Zyankali und Konsumtion: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Kaliumcyanid.jpg|thumb|200px|Tödliche Dosis Kaliumcyanid]]
Unter '''Konsum''' ({{laS|consumere}} „verbrauchen“) wird allgemein der Verzehr oder Verbrauch von Gütern verstanden. Im [[Volkswirtschaftslehre|volkswirtschaftlichen]] Sinne steht der Begriff für den Kauf von Gütern des privaten Ge- oder Verbrauchs durch Konsumenten (Haushalte). [[Betriebswirtschaftslehre|Betriebswirtschaftlich]] wird oft der [[Produktion|Output]] von Gütern als Konsum bezeichnet.
[[Datei:Zyklon B Container.jpg|thumb|200px|Blechdose: Zyklon B]]
'''Zyankali''' ist die veraltete Bezeichnung für '''Kaliumcyanid''' ([[Wikipedia:Summenformel|Summenformel]]: KCN), dem [[Wikipedia:Kalium|Kalium]]salz der [[Blausäure]] ([[Wikipedia:Cyanwasserstoff|Cyanwasserstoff]]: HCN). Es bildet [[Wikipedia:Bittermandeln|bittermandelartig]] riechende, farblose, in [[Wasser]] sehr gut, in [[Alkohol]] jedoch nur schlecht lösliche Kristalle. Kaliumcyanid ist ein starkes [[Gift]], das oral oder im gelösten Zustand auch durch [[Wikipedia:Hautresorption|Resorption über die Haut]] aufgenommen werden kann. Die im Kaliumcyanid enthaltenen [[Wikipedia:Cyanid|Cyanid]]ionen (CN<sup>-</sup>) verhindern die [[Sauerstoff]]bindung im [[Blut]] und blockieren dadurch die [[Atmung]]. Die [[Wikipedia:Letale Dosis|tödliche Dosis]] für einen erwachsenen [[Mensch]]en liegt bei etwa 140mg. Oral aufgenommenes Kaliumcyanid wird im [[Magen]] durch die [[Wikipedia:Magensäure|Magensäure]] unter Freisetzung von Blausäure zersetzt.


Seitens der [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialist]]en wurde statt Zyankali '''Zyklon B''' zur Vernichtung der [[Juden]] in den Gaskammern der [[Wikipedia:Konzentrationslager|Konzentrationslager]] eingesetzt. [[Wikipedia:Zyklon B|Zyklon B]] wurde ursprünglich als [[Wikipedia:Schädlingsbekämpfungsmittel|Schädlingsbekämpfungsmittel]] verwendet und bestand aus mit Blausäure getränkten [[Wikipedia:Zellstoff|Zellstoff]]scheiben, die sich in einer Blechdose befanden, aus der man das giftige Blausäuregas kontrolliert austreten lassen konnte. Als Warnfaktor wurden [[Riechen|Riechstoffe]] wie [[Wikipedia:Phosgen|Phosgen]] oder [[Wikipedia:Bromessigsäureethylester|Bromessigsäureethylester]] beigefügt.
Der Überbegriff [[Wikipedia:Verbrauch|Verbrauch]] umfasst Bedeutungen, die nicht unter den Begriff des Konsums fallen.


Die Vergiftung mit ''Zyankali'' hat schwere Folgen für die nachtodliche Fortexistenz. [[Rudolf Steiner]] sagte dazu folgendes:
== Entwicklung des Konsums ==
Konsum existiert, seit es die Menschheit gibt, denn [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] wurden schon immer verbraucht. In der [[Ethnologie]] werden alle sozialen Einheiten einer Gesellschaft, in denen Konsum stattfindet, als ''Konsumgemeinschaft'' bezeichnet. Das sind in erster Linie die Haushalte, zudem Clans, Dorfgemeinschaften, Zweckverbünde. Der gemeinsame Konsum, der über den Haushalt hinausgeht, bekräftigt den sozialen Zusammenhalt der Gruppe.<ref name="dtv-Ethnologie">Dieter Haller (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): ''Dtv-Atlas Ethnologie''. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 157</ref>


