Artemis und Harald Welzer: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:MK34844 Harald Welzer.jpg|mini|Harald Welzer (2015)]]


'''Artemis''' ({{ELSalt|Ἄρτεμις}}) ist in der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Göttin der [[Wikipedia:Jagd|Jagd]], des [[Wikipedia:Wald|Wald]]es und die Hüterin der Frauen und Kinder. Sie zählt zu den zwölf großen [[Olympische Götter|olympischen Göttern]] und ist damit eine der wichtigsten Gottheiten der  griechischen Mythologie. Sie ist die Tochter des [[Zeus]] und der [[Leto (Mythologie)|Leto]] und die Zwillingsschwester des [[Apollon]].
'''Harald Welzer''' (* [[27. Juli]] [[1958]] in Bissendorf bei Hannover) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Soziologe]] und [[Sozialpsychologie|Sozialpsychologe]]. Er arbeitet heute als Publizist.


In der [[Römische Mythologie|römischen Mythologie]] entsprach ihr die Göttin '''Diana'''.
== Leben ==
[[Datei:MK34832 Harald Welzer.jpg|mini|Als Sprecher auf der [[See-Conference]] 2015]]
=== Ausbildung ===
Welzer studierte Soziologie, [[Politikwissenschaft]] und [[Literaturwissenschaft]] an der [[Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover|Universität Hannover]] und wurde dort 1988 in Soziologie promoviert. Er habilitierte sich 1993 in Sozialpsychologie und 2001 in Soziologie.


== Herkunft des Namens (Etymologie) ==
=== Berufstätigkeit ===
[[Datei:Didrachme de Ionie.jpg|miniatur|links|Didrachme aus Ionien, die Göttin Artemis darstellend, ca. 258-202 v.Chr.]]
Von 1988 bis 1993 war Welzer [[Wissenschaftlicher Assistent]] im Fachbereich Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität Hannover. Anschließend war er dort bis 1999 als Dozent für Sozialpsychologie tätig.
Antike griechische Schriftsteller verbanden Artemis ([[Dorisches Griechisch|Dorisch]] Artamis) über die [[Volksetymologie]] zu artemes (ἀρτεμής) »sicher«<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Da%29rtemh%2Fs ἀρτεμής], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library.</ref> oder artamos (ἄρταμος) »Metzger«.<ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Da%29%2Frtamos ἄρταμος], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library.</ref> <ref>[http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3D*%29%2Fartemis Ἄρτεμις], Henry George Liddell, Robert Scott, ''A Greek-English Lexicon'', On Perseus Digital Library; {{Internetquelle | url= http://www.behindthename.com/name/artemis | titel=Behind the Name: Meaning, Origin and History of the Name Artemis | zugriff=2013-05-13 | sprache=englisch}}</ref> Wahrscheinlich leitet sich der Name Artemis (Varianten Arktemis, Arktemisa) vom Griechischen árktos »Bär« (von [[Wikipedia:Proto-Indogermanisch|Proto-Indogermanisch]] *h₂ŕ̥tḱos) sowie von der Geschichte über [[Kallisto (Mythologie)|Kallisto]] her, die eigentlich direkt auf Artemis (arkadischer Beiname ''kallisto'') bezogen war. Er war daher mit dem [[Wikipedia:Bärenkult|Bärenkult]] verbunden, der für die Göttin in [[Wikipedia:Brauron|Brauron]], [[Wikipedia:Attika (Landschaft)|Attika]], oder seit der [[Wikipedia:Jungsteinzeit|Jungsteinzeit]] in [[Wikipedia:Akrotiri (Kreta)#Höhlen|Arkoudiotissa]] auf Kreta unterhalten wurde.<ref>Michaël Ripinsky-Naxon, ''The Nature of Shamanism: Substance and Function of a Religious Metaphor'' (Albany, NY: State University of New York Press, 1993), 32.</ref>


Dieser Kult war ein Überbleibsel sehr alter [[Totemismus|totemistischer]] und [[Schamanismus|schamanistischer]] Rituale und Teil eines weiter verbreiteten Bärenkults, der auch im Umfeld anderer indogermanischer Kulturen gefunden wurde (z.B, der Gallischen [[Wikipedia:Artio|Artio]]). Es wird angenommen, dass eine Vorgängerin von Artemis im [[Wikipedia:Minoisch|Minoischen]] Kreta als Göttin der Berge und der Jagd, [[Britomartis]] (griechisch Βριτόμαρτις, süße Jungfrau), verehrt wurde. Obwohl eine Verbindung mit anatolischen Namen naheliegt,<ref>Campanile, ''Ann. Scuola Pisa'' '''28''' :305; Restelli, ''Aevum'' '''37''' :307, 312.</ref><ref>Edwin L. Brown, "In Search of Anatolian Apollo", ''Charis: Essays in Honor of Sara A. Immerwahr'', ''Hesperia Supplements'' '''33''' (2004:243-257) p. 251: Artemis, as Apollo's inseparable twin, is discussed pp. 251ff.</ref> verweisen die frühesten bezeugten Formen des Namens Artemis im [[Wikipedia:Mykenisches Griechisch|mykenischen Griechisch]] auf a-te-mi-to und a-ti-mi-te, der in [[Wikipedia:Linear B|Linear B]] in [[Wikipedia:Pylos|Pylos]] gefunden wurde.<ref>John Chadwick and Lydia Baumbach, "The Mycenaean Greek Vocabulary" ''Glotta, '''41'''.3./4. (1963:157-271) p. 176f, ''s.v.'' Ἂρτεμις, ''a-te-mi-to-'' (genitive); C. Souvinous, "A-TE-MI-TO and A-TI-MI-TE", ''Kadmos'''''9''' 1970:42-47; T. Christidis, "Further remarks on A-TE-MI-TO and A-TI-MI-TE", ''Kadmos'' '''11''' :125-28;  [http://www.palaeolexicon.com/ Palaeolexicon], Word study tool of ancient languages;</ref> Artemis wurde in [[Wikipedia:Lydien|Lydien]] unter dem Namen Artimus verehrt.<ref>''Indogermanica et Caucasica: Festschrift für Karl Horst Schmidt zum 65. Geburtstag'' (Studies in Indo-European language and culture), W. de Gruyter, 1994, ''Etyma Graeca'', pp. 213-214, on [http://books.google.com/books?id=P3vb4KDB_UkC&pg=PA213&dq=lydian+artimus&ei=QpsNTOjcC5bCzQSXlpXeCw&cd=5#v=onepage&q=lydian%20artimus&f=false Google books]; Houwink ten Cate, ''The Luwian Population Groups of Lycia and Cilicia Aspera during the Hellenistic Period'' (Leiden) 1961:166, noted in this context by Brown 2004:252.</ref> Der Artemis sollen in ältester Zeit [[Menschenopfer]] dargebracht worden sein.<ref>{{Literatur | Autor  = Peter Delvaux | Titel = Leid soll lehren: historische Zusammenhänge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie  | Verlag = Rodopi | ISBN = 978905183709-4 | Jahr = 1994 | Online = {{Google Buch | BuchID = 494Gw5DNJioC | Seite = 61 }} | Seiten = 61 }}</ref>
Welzer war Direktor des ''Center for Interdisciplinary Memory Research'' (CMR) und Leiter verschiedener Teilprojekte des Forschungsschwerpunkts KlimaKultur am [[Kulturwissenschaftliches Institut Essen|Kulturwissenschaftlichen Institut]] in [[Essen]]. Weiterhin war er Professor für Sozialpsychologie an der privaten [[Universität Witten/Herdecke]]. Auf dem Kongress „Bildungsbiennale“, der 2011 von [[Reinhard Kahl (Journalist)|Reinhard Kahl]] („Archiv der Zukunft“) in Bregenz ausgerichtet wurde, gab er die Absicht bekannt, diese „Verbeamtung“ aufzukündigen, um ein fachliches und politisches Zeichen für „Futurzwei“ zu setzen.


