Jacques Derrida und Michel Foucault: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Joachim Stiller
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Bild 181xyz.jpg|mini|Jacques Derrida]]
'''Paul-Michel Foucault''' [{{IPA|miˈʃɛl fuˈko}}] (15. Oktober 1926 in Poitiers – 25. Juni 1984 in Paris) war ein französischer [[Philosoph]] des [[Poststrukturalismus]], [[Psychologe]], [[Soziologe]] und gilt als Begründer der [[Wikipedia:Diskursanalyse|Diskursanalyse]].


'''Jacques Derrida''' [{{IPA|ʒak dɛʁiˈda|lang}}] (* 15. Juli 1930 als '''Jackie Derrida''' in El Biar<ref>Vgl. Peeters, Benoît: „Derrida. Eine Biographie“, aus dem Frz. von Horst Brühmann, Suhrkamp: Berlin 2013, S. 26.</ref>; † 8. Oktober 2004 in Paris) war ein französischer [[Philosophie|Philosoph]], der als Begründer und Hauptvertreter der [[Dekonstruktion]] gilt. Sein Werk beeinflusste maßgeblich die Philosophie und Literaturwissenschaft in Europa und den USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu seinen Hauptwerken zählen ''Die Stimme und das Phänomen'' 1967, ''[[Grammatologie (Derrida)|Grammatologie]]'' 1967, ''Die Schrift und die Differenz'' 1967 und ''Randgänge der Philosophie'' 1972.
== Leben ==
== Leben ==
1942 wurde Derrida als Sohn einer [[Sephardim|sephardisch]]-jüdischen Familie entsprechend einer Verordnung des [[Vichy-Regime]]s der Schulbesuch untersagt (die Quote für jüdische Schüler wurde von 14 auf 7 Prozent gesenkt). Die [[Judenfeindlichkeit|antisemitischen]] Diskriminierungen haben insofern Spuren in vielen seiner Schriften hinterlassen, als er sich in ihnen mit dem Anderen und Fremden befasst. Auch die Figur des Ankommenden ist ein zentrales Element seines Denkens.
=== Kindheit, Schulzeit und Studium ===
Foucault war das zweite Kind von [[Paul-André Foucault]], Chirurg und Universitätsprofessor der Anatomie, und Anne-Marie Foucault, geborene Malapert. Aus Opposition zum Vater durchbrach er die Tradition, Mediziner zu werden. Er fasste den Entschluss, Geschichte zu studieren. Nach seiner Schulzeit in [[Poitiers]] begann er 1946, [[Philosophie]] und [[Psychologie]] an der elitären [[École normale supérieure (Paris)|École normale supérieure]] in Paris zu studieren. Sein Philosophielehrer wurde [[Louis Althusser]]. Ab 1947 besuchte er Veranstaltungen bei [[Maurice Merleau-Ponty]]. 1949 erwarb er einen Abschluss in Psychologie an der [[Sorbonne]].<ref>Hartmut Rosa, David Strecker und Andrea Kottmann: Soziologische Theorien, UTB, Stuttgart, 2. Aufl., 2013, Seite 276f.</ref> 1951 bestand er die Zulassungsprüfung in Philosophie für Hochschulen und wurde noch im gleichen Jahr Nachfolger von Merleau-Ponty. An seinen Vorlesungen nahmen [[Paul Veyne]], [[Jacques Derrida]] und [[Gérard Genette]] teil.


Seit 1949 in Frankreich lebend, besuchte er das [[Lycée Louis-le-Grand]] in [[Paris]] und
Parallel dazu machte er Praktika im Krankenhaus ''Sainte-Anne'' und im [[Gefängnis Fresnes]]. Er lernte [[Elektroenzephalografie|elektroenzephalographische]] Experimente durchzuführen und erwarb so 1952/53 eine [[Psychiater|psychiatrische]] Zusatzausbildung mit diplomiertem Abschluss. 1950 wurde er Mitglied der [[Parti communiste français|Kommunistischen Partei Frankreichs]]. Foucault nahm an Vorlesungen von [[Jacques Lacan]] teil und las [[Martin Heidegger|Heidegger]], [[Karl Marx|Marx]], [[Sigmund Freud|Freud]] und [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]]. 1954 veröffentlichte er die Übersetzung von ''Traum und Existenz'' von [[Ludwig Binswanger]] und gleichzeitig seine erste eigene Schrift ''Psychologie und Geisteskrankheit'' (''Maladie mentale et personnalité''). Konflikte mit Parteigenossen und eine beginnende Freundschaft mit [[Georges Dumézil]] – der bereits in Schweden arbeitete – veranlassten ihn, die Kommunistische Partei und Frankreich zu verlassen. 1954 übernahm er in [[Uppsala]] ([[Schweden]]) ein [[Lektorat]] für [[Romanistik]].
studierte von 1952 bis 1954 an der [[École normale supérieure (Paris)|École Normale Supérieure]], wo er Vorlesungen bei [[Louis Althusser]] besuchte und sich mit [[Pierre Bourdieu]] anfreundete. 1956 gewann er ein Stipendium für einen Studienaufenthalt an der Harvard University.
Während seines Militärdienstes (von 1957 bis 1959, zur Zeit des [[Algerienkrieg]]es) lehrte er Englisch und Französisch in Algerien, das damals noch ein Teil Frankreichs war.
Von 1960 bis 1964 war er wissenschaftlicher Assistent an der [[Sorbonne]].


Ab 1965 (bis 1983) bekleidete er eine Dozentur („Maître-Assistant“) für Geschichte der Philosophie an der École Normale Supérieure. Den Durchbruch erlangte Derrida im Jahr 1967, als er nahezu zeitgleich in drei bekannten Verlagen drei wichtige Schriften veröffentlichte: ''De la grammatologie'' (Les Éditions de Minuit, dt. Grammatologie 1974), ''La Voix et le phénomène'' ([[Presses Universitaires de France]], dt. Die Stimme und das Phänomen 1979) sowie ''L'écriture et la différence'' ([[Éditions du Seuil]], dt. Die Schrift und die Differenz 1972). Auf Vortragsreisen in den USA lernte er [[Paul de Man]] und [[Jacques Lacan]] kennen.
=== Ab 1955: Die ersten Tätigkeiten und Veröffentlichungen ===
Im Juni 1980 legte er an der Sorbonne [[Kumulative Dissertation|kumulativ seine Thèse d'État]] ab.
Darauf folgten Auslandsaufenthalte in [[Warschau]] (als Direktor des centre français) und [[Hamburg]] (1959/60 als Leiter des [[Institut Français]]). Ab 1960 war er Privatdozent für Psychologie an der [[Universität Clermont-Ferrand]]. Seine Dissertation erschien 1961 unter dem Titel ''Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique'' (dt. ''Wahnsinn und Gesellschaft''). Er thematisierte darin die Geschichte des Wahnsinns und das Zustandekommen einer Abgrenzung von geistiger Gesundheit und Krankheit und die damit einhergehenden sozialen Mechanismen. Foucaults Doktorvater war [[Georges Canguilhem]].<ref>http://www.egs.edu/library/georges-canguilhem/biography</ref>
1981 reiste er für die „Jan Hus Educational Foundation“<ref>[http://www.vnjh.cz/ www.vnjh.cz] (nur tschechisch) siehe auch z.&nbsp;B. [[:en:Jan Hus Educational Foundation|englische Wikipedia]]</ref>, eine 1980 gegründete Hilfsorganisation für verfolgte tschechische Intellektuelle, nach Prag, um dort ein Seminar zu halten. Am 28. Dezember 1981 wurde er dort unter Vorwänden festgenommen, kam nach Intervention der französischen Regierung einige Tage später aber wieder frei und wurde des Landes verwiesen.<ref>New York Times / AP 1. Januar 1982: [http://www.nytimes.com/1982/01/01/world/around-the-world-french-philosopher-is-seized-in-prague.html French Philosopher Is Seized in Prague]</ref>
Im Jahr 1983 wurde er zum „directeur de recherche“ an der neu gegründeten [[École des Hautes Études en Sciences Sociales]] ernannt. Auf dieser Position wirkte er bis an sein Lebensende.


[[Datei:Bild 182xyz.jpg|miniatur|Jacques Derrida, Porträt mit Pfeife]]
1962 wurde Foucault auf eine Professur in [[Clermont-Ferrand]] berufen; dort lernte er seinen späteren Lebensgefährten [[Daniel Defert]]<ref>Daniel Defert über Michel Foucault: ''[http://www.taz.de/!5238682/ „Er kämpfte immer mit der Polizei“];'' TAZ, 13. 10. 2015</ref> kennen, mit dem er bis zu seinem Tod eine offene Beziehung führte.
Derridas Interesse an den institutionellen Aspekten der Philosophie, von Anfang an ein wesentliches Moment der Dekonstruktion, das ihn schon 1979 zu einem wichtigen Akteur der ''États généraux de la philosophie''<ref>vgl. ''États généraux de la philosophie (16 et 17 juin 1979)'', Paris: Flammarion, 1979</ref> werden ließ, führte [[1983]] zu seiner maßgeblichen Beteiligung als Gründungsdirektor des [[Collège international de philosophie]] in Paris. Derrida bekleidete Gastprofessuren an der [[University of California, Irvine]], an der [[Johns Hopkins University]], der [[Yale University]], der [[New York University]], der [[Stony Brook University]], der [[The New School|The New School for Social Research]].


Zu Derridas intellektuellen und persönlichen Freunden zählten [[Paul de Man]], [[Jean-Luc Nancy]], [[Avital Ronell]], [[Emmanuel Levinas]], [[Sarah Kofman]], [[Samuel Weber]], [[Peter Engelmann (Verleger)|Peter Engelmann]], [[Hélène Cixous]], [[Geoffrey Bennington]], [[Rodolphe Gasché]] (* 1938), [[Pier Aldo Rovatti]], [[Gianni Vattimo]], [[Mario Kopić]] u.&nbsp;a.
1963 wurde Foucault zusammen mit [[Roland Barthes]] und [[Michel Deguy]] Redaktionsmitglied der Zeitschrift ''Critique''. Außerdem nahm er enge Kontakte zur literaturkritischen Bewegung [[Tel Quel]] auf, mit deren Absichten er sich weitgehend identifizierte.


1985 wurde Derrida in die [[American Academy of Arts and Sciences]] aufgenommen. 1988 war er (zusammen mit [[Karl Popper]] und [[Carlo Sini]]) Preisträger des 10. ''[[Premio Internazionale Federico Nietzsche]]'' der italienischen Nietzsche-Gesellschaft. 2001 erhielt Derrida den [[Theodor-W.-Adorno-Preis]].<ref name="derspiegel">{{cite web |url=http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,136972,00.html |title=Philosophie: Adorno-Preis für Derrida |publisher=[[Der Spiegel]] |date=2001-05-30 |accessdate=2010-12-09}}</ref>
1966 übernahm Foucault eine Lehrtätigkeit an der Universität von [[Tunis]]. Mit ''Les mots et les choses'' (dt. ''Die Ordnung der Dinge'') 1966 erzielte er seinen ersten großen Erfolg. In seiner folgenden Arbeit ''L'archéologie du savoir'' (dt. ''Archäologie des Wissens'') 1969 reflektierte er systematisch die Methodik dieses Werkes.


Er starb im Oktober 2004 in einem Pariser Krankenhaus nach kurzer schwerer Krankheit. Derrida ist in [[Ris-Orangis]] beerdigt.<ref>''Jacques Derrida: Eine Biographie''; Benoit Peeters (Autor), Horst Brühmann (Übersetzer) Suhrkamp Verlag, 2013</ref>
1968 kehrte Foucault nach Frankreich zurück und wurde Dozent und Leiter der Abteilung für Philosophie an der neugegründeten Reform-[[Universität Paris VIII]] in [[Vincennes]], die aus der 68er-Bewegung hervorgegangen war.


== Philosophie ==
1969 hielt Foucault am [[Collège de France]] den Vortrag ''[[Was ist ein Autor?]]'', der einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Rolle des Autors in der modernen Literatur leistete (siehe [[Tod des Autors]]).
=== Einflüsse ===
Derrida wird den [[Poststrukturalismus|poststrukturalistischen]] Denkern zugerechnet, er ist also beeinflusst von [[Strukturalismus|Strukturalisten]] wie [[Ferdinand de Saussure]] und der [[Prager Schule]] ([[Roman Ossipowitsch Jakobson|Roman Jakobson]] u.&nbsp;a.), mit deren Theorien über die Natur und den Gebrauch von Worten (oder [[Semiotik|Zeichen]]) er sich auseinandersetzt.<ref>Vgl. dazu Derridas Auseinandersetzungen mit dem Strukturalismus in ''Grammatologie'' und ''Schrift und Differenz''.</ref>


Besonders wichtig für Derridas Denken und ein Verständnis seiner Terminologie und Argumentation ist der Einfluss von [[Edmund Husserl]] und [[Martin Heidegger]]. Weitere Einflüsse stammen von französischen Denkern wie [[Maurice Blanchot]], [[Emmanuel Levinas]] und [[Georges Bataille]].
=== Ab 1970: Professur am Collège de France ===
1970 wurde er auf den Lehrstuhl ''Geschichte der Denksysteme'' am [[Collège de France]] berufen, den er bis zu seinem Tod durch AIDS 1984 hielt. Wie am Collège üblich, definierte er seinen Arbeitsbereich neu. In seiner Antrittsvorlesung ''L’ordre du discours'' (dt. ''[[Die Ordnung des Diskurses]]'') formulierte er ein Forschungsprogramm, dessen Diskursbegriff einen Übergang zwischen der ''Archäologie des Wissens'' und den späteren machtanalytischen Arbeiten markiert. Er engagierte sich in der Öffentlichkeit für die Rechte von Gefangenen. 1975 erschien sein Buch ''Surveiller et punir. La naissance de la prison'' (dt. ''[[Überwachen und Strafen|Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses]]'') mit einer Analyse der Entstehung von Disziplinartechniken und Machtpraktiken in der Neuzeit.<ref>Urs Marti: ''Michel Foucault''. Beck, München 1999, S. 185.</ref>
[[Datei:Stone BKH1.JPG|mini|hochkant=1.3|Stein zur Erinnerung an Michel Foucault, geschaffen von dem Künstler [[Tom Fecht]]]]


=== Dekonstruktion ===
=== Ab 1976: Der Wille zum Wissen ===
{{Hauptartikel|Dekonstruktion}}
1976 veröffentlichte er den ersten Teil – ''La volonté de savoir'' (dt. ''Der Wille zum Wissen'') – seines letzten umfassenden Werkes ''Histoire de la sexualité'' (dt. ''Sexualität und Wahrheit''). Ab dieser Phase seines Werkes setzte Foucault sich vertieft mit der Beziehung zwischen [[Macht]] und [[Wissen]] auseinander (siehe auch [[Wissenssoziologie]]).<ref>Heather Dundas: [http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/simeon-wade-ueber-foucault-foucault-im-death-valley-15234772.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 ''Foucault im Death Valley''] In: [[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]] vom 8. Oktober 2017.</ref>


Derrida gilt als Begründer der Philosophie der Dekonstruktion.
Danach folgte eine längere Pause in der Veröffentlichungstätigkeit, in der er in seinen Forschungen immer weiter in der Geschichte zurückging. Die Frage nach dem ''Begehren des Menschen'' weicht der Erörterung der Generierung des ''Menschen des Begehrens'' oder des ''begehrenden Menschen''.


Historisch knüpft der Begriff der Dekonstruktion an [[Martin Heidegger]] an. Dieser hatte von einer „Destruktion“ der abendländischen Tradition der [[Metaphysik]] gesprochen:
Erst 1983 erschienen die Bände zwei und drei von ‚Sexualität und Wahrheit‘: ''L’usage des plaisirs'' (dt. ''Der Gebrauch der Lüste'') und ''Le souci de soi'' (dt. ''Die Sorge um sich''), in denen er untersuchte, wie das Sexualverhalten vom klassischen griechischen Denken als Bereich moralischen Ermessens und moralischer Wahl geprägt worden ist.


{{Zitat|Die Destruktion hat ebenso wenig den negativen Sinn einer Abschüttelung der ontologischen Tradition. Sie soll umgekehrt diese in ihren positiven Möglichkeiten, und das besagt immer, in ihren Grenzen abstecken, die mit der jeweiligen Fragestellung und der aus dieser vorgezeichneten Umgrenzung des möglichen Feldes der Untersuchung faktisch gegeben sind.|Heidegger|ref=<ref>[[Sein und Zeit]], S. 22f.</ref>}}
Der vierte und letzte Band ''Les aveux de la chair'' (dt. ''Die Geständnisse des Fleisches'') lag zu diesem Zeitpunkt in bereits weitgehend redigierter Form vor. In diesem Band wird die Rolle untersucht, die die [[Hermeneutik]] und die reinigende Enträtselung der Begierde – in den ersten Jahrhunderten des Christentums – bei der Konstitution sexueller Erfahrung spielten. Der Text wurde von den Erben aufgrund Foucaults quasi-testamentarisch geäußerten Wunsches, „keine posthumen Veröffentlichungen“ zu erlauben, bis zum Jahr 2018<ref>[http://www.deutschlandfunkkultur.de/foucaults-letztes-buch-ethik-ist-ein-kampfplatz.2162.de.html?dram%3Aarticle_id=409961 Foucaults letztes Buch], deutschlandfunkkultur.de, abgerufen am 5. Februar 2018</ref> nicht zur Veröffentlichung freigegeben.


Auch hatte Heidegger von einer methodischen Verschränkung von Konstruktion und Destruktion gesprochen.<ref>U.&nbsp;a. in [[Grundprobleme der Phänomenologie]], GA 24, S. 31 und passim.</ref> Diese betraf drei Momente:
== Überblick ==
# „Erfassung des Seienden auf das Verstehen von dessen Sein (phänomenologische Reduktion)“
Foucault untersuchte, wie Wissen entsteht und Geltung erlangt, wie Macht ausgeübt wird und wie [[Subjekt (Philosophie)|Subjekte]] konstituiert und diszipliniert werden. Bekannt ist Foucault auch für die Einführung neuer Begriffe wie ''[[Dispositiv]]'', ''[[Bio-Macht]]'', ''[[Panoptismus]]'' und ''[[Gouvernementalität]]'' oder die Präzisierung und terminologische Verwendung von Ausdrücken wie ''Macht, Wissen, [[Diskurs]]'' oder ''Archiv''. Seine Analysen richteten sich auf die „Geschichte der Gegenwart“, „Ethnologie unserer Kultur“ und die geschichtliche Entwicklung von „Wahrheitsspielen“. Konkret untersuchte er unter anderem die Geschichte des Begriffs ''[[Wahnsinn]]'' und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Praktiken, insbesondere des Ausschlusses; ferner den Begriff der Krankheit und die Entwicklung medizinischer Techniken, die Entstehung der Humanwissenschaften und ihrer Grundbegriffe, die Institutionen des Gefängnisses und der Bestrafungsverfahren und die Anheizung der Rede über [[Sexualität]].
# „Entwerfen des vorgegebenen Seienden auf sein Sein und dessen Strukturen (phänomenologische Konstruktion)“
# „kritischer Abbau überkommener Begriffe (Destruktion)“<ref>Jeweils Zitate der Paraphrase durch R. Capurro, Art. „Die Grundprobleme der Phänomenologie“, in: Lexikon philosophischer Werke, 322.</ref>


In Aufnahme dieser Verschränkung von Destruktion und Konstruktion meint Dekonstruktion nicht einen Angriff auf die Legitimität oder Sinnhaftigkeit von Texten oder Thesen, sondern die sinnkritische Analyse ihrer Verstehens- und Geltungsbedingungen.
Foucault äußerte sich auch zu grenzüberschreitenden Formen der Literatur, insbesondere bezüglich [[Stéphane Mallarmé]], [[Georges Bataille]], [[Maurice Blanchot]], [[Raymond Roussel]], [[Jean-Pierre Brisset]] und [[Donatien Alphonse François de Sade|Marquis de Sade]].


