Nach Angaben Rudolf Steiners wurde Harun al-Raschid als Francis Bacon wiedergeboren.

„Harun al Raschid verkörperte sich wieder, begründete in seiner Wiederverkörperung den Impuls des Materialismus, erschien als Baco von Verulam. Die Universalität Bacos von Verulam ist von Harun al Raschid, aber auch das, was an Intellektuellem, an Materialismus in Bacon lebt, ist von Harun al Raschid. Bacon erschien als der wiederverkörperte Harun al Raschid. Sein Ratgeber, der den anderen Weg gemacht hat, erschien in dem gleichen Zeitalter als Amos Comenius.“ (Lit.:GA 240, S. 305)

Mit der fünften Nebenübung (Unvoreingenommenheit, Unbefangenheit), die der Ausbildung des Geistselbstes dient, wird das Eigendenken überwunden:

„Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst. Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen, wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen, wie ein Kind, allem entgegentreten müssen - daß sich nur der Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk der Gnade aus der geistigen Welt.“ (Lit.:GA 266c, S. 244f)

Literatur

  1. Johannes Scotus Erigena, Ludwig Noack (Übers.): Über die Eintheilung der Natur, Verlag von L. Heimann, Berlin 1870 pdf
  2. Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band, GA 240 (1992), ISBN 3-7274-2401-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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