==Gleichsetzungen==
Harald Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung ''Futurzwei. Stiftung Zukunftsfähigkeit'', die sich das Aufzeigen und Fördern alternativer Lebensstile und Wirtschaftsformen zur Aufgabe gemacht hat<ref>Homepage von [http://futurzwei.org/ FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit].</ref> und seit Juli 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign<ref>{{Webarchiv | url=http://idw-online.de/de/news432666 | wayback=20110716093824 | text=Pressemitteilung Universität Flensburg}}</ref> an der [[Europa-Universität Flensburg]], wo er das ''[[Norbert Elias]] Center for Transformation Design & Research'' leitet.<ref>{{Webarchiv|text=Archivlink |url=https://www.uni-flensburg.de/nec/wer-wir-sind/personen/mitarbeiterinnen-mitarbeiter/harald-welzer/ |wayback=20160824234805 |archiv-bot=2018-04-14 00:39:56 InternetArchiveBot }}</ref> Außerdem ist Welzer Affiliated Member of Faculty am Marial-Center der [[Emory University]] (Atlanta/USA), er lehrt an der [[Universität St. Gallen]] und ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Akademien. Die Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre sind Erinnerung, Gruppengewalt und kulturwissenschaftliche Klimafolgenforschung.
Artemis wurde schon im 5. Jahrhundert mit [[Hekate]] identifiziert. In der hellenistischen Theologie wurde sie mit der Mondgöttin [[Selene]] gleichgesetzt,<ref>Erster Beleg der Identifikation bei [[Aischylos]] fr. 170. In: ''[[Tragicorum Graecorum Fragmenta]]'', 1889<sup>2</sup></ref> in der römischen Kaiserzeit dann mit verschiedenen Göttinnen, vor allem als Mondgöttin mit der [[Isis (Mythologie)|Isis]].<ref>[[Apuleius]] ''Metamorphosen'' 11.2</ref><ref>[[Pausanias]] ''Beschreibung Griechenlands'' 10.32.13-17</ref>
Die Tatsache, dass Apollon und Artemis [[Wikipedia:Zwilling|Zwillinge]] sind, wird in der Spätantike durch einen Dualismus in ihrer Rollenverteilung deutlich: Demnach repräsentierten sie die Gestirne Sonne und Mond; Apollon dem Sonnengott [[Helios]] gleichgesetzt, Artemis mit [[Selene]].


Bei den Römern entsprach ihr die ''[[Diana]]'' und bei den Etruskern die ''Artumes''.
== Kommunikationstheorie ==
Welzers wissenschaftliches Hauptwerk, das auf seiner Habilitationsschrift beruht, erschien 2002 unter dem Titel ''Das kommunikative Gedächtnis''. Mit Hinweis auf neurobiologische Forschungen erklärt Welzer, dass dem menschlichen Gedächtnis ein aktiver mentaler Prozess zugrunde liegt, der weitgehend unbewusst und „implizit“ funktioniert. Das menschliche Gedächtnis hat eine soziale Funktion: In unterschiedlichen Gedächtnis-Funktionen organisiert sich das Wechselspiel von Individualität und Gemeinschaft. <br>
Populäre Metaphern, die das Gedächtnis als Wissens-Speicher mit einer Computer-Festplatte vergleicht, führen in die Irre. Erinnerungs-Bilder sind nicht als fertige Datensätze an einer bestimmten Stelle des Gehirns abgespeichert. Das Gehirn muss, wenn es Erinnerung aktivieren will, aus verschiedenen Arealen Elemente rekonstruieren. Bei jedem Abrufen einer Erinnerung werden assoziativ neue Netzwerke gebildet. Die Erinnerungsfragmente von Medien-Erlebnissen werden grundsätzlich genauso behandelt wie die Fragmente „erlebter“ Erinnerung. Bei der Rekonstruktion von Erinnerung vermischen sich die Quellen. <br>
Auch das autobiographische Gedächtnis ist wesentlich kommunikativ, es stellt sich über „Interaktionssituationen“ her, formuliert Welzer. „Wie man Ich wird“<ref>Welzer, ''Das kommunikative Gedächtnis''.2002, S. 111</ref> ist dem Menschen natürlich nicht bewusst. Nicht-bewusste Erinnerungen tauchen in „Bauchgefühlen“, spontanen Reaktionen und unerklärlicher Voreingenommenheit auf. Von Emotionen und den Signalen der nonverbalen Kommunikation „weiß“ mein Gehirn deutlich mehr, als über das semantische und das episodische Gedächtnis<ref>Welzer, ''Das kommunikative Gedächtnis''.2002, S. 24</ref> bewusst ist. Die bewussten wie die unbewussten Elemente des Gedächtnisses sind kommunikativ und lenken unser Wahrnehmen und Handeln im Kontext der Kultur der Gemeinschaft. Aus der Ich- und Wir-Identität im Sinne eines „autobiographischen Gedächtnisses“ entwickeln sich Synchronisierung des Individuums im Verhältnis zu seiner sozialen Umwelt.<ref>Welzer, ''Das kommunikative Gedächtnis''.2002, S. 119</ref>