<div style="margin-left:20px">
=== 15. und 16. Jahrhundert ===
"Und das Schlimme ist, daß immer Gefahr vorhanden ist, wenn einer sich mit ''Zyankali'' vergiftet, daß das die Seele mitnimmt und der Mensch, statt daß er in der Seele weiterleben könnte, überhaupt in der ganzen Welt verteilt wird und namentlich im Sonnenlicht verteilt wird.
Eine ''[[Konsumgesellschaft]]'' (bei der der ''Konsum an sich'' individualisiert und wichtiger als die soziale Komponente ist) entwickelte sich erstmals im [[Geschichte Englands#Wirtschaft und Gesellschaft im Spätmittelalter|England des 15. Jahrhunderts]], als unter anderem die Entstehung neuer Drucktechnologien und des Baumwollhandels den Konsum erheblich anwachsen ließen. Eine Konsumgesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass die Menschen nicht nur das konsumieren oder kaufen, was sie zum Überleben benötigen, sondern auch die „schönen“ Dinge des Lebens.
Wenn anthroposophische Erkenntnisse sich verbreiten würden, so würde sich kein Mensch mehr mit ''Zyankali'' vergiften. Es würde ihm gar nicht einfallen! Daß Vergiftungen mit ''Zyankali'' eintreten, das ist nur die Folge der materialistischen Weltanschauung, weil die Menschen glauben: tot ist tot, ganz gleichgültig, ob man durch ''Zyankali'' den Tod erleidet oder durch die innere Auflösung. Das ist aber nicht gleichgültig! Wenn man durch die innere Auflösung den Tod erleidet, dann haben Seele und Geist den gewöhnlichen Weg zu gehen in die geistige Welt hinein; sie leben eben weiter. Wenn Sie aber durch ''Zyankali'' sich vergiften, dann hat die Seele die Absicht, überall mit jedem Körperteilchen mitzugehen, und namentlich sich auszubreiten im Stickstoff und sich aufzulösen im Weltenall. '''Das ist der wirkliche Tod von Seele und Geist''' [Hervorh. nicht.i. Orig.]."  {{Lit|{{G|351|47}}}}<ref> Weil diese Aussage so äußerst schwerwiegend ist, sei hier noch einmal ausdrücklich wiederholt, daß die Veröffentlichung auf von Rudolf Steiner nicht persönlich überprüften Nachschriften beruht. Rudolf Steiner sagt dazu "Es wird
eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht
nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet." (Zitiert nach Angabe in GA 351 S. 5). Zudem ist, da die Aussage zu einem der sogenannten Arbeitervorträge gehört, folgende Anmerkung von Marie Steiner zu beachten: [Diese Vorträge] "... waren aber für ein besonderes Publikum
gedacht gewesen und in einer besonderen Situation ganz aus dem Stegreif
gesprochen, wie es die Umstände und die Stimmung der zuhörenden
Arbeiter eingaben - durchaus nicht im Hinblick auf Veröffentlichung und
Druck. Aber gerade die Art, wie sie gesprochen wurden, hat einen Ton
der Frische und Unmittelbarkeit, den man nicht vermissen möchte. Man
würde ihnen die besondere Atmosphäre nehmen, die auf dem Zusammenwirken
dessen beruht, was in den Seelen der Fragenden und des
Antwortenden lebte. Die Farbe, das Kolorit möchte man nicht durch
pedantische Umstellung der Satzbildung wegwischen. Es wird deshalb
der Versuch gewagt, sie möglichst wenig anzutasten." (GELEITWORT
zum Erscheinen von Veröffentlichungen aus den Vorträgen
Rudolf Steiners für die Arbeiter am Goetheanumbau
vom August 1922 bis September 1924
Marie Steiner, in GA 351, S. 14) </ref><ref> Das Zitat enthält im Beginn eine Einschränkung, die besagt, daß die ''Gefahr'' einer solchen Wirkung des Zyankali bestehe, mithin muß das Zyankali diese Wirkung nicht haben. Am Ende gibt es eine weitere Einschränkung: Die Seele habe die ''Absicht'', durch die Wirkung des Zyankali, sich aufzulösen. Es wird aber nicht gesagt, daß diese Absicht auch (immer) verwirklicht wird. Diese Einschränkungen passen aber nicht so recht zu der sonstigen Aussage, so daß von daher die Möglichkeit einer fehlerhaften stenographischen Mitschrift nicht ausgeschlossen scheint.</ref>
</div>


Nach Rudolf Steiners Aussage scheint es also so, dass beim [[Selbstmord]] durch Zyankali die ''Gefahr'' (d.h. die [[Möglichkeit]], aber nicht die [[Notwendigkeit]]) besteht, dass die Seele des Menschen und seine geistige [[Individualität]], d.h. sein [[Ich]], zersplittert werden können und dadurch das individuelle [[Selbstbewusstsein]] unwiederbringlich verloren geht. Der individuelle Mensch als solcher fällt damit aus dem Schöpfungsgeschehen heraus. Die Splitter seines seelisch-geistigen Menschenwesens mögen sich dabei mit einem gewissen Teilbewusstsein, das aber kein Selbstbewusstsein mehr ist, in die [[Seelenwelt]] und in die [[geistige Welt]] integrieren.  
=== 18. Jahrhundert ===
Im 18. Jahrhundert kaufte die Bevölkerung das, was sie nicht selbst herstellen konnte, auf Wochen- und Jahrmärkten. Es gab keine festen [[Preis (Wirtschaft)|Preise]], es wurde gehandelt. Mit Luxusgütern wie feinen Gewürzen und erlesenen Stoffen pflegte zunächst nur der [[Adel]] [[Prestigekonsum]]. Im Laufe der Zeit emanzipierte sich das [[Bürgertum]] und damit wuchs dessen [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]]. Das menschliche Interesse entwickelte sich vom [[Bedarf]] zum [[Wunsch]]. Es wurde konsumiert, um [[Prestige|etwas darzustellen]]. In Großbritannien wuchs im frühen 18. Jahrhundert die Industrie und Arbeitsplätze wurden geschaffen. Aufgrund des damit verbundenen Anstiegs des [[Einkommen]]s des Bürgertums stieg die Massenverbrauchsgüter[[nachfrage]], wie zum Beispiel nach Bier, Tee, Seife und bedruckter Kleidung. Modejournale wurden zum erfolgreichsten Kommunikationsmittel für die Konsumgesellschaft und führten zu einer Steigerung der Konsum[[bedürfnis]]se. Bald zogen andere Zeitschriften nach. Neben Großbritannien wurden Frankreich, Deutschland und Holland von dieser Revolution beeinflusst.


Zu beachten ist, das Rudolf Steiner dabei ausdrücklich von Selbstmord spricht, und das Gesagte daher nicht einfach auf eine Zyankalivergiftung übertragen werden kann, die den Menschen ungewollt trifft. Entscheidend mag dabei auch der mit dem Selbstmord verknüpfte ''ausdrückliche'' und ''starke'' [[Wille]] zur ''vollkommenen'' Auslöschung der Individualität sein. Das ist noch etwas ganz anderes als der Wunsch, durch Selbsttötung dem [[Leid]] des Erdenleben zu entrinnen und in die geistige Welt eintreten zu wollen.
=== 19. Jahrhundert ===
Eine [[Innovation]] Mitte des 19. Jahrhunderts war die [[Litfaßsäule]]. Sie bot viel Platz für [[Werbung]] und war ein wichtiges Mittel zur [[Absatzsteigerung]]. Durch die Entwicklung der Werbung in Zeitungen, Zeitschriften und Schaufenstern wurde der Konsum stetig erhöht. Durch die [[Industrialisierung]] in Europa und Nordamerika entstanden komplexe Produktions-, Transport- und Informationsnetzwerke. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Konsumhäuser gebaut, die durch feste Preise gekennzeichnet waren. Durch das erhöhte Angebot wuchsen die Konsumentenwünsche und die Konsumlust.


