Arabismus und Kategorie:Dramatisches Werk von Lessing: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Arabismus''', der die Impulse der [[Akademie von Gondishapur]] aufnahm, brachte verfrüht die [[Bewusstseinsseele]] und den damit verbundenen [[Intellekt]] zur Entfaltung, aber nicht durch die eigene innere Anstrengung des [[Mensch]]en, sondern wie durch eine Art Offenbarung. Damit konnte man zwar zur [[Erkenntnis]] der äußeren [[Natur]] kommen, die [[Geistige Welt|geistige Welt]] jedoch blieb verschlossen. Hätte nicht der aufblühende [[Mohammedanismus]] diesen Impuls gedämpft, wäre der Mensch von seiner weiteren geistigen Entwicklung überhaupt abgeschnitten worden.
[[Kategorie:Dramatisches Werk von Lessing|!]]
 
[[Kategorie:Dramatisches Werk|Dramatisches Werk Lessing]]
== Arabismus und Bewusstseinsseele ==
[[Kategorie:Werk von Lessing|101]]
 
[[Kategorie:Drama|Drama Lessing]]
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"Der
Arabismus ist nach der einen Seite seines Wesens eine verfrühte
Entfaltung der Bewußtseinsseele. Er bot durch das
in der Richtung der Bewußtseinsseele zu früh wirkende
Seelenleben die Möglichkeit, daß sich in ihm von Asien aus
über Afrika, Südeuropa, Westeuropa eine geistige Welle
ergoß, die gewisse europäische Menschen mit einem Intellektualismus
erfüllte, der erst später kommen durfte; Süd- und
Westeuropa bekamen im siebenten, achten Jahrhundert
geistige Impulse, die erst im Zeitalter der Bewußtseinsseele
hätten kommen dürfen.
 
Diese geistige Welle konnte das Intellektuelle im Menschen
wecken, nicht aber das tiefere Erleben, durch das die
Seele in die Geist-Welt taucht.
Wenn nun der Mensch im fünfzehnten bis zum neunzehnten
Jahrhundert sein Erkenntnisvermögen in Tätigkeit
brachte, so konnte er nur bis zu einer Seelentiefe untertauchen,
in der er noch nicht auf die geistige Welt stieß.
Der in das europäische Geistesleben einziehende Arabismus
hielt die erkennenden Seelen von der Geist-Welt zurück.
Er brachte - verfrüht - den Intellekt zur Wirksamkeit,
der nur die äußere Natur fassen konnte.
 
Und dieser Arabismus erwies sich als sehr mächtig. Wer
von ihm erfaßt wurde, in dem begann ein innerer - zum
großen Teile ganz unbewußter - Hochmut die Seele zu ergreifen.
Er empfand die Macht des Intellektualismus; aber
er empfand nicht das Unvermögen des bloßen Intellektes, in
die Wirklichkeit einzudringen. So überließ er sich denn der
äußeren sinnenfälligen Wirklichkeit, die sich durch sich
selbst vor den Menschen hinstellte; aber er kam gar nicht
darauf, an die geistige Wirklichkeit heranzutreten." {{Lit|{{G|026|245f}}}}
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Hätte nicht der aufblühende [[Mohammedanismus]] diesen Impuls gedämpft, wäre der Mensch von seiner weiteren geistigen Entwicklung überhaupt abgeschnitten worden. In dieser abgeschwächten Form war die arabische Kultur durchaus ein wichtiges Kulturferment für [[Wikipedia:Europa|Europa]].
 
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"Es war einmal der Segen Europas,
daß über Südeuropa herüber die arabische, maurische Kultur sich ausbreitete.
Für die damalige Zeit war vollberechtigt dasjenige, was aber
heute [[ahrimanisch]] geworden ist." {{Lit|{{G|159|242f}}}}
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== Arabismus und aristotelische Wissenschaft ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Der innere Gehalt des Mohammedanismus
gründet sich im wesentlichen auf einfache
monotheistische Ideen, die sich beschränken auf ein göttliches
Grundwesen, dessen Natur und Gestalt man nicht besonders
erforscht, das man nicht ergründet, in dessen Willen
man sich aber ergibt, das man glaubt. Deshalb ist diese
Religion dazu geschaffen, ein ungeheures Vertrauen in diesen
Willen hervorzurufen, das zum Fatalismus führt, zur
willenlosen Ergebung. Daher war es möglich, daß in wenigen
Menschenaltern diese Stämme die arabische Herrschaft
ausdehnten über Syrien, Mesopotamien, Nordafrika bis zu
dem Reich der Westgoten in Spanien, so daß bereits um die
Wende des 7. zum 8. Jahrhundert die Mauren ihre Herrschaft
dort ausbreiteten und an die Stelle der westgotischen
ihre eigene Kultur setzten.
 