=== Praktische Philosophie ===
Er beschäftigte sich außerdem mit den Möglichkeiten politischer Intervention und der Möglichkeit des Selbstentwurfs von Subjekten, vor allem beim „Gebrauch der Lüste“.
Derrida kritisiert zahlreiche traditionelle Entwürfe ethischer Theorien, insbesondere weil darin Personen als metaphysische Gegenstände behandelt werden und deren Wert ausgehend von einer [[Reflexion (Philosophie)|Reflexion]] auf die Natur eines [[Subjekt (Philosophie)|Subjekts]] bestimmt wird, das den Status einer substantiellen anthropologischen Universalie hat und das Ich zum Maßstab des Angemessenen und des Unangemessenen, des Gerechten und des Ungerechten wird. Von besonderem Einfluss ist für Derrida die Levinas'sche Ersetzung der [[Ontologie]] als traditioneller erster Philosophie durch eine proto-ethische Inpflichtnahme durch „den Anderen“. Gegenüber dieser Inpflichtnahme sind die Konstitution eines Subjekts und ethische Abwägungsfragen sekundär. (Vgl. dazu den Hauptartikel [[Emmanuel Levinas]].)


In einer derartigen Umkehr der Ordnung zwischen dem „Subjekt“ der ersten und der zweiten Person ist letztere – darum die Wortwahl „der Andere“ – in ihrem Wesen und ihrer Würde uneinholbar. Diese Vorgegebenheit und Uneinholbarkeit trifft für alles Singuläre zu, es ist prinzipiell nicht adäquat in Allgemeinheit überführbar (etwa auf Begriffe zu bringen, in Theorien zu verrechnen). Insbesondere betrifft dies alle moralisch einschlägigen Begriffe, etwa auch den Begriff der [[Gerechtigkeit]],<ref>Vgl. etwa Derrida: ''Gesetzeskraft'' und ''Das andere Kap''.</ref> der Politik oder auch des Bildungsideals der Universität<ref>Vgl. etwa Derrida: ''Die unbedingte Universität''</ref> und auch die „eigentliche [[Bedeutung (Sprachphilosophie)|Bedeutung]]“ einer sinnvollen Äußerung ist in ganz strukturanaloger Weise nicht auf sicher handhabbare allgemeine Begriffe zu bringen. Die Unmöglichkeit der Überführung des Singulären in ein Allgemeines kennzeichnet auch die Ästhetik Derridas.<ref>Vgl. dazu Christoph Menke: ''Die Souveränität der Kunst: ästhetische Erfahrung nach Adorno und Derrida''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991.</ref> Entgegen verbreiteten Vereinfachungen weist Derrida den Subjektbegriff nicht zurück. Er führt stattdessen die transzendentalphilosophischen Debatten um dessen Konstitutionsbedingungen fort und bindet diese an materielle Ermöglichungsbedingungen zurück. Insbesondere löst Derrida das Subjekt nicht in ein Bündel äußerer (etwa sprachlicher) Faktoren auf, sondern betont, dass das Subjekt von diesen nicht eindeutig abgehoben werden kann.
== Darstellung im Einzelnen ==
=== Grundbegriffe ===
In der Durchführung und späteren methodologischen Erläuterung seiner Analysen entwickelte bzw. prägte Foucault zentrale Begriffe, die er teils als „Werkzeuge“ bezeichnete: ''Archäologie und Genealogie, Diskontinuität/Ereignis, Erfahrung, Sagbares, [[Diskurs]], [[Macht/Wissen]], [[Episteme]], Subjektkonstituierungen, Disziplinarmacht, „Systeme von Normalitätsgraden“, [[Gouvernementalität]], [[Dispositiv]], Bio-Politik/[[Bio-Macht]], Technologien des Selbst, [[Sexualitätsdispositiv]], [[Pastoralmacht]], [[Submacht]]''.


Eine derartige „protoethische“ Vorsichtigkeit ist bereits für die theoretischen Positionen und Kritiken grundlegend, welche in den frühen Texten Derridas entwickelt werden, etwa in seiner Kritik an theoretischen Entwürfen, die in einer trügerischen Selbstsicherheit eines Subjekts bezüglich seiner Selbstursprünglichkeit oder einem anderen Subjekten gegenüber überlegenem Wissen über die Bedeutung eigener Äußerungen oder eine Kontrollierbarkeit resultierender Interpretationen derselben gründen. In späteren Texten, die sich teilweise konkreteren politischen Problemen widmen (etwa der [[Globalisierung]], der US-amerikanischen Außenpolitik oder der Ökonomisierung universitärer Bildung), treten diese Motive unmissverständlicher hervor, ebenso wie in der Diskussion von Begriffen wie 'Gerechtigkeit', 'Gesetz', 'Recht' und der wissenschaftlichen Begriffsbildungen im Allgemeinen. So versucht Derrida in ''Gesetzeskraft; Der mystische Grund der Autorität'', die zerfaserten Grenzen und die prinzipielle Ungesichertheit von [[Wertvorstellung|Werten]], [[Soziale Norm|Normen]] und Vorschriften deutlich zu machen. Ähnlich wie in seiner „Subjektkritik“ geht es ihm auch hier nicht um eine Negierung oder „Verabschiedung“ derartig anspruchsvoller Begriffe, sondern um eine Relationierung von allgemeinen Urteilen auf deren Konstitutionsbedingungen und die Faktoren der Etablierung. Derrida kritisiert dabei soziale Institutionen und theoretische Optionen, die der vorbenannten Option für die Uneinholbarkeit der Singularität „des Anderen“ unzureichend Rechnung tragen. Derrida hält jedoch zugleich bewusst an Begriffen wie „Gerechtigkeit“ und deren Geltungsanspruch fest, betont aber, dass deren Wahrung stets an kontingente und historische Faktoren gebunden ist, für die ebenfalls Verantwortung zu tragen ist. Letzteres ist auch die Pointe seiner frühen Auseinandersetzung mit Lévinas.
=== Erweiterung des herkömmlichen Machtbegriffs ===
Foucault wandte sich Anfang der 1970er Jahre dem Thema gesellschaftlicher Machtverhältnisse zu und erweiterte den herkömmlichen Machtbegriff, der aus seiner Sicht zu sehr an einer [[moral]]ischen, d.&nbsp;h. [[juridisch]]en Sichtweise und auf die Frage der [[Gehorsam|Disziplin]] hin orientiert sei. Vielmehr lasse sich Macht als „produktives Vermögen“ ''von'' und als Kräfteverhältnis ''zwischen'' Menschen verstehen.


In der Analyse der Ursprünge, Grundlagen und Grenzen begrifflicher, theoretischer und normativer Apparate steht der Dekonstruktion kein methodischer Rekurs auf erste Prinzipien oder Vernunftstrukturen offen. Sie kann sich nur der Strukturen und Geltungsimplikationen bedienen, die sie je konkret vorfindet: sie bedient sich aller subversiven, strategischen und ökonomischen Mittel der alten Struktur, um schließlich den nicht strukturell zu erfassenden Praxischarakter der Wahrheit freizulegen.<ref>Vgl. Jacques Derrida: ''Grammatologie''. S. 45.</ref>
Eine solche Sichtweise fragte nicht mehr nach der moralischen und rechtlichen [[Legitimität]] von Machtausübung durch [[souverän]]e Subjekte, wie mächtigen Personen oder dem Staat, die sich dazu Zwangsmaßnahmen bedienen. Stattdessen wurde das Handeln jedes Einzelnen Gegenstand der Untersuchung. Foucault kam zu dem Ergebnis, dass Subjekte Macht mit bestimmten [[Praxis (Philosophie)|Praktiken]] (wie z.&nbsp;B. einer Strafpraxis) innerhalb von [[Die Ordnung des Diskurses|Diskursen]] ausübten. Er thematisierte also die Art und Weise von Handeln statt die [[Ursache]]n von Macht.<ref>Michel Foucault: ''Vorlesung vom 14. Januar 1976'', in: Michel Foucault: ''Analytik der Macht''. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 108–125 (S. 113)</ref>


In den neunziger Jahren thematisiert Derrida zunehmend konkrete politische und ethische Probleme. Beispielsweise diskutiert sein Buch „Schurken“ Probleme der demokratischen Staatsform und ihrer zukünftigen Möglichkeiten.
Zusammenfassend bezeichnete er mit dem Begriff ''Macht'' daher:
{{Zitat|[E]in [[Menge (Mathematik)|Ensemble]] von Handlungen, die sich auf mögliches Handeln richten, und sie operiert in einem Feld von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte. Sie bietet Anreize, verleitet, verführt, erleichtert oder erschwert, sie erweitert Handlungsmöglichkeiten oder schränkt sie ein, sie erhöht oder senkt Wahrscheinlichkeit von Handlungen, und im Grenzfall erzwingt oder verhindert sie Handlungen, aber stets richtet sie sich auf handelnde Subjekte, insofern sie handeln oder handeln können. Sie ist auf Handeln gerichtetes Handeln.|ref=<ref>Michel Foucault: ''Subjekt und Macht'', in: Michel Foucault: ''Analytik der Macht''. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 240–263 (S. 256)</ref>}}


Mit dem Begriff der Gabe oder Gnade verbindet Derrida eine Form zwischenmenschlicher Beziehung, welche die reziproke Logik von ökonomischen Tauschprozessen unterläuft. In diesem Zusammenhang steht auch seine Diskussion von „Vergebung“: Dieser Begriff bezeichne eine Unmöglichkeit, das zu vergeben, was man per se nicht vergeben kann. In ähnliche antinomische Strukturen verwickelt Derrida Begriffe und Praktiken wie die der Gastfreundschaft. Schon Lacan hatte formuliert, Liebe sei, das zu geben, was man nicht hat.
=== Macht und Wissen ===
{{Hauptartikel|Macht/Wissen}}


Derrida entwickelt seine Entscheidungstheorie ausgehend von der Option für „den Anderen“. Jede Entscheidung sei eine ''passive Entscheidung des Anderen in mir''. Ebenso kennzeichnet er die Praxis der Dekonstruktion als die Ermöglichung einer Beziehung oder eines Empfangs des Anderen. Im Gegensatz zu Lévinas ist bei Derrida das Andere oder der Andere nicht auf Menschen beschränkt.
In seiner ‚archäologischen Phase‘ hatte Foucault ''[[Wissen]]'' ''„als Effekt der Regelstrukturen von Diskursen“'' bezeichnet. Diese Vorstellung von ''Wissen'' ''„als […] Abbild einer tatsächlichen Realität oder als kritischer Maßstab und Korrektiv zur Anklage von Herrschaft“'' wurde so zum „Werkzeug“ eines bestimmten politischen Handelns.


=== Zeichen, Text, Schrift ===
Er veränderte seine Sicht seit der ‚genealogischen Phase‘ mit der Veröffentlichung von ''[[Überwachen und Strafen]], 1975''. Inzwischen hielt er Macht für ein subjektives Vermögen, welches das intersubjektive Verhältnis in Diskursen bestimmte. So fügte sich ''Wissen'' nun als Bestandteil ein, d.&nbsp;h. es gehörte zu den Strukturen des Diskurses. Daher beschrieb er ''Wissen'' nun als ''„unumgänglich kontingentes Ergebnis von Kräfteverhältnissen und in sich selbst machthaltiger Zugriff auf die Welt.“'' <ref>Reiner Keller: ''Michel Foucault''. Konstanz 2008.<!--Seite???--></ref>
{{Hauptartikel|Grammatologie (Derrida)}}
Die Dekonstruktion verschärft die [[Edmund Husserl|Husserlsche]] Sinnkritik<ref>Vgl. Derridas frühe Auseinandersetzungen mit Husserl in: ''Die Stimme und das Phänomen'' (ausgehend von Husserls Begriff der „wesentlich okkasionellen Ausdrücke“) und: ''Schrift und Differenz''</ref>: nicht nur die Referenz eines Zeichens, auch dessen Status als Zeichen selbst ist letztlich nicht gesichert, sondern hängt an Voraussetzungen, für die eine Äußerung selbst prinzipiell nicht aufkommen kann. Insbesondere sind dabei bedeutungserzeugende Verfahren und Entscheidungen einschlägig, die in kontextspezifischen Bedingungen des jeweiligen Verstehens selbst liegen. Dazu kann man etwa implizit zugrundegelegte Begriffsschemata, Normen, Sehgewohnheiten usw. zählen. Dabei kann naturgemäß eine Äußerung Kontext und Bezüge ihres Verstehens und damit auch ihre eigene Bedeutung prinzipiell nicht sicherstellen. Entsprechendes gilt nach Derrida grundsätzlich für jeden potentiellen Sinnträger. Außerdem werden Begriffe wie der eines Zeichens oder Textes methodisch ausgeweitet und anderen Äußerungsformen gleichgestellt. Insbesondere wird damit eine scharfe Abgrenzung (Individuation) etwa eines Textes unmöglich. Eine Implikation dieses Ansatzes ist, dass es aus dekonstruktivistischer Sicht unmöglich ist, eine letzte Sinnschicht eines Textes freizulegen.


[[Datei:Bild 183xyz.jpg|mini|Derrida in seiner Wohnung]]
Macht bringe Wissen hervor und jede Machtbeziehung lasse ein ‚Wissensfeld‘ entstehen und umgekehrt jedes Wissen setze Machtbeziehungen voraus und schaffe Machtbeziehungen. Für die Untersuchung dieser Beziehungen sei zu berücksichtigen, dass sie den Gegenstand von der Position ''innerhalb'' dieser Beziehungen betrachte.
In vielen Theorien wird ein Zeichen als aus zwei Komponenten bestehend aufgefasst: einer ideellen oder referentiellen Bedeutung, ''[[Signifikat]]'', und einem materiellen Träger der [[Bedeutung (Sprachphilosophie)|Bedeutung]], ''[[Signifikant]]'' (etwa als Laut- oder Schriftbild). Der Signifikant fungiert als ein Vermittler für eine Bedeutung, die diese Mittlerrolle überschreitet. Derrida spricht von einem „transzendentalen Signifikat“ (nicht im Sinne Kants, sondern der traditionellen Wortbedeutung, nach welcher transzendental wie transzendent schlicht etwas meint, auf das hin etwas anderes „überschritten“ wird). Derrida kritisiert diese Finalität: jedes Signifikat befinde sich „immer schon in der Position des Signifikanten“<ref>Jacques Derrida: ''Grammatologie'', S. 129</ref> Es könne demnach keine Bedeutung geben und keinen Sinn, der der Verräumlichung und Verzeitlichung sowie dem differentiellen Gefüge der Signifikantenbeziehungen entgehen könnte.


Ein schriftlicher Text ist demnach nur „Zeichen von Zeichen, Signifikant von Signifikanten“ – nicht etwa von wohlbestimmten Signifikaten. Die Materialität eines Signifikanten tritt nicht etwa, so Derrida, zu einem ideellen Sinn erst „nachträglich“ hinzu, um diesen Sinn bezeichenbar zu machen. Umgekehrt ist ein Sinn ''Effekt'' einer jeweils („immer schon“) ''nachträglichen'' Signifikation. Dass sprachliche Äußerungen systematisch „direkter“ und „unmittelbarer“ Sinn transportieren als Niederschriften und darin durch den Sprecher direkter kontrollierbar seien, hält Derrida für eine ungerechtfertigte Unterstellung,<ref>Vgl. etwa Jacques Derrida: ''Die Stimme und das Phänomen'', ''Grammatologie''.</ref> die er u.&nbsp;a. durch den Begriff „Logozentrismus“ kennzeichnet. Auch die erwähnte Reduktion des Zeichenbegriffs auf die Ebene von Signifikanten allein gilt demnach nicht nur für Schrift im alltäglichen Sinne, sondern jede Art von potentiell sinnvermittelnden „Medien“.<ref>Vgl. etwa Jacques Derrida: ''Freud und der Schauplatz der Schrift''</ref> All diese fallen unter seinen Begriff von „Text“.
{{Zitat|das erkennende Subjekt, das zu erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen (bilden) jeweils Effekte jener fundamentalen Macht/Wissen-Komplexe und ihrer historischen Transformationen|ref=<ref>Michel Foucault: ''Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses''. Frankfurt am Main 1977, S. 39f.</ref>}}


„Logozentrismus“ steht also für Fiktion einer Direktheit des Bezugs zu intendierten Bedeutungen in durch das sprechende Subjekt kontrollierten Äußerungen als Vermittlungen eines gleichzeitig intuierten Sinnes. Dagegen setzt Derrida die Begriffe der Schrift und der Spur. Beide sind jeweils materielle Konfigurationen, welche die Verzögerung, die in jeder unterstellten Sinnvermittlung liegt, ebenso fast bildlich darstellen wie die Unsicherheiten, die mit jeder nachträglichen Rekonstruktion eines unterstellten ursprünglichen Sinns einhergehen. Ebendiese jeweilige Nachzeitigkeit kennzeichnet jeden Versuch von Sinnverstehen - auch den des vermeintlich ursprünglichen Subjekts, sobald es sich auf seine eigenen Zeichen bezieht. Eine andere Illustration wählt Derrida in „Die Postkarte“. Darin stellt er den Bezug zwischen Absender und Adressat auf den Kopf: Bedeutung wird nicht intentional vermittelt, sondern Bedeutungsunterstellung kommt je „zu spät“, steht gleichsam „im Zeichen der Post“. Für diese „Tragik der Verspätung“ ist die „Verschriftlichung“ gleichnishaft. Ähnlich evoziert der Begriff der Spur das Bild eines erodierten, verschliffenen, bald verblichenen und vergessenen Signifikanten. Insofern steht er dafür, dass mit jedem Verstehensversuch je schon ein Gewaltakt einhergegangen ist: Singularität wird unter allgemeine Schemata subsumiert, Referenzen werden unterlegt, die sich auf idealisierte Gegenstände beziehen, Absichten werden unterstellt, die in jeder beliebigen Feinkörnigkeit der Repräsentation je noch letztlich unangemessene Engführungen sind. Derartige Vorbehalte binden die Zeichen-, Sinn-, Subjekt-, „Logozentrismus“- und Metaphysik-Kritik Derridas an die skizzierte „protoethische“ Option für eine uneinholbare Verpflichtung gegenüber der Singularität und Unfasslichkeit (Ineffabilität) „des Anderen“.
=== Diskurs und Diskursanalyse ===
Foucault hat den Begriff ''[[Diskurs]]'', der sich durch seine Publikationen zieht, entscheidend geprägt. Sein methodisches Konzept einer „Diskursanalyse“ blieb aber vage bzw. veränderte sich mit der Zeit.