== Zuschreibungen ==
== Publizist ==
[[Datei:Artemis Ephesos.JPG|miniatur|Artemisstatue im Museum von Selçuk bei Ephesos]]
[[Datei:MK35078 Harald Welzer.jpg|mini|Welzer während einer Diskussion (2015)]]
=== Beinamen ===
In dem u.&nbsp;a. von ihm herausgegebenen Buch ''Opa war kein Nazi'' beschäftigt sich Welzer mit der Zeit des [[Nationalsozialismus]] aus sozialpsychologischer Sicht, indem er das Verhalten von Menschen im Alltag während des Nationalsozialismus sowie Formen familiärer Erinnerungstradierung untersucht. Von Täterschaft oder Verantwortung sei in den Familien wenig zu hören gewesen. Verharmlosungen und vorgebliches Nichtwissen tauchten dagegen sehr oft auf. Beteiligte Familienmitglieder würden, so Welzer, sogar als [[Viktimologie|Opfer]] oder als [[Held]]en geschildert.<ref>{{Internetquelle |autor=Isabel Heinemann |url=https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-1544
Ihr Geburtsort verlieh der Göttin den Beinamen ''Kynthia'' ({{ELSalt|Κύνθια}} „(die) vom Berg Kynthos Kommende“), wobei die [[latein]]ische Schreibweise ''Cynthia'' lautet. Ein weiterer Beiname der Göttin ist Phoibe (griech. {{polytonisch|Φοιβε}}, [[lat.]] ''Phoebe''), nach ihrer Großmutter. Auch hatte sie den Beinamen ''Delia'', der so viel wie ''die von der Insel Delos Stammende'' bedeutet. Nach der griechischen Sage wurden Artemis und ihr Bruder Apollo auf dem Berge Kynthos auf der Insel [[Delos]] geboren.
|titel= H. Welzer u.&nbsp;a.: „Opa war kein Nazi“|hrsg=H-Soz-Kult |datum= |zugriff=2018-03-25|kommentar=Rezension}}</ref>
[[Datei:Ac artemisephesus.jpg|miniatur|left|Ruinenstätte des Tempels in Ephesos]]
Eine Sonderform der Artemis stellt die ''Artemis Ephesia'' dar, die in dem ihr geweihten berühmten großen [[Tempel der Artemis in Ephesos|Tempel in Ephesos]], einem der [[Sieben Weltwunder]] der Antike, verehrt wurde. Ihre Statue in Ephesos zeigt ihren Oberkörper bedeckt mit Brüsten dar, da sie die Ernährerin aller Lebewesen verkörpert. Nach anderer Deutung handelt es sich um [[Stier]]hoden der ihr geopferten Opferstiere<ref>Christina von Braun: ''"Angst ist der Motor des Strebens nach immer mehr Geld".''; ORF Radio Ö1: Renata Schmidtkunz "Im Gespräch" am 13. September 2012.</ref>, die für Fruchtbarkeit stehen.


=== Attribute ===
Im Buch ''Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden'' vertieft Welzer die Ergebnisse von [[Christopher Browning]] zur Motivation der NS-Unrechtstäter in den [[Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD|Einsatzgruppen]], die häufig völlig normale Biografien vorwiesen, etwa [[Franz Stangl]] oder [[Werner Best (NSDAP)|Werner Best]]. Sie entwickelten eine Mentalität oder Binnenrationalität, in der sie als moralisch im Recht dastanden, auch wenn sie Kindererschießungen vornahmen. Die Tötung wird als Arbeit aufgefasst. Die Ergebnisse werden ausgeweitet für [[Vietnam]], [[Ruanda]] und [[Jugoslawien]].<ref>{{Perlentaucher|harald-welzer/taeter|b|Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden}}</ref>
Ihre berühmtesten Attribute sind der Pfeil und der silberne Bogen, welcher ihr von den [[Kyklop]]en geschenkt wurde und auch die Mondsichel symbolisiert. Mit diesem sandte sie treffsichere Pfeile gegen die Sterblichen, um Krankheiten über sie zu bringen. Neben Pfeil und Bogen sind ihre Attribute das [[Wikipedia:Wermutkraut|Wermutkraut]] (lat. „Artemisia absinthium“) und die [[Wikipedia:Zypresse|Zypresse]].


Auch gelten die Tiere des Walds als Attribute.
Im Buch ''Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird'' beschreibt Welzer den [[Globale Erwärmung|Klimawandel]] als noch immer unterschätzte Bedrohung des menschlichen Zusammenlebens.<ref>die tageszeitung: ''[http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=tz&dig=2008%2F04%2F18%2Fa0094&cHash=35a010b05d „Ein schlechtes Gewissen reicht nicht“].'' Interview mit Jan Feddersen und Reiner Metzger, 18. April 2008</ref> Er werde als [[Naturkatastrophe]] betrachtet, es seien aber die sozialen Effekte, die aus den Klimaveränderungen erst Katastrophen werden ließen. Im Zuge dieser Entwicklungen werde [[Gewalt]] zunehmend wieder als Problemlösungsstrategie angesehen. Der Zusammenbruch der politischen und sozialen Ordnung in weiten Teilen der Welt werde zu einem „Dauer[[krieg]]“ führen. Dies sei nur abzuwenden, wenn die wohlhabenden Bevölkerungen der Industrieländer ihren bisherigen [[Konsumgesellschaft|Konsumstil]] veränderten. Von [[Andreas Kilb]] wurde in einer Rezension eingewendet, dass die Vergleiche mit den [[Völkermord]]en des 20.&nbsp;Jahrhunderts „spekulativ“ seien und hinter einer „historischen Analyse“ zurückblieben.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung: ''[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/klimakriege-die-apokalypse-ist-ein-unfertiges-puzzle-1547175.html Die Apokalypse ist ein unfertiges Puzzle].'' 2. Juni 2008</ref> Christiane Grefe dagegen bescheinigte Welzer eine „erschreckend plausible Analyse“, hielt ihm allerdings vor, produktive Verbindungen von Kultur und Technik nicht ins Auge zu fassen.<ref>Die Zeit: ''[http://www.zeit.de/2008/20/ST-Klima/komplettansicht Brandneu: Das Klima!]'' 30. Juli 2008</ref><ref>{{Perlentaucher|harald-welzer/klimakriege|b|Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird}}</ref>


== Charakter ==
Welzer plädiert in ''Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand'' für einen reduktiven Lebensstil im Gegensatz zum – nicht nur in der westlichen Welt vorherrschenden – ''alles immer''. Es gehe nicht um Wachstum, Effizienz und Konsum, sondern um Glück und Zukunftstauglichkeit. Weder das Glück, noch die Zukunftstauglichkeit hänge aber im Wesentlichen vom Besitz ab. Welzer kritisiert, dass der gegenwärtig praktizierte Lebensstil unserer Gesellschaft durch hypertrophes Wachstum seine eigenen Voraussetzungen konsumiere. Welzer stellt verschiedene erfolgreiche Formen des Selbstdenkens und -handelns vor, die sich am Gemeinwohl statt an individuellem Profit orientieren und animiert dazu, die eigenen Handlungsspielräume zu nutzen.<ref>{{Perlentaucher|harald-welzer/selbst-denken|b|Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand}}</ref>
[[Datei:Peter Paul Rubens 024.jpg|miniatur|Artemis bricht mit den Nymphen zur Jagd auf ([[Wikipedia:Peter Paul Rubens|Peter Paul Rubens]], um 1615)]]
Artemis wird meist als [[Jungfrau|jungfräuliche]] Jägerin beschrieben<ref name=klass>C. M. Bowra: ''Klassisches Griechenland''. 1965</ref>, die allein oder von gleichfalls jungfräulichen [[Nymphe]]n begleitet durch die Wälder streift.