So strömt etwas ganz Neues, Andersgeartetes in die europäische
Kultur. Auf eigentlich geistigem, religiösem Gebiet
hat diese arabische Kultur nur einen einfachen Inhalt, der
in der Seele gewisse Kräfte begründete, aber nicht viele
Vorstellungen erwirkte, nicht den Geist besonders in Anspruch
nahm. Dieser Geist war nicht erfüllt vom Nachdenken
über Dogmen, über Engel und Dämonen und so weiter.
Aber war der Geist nicht damit erfüllt, so mit dem, was
den christlich-germanischen Stämmen damals fehlte: mit
äußerer Wissenschaftlichkeit. Fortgebildet finden wir hier
alle jene Wissenschaften, wie Medizin, Chemie, mathematisches
Denken. Der praktische Geist, der aus Asien mit
nach Spanien gebracht war, fand nun in Seefahrten und so
weiter Betätigung. Er wurde hinübergebracht in einer Zeit,
wo dort ein wissenschaftsloser Geist sein Reich begründet
hatte. Die maurischen Städte wurden Stätten ernster, wissenschaftlicher
Arbeit: wir sehen da eine Kultur, die jeder,
der sie kennt, nur bewundern kann, von der ein ''Humboldt''
sagte: «Diese Weite, diese Intensität, diese Schärfe des Wissens
ist ohne Beispiel in der Kulturgeschichte.» Diese maurischen
Gelehrten sind voll Weitblick und Tiefsinn und haben
nicht nur wie die Germanen die griechische Wissenschaft
übernommen, sondern vorgebildet. ''Aristoteles'' lebte
auch bei diesen fort, aber bei den Arabern der wahre Aristoteles
als Vater der Wissenschaft, verehrt mit großem
Weitblick. Es ist interessant zu sehen, wie das, was in Griechenland
vorgebildet war, die alexandrinische Kultur, dort
fortlebte, und damit haben wir eine der merkwürdigsten
Strömungen im menschlichen Geistesleben berührt. Die
Araber lieferten die Grundlagen zur objektiven Wissenschaft.
Diese strömte zunächst von da aus ein in die angelsächsischen
Klöster in England und Irland, wo das alte
energische keltische Blut lebte. Eigentümlich war es zu sehen,
was für ein reger Verkehr zwischen ihnen und Spanien
eingeleitet wurde, und wie dort, wo Tiefsinn und Fähigkeit
zum Denken vorhanden war, die Wissenschaft durch Vermittlung
der Araber auflebte.
 
Und es ist eine merkwürdige Erscheinung, wenn wir weiter
sehen, daß die Araber, die anfangs ganz Spanien in Besitz
nahmen, bald äußerlich besiegt wurden in der Schlacht
bei Poitiers 732 durch die Franken unter Karl Martell
Damit siegte äußerlich die physische Kraft der Franken
über die physische Kraft der Mauren. Aber unbesiegbar
bleibt die geistige Kraft der Araber, und so wie einst die
griechische Bildung erobernd in Rom auftritt, so erobert
sich die arabische Bildung den Westen, den siegreichen
Germanen gegenüber. Wenn nun die Wissenschaft, die
man braucht, um den Gesichtskreis für Handel und Weltverkehr
auszubreiten, wenn die Städtekultur entsteht, so
sehen wir, daß es arabische Einflüsse sind, die hier sich geltend
machen, ganz neue Elemente, die hier einströmen,
und die versuchen, sich den alten anzupassen." {{Lit|{{G|51|132ff}}}}
</div>
 