Derridas Sprachphilosophie radikalisiert also die Differentialitätsthese von [[Ferdinand de Saussure]]. In einem Differenzgeschehen, das Identitäten erst entstehen lässt, kann es keine unmittelbare [[Präsenz]] geben, sondern nur die unaufhebbare ''Nachträglichkeit'' aller Positivität und Präsenz. Derrida bezeichnet die Unmöglichkeit, u. a. „Individuelles und Allgemeines“ zu vermitteln, mit dem Begriff der ''[[Différance]]'': Damit ist nicht nur eine jeder unterstellten Einheit vorausliegende Differenz gemeint, sondern auch die Unmöglichkeit einer Sinnvermittlung über die Zeit hinweg, und zwar beispielsweise schon im Ereignis des Übergangs zwischen der mentalen [[Intuierung]] einer Bedeutung und deren materiellem Ausdruck,<ref>Vgl. dazu u.&nbsp;a. die Zeichen- und Subjektkritik in ''Schrift und Differenz'', ''Die Difference'' und ''Dissemination''</ref> zwischen individueller Bedeutungsintuition und allgemeiner Bedeutungsintention.<ref>Systematisch grundlegend dazu der letzte Teil von: Derrida: Die Stimme und das Phänomen</ref>
=== Gouvernementalität ===
{{Hauptartikel|Gouvernementalität}}


Der Begriff der '''différance''' ist also ein Kunstwort ([[Neologismus]]), welches die strukturalistische ''différence'' von Signifikant und Signifikat aufnimmt und eine Beziehung zu dem französischen Wort „différer“ herstellt. Dieses hat zwei verschiedene Bedeutungen. Zum einen beschreibt das Wort die Tätigkeit, etwas auf später zu verschieben, was ökonomisches Kalkül, Umweg, Aufschub und Repräsentation impliziert; zum anderen heißt es „nicht identisch sein“ und bezeichnet die unumgängliche ''Nachträglichkeit'' und unmögliche Unmittelbarkeit jeder Identitätszuschreibung, jeder Präsenz. Das Substantiv zu différer lautet „différence“ (Unterscheidung, Aufschiebung), die Partizipialform ist „différant“ (Unterscheidendes, Aufschiebendes). Die Verwendung der Endung „-ance“ in Derridas Wortschöpfung anstelle des „-ence“ stellt eine Mischung dieser beiden Formen dar. Der Unterschied ist unhörbar (da sich -ence und -ance im Französischen phonetisch nicht unterscheiden), wodurch auf Unmöglichkeiten einer eindeutigen Differenzierung von Bedeutungen angespielt wird. Die différance ist weder Name noch Begriff, eher ein Umstand, ein Bündel von Verweisen, Texten und Kontexten, von Sinn- und Kraftlinien; sie „ist“ nicht, sie hat kein Zentrum und keine Ursache, vielmehr zeigt sie sich als Spur der Existenz. Binäre Bedeutungsoppositionen (z. B. Freuds Lust- und Realitätsprinzip) werden durch Verzeitlichung und Verräumlichung aufgelöst (z. B. als aufgeschobene, aber nicht negierte Lust).
Den Begriff der ''Gouvernementalität'' führt Foucault während seiner Vorlesung am [[Collège de France]] im Studienjahr 1977–1978 ein. Er beschreibt damit einen Machttypus, der eng mit dem Begriff der ''Regierung'' verknüpft ist. Dieser wird als Komplex von [[Diskurs#Michel Foucault|Diskursen]] und Praktiken/Verfahrensweisen beschrieben. Zum anderen bezeichnet ''Gouvernementalität'' das Ergebnis eines historischen Prozesses.<ref>Michel Foucault: ''Die Gouvernementalität'', in: Michel Foucault: ''Analytik der Macht''. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 148–179 (S. 171f)</ref>


=== Kritik metaphysischer Systeme ===
Foucault geht davon aus, dass sich das Regieren mit der Herausbildung moderner Nationalstaaten verändert. Es kommt zu einer Verbindung der christlich-religiösen Machttechnik des [[Pastoralmacht|Pastorats]] mit politischen Machttechniken. Während erstere am Seelenheil Einzelner interessiert ist, zielen letztere auf eine Optimierung der gesellschaftlichen Organisation. Modernes Regieren verknüpft die Führung und Selbstführung Einzelner mit der Herrschaft über die Bevölkerung eines Staates ([[Bio-Macht]]), so dass es von Foucault auch als „Führung von Führungen“ bezeichnet wird.<ref>Michel Foucault: ''Subjekt und Macht'', in: Michel Foucault: ''Analytik der Macht''. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 240–263 (S. 247ff)</ref> Beispielhaft hierfür untersucht Foucault die ''[[Neoliberalismus|neoliberale]]'''' Gouvernementalität''.
Kennzeichnend für [[Metaphysik]] ist für Derrida u.&nbsp;a., dass diese mit stabilen Entitäten operiert, die als per se mit sich identisch handhabbar erscheinen und erlauben, andere Dinge miteinander in Bezug zu setzen, etwa, indem zwei Individuen unter einen identischen Gattungsbegriff subsumiert werden. Derartige identifizierende Urteile sind aus Sicht der Dekonstruktion prinzipiell gefährdet und problematisch, etwa insofern sie sich kontingenten Bedingungen verdanken, die derartige Begriffssysteme zuallererst fundieren und etablieren, insofern dabei uneinholbare Singularitäten aus dem Blick geraten oder insofern das Subjekt, welches das synthetisierende Urteil bildet, in seinem Status selbst ungesichert ist. Darum ist insbesondere die mit „metaphysischen“ Theoriebildungen einhergehende Unterstellung problematisch, die jeweiligen Gegenstände in einer Art kontingenzfreien „Sprache des Geistes“ repräsentieren zu können, ihnen gleichsam direkt gegenwärtig zu sein. Diese Unterstellung kennzeichnet Derrida als ''Präsenzdenken''. Diese Vergegenwärtigung wird u.&nbsp;a. problematisch durch deren durch Signifikantenbeziehungen vermittelten Status, durch eine prinzipielle Differenz zwischen Urteilsgehalt und Urteilsakt und eine mit dem Begriff [[différance]] formulierte prinzipielle „zeitliche“ Differenzierung. Von zwei Relaten einer vermeintlichen Identitätsrelation ist, so Derridas Analyse der Urteilsstruktur, deren zweites gerade deswegen nicht strikt identisch mit dem ersten, weil es dieses – wie auf der Ebene der Signifikanten unmittelbar deutlich – nur [[Iteration|wiederholt]]. Insofern wird niemals ein exakt Selbiges wiederholt, sondern die (vermeintliche) Identität einer Bedeutung erzeugt sich nur in (durch Wiederholung desselben Signifikanten vermittelter) Abweichung von sich selbst und damit in Differenz zu sich selbst (sofern erster und zweiter Signifikant unterschiedliche Urteils- und „Zeit“-Stellen einnehmen).<ref>Vgl. Dreisholtkamp, Uwe, Jacques Derrida. Andere(s) in Schriften, Gaben an Andere; in: Jochem Hennigfeld/Heinz Jansohn (Hrsg.); Philosophen der Gegenwart, Darmstadt 2005, S. 216–234, hier: 225</ref> U.&nbsp;a. insofern Bedeutungen nur entstehen in einem unendlichen Zusammenhang konstitutiver Verweisungen, in dem eine Bedeutung sie selbst wird durch Unterscheidung, formuliert Derrida, dass ''vor'' jeder Identität Differenzen liegen.


Während auch holistische Semantiken betonen, dass es keine isolierte Bedeutung gibt, sondern jeweils ein ganzes Netz an Begriffen die Bedeutung eines Ausdrucks bestimmt, wird ein derartiges semantisches Gefüge aus Sicht der Dekonstruktion zusätzlich dynamisch „verzeitlicht“ und auf vor-prädikative Etablierungspraktiken zurückbezogen.
Die Analyse der Gouvernementalität ersetzt bei Foucault eine Staatstheorie, da er den Staat nicht als eigenständiges Phänomen, sondern als Produkt historisch gewachsener, spezifischer Machtverhältnisse ansieht.


=== Tierphilosophie ===
An das Konzept der Gouvernementalität knüpft die Forschungsrichtung der ''[[Gouvernementalität#Governmentality Studies|governmentality studies]]'' an.
Jacques Derrida hat sich in seinem Spätwerk intensiv mit der „Frage nach dem Tier“<ref>Derrida 1991 a S. 105<br />Diese Floskel ist auch im Untertitel von Wolfe 2003 verewigt. Weitere Interpretationen dieser Floskel finden sich in Calarco 2008, S.&nbsp;4–6</ref> beschäftigt. Er fragt, einer Analyse von [[Emmanuel Levinas]] und [[Jacques Lacan]] teilweise folgend,<ref>Wild 2008 S. 195</ref> nach Elementen in der Philosophie von [[Heidegger]], die diesen dazu verleitet haben, [[Heidegger und der Nationalsozialismus|eine nationalsozialistische Position einzunehmen]].<ref>Steiner 2010 a S. 217 & S. 221</ref>


Er hinterfragt dabei den Begriff der Verantwortung bei Heidegger und letztlich den Begriff der ''[[Person]]'' als diejenige [[Entität]], die Verantwortung hat. Derrida pflichtet der [[Aussage|Proposition]] von Levinas bei, wonach diese „‚Person‘ [] eine Singularität [sei], die sich abgrenzt und abtrennt, um sich selbst wieder zusammenzusetzen und dem Anderen zu antworten, dessen Ruf irgendwie der eigenen Identifikation mit dem Anderen vorhergeht.“<ref>Derrida 1991 a S. 100</ref> Einerseits folgt Derrida Heidegger in dessen Kritik des Personenbegriffs vom ausschließlich menschlichen Selbst als stabiles, ahistorisches und autonomes [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]] im [[Cartesianismus|cartesianischen]] Sinne. Er formuliert die Frage aber weiter als ein Problem der Grenzziehung zwischen Subjekten und nicht-Subjekten.<ref>Steiner 2010 a S. 218</ref>
== Einflüsse anderer Philosophen ==
Als maßgeblich für Foucault gelten [[Kant]], [[Hegel]], [[Marx]], [[Nietzsche]], [[Heidegger]] und [[Althusser]], wobei Foucault sich mit Hegel und Marx kritisch auseinandersetzte und sich von ihnen abgrenzte.<ref>Clemens Kammler/Rolf Parr/Ulrich Johannes Schneider: ''Foucault Handbuch; Leben-Werk-Wirkung'', Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02192-2, S. 165–178</ref>


Heidegger verwendete mehrere Ausschlusskriterien für Tiere von seinem Personenbegriff:<ref group="A">Solche Kriterien heißen in der [[Fachsprache]] [[anthropologische Differenz]]</ref> Zwar nehmen Tiere Dinge wahr, sind also nicht wie etwa Steine ''weltlos''. Ihnen fehle aber, anders als Menschen, die Fähigkeit, Dinge ''als solche'' zu erkennen, das heißt in einen Funktionalzusammenhang mit der Welt zu sehen. Sie hätten kein „einheitbildendes Vernehmen von Etwas als Etwas“ und seien daher ''weltarm''.<ref>Heidegger 2004 S. 456</ref>
== Werke ==
=== Wahnsinn und Gesellschaft ===
''Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft'' (''Folie et déraison'') erschien 1961&nbsp;– Foucaults erstes größeres Buch, das er während seiner Zeit in Schweden schrieb. Es betrachtet die Art, wie das Konzept des [[Wahnsinn]]s sich im Laufe der Geschichte veränderte.


Analog zu Derridas Kritik an der abendländischen [[Metaphysik]] sieht er auch in Heideggers [[Konstruktivismus (Philosophie)|Konstruktion]] von Menschen als ''weltbildend'' vs. Tiere als ''weltarm'' eine ''binäre hierarchische Gegenüberstellung'', welche laut Derrida sehr häufig in westlicher Philosophie zu finden ist und auch darüber hinaus Denkmuster beherrsche. So sei es beispielsweise durch nichts Anderes als [[Dogmatismus]] zu erklären, dass Heidegger bei nichtmenschlichen [[Menschenaffen]] explizit von einem „Organ zum Greifen, aber keine[r] Hand“<ref>In Derrida: ''Geschlecht II: Heidegger’s Hand'', S. 173; Zitiert aus Heidegger (1947) ''Letter on Humanism''.</ref> spricht.<ref>Baker 2000 S. 94</ref> Weitere die Metaphysik beherrschende Gegenüberstellungen sind nach Derrida etwa Gott vs. Schöpfung, [[Philosophie des Geistes|Geist vs. Körper]], [[Kultur#Entgegensetzung von Kultur und Natur|Natur vs. Kultur]] usw.<ref>Wild 2008 S. 197 f.</ref>
Foucault thematisierte die Mechanismen der Aussonderung von „Anderem“ durch [[Aufklärung|aufgeklärt]]-rationale Gesellschaften. Der Wahnsinn als das „Andere der Vernunft“ werde von dieser ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht und komplexen Prozeduren rationaler Kontrolle und [[Disziplinierung]] ausgesetzt. Die abendländische-neuzeitliche Rationalität habe dabei ausschließende und repressive Funktion. Er beschäftigte sich hierzu im Detail mit der Entwicklung der modernen Klinik und der Geschichte des Gefängnisses. Dabei fand er keine Entwicklung zum Besseren oder ein Anwachsen an Vernünftigkeit, sondern nur einen von Brüchen gekennzeichneten Wandel im Rahmen zeitbedingter, kontingenter Konstrukte.<ref>Ingeborg Breuer, Peter Leusch, Dieter Mersch: ''Welten im Kopf. Profile der Gegenwartsphilosophie''. Rotbuch Verlag, Hamburg 1996, S. 141 f.</ref>


Derrida sieht diese binären hierarchischen Gegenüberstellungen in einer [[Logozentrismus|logozentrischen]] Denktradition, die er in den Kontext einer „Carno-Phallogozentris[chen]“, d.&nbsp;h. einer vom [[Herrschaft|Primat]] Fleisch essender menschlicher Männer ausgehenden Position gestellt hat.<ref>Derrida 1991 a S. 113</ref> Derrida schreibt deshalb von einem „Interesse, [] die Frage nach dem Ursprung von Verantwortlichkeit“ zu radikalisieren.<ref>Derrida 1991 b S. 130</ref>
Eine Kultur definiert sich für Foucault hierbei über das Zurückweisen von außerhalb Liegendem und das Abstecken kultureller Grenzen.<ref>Marcus S. Kleiner: ''Michel Foucault. Eine Einführung in sein Denken''. Campus, 2001, S. 43ff.</ref> Foucault nennt vier Bereiche abendländischer Ausgrenzung: Sexualität, Wahnsinn, den Traum, und den [[Orient]].<ref>Michael C. Frank: ''Kulturelle Einflussangst. Inszenierungen der Grenze in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts''. Transcript, 2006, S. 31.</ref>


{{Zitat|Wenn wir davon sprechen wollen: von der Ungerechtigkeit, der Gewalt oder der Respektlosigkeit denen gegenüber, die wir noch immer in unserer Verwirrung Tiere nennen […] Dann müssen wir die metaphysische anthropozentrische Axiomatik, die im Westen das Denken von Gerechtem und Ungerechtem dominiert, in ihrer Totalität neu diskutieren.<ref>Derrida 1992 S. 953</ref>}}
Foucault beginnt mit einer Analyse des Mittelalters, als [[Lepra]]kranke von der Gesellschaft separiert wurden. Später wurden an „Wahnsinn“ Erkrankte zunehmend wie zuvor die Leprakranken behandelt. Eine systematische Ausschließung fände trotzdem erst im Zeitalter der Klassik statt.<ref>Urs Marti: ''Michel Foucault''. Beck, München 1999, S. 18.</ref> Im 17. Jahrhundert ging man dazu über, diese einzusperren.<ref>Arthur Still: ''Rewriting the History of Madness''. Routledge, 1992, S. 119.</ref> Schließlich wurde der Wahnsinn im Rahmen der psychiatrischen Wissenschaft als eine geistige Krankheit definiert.


Ein sprachlicher Mechanismus, das Tier [[Archetyp (Philosophie)|archetypisch]] für ''das Andere'' zu konstruieren, ist nach Derrida bereits der Begriff „Tier“ an und für sich oder vielmehr die Tatsache, dass eine „Mannigfaltigkeit von Wesen“ unter einem einzigen [[homogen]]<nowiki/>isierenden Begriff subsumiert wird.
Foucault beschreibt, wie der Wahnsinnige sich von einem akzeptierten, integrierten Teil der gesellschaftlichen Ordnung zu einer Person entwickelte, die eingeschlossen und ausgeschlossen werde:


{{zitat|All die dekonstruktorischen Gesten, die ich philosophischen Texten gegenüber, insbesondere denen von Heidegger, erprobt habe, bestehen darin, die voreingenommene Missachtung dessen, was man das TIER im Allgemeinen nennt, und die Art und Weise, wie diese Texte die Grenze zwischen MENSCH und TIER interpretieren, in Frage zu stellen. In den letzten Texten, die ich zu dieser Sache veröffentlicht habe, ziehe ich die Bezeichnung ‚TIER‘ im Singular, als ob es den MENSCHEN und das TIER gäbe, schlechthin in Zweifel, als ob der homogene Begriff Das TIER sich auf universelle Weise auf alle Formen des nicht-menschlichen Lebens erstrecken könnte.<ref>Derrida 2006 S. 111</ref>}}
{{Zitat|Deshalb kann man sagen, daß Wahnsinn vom Mittelalter bis zur Renaissance innerhalb des gesellschaftlichen Horizonts als ästhetische oder weltliche Tatsache vorhanden war; im siebzehnten Jahrhundert dann folgte eine Phase des Schweigens und des Ausschlusses, die mit der Einsperrung der Wahnsinnigen begann. […] Das zwanzigste Jahrhundert schließlich zügelt den Wahnsinn, reduziert ihn auf eine Naturerscheinung, die zur Wahrheit der Welt in Verbindung steht. Von dieser positivistischen Einstellung leiten sich sowohl die irregeleitete Philanthropie ab, mit der sich die gesamte Psychiatrie dem Geisteskranken nähert, als auch der lyrische Protest dagegen.|ref=<ref>Nach James Miller: ''Die Leidenschaft des Michel Foucault''. Kiepenheuer & Witsch, 1995, S. 142.</ref>}}


Um die Rolle von [[Sprechakt]]en im Prozess der Konstruktion von Anthropozentrismus wie bei Heidegger zu unterstreichen, schlägt Derrida die [[Wortschöpfung]] ''Animot''<ref group="A">Dieser Begriff ist in der französischen Sprache [[homophon]] zu ''Animaux'': ''Tiere''. Beim Hören unterscheiden sich Singular und Plural des Wortes ''Animot'' nicht. ''Mot'' übersetzt sich mit ''Wort''. Es gibt viele Lesarten dieses Kunstgriffs: Wild&nbsp;2008 S.&nbsp;205 meint, es stehe für Wörter, die in der philosophischen Literatur von Tieren in dem von Derrida kritisierten hierarchisch gegenüberstellenden Sinn sprechen, und schlägt die Übersetzung ''Tierwort'' oder ''Tierrede'' vor.</ref> vor.<ref name="erbacher">F. Erbacher, ''Ecce Animot. Sprachliche Konstruktionen Des „Tiers“'' (Lüneburg: Leuphana Universität, 2010).</ref>
Foucault betrachtet psychiatrische Behandlungsmethoden, besonders von [[Philippe Pinel]] und [[Samuel Tuke]]. Er behauptet, dass ihre Methoden nicht weniger Kontrolle ausüben als frühere Behandlungsweisen. Der von Tuke propagierte Rückzug auf das Land bestrafe den Wahnsinnigen solange, bis er normales Verhalten erlerne. In ähnlicher Weise funktioniere Pinels Behandlung des Wahnsinnigen durch [[Aversionstherapie]]. Ihre Bemühungen zielten weniger auf eine Behandlung der Krankheit als darauf ab, den Kranken mit der gesellschaftlichen Konformität zu versöhnen, in die Arbeitswelt einzugliedern und den herrschenden patriarchalischen Moralvorstellungen zu unterwerfen.<ref>Urs Marti: ''Michel Foucault''. Beck, München 1999, S. 21.</ref>


{{zitat|Ecce Animot. Weder Species noch Gender noch Individuum ist es eine irreduzible lebendige Vielfalt von Sterblichem [] Es öffnet uns für die referentielle Erfahrung der Sache als solche; als das, was es in ihrem Sein ist<ref>Derrida 2008 S. 48</ref>}}
=== Die Geburt der Klinik ===
Foucaults zweites größeres Buch ''Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks'' (''Naissance de la clinique: une archéologie du regard médical'') wurde 1963 veröffentlicht. In Fortsetzung von ''Wahnsinn und Gesellschaft'' spürt die ''Geburt der Klinik'' der Entwicklung der [[Medizin]] und besonders der Institution der ''Klinik'' nach, womit hauptsächlich universitäre Lehrkrankenhäuser gemeint sind. Das Konzept des ''Blicks'' (frz. ''regard'') hat einige Folgediskussionen ausgelöst; Foucault distanziert sich von ihm in ''Archäologie des Wissens''.


