Gilgul Neschamot und Sensorische Substitution: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Gilgul Neschamot''' ([[Hebräische Sprache|hebr.]] גִלְגּוּל נְשָמוֹת, wörtl. das ''Rollen der Seelen'') oder kurz '''Gilgul''' bezeichnet die in der [[jüdisch]]en [[Mystik]] verbreitete Lehre der [[Seelenwanderung]], die nicht mit der [[Reinkarnation]] des [[Geist]]es verwechselt werden darf.  
'''Sensorische Substitution''' übermittelt [[sensor]]ische Informationen mit technischer Hilfe durch eine andere [[Sinnesmodalität]] als üblich. Auf diesem Weg kann der Ausfall eines [[Sinnesorgan]]s teilweise kompensiert oder [[Reiz]]e, für die wir keine entsprechenden Organe haben, der [[Wahrnehmung]] zugänglich gemacht werden ('''Sensorische Augmentation''').


Die Seelenwanderungslehre, wie sie auch in der [[Kabbala]] gelehrt wird, beruht darauf, dass die unverwandelten [[Begierden]] des [[Menschen]] nach dem [[Tod]] im [[Kamaloka]] dem [[Astralleib]] eine [[tier]]ische [[Gestalt]] verleihen. Ähnlich geschieht es auch, wenn der Astralleib im Zuge des geistigen [[Schulungsweg]]s herausgehoben wird. Um das zu verhindern, musste der Geistesschüler zuvor streng auf eine entsprechende [[seelisch]]e Läuterung ([[Katharsis]]) hinarbeiten.  
So können etwa bei Blinden [[Optik|optische]] Daten mittels einer Matrix elektrisch gesteuerter Druckstifte auf die Haut übertragen und durch [[taktile Wahrnehmung]] erfasst werden. Nötig ist dazu ein geeigneter [[Sensor]], im gegeben Fall eine Videokamera, ein geeignetes Übertragungssystem, das die sensorischen Daten konvertiert, und ein entsprechender Stimmulator, hier die elektrische gesteuerte Druckstift-Matrix. Derartige Versuche wurden schon in den 1960er Jahren von [[Wikipedia:Paul Bach-y-Rita|Paul Bach-y-Rita]] (1934-2006), der auf diesem Gebiet Pionierarbeit leistete, erfolgreich durchgeführt. Nach einer Trainigsphase lernten die Versuchspersonen, sich im Raum zu orientieren und Formen zu erkennen<ref name="TVSS">{{Literatur |Autor=Paul Bach-y-Rita, CC Collins, F. Saunders, B. White, L. Scadden |Jahr=1969 |Titel=Vision substitution by tactile image projection |Sammelwerk=Nature |Band=221 |Seiten=963–964 |DOI=10.1038/221963a0 }}</ref><ref>{{Literatur | Titel = A History of the Mind: Evolution and the Birth of Consciousness | Autor = [[Wikipedia:Nicholas Humphrey|Nicholas Humphrey]] | Verlag = Springer | Jahr = 1999 | ISBN = 0-387-98719-3 | Online = {{Google Buch |BuchID=W8G8Oji53XsC |Seite=79 |Hervorhebung="Paul Bach-y-Rita" }} }}</ref>. Nach einigen Wochen verschwanden sogar die Druckempfindungen und an ihre Stelle trat eine grobe räumliche Empfindung, die den angebotenen optischen Daten entsprach<ref>{{Literatur |Autor=Paul Bach-y-Rita |Jahr=2004 |Titel=Tactile sensory substitution studies |Sammelwerk=Annals of New York Academic Sciences |Band=1013 |Seiten=83–91 |DOI=10.1196/annals.1305.006 }}</ref>. Möglich ist das durch die [[Neuroplasizität]] des [[Gehirn]]s, durch das es sich der Struktur der angebotenen Daten bis zu einem gewissen Grad anpassen kann.  