An anderen Stellen hat Rudolf Steiner darauf hingewiesen, dass das Zyan eine chemische Verbindung ist, die auf die Entwicklungsstufe des [[Alter Mond|alten Mondes]] zurück verweist, die der [[Erdentwicklung]] voran gegangen ist.  
=== 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts ===
Das [[Wirtschaftswunder]] und der damit verbundene Massenkonsum begannen mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]. Aus den oben genannten Luxusgütern wurde Massenware. Auch internationale Güter kamen in den 1950er Jahren auf den Markt und die [[Globalisierung]] des Konsums begann. In den 1960er Jahren boomte der Markt für Elektrogeräte, in den 1970er Jahren der Markt für Kunststoffmöbel, kostbare Rohstoffe und Energieträger. In den 1980er Jahren entwickelt sich eine Art Luxussucht. Reichtum und Schönheit erlangten mehr Bedeutung. Das [[World Wide Web]] entwickelt eine innovative Dimension des Konsums. Dadurch wurde es möglich, direkt beim Erzeuger in anderen Ländern zu bestellen. Konsum wurde zu einer Freizeitbeschäftigung vieler Menschen. „Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels ging davon aus, dass die Verbraucher in Deutschland 2007 16,8 Milliarden Euro für Einkäufe im Internet ausgegeben haben – Tendenz steigend.“<ref>[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensio/Buecher/orba1298.htm ''Europaeische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert)''], Rezensiert für H-Soz-u-Kult von Dr. Barbara Orland, 18. Dezember 1998, Abruf 2. Dezember 2008</ref>


<div style="margin-left:20px">
Eine weitere, aktuelle Tendenz ist die [[Politischer Konsum|Politisierung des Konsums]]. Dabei versuchen Unternehmen ihre Produkte um eine politische Dimension zu ergänzen und aufzuwerten ([[Greenwashing]]-Kampagnen wie das Regenwald-Projekt der Bier-Brauerei Krombacher, 2008), Medien machen auf die politischen Folgen bestimmten Konsumverhaltens aufmerksam und [[Nichtregierungsorganisation|NGOs]] fordern zu einem bestimmten Konsum- oder Boykottverhalten auf (wie beim [[Brent Spar|Shell-Boykott]], 1995).
"Die Stickstoffverbindungen, die Zyanverbindungen, sind so zerstörend für die
Erde, weil sie nur auf dem Monde das Normale waren. Eines der schwersten Gifte
ist Zyan, eine Verbindung von Kohlenstoff mit Stickstoff. Diese Verbindung bedeutete
auf dem Monde ungefähr dasselbe wie auf der Erde die Verbindung des
Kohlenstoffs mit dem Sauerstoff." {{Lit|{{G|094|313}}}}<ref>Nachschrift von Mathilde Scholl.</ref>
</div>


Man kann daher vielleicht mit einigem Recht sagen, dass der Selbstmord durch Zyankali den Menschen auf das Entwicklungsniveau dieses alten Mondes zurückwirft, wo er noch nicht über ein eigenes individuelles Ich und eine durch dieses Ich geprägte unsterbliche Seele verfügte.
Viele Studien betonen die Wirkung des globalen Konsums auf den [[Globale Erwärmung|Klimawandel]]. Das [[Worldwatch Institute]] weist im Bericht ''Zur Lage der Welt 2010 (State of the World Report 2010)'' darauf hin, dass der weltweite Konsum „Klimakiller Nummer Eins“ sei. Wenn alle Erdenbürger bspw. wie die Amerikaner leben würden, könnte der Planet nur rund 1,4 Milliarden Menschen (statt über 7 Milliarden wie heute) ernähren.<ref>[http://wissen.dradio.de/index.37.de.html?dram:article_id=841 Zur Lage der Welt 2010: Maßlos statt nachhaltig], DRadio Wissen vom 18. Februar 2010<br />
{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de:80/ausland/klimakiller100.html | wayback=20100322191500 | text=Worldwatch stellt Bericht zur „Lage der Welt“ vor: Weniger Arbeiten für eine bessere Umwelt?}}, Tagesschau.de vom 18. März 2010</ref>


Der jüdische [[Esoteriker]] und [[Rabbi]] [[Yonassan Gershom]] vertritt in ähnlichem Sinn mit plausiblen Argumenten die Meinung, dass zumindest für die jüdischen Opfer des [[Wikipedia:Holocaust|Holocaust]] nach seiner Auffassung keine solche Folge eintreten konnte, da es sich nicht um [[Selbstmord]] und schon gar nicht um den Willen zur völligen Selbstauflösung handelte:
== Konsum im Rahmen der volkswirtschaftlichen Theorie ==
[[Datei:Wirtschaftskreislauf2.svg|miniatur|hochkant=1.5|Der geschlossene Wirtschaftskreislauf ohne staatliche Aktivität]]


<div style="margin-left:20px">
Zur Beschreibung des Konsums ist es notwendig die Beziehung zwischen [[Unternehmen]] und Haushalten zu erläutern. Diese Beziehung wird in der [[Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung|volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung]] beschrieben.  
"Der Gebrauch des Reflexivpronomens «sich» – sich vergiften – heißt für mich, daß an dieser Stelle von Selbstmord und nicht von einem Mordopfer in einer Gaskammer die Rede ist. Beachten Sie auch, daß Steiner im selben Abschnitt sagt, die Seele, die sich mit '''Zyankali''' vergiftet, hat die Absicht, sich im Weltenall aufzulösen. Auch dies weist auf [[Selbstmord]] hin, nicht auf Mord.
In meiner Tätigkeit als Rabbi hatte ich mit selbstmordgefährdeten Menschen zu tun, die nicht nur sterben, sondern ihre Existenz ganz auslöschen wollten. Tatsächlich glauben Menschen, die Selbstmord begehen wollen, nicht an ein Leben nach dem Tod und erwarten, daß ihr individuelles Bewußtsein aufhört, wenn sie sich getötet haben. Es gibt Menschen, die in ihrer tiefen Niedergeschlagenheit wirklich wünschen, ihre Seele möge sich für immer im Weltall auflösen. So jemand könnte zu ''Zyankali'' greifen, weil es schnell wirkt und sicher zum Tod führt.