=== Arabismus und Logik ===
 
<div style="margin-left:20px">
"Die Logik ist zwar für alle Welten anwendbar, aber unmittelbar
angewendet kann sie nur in bezug auf die physische Welt werden.
Also an ihr Instrument, an das physische Gehirn ist die Logik unbedingt
gebunden, wenn sie als menschliche Logik auftritt; nie hätte das
rein begriffsmäßige Denken in die Welt kommen können ohne das
Weiter-Heruntersteigen in die sinnliche Welt. Sie sehen, die Ausbildung
des logischen Denkens ist verknüpft mit dem Verlust der alten hellseherischen
Anschauung; wirklich hat der Mensch das logische Denken
erkaufen müssen mit diesem Verlust. Er muß sich die hellseherische
Anschauung wiederum hinzuerwerben zu dem logischen Denken. In
späteren Zeiten wird der Mensch die Imagination dazu erhalten, aber
das logische Denken wird ihm bleiben. Erst mußte das menschliche
Gehirn erschaffen werden, heraustreten mußte der Mensch in die physische
Welt. Der Kopf mußte erst ganz ausgestaltet werden, dem Ätherkopfe
gleich, damit dieses Gehirn im Menschen sei. Da erst war es
möglich, daß der Mensch in die physische Welt herabsteigen konnte.
Zur Rettung des Spirituellen aber mußte der Zeitpunkt gewählt werden,
wo noch nicht der letzte Impuls zum rein mechanischen, zum rein
äußerlichen Denken gegeben war. Wenn der Christus einige Jahrhunderte
später erschienen wäre, dann wäre er sozusagen zu spät gekommen,
dann wäre die Menschheit zu weit heruntergestiegen gewesen,
sie hätte sich mit dem Denken zu weit verstrickt gehabt, sie hätte den
Christus nicht mehr verstehen können. Vor dem letzten Impulse mußte
der Christus erscheinen, da noch konnte die religiös spirituelle Strömung
als eine Glaubensströmung gerettet werden. Und dann konnte der
letzte Impuls gegeben werden, der das Denken des Menschen herunterstieß
in den tiefsten Punkt, so daß die Gedanken ganz gefesselt, gebannt
wurden an das physische Leben. Das wurde durch die Araber
und Mohammedaner gegeben. Der Mohammedanismus ist nichts anderes
als eine besondere Episode in diesem Arabertum, denn in seinem
Herüberziehen nach Europa gibt er den letzten Einfluß in das rein logische
Denken, das sich nicht erheben kann zu Höherem, Geistigem." {{Lit|{{G|105|193}}}}
</div>
 
=== Arabismus und die Wissenschaft der physischen Welt ===
 
{{GZ|Die Araber
haben das, was sie haben, von Mohammed erhalten. Mohammed
führte die Wissenschaft ein, die nur von den Gesetzen des physischen
Planes durchzogen ist. Die christlichen Mönche bekamen
Anregungen von den Mauren. Zwar wurden die Mauren durch
politische Macht zurückgeschlagen, aber der Monotheismus, der
eine Vertiefung der physischen Wissenschaft mit sich bringt, ist
durch die Mauren nach Europa gekommen und hat zu einer
Reinigung des Christentums von allem Heidnischen geführt.
Durch das Christentum wurde das Gefühlsleben der Menschen
bis zum Kama-Manas hingeführt. Durch den Mohammedanismus
wurde der Verstand, der Geist, heruntergeführt vom spirituellem
Leben zum abstrakten Auffassen der rein physischen Gesetze.|92|18}}
 