Der [[Begriff]] ''Gilgul Neschamot'' kommt zwar im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]], der [[Hebräer|hebräischen]] [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] nicht vor, wird aber in den Überlieferungen des [[Wikipedia:Talmud|Talmud]] an einzelnen Stellen kontrovers diskutiert und ist ein zentrales Element der [[Kabbala]], so etwa im [[Sefer ha-Bahir]] („Buch der Erleuchtung“), das als ältestes kabbalistisches Werk gilt, und in dem Ende des 13. Jahrhunderts weithin bekannten [[Sefer ha-Sohar]] („Buch des Glanzes“), das die Seelenwanderungslehre für eine Weile zum Allgemeingut des osteuropäischen [[Judentum]]s machte.
Mittels eines als [[WikipediaEN:Brainport|Brainport]] bezeichneten Geräts können die sensorischen Daten auch mittels einer Elektroden-Matrix auf die [[Zunge]] übertragen werden<ref>Y. Danilov und M. Tyler: ''Brainport: an alternative input to the brain'', in: Journal of Integrative Neuroscience 2005, 4(04) {{doi|10.1142/S0219635205000914}}</ref>. Das Konzept wurde ursprünglich von Paul Bach-y-Rita entwickelt, um den [[Gleichgewichtssinn]] von [[Wikipedia:Schlaganfall|Schlaganfall]]-Patienten zu unterstützen, wird aber auch zur Übertragung optischer Informationen benutzt<ref>[http://discovermagazine.com/2003/jun/feattongue Can you see with your tongue?] ''Discover Magazine'', 1. Juni 2003</ref>.


In dem auf den Lehren [[Wikipedia:Rabbi|Rabbi]] [[Isaak Luria]]s (1534–1572) beruhendem [[Schaar ha-Gilgulim]] („Tor der Wiedergeburten“) werden umfassend und präzise die verwickelten Gesetzmäßigkeiten der kabbalistischen Wiedergeburtslehre im Sinne der [[Seelenwanderung]] beschrieben, wobei ausdrücklich auf einzelne Verse im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]] verwiesen wird. Geschildert wird die Wiedergeburt von fünf verschiedenen Seelenteilen ([[Nephesch]], [[Ruach]], [[Neschama]], [[Chaya]] und [[Yechida]]). Jede dieser fünf Seelen wurde zusammen mit den entsprechenden [[Organ]]en [[Adam]]s geschaffen. Und so wie es niedere und höhere Organe gibt, gibt es auch niedere und höhere Seelenarten. Jede menschliche Seele ist ein Funke ({{HeS|נִיצוֹץ}}, ''nitzotz'') der Seele Adams. Durch den [[Sündenfall]] wurden diese Seelenarten durcheinandergebracht und selbst den reinsten wurde etwas von den geistverlassenen "Schalen" (''[[Qelipot|Qlīpōt]]'') beigemischt, die durch den ''Bruch der Gefäße'' ([[Schvirat ha-Kelim]]) entstanden waren, nachdem die inneren sechs [[Sephiroth]], von [[Chesed]] abwärts bis [[Jesod]], der Gewalt des zum Strahl geformten göttlichen Lichts nicht standgehalten hatten, und seitdem die Grundlage des [[Das Böse|Bösen]] bilden. Die Verwirrung der Seelen wird nach [[Isaak Luria]] erst mit dem Erscheinen des [[Messias]] verschwinden. Bis dahin kann die Seele nicht zu ihrer Quelle zurückkehren und erlöst werden, sondern muss durch zahllose Wiedergeburten ([[Gilgul Neschamot]], [[Hebräische Sprache|hebr.]] גִלְגּוּל נְשָמוֹת, wörtl. das ''Rollen der Seelen'') wandern - nach Luria nicht nur in menschlichen Körpern, sondern - ganz im Sinne der [[Seelenwanderung]]slehre - auch in Tieren, Pflanzen und sogar in unbelebten Dingen wie Flüsse, Holz und Stein. Das bezieht sich aber nicht wie bei der [[Reinkarnation]] auf das [[Ich]], sondern auf den [[Astralleib]].
Versuche wurden auch mit einer Übersetzung der optischen Informationen in [[Akustik|akustische]] Signale gemacht. Während bei früh erblindeten Personen eine auditorische oder taktile Wahrnehmung auftrat, erlebten sehende Versuchspersonen, die mit verbundenen Augen getestet wurden, visuelle Eindrücke. Untersuchungen mittels [[Wikipedia:Funktionelle Magnetresonanztomographie|fMRT]] zeigten, dass aber bei beiden Gruppen neben den auditorischen bzw. somatosensorischen [[Hirnareal]]en auch solche aktiv sind, die üblicherweise der visuellen Wahrnehmung dienen ([[Brodmann-Areale]] 17, 18 und 19) <ref>{{Literatur |Autor=C. Poirier, AG De Volder, C. Scheiber |Jahr=2007 |Titel=What neuroimaging tells us about sensory substitution |Sammelwerk=Neuroscience and Behavioral Reviews |Band=31 |Seiten=1064–1070 |DOI=10.1016/j.neubiorev.2007.05.010 |Online=[http://chronos.isir.upmc.fr/~gas/pam/img_auth.php/e/e8/Poirier2007b.pdf pdf]}}</ref>.