In den [[ökofeministisch]]en [[Human-Animal Studies]] hat [[Carol J. Adams]] darauf aufbauend die These der ''abwesenden Referenten'' entwickelt. Tiere werden dieser Idee folgend nicht nur als Mannigfaltigkeit im Wort „Tier“ homogenisiert, sondern auch durch Sprache abwesend gemacht: So sind etwa in den Begriffen „Fleisch“, „Leder“, „Wolle“ etc. die Bezüge zu den tierischen Körpern nicht mehr erkennbar. Laut Adams greifen vergleichbare Mechanismen auch in gesellschaftlichen Gewaltverhältnissen, die Frauen betreffen.<ref name="erbacher"/><ref>C. Adams, ''The Sexual Politics of Meat: A Feminist-vegetarian Critical Theory'', 20th Anniversary Edition, Revised (Continuum, 2010).</ref>
=== Die Ordnung der Dinge ===
Foucaults ''[[Die Ordnung der Dinge|Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften.]]'' (''Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines'') wurde 1966 veröffentlicht. Der deutsche Titel entspricht dem Wunsch Foucaults, der sich für die französische Ausgabe den Titel ''L'Ordre des Choses'' wünschte, aber davon auf Wunsch des Herausgebers [[Pierre Nora]] absah.


[[Gary Steiner]] kritisiert an Derrida, dass er offensichtliche Konsequenzen aus einem erweiterten Personenbegriff, wie den [[Veganismus]], nicht bereit sei anzunehmen oder zu fördern. Steiner greift die Position Derridas, dass „Sprache [immer] eine ambivalente Beziehung zur Wirklichkeit“<ref name="steiner">Nach Steiner 2010 b S. 9</ref> habe und [[kategorisch]]e Prinzipien stets „ein Instrument zur Beherrschung des Anderen“<ref>Derrida 2008 S. 63</ref> seien, scharf an. So bezeichnet sich Derrida einerseits als ein „Vegetarier in der Seele“<ref>Derrida 1999 S. 20</ref>, lehnt aber das Propagieren vegetarischer Kultur ab, weil eine Tierrechtspraxis oder ökologische Kultur „die Herrschaft des Subjekts notwendigerweise reproduzieren“.<ref>Derrida 2008 S. 89 & S. 110</ref>
Das Buch beginnt mit einer längeren Besprechung des Bildes ''[[Las Meninas]]'' von [[Diego Velázquez]] und seiner komplexen Anordnung von Sichtlinien, Verborgenem und Sichtbarem. Die Bildbesprechung leitet eine Analyse mehrerer Epochen ein: Der [[Renaissance]], des „klassischen Zeitalters“ (einer in Frankreich üblichen Bezeichnung für die Epoche, die grob den Zeitraum von Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1800 umfasst) sowie der Moderne, die Foucault in der ''Ordnung der Dinge'' von etwa 1800 bis ins 20. Jahrhundert verfolgt.<ref>Gary Gutting: ''Michel Foucault’s archaeology of scientific reason''. Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 139f.</ref> Über diese Zeitspanne betrachtet Foucault insbesondere die Entstehung bzw. den Wandel von drei Wissensbereichen, die sich in diesem Zeitraum etablieren: die [[Naturgeschichte]] (bzw. ab 1800 die [[Biologie]]), das Wissen von den Reichtümern (bzw. ab 1800 die [[Ökonomie]]), die Grammatik (bzw. ab 1800 die [[Philologie]]).


Diese Unmöglichkeit, feste Prinzipien zu formulieren, zwinge Derrida und seine Nachfolger wie [[Cary Wolfe]] und [[Leonard Lawlor]] eine Position der [[Tierrechte]] oder eines Gebots der Gewaltfreiheit gegenüber Tieren zurückzuweisen. Wolfe und Lawlor bspw. beschreiben ihre Position als eine „Theorie des minimalen Fleischkonsums“<ref>Lawlor 2007 S. 105</ref> und sind „normalerweise Vegetarier“<ref>Lawlor 2007 S. 145</ref> und nehmen etwa Positionen ein, die „keine spezifischen und konkreten Reformen befürworten“, weil „solche Reformen [immer] auf lokaler Ebene durchgesetzt werden […] und regionale Unterschiede berücksichtigt werden müssen.“<ref>Lawlor 2007 S. 2</ref> Diese Position verliere dadurch jeglichen politischen und emanzipatorischen Charakter, denn „wenn es für uns nicht ganz leicht und günstig ist“, moralische Ansprüche von Tieren zu respektieren, können diese auch ignoriert werden und sind damit von vornherein überflüssig.<ref name="steiner"/> Zu Carol J. Adams hatte [[Gary Francione]] zuvor eine von manchen für vergleichbar gehaltene Kritik formuliert, die aber auf der irrigen Annahme beruht, Adams lehne nur die besonderen (Frauen- und) Tierrechte ab, akzeptiere aber die der Ausgrenzung und Ausbeutung zu Grunde liegenden allgemeinen (patriarchalen) Normenkonzepte einschließlich der Eigentumsrechte bzw. die „Legitimität der institutionalisierten Ausbeutung als Teil des normativen Kontexts“.<ref>G. Francione, ''Ecofeminism and Animal Rights: A Review of Beyond Animal Rights: A Feminist Caring Ethic for the Treatment of Animals'', Women’s Rights L. Rep., 18 (1996), 186-210.<br />Auch abgedruckt in G. Francione, ''Animals as Persons: Essays on the Abolition of Animal Exploitation'' (Columbia Univ Pr, 2008).</ref>
In der [[Synchronie|synchronen]] vergleichenden Betrachtung dieser Teilgebiete entdeckt Foucault eine Reihe von Parallelen, für die er den neuen Begriff der ''episteme'' prägt. Die ''episteme'' sind das ''historische Apriori'' des Wissens.<ref>Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a. M. 1981, S. 24, vgl. auch S. 261: „Die Geschichte des Wissens kann nur ausgehend von dem gebildet werden, was ihm gleichzeitig war, und nicht in Termini gegenseitiger Beeinflussung, sondern in Termini von Bedingungen und in der Zeit gebildeter Apriori.</ref> Seine Kernthese ist, dass die in einer bestimmten Epoche untersuchten unterschiedlichen Wissensgebiete stärker durch diese epochalen Parallelen beeinflusst seien als durch ihre jeweilige Geschichte.


==== Rolle von Derridas Katze ====
Neben diesem wissenschaftsgeschichtlichen bzw. [[Épistémologie|epistemologischen]] Thema, das Foucault auch als ''archäologisch'' bezeichnet, gehört das Konzept des Menschen zu den Kernthemen des Buches. Um 1800 wurde mit der Ablösung der Naturgeschichte durch die Biologie, des Wissens von den Reichtümern durch die Ökonomie und der allgemeinen Grammatik durch die Philologie der [[Mensch]] zur zentralen Integrationsfigur der Wissenschaften. Foucault spricht in diesem Sinne davon, dass der Mensch vor 1800 nicht existiert habe.<ref>ebd., S. 373: „Vor dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts existiert der Mensch nicht.“ Und: „[E]s gab kein erkenntnistheoretisches Bewußtsein vom Menschen als solchem.</ref>
Als relevant für die tierphilosophische Entwicklung von Derrida werden vielfach die Begegnungen mit seiner Katze eingeschätzt, die er in ''L’animal que donc je suis'' beschreibt.<ref>Baker 2000 S 183 ff.</ref><ref>Wolfe 2003 S. 27 ff.</ref><ref>M. Rossini & T, Tyler, ''Animal Encounters'' (Brill, 2009) S. 203</ref><ref>L. Simmons and P. Armstrong, ''Shame, Levinas’s Dog, Derrida’s Cat (and Some Fish)'' in Knowing Animals (BRILL, 2007). S. 27–42</ref> Baker (2000) berichtet etwas spöttisch, dass diese Begegnung wohl wesentlich mehr Einfluss auf Derridas Position hatte, als etwa der ernsthafte Versuch seines Schülers und späteren Philosophen [[David Wood (Philosoph)|David Wood]]<ref>Vgl. D. Wood: '' {{Webarchiv|text=Thinking with Cats |url=http://www.scribd.com/doc/19240763/WOOD-DAVID-Thinking-With-Cats |wayback=20140916094032 |archiv-bot=2018-04-16 17:07:11 InternetArchiveBot }}''. In: ''Animal Philosophy'' (2004), S. 129–144.</ref>, Derrida in den 1970ern vom [[Vegetarismus]] zu überzeugen.<ref>Baker 2000 S. 184</ref>
{{zitat|Das Tier schaut uns an und wir stehen nackt vor ihm. Und vielleicht fängt das Denken an genau dieser Stelle an.<ref>Derrida 1999 S. 260</ref>}}
Derrida meint in diesem Essay, ein [[Schamgefühl]] durch den Blick seiner Katze zu fühlen, weil er nackt im Badezimmer stand. Zwar bezieht er sich auch auf biblische Passagen zur Scham in Genesis, betont aber vielfach, dass es die konkrete Katze war, die etwas in ihm bewegt habe. Die Katzenaugen, schreibt er, seien für ihn in dieser Situation ein Spiegel für das autobiografische Ich gewesen.<ref>Derrida 1999 S. 300 f.</ref> Er schreibt von einer „tiefgehende[n] Rührung, die falls ernst genommen, die Basis des Philosophischen Problems des Tieres verändern könnte“.<ref>Derrida 1999 S. 253 f.</ref>


== Rezeption ==
Foucault stellt sich nicht die Frage, ob und inwiefern die Wissenschaft objektiv zu Erkenntnissen gelange:
Besonderen Einfluss hatte Derrida auf Philosophen wie [[Emmanuel Levinas]], [[Jean-Luc Nancy]], [[Sarah Kofman]], [[Samuel Weber]], [[Peter Engelmann (Verleger)|Peter Engelmann]], [[Hélène Cixous]], [[Geoffrey Bennington]], [[Rodolphe Gasché]], [[Pier Aldo Rovatti]], [[Gianni Vattimo]] u.&nbsp;a.


Unter den Psychoanalytikern waren bzw. sind [[Nicolas Abraham]], [[Mária Török]] und [[René Major]] Derrida eng verbunden.
{{Zitat|Es wird also nicht die Frage in ihrem Fortschritt zu einer Objektivität beschriebener Erkenntnisse behandelt werden, in der unsere heutige Wissenschaft sich [] wiedererkennen könnte.|ref=<ref name="Michel Foucault 2008">Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a. M. 2008, S. 24:</ref>}}


Das Spätwerk von [[Friederike Mayröcker]] wurde stark von Derrida beeinflusst.<ref>https://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article153467505/Woerter-wueste-Droge.html</ref>
Vielmehr bilde Wissenschaft mehr oder weniger stabile [[diskurs]]ive Formationen und begriffliche Koordinaten aus, welche determinieren, was – weiterhin kontingent – jeweils diskutierbar, verstehbar, wahr oder falsch sei. Wissenschaft breche jedoch nicht notwendig mit dem gesammelten Wissen aus früherer Zeit, wenn sie auch durch die Geschichte hindurch ihre Wissensformationen ändere.<ref name="Michel Foucault 2008" /> Foucault diskreditierte damit zum Teil die Idee des kontinuierlichen Fortschritts und stellt ihm einen kontingenten Wechsel formativer Strukturen gegenüber.


Auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften wurden Einflüsse von ihm aufgegriffen, oft seinem eigenen Urteil nach in Verkehrung seiner Intention. Dekonstruktive Methoden wurden für die Interpretation unterschiedlichster Werkgattungen (bildende Kunst, Mode, Musik, Architektur) verwendet.
{{Zitat|Die evolutive Geschichtlichkeit, die für viele eine Selbstverständlichkeit ist, hängt selbst an einer Funktionsweise der Macht.|Surveiller et punir}}
* Zum Spektrum und den methodischen Akzenten dekonstruktiver Werkinterpretationen vgl. den Hauptartikel [[Dekonstruktion]]


Außerdem wurde Derrida in [[sozialwissenschaft]]lichen Theorien rezipiert, die sich mit Identitäten oder Identifizierungen beschäftigen, wie zum Beispiel der [[Queer Theory]], [[Feminismus|feministischen Theorien]], wie derjenigen [[Judith Butler]]s, oder in [[Kultursoziologie|Kulturtheorien]]. Dabei werden beispielsweise stabile Wesenheiten und Identitäten insbesondere in machtkritischem Fokus auf ihre Ermöglichungsbedingungen zurückgeführt und politische Alternativen vorgeschlagen.
''Die Ordnung der Dinge'' machte Foucault in Frankreich und bald darauf auch international als intellektuelle Figur bekannt.


Auch in der systematischen Theologie wurden dekonstruktive Methoden aufgegriffen,<ref>Vgl. dazu Hyok-Tae Peter Kim: [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/1190/ ''Konstruktive Dekonstruktion?] Zur theologischen Rezeption Jacques Derridas im deutschsprachigen Raum'', Diss. Freiburg (unter [[Hansjürgen Verweyen]])</ref> etwa von [[Johannes Hoff]],<ref>Vgl. ''Spiritualität und Sprachverlust''. Theologie nach Foucault und Derrida, Paderborn u.&nbsp;a. 1999.</ref> [[Joachim Valentin]]<ref>Vgl. ''Atheismus in der Spur Gottes''. Theologie nach Jacques Derrida, Schöningh 1997</ref> oder [[Tilman Beyrich]].<ref>Vgl. : ''Ist der Glaube wiederholbar?'' Derrida liest Kierkegaard, 2001</ref>
=== Archäologie des Wissens ===
Die 1969 erschienene Studie zur ''Archäologie des Wissens'' (''L’Archéologie du savoir'') ist Foucaults umfangreichste [[Methodologie|methodologische]] Publikation. Sie erschien noch vor Foucaults Wahl ins [[Collège de France]] und bestimmt die Methode näher, die er in seinen konkreten Studien angewendet hatte.


== Kritik ==
Sein Vorgehen beschreibt er als Arbeit an „[[Archiv]]en“ oder als „Archäologie“ von Diskursformationen. Die kulturwissenschaftliche Methodendiskussion spricht üblicherweise von ''[[Diskursanalyse]]''.<ref>So etwa Ralf Konersmann in: Michel Foucault: ''Die Ordnung des Diskurses''. Fischer, Frankfurt am Main 2001; und Stichwort ''Diskursanalyse''. In: ''Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie''. Metzler, Stuttgart 2001.</ref>
Derrida wurde von diversen Seiten teils scharf kritisiert, insbesondere von Vertretern der [[Analytische Philosophie|analytischen Philosophie]]: Bekannt ist beispielsweise die Debatte um seine Ehrenpromotion in Cambridge, gegen die achtzehn Professoren der Fakultät schriftlich protestiert hatten, darunter [[Barry Smith (Ontologe)|Barry Smith]], [[W. V. Quine]], [[David Armstrong]], [[Ruth Barcan Marcus]] und [[René Thom]]. In ihrer Petition schreiben sie, Derridas Texte erreichten nicht ein gefordertes Maß an Klarheit und Strenge, sie seien aus Tricks und Taschenspielereien komponiert und stünden darin eher [[dada]]istischen Experimenten nahe.<ref>Barry Smith u. a., „Open letter against Derrida receiving an honorary doctorate from Cambridge University,“ ''The Times'' [London], May 9, 1992. [http://courses.nus.edu.sg/course/elljwp/againstdsdegree.htm]</ref>


[[Noam Chomsky]] hat Derrida eine prätentiöse Rhetorik zugeschrieben, die bewusst der Verunklarung seiner Ideen diene.<ref>Vgl. seinen bekannten [http://www.cscs.umich.edu/~crshalizi/chomsky-on-postmodernism.html Usenet-Post]</ref>
Foucault sieht die Archäologie des Wissens als ergänzende Alternative zur herkömmlichen [[Ideengeschichte]], die zeitgleich allerdings ähnlich auch von deren vermeintlichen Vertretern kritisiert und reformiert worden ist, etwa durch den [[Kontextualismus]] oder die [[Begriffsgeschichte]], sodass ein gewisser Generationeneffekt vermutet worden ist, der sich durch eine posttotalitäre Abgrenzung von naiven Ideenvorstellungen auszeichnet und die Herstellung bzw. Verwendung von vermeintlich neutralen Ideen oder objektiven Wahrheiten kritisch reflektiert.<ref>{{Literatur |Autor=Sebastian Huhnholz |Hrsg=Ludwig Gasteiger et al. |Titel=Bielefeld, Paris & Cambridge? Wissenschaftsgeschichtliche Ursprünge und theoriepolitische Konvergenzen der diskurshistoriographischen Methodologien Kosellecks, Foucaults und Skinners |Sammelwerk=Theorie und Kritik. Dialoge zwischen differenten Denkstilen und Disziplinen |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Bielefeld |Ort=transcript |Datum=2015 |ISBN= |Seiten=157-182}}</ref> Foucault interessiert sich aber weniger für individuelle Urheber von Ideen („Autoren“). Man kann Foucaults Slogan vom „Tod des Autors“ verbinden mit seiner Metapher vom Tod des durch die Humanwissenschaften hervorgebrachten Begriffs des „Menschen“.<ref>Am bekanntesten hierfür ist der Schlussteil der ''Ordnung der Dinge''.</ref> In dieser Hinsicht ähnelt Foucaults Vorgehen [[Strukturalismus|strukturalistischen]] Ansätzen in der Psychoanalyse, der Ethnologie und der Linguistik. Allerdings bezieht er eine diachrone (historische) Perspektive mit ein.<ref>Gary Gutting: ''Michel Foucault’s archaeology of scientific reason''. Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 227–231.</ref> Foucault sieht sich der [[Annales-Schule]] der [[Historiographie]] nahe. Deren Interesse für mentalitätsgeschichtliche, demographische und andere Entwicklungen über lange Perioden lässt ebenfalls das individuelle Wirken von Personen weniger hervortreten. Auch [[Georges Canguilhem]] und [[Gaston Bachelard]] sieht sich Foucault nahe.


