Bibel und Ludwig Deinhard: Unterschied zwischen den Seiten

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Als '''Bibel''' wird eine Sammlung von Schriften bezeichnet, die als [[Heilige Schrift]]en Grundlage des [[Glaube]]ns der [[Christ]]en ist und von diesen auch ''Buch der Bücher'' genannt wird.
'''Ludwig Deinhard''' (* [[Wikipedia:27. April|27. April]] [[Wikipedia:1847|1847]] in [[Wikipedia:Deidesheim|Deidesheim]], [[Wikipedia:Rheinland-Pfalz|Rheinland-Pfalz]]; † [[Wikipedia:1. April|1. April]] [[Wikipedia:1918|1918]] in [[Wikipedia:München|München]]) war ein [[Wikipedia:Deutschland|deutscher]] [[Wikipedia:Ingenieur|Ingenieur]], [[Wikipedia:Industrieller|Industrieller]], [[Wikipedia:Autor|Autor]] und [[Theosoph]] und später auch [[Anthroposoph]].  
Es handelt sich um eine Zusammenstellung von „Büchern“ (griechisch: βιβλία ''biblía'') aus dem Kulturraum der [[Levante]] und dem Vorderen [[Orient]], die im Verlauf von mehr als einem Jahrtausend entstanden sind und für das  [[Christentum]] normativ sind (man sagt deshalb auch, sie gehören zum [[Bibelkanon|Kanon]]).


Die Heilige Schrift der Juden, von ihnen meist als ''[[Tanach]]'' bezeichnet, oft auch nach dem ersten Teil als ''Tora'', besteht aus den drei Teilen [[Tora]] (Lehre), [[Nevi’im|Newiim]] (Propheten) und [[Ketuwim]] (Schriften). Diese Bücher bilden in anderer Anordnung als '''[[Altes Testament]]''' den ersten Hauptteil der christlichen Bibel, den das '''[[Neues Testament|Neue Testament]]''' als zweiter Hauptteil ergänzt. Diese zweiteilige Bibel ist das am am häufigsten gedruckte, in die meisten Sprachen übersetzte und am häufigsten publizierte schriftliche Werk der Welt.
== Leben ==


Manchmal wird der kirchliche Begriff der Bibel auch auf den Tanach bezogen und dieser als „jüdische Bibel“ bezeichnet. Sie hat im [[Judentum]] für die Religionsausübung normativen Charakter. Im [[Orthodoxes Judentum|Orthodoxen Judentum]] gilt die Tora als von Gott an [[Mose]]s und dem [[jüdisches Volk|jüdischen Volk]] am [[Berg Sinai]] übergeben.
Als Autor schrieb Deinhard [[Wikipedia:Novelle|Novelle]]n, verfasste auch [[Spiritismus|spiritistische Schriften]] und arbeitete an der Zeitschrift «Sphinx» von [[Wilhelm Hübbe-Schleiden]] und später an der von [[Rudolf Steiner]] [[Wikipedia:1903|1903]] begründeten [[Theosophie|theosophischen]] Zeitschrift «[[Luzifer (Zeitschrift)|Luzifer]]» mit. Auf Reisen malte er gerne [[Wikipedia:Aquarell|Aquarell]]e.


Der [[Islam]] erkennt die Bibel als gültiges, jedoch von Menschen teilweise verfälschtes Offenbarungszeugnis [[Allah]]s an.
[[Datei:Ludwig-Deinhard+Das-Mysterium-des-Menschen-im-Lichte-der-psychischen-Forschung-Eine-Einführung-in.jpg|mini|
[[Datei:Ludwig Deinhard Das Mysterium des Menschen SW.jpg|200px|]]]]


[[Datei:Gutenberg Bible.jpg|miniatur|[[Gutenberg-Bibel]], [[Library of Congress|Kongressbibliothek]], [[Washington, D.C.]] (2002)]]
Von [[Wikipedia:1894|1894]] bis [[Wikipedia:1896|1896]] leitete Deinhard den ersten theosophischen Zweig in [[Wikipedia:München|München]] und bereitete ab [[Wikipedia:1900|1900]] gemeinsam mit [[Günther Wagner]]<!-- Bitte keinen Wikipedia-Link setzen; der Artikel wird demnächst erstellt! --> die Bildung einer eigenständigen [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]] (DSdTG)  vor, zu deren Generalsekretär Rudolf Steiner am [[Wikipedia:20. Oktober|20. Oktober]] [[Wikipedia:1902|1902]] auf Vorschlag Hübbe-Schleidens gewählt wurde. Deinhard, den Rudolf Steiner schätzte und öfter besuchte, wurde in den Vorstand berufen.


== Begriffe ==
Auf der Fahrt nach München schreibt Steiner in einem Brief an [[Marie von Sivers]] vom 11. April 1905:
Das Wort „Bibel“ stammt vom griechischen Neutrum ''βιβλίον'', das „[[Papyrus]]rolle“ bedeutet. Dieser Wortstamm ist von ''bíblos'' oder ''býblos'' abgeleitet und bedeutet „Papyrusstaude“ oder „Papyrusbast“, und ist wieder abgeleitet von dem Namen der [[Phönizier|phönizischen]] Hafenstadt [[Byblos]], die in der [[Antike]] ein Hauptumschlagplatz für [[Bast (Baum)|Bast]] war, der Rohstoff zur Herstellung der Papierrollen.<ref name="dwds">[http://www.dwds.de/?qu=Bibel Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (abg. DWDS), erstellt von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften].</ref>


Als der Plural ''biblia'' („Schriftrollen, Bücher“) Eingang ins Kirchenlateinische fand, wurde er irrtümlich als Singular eines lateinischen Femininums aufgefasst.<ref name="dwds" /> Zugleich wurde das Wort [[Synonymie|synonym]] mit dem ebenfalls weiblichen Ausdruck „Heilige Schrift“ ({{ELSalt|Ἁγία Γραφή}}, ''hagia graphae'') verstanden. Im Lateinischen wurde damit die Heilige Schrift der Christen bezeichnet, bestehend aus Altem und Neuem Testament. Die nationalen Sprachen übernahmen das Wort aus dem Lateinischen, im Deutschen wurde es zu ''Bibel''. Das ist auch heute noch die in Wörterbüchern genannte Bedeutung von „Bibel“, nämlich die „Gesamtheit der Bücher des Alten und Neuen Testaments“.<ref name="dwds" /> Darauf, nämlich auf die christliche Bibel, beziehen sich auch viele zusammengesetzte Wörter, wie [[Bibelstunde]], [[Bibelkunde]], [[Bibelschule]] oder [[Bibelgesellschaft]].
{{GZ|Deinhard wird diesmal nicht in München sein während meiner
Anwesenheit. Er geht zum Psychologen-Kongress nach Rom, um
dort aufzupassen, ob die braven offiziellen Psychologen sich nicht
doch herablassen, auf einige «metaphysische» (recte: spiritistische)
Beobachtungen hinzuweisen. Es ist so erbarmenswürdig zu sehen,
wie diese Leute gierig nach Schätzen graben und froh sind, wenn
sie Regenwürmer finden.|262|95}}


== Der Tanach – die „jüdische Bibel“ ==
Deinhards Werk «''Das Mysterium des Menschen im Lichte der psychischen Forschung''» [http://archive.org/details/bub_gb_XEYyAQAAMAAJ] wurde von Steiner trotz des [[Mediumismus|mediumistischen]] Ansatzes mehrmals anerkennend erwähnt.
{{Linkbox Tanach}}{{Hauptartikel|Tanach}}
Der ''Tanach'' oder ''Tenach'' ({{heS|תנ״ך}}), ein [[Akronym]] aus den drei Anfangsbuchstaben seiner Teile, wurde überwiegend auf [[Hebräische Sprache|Hebräisch]], kurze Passagen auch auf [[Aramäische Sprache|Aramäisch]] verfasst. Die Sammlung, schriftliche Fixierung und redaktionelle Überarbeitung seiner Einzelbücher verlief über mehr als tausend Jahre bis zum Abschluss des jüdischen [[Biblischer Kanon|Kanons]] ungefähr um 135. Der Tanach enthält 24 Bücher.


Für das Judentum ist primär die Tora, darin vor allem der Bundesschluss am Sinai, das zentrale „Wort Gottes“ und damit der „Kanon im Kanon“.
{{GZ|Es ist Mediumismus eben das Gegenbild des imaginativen Erkennens. Aber innerhalb gewisser Grenzen, wie eben gesagt, ist es möglich, weiteren Kreisen die Überzeugung zu bringen von etwas, das schwierig mitzuteilen ist. Wichtige Dinge können da schon zutage gefördert werden, und es muß schon als bedeutungsvoll anerkannt werden, wenn sich jemand auf dieses Gebiet wagt. Wer sich darüber näher unterrichten will, sei verwiesen auf das Buch «Das Mysterium des Menschen» von Ludwig Deinhard, auch auf die Schrift «Die Kardinalfrage der Menschheit» von Hofrat Seiling. Wie gesagt, diese Dinge sind durchaus bedeutungsvoll. Aber zugleich darf man nicht außer acht lassen, daß der Weg zur Wahrheit gepflastert sein muß nach dieser Richtung hin mit allen möglichen notwendigen Vorsichtsmaßregeln.|69a|116f}}