Die Holocaust-Opfer hingegen, die durch Zyklon-B-Gas (das ''Zyankali'' enthält) getötet wurden, verübten nicht Selbstmord und wollten auch nicht sterben. Sie hatten den verzweifelten Willen, mit allen Mitteln zu überleben, und sie gelobten, der Welt zu berichten, was geschehen war. So stark war dieser Wille, daß sie oft so schnell wie möglich wiedergeboren werden wollten, mit intakten Erinnerungen an den Holocaust. Jene, die nicht unmittelbar wiedergeboren wurden, blieben manchmal in der Gegend der Greueltaten an die Erde gebunden – auch wieder um Zeugnis abzulegen. Andere Holocaust-Opfer betrachteten ihren Tod als [[Kiddusch Ha-Shem]] (eine jüdische Form von Martyrium durch Verfolgung) und erwarteten, direkt in den Himmel zu gelangen. Aber nirgends finden wir in den Annalen des Holocaust Berichte von Juden, die, nachdem sie ermordet worden waren, ihre ewigen Seelen im Weltall auflösen wollten. Steiners Aussage über ''Zyankali'' gilt nicht für die Opfer des Holocaust.
=== Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ohne Ersparnisse und Staat ===
Hingegen besteht die schauerliche Möglichkeit, daß die Nazis genau deshalb '''Zyankali''' verwendeten, weil sie damit außer den Körpern auch die Seelen der Juden zu zerstören hofften." {{Lit|Yonassan Gershom, Vorwort [http://www.pinenet.com/~rooster/preface2.html]
Ein Beispiel zur Darstellung dieser Beziehung ist der geschlossene [[Wirtschaftskreislauf]] ohne staatliche Aktivität. Haushalte erbringen an die Unternehmen Arbeitsleistungen, mit denen die Unternehmen Güter produzieren. Diese werden von den Haushalten gekauft und konsumiert. Mit Hilfe der konsumierten Güter wird es den Haushalten ermöglicht, weitere Arbeitsleistungen zu erbringen und den Unternehmen weiter zu produzieren und Umsatz zu generieren, womit sie die Arbeitsleistungen wiederum mit [[Einkommen]] (Y) vergüten können. Mit Hilfe dessen können die Haushalte wiederum die Konsumausgaben an die Unternehmen zahlen. Die vereinfachten Darstellung geht davon aus, dass die Haushalte nichts von ihren Einkommen sparen. Somit geben sie wieder alles zum Kauf von Konsumgütern aus und zahlen dafür Konsumausgaben (C). Somit lässt sich das gesamte [[Bruttoinlandsprodukt]] oder das gesamte Einkommen aller an der Wirtschaft Beteiligten (Y) als [[Addition]] von privaten Konsumausgaben (C) und Investitionsausgaben (I) darstellen: <math> Y=C+I </math>.
}}.
<ref name="bart">Bartling, Luzius: ''Lernbücher für Wirtschaft und Recht: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre''. Verlag Franz Vahlen, München 1992. 9.Auflage</ref>
</div>


Dieses Wissen um die Wirkung des '''Zyankali''' wird allerdings - wenn überhaupt - nicht bei allen [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialist]]en verbreitet gewesen sein, denn auch der SS-Chef [[Wikipedia:Heinrich Himmler|Heinrich Himmler]] tötete sich selbst durch '''Zyankali''', obwohl er an die [[Wiedergeburt]] geglaubt haben soll. Es kann dahinter aber auch der (unbewusste) Wunsch nach totaler Selbstauflösung der geistigen [[Individualität]] stehen.
=== Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Ersparnissen ===
Das vorherige Modell kann um die Möglichkeit des Sparens, aber ohne Staat erweitert werden. Der Teil des Einkommens, der nicht für den Konsumgüterkauf ausgegeben wird, heißt Ersparnis (S). Dann entspricht das Haushaltseinkommen der Summe der Konsumausgaben und der Ersparnis, <math>Y = C + S</math>. Damit es zu einem [[Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht|gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht]] kommt, müssen die Ersparnisse (S), also die Differenz zwischen Einkommen (Y) und Konsum (C) gleich den Ausgaben für die Investitionen sein: <math>S=Y-C=I</math>.
Mathematische Herleitung:
#<math>Y=C+I</math> - Subtraktion von C
#:<math>I=Y-C</math>
#<math>Y=C+S</math> - Subtraktion von C
#:<math>S=Y-C</math>
#<math>S=I</math> - S und I gleichsetzen
#:<math>S=Y-C=I</math>


== Kritik ==
=== Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Staat ohne Ausland ===
Weiterhin entspricht im Gleichgewicht die Produktion (Y) der Güternachfrage (Z). Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage lässt sich durch die Addition von Konsum (C), Investition (I), Staatsausgaben (G) und dem Außenbeitrag zum BIP (<math>EX(\text{Export})-IM(\text{Import})</math>) berechnen. Da es in einer geschlossenen Volkswirtschaft keinen Außenbeitrag gibt, gilt EX-IM=0. Somit lässt sich die Güternachfrage mit der folgenden [[Identitätsgleichung]] darstellen: <math>Z=C+I+G</math>. Die Nachfrage nach Gütern durch die Haushalte (Z) hängt vom Konsum und somit vom Einkommen ab. Gleichgewicht stellt sich aber nur ein, wenn <math>Y=Z</math> und somit gilt<ref name="bart" />:
:<math>Y = Z = C + I + G</math>
:<math>C = c_0 + c_1 \cdot Y_D</math>
:<math>Z = c_0 + c_1 \cdot Y_D + I+G</math>