Philosophen wie [[John Searle]]<ref>Vgl. seine [http://www.nybooks.com/articles/5964 Kritik] in: New York Review of Books, 2. Februar 1994. ''Limited Inc.'' ist eine ausführliche, aber teils experimentelle Antwort Derridas auf Kritiken von Searle.</ref> und [[W. V. Quine]] haben Derrida als Pseudophilosophen und Sophisten bezeichnet.
Neben Autor, Subjekt und humanwissenschaftlichen Orientierungen werden zahlreiche weitere Begriffe der klassischen Ideengeschichte ausgeklammert, etwa Einfluss, Werk oder Tradition. Deren Anwendbarkeit gingen laut Foucault epochenspezifische „diskursive“ Vorgaben voraus. Während der Ausdruck ''[[Diskurs]]'' nur Ensembles von sprachlichen oder schriftlichen Äußerungen (''diskursive Praktiken'') und deren immanente Regeln meint, bildet der Begriff ''[[Dispositiv]]'' (auf den sich Foucault erst in späteren Vorlesungen und Werken bezieht) die Erweiterung des Diskurses um ''nicht-diskursive Praktiken'', die institutionell oder sozial die Handlungsmöglichkeiten anderer beeinflussen.


In der ''[[New York Times]]'' erschien im Oktober 2004 ein kritischer Nachruf, der Derrida u.&nbsp;a. als „abstrusen Theoretiker“ bezeichnete und seine Rolle im Skandal um [[Paul de Man]]s antisemitische Publizistik im Zweiten Weltkrieg thematisierte. Nach Ansicht der Zeitung habe Derrida mithilfe seiner dekonstruktivistischen Methode versucht, darzulegen, dass de Mans Artikel überhaupt nicht antisemitisch gewesen seien, und dadurch seine eigene Glaubwürdigkeit beschädigt. Der Politologe [[Mark Lilla]] kritisierte Derridas Denken in diesem Zusammenhang scharf: Dekonstruktivismus „scheint zu bedeuten, dass man sich nie für etwas entschuldigen muss“.<ref>[http://www.nytimes.com/2004/10/10/obituaries/10derrida.html?ex=1255147200&en=bc84f1b2c5f092c5&ei=5090&partner=rssuserland Jacques Derrida, Abstruse Theorist, Dies at 74], [http://www.economist.com/displaystory.cfm?story_id=3308320]</ref><ref>[http://www.nybooks.com/articles/archives/1998/jun/25/the-politics-of-jacques-derrida/ ''Mark Lilla: The Politics of Jacques Derrida''] New York Review of Books, 25. Juni 1998</ref>
Der Machtbegriff Foucaults ist zu diesem Zeitpunkt noch „[[juridisch]]-diskursiv“. Sein wesentliches Kennzeichen besteht darin, dass er restriktiv ist. Er verneint, indem er sich des ausgesprochenen Verbots bedient. Diese Vorstellung verändert sich in den folgenden Jahren. Ab ''Überwachen und Strafen'' stellt er ihm die strategisch-produktive Vorstellung von Macht gegenüber.<ref>Michael Ruoff: ''Foucault Lexikon'', München 2007, S. 146</ref>


Für [[Richard Wolin]] führt Derrida in einen schlichten [[Nihilismus]].<ref>Richard Wolin, Preface to the MIT press edition: Note on a missing text. In R. Wolin (Hrsg.) ''The Heidegger Controversy: A Critical Reader.'' Cambridge, MA: MIT Press. 1993, p xiii, ISBN 0-262-73101-0</ref> In der ersten Auflage eines von Wolin herausgegebenen Sammelbandes war ein Interview erschienen, das der ''Nouvel Observateur'' 1987 mit Derrida geführt, und das die „vernichtenden Enthüllungen“<ref>Thomas Sheehan spricht in einer Rezension dieses Bandes von „devastating revelations“: in: Ethics 103/1 (1992), 178–181, hier 178</ref> von [[Hugo Ott]] und [[Víctor Farías]] zum Anlass hatte. Derrida bezeichnete diesen Wiederabdruck, zu dem Wolin formell die Rechte eingeholt hatte, als unautorisierte böswillige Fehlübersetzung. Der Verlag Columbia University Press verweigerte daraufhin Nachdrucke oder Neuauflagen des Buches; eine nachfolgende Ausgabe bei MIT Press ließ das Interview aus. In einer Rezension bezeichnete Thomas Sheehan die Haltung Derridas als Zensur.<ref>Vgl. [http://www.nybooks.com/articles/2658], [http://www.nybooks.com/articles/2591] und Derridas Antwort: ''The Work of Intellectuals and the Press (The Bad Example: How the New York Review of Books and Company do Business)'', in: Points, dt.: Auslassungspunkte, Hg. von Peter Engelmann, Passagen Verlag, Wien 1998</ref>
=== Überwachen und Strafen ===
''[[Überwachen und Strafen]]'' wurde 1975 unter dem Titel ''Surveiller et punir'' veröffentlicht. Darin setzt Foucault seine Untersuchungen über die polymorphe Macht, ihre Techniken und Wirkungsweisen v.&nbsp;a. am Beispiel des Gefängnisses fort. Prototypisch hierfür gilt ihm das von [[Jeremy Bentham]] entworfene [[Panoptismus|Panoptikum]]: ein „ideales“ Gefängnis, in dem der Beobachter jeden Zelleninsassen beobachten kann. Foucault arbeitet in diesem Buch die historische Entwicklung von körperlicher und seelischer Gewalt heraus. Mittels Martern wurde bis zum 18. Jh. der Körper grausam zugerichtet und bis zum langsamen Tod hin gequält. Das inszenierte Schauspiel wurde von der Bevölkerung interessiert verfolgt. Später wurde der Mensch zunehmend als Wesen mit einer Seele wahrgenommen, dem eine gewisse Lernfähigkeit zuerkannt wurde. Im körperlosen Strafsystem wurde der Schmerz beseitigt. Die Strafe zielt auf die Zukunft ab und ihre Hauptfunktion dient der Vorbeugung. Die seelische Gewalt dient als Disziplinierungsmaßnahme. Die Strafe wird auf das Delikt abgestimmt. Es besteht die Notwendigkeit zur Individualisierung der Strafe, welche die Umstände und die Intention des Straftäters berücksichtigt. Es erfolgt eine Modulierung des Täters selbst, seiner Natur, seiner Lebens- und Denkweise, seiner Vergangenheit und seines Willens. Die Strafe bringt Entwicklung für den Gewalttätigen. Er lernt in der Einzelhaft durch Reflexion oder durch Arbeit. Das Gefängnis dient zur Verwahrung der Gewalttätigen, die unter Beobachtung stehen. Die soziale Entwurzelung wird als Teil der Strafe berücksichtigt. Die Gesellschaft wird als die Klasse der Herrscher und der Beherrschten definiert. Die Herrscher definieren die Gesetze und somit die Sozialmoral. Ihre Urteilkompetenz beruht auf einer teilweise für die Gesetzlosen nicht verständlichen Sprache. Die Herrscher geben als Leitmotiv vor: „Wer leben will, muss arbeiten“. Die Beherrschten sind Hungernde, die morden, um zu überleben. Durch die Sesshaftigkeit nehmen die Morde ab und Diebstähle und Eigentumsdelikte zu. Die Gewaltverbrecher sind Arbeitsunwillige und Arbeitslose. Der Justiz dient das Strafbuch (1810) als Grundlage und ein Apparat von Aufsehern, Priestern, Psychologen und Psychiatern zur Ausübung von Gewalt. Als Instrument der Strafe dienen Zwangsmaßnahmen und Übungen. Das Individuum wird zum Rechtssubjekt. Durch die Technik des Einzwängens und durch Anwendungen von Dressurmethoden werden Heilung und Besserung erwartet.
 
Später verlagerte sich dieser allsehende Blick in die Subjekte. Exemplarisch dafür ist die Funktion der ''[[Pastoralmacht]]'', die der „gute Hirte“ ausübt, wenn er das Gewissen seiner Schafe prüft – eine Technik, die dann „verinnerlicht“ wird. Das Thema der Subjektivierung durch Machtbeziehungen verfolgt Foucault auch in der Analyse der sogenannten ''[[Biomacht]]'' und der ''[[Gouvernementalität]]''.
 
In anderen Schriften<ref>z.&nbsp;B. [http://books.google.de/books?id=dBLjVhsXBLAC&pg=PA552&lpg=PA552&dq=%22nenne+ich+sie+im+Gegensatz+zu+den+Utopien+die+Heterotopien%22&source=bl&ots=t-4ipf_K0N&sig=RzCWm6jufcw8dLHUilxPax8psIU&hl=de&sa=X&ei=6jroUM-SFMeM4gTmr4GgDw&sqi=2&ved=0CD4Q6AEwAw#v=onepage&q=%22nenne%20ich%20sie%20im%20Gegensatz%20zu%20den%20Utopien%20die%20Heterotopien%22&f=false Michel Foucault: Andere Räume].</ref> äußert sich Foucault zum Thema der [[Utopie]]n und gesellschaftlicher Gegenorte, die er ''[[Heterotopie (Literatur)|Heterotopien]]'' nennt.
 
=== Sexualität und Wahrheit ===
Sein Werk ''Sexualität und Wahrheit'' hatte Foucault ursprünglich auf sechs Bände angelegt, zu Lebenszeit als Monographien erschienen sind aber nur drei Bände.
 
==== Der Wille zum Wissen ====
Der erste, 1976 erschienene Band analysiert anhand des Diskurses über den Sex exemplarisch die Wirkungsweise von Machtstrukturen. Das Reden über den Sex sei fortwährend angeheizt worden, von mittelalterlichen [[Beichtspiegel|Beichtkatalogen]] bis hin zur modernen [[Psychoanalyse]]. Besondere Berücksichtigung findet in diesem Band die Entwicklung im 19. Jahrhundert. Hier werden vier Hauptelemente oder ''[[Dispositiv]]e'' unterschieden, denen die besondere Aufmerksamkeit der Wissensproduktion gewidmet ist: ''[[Homosexualität]]'', ''[[Masturbation]]'', ''[[Hysterie]] der Frau'' und ''[[Perversion]]''. Abschließend bemerkt Foucault, die Ironie des ''[[Sexualitätsdispositiv]]s'' sei gerade, den Menschen vorzuleben, es ginge dabei um ihre (sexuelle) Befreiung.
 
Er spricht in diesem Zusammenhang über die „Einpflanzung von Perversionen“. Es ist dabei eine wechselseitig sich verstärkende Dynamik derjenigen Instanz, die pathologisierend immer neue „Perversionen“ entwirft, und derjenigen, die dann diesen pathologischen Kategorien gerecht wird und sie sogar verstärken kann. Dadurch entsteht ein „Wesenszug“, der als „Natur“ des Perversen verstanden und dementsprechend behandelt wird.
 
In diesem Werk grenzt er sich von seinem früheren, juridisch-diskursiven Machtbegriff ab, nach dem Macht als repressiv verstanden wurde und auf Gehorsam (z.&nbsp;B. gegenüber Gesetzen) abzielte. Die von ihm geprägte strategisch-produktive Vorstellung von Macht betont hingegen, dass Machtbeziehungen multipel sind, ''überall'' entstehen und wirken. Sie sind allen anderen Arten von Beziehungen (z.&nbsp;B. ökonomischen) immanent und durchziehen somit auch kursierendes Wissen.
 
==== Der Gebrauch der Lüste ====
Im zweiten Band (1984) setzt sich Foucault mit der Sexualethik und allgemein dem „Gebrauch der Lüste“ des [[Antikes Griechenland|antiken Griechenlands]] auseinander. Besondere Aufmerksamkeit richtet Foucault auf Homosexualität und [[Knabenliebe]] und deren moralethische Mechanismen. Für das christliche Ideal der [[Askese]] findet er in der [[Hippokrates von Kos|hippokratischen]] [[Diätetik]] (Maßnahmenprogramm für ein gesundes Leben) eine Wurzel; hierbei handele es sich allerdings nicht um historische [[Kontinuitätstheorie (Geschichtswissenschaft)|Kontinuitäten]].
 
==== Die Sorge um sich ====
Im dritten Band führt Foucault die Untersuchung des zweiten Bandes fort. Dabei betont er die allgemeine Bedeutung der „Selbstsorge“ in der [[Ethik]] der griechisch-römischen Antike, die er als „Kultur seiner selbst“ als zentrales Motiv der antiken Freiheitspraktiken erkennt. Die Themenfelder, an denen Foucault dieses Motiv untersucht, sind die [[Traumdeutung]], die Gemeinschaft mit den anderen, sowie erneut der Körper, die Frau und der Knabe.
 
==== Die Geständnisse des Fleisches ====
Der vierte und letzte Band, ''Die Geständnisse des Fleisches'' (''Les aveux de la chair''), blieb aufgrund einer testamentarischen Verfügung lange unveröffentlicht und erschien erst im Februar 2018 in Frankreich. Das Buch schließt an die beiden vorigen Bände an. Foucault widmet sich darin Texten aus dem frühen Christentum, etwa von [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] oder [[Ambrosius von Mailand]].
In diesem Diskurs über die Sexualität geht es, ähnlich wie in den Texten aus der griechisch-römischen Antike, um Askese und Entsagung.<ref>[http://www.deutschlandfunkkultur.de/foucaults-letztes-buch-ethik-ist-ein-kampfplatz.2162.de.html?dram:article_id=409961 ''"Ethik ist ein Kampfplatz"''], Martin Saar im Gespräch mit René Aguigah, [[Deutschlandfunk Kultur]], 04. Februar 2018</ref>
 
=== Weitere Schriften ===
Neben den erwähnten größeren Werken existieren zahlreiche kleinere Schriften, darunter Arbeiten zur Literatur und Kommentare zu aktuellen Ereignissen (siehe z.&nbsp;B. [[Ideenreportage]]n), weniger bekannte Werke wie eine Monographie über [[Raymond Roussel]] und zahlreiche erst nach seinem Tod herausgegebene Vorlesungen am Collège de France. Da Foucault posthume Publikationen testamentarisch untersagt hatte, wurden zur Edition die Dokumentation des in Vortragsform „veröffentlichten“ Worts, vor allem also die vorhandenen Tonbänder, herangezogen.
 
== Wirkungsgeschichte ==
=== Zuordnung ===
Foucault lässt sich nicht eindeutig einer philosophischen Richtung zuordnen und hat sich selbst oft gegen solche Versuche gewandt. Dennoch ist es heute üblich, Foucault als [[Poststrukturalismus|Poststrukturalisten]] zu bezeichnen. Obwohl er besonders in der ''Archäologie des Wissens'' strukturalistische Gedanken und Verfahren verwendete, war er kein [[Strukturalismus|Strukturalist]], wie er selbst wiederholt betonte: ''„In Frankreich beharren gewisse halbgewitzte Kommentatoren darauf, mich als Strukturalisten zu etikettieren. Ich habe es nicht in ihre winzigen Köpfe kriegen können, daß ich keine der Methoden, Begriffe und Schlüsselwörter benutzt habe, die die strukturalistische Analyse charakterisieren.“''<ref>Michel Foucault: ''Die Ordnung der Dinge''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003 [zuerst 1974], S. 15.</ref>
 
Ähnliches gilt für sein Verhältnis zum [[Marxismus]]. In den 1950er Jahren war er für kurze Zeit Mitglied in der [[Parti communiste français|Kommunistischen Partei]].<ref>Didier Eribon: ''Michel Foucault. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 69.</ref> Später distanzierte er sich vom Marxismus.
 
=== Zeitkontext ===
Stets sorgten die das traditionelle philosophische Denken unterminierenden Thesen Foucaults sowie deren politische Implikationen für leidenschaftliche Diskussionen. Foucault war einer der ersten, der die damals aktuellen marxistischen Denkfiguren und Geschichtstheorien mit ihrem Begriffsvokabular wie ''[[Dialektik]]'', ''[[Ideologie]]'', ''[[Entfremdung]]'' oder „fortschrittliches Bewusstsein“ vehement zurückwies.<ref>Achim Volkers: Wissen und Bildung bei Foucault. Aufklärung zwischen Wissenschaft und ethisch-ästhetischen Bildungsprozessen, VS Verlag, 2008, S. 27</ref> Dies brachte ihn in Opposition zur französischen Linken und ihrer Galionsfigur [[Sartre]] sowie zu den Theoretikern der [[Frankfurter Schule]].
 
=== Rezeption ===
Explizit diskutiert wird Foucaults Diskursbegriff. In Anlehnung an seine Theorie wurden zahlreiche Ansätze der [[Diskursanalyse]] in verschiedenen Disziplinen entwickelt. In der deutschen Forschung sind z.&nbsp;B. die Namen [[Jürgen Link]] und [[Siegfried Jäger]] zu nennen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird die Diskursanalyse erst in den letzten Jahren zu einer etablierten Methode und es entstehen zunehmend Arbeiten, die sich auf Foucault stützen.
 
Ebenfalls wurde Foucaults Methodik der Analyse in der ''Archäologie des Wissens'' rezipiert, die aber eine rückblickende Methodenreflexion und -kritik ist und sich als methodisches Lehrbuch wenig eignet.
 