=== Tora ===
{{GZ|Wenn wir den Menschen mit dem geschulten hellseherischen
{{Hauptartikel|Tora}}
Bewußtsein zu der Wesenheit der Dinge hindurchdringen
[[Datei:Köln-Tora-und-Innenansicht-Synagoge-Glockengasse-040.JPG|miniatur|links|Torarolle, ehemalige [[Synagoge Glockengasse]] in Köln]]
sehen, so kann das auch in gewisser Beziehung
durch natürliche Veranlagung geschehen. In dem Vortrage
über den «Sinn des Prophetentumes» ist es an Nostradamus
gezeigt worden, wie durch natürliche Anlage eine solche Entfaltung der hellseherischen Kräfte stattgefunden hat. Wie
das ins Leben hereinspielt, wie überhaupt das alles wirkt,
was erweitertes Bewußtsein, was Wirken der Seelenkräfte
ist, die außerhalb der gewöhnlichen Grenze des bewußten
Seelenlebens liegen, das kann man aus einem Buche entnehmen,
auf das ich hier hinweisen möchte. In ihm ist sehr schön
dargestellt, wie sich für die äußere Wissenschaft das Wirken
der verborgenen Seelen- und Geisteskräfte ausnimmt, wie
auch der Zusammenhang dieser ohne besondere Schulung
erreichten Geisteskräfte mit dem, was in meinem Buche dargestellt
ist über die Beziehung des Menschen zu den höheren
Welten. Sie finden das dargestellt in dem Buche «Das Mysterium
des Menschen im Lichte der psychischen Forschung.
Eine Einführung in den Okkultismus» von Ludwig Deinhard,
das die beiden Methoden übersinnlicher Forschung
darstellt, sowohl die, welche sich an die äußere Wissenschaft
hält, wie auch jene, welche sich an das hält, was durch die
wirkliche Schulung, durch Meditation, Konzentration und
so weiter an Eindringen in die übersinnlichen Welten erreicht
werden kann. Wer aber genauer in das eindringen
will, was die Seele durchmacht, der wende sich an das, was
in meinem Buche «[[Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?]]» dargestellt ist.|61|159f}}


Der erste Teil des Tenach heißt Tora und besteht aus den fünf Büchern Moses, die auch Chumasch, griechisch Pentateuch („fünf Buchrollen“) genannt werden. Die Einteilung beruht darauf, dass der Umfang nicht auf einer antiken Buchrolle Platz fand, erfolgte aber auch nach inhaltlichen Gesichtspunkten: Jedes der Bücher hat einen klaren Anfang und eine deutliche Zäsur am Ende.
Später rang sich auch Deinhard von der „psychische Forschung“, sprich vom [[Mediumismus]], vermehrt zur modernen [[Geisteswissenschaft]] im Sinne Steiners durch.


Der Begriff „Tora“ bedeutet „Lehre“ und bezieht sich nicht nur auf die jüdischen Gesetze im engeren Sinn – diese sind Hauptinhalte des 2. und 3. Buchs Mose –, sondern auf die gesamte Lebensordnung seit der Schöpfung. Die Einzelbücher heißen im Hebräischen nach ihren ersten Worten ''[[1. Buch Mose|Bereshit]]'' („Im Anfang“), ''[[2. Buch Mose|Schemot]]'' („Die Namen“), ''[[3. Buch Mose|Wajikra]]'' („Und er rief“), ''[[4. Buch Mose|Bemidbar]]'' („In der Wüste“), ''[[5. Buch Mose|Devarim]]'' („Die Worte“).
Im Gedenken an Ludwig Deinhard sagte Steiner nach dessen Tod:


Die Tora umfasst die Geschichte der Welt und des Volkes [[Israeliten|Israel]], beginnend mit der [[Schöpfung]] und den Geschichten der [[Erzväter]], Israels [[Auszug aus Ägypten]], der Gesetzgebung unter Mose und dem Zug ins verheißene Land. Sie wurde wohl schon im 6. vorchristlichen Jahrhundert kanonisiert.
{{GZ|Nicht umhin kann ich aber,
gerade eines Mannes dem Namen nach zu gedenken, der nach mancherlei
Hindernissen sich zuletzt gerade mit der anthroposophisch orientierten
Geisteswissenschaft so schön, so innig zusammengefunden
hat, und der gerade in der letzten Zeit für die Vertretung dieser Geisteswissenschaft
nach außen ganz Erhebliches und Bedeutsames geleistet
hat. Ich meine unseren lieben Freund ''Ludwig Deinhard'', bei dessen
Übergabe des physischen Leibes an die physischen Elemente und
Hinweggehen der Seele in die geistige Welt unser lieber Freund Seilin
so schöne Worte gesprochen hat. Er mußte um so mehr geschätzt werden,
als er nicht aus einem blinden Glauben, aus blinder Anhängerschaft,
sondern gerade nach mancherlei Widerstand sich so schön mit
unserer Strömung zusammengefunden hat, und in der letzten, immer
schwieriger gewordenen Zeit rückhaltlos nichts gescheut hatte, um
vor der breiteren Öffentlichkeit für diese geistige Strömung mit ganzer
Seele einzutreten. Ich scheue mich nicht, ausdrücklich zu sagen,
daß ich die Art und Weise, wie Ludwig Deinhard vor der breiten
Öffentlichkeit für diese Bewegung eingetreten ist, zu dem ganz besonders
Wertvollen zähle.|174a|167f}}


Ihre ältesten Stoffe entstanden im Verlauf von Wanderungsbewegungen von [[Nomaden]] im [[Zweistromland]] und aus [[Ägypten]], die seit etwa 1200 v.&nbsp;Chr. in das Kulturland [[Kanaan]] einsickerten und dort sesshaft wurden. Sie wurden über Jahrhunderte zunächst mündlich tradiert. Ihre Verschriftung und Zusammenstellung begann um 1000 v.&nbsp;Chr., nachdem aus dem losen [[Amphiktyonie|Stämmebund]] verschiedener [[Hebräer]] ein [[Staat]]swesen nach dem Vorbild antiker [[Monarchie]]n geworden war.
== Werke (Auswah) ==


Die Tora wird am [[Sabbat]] und an den Feiertagen abschnittweise in der [[Synagoge]] vorgelesen. Der Vorlesungszyklus beginnt und endet im Herbst mit dem [[Simchat Tora|Torafreudenfest]].
* ''Die »Theosophische Kreuzspinne« bei näherer Beleuchtung, im Gegensatz zur Darstellung Prof. Sellins'', Leipzig 1891
 
* ''Die Geheimlehre. Nach H. P. Blavatsky's »Secret doctrine«'', Braunschweig 1895 [https://books.google.at/books?id=-r5snCfyW64C google]
=== Newiim, Propheten ===
* ''Karma'', München 1897
[[Datei:Aleppo-HighRes2-Neviim3a-Samuel1.pdf|miniatur|Newiim, 1. Buch Samuel, [[Codex von Aleppo]], 10. Jh.]]
* ''Zur okkulten Psychologie der Gegenwart. Essays.'' 1902;  
Im Judentum werden die Propheten eingeteilt in ''vordere Propheten'' und ''hintere Propheten''.
* ''Das Mysterium des Menschen im Lichte der psychischen Forschung'', Berlin 1910 [http://archive.org/download/bub_gb_XEYyAQAAMAAJ/bub_gb_XEYyAQAAMAAJ.pdf archive.org]
 
* ''Wer ist Mephistopheles?'' München 1915
==== Die vorderen Propheten ====
Zu den vorderen Propheten zählen folgende Bücher: ''[[Buch Josua]]'', ''[[Richter (Buch)|Richter]]'', ''[[Samuel (Prophet)|Samuel]]'' (ein Buch, geteilt in zwei Rollen), siehe [[1. Buch Samuel]] und [[2. Buch Samuel]], ''Buch Könige'' (ein Buch), siehe [[1. Buch der Könige]] und [[2. Buch der Könige]].
 
Diese Bücher erzählen die Geschichte Israels vom Tod Moses, der Landverteilung an die Stämme bis zum Ende der beiden Staaten Israel und Juda und der Zerstörung des [[Jerusalemer Tempel#Der Salomonische Tempel|ersten Jerusalemer Tempels]] (586 v.&nbsp;Chr.)
 
==== Die hinteren Propheten ====
Zu den hinteren Propheten zählen ''[[Jesaja]], [[Jeremia]], [[Ezechiel (Bibel)|Ezechiel]]'' (Hesekiel) und das ''[[Zwölfprophetenbuch]]''.
 
Die drei ''großen'' Propheten sind nach Analogie der drei Erzväter jeweils einem Buch zugeteilt; die übrigen ''kleinen'' Propheten bilden als Analogie zu den zwölf Söhnen [[Jakob (Patriarch)|Jakobs]] das Zwölfprophetenbuch.
 
Das erste Prophetenbuch beginnt mit der Unterordnung [[Josua, der Sohn Nuns|Josuas]] unter die Autorität Moses {{Bibel|Jos|1|5}} und schließt mit [[Maleachi]] als letztem der zwölf kleinen Propheten mit der Rückbindung an das mosaische Gesetz. Die Prophetenbücher wurden erst recht spät kanonisiert: frühestens im 4. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. nach der Abspaltung der [[Samaritaner]], für die allein die Tora „Wort Gottes“ blieb.
 
Am Sabbat und an den Feiertagen wird nach der Toravorlesung in der Synagoge jeweils in der [[Haftara]] ein Abschnitt aus den Newiim vorgelesen.
 
=== Ketuwim, Schriften ===
[[Datei:Book of Esther IMG 1826.JPG|miniatur|Esther-Rolle, [[Fès]], Marokko, 13./14. Jh.]]
''
Zu den „Schriften“ ([[Ketuwim]]) gehören: ''[[Psalmen]], [[Buch Ijob]], [[Buch der Sprichwörter|Sprüche Salomos]], [[Buch Rut|Ruth]], [[Hoheslied]], [[Kohelet]]'' (Prediger),''[[Klagelieder Jeremias]], [[Buch Ester|Esther]], [[Daniel (Buch)|Daniel]]'' (im AT als eigenes Prophetenbuch), ''[[Buch Esra|Esra]], [[Nehemia]], Chronik'' (zwei Bücher): [[1. Buch der Chronik]] und [[2. Buch der Chronik]]
 
In diesen Werken ist eher wörtliche Rede von Menschen als von Gott überliefert. Sie sind alle nach dem Exil und später entstanden als die vorherigen „klassischen“ Propheten, überwiegend ab 200 v.&nbsp;Chr. Einige sind vor oder parallel zu den zwölf kleinen Propheten entstanden. Dennoch ist ihre theologische Bedeutung diesen nachgeordnet. Das zweite Chronikbuch endet mit dem Ausblick auf den Neubau des Tempels und die Anerkennung [[JHWH]]s als Herrn der ganzen Erde.
Ihre [[Biblischer Kanon|Kanonisierung]] geschah spät, für das Buch Daniel erst 135 n.&nbsp;Chr. mit dem Abschluss des Tanach.
 