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[[David Eagleman]] entwickelte mit seinen Mitarbeitern eine Weste (VEST), die die unter der Kleidung getragen werden kann und mit kleinen Vibratoren akustische Signale als dynamisches Muster auf den Oberkörper überträgt. Bereits nach etwa fünf Tagen konnten von Geburt an gehörlose
"Wenn ein Mensch sündhaft gestorben ist, muss er die Strafen
Menschen gesprochene Worte korrekt verstehen<ref>[[David Eagleman]]: ''The Brain: Die Geschichte von dir'', 3. Auflage, Pantheon Verlag 2017, ISBN 978-3570552889, S. 210</ref><ref>https://www.eagleman.com/research/sensory-substitution</ref><ref>Scott D. Novich, David M. Eagleman: ''Using space and time to encode vibrotactile information: toward an estimate of the skin’s achievable throughput'', Experimental Brain Research, October 2015, Volume 233, Issue 10, pp. 2777–2788 {{doi|10.1007/s00221-015-4346-1}}</ref>.
der Seelenwanderung an mancherlei Orten aushalten.
Nur wenige Menschen sind davor bewahrt, in ein Tier, Mineral
oder eine Pflanze einzugehen.


Ein Beamter, der sich über das Volk erhebt, wandert in den
== Siehe auch ==
Körper einer Biene. Dasselbe Schicksal widerfährt einem
übermäßigen Schwätzer.


Wer Blut vergossen hat, dessen Seele fährt in das Wasser
* {{WikipediaDE|Sensorische Substitution}}
und wird dort ruhelos hin- und hergewälzt. Wenn die Menschen
* {{WikipediaEN|Sensory substitution}}
diese Pein kennen würden, dann würden sie immer
weinen. Am größten ist die Qual in einem Wasserfall. Wer
ein Verbrechen begangen hat, das mit Erdrosseln hätte bestraft
werden müssen, wird in seinen nachfolgenden Leben
ständig im Wasser ersäuft. Ehebrecher und Ehebrecherinnen
werden zusammen in das sich ständig drehende Rad einer Wassermühle gebannt. Wer schlecht von dem anderen
spricht und verleumdet, der wird zu einem stummen Stein.
Wer einem Juden unreine Speise vorsetzt, wird in ein vom
Wind bewegtes Blatt verkörpert. Wer seine Hände nicht reinigt,
wird zu Wasser. Dasselbe widerfährt dem, der die vorgeschriebenen
Danksagungen nicht spricht." {{Lit|Luria, IV,I,19, zit. nach Werner, S 200}}
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Deutlich wird dabei zwischen lebenslanger [[Inkarnation]] (Gilgul) und bloß vorübergehenden [[Inkorporation]] einer fremden guten [[Seele]] ([[Ibbur]]) oder bösen Seele ([[Dibbuk]]) unterschieden.
== Literatur ==
 