== Der Einfluss des Arabismus auf Europa ==
 
<div style="margin-left:20px">
"Was man berücksichtigen muß, wenn man die europäische Entwicklung
bis ins 9. Jahrhundert hinein ins Auge faßt, das ist dieses,
daß zwei Erscheinungen deutlich vor dem geschichtlich betrachtenden
Auge auftauchen. Das eine ist der allmähliche Niederstieg des
Römischen Reiches und alles dessen, was damit zusammenhing; das
andere ist aber, daß gleichzeitig damit aufblühen die orientalischen
Lebensverhältnisse. Wir sehen, daß sich im Oriente weit über die
Gebiete, an die nach dem Osten hin das Römische Reich grenzt, Kulturblüte
entwickelt, allerdings äußere, materielle Kulturblüte. Mit
andern Worten, diese Länder, an die das Römische Reich, man kann
nicht einmal sagen, daß es in seiner Kulturblüte an sie grenzte, sondern
die es nominell umfaßte, diese Länder entfalten eine glänzende
materielle Kulturblüte. Ohne diese materielle Kulturblüte, die sich an
der Peripherie des Römischen Reiches bildete, wäre es unmöglich gewesen,
daß später, als der Mohammedanismus aufblühte, als das
Arabertum sich geltend machte in der geschichtlichen Entwickelung,
dieses Arabertum in so glänzender Weise einen großen Teil der Welt
bis in die Zeit des 8., 9. Jahrhunderts hinein für sich in Anspruch
nehmen konnte. Wir sehen ja, daß bis in dieses 8., 9. Jahrhundert hinein
die arabische Herrschaft unter der geistigen Fahne des Mohammed
sich ausbreitete bis nach Spanien hinein, daß aber auch nach den
andern Richtungen das europäische Leben in deutlichen Zusammenhang
kam mit alldem, was sich als Kulturblüte da ringsumher erhob.
Das, was die Araber erreicht haben, die dann die Feinde Europas
wurden, in Spanien, in Sizilien, vom Oriente her, das mußte wurzeln in
einem Reichtum, in glänzenden materiellen Verhältnissen. Nur dadurch
ist es möglich geworden, daß das Arabertum solch glänzende
Eroberertaten verüben konnte. Woher kommt diese Erscheinung,
die inniger, als man denkt, mit dem, was in Europa geschieht
bis zum 9. Jahrhundert hin, zusammenhängt? Woher rührt diese
Erscheinung, daß auf der einen Seite das Römische Reich zurückgeht,
und auf der andern Seite das orientalische Wesen einen glänzenden
Aufschwung nimmt und auf das Abendland in außerordentlicher
Weise wirkt? Denn es wirkte nicht nur durch.seine Eroberung, es
wirkte in außerordentlicher Art geistig. Man glaubt gar nicht, wieviel
von dem, was die Araber zum Teil durch die griechische Bildung,
die sie selbst erst übernommen hatten, die sie mit ihrem
eigenen Wesen verwoben haben, auf das europäische Abendland
eingewirkt hat.
 
Dieses europäische Abendland hat durch die Art und Weise, wie es
sich bis zum 9. Jahrhundert entwickelt hat, ja nicht nur eine Strömung
in sich. Wir alle, insofern wir teilnehmen an der Bildung des
Abendlandes, haben zwei deutliche Strömungen in uns. Man geht
ganz fehl, wenn man glaubt, daß nur die eine, christliche Strömung
sich im Abendlande ausgebreitet hat; geistig hat sich ganz wesentlich
das, was von den Arabern gekommen ist, im Abendlande ausgebreitet.
Die Denkweise, die Art und Weise des Vorstellens ist vom Arabertum
tief eingedrungen in die europäischen Verhältnisse. In dem, was der
heutige Mensch - ich meine jetzt nicht den geisteswissenschaftlich angekränkelten
Menschen, sondern den Menschen der allgemeinen Bildung
- über Schicksal, über Naturordnung, über das Leben überhaupt
denkt, darin stecken bis in den Bauernkopf hinein die mannigfaltigsten
arabischen Gedanken. Und wenn Sie vieles von dem, was
heute die Köpfe beherrscht, nehmen, so finden Sie schon, daß arabische
Gedanken darinnen sind.
 
Was kann man unter vielem andern als charakteristisch für diese
arabische Denkungsweise, die sich in Europa ausbreitete, aufstellen?
Als besonders charakteristisch kann man aufstellen, daß diese arabische
Denkungsweise zuerst einmal spitzfindig ist, abstrakt ist, das
Konkrete nicht gern hat, daher am liebsten alle Welt- und Naturverhältnisse
in Abstraktionen betrachtet. Daneben ist eine, man kann
nicht bloß sagen blühende, sondern wollüstige Phantasieentwickelung.
Denken Sie nur einmal, was neben der nüchternen, abstrakten
Denkweise, die sich sogar im Künstlerischen zeigt im Arabertum, was
sich da an Phantasie entwickelt über eine Art Paradies, über eine Art
Jenseits mit all den aus dem Sinnlichen in dieses Jenseits hineinversetzten
Freuden. Diese zwei nebeneinanderlaufenden Dinge: nüchternes,
materialistisches Betrachten von Natur- und Weltverhältnissen,
auf der andern Seite üppiges Phantasieleben, selbstverständlich in Abstumpfung
dann und im Gescheitwerden, ist etwas, was sich bis in die
Gegenwart herein fortgepflanzt hat. Denn, will man heute irgend etwas
von der geistigen Welt vorbringen, ja, wenn man es in Form von
Phantasie gibt, dann gehen die Leute noch darauf ein. Dann brauchen
sie nicht daran zu glauben, sondern können es als Phantasiegebilde
hinnehmen. Das lassen sie sich gefallen, denn daneben wollen sie das
haben, was sie echt, wirklich nennen. Das muß aber nüchtern, das
muß trocken, das muß abstrakt sein.
 