Nur fünf dieser Bücher werden als „Festrollen“ (''Megillot'') im Synagogengottesdienst vorgelesen und sind bestimmten Feiertagen zugeordnet:
* Ruth: [[Wochenfest]]
* Hoheslied: [[Pessach]]
* Kohelet: [[Laubhüttenfest]]
* Klagelieder: [[Tischa beAv|Gedenktag der Tempelzerstörung]]
* Esther: [[Purimfest]]
 
== Die christliche Bibel ==
=== „Inspiration“ und „Mitte“ der Schrift ===
Die meisten Richtungen im Christentum lehren, dass Gott die biblische Überlieferung lenkte und inspirierte, ihre Schreiber also vom [[Heiliger Geist|Heiligen Geist]] bewegt und vor schwerwiegenden Fehlern bewahrt wurden. Sie fassen den Text ihrer Bibel aber nicht vollständig als direktes Ergebnis göttlicher Eingebung oder göttlichen Diktats auf, sondern als menschliches Zeugnis, das Gottes Offenbarungen enthält, reflektiert und weitergibt.
 
Im [[Katholizismus]] und in lutherischer [[Orthodoxie]] galt lange Zeit die Theorie der [[Verbalinspiration]]. Manche [[Evangelikal]]e setzen den Bibeltext unmittelbar mit Gottes Offenbarung gleich und schreiben seinem Wortlaut daher eine „Irrtumsfreiheit“ ''(Inerrancy)'' zu. Diese Auffassung wird oft als [[Biblizismus]] oder [[biblischer Fundamentalismus]] bezeichnet. Er reagiert auf die als Angriff auf den Glauben empfundene historische [[Historisch-kritische Methode|Bibelkritik]] seit der [[Aufklärung]]. Für Christen ist [[Jesus Christus]], seine Person und sein Werk, das maßgebende, alle äußeren Worte erhellende Zentrum der Bibel. Seine [[Kreuzigung]] und [[Auferstehung Jesu Christi|Auferstehung]] gelten für sie als Wendepunkt der [[Heilsgeschichte]]. Bei der [[Kanon des Neuen Testaments|Kanonisierung des Neuen Testaments]] bestätigte die [[Alte Kirche]] auch die heiligen Schriften des Judentums als „Wort Gottes“.
 
Eine Analyse des Verhältnisses von „Bibel“ und „Wort Gottes“ stützt sich auf die Aussagen der Bibel und zeigt, dass der Begriff „Wort Gottes“ in der Bibel in dreifacher Weise vorkommt: für prophetische Aussprüche, für die zentrale Heilsbotschaft (d.&nbsp;h. das „Evangelium“) und manchmal für Jesus Christus.<ref>Franz Graf-Stuhlhofer: ''Worte Gottes in der Bibel. Gegen eine undifferenzierte Gleichsetzung von Bibel und Wort Gottes''. In: Zeitschrift für Theologie und Gemeinde 16 (2011) 66–89.</ref>
 
Für Katholiken ist die Überwindung der [[Erbsünde]] durch Jesu stellvertretendes Sühneopfer, daraufhin das Zusammenwirken von menschlicher Bemühung und Gottes Gnadenangebot ([[Synergismus]]) zentraler Inhalt der Bibel und Maßstab ihrer Auslegung. Für Protestanten ist es im Anschluss an [[Martin Luther]] das [[Gnade]]ngeschenk Jesu Christi ohne jedes eigene Zutun. Für die [[Liberale Theologie]] ist es das menschliche [[Vorbild]] des historischen [[Jesus von Nazaret]], das die grenzenlose [[Gottesliebe]] bestätigt.
 
=== Altes Testament (AT) ===
{{Hauptartikel|Altes Testament}}
 
Alle kanonischen Schriften der jüdischen Bibel haben – wenn auch in teilweise anderer Einteilung und Reihenfolge – Eingang in das christliche Alte Testament gefunden. Darüber hinaus erkennen die katholischen sowie orthodoxen Kirchen noch einige weitere jüdische Schriften als kanonisch an, die nur in der [[Septuaginta]], der griechischen Übersetzung der hebräischen Bibel, enthalten sind. Die [[Evangelische Kirche|evangelischen Kirchen]] lehnen diese Erweiterungen als Teil des Kanons ab. Das evangelische Alte Testament umfasst demnach 39 Bücher.
 
In [[Überkonfessionell|überkonfessionellen]] oder [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] Bibelübersetzungen stehen diese, hier mit einem + markierten, Bücher am Ende des Alten Testaments separat als [[Apokryphe]]n.
 
In den Bibeln der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirchen]] sind gegenüber evangelischen Bibeln die sieben folgende [[Deuterokanonisch|deuterokanonische Bücher]] enthalten (siehe Bibelstelle in Linkbox), dazu noch einige kurze Zusätze, die teilweise an die entsprechenden Bücher angefügt werden:
* [[Buch Judit|Judit]]
* [[Buch Tobit|Tobit]]
* [[Buch Baruch|Baruch]]
* [[Jesus Sirach]]
* [[Buch der Weisheit]]
* [[1. Makkabäer]]
* [[2. Makkabäer]]
* Zusätze zum [[Buch Daniel]]
* Zusätze zum [[Buch Ester]]
 
Der Kanon der [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Kirchen]] umfasst neben dem oben beschriebenen katholischen Kanon zusätzlich:
* [[Gebet des Manasse]]
* ein sogenanntes 1. Buch [[Buch Esra|Esra]], sodass das hebräische Esra-Buch dann als 2. Buch Esra gilt; (auch bekannt als 3. Esra)
* [[3. Makkabäer]]
* [[Psalm 151]] als Anhang des Buchs der Psalmen
* [[4. Makkabäer]]
sowie in den [[Slawische Kirche|slawischen Kirchen]] eine
* [[Esra-Apokalypse]] (auch bekannt als 4. Esra)
 
=== Neues Testament (NT) ===
{{Hauptartikel|Neues Testament}}
 
Die später als Neues Testament zusammengefassten 27 Bücher entstanden wohl überwiegend zwischen 50 und 100 n.&nbsp;Chr. in der jungen christlichen Bewegung. Es ist fast durchgängig in einer damals weitverbreiteten umgangssprachlichen Form des [[Griechische Sprache|Griechischen]], der sogenannten [[Koiné]], verfasst. Zudem enthält es einige aramäische Begriffe und Zitate. [[Aramäische Sprache|Aramäisch]] war die damalige [[Umgangssprache]] im Land Israel und zeitweise [[Lingua franca]] des antiken [[Naher Osten|Nahen Ostens]].
 
Das Neue Testament besteht aus fünf erzählenden Schriften, nämlich den vier [[Evangelium (Buch)|Evangelien]]
* [[Matthäusevangelium]]
* [[Markusevangelium]]
* [[Lukasevangelium]]
* [[Johannesevangelium]]
sowie der
* [[Apostelgeschichte]],
und aus belehrender Briefliteratur:
* [[Paulusbriefe]]
* [[Katholische Briefe]]
* [[Brief an die Hebräer]]
sowie einem [[Apokalypse|apokalyptischen]] Visionszyklus:
* [[Offenbarung des Johannes]].
Die Zugehörigkeit dieser Schriften zum NT ist in nahezu allen christlichen Religionsgemeinschaften unumstritten. Nur die Syrisch-Orthodoxen Kirchen erkennen einige davon nicht an, und die Johannesoffenbarung wird auch in den anderen orthodoxen Kirchen nicht öffentlich verlesen.
 
Das NT erzählt in den Evangelien von [[Jesus von Nazaret]], der als Christus bezeichnet wird, und in der Apostelgeschichte von den Anfängen der [[Ekklesia|Kirche]]. Dabei wird der überwiegende Teil des Erzählstoffes unter Aufnahme und in Auseinandersetzung mit den Erfahrungen des Volkes Israel und unter Verwendung alttestamentlicher Themen und Bilder dargestellt. In den Briefen versuchen die Autoren, Antworten auf Glaubensfragen zu geben, das Leben in den neuen [[Gemeinde]]n zu organisieren, auf dort anstehende Probleme zu reagieren und den Christen ihrer Zeit mit mahnenden und aufbauenden Worten zur Seite zu stehen.
 
=== Das Verhältnis von Altem und Neuem Testament ===
Das Christentum nennt die bereits lange vor seiner Entstehung vorliegende jüdische Sammlung heiliger Schriften „Altes“ Testament im Gegenüber zum „Neuen“ Testament. Der lateinische Begriff ''testamentum'' übersetzt den griechischen Ausdruck ''diatheke'', der seinerseits das hebräische ''berith'' ([[Bund (Bibel)|Bund]], Verfügung) übersetzt. Er steht nicht wie in der antiken Umwelt für ein zweiseitiges Vertragsverhältnis, sondern für eine einseitige unbedingte Willenserklärung. Dies bezieht sich im Alten Testament auf Gottes Taten und Bekundungen in der menschlichen Geschichte, besonders auf seinen Bundesschluss mit dem ganzen Volk Israel am [[Berg Sinai]] nach der Offenbarung der Gebote {{Bibel|Ex|24}}. Ihm gehen Gottes Schöpfungsbund mit [[Noach]] {{Bibel|Gen|9}}, die Berufung [[Abraham]]s zum „Vater vieler Völker“ {{Bibel|Gen|12}} und der Bund mit Mose zur Befreiung des Volkes Israel aus der [[Sklaverei]] voraus {{Bibel|Ex|3}}. Zudem wird in der Prophetie ein „neuer Bund“ verheißen {{Bibel|Jer|31}}, der alle Völker einbeziehen werde {{Bibel|Joel|4}}.
 