Artemis hat den Ruf einer grausamen und strengen Göttin: Beispielsweise steht sie mit Männern auf dem Kriegsfuß, da sie jene für die Geburtswehen der Frauen verantwortlich macht. In dieser Funktion als Hüterin der Gebärenden wird sie mitunter mit [[Wikipedia:Eileithyia|Eileithyia]] oder [[Hera]] gleichgesetzt. Der zerstörerische Aspekt der Artemis wurde vor allem bei abnehmendem Mond geehrt. Artemis war eine wilde, unzähmbare Göttin, die Leben nicht nur gibt, sondern auch nimmt.
Welzer ist Herausgeber von [[taz.FUTURZWEI]], einer vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift für Politik und Zukunft.<ref>{{Internetquelle |url=http://download.taz.de/Heftvorschau_FUTURZWEI_6.pdf |titel=Heftvorschau FUTURZWEI 6 |hrsg=www.taz.de |datum=2018-09-03 |zugriff=2018-12-28}}</ref>
Artemis ist, wie [[Hestia]] oder [[Athene]], eine jungfräuliche Göttin. Sie bewahrt ihre Jungfräulichkeit mit größter Hartnäckigkeit; dies wurde auch von ihren Anhängerinnen erwartet.


==Funktion==
== Schriften ==
In der [[Wikipedia:Ilias|Ilias]] wird Artemis die „Herrin der Tiere“ genannt, deren Junge unter ihrem Schutz stehen. Ihre Begleiter sind neben anderen Jungfrauen [[Wikipedia:Haushund|Hunde]]. Hunde sind traditionellerweise Wächter des Tores zur Unterwelt; Artemis wird teilweise auch als Unterweltgöttin betrachtet, da sie unter anderem mit der Zaubergöttin [[Hekate]] gleichgesetzt wird. Sie jagt nach einigen Sagen in [[Neumond]]nächten, während sie in den übrigen Nächten den Mondwagen über den Himmel lenkt.
* ''Zwischen den Stühlen. Eine Längsschnittuntersuchung zum Übergangsprozess von Hochschulabsolventen.'' Deutscher Studien-Verlag, Weinheim 1990, ISBN 3-89271-196-8.
Sie schützte Frauen jeden Alters sowie Kinder beiderlei Geschlechts. Gleichzeitig wird Artemis zu den [[Fruchtbarkeit]]<nowiki/>sgöttern gerechnet.
* ''Transitionen. Zur Sozialpsychologie biographischer Wandlungsprozesse.'' Edition diskord, Tübingen 1993, ISBN 3-89295-572-7.
Artemis kam als erste von den beiden Zwillingen auf die Welt, und half ihrer Mutter bereits bei Apollos Entbindung. Deshalb beteten die Frauen zu Artemis um eine leichte Geburt.<ref name=klass/>
* (Hrsg.): ''Nationalsozialismus und Moderne.'' Edition diskord, Tübingen 1993, ISBN 3-89295-576-X.
* (Hrsg.): ''Das Gedächtnis der Bilder. Ästhetik und Nationalsozialismus.'' Edition diskord, Tübingen 1995, ISBN 3-89295-590-5.
* ''Verweilen beim Grauen. Essays zum wissenschaftlichen Umgang mit dem Holocaust.'' Edition diskord, Tübingen 1997, ISBN 3-89295-619-7.
* mit Robert Montau & Christine Plaß: ''„Was wir für böse Menschen sind!“ Der Nationalsozialismus im Gespräch zwischen den Generationen.'' Edition diskord, Tübingen 1997, ISBN 3-89295-628-6.
* (Hrsg.): ''Auf den Trümmern der Geschichte. Gespräche mit [[Raul Hilberg]], [[Hans Mommsen]] und [[Zygmunt Bauman]].'' Edition diskord, Tübingen 1999, ISBN 3-89295-659-6.
* (Hrsg.): ''Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung.'' [[Hamburger Edition]], Hamburg 2001, ISBN 3-930908-66-2.
* ''Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung.'' Beck, München 2002, ISBN 3-406-49336-X; ebd. 2005, ISBN 3-406-52858-9.
* mit Sabine Moller & Karoline Tschuggnall: ''Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis.'' Unter Mitarbeit von Olaf Jensen und Torsten Koch. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2002, ISBN 3-596-15515-0.
* mit [[Hans J. Markowitsch]]: ''Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94406-0.
* ''Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden.'' Unter Mitarbeit von Michaela Christ. S. Fischer, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-089431-6.
** ''[http://www.zeit.de/2005/44/P-Welzer/komplettansicht Tötungsarbeit],'' Rezension von [[Christopher Browning|Christopher R. Browning]], ''[[Die Zeit]],'' 27. Oktober 2005
** [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2006-1-135 Rezension] von Tobias Bütow, ''[[H-Soz-u-Kult]],'' 28. Februar 2006
* mit Hans J. Markowitsch (Hrsg.): ''Warum Menschen sich erinnern können. Fortschritte in der interdisziplinären Gedächtnisforschung.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-608-94422-8.
* ''Der Krieg der Erinnerung. Holocaust, Kollaboration und Widerstand im europäischen Gedächtnis'', von Harald Welzer (Hrsg.), S. Fischer, Frankfurt/M. 2007, ISBN 978-3-596-17227-6.
* ''Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird'', S. Fischer, Frankfurt/M. 2008, ISBN 3-10-089433-2.
** ''[http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/literatur_und_kunst/gefuehlte_probleme_1.708219.html Gefühlte Probleme],'' Rezension von [[Uwe Justus Wenzel]], ''[[Neue Zürcher Zeitung]],'' 12. April 2008
** ''[http://www.sueddeutsche.de/wissen/klimakriege-gewalt-als-loesung-1.203242 Gewalt als Lösung],'' Rezension von [[Herfried Münkler]], ''[[Süddeutsche Zeitung]],'' 14. April 2008
** ''[http://www.fr-online.de/literatur/ist-das-schon-haeresie-,1472266,3093210.html Ist das schon Häresie?],'' Rezension von Adam Olschweski, ''[[Frankfurter Rundschau]],'' 8. Mai 2008
** ''[http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=pb&dig=2008%2F05%2F17%2Fa0008&src=GI&cHash=f5fea3a1cf Nichts für Optimisten],'' Rezension von Jörg Plath, ''[[die tageszeitung]],'' 17. Mai 2008
** ''[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/795019/ Die Dimensionen des Klimawandels],'' Rezension von Britta Fecke, ''[[Deutschlandfunk]],'' 2. Juni 2008
* ''Das Ende der Welt, wie wir sie kannten.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-10-043311-4.
* mit [[Claus Leggewie]]: ''Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie.'' S. Fischer, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-10-043311-4.
* mit [[Christian Gudehus]] und Ariane Eichenberg (Hrsg.): ''Erinnerung und Gedächtnis. Ein interdisziplinäres Handbuch.'' Metzler, Stuttgart 2010.
* {{Literatur|Autor=mit [[Sönke Neitzel]]|Titel=Soldaten|ISBN=978-3-10-089434-2|TitelErg=Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben|Verlag=S. Fischer|Ort=Frankfurt/M.|Jahr=2011}}
* mit Dana Giesecke: ''Das Menschenmögliche. Zur Renovierung der deutschen Erinnerungskultur''. Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89684-089-9.
* mit Stefan Rammler: ''Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2013: Geschichten vom guten Umgang mit der Welt''. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-596-19420-9.
** ''[http://blogmatthiasjung.wordpress.com/2012/12/09/der-futurezwei-zukunftsalmanach-2013-rezension Rezension],'' Rezension von Matthias Jung, 9. Dezember 2012
* ''Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand'', S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-089435-9.
** ''[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/harald-welzer-selbst-denken-ein-anleitung-zum-widerstand-alle-mal-umdenken-12104729.html Alle mal umdenken!],'' Rezension von Thomas Thiel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, 6. März 2013
** ''[http://blogmatthiasjung.wordpress.com/2013/04/04/selbst-denken-eine-anleitung-zum-widerstand-harald-welzer-gedanken-aus-der-sicht-eines-christen-eines-theologen-eines-pfarrers Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand. Gedanken aus der Sicht eines Christen, eines Theologen, eines Pfarrers],'' Rezension von Matthias Jung, 4. April 2013
* mit Bernd Sommer: ''Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne.'' oekom, München 2014, ISBN 978-3-86581-662-7.
* mit Dana Giesecke und Luise Tremel: ''FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2015/16''.<ref>[http://www.deutschlandradiokultur.de/zukunftsalmanach-2015-16-wir-werden-verantwortung-getragen.1270.de.html?dram:article_id=308915 Wir werden Verantwortung getragen haben], Rezension von Martin Tschechne im Deutschlandradio Kultur vom 17. Januar 2015, abgerufen 17. Januar 2015</ref> S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014. 544 S.
* mit [[Michael Pauen]]: ''Autonomie. Eine Verteidigung.'' S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2015, ISBN 978-3-10-002250-9.
** [http://pw-portal.de/rezension/38775-autonomie_47165 Rezension] in der [[Annotierte Bibliografie der Politikwissenschaft|Annotierten Bibliografie der Politikwissenschaft]], August 2015.
* ''Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit''. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-002491-6.
* ''Wir sind die Mehrheit. Für eine Offene Gesellschaft'', S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2017. ISBN 978-3-596-29915-7.
* ''Alles könnte anders sein: Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen'', S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019. ISBN 978-3-103974010.