Diese zwei Dinge, die als zweite Strömung im Seelenleben Europas
leben, die sind im wesentlichen mit dem Arabertum gekommen. Das
Arabertum ist zwar kriegerisch in vieler Beziehung zurückgedrängt
worden, aber diese Vorstellungsart, die ist tief eingedrungen in das
europäische Leben, namentlich in das südliche, westliche und mitteleuropäische
Leben, weniger in das osteuropäische Leben; aber auch
da, wenigstens in das, was man «Bildung» nennt, ist es teilweise eingedrungen.
So daß das Christentum, das in bezug auf diese Dinge
ganz anders geartet ist, mit diesen entgegengesetzten Vorstellungen zu
kämpfen hatte. Will man also Europas Entwickelung bis ins 9. Jahrhundert
hinein verstehen, so darf man nicht außer acht lassen, daß
solche arabische Gedanken in Europa eingedrungen sind. Man glaubt
gar nicht, wieviel eigentlich in Europa dem Türkentum nahesteht,
der mohammedanischen Kultur nahesteht in den Gedanken, die der
Europäer über Leben, Schicksal und so weiter hat." {{Lit|{{G|180|284ff}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Erst in der Zeit der Renaissance wacht die Wissenschaft wieder auf.
Was von Griechenland und Rom angeregt war, das wird zur arabischen
Weisheit, zum Geist des Mohammedanismus. Der Arabismus
hat sich dann von Spanien aus über Europa ausgebreitet. Groß ist
diese Wissenschaft in allem, was sich auf das unmittelbar Sinnliche
bezieht. Die Wissenschaft, die im eminentesten Sinne Anregung geworden
ist zur europäischen Wissenschaft, die Bacon und Spinoza
beeinflußt hat, sie entspringt dem spanischen Arabertum, sie kommt
von Spanien. Sie kann aber nicht hinaufsteigen über einen Pantheismus
hinaus, der gar nicht zu konkreten Geistwesen kommen kann.
Zum Konkreten kam der Arabismus nicht; er stieg bis zum sinnlichen
Menschen hinauf, aber das, was man darüber sah, war nur eine
abstrakte göttliche Einheit, von der man nicht weiß, was sie ist. Eine
arme und bequeme Weltanschauung! Man hat eben keine Kenntnis
vom Geist, wenn man ihn zusammenfaßt in einer Einheit. Darin liegt
die Armut des Pantheismus." {{Lit|{{G|104a|91}}}}
</div>
 
=== Reinkarnation arabistischer Denker in Europa ===
 
[[Rudolf Steiner]] hat darauf hingewiesen, dass viele arabistische Denker später in Europa wiedergeboren wurden und das hier erwachende [[naturwissenschaft]]liche [[Denken]] prägten.
 