Für Christen hat sich diese Verheißung in Jesus Christus als dem [[Menschwerdung Gottes|sterblicher Mensch gewordenen]] Wort Gottes erfüllt. In seinem Tod und seiner Auferstehung wurde für sie Gottes „letzter Wille“ offenbar. Damit wurde Gottes Bund mit dem jüdischen Volk für die Urchristen aber nicht ersetzt, sondern erfüllt und so endgültig bekräftigt. Beide Testamente liegen als Gottes endgültige Offenbarung in verbindlicher Schriftform vor und beanspruchen über Jesu Tod hinaus unbedingte Geltung. Die Gegenüberstellung von „altem“ und „neuem“ Bund ist besonders auf den Exodus Israels und die Kreuzigung und Auferstehung Jesu bezogen. Sie werden gemeinsam als jene Taten Gottes aufgefasst, in denen er sein volles Wesen zeigt. Sein ″letzter Wille″ widerspricht seinem ″ersten Willen″ nicht, sondern bestätigt und erneuert ihn für die ganze Welt.
 
In der [[Christentumsgeschichte]] wurde der Begriff „Altes Testament“ jedoch bis 1945 meist als Herabsetzung gedeutet: Das Judentum galt als veraltete, überholte, von der Kirche abgelöste und zum Untergang bestimmte Religion. Die Gesetzesoffenbarung Gottes am Sinai sei vom Selbstopfer Jesu Christi auf dem Hügel [[Golgota]] abgelöst worden. Gott habe Israel „enterbt“ und den Christen die Verheißungen übergeben, sodass [[Heil]] nur noch in der Kirche liege (siehe [[Substitutionstheologie]]).
 
Nach dem [[Holocaust]] hat seit den 1960er Jahren ein grundsätzliches Umdenken eingesetzt. Nun wird der Begriff „Altes Testament“ von den Kirchen und vielen Theologen zwar nicht aufgegeben, aber oft als „Erstes Testament“ übersetzt. Um Vorrang und Weitergeltung des nun aus christlicher Sicht lebendigen Bundes Gottes mit dem Volk Israel zu betonen und die traditionelle religiöse [[Diskriminierung]] des Judentums zu überwinden, verwenden viele Christen auch die Bezeichnung „Hebräische“ oder „Jüdische Bibel“ oder „Hebräisch-Aramäische Schriften“. Für Christen sind die alttestamentarischen Gebote der Tora in ihrem Glauben durch Jesus Christus erfüllt, auf die [[Gottesliebe|Gottes]]- und [[Nächstenliebe]] konzentriert und so in gewisser Weise relativiert worden.
 
Über die Bedeutung des Alten Testaments für das Christentum gibt es abweichende inhaltliche Deutungen zwischen den verschiedenen christlichen [[Konfession]]en, jedoch stimmen heute fast alle christlichen Konfessionen darin überein, dass beide Teile gleichberechtigt die christliche Bibel ausmachen und ihre Deutung wechselseitig aufeinander angewiesen ist. Die christliche [[Exegese]] interpretiert das Alte und das Neue Testament daher unabhängig voneinander, um die eigenständige Bedeutung des Alten Testament hervorzuheben und einer voreiligen Deutung aus neutestamentlicher Perspektive vorzubeugen. So sprechen Alttestamentler wie [[Walther Zimmerli]] von einem auch durch das NT nicht abgegoltenen „Verheißungsüberschuss“ des AT. Für die [[christliche Theologie]] ist jedoch Jesus Christus die endgültige Erfüllung des Bundes mit Israel und damit auch der Maßstab dafür, dass und inwiefern das Alte Testament wahr ist und bleibt.<ref>Walther Zimmerli: ''Grundriß der alttestamentlichen Theologie''; Stuttgart 1972, S. 206f</ref>
 
== Textgeschichte ==
[[Datei:Great Isaiah Scroll Ch53.jpg|miniatur|Ausschnitt der Jesajarolle, eine der ältesten und besterhaltenen Bibelhandschriften, ca. 180 v.&nbsp;Chr.]]
 
=== Älteste Handschriften ===
Antike [[Handschriften]] waren [[Papyrus]]- oder [[Leder]]-Rollen, die mit ruß- und harzhaltiger Olivenöl-Tinte beschrieben wurden. Eine Rolle konnte wegen der Handhabbarkeit nur begrenzte Inhalte aufnehmen. Die älteste noch erhaltene vollständige Rolle eines biblischen Buches ist die unter den [[Schriftrollen vom Toten Meer]] aufgefundene, 7,34 Meter lange Jesajarolle aus Schafsleder, die um 180 v.&nbsp;Chr. entstand. Von weiteren Büchern der jüdischen Bibel aus dieser Zeit existieren noch zahlreiche Fragmente.
 
Die hebräische Bibel war in Teilen bereits seit etwa 250 v.&nbsp;Chr. in [[Alexandria]] in die griechische Verkehrssprache, die [[Koiné]], übersetzt worden und wurde um 100 n.&nbsp;Chr. abgeschlossen. Die Ausbreitung des Christentums trug entscheidend zur Bewahrung dieser griechischen Bibelübersetzung, der [[Septuaginta]], bei. Ihre ältesten vollständigen Texte, die zugleich auch das ganze NT enthalten, sind der [[Codex Sinaiticus]] und der [[Codex Vaticanus]] aus dem 4. Jahrhundert, dicht gefolgt vom [[Codex Alexandrinus]] aus dem 5. Jahrhundert.
 
Im 1. Jahrhundert n.&nbsp;Chr. entstand mit dem [[Kodex]] eine Handschriftenform, die auch längere Texte und Zusammenstellungen mehrerer Schriften aufnehmen konnte. Kodices konnten ebenfalls aus Papyrus oder [[Pergament]] gefertigt sein. Reste von Papyruskodices mit griechischen alt- und neutestamentlichen Texten stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert: Das älteste bekannte Fragment des NT überhaupt ist der Papyrus [[Papyrus 52|{{PapNT|52}}]] aus einem Kodex mit einem Text aus dem [[Johannesevangelium]], entstanden etwa um 125. Neutestamentliche Texte in Rollenform sind bisher nicht gefunden worden.
 
Mit der endgültigen Kanonisierung des Tanach um 135 ergab sich die Notwendigkeit einer einheitlichen Fassung und Vokalisierung der hebräischen [[Konsonantenschrift]]. Damit begann die tausendjährige Arbeit der [[Masoretischer Text|Masoreten]]. Auf ihrer Textvereinheitlichung beruhen die ersten vollständigen hebräischen Bibelhandschriften des [[Mittelalter]]s, allen voran der [[Codex Leningradensis|Codex Petropolitanus]] von 1008. Diese hebräische Version des Tanach galt seit der [[Renaissance]] als gemeinsame Urform all seiner späteren Übersetzungen, darunter der des [[Erasmus von Rotterdam]] und damit auch dem Alten Testament der [[Lutherbibel]].
 
Die Auffindung ausrangierter Bibelfragmente in der [[Geniza]] von [[Kairo]] um 1850, vor allem aber der Schriftrollen vom Toten Meer (1947–1956 und 1961) brachte die Annahme eines einheitlichen hebräischen „Urtextes“ teilweise zum Einsturz: Vor und nach seiner Kanonisierung existierten mehrere voneinander abweichende Textvarianten parallel zueinander, neben der Septuaginta vor allem der [[Samaritanischer Pentateuch|Samaritanische Pentateuch]] (4. Jahrhundert v.&nbsp;Chr.).
 
Die neuen Schriftfunde bestätigten aber auch die große Übereinstimmung der masoretischen Versionen mit den älteren hebräischen Bibeltexten. Die historische Textkritik hat jedoch die Annahme der Existenz eines Urtextes widerlegt: Hinter allen bekannten Textfassungen der Bibel und den meisten ihrer Einzelschriften steht eine Vielzahl von Verfassern und Redaktoren, die an der Überlieferung mitwirkten. Die gemeinsame Version der Masoreten stand erst am Ende, nicht am Anfang dieses Traditionsprozesses.
 
== Kanonisierungsprozesse ==
Das lateinische Wort „[[Biblischer Kanon|Kanon]]“ bedeutet „Richtschnur“ oder „Richtmaß“ und meint hier die festgelegte Liste jener Bücher, die in einer bestimmten religiösen Gemeinschaft als heiliges [[Wort Gottes]] gelten. Mit einer gewissen Eigendynamik tendierte die Sammlung von Schriften mit autoritativem theologischen Anspruch zu einem verbindlichen Abschluss ihres Umfangs und ihrer Inhalte. Diesen Prozess nennt man „Kanonisierung“.
 
Neben der kanonisierten Bibel haben sowohl im Judentum als auch im Christentum [[Glaubensbekenntnis]]se, [[Liturgie]] und andere mündliche oder schriftliche Traditionen eine wichtige Bedeutung: im Judentum die sogenannte mündliche Überlieferung, im Christentum in der katholischen Tradition die [[Apostolische Väter|Apostolischen Väter]], in der evangelischen Tradition die reformatorischen Bekenntnisschriften. Aber nur einige christliche Gruppen wie die [[Mormonen]] und die [[Christliche Wissenschaft]] ordnen ihre Sondertradition als „Offenbarung“ oder Bekenntnis der Bibel gleich oder über.
 
=== Judentum ===
[[Datei:Samartian pentateuch2.jpg|miniatur|[[Samaritanischer Pentateuch]], {{B|Dtn|1|44}}, Manuskript in der [[Cambridge University Library]]]]
 
Die Anfänge der Kanonisierung lagen in der vorexilischen Königszeit der Reiche [[Israel (Reich)|Israel]] und [[Juda (Reich)|Juda]]: So berichtet 1. Kön 22 von der Auffindung eines „Gesetzbuchs“ im Jerusalemer Tempel, das den judäischen König [[Josia]] 621 v.&nbsp;Chr. zu einer jahwistischen Kultreform und Abschaffung des [[Synkretismus]] veranlasst haben soll. Gemeint war das [[5. Buch Mose]] (lat. „Deuteronomium“), das seinerseits in vieler Hinsicht die Gebotsoffenbarung am Sinai (2.–3. Buch Mose) aktualisierend wiederholt. Spätestens seit dem Wiederaufbau des Tempels 539 v.&nbsp;Chr. war die Tora als erster und wichtigster Teil der hebräischen Bibel kanonisch; für die [[Samaritaner]] bildete sie bei ihrer Abspaltung im 4. Jahrhundert v.&nbsp;Chr. das einzige, maßgebende Gotteswort.
 