== Mythos ==
== Vorträge und Interviews (Auswahl) ==
{{Zitat | Text = Λητὼ δ' Ἀπόλλωνα καὶ Ἄρτεμιν ἰοχέαιραν<br />ἱμερόεντα γόνον περὶ πάντων Οὐρανιώνων<br />γείνατ' ἄρ' αἰγιόχοιο Διὸς φιλότητι μιγεῖσα. |Autor = [[Wikipedia:Hesiod{{!}}]] |Quelle = ΘΕΟΓΟΝΙΑ - [[Theogonie]] | Übersetzung = Leto gebar den Apollon und Artemis, froh der Geschosse,<br />Beide von holder Gestalt, wie keiner der himmlischen Götter,<br />Da sie gesellt sich in Liebe zum aigistragenden Herrscher. |lang = gr |ref =<ref>{{ Internetquelle | url= http://www.gottwein.de/Grie/hes/thg.php | titel= Hesiod: Theogonie | zugriff= 2013-05-13 | autor = Egon Gottwein | hrsg=  | datum= 2003-09-28 | sprache= griechisch - deutsch }}</ref>}}
* ''[http://www.taz.de/!60183/ „Die Zukunft wird sehr kleinteilig sein“],'' Welzer zu Stuttgart21 in taz, 23. Oktober 2010
Ihre Eltern sind [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] zufolge [[Wikipedia:Leto (Mythologie)|Leto]] und der oberste griechische Gott [[Zeus]], ihr Zwillingsbruder ist [[Apollon]] <ref name=klass/>.
* ''[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/rettung-der-welt-was-sie-sofort-tun-koennen-zehn-empfehlungen-11079178.html Zur Rettung der Welt], ''Was Sie sofort tun können: Zehn Empfehlungen von Welzer in FAS, 28. Oktober 2010
Die von Zeus geschwängerte Leto war auf der Flucht vor dessen eifersüchtiger Ehefrau [[Hera]]. Diese bewirkte jedoch, dass kein einziger Ort der Erde Leto einen Platz zum Gebären bieten sollte. Schließlich wurde Leto von der schwimmenden Insel [[Delos]] aufgenommen. Die Göttin lag neun Tage lang in den Wehen.
* ''{{Webarchiv | url=http://db.swr.de/upload/manuskriptdienst/aula/au20040721_2648.rtf | wayback=20070929095342 | text=Mein Opa und die Nazis. Über Geschichte, Erinnerung und Subjektivität}},'' Vortrag von Welzer in der SWR2-Sendereihe ''Aula,'' 25. Juli 2004 (Manuskript)
* ''{{Webarchiv | url=http://db.swr.de/upload/manuskriptdienst/aula/au20051028_3381.rtf | wayback=20070929125557 | text=Die harmlosen Bestien. Wie aus normalen Menschen Massenmörder werden}},'' Vortrag von Welzer in der SWR2-Sendereihe ''Aula,'' 30. Oktober 2005 (Manuskript)
* ''Holocaust-Täterforschung: Entwicklung von sozialen Gruppen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen,'' Vortrag von Welzer auf der Jugendpflegertagung des Landesjugendamtes Rheinland, November 2007 (Filmversion für Windows-Mediaplayer)
* ''[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wirtschaftskrise-warum-keiner-mehr-durchblickt-1743775.html Wirtschaftskrise: Warum keiner mehr durchblickt],'' Interview mit Nils Minkmar in der ''Frankfurter Allgemeinen Zeitung,'' 7. Dezember 2008
* ''[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1095078/ Wohlstand ohne Wachstum?],'' Harald Welzers sozialpsychologische Analyse gesellschaftlicher Perspektiven im Programm des Deutschlandfunks, 1. Januar 2010
* ''[https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2011/02/Wehrmachtsoldaten-Interview-Heer-Welzer/komplettansicht Ein Erlebnis absoluter Macht]''. Interview (zusammen mit dem Historiker Hannes Heer) in Die Zeit 2/2011
* [http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/03/nationalsozialismus-adolf-hitler-luegen-populismus/komplettansicht ''„Was Hitler sagt, das glaube ich“''] Gastbeitrag. zeit.de, 22. August 2017


[[Datei:Gigant.PNG|miniatur|Gigant im Kampf gegen Artemis]]
== Siehe auch ==
Beim Angriff der [[Gigant (Mythologie)|Giganten]] auf die Olympischen Götter ([[Gigantomachie]]) schoss Artemis den Giganten [[Gration]] mit einem Pfeil nieder, der daraufhin von [[Herakles]] ebenfalls mit einem Pfeil getötet wurde.
* {{WikipediaDE|Harald Welzer}}
 
[[Datei:Tizian 015.jpg|miniatur|links|Artemis und Kallisto ([[Tizian]], 1556-1559)]]
Als Artemis’ Lieblingsgefährtin [[Kallisto (Mythologie)|Kallisto]] von [[Zeus]] vergewaltigt worden war und den [[Arkas]] geboren hatte, wurde sie von Artemis in eine Bärin verwandelt und weggejagt, da eine Entjungferung für die Anhängerinnen der Göttin verboten war. In einer anderen Fassung war es die eifersüchtige [[Hera]], die Kallisto so bestrafte. Zeus versetzte Kallisto als „[[Großer Bär|Große Bärin]]“, (lat. „Ursa Major“, [[Großer Wagen]]) in den Himmel.
 