=== Kritik an Foucault ===
* Foucaults Denken wird von Marxisten – wohl auch wegen Foucaults [[Kritik am Marxismus]] – einer Logik des fortgeschrittenen Kapitalismus zugeschrieben.<ref>Didier Eribon: ''Michel Foucault. Eine Biographie''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 251.</ref> Gleichzeitig kritisierte man, er stelle das kritische Denken durch ein [[Fiktionalismus|fiktionalistisches]] Festschreiben subjektiven Erkennens, also durch Ununterscheidbarkeit, in Frage.
* Nach dem Erfolg von ''Die Ordnung der Dinge'' attackierte [[Jean-Paul Sartre]] in einer aufsehenerregenden Rezension Foucault. Sartre, der sich als Vertreter des [[Existenzialismus]] dem [[Humanismus]] gegenüber verpflichtet sah, richtete seine Kritik auf Foucaults Absage an den Humanismus. Aus der Perspektive Foucaults ist der Humanismus im 20. Jahrhundert theoretisch unfruchtbar und praktisch-politisch – im Osten wie im Westen – eine reaktionäre Mystifikation. Insbesondere im Erziehungssystem schneide er den Menschen von der Realität der technisch-wissenschaftlichen Welt ab.<ref name="Marti58">Urs Marti: ''Michel Foucault''. 2. Auflage, Bremen 1999, ISBN 3-406-45543-3, S. 58 und 129f.</ref> Zu beachten ist dabei allerdings, dass Foucault bei seiner Kritik weniger den Humanismus an sich, sondern eher die [[Humanwissenschaften]] in den Fokus nahm.<ref name="Marti58" />
* In der [[Foucault-Habermas-Debatte]] sieht der Philosoph [[Jürgen Habermas]] Foucault in der Tradition einer radikalen [[Vernunftkritik]], die von [[Nietzsche]] ausgehend zu den französischen Neostrukturalisten führe. Foucaults Machttheorie verfange sich dabei in unauflösbare Selbstwidersprüche.<ref>Jürgen Habermas ''Der philosophische Diskurs der Moderne'', Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt a.&nbsp;M. 1985, S. 279ff.</ref>
* Der Linguist, Sozial- und Sprachphilosoph [[Noam Chomsky]], der wie Foucault über die französische Grammatik und Logik der Barockzeit gearbeitet, gleichartige Themen der politischen Philosophie behandelt hatte und mit diesem u.&nbsp;a. 1971 eine Fernsehdebatte über Anthropologie führte,<ref>Vgl. mit weiteren einschlägigen Beiträgen Noam Chomsky / Michel Foucault / John Rajchman (Hrsg.): ''The Chomsky-Foucault Debate: On Human Nature'', New Press, New York 2006, ISBN 1-59558-134-0.</ref> gestand Foucault zu, noch der verständlichste und gehaltvollste der französischen Poststrukturalisten und Postmodernisten zu sein; jedoch seien weite Teile seiner Arbeiten unklar, falsch oder wiederholten nur in prätentiöser rhetorischer Aufbereitung bereits bekannte, eher triviale Gedanken und Forschungsergebnisse anderer.<ref>http://www.cscs.umich.edu/~crshalizi/chomsky-on-postmodernism.html</ref>
* 1998 belegte der deutsche Historiker [[Hans-Ulrich Wehler]] Foucault und sein Werk mit harscher Kritik.<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Die Herausforderung der Kulturgeschichte''. München 1998, S. 45–95.</ref> Wehler sieht in Foucault einen schlechten Philosophen, der sich in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu Unrecht großer Resonanz erfreue. Seine Arbeiten seien nicht nur in ihren empirisch-historischen Aspekten unzulänglich, sondern auch an zahlreichen Stellen von begrifflichen Konfusionen und inneren Widersprüchen durchzogen. Auch leide Foucaults Werk unter einem [[Frankozentrismus]], was schon daran erkennbar sei, dass Foucault die Arbeiten zentraler Theoretiker der Sozialwissenschaften wie [[Max Weber]] und [[Norbert Elias]] nicht zur Kenntnis genommen habe.
: An Foucaults Diskurstheorie kritisiert Wehler vor allem, dass sich die Diskurse verselbständigen würden. [[Subjekt (Philosophie)|Subjekte]] seien aber nicht die Diskurse selbst, sondern die ''Träger'' der Diskurse, von denen bei Foucault keine Rede sei. Den Machtbegriff Foucaults hält Wehler für „zum Verzweifeln undifferenziert“.<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Die Herausforderung der Kulturgeschichte''. München 1998, S. 81.</ref> Foucaults These der „Disziplinargesellschaft“ sei überhaupt nur dadurch möglich, dass Foucault keine Unterscheidung von [[Autorität]], Zwang, [[Gewalt]], [[Macht]], [[Herrschaft]] und [[Legitimität]] kenne. Hinzu komme, dass sich diese These auf eine einseitige Quellenauswahl (psychiatrische Anstalten, Gefängnisse) stütze und andere Organisationstypen wie beispielsweise [[Fabrik]]en außen vor lasse.
: Insgesamt kommt Wehler zu dem Ergebnis, dass Foucault „wegen der endlosen Mängelserie seiner sogenannten empirischen Studien […] ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer ‚Rattenfänger‘ für die Postmoderne“ sei.<ref>Hans-Ulrich Wehler: ''Die Herausforderung der Kulturgeschichte''. München 1998, S. 91.</ref>
* Der Politikwissenschaftler Urs Marti, der 1999 ein Buch über Foucault veröffentlichte, meint, Foucault habe in Anlehnung an [[Friedrich Nietzsche]] einen anarchistischen [[Nihilismus]] vertreten.<ref>Urs Marti: ''Michel Foucault''. 2. Auflage, Bremen 1999, S. 149f.</ref> Er würdigt aber die „befreienden Impulse“, die von seinem Werk ausgegangen seien, insbesondere seine „archäologisch-genealogischen“ Analysen der Humanwissenschaften und der Aspekte des Regierens.<ref name="Marti130">Urs Marti: ''Michel Foucault''. 2. Auflage, Bremen 1999, S. 130 und 165.</ref> Er sei kein Vertreter der Gegenaufklärung, sondern habe es für absurd gehalten, in der [[Aufklärung]] eine Ursache des [[Totalitarismus]] zu sehen.<ref name="Marti130" />
* [[Klaus Dörner]] attestierte Foucault in ''Bürger und Irre'' 1969 eine beschränkende Wirklichkeitsstrukturierung. Es sei außerdem unzulässig, alle von der Aufklärung unternommenen Anstrengungen als ideologisch zu verwerfen, da dadurch keinerlei gesellschaftlich verändernde Praxis mehr entwickelt werden könne. Ähnlich argumentierte [[Sartre]], als er Foucault ein fatalistisches Geschichtsbild vorwarf, das politische Praxis unmöglich mache.<ref>Ingeborg Breuer, Peter Leusch, Dieter Mersch: Welten im Kopf. Profile der Gegenwartsphilosophie. Rotbuch Verlag, Hamburg 1996, S. 114</ref>
* Foucault wurde auch ein allzu selektiver Umgang mit historischen Daten vorgeworfen, der es ihm erst ermögliche, seine Periodisierungen vorzunehmen.<ref>Urs Marti: Michel Foucault. Beck, München 1999, S. 23</ref>
* [[Michel de Certeau]] hat Foucaults Theorien in zahlreichen Schriften aufgegriffen und sowohl kritisiert als auch weiterentwickelt. Insbesondere in [[Die Kunst des Handelns]] setzt er Foucaults Überwachungs-Konzept einen Fokus auf Alltagspraxis als kreativen Spielraum entgegen, worin sich eine Form von Freiheit formiere, die der soziologischen Forschung genauso wie den Kontrollmechanismen und Überwachern verborgen bliebe.<ref>Certeau, Michel De. Kunst des Handelns. Berlin: Merve Verlag, 1988.</ref>
* Der Soziologe [[Daniel Zamora]] warf Foucault vor, er habe mit seiner Kritik an Ausgrenzungsmechanismen des Wohlfahrtsstaats dem [[Neoliberalismus]] Stichworte geliefert.<ref>[http://www.revue-ballast.fr/peut-on-critiquer-foucault/ ''Peut-on critiquer Foucault''], Interview mit Daniel Zamora, Ballast, 3. Dezember 2014 (französisch)</ref><ref>[http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-1509501770.html ''Foucault and Neoliberalism''], Daniel Zamora, Michael C. Behrent, [[John Wiley & Sons]], Hoboken 2016, ISBN 978-1-5095-0177-9. Buchvorstellung auf der Seite von Wiley&Sons</ref> Er habe ausschließlich die Ausgrenzung im Blick gehabt, die Ausbeutung als deren Grundlage aber vernachlässigt<sub>;</sub> ferner habe er den Wohlfahrtsstaat als zu teuer bezeichnet.<ref>[http://www.zfmedienwissenschaft.de/online/review-zamoras-%C2%ABcritiquer-foucault%C2%BB ''Review of Zamora’s «Critiquer Foucault»''], Jan Teurlings, Zeitschrift für Medienwissenschaft, [[Diaphanes]]-Verlag, 29. Juli 2015; [https://pure.uva.nl/ws/files/2594277/171521_Zeitschrift_f_r_Medienwissenschaft_Jan_Teurlings_Review_of_Zamora_s_Critiqu.pdf PDF], Rezension von: Critiquer Foucault: Les Années 1980 et la tentation néolibérale.
Von Loic Wacquant, Jan Rehmann, Michael Scott Christofferson, Michael C. Behrent, Jean-Loup Amselle, Daniel Zamora, Brüssel 2014, ISBN 978-2-8059-2067-7</ref> Damit habe er zu dessen Zerstörung aktiv beigetragen und gleichzeitig die Unfähigkeit der Linken zur Opposition dagegen mitverursacht. Foucaults Verteidiger werfen Zamora eine ahistorische, oberflächliche und ideologische Lesart seiner Schriften vor.<ref>[https://lareviewofbooks.org/article/searching-foucault-age-inequality/ ''Searching for Foucault in an Age of Inequality''], Daniel Steinmetz-Jenkins, Alexander Arnold, Los Angeles Review of Books, 18. März 2015</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Jacques Derrida}}
* {{WikipediaDE|Michel Foucault}}
* {{WikipediaDE|Dekonstruktion}}
* {{WikipediaDE|Foucault und Recht}}
* {{WikipediaDE|différance}}
 
* {{WikipediaDE|Grammatologie (Derrida)}}
== Schriften ==
=== Einzelne Veröffentlichungen Foucaults (Auswahl) ===
* ''Maladie mentale et personnalité.'' Presses universitaires de France, Paris 1954; ab 2. Auflage 1962: ''Maladie mentale et psychologie''.
** ''Psychologie und Geisteskrankheit.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
* ''Histoire de la folie à l’âge classique: Folie et déraison.'' Plon, Paris 1961.
** ''Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969.
* ''Naissance de la clinique: Une archéologie du regard médical.'' Presses universitaires de France, Paris 1963.
** ''Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks.'' Hanser, München 1973.
* ''Les mots et les choses: Une archéologie des sciences humaines.'' Gallimard, Paris 1966.
** ''[[Die Ordnung der Dinge|Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften.]]'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971.
* ''La pensée du dehors.'' In: ''Critique.'' Revue: 1966, S. 523–546.
* ''Ceci n’est pas une pipe.'' In: ''Les cahiers du chemin.'' 1968, H. 2, S. 79–105.
**''Dies ist keine Pfeife''. Mit einem Nachwort von [[Walter Seitter]], Hanser, München 1974; Ullstein, Frankfurt/M. 1989; Hanser, München/Wien 1997, ISBN 3-446-18904-1
* ''L’archéologie du savoir.'' Gallimard, Paris 1969.
** ''Archäologie des Wissens.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
* ''L’ordre du discours: Leçon inaugurale au Collège de France prononcée le 2 décembre 1970.'' Gallimard, Paris 1972.
** ''[[Die Ordnung des Diskurses]]: Inauguralvorlesung am Collège de France, 2. Dezember 1970.'' Hanser, München 1974.
* ''Von der Subversion des Wissens.'' Hanser, München 1974 (vereinigt Dokumente zu Foucaults Bildungsweg bis zum Ende der sechziger Jahre und zu seiner nach dem Pariser Mai vollzogenen Wende zu Politik).
* ''Schriften zur Literatur'' Nymphenburger, München 1974.
* ''Surveiller et punir: Naissance de la prison.'' Gallimard, Paris 1975.
** ''[[Überwachen und Strafen|Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses.]]'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976.
* ''Histoire de la sexualité'' / ''Sexualität und Wahrheit'':
** Bd. 1: ''La volonté de savoir.'' Gallimard, Paris 1976
*** ''Der Wille zum Wissen.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.
** Bd. 2: ''L’usage des plaisirs.'' Gallimard, Paris 1984.
*** ''Der Gebrauch der Lüste.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
** Bd. 3: ''Le souci de soi.'' Gallimard, Paris 1984.
*** ''Die Sorge um sich.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
* ''Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin.'' Merve, Berlin 1976 (enthält verschiedene Texte und Interviews von Michel Foucault).
* mit [[Gilles Deleuze]]: ''Der Faden ist gerissen.'' Merve, Berlin 1977.
* ''Dispositive der Macht. Michel Foucault über Sexualität, Wissen und Wahrheit.'' Merve, Berlin 1978.
* ''Von der Freundschaft als Lebensweise: Michel Foucault im Gespräch.'' Merve, Berlin 1984.
* ''Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte.'' Merve, Berlin 1986 (enthält Vorlesungen vom 21. und 28. Januar 1976 am Collège de France in Paris).
* ''[[Was ist Aufklärung? (Foucault)|Was ist Aufklärung?]]'' In: Eva Erdmann, Rainer Forst, Axel Honneth (Hrsg.): ''Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung.'' Campus, Frankfurt am Main/New York 1990, S. 35–54.
* ''[[Was ist Kritik?]]'' Merve, Berlin 1992.
* ''Einleitung zu Ludwig Binswanger: Traum und Existenz''. Mit einem Nachwort von [[Walter Seitter]]. Gachnang & Springer, Bern-Berlin 1992, ISBN 3-906127-31-1
* ''Dumézils Strukturalismus''. In: Tumult 18: Georges Dumézil – Historiker, Seher (Hg. [[Walter Seitter]]). Turia & Kant, Wien 1993, ISBN 3-85132-048-4
* ''La vérité et les formes juridiques.'' 1994.
** ''Die Wahrheit und die juristischen Formen.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
* ''Diskurs und Wahrheit: Die Problematisierung der Parrhesia. 6 Vorlesungen, gehalten im Herbst 1983 an der Universität von Berkeley/Kalifornia.'' Merve, Berlin 1996.
* mit [[Walter Seitter]]: ''Das Spektrum der Genealogie'', Philo, Bodenheim 1996, ISBN 3-8257-0025-9
* ''Die Malerei von Manet.'' Merve, Berlin 1999.
* ''Der anthropologische Zirkel.'' Merve, Berlin 2003.
* ''Analytik der Macht.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.
* ''Kritik des Regierens. Schriften zur Politik.'' Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von [[Ulrich Bröckling]]. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009.
 
=== Vorlesungen am Collège de France ===
* ''La Volonté de savoir'' (1970–1971) – (''Über den Willen zum Wissen.'' Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Berlin 2012).
* ''Théories et institutions pénales'' (1971–1972)
* ''La Société punitive'' (1972–1973) – (''Die Strafgesellschaft.'' Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Berlin 2015).
* ''Le Pouvoir psychiatrique'' (1973–1974) – (''Die Macht der Psychiatrie.'' Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2005).
* ''Les Anormaux'' (1974–1975) – (''Die Anormalen.'' Aus dem Französischen von Michaela Ott, Frankfurt a. M. 2003).
* ''Il faut défendre la société'' (1975–1976) – (''[[In Verteidigung der Gesellschaft]]''. Aus dem Französischen von Michaela Ott. Frankfurt a. M. 1999).
* ''Sécurité, territoire et population'' (1977–1978) – (''Geschichte der Gouvernementalität I: Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. ''Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2004).
* ''Naissance de la biopolitique'' (1978–1979) – (''Geschichte der Gouvernementalität II: Die Geburt der Biopolitik. '' Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2004).
* ''Du Gouvernement des vivants'' (1979–1980) – (''Die Regierung der Lebenden'', aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2013).<ref>''Die Macht allein macht es auch nicht''. Rezension von Cord Riechelmann in [[Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]] vom 13. Juli 2014, Seite 40</ref>
* ''Subjectivité et vérité'' (1980–1981) – (''Subjektivität und Wahrheit'', aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2016).
* ''L’Herméneutique du sujet'' (1981–1982) – (''Hermeneutik des Subjekts. ''Aus dem Französischen von Ulrike Bokelmann. Frankfurt a. M. 2009.)
* ''Le Gouvernement de soi et des autres'' (1982–1983) – (''Die Regierung des Selbst und der anderen.'' Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2009).
* ''Le Gouvernement de soi et des autres: le courage de la vérité'' (1983–1984) – (''Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II.'' Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2010).
 
[Anmerkung: Im Jahr 1976/77 hatte Foucault ein Forschungsfreisemester und hat deshalb keine Vorlesung gehalten.]