Der Tanach wurde nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahr 70 und der Niederlage im letzten [[Bar-Kochba-Aufstand|jüdischen Krieg]] gegen die Römer 135 endgültig kanonisiert. Er umfasste laut [[Flavius Josephus]] 22 Bücher wie das hebräische [[Alphabet]], laut des außerkanonischen [[Buch Esra|4. Esrabuchs]] dagegen 24 Bücher (die doppelte Zahl der [[Zwölf Stämme Israels]]). Dabei wurden aber vermutlich dieselben Schriften verschieden unterteilt.
 
=== Christentum ===
Das Neue Testament setzt bereits die ganze jüdische Bibel als verbindliche Basis des jüdischen Gottesdienstes voraus, etwa bei Jesu Antrittspredigt in [[Nazaret]], die nach {{B|Lk|4|14–21}} mit einer Lesung der „Schrift“ begann. Vom „Gesetz“ ist oft im Zusammenhang mit Tora-Auslegungen Jesu die Rede, etwa zu Beginn der [[Bergpredigt]]. {{B|Mt|5|18}} bekräftigt die kanonische Geltung der Tora bis zur [[Parusie]]:
{{Zitat|Wahrlich ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis alles geschieht.}}
Häufig stehen „Gesetz und Propheten“ als Kürzel für die Gesamtheit der biblischen Überlieferung vom Bundeswillen Gottes. Auch eine dreigliedrige Form des Tanach wird im Mund des Auferstandenen für die Christen verbindlich gemacht {{Bibel|Lk|24|44}}:
{{Zitat|Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den [[Psalm]]en.}}
 
Septuaginta-Handschriften enthalten zudem die Bücher [[Buch Judit|Judit]], [[Buch Tobit|Tobit]], Erweiterungen der Bücher [[Buch Ester|Ester]] und [[Buch Daniel|Daniel]], die beiden ersten [[Makkabäer]]bücher, den Propheten [[Buch Baruch|Baruch]], die [[Weisheit Salomos]] und das Buch [[Jesus Sirach]]. Diese zusätzlichen Schriften nennt man in der katholischen Theologie „[[deuterokanonisch]]“. Sie gelangten nicht in den Kanon der jüdischen Bibel, fanden aber durch ihre lateinische Übersetzung Eingang in die lateinische Vulgata. Der katholische AT-Kanon enthält demnach 46 Bücher, der [[Orthodoxe Kirche|orthodoxe]] noch mehr. Sein Umfang ist dennoch zu 90 Prozent deckungsgleich mit der hebräischen Bibel.
 
Das Neue Testament umfasste zur Zeit seiner endgültigen Begrenzung (um 400) 27 griechische Einzelschriften. Alle zusammen erreichen insgesamt nur ein starkes Viertel des Umfangs des Alten Testaments.
 
Martin Luther übernahm für seine Übersetzung des Alten Testaments auch dessen Kanon, den er in 39 Bücher einteilte. So erlangte dieser auch im [[Protestantismus]] Gültigkeit. Die evangelische Gesamtbibel umfasst also 66 Bücher, wobei sich das evangelische AT nur nach Anordnung und Aufteilung von der hebräischen Bibel unterscheidet. Zwar übersetzte Luther auch weitere Schriften der Septuaginta und hängte sie seiner Bibelübersetzung an, bewertete sie aber als geheime „[[Apokryphen]]“ und menschliche „Bücher: so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind“.
 
Die evangelischen [[Konfession]]en betrachten die ganze Bibel als alleinigen Maßstab ihres Glaubens, als ''norma normans''. Der Theologe [[Dietrich Kuessner]] formuliert:<ref>[http://bs.cyty.com/kirche-von-unten/archiv/kvu109/Auseinandersetzung.rtf Dietrich Kuessner 2002] (RTF; 21&nbsp;kB)</ref>
{{Zitat|Das Bekenntnis ist im Verhältnis zur Bibel nachgeordnet, eine bereits von der Schrift geprägte Norm (norma normata).}}
Demnach haben sich alle Glaubensäußerungen, Bekenntnisschriften und [[Dogma|Dogmen]] an der Bibel zu messen und sollen ihr daher nicht widersprechen. In der katholischen Kirche ist das [[Papst|päpstliche Lehramt]] die maßgebende und letzte Autorität zur Schriftauslegung; zudem wird die ''Kirchliche Tradition'' oft als gleich mit der Bibel angesehen. Die evangelische Kirche lehnt dieses übergeordnete Amt und die starke Stellung der Tradition ab, da beides nicht biblisch begründet sei. Hier gibt es faktisch keine einheitliche Lehre, da die Schriftauslegung nach den lutherischen und reformierten Bekenntnisschriften letztlich Sache des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] bleibt. Dieser offenbare die Wahrheit des Wortes Gottes dem einzelnen [[Gewissen]] des Gläubigen. Nach katholischer Auffassung erlangte die Bibel selbst ihre Autorität jedoch erst durch die Kirche, die ja auch älter sei als die abgeschlossene Bibel. Das kirchliche Lehramt legte den Kanon der Bibel fest, was ebenfalls die Autorität der Kirche über die Bibel zeigen solle.
 
== Übersetzungen ==
{{Hauptartikel|Bibelübersetzung}}
[[Datei:Codex Argenteus-Mark ev.jpg|miniatur|[[Evangelium nach Markus|Markus-Evangelium]] in gotischer Sprache, [[Codex Argenteus]], 6. Jh.]]
=== Judentum ===
Das Judentum hat seine eigenen Übersetzungen der hebräischen Bibel, die sich von den christlichen Übersetzungen des Alten Testaments teilweise stark unterscheiden.
 
=== Christentum ===
Während die Orthodoxen Kirchen seit etwa 200 n.&nbsp;Chr. Bibeln in der Landessprache verwendeten, war für die katholische Kirche seit dem Ausgang des Altertums die lateinische Bibelübersetzung des [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]], die sogenannte [[Vulgata]], maßgebend, auch wenn immer wieder Bibeln in die jeweilige [[Volkssprache]] übersetzt wurden. Allerdings war die Vulgata selbst ursprünglich auch eine Übersetzung in die Volkssprache, denn als sie entstand, war Latein noch Umgangssprache. Die Wandlung des Lateinischen zu den romanischen Sprachen machte die westliche Bibel dann nicht mehr mit, und auch in den germanischen und keltischen Gebieten Westeuropas wurde die Bibel fast nur auf Lateinisch verbreitet.
 
Bereits im 4. Jahrhundert übersetzte der gotische Bischof [[Wulfila]] die Bibel ins [[Gotische Sprache|Gotische]], die nach ihm benannte [[Wulfilabibel]]. Wulfila war allerdings nicht katholisch, sondern [[Arianismus|Arianer]].
 
Im Spätmittelalter entstand eine Reihe von Bibelübersetzungen. Besonders die Reformatoren, aber auch schon einige ihrer Vorläufer ([[Petrus Valdes|Petrus Waldes]], [[John Wycliff]] und [[Jan Hus]]) sahen den direkten Zugang zur Bibel in der Landessprache als wesentlich für den christlichen Glauben an. Durch die Übersetzungen der [[Reformation|Reformatoren]] Luther und [[Ulrich Zwingli|Zwingli]] in den Jahren 1522 bis 1534 wurde die Bibel zum ersten Mal einer größeren Leserschaft im deutschen Sprachraum zugänglich. Maßgeblichen Beitrag dazu leistete die Erfindung des [[Buchdruck]]s. Die [[Lutherbibel]] wurde Grundlage einerseits für die weite Verbreitung der Bibel in Deutschland, andererseits für ihre kritische Lektüre vor allem seit der [[Aufklärung]] und hatte auch eine große Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Schriftsprache. Gedruckt wurde sie in der [[Schwabacher Schrift]].
Als Reaktion auf die volkssprachlichen Bibelübersetzungen der Reformierten entstanden auch katholische Übersetzungen, die sogenannten [[Korrekturbibel]]n.
 
Heute gibt es eine gute und vor allem große Auswahl an Bibelübersetzungen in deutscher Sprache. Neben der klassischen (inzwischen mehrfach überarbeiteten) Lutherbibel sind erwähnenswert: die sehr wortgetreue, tendenziell wortkonkordante [[Elberfelder Bibel|Elberfelder Übersetzung]], die ebenfalls recht wortgetreue und etwas besser lesbare [[Zürcher Bibel]], die katholische (bzw. für die Psalmen und das Neue Testament katholisch-evangelische) [[Einheitsübersetzung]], die eine verständliche Sprache und gute Brauchbarkeit für liturgische Zwecke aufweist, und die modernen Übertragungen „[[Gute Nachricht Bibel]]“ und „[[Hoffnung für Alle]]“, die die alten Texte durch eine freiere Übersetzung in eine zeitgemäße und sehr gut verständliche Sprache übertragen haben. Zudem sind in den letzten Jahren noch weitere freie Übersetzungen hinzugekommen, nämlich die „Neues Leben“-Übersetzung und die Basisbibel. Eine Sonderrolle nimmt die [[Schlachter-Bibel]] ein, die Genauigkeit mit einer gut verständlichen Sprache vereint, teilweise aber eine sehr umstrittene Wortwahl bietet.
 
Die heute in allen christlichen Bibelausgaben übliche und weitestgehend einheitliche Einteilung des Textes in Kapitel und Verse ist spät entstanden. Die Kapiteleinteilung führte [[Stephen Langton]], [[Erzbischof von Canterbury]], 1205 in die Vulgata ein. Die Verseinteilung des Neuen Testaments wurde 1551 in [[Genf]] erstmals von dem Pariser Buchdrucker [[Robert Estienne]] (dt.: Stephanus) an einer griechischen und lateinischen Bibelausgabe durchgeführt.
 