Die Aussagen Rudolf Steiners zur Wirksamkeit des Zyankali werfen große Fragen auf. Einmal ist nicht ganz klar, wieso es einen Unterschied machen soll, ob der Tod durch Mord, Selbstmord, oder auf andere Art eintritt. (Dieser Unterschied wird von Steiner nicht eindeutig getroffen, er ist eine interpretative Unterscheidung von anderen).
=== Nachfragetheoretische Aspekte ===
Der Zweck jedes Wirtschaftens besteht darin, die Bedürfnisse zu befriedigen. Die privaten Haushalte werden also mit den Konsumgütern versorgt, die sie nachfragen. Die Nachfrage nach einem Gut im Vergleich zu einem anderen regelt sich durch den Preis.<ref>Grupp: ''Messung und Erklärung des technischen Wandels: Grundzüge einer empirischen Innovationsökonomik''. Springer 1997</ref> Weiterhin wird die Nachfrage durch den Nutzen, den die Güter stiften, den Bedürfnissen der Menschen und dem Einkommen, das den Haushalten zur Verfügung steht, beeinflusst. Folglich hängt der Konsum der privaten Haushalte ebenfalls von den oben genannten Faktoren ab. Bei steigendem Preis eines Gutes und/oder bei sinkenden Einkommen sinkt grundsätzlich die Nachfrage der Haushalte.


Zudem ist es verwunderlich, daß einer chemischen Substanz solche Wirksamkeit zuerkannt wird. Sollte es nicht, wenn es diese Substanz so mit solcher Wirkung gibt, nicht auch andere chemische Substanzen mit entsprechender (behaupteter) Wirkung, sogar noch schlimmerer Sorte geben können?
=== Weitere Theorien ===
Die [[Nachfragetheorie]] zielt nicht nur auf die Steigerung des Konsums als eigentliche Determinante des Wirtschaftswachstums ab, sondern allgemein auf eine ausgeglichene und angemessene Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern. Die [[Kaufkrafttheorie]] ist in diesem Sinne als eine Theorie zu sehen, wonach sich ein angemessenes [[Wirtschaftswachstum]] bei einer ausgeglichenen [[Einkommensverteilung]] ergibt.


Was zudem verwundert, wenn es mit dem Zyankali solche Brisanz haben sollte, warum Steiner sich erst 1924 bei Gelegenheit der Arbeitervorträge dazu geäußert hat? Und warum hat er nicht im Nachherein eine nähere Erläuterung gegeben, außer die gegenüber einem Leibwächter, der den Vortrag mitgehört hatte: (siehe Literatur europäer-Artikel)?
== Gliederung der Konsumausgaben ==
Der Konsum ist ein Aggregat des [[Bruttoinlandsprodukt]]s nach der volkswirtschaftlichen [[Verwendungsrechnung]]. Die Konsumausgaben gliedern sich in drei Teile:
* Private Konsumausgaben (Privater Verbrauch); hierzu gehören alle Waren- und Dienstleistungskäufe der [[Privathaushalte]] (Privathaushalte der Unternehmer, Arbeitnehmer, Rentner, Arbeitslosen) und der selbständigen Einzelunternehmungen wie Gastwirte, Freiberufler im Inland. So gehören langlebige Güter, wie Möbel und Fahrzeuge zu den Konsumgütern. Generell werden nach der [[Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen|ESVG]] Immobilienkäufe in der Verwendungsrechnung des BIP zu den [[Investition]]sausgaben gerechnet.
* Konsumausgaben privater Organisationen, wie beispielsweise Kirchen, Gewerkschaften.
* Staatliche Konsumausgaben ([[Staatsverbrauch]]); hierzu gehören alle Dienstleistungen, die der Staat nicht auf dem Markt anbietet. Alle laufenden Kosten wie die Gehaltszahlungen für Lehrer und Beamte gelten als staatlicher Konsum.


In der mündlichen Aussage gegenüber dem Leibwächter Steiners (Georg Groot) wird wohl schon klar, wie Rudolf Steiner die Wirksamkeit des Zyankali begründet. Eine naheliegende Interpretation ist aber doch, wenn egal welche chemische Substanz solche Wirkungen entfalten könnte, man es da bei dem Glauben da, mit wissenschaftlicher Begründung eventuell, eher mit einem 1:1-Materie-Geist-Fatalismus zu tun hat, also mit einem Materialismus, anstatt Spiritualismus oder Idealismus?
== Einflussfaktoren des Konsums ==
* {{WikipediaDE|Konsumfunktion}}


Zu dem behaupteten "Zerreissen" von Geistigem durch materielle (chemische) Zwänge gibt es eine Parallele bei Steiners Erläuterung des Verhältnisses der individuellen Affen, zur Affengruppenseele. Die individuellen Affen würden mit ihrem Leben aus der Affengruppenseele ein "Stück Geist" herausreißen, das nach dem Tod des Affen nicht mehr in die Gruppenseele zurückkehren könne, sondern dann als ein Elementarwesen weiter lebe.
== Konsum im betriebswirtschaftlichen Sinne ==
Im [[betriebswirtschaft]]lichen Sinne unterscheiden sich Konsum- und [[Produktionsfaktor|Produktionsgüter]]. Die Konsumgüter sind [[Produkt (Wirtschaft)|Outputgüter]], während die Produktionsgüter als [[Produktionsfaktor|Inputgüter]] in den [[Produktion]]s&shy;prozess eingehen, die danach letzten Endes wiederum Bestandteil von Konsumgütern sein können. Den Konsum von [[Rohstoffe|Roh-]], [[Hilfsstoff (Produktion)|Hilfs-]] und [[Betriebsstoff]]en im betrieblichen Leistungserstellungsprozess wird in der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnung als Werteverzehr oder [[Kosten]] bezeichnet.


