Handlungstheorie (Philosophie)

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Die philosophische Handlungstheorie (engl. action theory) beschäftigt sich mit Problemen, die sich im Zusammenhang mit dem Handeln – insbesondere dem menschlichen Handeln – ergeben. Die philosophische Teildisziplin fragt, was Handlungen sind und wie diese sich adäquat beschreiben und erklären lassen. Im Fokus der zeitgenössischen Debatten stehen drei thematische Felder: die Natur von Handlungen, Handlungsbeschreibungen und Handlungserklärungen. Im Besonderen befassen sich Handlungstheorien mit Handlungsgründen und Ursachen, mit dem Verhältnis zwischen Ereignissen und Handlungen, mit Intentionen und intentionalen Handlungen, mit der logischen Form von Handlungssätzen, mit sogenannten Basishandlungen und mit der Suche nach einem Ordnungsprinzip menschlicher Handlungsarten. Die Beziehung zwischen dem handelnden Subjekt (engl. agent) und der Situation steht dabei häufig im Vordergrund.

Geschichte der Handlungstheorie

Handlungstheoretische Fragestellungen sind – obwohl die Handlungstheorie als definierte philosophische Disziplin eine Schöpfung der Moderne ist – bereits seit der Antike Gegenstand philosophischer Untersuchung. Als wichtigster antiker Autor kann in diesem Zusammenhang Aristoteles gelten, der seine Nikomachische Ethik mit Untersuchungen von Begriffen wie „Handlung“ und „Ziel“ beginnt.

In dieser Tradition wurden handlungstheoretische Fragen auch im Mittelalter vielfach behandelt, unter anderem von Thomas von Aquin, Johannes Duns Scotus und Wilhelm von Ockham. Diesen Autoren ging es stets auch um theologische Fragen, sodass Fragen wie die Determiniertheit von Handlungen etwa in Zusammenhang mit dem Theodizee-Problem diskutiert wurden.

Seit etwa 1950 wurde die Handlungstheorie dann im Zuge der Entwicklung der Philosophie des Geistes immer wichtiger. Als Klassiker der zeitgenössischen Debatte können Elizabeth Anscombes Monographie Intention und Donald Davidsons Essays on Actions and Events bezeichnet werden. Während Anscombe auf dem sprachphilosophisch orientierte Ansatz Ludwig Wittgensteins aufbauend Handlungsgründe von Ursachen begrifflich zu trennen sucht, bestreitet Davidson eine solche Unterscheidung. Robert Brandom baute den sprachanalytisch-sprechakttheoretischen Ansatz John Searles in den 1990er Jahren zu einem eigenständigen Programm aus und Alvin I. Goldman entwickelte sozial-epistemologische Handlungstheorie. Auch Jean-Paul Sartre leistete wichtige Beiträge zu einer wirklichkeitsgemäßen Handlungstheorie. Darüber hinaus zählten im 20 Jh. und der ersten Dekade des 21 Jh. Georg Henrik von Wright, Hector-Neri Castaneda, Michael Bratman, J. David Velleman, Judith Jarvis Thomson, Jonathan Bennett, Jennifer Hornsby, John Hyman, María Álvarez und Michael Thompson mit je unterschiedlichen Schwerpunkten zu den zentralen Autoren in der Handlungstheorie.

Siehe auch

Literatur

  • G. E. M. Anscombe: Intention. Oxford 1957.
  • Georg Henrik von Wright: Norm and Action. London 1963
  • Alvin I. Goldman: A Theory of Human Action. Englewood Cliffs 1970
  • Hector-Neri Castaneda: Thinking and Doing, The Philosophical Foundations of Institutions. Dordrecht 1975 / 1982
  • Donald Davidson: Essays on Actions and Events. Oxford 1980
  • Jennifer Hornsby: Actions. London 1980
  • Jonathan Bennett: Events and Their Names. Oxford 1988
  • Johannes Heinrichs: Handlungen. Das periodische System der Handlungsarten. München 2007
  • Anton Leist (Hg.): Action in Context. Berlin und New York 2007
  • Michael Thompson: Life and Action. Massachusetts 2008
  • Wilhelm Vossenkuhl: Praxis. In: Ekkehard Martens, Herbert Schnädelbach (Hrsg.): Philosophie. Ein Grundkurs. Band 1, 7. Auflage, Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-55457-7, S. 217–261

Weblinks

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