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"In den vorausgehenden Ausführungen ist gesagt worden,
dass in allen Seelen eine Mischung von Gutem und Bösem vorhanden ist. Sie kommen aus ihrem himmlischen Zustand
Vor der Geburt in diese Welt, um das Gute durch Ausscheidung
des Bösen wiederherzustellen. Die einen kommen in
diese Welt durch das Geheimnis der Seelenwanderung, die
anderen durch das der Seelenschwängerung. Ich habe jetzt
darzulegen, was Seelenwanderung (Gilgul) und Seelenschwängerung (Ibbur) bedeuten.
 
Seelenwanderung findet statt, wenn bei der leiblichen Geburt
eines Kindes zugleich eine für dieses bestimmte Seele
mit in die Welt eintritt. Diese muss dann alle Schmerzen
und Mühen empfinden, die über diesen Körper von seiner
Geburt an bis zu seinem Tod kommen. Die Seele kann den
Körper nicht eher verlassen, bis er gestorben ist. Seelenschwängerung
aber findet statt, wenn eine Seele in den Körper
eines schon mit einer Seele geborenen und heranwachsenden Menschen kommt. Wenn in einen solchen
Menschen noch eine andere Seele gelangt, ist diese gleichsam
wie eine Schwangere, die außer ihrem Leib noch einen
anderen in sich hat. Daher kommt der Ausdruck Seelenschwängerung. Diese erfolgt, wie schon gesagt, erst bei einem
heranwachsenden Menschen, das heißt bei einem
Menschen, der mindestens 13 Jahre und einen Tag alt ist.
 
[...]
 
Diese Seelenschwängerung geschieht aus zwei Gründen:
Zum Einen erfolgt sie, wenn die neu hinzukommende Seele
In ihrem früheren Erdenleben ein Gebot nicht erfüllen
konnte. Diese Pflichtverletzung ist aber nicht so schwer,
dass sie deshalb noch einmal eine Seelenwanderung durchmachen
muss. Sie kommt daher in jenen Menschen nur, um
die ihr entgangene Gelegenheit zur Erfüllung jener Pflicht
nachzuholen.
 
Zum Anderen kommt jene Seele zu der schon vorhandenen
hinzu, wenn der Besitzer dieser ersten Seele die andere nötig
hat, damit sie ihm helfe, ihn gerecht mache und regiere.
Dann ist die hinzukommende Seele frei von Mängeln. In
beiden Fällen erfolgt die Seelenschwängerung erst in einem
Alter von 13 Jahren und einem Tag.
 
Im Übrigen besteht zwischen beiden Fällen folgender Unterschied.
Wenn die schwängernde Seele zu der ursprünglichen
hinzukommt, um einen eigenen Mangel auszugleichen,
so verbreitet sie sich wie die bereits vorhandene
durch den ganzen Körper, erduldet wie diese alle Schmerzen
und Mühen des Körpers und muss in ihm so lange
verweilen, bis sie die noch ausstehenden Pflichten erfüllt
hat. Dann trennt sie sich wieder von jenem Menschen.
 
Wenn aber die schwängernde Seele in einen Menschen
kommt, weil dieser ihre Unterstützung nötig hat, so erduldet
sie keinerlei Schmerzen und Mühen dieses Körpers, da sie
ja nicht selbst an einem Mangel leidet und nicht um ihrer
selbst willen gekommen ist. Daher ist ihr auch keine Zeit
vorgeschrieben, vor deren Ablauf sie sich nicht von jenem
Körper trennen dürfte. Vielmehr bleibt sie in jenem Körper
so lange, wie sie es für richtig hält. Wenn der Mensch Gutes
tut, so verweilt sie bei ihm und vereinigt sich mit ihm um
so inniger, je besser der betreffende Mensch wird. Wenn er
dagegen Schlechtes tut und schlecht wird, so trennt sie sich
aus eigenem Antrieb von ihm.
 