[[Datei:Titian - Diana and Actaeon - 1556-1559.jpg|miniatur|links|Aktaion überrascht Artemis beim Baden ([[Tizian]], 1556-1559)]]
Die bekannteste Erzählung über ein Zusammentreffen mit einem Mann ist die von [[Aktaion]], einem Enkel des [[Kadmos]], welcher ein leidenschaftlicher Jäger war. Als er wieder einmal jagte und sich in der Mittagshitze einen kühlen Platz im Wald suchte, gelangte er in ein schattiges Tal, welches Artemis geweiht war. In seinem Grund befand sich eine Grotte, wo die Göttin gerade badete. Als Aktaion sie dann nackt sah, verwandelte sie ihn in einen Hirsch, um zu verhindern, dass er von dieser verbotenen Begegnung erzähle. Aktaion wurde wenig später von seinen eigenen Jagdhunden zerfleischt.
Eine Interpretation behauptet, dass Aktaion ein [[Heiliger König]] war, der mit Artemis in ihrer Hirschgestalt Hochzeit hielt und am Ende seiner Zeit sterben musste.
 
In der Realität wurde diese Jagd von Artemis-Priesterinnen nachgespielt, die mit Hundekopf-Masken bedeckt waren und einen als Hirsch verkleideten Mann jagten.
 
Als leidenschaftliche Jägerin freundete Artemis sich mit [[Orion (Mythologie)|Orion]], dem prächtigen und wilden Jäger, an. Ihr Zwillingsbruder Apollon erzürnte sich darüber und forderte Artemis zum Wettkampf heraus: Es gelinge ihr sicher nicht, einen verschwommenen Punkt sehr weit draußen im Meer mit ihrem Pfeil zu treffen. Artemis schaffte dies sehr wohl - und bemerkte zu spät, dass sie damit den Kopf des dort schwimmenden Orion durchbohrt hatte. Deshalb erhob sie ihn als [[Orion (Sternbild)|Sternbild]] in den Himmel, dessen Schulterstern [[Beteigeuze]] hell leuchtet, dessen Kopfstern aber schwerer sichtbar ist.
 
Ein weiterer Mythos sieht Orion als den Jäger, der alle wilden Tiere des Erdkreises töten wollte. Die Erde oder Artemis selbst brachte daraufhin einen [[Skorpione|Skorpion]] hervor, gegen den Orion nichts ausrichten konnte und der ihn schließlich tötete, wonach beide als [[Sternbild]] in den Himmel versetzt wurden.
 
Die Seherin [[Manto]], eine Tochter des [[Teiresias]], rief die thebanischen Frauen auf, der Gottheit Leto Opfer darzubringen. [[Niobe (Mythologie)|Niobe]] jedoch versuchte das Volk zu überreden, der Göttin [[Leto (Mythologie)|Leto]] keine Opfer mehr zu bringen. Sie begründete dies damit, dass sie vierzehn Kinder, sieben Jungen und sieben Mädchen, habe und damit Letos zwei Kinder bei weitem übertraf. Dieses erzürnte die Göttin, die die Geschehnisse vom Berg Kynthos aus angesehen hatte, derart, dass sie ihre Kinder Artemis und Apollon bat, ihr Genugtuung zu verschaffen. Mit Pfeil und Bogen tötete Artemis die Mädchen, Apollon die Jungen (ein Motiv zahlreicher antiker [[Plastik (Archäologie)|Plastiken]]).
 
[[Meleagros (Mythologie)|Meleagros]], der Sohn des [[Kalydon (Ätolien)|kalydonischen]] Königs [[Oineus (Weingott)|Oineus]] und dessen Gemahlin [[Althaia]], vergaß einmal, Artemis ein Opfer zu bringen, während er an alle anderen Götter dachte. Daraufhin entsandte diese den furchtbaren [[Kalydonischer Eber|Kalydonischen Eber]], welcher die Saatfelder und alle anderen bebauten Felder verwüstete. Meleagros begab sich, begleitet unter anderem von [[Atalante]], auf die Jagd nach dem Tier.
 
[[Datei:Virgil Solis - Iphigenia Saved.jpg|miniatur|Entrückung der Iphigenie während ihrer Opferung durch Artemis ([[Virgil Solis]], 1514)]]
Kurz vor dem Beginn des [[Trojanischer Krieg|Trojanischen Krieges]] schickte Artemis eine Windstille, da [[Agamemnon]], der Anführer der [[Achaier]], auf der Jagd eine ihr geweihte Hirschkuh erlegt hatte.<ref name=klass/> Teilweise wird auch als Grund genannt, dieser habe sich gebrüstet, ein besserer Schütze als sie zu sein. Daraufhin forderte Artemis dessen älteste Tochter [[Iphigenie]] zum Opfer. Allerdings hatte Artemis im letzten Augenblick Erbarmen mit dem Mädchen, rettete es vom Opfertisch, legte eine Hirschkuh auf den Altar und entrückte sie als Priesterin nach [[Tauris]] (siehe oben; vgl. auch: ''[[Iphigenie auf Tauris]]'').
[[Datei:Apollo Artemis Brygos Louvre G151.jpg|miniatur|Apollon und Artémis, Médaillon auf einem Attischen Krug]]
[[Datei:Herakles Ceryneian Hind Louvre F 234bis.jpg|miniatur|240px|rechts|Artemis und Apollo wollen Herakles die Kerynitische Hirschkuh wegnehmen. Attische Vase 530–520 v. Chr., heute im [[Louvre]]]]
Die dritte der zwölf Aufgaben des Herakles bestand darin, eine heilige Hirschkuh mit einem goldenen Geweih zu fangen. Als Artemis ihre Jagdprobe hatte ablegen müssen, war diese Hirschkuh eine der fünf gewesen, die Zeus ausgewählt hatte. Nachdem Herakles die Kuh ein Jahr lang gejagt und schließlich gefangen hatte, zog er sich Artemis’ Zorn zu, da ihr die Hirschkuh geweiht gewesen war. Näheres siehe [[Kerynitische Hirschkuh]].
 
== Bezüge in der modernen Literatur ==
Der irische Schriftsteller [[Eoin Colfer]] benannte seine Romanfigur [[Artemis Fowl]] nach der griechischen Göttin. Im dritten Band der Buchreihe „Artemis Fowl - der Geheimcode“ erklärt Fowl: ''„Artemis ist normalerweise ein Frauenname, nach der griechischen Göttin der Jagd. Doch ab und an taucht ein Mann auf, der wegen seines Talents für die Jagd das Recht erlangt, den Namen zu tragen.“''<ref>Eoin Colfer: ''Artemis Fowl - der Geheimcode''. List Taschenbuch, Berlin 2004, ISBN 3-548-60485-4; S. 278</ref>
 
In der Buchreihe um [[Percy Jackson]] wird Artemis im dritten Band ''Percy Jackson: Der Fluch des Titanen'' von Atlas entführt, von Percy, Grover und Thalia jedoch wieder befreit.
 