<div style="margin-left:20px">
"Nun wissen wir ja, daß in äußerlicher Weise unter dem Stoße des
Mohammedanismus sich verbreitete der Arabismus über Afrika, Südeuropa,
über Spanien nach Europa hinein. Wir kennen dasjenige, was
sich an äußeren Kriegen, an äußeren Kulturkonflikten abgespielt hat.
Aber das Ganze reißt einmal ab. Man redet ja gewöhnlich von der
Schlacht des ''Karl Martell'' bei Tours und Poitiers so, als ob damit der
Arabismus aus Europa verdrängt worden wäre. Aber im Arabismus
war eine ungeheure geistige Stoßkraft. Und das Merkwürdige ist, daß,
als der Arabismus äußerlich als politische, als kriegerische Macht sozusagen
zurückgeschlagen worden war aus Europa, daß da die Seelen
derer, die innerhalb des Arabismus tonangebend gewirkt haben, nachdem
sie durch die Pforte des Todes gegangen waren, in der geistigen
Weit sich intensiv damit beschäftigt haben, wie sie weitergestalten können
für Europa den Einfluß des Arabismus. Bei dem, was durch die
geistige Welt durchgeht, handelt es sich nicht darum, meine lieben
Freunde, daß in äußerlicher Weise die Dinge gestaltet werden. Das
Äußere mag sich wenig gleichen bei dem, was erscheint, wenn eine Individualität
in zwei aufeinanderfolgenden Erdenleben auftritt. Da
kommt es vielmehr auf das Innerlichste an [...] Daher entwickeln sich diese großen Seelen des Arabismus in der Weise
weiter zwischen Tod und einer neuen Geburt, daß sie verbunden bleiben
mit dem Impuls, der vom Osten nach dem Westen gegangen war, daß
sie verbunden bleiben in der geistigen Welt mit ihren Taten. In der
äußeren Welt entwickelt sich, wie man sagt, die Zivilisation weiter.
Ganz andere Formen erscheinen da, als diejenigen waren, die der Arabismus
hatte. Aber die Seelen, die im Arabismus groß gewesen waren,
erschienen wieder, und sie trugen eben, ohne daß sie seine äußeren Formen
herübergetragen hätten, den Arabismus in seinen inneren Impulsen
in eine viel spätere Zeit hinein. Sie erschienen als Kulturträger einer
späteren Zeit, in der Sprache, in den Denkgewohnheiten, in den Empfindungsgewohnheiten,
Willensimpulsen einer solchen späteren Zeit.
Aber in ihren Seelen wirkte der Arabismus weiter. Und so sehen wir
denn, daß gerade diejenige Geistesströmung, die heraufgekommen ist
als die tonangebende in den zwei letzten Dritteln des 19. Jahrhunderts,
tief beeinflußt war von solchen Geistern, welche aus dem Arabismus
hervorgegangen sind." {{Lit|{{G|240|106f}}}}
</div>
 
<div style="margin-left:20px">
"Denn tatsächlich, das ist das Geheimnis, meine lieben Freunde,
für die sonderbare Entwickelung des naturwissenschaftlichen Denkens
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, daß fast sämtliche Träger
dieser mehr ursprünglich denkenden und fühlenden naturwissenschaftlichen
Strömung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ihrem
vorigen Erdenleben, in ihrem bestimmenden Erdenleben, Araber waren ..." {{Lit|{{G|235|138}}}}
</div>
 
==Literatur==
#Rudolf Steiner: ''Anthroposophische Leitsätze'', [[GA 26]] (1998), ISBN 3-7274-0260-1 {{Schriften|026}}
#Rudolf Steiner: ''Über Philosophie, Geschichte und Literatur'', [[GA 51]] (1983), ISBN 3-7274-0510-4 {{Vorträge|051}}
#Rudolf Steiner: ''Die okkulten Wahrheiten alter Mythen und Sagen'', [[GA 92]] (1999), ISBN 3-7274-0920-7 {{Vorträge|092}}
#Rudolf Steiner: ''Aus der Bilderschrift der Apokalypse des Johannes'', [[GA 104a]] (1991), ISBN 3-7274-1045-0 {{Vorträge|104a}}
#Rudolf Steiner: ''Welt, Erde und Mensch '', [[GA 105]] (1983), ISBN 3-7274-1050-7 {{Vorträge|105}}
#Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis des Todes. Wesen und Bedeutung Mitteleuropas und die europäischen Volksgeister'', [[GA 159]] [GA 159/160] (1980), ISBN 3-7274-1590-8 {{Vorträge|159}}
#Rudolf Steiner: ''Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung'', [[GA 180]] (1980), ISBN 3-7274-1800-1 {{Vorträge|180}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band'', [[GA 235]] (1994), ISBN 3-7274-2350-1 {{Vorträge|235}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band'', [[GA 240]] (1992), ISBN 3-7274-2401-X {{Vorträge|240}}
 
{{GA}}
 
[[Kategorie:Arabismus]] [[Kategorie:Islam]]

Version vom 7. April 2020, 17:06 Uhr