[...]
 
Zuweilen kann es geschehen, dass in einem eben geborenen
Körper nicht nur eine Seele das Dasein auf Erden erneut
durchmacht, sondern zur gleichen Zeit zwei, drei, ja sogar
vier sich mit diesem Körper zu einer neuen Erdenwanderung
verbinden. Sie müssen aber von gleicher Natur sein.
Mehr als vier können aber in demselben Körper nicht vereinigt sein. Der Zweck dieser Vereinigung ist ihre gegenseitige Unterstützung in der Sühnung der Schuld, die der
Grund für ihr neues Erdenleben ist. Manchmal beherbergt
jener Körper nur eine Seele, die zum ersten Mal ein neues
Erdendasein erdulden muss. Aber es kommt auch vor, dass
bei einer erstmalig wandernden Seele solche dabei sind, die
dies schon zwei Mal oder drei Mal erduldet haben. Aber
mehr als eine erstmalig wandernde und drei wiederholt
wandernde Seelen sind nie in einem Körper.
 
Ebenso können sich bei einer Seelenschwängerung nie
mehr als drei andere schwängernde Seelen vereinigen.
 
Doch im Gegensatz zu der Seelenwanderung, bei der die
verschiedenen Seelen alle zugleich in den neugeborenen
Körper kommen, erfolgt bei der Seelenschwängerung der
Hinzutritt mehrerer Seelen zu der ursprünglichen in einer
bestimmten Reihenfolge. Zuerst kommt eine Seele, die wegen
ihrer geringeren Vollkommenheit tiefer steht, hinzu, dann die vollkommenere und schließlich diejenige, die alle
überragt." {{Lit|Luria, I,V, zit. nach Werner, S 194ff}}
</div>
 
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"Der Mensch muss so lange neue Seelenwanderungen
durchmachen, bis alle Teile seiner Seele von allen Mängeln
der früheren Leben auf Erden vollständig beseitigt sind." {{Lit|Luria, I,VI,1, zit. nach Werner, S 198}}
</div>


Auch heute noch ist die Wiedergeburtslehre im [[Wikipedia:Orthodoxes Judentum|orthodoxen Judentum]] weit verbreitet, namentlich bei den [[Wikipedia:Chassidim|Chassidim]], wo sie schon von dem Begründer der osteuropäischen chassidischen Bewegung, Rabbi [[Wikipedia:Israel ben Elieser|Israel ben Elieser]] (1698–1760), ausgeht.
* Achim Stephan, Sven Walter: ''Handbuch Kognitionswissenschaft'', J.B. Metzler Verlag 2013, ISBN 978-3476023315, S. 427 - 431 ([https://books.google.at/books?id=rvBFDwAAQBAJ&pg=PA428 eingeschränkte Vorschau])


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==
* [[Reinkarnation]]
* [[Seelenwanderung]]


== Literatur ==
<references />
# [[Isaak Luria]]: ''Das Buch von der Seelenwanderung''
# Helmut Werner: ''Die Kabbala'', Komet Verlag, Köln 2002, ISBN 978-3-89836-165-1


[[Kategorie:Reinkarnation und Karma]] [[Kategorie:Mystik]] [[Kategorie:Judentum]] [[Kategorie:Kabbala]]
[[Kategorie:Sinne]] [[Kategorie:Wahrnehmung]]

Aktuelle Version vom 21. August 2018, 10:01 Uhr

Sensorische Substitution übermittelt sensorische Informationen mit technischer Hilfe durch eine andere Sinnesmodalität als üblich. Auf diesem Weg kann der Ausfall eines Sinnesorgans teilweise kompensiert oder Reize, für die wir keine entsprechenden Organe haben, der Wahrnehmung zugänglich gemacht werden (Sensorische Augmentation).