Ohne die  sieben [[deuterokanonisch]]en Bücher umfasst die Bibel 66 Bücher mit 1189 Kapiteln und mehr als 31150 Versen.<ref>[http://www.punctum.com/kirche/schrift/index.html Statistik] in einem Bibel-Abschreibeprojekt</ref>
 
== Bibelkritik ==
 
Im Judentum setzt die Bibelkritik erst spät ein. Im Christentum gibt es seit etwa 1700 immer wieder Diskussionen darüber, inwiefern die biblischen Erzählungen als historische Berichte gelten können. Dabei treffen verschiedene Auffassungen aufeinander.
 
=== Die biblischen Texte als historische Dokumente ===
Auf Grund von Bibeltexten wie dem Beginn des Lukasevangeliums {{Bibel|Lk|1|1–4}} oder dem Ende des Johannesevangeliums {{Bibel|Joh|20|31}} betrachten konservative Theologen Bibeltexte als historische Berichte.<ref>So etwa Franz Graf-Stuhlhofer: ''Auf der Suche nach dem historischen Jesus  Über die Glaubwürdigkeit der Evangelien und die Zweifel der Skeptiker''. Leun 2013, S. 23f.</ref> Die Haltung zur Bibel wird dann auch in Glaubensbekenntnissen festgehalten, etwa in der ''Basis der Evangelischen Allianz'' von 1970: Demnach ist die Bibel als inspirierte Heilige Schrift „in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung“ „völlig zuverlässig“.<ref>Abgedruckt etwa bei Fritz Laubach: ''Aufbruch der Evangelikalen.'' Wuppertal 1972, S. 101.</ref> Ein Teil der evangelikalen Bewegung formuliert noch schärfer und sagt, dass die Bibel „in allem, was sie lehrt, ohne Irrtum oder Fehler“ sei, und schließt dabei auch „Aussagen im Bereich der Geschichte und [[Naturwissenschaft]]“ mit ein ''([[Biblischer Fundamentalismus]])''.<ref>Thomas Schirrmacher (Hrsg.): ''Bibeltreue in der Offensive. Die Drei Chicago-Erklärungen zur biblischen Irrtumslosigkeit [1978], Hermeneutik [1982] und Anwendung [1986].'' Bonn 1993, S. 19 (zusammenfassende Erklärung), S. 22 (Artikel XII).</ref>
 
[[Datei:Simon leers.jpg|miniatur|Frühe Bibelkritik: ''Histoire critique du vieux testament'' von Richard Simon, Neuauflage 1685]]
 
=== Die biblischen Texte als Glaubenszeugnisse ===
Die [[Geschichte der modernen Bibelkritik|in der Neuzeit entwickelte]] [[historisch-kritische Exegese]] versucht, die jeweilige literarische Form der Texte der Bibel zu erfassen, im Rahmen der [[Literarkritik|Literar]]- und [[Formkritik]]. Demnach erzähle die Bibel nicht Geschichte, sondern Heilsgeschichte. Der historische Gehalt der biblischen Erzählungen wird dann in ihren verschiedenen Teilen sehr unterschiedlich beurteilt; einem Teil der Bibel wird hohe geschichtliche Zuverlässigkeit zugeschrieben. Die Evangelien verstehen sich nach Meinung der Historisch-Kritischen als „Frohe Botschaft“. Ihr Ziel sei, den Glauben an den „auferstandenen Jesus Christus“ zu bezeugen. Den Evangelien sei zwar historisch zuverlässiges Material zu entnehmen, wichtiger aber sei es, die Glaubensbotschaft der Evangelien verständlich und lebendig zu machen.
 
=== Weitere Zugänge zur Bibel ===
Nichttheologische Wissenschaftler verstehen die Bibel häufig als ein literarisches Werk. Gattungsgeschichtlich gehören die Texte in die literarischen Kategorien [[Prolog (Literatur)|Prolog]], [[Liebeslied]], [[Hymnus]], [[Paradoxon]], [[Monolog]], [[Dialog]], [[Rätsel]], Ellipse, [[Gebet]], [[Gleichnis]], [[Parabel (Sprache)|Parabel]], [[Gedicht]], [[Brief]] und [[Geschichtsschreibung]]. Die Texte stellen eine wertvolle Quellensammlung für die Erforschung ihrer jeweiligen Entstehungszeit dar. Die Historizität der Erzählungen selbst wird von einigen als relativ gering eingeschätzt.
 
Weniger weit verbreitet ist der Glaube, bei der Bibel handele es sich um ein [[Magie|magisches]] Buch, mit welchem wichtige Ereignisse in der Zukunft vorhergesehen werden könnten. Manche Menschen haben einige Zeit ihres Lebens damit verbracht, den vermuteten ''[[Bibelcode]]'' zu entschlüsseln, um an die geheimen Botschaften zu gelangen. Bislang ist die Existenz eines solchen Kodes nicht bewiesen.
 
Daneben gibt es eine [[Kontroversen um die Bibel|Bibelkritik]], deren Thema unter anderem die in der Bibel vertretenen moralisch-ethischen Auffassungen und die [[Gewalt in der Bibel]] sind.<ref>z.&nbsp;B. [[Franz Buggle]]: ''Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann.'' Erweiterte Neuauflage, Aschaffenburg 2004.</ref>
 
Einen besonderen Zugang zu den Inhalten der Bibel, insbesondere den Schriften des Neuen Testaments haben die Stigmatisierten. Als letzte, unter [[Anthroposophen]] besonders bekannte [[Stigmatisierte]] ist hier [[Judith von Halle]] zu erwähnen.
 
== Die Bibel im Islam ==
[[Datei:015.Hagar and Ishmael in the Wilderness.jpg|miniatur|[[Hagar]] und [[Ismael]], [[Gustave Doré]], 1866]]
 
Der [[Koran]] übernimmt und variiert eine Reihe biblischer und [[Apokryphen|apokrypher]] Geschichten und Lehren, die [[Mohammed]] wahrscheinlich mündlich durch die syrische Kirche überliefert wurden. Er nennt die Tora ''([[Taurat]])'', die Psalmen ''([[Zabur]])'' und das Evangelium ''([[Indschil]])'' „Heilige Schriften“, die von Gott stammen, aber später von Menschen verändert, teils sogar verfälscht worden seien:
{{Zitat|Wir haben die Herzen der Kinder Israel verhärtet, so dass sie die Worte der Schrift entstellten, und sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie erinnert worden waren …<br /> Und von denen, die sagten: ,Wir sind [[Nasara]]‘ [Nazarener] habe wir ihre Verpflichtung entgegengenommen. Aber dann vergaßen sie einen Teil von dem, womit sie erinnert worden waren.|Sure 5,13f}}
Daher sind viele [[Muslim]]e mit wichtigen Inhalten der Bibel vertraut, wenn auch in koranischer Version, die oft den biblischen Wortlaut verkürzt, verändert, paraphrasiert und von seinem Eigenkontext löst. Diese interpretierende Wiedergabe ist für sie maßgebend, entsprechend dem Anspruch des Korans, der sich als endgültige Offenbarung Allahs versteht, die alle früheren Offenbarungen aufnimmt und ihre Wahrheit wiederherstellt.
 
Der Koran sieht in den biblischen Geschichten, die er nacherzählt, Mohammeds Kommen und seine Berufung zum „Siegel der Propheten“ Gottes vorgebildet und prophezeit. Huseyn al-Dschisri deutete 114&nbsp;Stellen in der Bibel&nbsp;– vor allem den ''paraklētos'' („Beistand“, „Fürsprecher“) in {{B|Joh|14|26}}; {{BB|Joh|15|26–27}}; {{BB|Joh|16|7–13}}&nbsp;– als Hinweise auf Mohammeds Prophetentum.
 
Parallelen zur Urgeschichte der hebräischen Bibel sind im Koran
* das psalmenartige Lob des Schöpfers, z.&nbsp;B. in Sure 87,1–3
* die Bestimmung Adams und seiner Frau (Eva wird nie namentlich genannt) zum Stellvertreter (biblisch: [[Ebenbild Gottes]]) auf Erden und ihre Vertreibung aus dem Paradies (Sure 2,30–36)
* ihre Wiederannahme (Sure 20,122; der Koran kennt keinen Schöpfungsfluch und keine [[Erbsünde]])
* der Brudermord (Sure 5,27–32)
* die [[Sintflut]] und Noahs Rettung: Dieser ist nach Adam Gottes erster Gesandter, der vergeblich zur Abkehr von falschen Göttern ruft (Sure 40,36f).
 
Der Koran nennt 20&nbsp;Figuren der Bibel, die dort nicht alle als Propheten gelten, als Vorläufer Mohammeds. Besonders [[Abraham]], der „Freund Gottes“, ist für den Koran Vorbild des wahren Gläubigen. Er habe&nbsp;– wie auch nachbiblische jüdische Überlieferung erzählt&nbsp;– erkannt, dass Gott mächtiger als Gestirne ist (Sure&nbsp;6,78 f). Die ihm folgten, ohne Juden oder Christen zu werden ''([[Hanif]]en)'', sind den Muslimen gleichwertig (Sure&nbsp;21,51–70). Ihm wurde auch im Koran ein Sohn verheißen, den er opfern sollte (Sure&nbsp;37,99–113). Dabei deuten die Muslime diese Geschichte nicht auf Isaak, sondern auf [[Ismael]], den von der Magd [[Hagar]] geborenen ältesten Sohn Abrahams, der als Stammvater der [[Araber]] gilt. Abraham und Ismael sollen, gemäß Sure&nbsp;2,125  die [[Kaaba]] als ''erstes'' Gotteshaus in [[Mekka]] gegründet haben.
 
Von Joseph, Jakobs zweitjüngstem Sohn, erzählt Sure&nbsp;12. [[Mose]]s wird in 36&nbsp;Suren erwähnt: Er ist auch im Koran der mit Gott unmittelbar redende Prophet (Sure&nbsp;4,164), der sein Volk Israel aus Ägypten befreite und ihm die Tora vermittelte. Die [[Zehn Gebote]] liegen Sure&nbsp;17,22–39 zugrunde. König [[David (Israel)|David]] empfängt und übermittelt als Prophet die Psalmen; Salomos große Weisheit preist Sure&nbsp;21,78 ff.
 