== Werke (deutschsprachige Ausgaben) ==
=== Kleinere Schriften ===
*''Was tun – mit der Frage "Was tun"?'' Übers. Johannes Kleinbeck u. Oliver Precht, Turia + Kant, 2018, ISBN 978-3-8513-2894-3
* ''[[Schriften (Foucault)|Schriften]]'', Frankfurt a. M., 2001 ff., 4 Bände (fr. Ausgabe ''Dits et Ecrits'', Paris, Gallimard, 1994, 4 volumes).
*''Leben ist Überleben.'' Übers. Markus Sedlaczek. Passagen, Wien 2017
* Mit Jean-François Lyotard, Hélène Cixous, Alain Badiou, Jacques Rancière: ''Stören! Das Passagen-Buch.'' Übers. Claudia Simma, Richard Steurer-Boulard, Martin Born. Passagen, Wien 2017
* ''Vergeben. Das Nichtvergebbare und das Unverjährbare.'' Übers. Markus Sedlaczek Passagen, Wien 2017
* Mit Hans-Georg Gadamer, Philippe Lacoue-Labarthe: ''Heidegger. Philosophische und politische Tragweite seines Denkens. Das Kolloquium von Heidelberg''. Hg. Mirelle Calle-Gruber, Übers. Esther von der Osten. Passagen, Wien 2016 ISBN 978-3-7092-0203-6
* ''Das Tier, das ich also bin'', 2., durchgesehene Auflage, Hg. von Peter Engelmann, Übers. Markus Sedlaczek. Passagen, Wien 2016 ISBN 978-3-7092-0190-9
* ''Geschichte der Lüge. Prolegomena'', Hg. Peter Engelmann, Übers. Noe Tessmann. Passagen, Wien 2015 ISBN 978-3-7092-0175-6
* ''Politik und Freundschaft. Gespräch über Marx und Althusser.'' Hg. Peter Engelmann, Übers. Noe Tessmann. Passagen, Wien 2014 ISBN 978-3-7092-0111-4
* ''Psyche. Erfindungen des Anderen, 2''. Übers. Markus Sedlaczek. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2013 ISBN 978-3-7092-0087-2
* ''Das Problem der Genese in Husserls Philosophie''. Übers. Johannes Kleinbeck. Diaphanes, Zürich 2013 ISBN 978-3-03734-205-3
* ''Psyche. Erfindungen des Anderen I'', übersetzt von Markus Sedlaczek. Hg. Peter Engelmann, Passagen, Wien 2012 ISBN 978-3-7092-0041-4
* ''Psyche. Erfindung des Anderen'', übersetzt von Markus Sedlaczek. Hg. Peter Engelmann, Passagen, Wien 2011 ISBN 978-3-85165-937-5
* ''Die Phänomenologie und die Schließung der Metaphysik''. Übers. Johannes Kleinbeck. Diaphanes, Zürich 2011 ISBN 978-3-03734-168-1
* ''Das Tier, das ich also bin''. Übers. Marcus Sedlaczek. Passagen, Wien 2010 ISBN 978-3-85165-944-3
* ''Bleibe, Athen''. Übers. Markus Sedlaczek. Passagen, Wien 2010 ISBN 978-3-85165-934-4
* ''Jedes Mal einzigartig, das Ende der Welt'' Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2007 ISBN 978-3-85165-759-3
* ''H.C. für das Leben, das heißt …'' Hg. dsb., ebd. 2007 ISBN 978-3-85165-760-9
* Mit Hélène Cixous: ''Voiles. Schleier und Segel.'' Hg. dsb., ebd. 2007 ISBN 978-3-85165-782-1
* ''Von der Gastfreundschaft.'' 2, durchg. Auflage Hg. dsb., ebd. 2007 ISBN 978-3-85165-778-4
* ''Glas. Totenglocke.'' Übers. Hans-Dieter Gondek, Markus Sedlaczek. Fink, Paderborn 2006 ISBN 978-3-7705-4110-2 [http://www.zeit.de/2007/06/ST-Derrida] in Die Zeit, 1. Februar 2007[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/694911/ Rezension] im Deutschlandfunk, 12. November 2007
* ''Echographien.'' Hg. dsb., Passagen, Wien 2006 ISBN 978-3-85165-761-6
* ''Genesen, Genealogien, Genres und das Genie''. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2006 ISBN 978-3-85165-746-3
* ''Maschinen Papier.'' Hg. dsb., ebd. 2006 ISBN 978-3-85165-747-0
* ''Leben ist Überleben.'' Hg. dsb., ebd. 2005 ISBN 3-85165-703-9
* ''Transfer.'' Hg. dsb., ebd. 2005 ISBN 3-85165-706-3
* ''Memoires.'' Hg. dsb., ebd. 2012 (1988) ISBN 978-3-7092-0042-1
* ''Préjugés.'' Hg. dsb., ebd. 2010 (1992) ISBN 978-3-85165-915-3
* ''Rückkehr aus Moskau.'' Hg. dsb., ebd. 2004 ISBN 3-85165-632-6
* ''Mochlos oder Das Auge der Universität. Vom Recht auf Philosophie, 2''. Hg. dsb., ebd. 2004 ISBN 3-85165-676-8
* ''Marx & Sons.'' Übers. Jürgen Schröder. stw 1660, Suhrkamp, Frankfurt 2004 ISBN 3-518-29260-9
* ''Antonin Artaud|Artaud: Moma. Ausrufe, Zwischenrufe und Berufungen.'' Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2003 ISBN 3-85165-550-8
* ''Bleibe.'' Hg. dsb., ebd. 2011 (2003) ISBN 978-3-85165-581-0.
* ''Fichus.'' Hg. dsb., ebd. 2003 ISBN 3-85165-548-6.
* ''Privileg.'' Hg. dsb., ebd. 2003 ISBN 3-85165-612-1.
* ''Schurken. Zwei Essays über die Vernunft.'' Übers. Horst Brühmann. Suhrkamp, Frankfurt 2003 ISBN 3-518-58373-5
* ''Die Einsprachigkeit des Anderen oder die ursprüngliche Prothese''. Übers. Michael Wetzel (franz. Originaltitel: „Le monolinguisme de l'autre ou la prothèse d'origine“, 1996). Wilhelm Fink Verlag, München 2003 ISBN 3-7705-3555-3
* ''„Eine gewisse unmögliche Möglichkeit, vom Ereignis zu sprechen“.'' Übers. Susanne Lüdemann. Merve, Berlin  2003 ISBN 3-88396-187-6
* ''Limited Inc.'', Hg. Peter Engelmann, Passagen, Wien 2001 ISBN 3-85165-055-7
* Mit Gianni Vattimo: ''Die Religion''. Suhrkamp, Frankfurt 2001 ISBN 3-518-12049-2
* ''Die unbedingte Universität.'' Übers. Stefan Lorenzer. Suhrkamp, Frankfurt 2001 ISBN 3-518-12238-X
* ''Über den Namen.'' Hg. Peter Engelmann, Passagen, Wien 2000 ISBN 3-85165-375-0
* ''Apokalypse.'' dsb., ebd. 2012 4. Aufl. ISBN 978-3-7092-0031-5 (1. Aufl. 1985)
* ''As if I were Dead / Als ob ich tot wäre''. Hrsg., Übers. Ulrike Oudée Dinkelsbühler, Thomas Frey, Dirk Jäger u.&nbsp;a. Turia + Kant, Wien 2000 ISBN 3-85132-245-2
* ''Politik der Freundschaft.'' Übers. Stefan Lorenzer. Suhrkamp, Frankfurt 2000 ISBN 3-518-58284-4. Auch in Englisch verlegt. (Original: ''Politiques de l'amitié'')
** Kurzfassung: ''The Politics of Friendship'' (engl.) in: „The Journal of Philosophy“, New York {{ISSN|0022-362X}} 85. Jg. Heft 11, November 1988, S. 632–644
** Übers. Katja Körner, Geert-Lueke Lueken, in: Klaus-Dieter Eichler Hg.: ''Philosophie der Freundschaft'' Reclam, Leipzig 1999, 2000 ISBN 3-379-01669-1, S. 179–200
* ''Recht auf Einsicht''. Hg. Engelmann. Passagen, Wien 1998. 2. Aufl. ISBN 3-85165-008-5 (1. Aufl. 1985)
* ''Auslassungspunkte.'' Hg. dsb., ebd. 1998 ISBN 3-85165-226-6
* ''Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse!'' Suhrkamp, Frankfurt 1998 ISBN 3-518-11980-X
* ''Aufzeichnungen eines Blinden. Das Selbstporträt und andere Ruinen.'' Wilhelm Fink, München 1997 ISBN 3-7705-3018-7
* ''Marx´ „Gespenster“. Der Staat der Schuld, die Trauerarbeit und die neue Internationale'' Fischer, Frankfurt 1996 ISBN 3-596-12380-1
* ''Dissemination.'' Hg. Engelmann. Passagen, Wien 1995 ISBN 3-85165-152-9
* ''Gestade.'' Hg. dsb., ebd. 1994. Übers. Monika Buchgeister, Hans-Walter Schmidt ISBN 3-85165-060-3
* ''Meine Chancen. Rendez-vous mit einigen epikureischen Stereophonien.'' Übers. Elisabeth Weber. Brinkmann & Bose, Berlin 1994 ISBN 3-922660-63-0
** Original: ''La Chance. Koinzidenz|Coincidences, Chance and Hasard in Literature and Psychoanalysis''. Vortrag an der Washington School of Psychiatry, Oktober 1982, in: Tijdschrift voor Filosofie, Nr. 1 Leuven 1983 (französisch)
* ''Falschgeld: Zeit geben, 1''. Übers. Andreas Knop, Michael Wetzel. Fink, München 1993
** Original: ''Donner le temps 1. La fausse monnaie''. Galilée, 1991
* ''Die Wahrheit in der Malerei.'' Hrsg. Engelmann. Passagen, Wien 2008 (1992) ISBN 978-3-85165-809-5
* ''Ökonomimesis''. Übers. Emmanuel Alloa. In ''BildÖkonomie. Haushalten mit Sichtbarkeiten'', Hgg. E. Alloa, F. Falk. Fink, Paderborn 2013 ISBN 978-3-7705-5532-1, S. 327–367
** Original: ''Economimesis. Mimesis des articulations.'' Aubier, Paris 1975, S. 55–93
* ''Das andere Kap. Die vertagte Demokratie. Zwei Essays zu Europa.'' Übers. Alexander García Düttmann Suhrkamp, Frankfurt 1992 ISBN 3-518-11769-6
* ''Gesetzeskraft. Der mystische Grund der Autorität'' Übers. Alexander García Düttmann. Suhrkamp, Frankfurt 1991 ISBN 3-518-11645-2
* ''Chora''. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2013 (1990) ISBN 978-3-7092-0083-4
* ''Wie nicht sprechen''. Hg. Peter Engelmann, Übers. Hans-Dieter Gondek. 3. überarb. Auflage. Passagen, Wien 2014 ISBN 978-3-7092-0112-1
* ''Vom Geist. Heidegger und die Frage''. Suhrkamp, Frankfurt 1998 ISBN 3-518-57937-1
* ''Geschlecht (Heidegger)''. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 2005 2. Auflage (1. Aufl. 1988) ISBN 3-85165-688-1
* ''Randgänge der Philosophie''. Erste vollst. Ausgabe. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 1988 ISBN 3-85165-290-8
* ''Wie Meeresrauschen auf dem Grund einer Muschel…''. Hg. Peter Engelmann. Passagen, Wien 1988 ISBN 3-85165-450-1
* ''Feuer und Asche.'' Übers. Michael Wetzel. Brinkmann & Bose, Berlin 1988
* ''Ulysses Grammophon.'' Übers. Elisabeth Weber. Brinkmann & Bose, Berlin 1988
* ''Husserls Weg in die Geschichte am Leitfaden der Geometrie.'' Ein Kommentar zur Beilage 3 der „Krisis“. Übers. Rüdiger Hentschel, Andreas Knop. Wilhelm Fink, München 1987 ISBN 3-7705-2424-1 (''Edmund Husserl, l'origine de la géométrie.'' Traduction et introduction par J. Derrida.)
* ''Die Postkarte. Von Sokrates bis an Freud und jenseits''. 2 Bde. Übers. Hans-Joachim Metzger. Brinkmann & Bose, Berlin 1982, 1987 ISBN 3-922660-09-6
* ''Positionen.'' Hg. Peter Engelmann, Passagen, Wien 2009 (1986), ISBN 978-3-85165-852-1.
* ''Schibboleth. Für Paul Celan''. Hg. Peter Engelmann. Übers. Wolfgang Sebastian Baur. Passagen, Wien 2012 5. Auflage (1. Aufl. 1986) ISBN 978-3-7092-0032-2
* ''Grammatologie.'' Übers. Hans-Jörg Rheinberger, Hanns Zischler. Suhrkamp, Frankfurt 1983 ISBN 3-518-28017-1 (Paris 1967)
* ''Die Stimme und das Phänomen.'' Ein Essay über das Problem des Zeichens in der Philosophie Husserls. Übers., Vorw. Jochen Hörisch. Suhrkamp, Frankfurt 1979 ISBN 3-518-10945-6
* ''Die Schrift und die Differenz.'' Übers. Rodolphe Gasché. Suhrkamp, Frankfurt 1972. stw 177 ISBN 3-518-27777-4
* ''Ein Zeuge von jeher. Nachruf auf Maurice Blanchot.'' Merve Verlag, Berlin 2003 ISBN 3-88396-193-0
* ''Lyotard und wir.'' Merve, Berlin 2002 ISBN 3-88396-175-2
* Mit Friedrich Kittler: ''Nietzsche. Politik des Eigennamens. Wie man abschafft, wovon man spricht.'' Merve, Berlin 2000 ISBN 3-88396-157-4
* ''Einige Statements und Binsenwahrheiten über Neologismen, New-Ismen, Post-Ismen, Parasitismen und andere kleine Seismen.'' Merve, Berlin 1997 ISBN 3-88396-134-5
* ''Eine gewisse unmögliche Möglichkeit, vom Ereignis zu sprechen.'' Merve, Berlin 2003 ISBN 978-3-88396-187-3
* ''Berühren. Jean-Luc Nancy''. Übers. Hans-Dieter Gondek. Brinkmann & Bose, Berlin 2007 ISBN 978-3-922660-75-0
* ''Dem Archiv verschrieben.'' Übers. Hans-Dieter Gondek, H. Naumann. Brinkmann & Bose, Berlin 1997 ISBN 978-3-922660-67-5
* ''Diese seltsame Institution, genannt Literatur''. Übers. R. Felka. Brinkmann & Bose, Berlin 2015 ISBN 978-3-940048-24-0
* ''Telepathie''. Übers. H.-J. Metzger. Brinkmann & Bose, Berlin 1982 ISBN 3-922660-06-1
* ''Was ist Dichtung?'' Übers. A.G. Düttmann, P. Kamuf, M. Ferraris. Brinkmann & Bose, Berlin 1990 ISBN 3-922660-46-0
* ''Worte drehen''. Übers. Hans-Dieter Gondek, R. Felka. Brinkmann & Bose, Berlin 2015 ISBN 978-3-940048-25-7
* ''Ulysses Grammophon''. Übers. E. Weber. Brinkmann & Bose, Berlin 1988 ISBN 3-922660-28-2


== Literatur ==
== Literatur ==
* Geoffrey Bennington: ''Jacques Derrida, ein Portrait''. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-40581-0.
{{Philosophie-Bibliographie|Michel Foucault}}
:: Eine der wenigen Interpretationen, die Derridas Denken relativ nahe kommt, gleichsam autorisiert durch die Zusammenarbeit mit Derrida. Enthält zugleich unter den Seiten mitlaufende autobiografische Reflexionen Derridas.
 
* Tom Cohen (Hrsg.): ''Jacques Derrida and the humanities: a critical reader'', Cambridge : Cambridge Univ. Press 2001, ISBN 0-521-62370-7
=== Biographie ===
* Jonathan Culler: ''Dekonstruktion. Derrida und die poststrukturalistische Literaturtheorie''. Rowohlt Verlag, Reinbek 1999, ISBN 3-499-55635-9.
* [[Gilles Deleuze]]: ''Foucault.'' Aus dem Französischen übersetzt von Hermann Kocyba. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-57830-8.
:: Führt behutsam an Derridas Jargon heran, teils aber unter sachlichen Verkürzungen.
* [[Didier Eribon]]: ''Michel Foucault. Eine Biographie.'' Aus dem Französischen übersetzt von Hans-Horst Henschen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-40335-4.
* Zeynep Direk (Hrsg.): ''Jacques Derrida: critical assessments of leading philosophers'', 3 Bde., London u. a. : Routledge 2002
* [[Didier Eribon]]: ''Michel Foucault und seine Zeitgenossen.'' Aus dem Französischen übersetzt von Michael von Killisch-Horn. Boer, München 1998, ISBN 3-924963-82-7.
* Peter Engelmann: ''Postmoderne und Dekonstruktion''. Reclam, Stuttgart 2004 (4. Auflage)(=Reclams Universalbibliothek RUB Nr. 8668) ISBN 3-15-008668-X.
* [[Michael Fisch]]: ''Michel Foucault – Bibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen in chronologischer Folge (1954–1988).'' Aisthesis, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89528-677-3.
:: Preisgünstige, klar geschriebene Reclam-Einführung für Schüler, Studenten und andere philosophisch Interessierte. Positioniert Derrida im Kontext der Philosophiegeschichte und unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Vergleicht Derrida mit Jean-Francois Lyotard. Textauszüge von Derrida, Lyotard, Foucault u. a. sind mit enthalten.
* [[Michael Fisch]]: ''Werke und Freuden. Michel Foucault – Eine Biographie.'' Transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1900-3 <ref>Besprechung von Philipp Sarasin in der Süddeutschen Zeitung vom 30. Dezember 2011, von Martin Kindtner in ''Sehepunkte'' vom 17. Januar 2012 und von Roman Veressov in der Neuen Zürcher Zeitung vom 25. Januar 2012.</ref>
* ders.: ''Jacques Derrida. Die différance''. Reclam, Stuttgart 2004 (RUB Nr. 18338), ISBN 3-15-018338-3.
* [[James Miller (Journalist)|James Miller]]: ''Die Leidenschaft des Michel Foucault.'' Biographie. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Michael Büsges. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, ISBN 3-462-02455-8.
:: Diese preisgünstige Reclam-Einführung setzt ''Postmoderne und Dekonstruktion'' fort, geht auf philosophiegeschichtliche Wurzeln insb. in der Semiotik Saussures ein. Der Begriff différance wird ausführlicher erklärt. Enthält auch Textauszüge Derridas.
* [[Bernhard H. F. Taureck]]: ''Michel Foucault in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten.'' Rowohlt, Reinbek 1997, ISBN 978-3-499-50506-5.
* ders.: ''Dekonstruktion. Jacques Derridas semiotische Wende der Philosophie''. Passagen, Wien 2013 ISBN 978-3-85165-957-3
* [[Reiner Keller (Soziologe)|Reiner Keller]]: ''Michel Foucault. (1926–1984).'' – In: Aktuelle Theorien der Soziologie. Hrsg. von [[Dirk Kaesler]]. München: C.H.Beck 2005. ISBN 3-406-52822-8
* Klaus Englert: ''Jacques Derrida''. UTB, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8252-3258-0.
* [[Paul Veyne]]: ''Foucault. Der Philosoph als Samurai.'' Biographie. Aus dem Französischen von Ursula Blank-Sangmeister. Reclam, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-010684-6.
:: studienrelevantes Wissen zu Jacques Derrida in knapper Form mit didaktisiertem Innenlayout. Die Monographie bietet einen leicht lesbaren Einstieg in Derridas Dekonstruktion, demonstriert anhand verschiedener Bereiche, mit denen sich der französische Philosoph beschäftigte: Literatur, Sprache, Politik, Psychoanalyse, Religion und Architektur.
 