So können etwa bei Blinden optische Daten mittels einer Matrix elektrisch gesteuerter Druckstifte auf die Haut übertragen und durch taktile Wahrnehmung erfasst werden. Nötig ist dazu ein geeigneter Sensor, im gegeben Fall eine Videokamera, ein geeignetes Übertragungssystem, das die sensorischen Daten konvertiert, und ein entsprechender Stimmulator, hier die elektrische gesteuerte Druckstift-Matrix. Derartige Versuche wurden schon in den 1960er Jahren von Paul Bach-y-Rita (1934-2006), der auf diesem Gebiet Pionierarbeit leistete, erfolgreich durchgeführt. Nach einer Trainigsphase lernten die Versuchspersonen, sich im Raum zu orientieren und Formen zu erkennen[1][2]. Nach einigen Wochen verschwanden sogar die Druckempfindungen und an ihre Stelle trat eine grobe räumliche Empfindung, die den angebotenen optischen Daten entsprach[3]. Möglich ist das durch die Neuroplasizität des Gehirns, durch das es sich der Struktur der angebotenen Daten bis zu einem gewissen Grad anpassen kann.

Mittels eines als Brainport bezeichneten Geräts können die sensorischen Daten auch mittels einer Elektroden-Matrix auf die Zunge übertragen werden[4]. Das Konzept wurde ursprünglich von Paul Bach-y-Rita entwickelt, um den Gleichgewichtssinn von Schlaganfall-Patienten zu unterstützen, wird aber auch zur Übertragung optischer Informationen benutzt[5].

Versuche wurden auch mit einer Übersetzung der optischen Informationen in akustische Signale gemacht. Während bei früh erblindeten Personen eine auditorische oder taktile Wahrnehmung auftrat, erlebten sehende Versuchspersonen, die mit verbundenen Augen getestet wurden, visuelle Eindrücke. Untersuchungen mittels fMRT zeigten, dass aber bei beiden Gruppen neben den auditorischen bzw. somatosensorischen Hirnarealen auch solche aktiv sind, die üblicherweise der visuellen Wahrnehmung dienen (Brodmann-Areale 17, 18 und 19) [6].

David Eagleman entwickelte mit seinen Mitarbeitern eine Weste (VEST), die die unter der Kleidung getragen werden kann und mit kleinen Vibratoren akustische Signale als dynamisches Muster auf den Oberkörper überträgt. Bereits nach etwa fünf Tagen konnten von Geburt an gehörlose Menschen gesprochene Worte korrekt verstehen[7][8][9].

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1.  Paul Bach-y-Rita, CC Collins, F. Saunders, B. White, L. Scadden: Vision substitution by tactile image projection. In: Nature. 221, 1969, S. 963–964, doi:10.1038/221963a0.
  2.  Nicholas Humphrey: A History of the Mind: Evolution and the Birth of Consciousness. Springer, 1999, ISBN 0-387-98719-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
  3.  Paul Bach-y-Rita: Tactile sensory substitution studies. In: Annals of New York Academic Sciences. 1013, 2004, S. 83–91, doi:10.1196/annals.1305.006.
  4. Y. Danilov und M. Tyler: Brainport: an alternative input to the brain, in: Journal of Integrative Neuroscience 2005, 4(04) doi:10.1142/S0219635205000914
  5. Can you see with your tongue? Discover Magazine, 1. Juni 2003
  6.  C. Poirier, AG De Volder, C. Scheiber: What neuroimaging tells us about sensory substitution. In: Neuroscience and Behavioral Reviews. 31, 2007, S. 1064–1070, doi:10.1016/j.neubiorev.2007.05.010 (pdf).
  7. David Eagleman: The Brain: Die Geschichte von dir, 3. Auflage, Pantheon Verlag 2017, ISBN 978-3570552889, S. 210
  8. https://www.eagleman.com/research/sensory-substitution
  9. Scott D. Novich, David M. Eagleman: Using space and time to encode vibrotactile information: toward an estimate of the skin’s achievable throughput, Experimental Brain Research, October 2015, Volume 233, Issue 10, pp. 2777–2788 doi:10.1007/s00221-015-4346-1