Inwiefern kann man übrigens hinsichtlich dieser Zyankali-Behauptungen Steiners von Wissenschaftlichkeit der Geistes"wissenschaft" sprechen? Lediglich akzeptabel oder vielmehr sogar ethisch geboten, scheint mir die Warnung vor dem Stoff zu sein, ihn zu Zwecken der Selbsttötung zu benützen. Im Hinblick auf den Wissenschaftsanspruch der Anthroposophie ist aber von Steiner eine Aussage gemacht, die sich objektiver Überprüfung grundsätzlich nicht entziehen darf. Und wie steht es mit solcher Überprüfung? Zur Wissenschaftlichkeit gehört diese Überprüfung der Forschungsresultate durch andere Forscher doch unabdingbar hinzu? Wo sind denn die anderen Geistesforscher, die aufgrund vorgenommener Überprüfung Steiners Aussagen bestätigen können?
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Konsum}}
* {{WikipediaDE|Liste der Länder nach Konsumausgaben}}
* {{WikipediaDE|Konsumverweigerung}}
* {{WikipediaDE|Konsumkritik}}


== Siehe auch ==
== Literatur ==
* Olivier Blanchard, Gerhard Illing: ''Makroökonomie''. 6. Auflage, Pearson Studium, München 2014, ISBN 978-3-86894-191-3.
* Norbert Bolz: ''Das konsumistische Manifest''. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3744-0.
* Eva Illouz: ''Der Konsum der Romantik: Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus'' (Originaltitel: ''Consuming the Romantic Utopia'', übersetzt von Andreas Wirthensohn). Campus, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37201-0 (= ''Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie'', Band 4); als Taschenbuch: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft Band 1858, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-29458-1.
* Neubäumer, Hewel: ''Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik''. Gabler, Wiesbaden, 2. Auflage.
* Rolf Walter (Hrsg.) ''Wirtschaftswissenschaften: Eine Einführung''. Schöningh, Paderborn 1997.
* Wolfgang Wüst (Hrsg.) ''Regionale Konsumgeschichte. Vom Mittelalter bis zur Moderne'' (= Franconia 7. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung), Erlangen 2015, ISBN 978-3-940049-19-3.
* Birger P. Priddat: ''Economics of Persuasion. Ökonomie zwischen Markt, Kommunikation und Überredung''. Metropolis, Marburg 2015.


* {{WikipediaDE|Kaliumcyanid}}
== Weblinks ==
* {{WikipediaDE|Zyklon B}}
{{Wikiquote|Konsum}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_18_cu_konsum.pdf Cleverer Umweltschutz – nachhaltiger Konsum] (UmweltWissen – Bayerisches Landesamt für Umwelt; PDF-Datei; 189 kB)
* Statistisches Bundesamt (Destatis): [https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/EinkommenKonsumLebensbedingungen/Konsumausgaben/Konsumausgaben.html Themenbereich Konsumausgaben, Lebenshaltungskosten] Abgerufen am 14. November 2017
* Stiftung für Zukunftsfragen - eine Initiative von British American Tobacco: [http://www.stiftungfuerzukunftsfragen.de/de/newsletter-forschung-aktuell/262.html ''Neue Konsumstudie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen'']. In: Forschung Aktuell, 262, 36. Jg., 15. Mai 2015.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Literatur ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4078777-1}}
 
[[Kategorie:Wirtschaft]]
[[Kategorie:Wirtschaftskreislauf|201]]
[[Kategorie:Wirtschaftskreislauf und soziale Dreigliederung|201]]
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaften]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheorie]]
[[Kategorie:Konsumtion|!]]
[[Kategorie:Haushalte]]


* Rudolf Steiner: ''Kosmogonie'', [[GA 94]] (2001), ISBN 3-7274-0940-1 {{Vorträge|094}}
{{Wikipedia}}
* Rudolf Steiner: ''Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen'', ([[GA 351]]), Dornach 1999
* Yonassan Gershom: ''Kehren die Opfer des Holocaust wieder?'', Vlg. am Goetheanum, Dornach 1997, ISBN 9783723510025
* Artikel in Zeitschrift "Der Europäer", 08, 2009, S. 11 ff.: Benjamin Schmidt: ''«Noch haben die Hierarchien ein Interesse …» Zu Rudolf Steiners Äußerungen über die Folgen einer Zyankalivergiftung.'' (enthalten ist ein Literaturhinweis auf eine Publikation in [[Flensburger Hefte]]: dort ist ein Interwiew mit dem Elementargeist "Der Gro0e" abgedruckt, mit Aussage zum Thema) (Der Artikel in der Zeitschrift "Der Europäer" ist als PDF frei verfügbar.)
[[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Chemie]]

Version vom 27. Juni 2018, 02:37 Uhr

Unter Konsum (lat. consumere „verbrauchen“) wird allgemein der Verzehr oder Verbrauch von Gütern verstanden. Im volkswirtschaftlichen Sinne steht der Begriff für den Kauf von Gütern des privaten Ge- oder Verbrauchs durch Konsumenten (Haushalte). Betriebswirtschaftlich wird oft der Output von Gütern als Konsum bezeichnet.

Der Überbegriff Verbrauch umfasst Bedeutungen, die nicht unter den Begriff des Konsums fallen.

Entwicklung des Konsums

Konsum existiert, seit es die Menschheit gibt, denn Güter wurden schon immer verbraucht. In der Ethnologie werden alle sozialen Einheiten einer Gesellschaft, in denen Konsum stattfindet, als Konsumgemeinschaft bezeichnet. Das sind in erster Linie die Haushalte, zudem Clans, Dorfgemeinschaften, Zweckverbünde. Der gemeinsame Konsum, der über den Haushalt hinausgeht, bekräftigt den sozialen Zusammenhalt der Gruppe.[1]

15. und 16. Jahrhundert

Eine Konsumgesellschaft (bei der der Konsum an sich individualisiert und wichtiger als die soziale Komponente ist) entwickelte sich erstmals im England des 15. Jahrhunderts, als unter anderem die Entstehung neuer Drucktechnologien und des Baumwollhandels den Konsum erheblich anwachsen ließen. Eine Konsumgesellschaft ist dadurch gekennzeichnet, dass die Menschen nicht nur das konsumieren oder kaufen, was sie zum Überleben benötigen, sondern auch die „schönen“ Dinge des Lebens.