Von den Figuren des Neuen Testaments stellt der Koran ''[[Maryam]]'' ([[Maria (Mutter Jesu)|Maria – Mutter Jesu]]), ''[[Johannes der Täufer|Johannes den Täufer]]'' (Sure&nbsp;3,38–41; 19,2–15; 21,89 f.) und ''[[Isa bin Maryam]]'' ([[Jesus von Nazaret|„Jesus, der Sohn der Maria“]]) besonders heraus. Letzterer hat die Aufgabe, das Volk Israel zum Gesetzesgehorsam zurückzurufen und den Christen das Evangelium als schriftliche Offenbarungsurkunde zu vermitteln. Er verkündet wie Mohammed Gottes kommendes [[Endgericht]], aber nur als Mensch, der nicht gekreuzigt wurde (Sure&nbsp;4,157). Seine Auferstehung wird daher nur angedeutet. Die jungfräuliche Geburt wird im Koran aber ebenso bezeugt, wie Jesus als der verhießene Messias, das [[Wort Gottes]] und ein Mensch frei von [[Sünde]].
 
Als Gesandte Gottes sind diese Propheten im Koran moralische Autoritäten, sodass er von ihren in der Bibel geschilderten dunklen Seiten (z.&nbsp;B. Davids Ehebruch und Mord) nichts berichtet.
 
== Verbreitung ==
Die Bibel ist das meistgedruckte, am häufigsten übersetzte und am weitesten verbreitete [[Buch]] der Welt. Es existieren [[Bibelübersetzung|Gesamtübersetzungen]] in 511 Sprachen und Teilübersetzungen in 2650 Sprachen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dbg.de/navi/presse/detailansicht/article/die-bibel-in-511-sprachen-komplett-uebersetzt.html|titel=Die Bibel in 511 Sprachen komplett übersetzt|zugriff=2012-08-23 |zitat=Zugriff: 1. September 2014, Quelle: Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies), abgerufen auf der Seite der Deutschen Bibelgesellschaft. Erfasst sind alle Bibelübersetzungen, die im vergangenen Jahr neu von der [[United Bible Societies|UBS]] registriert worden sind.}}</ref>
<ref>{{Internetquelle|url=https://www.weltbibelhilfe.de/ueber-uns/zahlen-fakten/|titel= Weltbibelhilfe, Zahlen und Fakten|zugriff=2012-08-23| Zitat=Zugriff: 1. September 2014}}</ref>
 
Für die Verbreitung der Bibel setzen sich [[Bibelgesellschaft]]en weltweit ein. In Deutschland sind dies insbesondere:
* die [[Deutsche Bibelgesellschaft]]
* das [[Katholisches Bibelwerk|Katholische Bibelwerk]]
* die überkonfessionelle Organisation [[Wycliff]]
* die [[Christengemeinschaft]]
 
Zur Verbreitung der Bibel und [[Biblische Erzählung|ihrer Erzählungen]] trugen wesentlich auch die Bilderbibeln bei. Als Bilderbibel bezeichnet man eine Folge bildlicher Darstellungen aus der biblischen Geschichte mit oder ohne Text und Erläuterungen. Sie umfassen sowohl illustrierte Bibeln wie lose oder gebundene Bilderfolgen. Sie richteten sich häufig an Ungelehrte und Unwissende bzw. die „Armen im Geiste“&nbsp;– daher auch [[Armenbibel]], lateinisch „biblia pauperum“&nbsp;– sowie an Kinder&nbsp;– vor allem die [[Kinderbibel]]&nbsp;– und dienten der religiösen [[Erbauung]] und [[Katechese]]. Einen Höhepunkt der Bibelillustration bildet das 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer weiteren Blütezeit der Bilderbibeln im Umkreis der [[Nazarener (Kunst)|Nazarener]] und Romantiker. Besonders populär wurden die Werke von [[Julius Schnorr von Carolsfeld]] und [[Gustave Doré]].
 
== Siehe auch ==
{{Portal|Bibel}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Bibel}}
* {{WikipediaDE|Bibel}}
* {{WikipediaDE|Liste biblischer Bücher}}
* {{WikipediaDE|Biblische Erzählung}}
* {{WikipediaDE|Bibelausgabe}}
* {{WikipediaDE|Gutenberg-Bibel}}
* {{WikipediaDE|Bibelkunde}}
* {{WikipediaDE|Bibellexikon}}
* {{WikipediaDE|Bibelpreis}}
* {{WikipediaDE|Bibelstudium}}
* {{WikipediaDE|Christliche Literatur}}
* {{WikipediaDE|Liste von Bibelverfilmungen}}
* [[Emil Bock]]
* [[Christengemeinschaft]]
* [[Rudolf Steiner]]


== Literatur ==
== Literatur ==
;Bibliographie
* ''Elenchus Bibliographicus Biblicus.'' Pontifical Biblical Institute Press, Rom 1920 ff., {{ZDB|1838-7}}, (nahezu vollständige Sammlung zur Sekundärliteratur)
;Leichtverständliche Literatur von Fachwissenschaftlern
* Tim Dowley (Hrsg.): ''Der große Bibelführer.'' Brunnen-Verlag, Gießen u.&nbsp;a. 2011, ISBN 978-3-7655-1487-6.
* Klaus Koch u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Reclams Bibellexikon.'' 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig Reclam, 2004, ISBN 3-15-010555-2.
* Franz Kogler (Hrsg.): ''Herders Neues Bibellexikon.'' Herder, Freiburg (Breisgau) u.&nbsp;a. 2008, ISBN 978-3-451-32150-4.
* Bernhard Lang: ''Die Bibel. Eine kritische Einführung'' (= ''Uni-Taschenbücher'' 1594 ''Theologie- und Religionswissenschaft''). F. Schöningh Verlag, Paderborn u.&nbsp;a. 1990, ISBN 3-506-99409-3.
* Hanna Liss: ''Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel'' (= ''Schriften der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg.'' Bd. 8). 2., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8253-5448-0.
* Gerhard Lohfink: ''Jetzt verstehe ich die Bibel. Ein Sachbuch zur Formkritik.'' 13. Auflage. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1986, ISBN 3-460-30632-7.
* Annemarie Ohler: ''dtv-Atlas Bibel'' (= ''dtv'' 3326 ''dtv-Sachbuch''). 5., korrigierte Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-423-03326-8.
* Jeffrey Geoghegan: ''Die Bibel für Dummies'' Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA; Auflage: 1. Auflage (20. März 2006), ISBN 3-527-70253-9.
* Henry Wansbrough: ''Der Bibel-Guide'', Theiss, Stuttgart 2014 (aus dem Englischen von Nikolaus de Palézieux), ISBN 978-3-8062-2892-2.
* Eugene H. Peterson: ''Nimm und iss... Die Bibel als Lebensmittel.'' Neufeld, Schwarzenfeld, 2014. ISBN 978-3-86256-045-5


;Einführende Fachliteratur
#Rudolf Steiner: ''Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung'', [[GA 61]] (1983), ISBN 3-7274-0610-0 {{Vorträge|061}}
#Rudolf Steiner: ''Wahrheiten und Irrtümer der Geistesforschung'', [[GA 69a]] (2007), ISBN 978-3-7274-0691-1 {{Vorträge|069a}}
#Rudolf Steiner: ''Mitteleuropa zwischen Ost und West'', [[GA 174a]] (1982), ISBN 3-7274-1741-2 {{Vorträge|174a}}
#Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: ''Briefwechsel und Dokumente 1901–1925'', 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, [[GA 262]] (2002), ISBN 3-7274-2620-9 {{Briefe|262}}


* Wolfgang Zwickel: ''Die Welt des Alten und Neuen Testaments. Ein Sach- und Arbeitsbuch.'' Calwer Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-7668-3412-6.
{{GA}}
 