[[Anna Seghers]] publizierte 1938 „[[Sagen von Artemis]]“.
 
== Literatur ==
* {{LIMC|2|766|771|Artemis in peripheria orientali|Ch. Augè, P. Linat de Bellefonds}}
* [[Anton Bammer]]: ''Das Heiligtum der Artemis von Ephesos.'' 1984.
* E. Bevan: ''The Goddess Artemis and the Dedication of Bears in Sanctuaries.'' In: ''[[The Annual of the British School at Athens]]''. Band 82, 1987, S. 17-22.
* [[Walter Burkert]]: ''Structure and History in Greek Mythology and Ritual.'' Berkeley/Los Angeles/London 1979, S. 123-142.
* Elif Tül Eǧilmez: ''Darstellungen der Artemis als Jägerin in Kleinasien.'' Dissertation. Mainz 1980
* {{LIMC|2|755|763|Artemis Ephesia|[[Robert Fleischer]]}}
* Robert Fleischer: ''Artemis von Ephesos und verwandte Kultstatuen aus Anatolien und Syrien.'' Études préliminaires aux religions orientales dans l'Empire romain 35. Brill, Leiden 1973, ISBN 90-04-03677-6
* [[Wolfgang Helck]]: ''Betrachtungen zur Großen Göttin und den ihr verbundenen Gottheiten.'' München/Wien 1971.
* B. Johnson: ''Lady of the Beasts. Ancient images of the goddess and her sacred animals.'' San Francisco 1981.
* {{LIMC|2|618|753|Artemis|L. Kahil}}
* G.M. Rogers: ''The Sacred identity of Ephesos.'' 1991.
* {{Roscher|1,1|558|608|Artemis|[[Wikipedia:Theodor Schreiber|Theodor Schreiber]]}}
* G. Seiterle: ''Artemis - die große Göttin von Ephesos.'' In: [[Wikipedia:Antike Welt|Antike Welt]]. Jahrgang 10, Heft 3, 1979, S. 6-16.
* {{LIMC|2|792|855|Artemis/Diana|[[Wikipedia:Erika Simon|Erika Simon]], Gerhard Bauchhenß}}
* C. Sourvinou-Inwood: ''Studies in Girl's Transitions.'' 1988.
* [[Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff]]: ''Der Glaube der Hellenen''. Band 2. Weidmann, Berlin 1931–1932, S. 147-150 [http://www.archive.org/stream/MN40017ucmf_0#page/n611/mode/2up Online (1931, archive.org)].


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Artemis}}
{{Commonscat}}
* [http://www.theoi.com/Olympios/Artemis.html Artemis] im Theoi Project (engl.)
{{Wikiquote}}
* {{DNB-Portal|115742174}}
* [http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12178:interview-mit-harald-welzer&catid=101&Itemid=84 „Welches Land wollen wir sein?“] – Interview mit Harald Welzer zu der von ihm und Alexander Carius initiierten Gesprächsreihe „Die offene Gesellschaft“, „Zum Glück muss ich keine Wahlen gewinnen“, Nachtkritik.de, 26.&nbsp;Februar 2016
* {{Webarchiv | url=http://podcast-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/20/209296/209296_2003251.mp3 | wayback=20131021133644 | text=WDR&nbsp;5 – Tischgespräch vom 31.&nbsp;Juli 2013: Kirsten Pape im Gespräch mit Harald Welzer}} (MP3; 25,5&nbsp;MB)
* [https://www.zdf.de/gesellschaft/precht/politik-ohne-plan-wer-denkt-an-die-zukunft-100.html Harald Welzer im Gespräch mit Richard David Precht] (ZDF, 9.&nbsp;September 2013)
* [http://www.jungundnaiv.de/2017/04/23/harald-welzer-ueber-das-grosse-ganze-folge-304/ Harald Welzer im Gespräch mit Tilo Jung] (23.&nbsp;April 2017)
* [http://www.futurzwei.org/ futurzwei.org]
* [http://re-visionen.net/rezension-welzer-smarte-diktatur/ Rezension zu ''Die smarte Diktatur'' von Eckart Löhr]
* [http://re-visionen.net/eckart-loehr-rezension-zu-alles-koennte-anders-sein-von-harald-welzer/ „So geht's. Und wie!“ – Harald Welzer beschreibt eine Zukunft, in der man heute schon gerne leben würde. Eckart Löhr über ''Alles könnte anders sein – Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen'']


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 15. Juli 2019, 16:32 Uhr

Harald Welzer (2015)

Harald Welzer (* 27. Juli 1958 in Bissendorf bei Hannover) ist ein deutscher Soziologe und Sozialpsychologe. Er arbeitet heute als Publizist.

Leben

Als Sprecher auf der See-Conference 2015

Ausbildung

Welzer studierte Soziologie, Politikwissenschaft und Literaturwissenschaft an der Universität Hannover und wurde dort 1988 in Soziologie promoviert. Er habilitierte sich 1993 in Sozialpsychologie und 2001 in Soziologie.

Berufstätigkeit

Von 1988 bis 1993 war Welzer Wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität Hannover. Anschließend war er dort bis 1999 als Dozent für Sozialpsychologie tätig.

Welzer war Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research (CMR) und Leiter verschiedener Teilprojekte des Forschungsschwerpunkts KlimaKultur am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Weiterhin war er Professor für Sozialpsychologie an der privaten Universität Witten/Herdecke. Auf dem Kongress „Bildungsbiennale“, der 2011 von Reinhard Kahl („Archiv der Zukunft“) in Bregenz ausgerichtet wurde, gab er die Absicht bekannt, diese „Verbeamtung“ aufzukündigen, um ein fachliches und politisches Zeichen für „Futurzwei“ zu setzen.

Harald Welzer ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung Futurzwei. Stiftung Zukunftsfähigkeit, die sich das Aufzeigen und Fördern alternativer Lebensstile und Wirtschaftsformen zur Aufgabe gemacht hat[1] und seit Juli 2012 Honorarprofessor für Transformationsdesign[2] an der Europa-Universität Flensburg, wo er das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research leitet.[3] Außerdem ist Welzer Affiliated Member of Faculty am Marial-Center der Emory University (Atlanta/USA), er lehrt an der Universität St. Gallen und ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Beiräte und Akademien. Die Schwerpunkte seiner Forschung und Lehre sind Erinnerung, Gruppengewalt und kulturwissenschaftliche Klimafolgenforschung.