18. Jahrhundert

Im 18. Jahrhundert kaufte die Bevölkerung das, was sie nicht selbst herstellen konnte, auf Wochen- und Jahrmärkten. Es gab keine festen Preise, es wurde gehandelt. Mit Luxusgütern wie feinen Gewürzen und erlesenen Stoffen pflegte zunächst nur der Adel Prestigekonsum. Im Laufe der Zeit emanzipierte sich das Bürgertum und damit wuchs dessen Kaufkraft. Das menschliche Interesse entwickelte sich vom Bedarf zum Wunsch. Es wurde konsumiert, um etwas darzustellen. In Großbritannien wuchs im frühen 18. Jahrhundert die Industrie und Arbeitsplätze wurden geschaffen. Aufgrund des damit verbundenen Anstiegs des Einkommens des Bürgertums stieg die Massenverbrauchsgüternachfrage, wie zum Beispiel nach Bier, Tee, Seife und bedruckter Kleidung. Modejournale wurden zum erfolgreichsten Kommunikationsmittel für die Konsumgesellschaft und führten zu einer Steigerung der Konsumbedürfnisse. Bald zogen andere Zeitschriften nach. Neben Großbritannien wurden Frankreich, Deutschland und Holland von dieser Revolution beeinflusst.

19. Jahrhundert

Eine Innovation Mitte des 19. Jahrhunderts war die Litfaßsäule. Sie bot viel Platz für Werbung und war ein wichtiges Mittel zur Absatzsteigerung. Durch die Entwicklung der Werbung in Zeitungen, Zeitschriften und Schaufenstern wurde der Konsum stetig erhöht. Durch die Industrialisierung in Europa und Nordamerika entstanden komplexe Produktions-, Transport- und Informationsnetzwerke. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Konsumhäuser gebaut, die durch feste Preise gekennzeichnet waren. Durch das erhöhte Angebot wuchsen die Konsumentenwünsche und die Konsumlust.

20. und Anfang des 21. Jahrhunderts

Das Wirtschaftswunder und der damit verbundene Massenkonsum begannen mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus den oben genannten Luxusgütern wurde Massenware. Auch internationale Güter kamen in den 1950er Jahren auf den Markt und die Globalisierung des Konsums begann. In den 1960er Jahren boomte der Markt für Elektrogeräte, in den 1970er Jahren der Markt für Kunststoffmöbel, kostbare Rohstoffe und Energieträger. In den 1980er Jahren entwickelt sich eine Art Luxussucht. Reichtum und Schönheit erlangten mehr Bedeutung. Das World Wide Web entwickelt eine innovative Dimension des Konsums. Dadurch wurde es möglich, direkt beim Erzeuger in anderen Ländern zu bestellen. Konsum wurde zu einer Freizeitbeschäftigung vieler Menschen. „Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels ging davon aus, dass die Verbraucher in Deutschland 2007 16,8 Milliarden Euro für Einkäufe im Internet ausgegeben haben – Tendenz steigend.“[2]

Eine weitere, aktuelle Tendenz ist die Politisierung des Konsums. Dabei versuchen Unternehmen ihre Produkte um eine politische Dimension zu ergänzen und aufzuwerten (Greenwashing-Kampagnen wie das Regenwald-Projekt der Bier-Brauerei Krombacher, 2008), Medien machen auf die politischen Folgen bestimmten Konsumverhaltens aufmerksam und NGOs fordern zu einem bestimmten Konsum- oder Boykottverhalten auf (wie beim Shell-Boykott, 1995).

Viele Studien betonen die Wirkung des globalen Konsums auf den Klimawandel. Das Worldwatch Institute weist im Bericht Zur Lage der Welt 2010 (State of the World Report 2010) darauf hin, dass der weltweite Konsum „Klimakiller Nummer Eins“ sei. Wenn alle Erdenbürger bspw. wie die Amerikaner leben würden, könnte der Planet nur rund 1,4 Milliarden Menschen (statt über 7 Milliarden wie heute) ernähren.[3]

Konsum im Rahmen der volkswirtschaftlichen Theorie

Der geschlossene Wirtschaftskreislauf ohne staatliche Aktivität

Zur Beschreibung des Konsums ist es notwendig die Beziehung zwischen Unternehmen und Haushalten zu erläutern. Diese Beziehung wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung beschrieben.

Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ohne Ersparnisse und Staat

Ein Beispiel zur Darstellung dieser Beziehung ist der geschlossene Wirtschaftskreislauf ohne staatliche Aktivität. Haushalte erbringen an die Unternehmen Arbeitsleistungen, mit denen die Unternehmen Güter produzieren. Diese werden von den Haushalten gekauft und konsumiert. Mit Hilfe der konsumierten Güter wird es den Haushalten ermöglicht, weitere Arbeitsleistungen zu erbringen und den Unternehmen weiter zu produzieren und Umsatz zu generieren, womit sie die Arbeitsleistungen wiederum mit Einkommen (Y) vergüten können. Mit Hilfe dessen können die Haushalte wiederum die Konsumausgaben an die Unternehmen zahlen. Die vereinfachten Darstellung geht davon aus, dass die Haushalte nichts von ihren Einkommen sparen. Somit geben sie wieder alles zum Kauf von Konsumgütern aus und zahlen dafür Konsumausgaben (C). Somit lässt sich das gesamte Bruttoinlandsprodukt oder das gesamte Einkommen aller an der Wirtschaft Beteiligten (Y) als Addition von privaten Konsumausgaben (C) und Investitionsausgaben (I) darstellen: . [4]

Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Ersparnissen

Das vorherige Modell kann um die Möglichkeit des Sparens, aber ohne Staat erweitert werden. Der Teil des Einkommens, der nicht für den Konsumgüterkauf ausgegeben wird, heißt Ersparnis (S). Dann entspricht das Haushaltseinkommen der Summe der Konsumausgaben und der Ersparnis, . Damit es zu einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht kommt, müssen die Ersparnisse (S), also die Differenz zwischen Einkommen (Y) und Konsum (C) gleich den Ausgaben für die Investitionen sein: . Mathematische Herleitung:

  1. - Subtraktion von C
  2. - Subtraktion von C
  3. - S und I gleichsetzen

Konsum in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mit Staat ohne Ausland