;Weiterführende Fachliteratur
* Manfred Görg, Bernhard Lang (Hrsg.): ''Neues Bibellexikon.'' 3 Bände. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-545-23077-4.
* Herbert Hunger: ''Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur.'' 2 Bände (Bd. 1: ''Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen. Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur.'' Bd. 2: ''Überlieferungsgeschichte der mittelalterlichen Literatur.''). Atlantis-Verlag, Zürich 1961–1964 (unveränderter Nachdruck als: ''Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel'' (= ''dtv'' 4176). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1975; unveränderter Nachdruck, 2. Auflage, 9. – 13. Tausend. (= ''dtv'' 4485 ''dtv-Wissenschaft''). ebenda 1988, ISBN 3-423-04485-3).
* Hans-Josef Klauck u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''The Encyclopedia of the Bible and its Reception.'' Walter de Gruyter, Berlin / New York 2009 ff., ISBN 978-3-11-019904-8.
;Populärwissenschaftliche Sachbücher
* ''Die Geschichte der Bibel. Von den Tontafeln über Qumran bis heute.'' 4. Auflage. Christliche Literatur-Verbreitung u.&nbsp;a., Bielefeld 1998, ISBN 3-89397-267-6 ([http://www.clv-server.de/pdf/255203.pdf online (PDF; 8,4&nbsp;MB)]).
* David Gooding: ''Die Bibel – Wahrheit oder Mythos? Gibt es eine echte Erfüllung?'' 2. Auflage. Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 2001, ISBN 3-89397-468-7, [http://www.clv-server.de/pdf/255468.pdf online (PDF; 671&nbsp;KB)].
* Werner Keller: ''Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die Wahrheit des Alten Testaments.'' Econ, Düsseldorf 1955 (zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen, z.&nbsp;B.: Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Joachim Rehork. Ullstein, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-37246-4).
* Johannes Maria Lehner: ''Und die Bibel hat doch NICHT Recht. Dichtung und Wahrheit. Das Buch der Bücher im Licht von Wissenschaft, Vernunft und Moral.'' Historia-Verlag, Ulm-Wiblingen 2005, ISBN 3-9808691-1-3 (Später als: ''Das Kreuz mit der Bibel. Das Buch der Bücher im Licht von Wissenschaft, Vernunft und Moral.'' Mit einem Vorwort von Horst Herrmann. Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-1470-9).
* John MacArthur: ''Basisinformationen zur Bibel.'' Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 2003, ISBN 3-89397-644-2, [http://www.clv-server.de/pdf/255644.pdf online (PDF; 1,9&nbsp;MB)].
* Volker Neuhaus: ''Bibel'' (= ''DuMont-Taschenbücher'' 560 ''DuMont-Schnellkurs''). DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-8321-7635-7.
* Winfried Vogel: ''Bestseller Bibel. Warum eigentlich?'' Advent-Verlag, Lüneburg 2003, ISBN 3-8150-7701-X.
* Konrad Dietzfelbinger: ''Die Bibel'', Diederichs kompakt, Hugendubel, Kreuzlingen 2001, ISBN 3-7205-2265-2.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource}}
{{Commons|Bible|Bibel}}
{{Wiktionary}}
{{Wikiquote}}
{{Wikiquote|Evangelium}}
=== Bibelausgaben und -Übersetzungen ===
{{Hauptartikel|Bibelausgabe}}
* [http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/ Hebräische und griechische Bibelausgaben der ''Deutschen Bibelgesellschaft'']
* [http://www.bibleserver.com/ Bibleserver.com: Bibelübersetzungen in 21 Sprachen]
* [https://www.bibelpedia.com/index.php?title=Anthroposophisch_/_Christengemeinschaft Bibelübersetzungen aus dem Umfeld der Anthroposophie und Christengemeinschaft]
=== Informationen zur Bibel ===
* [http://www.bibelwissenschaft.de/ Bibelwissenschaft.de]
* [http://www.theologie-examen.de/index_erstes_examen_Bibelkunde.htm Bibelkunde]
* [http://www.theologie-systematisch.de/erkenntnislehre/8schrift-tradition.htm Aktuelle Literatur zur Bibelauslegung]
* [http://www.bibil.net/ BiBIL (bibelwissenschaftliche Literaturdatenbank)]
* C. D. Wright: [http://wayback.archive.org/web/20100613014654/https://netfiles.uiuc.edu/cdwright/www/bible.html ''The Bible and its Interpretation''] (engl.)
* [http://www.welt-der-bibel.de/ Ökumenisches Portal für Bibelauslegung]
* [http://www.bibelkommentare.de/ Bibelkommentare.de]  (freikirchlich)
* [http://www.evangeliumszentrum.at/bs/bibelueberblick/index.php Überblick über die Bibel]  Information des Evangeliums-Zentrums e.&nbsp;V.
* {{WiBiLex|Bibel|Autoren=Karin Schöpflin}}
=== Verarbeitungen biblischer Themen ===
;Literatur
* [http://www.bibel-literatur.de/ Forum für literarische Bibelinterpretation] Die Bibel als Meisterwerk der Literatur
* [http://www.liederdatenbank.de/bible Lieder, die durch Bibeltexte geprägt sind, sortiert nach Bibelstellen]
== Einzelnachweise ==
<references />
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Version vom 28. August 2017, 13:34 Uhr

Ludwig Deinhard (* 27. April 1847 in Deidesheim, Rheinland-Pfalz; † 1. April 1918 in München) war ein deutscher Ingenieur, Industrieller, Autor und Theosoph und später auch Anthroposoph.

Leben

Als Autor schrieb Deinhard Novellen, verfasste auch spiritistische Schriften und arbeitete an der Zeitschrift «Sphinx» von Wilhelm Hübbe-Schleiden und später an der von Rudolf Steiner 1903 begründeten theosophischen Zeitschrift «Luzifer» mit. Auf Reisen malte er gerne Aquarelle.

Von 1894 bis 1896 leitete Deinhard den ersten theosophischen Zweig in München und bereitete ab 1900 gemeinsam mit Günther Wagner die Bildung einer eigenständigen Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG) vor, zu deren Generalsekretär Rudolf Steiner am 20. Oktober 1902 auf Vorschlag Hübbe-Schleidens gewählt wurde. Deinhard, den Rudolf Steiner schätzte und öfter besuchte, wurde in den Vorstand berufen.

Auf der Fahrt nach München schreibt Steiner in einem Brief an Marie von Sivers vom 11. April 1905:

„Deinhard wird diesmal nicht in München sein während meiner Anwesenheit. Er geht zum Psychologen-Kongress nach Rom, um dort aufzupassen, ob die braven offiziellen Psychologen sich nicht doch herablassen, auf einige «metaphysische» (recte: spiritistische) Beobachtungen hinzuweisen. Es ist so erbarmenswürdig zu sehen, wie diese Leute gierig nach Schätzen graben und froh sind, wenn sie Regenwürmer finden.“ (Lit.:GA 262, S. 95)

Deinhards Werk «Das Mysterium des Menschen im Lichte der psychischen Forschung» [1] wurde von Steiner trotz des mediumistischen Ansatzes mehrmals anerkennend erwähnt.

„Es ist Mediumismus eben das Gegenbild des imaginativen Erkennens. Aber innerhalb gewisser Grenzen, wie eben gesagt, ist es möglich, weiteren Kreisen die Überzeugung zu bringen von etwas, das schwierig mitzuteilen ist. Wichtige Dinge können da schon zutage gefördert werden, und es muß schon als bedeutungsvoll anerkannt werden, wenn sich jemand auf dieses Gebiet wagt. Wer sich darüber näher unterrichten will, sei verwiesen auf das Buch «Das Mysterium des Menschen» von Ludwig Deinhard, auch auf die Schrift «Die Kardinalfrage der Menschheit» von Hofrat Seiling. Wie gesagt, diese Dinge sind durchaus bedeutungsvoll. Aber zugleich darf man nicht außer acht lassen, daß der Weg zur Wahrheit gepflastert sein muß nach dieser Richtung hin mit allen möglichen notwendigen Vorsichtsmaßregeln.“ (Lit.:GA 69a, S. 116f)

„Wenn wir den Menschen mit dem geschulten hellseherischen Bewußtsein zu der Wesenheit der Dinge hindurchdringen sehen, so kann das auch in gewisser Beziehung durch natürliche Veranlagung geschehen. In dem Vortrage über den «Sinn des Prophetentumes» ist es an Nostradamus gezeigt worden, wie durch natürliche Anlage eine solche Entfaltung der hellseherischen Kräfte stattgefunden hat. Wie das ins Leben hereinspielt, wie überhaupt das alles wirkt, was erweitertes Bewußtsein, was Wirken der Seelenkräfte ist, die außerhalb der gewöhnlichen Grenze des bewußten Seelenlebens liegen, das kann man aus einem Buche entnehmen, auf das ich hier hinweisen möchte. In ihm ist sehr schön dargestellt, wie sich für die äußere Wissenschaft das Wirken der verborgenen Seelen- und Geisteskräfte ausnimmt, wie auch der Zusammenhang dieser ohne besondere Schulung erreichten Geisteskräfte mit dem, was in meinem Buche dargestellt ist über die Beziehung des Menschen zu den höheren Welten. Sie finden das dargestellt in dem Buche «Das Mysterium des Menschen im Lichte der psychischen Forschung. Eine Einführung in den Okkultismus» von Ludwig Deinhard, das die beiden Methoden übersinnlicher Forschung darstellt, sowohl die, welche sich an die äußere Wissenschaft hält, wie auch jene, welche sich an das hält, was durch die wirkliche Schulung, durch Meditation, Konzentration und so weiter an Eindringen in die übersinnlichen Welten erreicht werden kann. Wer aber genauer in das eindringen will, was die Seele durchmacht, der wende sich an das, was in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» dargestellt ist.“ (Lit.:GA 61, S. 159f)

Später rang sich auch Deinhard von der „psychische Forschung“, sprich vom Mediumismus, vermehrt zur modernen Geisteswissenschaft im Sinne Steiners durch.

Im Gedenken an Ludwig Deinhard sagte Steiner nach dessen Tod:

„Nicht umhin kann ich aber, gerade eines Mannes dem Namen nach zu gedenken, der nach mancherlei Hindernissen sich zuletzt gerade mit der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft so schön, so innig zusammengefunden hat, und der gerade in der letzten Zeit für die Vertretung dieser Geisteswissenschaft nach außen ganz Erhebliches und Bedeutsames geleistet hat. Ich meine unseren lieben Freund Ludwig Deinhard, bei dessen Übergabe des physischen Leibes an die physischen Elemente und Hinweggehen der Seele in die geistige Welt unser lieber Freund Seilin so schöne Worte gesprochen hat. Er mußte um so mehr geschätzt werden, als er nicht aus einem blinden Glauben, aus blinder Anhängerschaft, sondern gerade nach mancherlei Widerstand sich so schön mit unserer Strömung zusammengefunden hat, und in der letzten, immer schwieriger gewordenen Zeit rückhaltlos nichts gescheut hatte, um vor der breiteren Öffentlichkeit für diese geistige Strömung mit ganzer Seele einzutreten. Ich scheue mich nicht, ausdrücklich zu sagen, daß ich die Art und Weise, wie Ludwig Deinhard vor der breiten Öffentlichkeit für diese Bewegung eingetreten ist, zu dem ganz besonders Wertvollen zähle.“ (Lit.:GA 174a, S. 167f)

Werke (Auswah)

  • Die »Theosophische Kreuzspinne« bei näherer Beleuchtung, im Gegensatz zur Darstellung Prof. Sellins, Leipzig 1891
  • Die Geheimlehre. Nach H. P. Blavatsky's »Secret doctrine«, Braunschweig 1895 google
  • Karma, München 1897
  • Zur okkulten Psychologie der Gegenwart. Essays. 1902;
  • Das Mysterium des Menschen im Lichte der psychischen Forschung, Berlin 1910 archive.org
  • Wer ist Mephistopheles? München 1915

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung, GA 61 (1983), ISBN 3-7274-0610-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Rudolf Steiner: Wahrheiten und Irrtümer der Geistesforschung, GA 69a (2007), ISBN 978-3-7274-0691-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Mitteleuropa zwischen Ost und West, GA 174a (1982), ISBN 3-7274-1741-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Rudolf Steiner / Marie Steiner-von Sivers: Briefwechsel und Dokumente 1901–1925, 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, GA 262 (2002), ISBN 3-7274-2620-9 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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