Kommunikationstheorie

Welzers wissenschaftliches Hauptwerk, das auf seiner Habilitationsschrift beruht, erschien 2002 unter dem Titel Das kommunikative Gedächtnis. Mit Hinweis auf neurobiologische Forschungen erklärt Welzer, dass dem menschlichen Gedächtnis ein aktiver mentaler Prozess zugrunde liegt, der weitgehend unbewusst und „implizit“ funktioniert. Das menschliche Gedächtnis hat eine soziale Funktion: In unterschiedlichen Gedächtnis-Funktionen organisiert sich das Wechselspiel von Individualität und Gemeinschaft.
Populäre Metaphern, die das Gedächtnis als Wissens-Speicher mit einer Computer-Festplatte vergleicht, führen in die Irre. Erinnerungs-Bilder sind nicht als fertige Datensätze an einer bestimmten Stelle des Gehirns abgespeichert. Das Gehirn muss, wenn es Erinnerung aktivieren will, aus verschiedenen Arealen Elemente rekonstruieren. Bei jedem Abrufen einer Erinnerung werden assoziativ neue Netzwerke gebildet. Die Erinnerungsfragmente von Medien-Erlebnissen werden grundsätzlich genauso behandelt wie die Fragmente „erlebter“ Erinnerung. Bei der Rekonstruktion von Erinnerung vermischen sich die Quellen.
Auch das autobiographische Gedächtnis ist wesentlich kommunikativ, es stellt sich über „Interaktionssituationen“ her, formuliert Welzer. „Wie man Ich wird“[4] ist dem Menschen natürlich nicht bewusst. Nicht-bewusste Erinnerungen tauchen in „Bauchgefühlen“, spontanen Reaktionen und unerklärlicher Voreingenommenheit auf. Von Emotionen und den Signalen der nonverbalen Kommunikation „weiß“ mein Gehirn deutlich mehr, als über das semantische und das episodische Gedächtnis[5] bewusst ist. Die bewussten wie die unbewussten Elemente des Gedächtnisses sind kommunikativ und lenken unser Wahrnehmen und Handeln im Kontext der Kultur der Gemeinschaft. Aus der Ich- und Wir-Identität im Sinne eines „autobiographischen Gedächtnisses“ entwickeln sich Synchronisierung des Individuums im Verhältnis zu seiner sozialen Umwelt.[6]

Publizist

Welzer während einer Diskussion (2015)

In dem u. a. von ihm herausgegebenen Buch Opa war kein Nazi beschäftigt sich Welzer mit der Zeit des Nationalsozialismus aus sozialpsychologischer Sicht, indem er das Verhalten von Menschen im Alltag während des Nationalsozialismus sowie Formen familiärer Erinnerungstradierung untersucht. Von Täterschaft oder Verantwortung sei in den Familien wenig zu hören gewesen. Verharmlosungen und vorgebliches Nichtwissen tauchten dagegen sehr oft auf. Beteiligte Familienmitglieder würden, so Welzer, sogar als Opfer oder als Helden geschildert.[7]

Im Buch Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden vertieft Welzer die Ergebnisse von Christopher Browning zur Motivation der NS-Unrechtstäter in den Einsatzgruppen, die häufig völlig normale Biografien vorwiesen, etwa Franz Stangl oder Werner Best. Sie entwickelten eine Mentalität oder Binnenrationalität, in der sie als moralisch im Recht dastanden, auch wenn sie Kindererschießungen vornahmen. Die Tötung wird als Arbeit aufgefasst. Die Ergebnisse werden ausgeweitet für Vietnam, Ruanda und Jugoslawien.[8]

Im Buch Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird beschreibt Welzer den Klimawandel als noch immer unterschätzte Bedrohung des menschlichen Zusammenlebens.[9] Er werde als Naturkatastrophe betrachtet, es seien aber die sozialen Effekte, die aus den Klimaveränderungen erst Katastrophen werden ließen. Im Zuge dieser Entwicklungen werde Gewalt zunehmend wieder als Problemlösungsstrategie angesehen. Der Zusammenbruch der politischen und sozialen Ordnung in weiten Teilen der Welt werde zu einem „Dauerkrieg“ führen. Dies sei nur abzuwenden, wenn die wohlhabenden Bevölkerungen der Industrieländer ihren bisherigen Konsumstil veränderten. Von Andreas Kilb wurde in einer Rezension eingewendet, dass die Vergleiche mit den Völkermorden des 20. Jahrhunderts „spekulativ“ seien und hinter einer „historischen Analyse“ zurückblieben.[10] Christiane Grefe dagegen bescheinigte Welzer eine „erschreckend plausible Analyse“, hielt ihm allerdings vor, produktive Verbindungen von Kultur und Technik nicht ins Auge zu fassen.[11][12]

Welzer plädiert in Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand für einen reduktiven Lebensstil im Gegensatz zum – nicht nur in der westlichen Welt vorherrschenden – alles immer. Es gehe nicht um Wachstum, Effizienz und Konsum, sondern um Glück und Zukunftstauglichkeit. Weder das Glück, noch die Zukunftstauglichkeit hänge aber im Wesentlichen vom Besitz ab. Welzer kritisiert, dass der gegenwärtig praktizierte Lebensstil unserer Gesellschaft durch hypertrophes Wachstum seine eigenen Voraussetzungen konsumiere. Welzer stellt verschiedene erfolgreiche Formen des Selbstdenkens und -handelns vor, die sich am Gemeinwohl statt an individuellem Profit orientieren und animiert dazu, die eigenen Handlungsspielräume zu nutzen.[13]

Welzer ist Herausgeber von taz.FUTURZWEI, einer vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift für Politik und Zukunft.[14]

Schriften

Vorträge und Interviews (Auswahl)

Siehe auch

Weblinks

Commons: Harald Welzer - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Homepage von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit.
  2. Pressemitteilung Universität Flensburg (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive)
  3. Archivlink (Memento vom 24. August 2016 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  4. Welzer, Das kommunikative Gedächtnis.2002, S. 111
  5. Welzer, Das kommunikative Gedächtnis.2002, S. 24
  6. Welzer, Das kommunikative Gedächtnis.2002, S. 119
  7. Isabel Heinemann: H. Welzer u. a.: „Opa war kein Nazi“. H-Soz-Kult, abgerufen am 25. März 2018 (Rezension).
  8. Rezensionsnotizen zu Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden bei perlentaucher.de
  9. die tageszeitung: „Ein schlechtes Gewissen reicht nicht“. Interview mit Jan Feddersen und Reiner Metzger, 18. April 2008
  10. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Die Apokalypse ist ein unfertiges Puzzle. 2. Juni 2008
  11. Die Zeit: Brandneu: Das Klima! 30. Juli 2008
  12. Rezensionsnotizen zu Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird bei perlentaucher.de
  13. Rezensionsnotizen zu Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand bei perlentaucher.de
  14. Heftvorschau FUTURZWEI 6. www.taz.de, 3. September 2018, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  15. Wir werden Verantwortung getragen haben, Rezension von Martin Tschechne im Deutschlandradio Kultur vom 17. Januar 2015, abgerufen 17. Januar 2015

[[Kategorie:Autor (Pädagogik)


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