Weiterhin entspricht im Gleichgewicht die Produktion (Y) der Güternachfrage (Z). Die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage lässt sich durch die Addition von Konsum (C), Investition (I), Staatsausgaben (G) und dem Außenbeitrag zum BIP () berechnen. Da es in einer geschlossenen Volkswirtschaft keinen Außenbeitrag gibt, gilt EX-IM=0. Somit lässt sich die Güternachfrage mit der folgenden Identitätsgleichung darstellen: . Die Nachfrage nach Gütern durch die Haushalte (Z) hängt vom Konsum und somit vom Einkommen ab. Gleichgewicht stellt sich aber nur ein, wenn und somit gilt[4]:

Nachfragetheoretische Aspekte

Der Zweck jedes Wirtschaftens besteht darin, die Bedürfnisse zu befriedigen. Die privaten Haushalte werden also mit den Konsumgütern versorgt, die sie nachfragen. Die Nachfrage nach einem Gut im Vergleich zu einem anderen regelt sich durch den Preis.[5] Weiterhin wird die Nachfrage durch den Nutzen, den die Güter stiften, den Bedürfnissen der Menschen und dem Einkommen, das den Haushalten zur Verfügung steht, beeinflusst. Folglich hängt der Konsum der privaten Haushalte ebenfalls von den oben genannten Faktoren ab. Bei steigendem Preis eines Gutes und/oder bei sinkenden Einkommen sinkt grundsätzlich die Nachfrage der Haushalte.

Weitere Theorien

Die Nachfragetheorie zielt nicht nur auf die Steigerung des Konsums als eigentliche Determinante des Wirtschaftswachstums ab, sondern allgemein auf eine ausgeglichene und angemessene Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern. Die Kaufkrafttheorie ist in diesem Sinne als eine Theorie zu sehen, wonach sich ein angemessenes Wirtschaftswachstum bei einer ausgeglichenen Einkommensverteilung ergibt.

Gliederung der Konsumausgaben

Der Konsum ist ein Aggregat des Bruttoinlandsprodukts nach der volkswirtschaftlichen Verwendungsrechnung. Die Konsumausgaben gliedern sich in drei Teile:

  • Private Konsumausgaben (Privater Verbrauch); hierzu gehören alle Waren- und Dienstleistungskäufe der Privathaushalte (Privathaushalte der Unternehmer, Arbeitnehmer, Rentner, Arbeitslosen) und der selbständigen Einzelunternehmungen wie Gastwirte, Freiberufler im Inland. So gehören langlebige Güter, wie Möbel und Fahrzeuge zu den Konsumgütern. Generell werden nach der ESVG Immobilienkäufe in der Verwendungsrechnung des BIP zu den Investitionsausgaben gerechnet.
  • Konsumausgaben privater Organisationen, wie beispielsweise Kirchen, Gewerkschaften.
  • Staatliche Konsumausgaben (Staatsverbrauch); hierzu gehören alle Dienstleistungen, die der Staat nicht auf dem Markt anbietet. Alle laufenden Kosten wie die Gehaltszahlungen für Lehrer und Beamte gelten als staatlicher Konsum.

Einflussfaktoren des Konsums

Konsum im betriebswirtschaftlichen Sinne

Im betriebswirtschaftlichen Sinne unterscheiden sich Konsum- und Produktionsgüter. Die Konsumgüter sind Outputgüter, während die Produktionsgüter als Inputgüter in den Produktions­prozess eingehen, die danach letzten Endes wiederum Bestandteil von Konsumgütern sein können. Den Konsum von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen im betrieblichen Leistungserstellungsprozess wird in der betriebswirtschaftlichen Kostenrechnung als Werteverzehr oder Kosten bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Olivier Blanchard, Gerhard Illing: Makroökonomie. 6. Auflage, Pearson Studium, München 2014, ISBN 978-3-86894-191-3.
  • Norbert Bolz: Das konsumistische Manifest. Fink, München 2002, ISBN 3-7705-3744-0.
  • Eva Illouz: Der Konsum der Romantik: Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus (Originaltitel: Consuming the Romantic Utopia, übersetzt von Andreas Wirthensohn). Campus, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37201-0 (= Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie, Band 4); als Taschenbuch: Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft Band 1858, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-29458-1.
  • Neubäumer, Hewel: Volkswirtschaftslehre: Grundlagen der Volkswirtschaftstheorie und Volkswirtschaftspolitik. Gabler, Wiesbaden, 2. Auflage.
  • Rolf Walter (Hrsg.) Wirtschaftswissenschaften: Eine Einführung. Schöningh, Paderborn 1997.
  • Wolfgang Wüst (Hrsg.) Regionale Konsumgeschichte. Vom Mittelalter bis zur Moderne (= Franconia 7. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung), Erlangen 2015, ISBN 978-3-940049-19-3.
  • Birger P. Priddat: Economics of Persuasion. Ökonomie zwischen Markt, Kommunikation und Überredung. Metropolis, Marburg 2015.

Weblinks

 Wikiquote: Konsum – Zitate
 Wiktionary: Konsumtion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Dieter Haller (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): Dtv-Atlas Ethnologie. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 157
  2. Europaeische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert), Rezensiert für H-Soz-u-Kult von Dr. Barbara Orland, 18. Dezember 1998, Abruf 2. Dezember 2008
  3. Zur Lage der Welt 2010: Maßlos statt nachhaltig, DRadio Wissen vom 18. Februar 2010
    Worldwatch stellt Bericht zur „Lage der Welt“ vor: Weniger Arbeiten für eine bessere Umwelt? (Memento vom 22. März 2010 im Internet Archive), Tagesschau.de vom 18. März 2010
  4. 4,0 4,1 Bartling, Luzius: Lernbücher für Wirtschaft und Recht: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Verlag Franz Vahlen, München 1992. 9.Auflage
  5. Grupp: Messung und Erklärung des technischen Wandels: Grundzüge einer empirischen Innovationsökonomik. Springer 1997


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