* Wolf Dieter Enkelmann: ''Beginnen wir mit dem Unmöglichen: Jacques Derrida, Ressourcen und der Ursprung der Ökonomie'', Metropolis, Marburg 2010, ISBN 978-3-89518-840-4.
=== Einführungen ===
* Rike Felka: ''Eingefaltete Zeit'', Derridas Philosophie der Schrift, Institut für Buchkunst Leipzig 2013, ISBN 978-3-932865-73-2.
* [[Hubert L. Dreyfus]], [[Paul Rabinow]]: ''Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik.'' Weinheim: Beltz 1987, ISBN 3-610-00732-X.
* Rike Felka: ''Psychische Schrift'', Turia + Kant, Wien 1991, ISBN 3-85132-014-X.
* Hinrich Fink-Eitel: ''Michel Foucault zur Einführung.'' 4. Auflage. Hamburg: Junius 2002, ISBN 3-88506-372-7.
* Michael Fisch: ''Jacques Derrida. Bibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen in chronologischer Folge (1959-2009)'', Weidler, Berlin 2011, ISBN 978-3-89693-566-3.
* [[Marvin Chlada]] / Gerd Dembowski (Hrsg.): ''Das Foucaultsche Labyrinth. Eine Einführung.'' Aschaffenburg: Alibri 2002, ISBN 3-932710-32-0.
:: Verzeichnet 245 Einträge deutschsprachiger Arbeiten von Jacques Derrida aus fünfzig Jahren.
* [[Petra Gehring]]: ''Foucault – Die Philosophie im Archiv.'' Frankfurt a.&nbsp;M.: Campus 2004, ISBN 3-593-37393-9.
* Anselm Haverkamp: ''Gewalt und Gerechtigkeit, Derrida – Benjamin'', Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1994, ISBN 3-518-11706-8.
* [[Achim Geisenhanslüke]]: ''Michel Foucault.'' In: [[Matías Martínez]], [[Michael Scheffel]] (Hrsg.): ''Klassiker der modernen Literaturtheorie. Von Sigmund Freud bis Judith Butler'' (= ''Beck’sche Reihe.'' 1822). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60829-2, S. 259–279.
* Alfred Hirsch: ''Der Dialog der Sprachen.'' Studien zum Sprach- und Übersetzungsdenken Walter Benjamins und Jacques Derridas. Fink, München 1995, ISBN 978-3-7705-2937-7.
* [[Gary Gutting]] (Hrsg.): ''The Cambridge Companion to Foucault.'' Cambridge: Cambridge University Press 2005.
:: Das Buch entwickelt in Auseinandersetzung mit und im Anschluss an Derrida eine dekonstruktive Theorie der zwischensprachlichen Übersetzung.
* [[Reiner Keller (Soziologe)|Reiner Keller]]: ''Michel Foucault.'' Konstanz: UVK 2008, ISBN 978-3-89669-549-9.
* Sarah Kofmann: ''Derrida lesen („Lectures de Derrida“)''. 3. Aufl. Passagen Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3-7092-0051-3 (übersetzt durch Monika Buchgeister-Niehaus und Hans-Walter Schmidt-Hannisa; Buchvorschau bei Libreka).
* Hans Herbert Kögler: ''Michel Foucault.'' Stuttgart: Metzler 2004, ISBN 3-476-12281-6.
* Susanne Lüdemann: ''Jacques Derrida zur Einführung''. Junius, Hamburg 2011, ISBN 978-3-88506-686-6.
* [[Achim Landwehr]]: ''Historische Diskursanalyse.'' Frankfurt am Main: Campus 2008, ISBN 978-3-593-38451-1.
* Stephan Moebius, Dietmar Wetzel: ''Absolute Jacques Derrida''. Orange Press, Freiburg i.Br., 2005, ISBN 3-936086-20-6.
* [[Thomas Lemke (Soziologe)|Thomas Lemke]]: ''Eine Kritik der politischen Vernunft: Foucaults Analyse der modernen Gouvernementalität''. Hamburg: Argument 1997. ISBN 3-88619-251-2
* Benoît Peeters: ''Derrida.'' Éditions Flammarion, Paris 2010 ISBN 978-2-08-121407-1<ref>''Einer, der ständig Krieg gegen etwas oder jemanden führte.'' In: ''FAZ.'' 27. Dezember 2010, S. 24.</ref>
* Reiner Ruffing: ''Michel Foucault.'' Stuttgart: UTB 2008, ISBN 978-3-8252-3000-5.
* ders.: ''Derrida : eine Biographie'', aus dem Franz. von Horst Brühmann, Berlin : Suhrkamp, 2013, ISBN 978-3-518-42340-0.<ref>FAZ.net 27. Februar 2013 / [[Eberhard Geisler]]: [http://www.faz.net/-gr6-779sx Rezension]</ref>
* Michael Ruoff: ''Foucault-Lexikon. Entwicklung – Kernbegriffe – Zusammenhänge.'' UTB, München 2007, ISBN 978-3-8252-2896-5.
* Benoît Peeters: ''Trois ans avec Derrida. Les carnets d'un biographe.'', Éditions Flammarion, Paris 2010, ISBN 978-2-08-121408-8.
* [[Philipp Sarasin]]: ''Michel Foucault zur Einführung.'' 5. vollständig überarbeitete Auflage. Hamburg: Junius 2013, ISBN 978-3-88506-066-6.
* Peter Risthaus: ''Onto-Topologie. Zur Entäußerung des unverfügbaren Ortes von Heidegger zu Derrida und jenseits.'' Diaphanes, Berlin 2009, ISBN 978-3-03734-074-5.
* [[Ulrich Johannes Schneider]]: ''Michel Foucault.'' Darmstadt: Primus und Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004, ISBN 3-89678-517-6.
* Élisabeth Roudinesco: Woraus wird morgen gemacht sein? Ein Dialog (mit Jacques Derrida). Aus dem Französischen von Hans-Dieter Gondek. Stuttgart: Klett-Cotta 2006.
* [[Walter Seitter]]: ''Michel Foucault – Von den Geisteswissenschaften zum Denken des Politischen''. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Monatszeitschrift der internationalen philosophischen Forschung 38/90, Berlin 1990, {{ISSN|0012-1045}}
* Matthias Schmidt (Hg.): ''Rücksendungen zu Jacques Derridas 'Die Postkarte'. Ein essayistisches Glossar.'' Wien/Berlin: Turia + Kant 2015, ISBN 978-3851328158.
* Walter Seitter: ''Michel Foucault – Von der Subversion des Wissens''. Hanser, München 1974, Ullstein Frankfurt 1974, Fischer Frankfurt 1978, ISBN 978-3-446-11864-5
* David Wood (Hrsg.): ''Derrida: a critical reader'', Oxford, UK : Blackwell 1992, ISBN 0-631-16121-X
* Michael Wetzel: ''Derrida''. Stuttgart: Reclam, 2010, ISBN 978-3-15-020310-1.
* Peter Zeillinger: ''Jacques Derrida. Bibliographie der französischen, deutschen und englischen Werke.'' Turia + Kant, Wien 2005 ISBN 3-85132-420-X.
** ders. ''Nachträgliches Denken. Mit einer genealogischen '''Bibliographie''' der Werke von J. D.'' (engl., frz. und dt.); diese auf S. 243–296 Lit, Münster 2002.
* Peter V. Zima: ''Jacques Derrida.'' In: Matías Martínez, Michael Scheffel (Hrsg.): ''Klassiker der modernen Literaturtheorie. Von Sigmund Freud bis Judith Butler'' (= ''Beck'sche Reihe.'' 1822). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60829-2, S. 322–342.


=== Literatur über Tierphilosophie ===
=== Kompendien ===
;Primär
* Clemens Kammler, [[Rolf Parr]], [[Ulrich Johannes Schneider]] (Hrsg.): ''Foucault-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung.'' Metzler, Stuttgart, Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02192-2.
* ''[http://www.lacan.com/thesymptom/?p=271 ‘Eating Well’ or the Calculation of the Subject: An Interview with Jacques Derrida]'' in ''Who Comes After the Subject?'' eds. Cadava, Connor, & Nancy, New York: Routledge, 1991, p 96–119.
* J. Derrida, ''Of Spirit: Heidegger and the Question'' (University Of Chicago Press, 1991).
* J. Derrida, ‘''[http://pdflibrary.files.wordpress.com/2008/01/derrida_force-of-law.pdf Force of Law: The Mystical Foundation of Authority] (PDF; 9,5&nbsp;MB)''’, 1992. Übersetzung durch M. Quaintance in ''Cordozo Law Review'' '''II''' (1989–1990)
* J. Derrida, ''"Man muss wohl essen". Oder die Berechnung des Subjekts'', in: ''Auslassungspunkte. Gespräche.'' Passagen, 1992, S. 267–298
* J. Derrida et al., ''Mensch und Tier. Eine Paradoxe Beziehung''. Hatje Cantz, 2002
* J. Derrida & E. Roudinesco, ''[http://books.google.nl/books?id=u-omLrUpQP8C&lpg=PA62&dq=Tomorrow&pg=PA62#v=onepage&q&f=false Woraus Wird Morgen Gemacht Sein?: Ein Dialog]'', 2. Aufl. Klett-Cotta, 2006
* J. Derrida: ''Das Tier, das ich also bin'' Passagen, 2010. (Original: ''L‘animal que donc je suis''<ref group="A">''Suis'' kann sowohl mit ''Ich bin'' als auch mit ''Ich folge'' übersetzt werden. F. P. Ingold argumentiert in ''[http://www.recherche-online.net/jacques-derrida.html Der Denker und das Biest]'', Recherche, (2010) für letzteren Begriff als „korrektere“ Übersetzung.</ref>) Zitationen beziehen sich auf die französischsprachige Ausgabe (Galilée, Paris 1999) oder auf die Übersetzung von Marie-Louise Mallet, 2008: ''The Animal that therefore I am''. Fordham University Press, New York
* Derrida: ''Das Tier und der Souverän, 2.'' Seminar 2002–2003. Übers. Markus Sedlaczek. Passagen, Wien 2017
* Heidegger: ''Die Grundbegriffe der Metaphysik: Welt – Endlichkeit – Einsamkeit''. Klostermann, 2004


;Sekundär
=== Einzelne Aspekte ===
* ''Animal Philosophy. Ethics and Identity''. Hgg. Peter Atterton, Matthew Calarco. Continuum, 2011
* [[Philipp Sarasin]]: ''Darwin und Foucault. Genealogie und Geschichte im Zeichen der Biologie.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009 ISBN 978-3-518-58522-1
* Steve Baker: ''Postmodern Animal''. Reaktion Books, 2000
* [[Nora Sternfeld]]: ''Das pädagogische Unverhältnis. Lehren und lernen bei [[Rancière]], [[Gramsci]] und Foucault.'' Turia + Kant, Wien 2009 ISBN 978-3-85132-530-0
* Matthew Calarco: ''Zoographies: The Question of the Animal from Heidegger to Derrida''. Columbia University Press, 2008
* [[Dieter Teichert]]: ''Zwischen Wissenschaftskritik und Hermeneutik – Foucaults Humanwissenschaften''. [[Zeitschrift für philosophische Forschung]] Jg. 47, 2, 1993, S. 204–222
* Françoise Dastur: ''Für eine "private" Zoologie. Oder: Wie nicht sprechen vom Tier'', in: ''Einsätze des Denkens.'' Hgg. H.-D. Gondek, Bernhard Wadenfels. Suhrkamp, 1997, S. 153–182
* François Caillat: ''Foucault gegen Foucault.'' Übers. Isolde Schmitt. Passagen, Wien 2017
* Leonard Lawlor: ''This is not sufficient: An Essay on Animality and Human Nature in Derrida'' Columbia University Press, 2007
* Gary Steiner: ''Anthropocentrism and Its Discontents: The Moral Status of Animals in the History of Western Philosophy''. University of Pittsburgh Press, 2010
* Gary Steiner: ''Tierrecht und die Grenzen des Postmodernismus: Der Fall Derrida'' ALTEXethik 27 (2010): 3–10
* Cary Wolfe: ''Zoontologies: The Question of the Animal'' University of Minnesota Press, 2003
* Markus Wild: ''Derrida und das »Tierwort«: Jenseits der anthropologischen Differenz'', in: Tierphilosophie zur Einführung, 3. korr. Aufl. Junius, 2013 ISBN 978-3-88506-651-4, S. 192–212


== Filme ==
=== Rezeption ===
* ''Ghost Dance'' (Regie: Ken McMullen, 1984) – Derrida erklärt in diesem Film über Erinnerung und Geschichte seine Theorie der Gespenster.
* Michael C. Behrent, Daniel Zamora: ''Foucault and Neoliberalism''. John Wiley & Sons, Inc., 2015, ISBN 978-1-5095-0177-9
* ''D’Ailleurs, Derrida'' (Regie: Safaa Fathy, 1999) – Derrida improvisiert Texte in Algerien und Paris; Gastauftritte von Jean-Luc Nancy
* Arnold Davidson (Hrsg.): ''Foucault and His Interlocutors.'' University of Chicago Press, Chicago 1997. Beiträge von [[Noam Chomsky]], [[Georges Canguilhem]], [[Gilles Deleuze]], [[Jacques Derrida]], [[Pierre Hadot]], [[Michel Serres]], [[Paul Veyne]].
* ''Derrida'' (Regie: Kirby Dick und Amy Ziering Kofman, USA 2002) – dokumentarische Verfilmung von Leben und Philosophie Derridas
* [[Axel Honneth]], Martin Saar (Hrsg.): ''Michel Foucault. Zwischenbilanz einer Rezeption: Frankfurter Foucault-Konferenz 2001.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
* David Hoy (Hrsg.): ''Foucault. A Critical Reader.'' Blackwell, Oxford 1986. Beiträge u.&nbsp;a. von [[Michael Walzer]], [[Charles Taylor (Philosoph)|Charles Taylor]], [[Jürgen Habermas]], [[Ian Hacking]], [[Richard Rorty]], [[Hubert L. Dreyfus]], [[Paul Rabinow]].
* Bo Isenberg: ''Die kritischen Bemerkungen von Jürgen Habermas zu Michel Foucault.'' In: ''Deutsche Zeitschrift für Philosophie.'' 39. Jg., Heft 12, S. 1386–1399.
* Marc Rölli: ''Kritik der anthropologischen Vernunft.'' Matthes & Seitz, Berlin 2011, ISBN 978-3-88221-539-7.
* [[Wilhelm Schmid (Philosoph)|Wilhelm Schmid]]: ''Auf der Suche nach einer neuen Lebenskunst Die Frage nach dem Grund und die Neubegründung der Ethik bei Foucault'', Suhrkamp st1487, Frankfurt/M. (3. Aufl.) 2008, ISBN 978-3-518-29087-3.
* Karsten Schubert: ''Freiheit als Kritik. Sozialphilosophie nach Foucault.'' transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4317-6, zugl. Dissertation, Universität Leipzig, 2017.
* Gerhard Unterthurner: ''Foucaults Archäologie und Kritik der Erfahrung.'' Turia + Kant, Wien 2007, ISBN 978-3-85132-443-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|11853453X}}
* {{DDB|Person|11853453X}}
* {{SUDOC|026870290}}
'''Primärliteratur'''
{{Wikiquote}}
{{Commonscat}}
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|118677888}}
* [http://www.lib.berkeley.edu/MRC/audiofiles.html#foucault Michel Foucault: The Culture of the Self]&nbsp;– Vorträge von Michel Foucault am Berkeley Language Center (12./13. April 1983) anhören (englisch)
* {{DDB|Person|118677888}}
* [https://foucault.info/ Werke] und weitere Materialien (engl.)
* Peter Krapp: [http://hydra.humanities.uci.edu/derrida/jdind.html Bibliographie]
* Michael Buchmann: [http://www.texturen-online.net/methodik/diskursanalyse/derrida/ Bibliografie der auf deutsch veröffentlichten Texte]
* {{Perlentaucher|jacques-derrida}}
;Texte Derridas
* [http://www.monde-diplomatique.de/pm/2008/09/12.mondeText1.artikel,a0014.idx,3 ''Machtmensch und Machttier. Anmerkungen zu Machiavellis „Der Fürst“''] von Derrida in Le Monde diplomatique vom Sept. 2008, S. 3
* [http://www.oac.cdlib.org/findaid/ark:/13030/tf3q2nb26c Nachlass Derridas] beim Online Archive von Kalifornien


;Texte über Derrida
'''Sekundärliteratur'''
* Detlef Thiel: [http://www.philosophie-woerterbuch.de/online-woerterbuch/?tx_gbwbphilosophie_main%5Bentry%5D=11&tx_gbwbphilosophie_main%5Baction%5D=show&tx_gbwbphilosophie_main%5Bcontroller%5D=Lexicon&no_cache=1 ''Derrida, Jacques''] im UTB-Online-Wörterbuch Philosophie
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/foucault/|Michel Foucault|Gary Gutting}}
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/derrida/||Leonard Lawlor}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/foucault/|Michel Foucault (1926–1984)|Mark Kelly}}
* Verschiedene Autoren: [http://www.zeit.de/2004/43/Derrida/komplettansicht ''Zum Tod von Jacques Derrida. Philosophie des Zerbrechlichen'']. In: Die Zeit vom 14.&nbsp;Oktober 2004
* Clare O'Farrell: [http://www.foucault.qut.edu.au/ Materialien] inklusive umfangreicher Bibliographie (engl.)
* Hyok-Tae Peter Kim: [http://d-nb.info/970337906 Konstruktive Dekonstruktion?], zur theologischen Rezeption Jacques Derridas im deutschsprachigen Raum, Diss. Uni Freiburg, Theologische Fakultät, 2004
* Marc-Christian Jäger: [http://www.die-grenze.com/foucault_webkatalog/ Die-Grenze.com]&nbsp;– Linkverzeichnis zu deutsch- und englischsprachigen Artikeln von und über Michel Foucault
* Matthias Agethen: [http://www.texturen-online.net/campus/campustexte/derrida-i/ Derrida oder "Das Ende der Herrschaft des Logos über die Schrift"]
* Michael Buchmann: [http://www.texturen-online.net/methodik/diskursanalyse/foucault/ Bibliografie der auf Deutsch veröffentlichten Texte von Foucault]
* Thomas Barth: [https://www.heise.de/tp/features/Das-Netz-der-Macht-3435189.html Das Netz der Macht. Michel Foucault zum 20. Todestag], in: [[Telepolis]]
* Rolf Parr: [http://www.diss-duisburg.de/2008/12/michel-foucault-als-diskursivitatsbegrunder/ DISS-Journal 2008 „Michel Foucault als Diskursivitätsbegründer“], Interview
* Claudia Mäder: [https://www.nzz.ch/feuilleton/foucault-verteidigte-die-wahrheit-gegen-fake-news-interview-francois-ewald-ld.1376658 „Foucault verteidigte die Wahrheit gegen Fake-News“], in: Neue Zürcher Zeitung, 14. April 2018, Interview mit Foucaults langjährigem Assistenten François Ewald
* Ulrich Johannes Schneider: [http://www.ub.uni-leipzig.de/_not3/schneider/pdfs/A44-Foucault-Wahrheitsproduktion.pdf Foucaults Analyse der Wahrheitsproduktion] (PDF; 3,6&nbsp;MB), in: Französische Nachkriegsphilosophie, hrsg. von Günter Abel, Berlin 2001, 299 – 313
* Ulrich Johannes Schneider: [http://www.ub.uni-leipzig.de/_not3/schneider/pdfs/A89-Foucault.pdf Michel Foucault] (PDF; 1,1&nbsp;MB), in: Klassiker der Philosophie, hrsg. von Otfried Höffe, Bd. 2, Beck, München 2008, 311 – 322
* Ulrich Johannes Schneider: [http://www.ub.uni-leipzig.de/_not3/schneider/pdfs/A57-homo_dialecticus.pdf Der 'homo dialecticus’ und Michel Foucault] (PDF; 2&nbsp;MB), in: Figuren der Dialektik, hrsg. von Hartwig Schmidt, Berlin 2003, 93 – 109


== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
'''Blogs'''
* [http://www.fsw.uzh.ch/foucaultblog/ Foucault-Blog] an der [[Universität Zürich]]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />
;Anmerkungen
<references group="A"/>
{{Normdaten|TYP=p|GND=118677888|LCCN=n/79/92610|NDL=00437722|VIAF=88958529}}


{{SORTIERUNG:Derrida, Jacques}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=11853453X|LCCN=n/79/65356|NDL=00439918|VIAF=104722665}}
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
 
[[Kategorie:Philosoph (21. Jahrhundert)]]
{{SORTIERUNG:Foucault, Michel}}
[[Kategorie:Michel Foucault| ]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Philosoph der Postmoderne]]
[[Kategorie:Historiker]]
[[Kategorie:Poststrukturalist]]
[[Kategorie:Poststrukturalist]]
[[Kategorie:Französische Literatur des 20. Jahrhunderts]]
[[Kategorie:Atheist]]
[[Kategorie:Literatur (Französisch)]]
[[Kategorie:Essayist]]
[[Kategorie:Autor (Philosophie)]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1930]]
[[Kategorie:Geboren 1926]]
[[Kategorie:Gestorben 2004]]
[[Kategorie:Gestorben 1984]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 23. Juli 2018, 21:08 Uhr

Paul-Michel Foucault [miˈʃɛl fuˈko] (15. Oktober 1926 in Poitiers – 25. Juni 1984 in Paris) war ein französischer Philosoph des Poststrukturalismus, Psychologe, Soziologe und gilt als Begründer der Diskursanalyse.

Leben

Kindheit, Schulzeit und Studium

Foucault war das zweite Kind von Paul-André Foucault, Chirurg und Universitätsprofessor der Anatomie, und Anne-Marie Foucault, geborene Malapert. Aus Opposition zum Vater durchbrach er die Tradition, Mediziner zu werden. Er fasste den Entschluss, Geschichte zu studieren. Nach seiner Schulzeit in Poitiers begann er 1946, Philosophie und Psychologie an der elitären École normale supérieure in Paris zu studieren. Sein Philosophielehrer wurde Louis Althusser. Ab 1947 besuchte er Veranstaltungen bei Maurice Merleau-Ponty. 1949 erwarb er einen Abschluss in Psychologie an der Sorbonne.[1] 1951 bestand er die Zulassungsprüfung in Philosophie für Hochschulen und wurde noch im gleichen Jahr Nachfolger von Merleau-Ponty. An seinen Vorlesungen nahmen Paul Veyne, Jacques Derrida und Gérard Genette teil.

Parallel dazu machte er Praktika im Krankenhaus Sainte-Anne und im Gefängnis Fresnes. Er lernte elektroenzephalographische Experimente durchzuführen und erwarb so 1952/53 eine psychiatrische Zusatzausbildung mit diplomiertem Abschluss. 1950 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Foucault nahm an Vorlesungen von Jacques Lacan teil und las Heidegger, Marx, Freud und Nietzsche. 1954 veröffentlichte er die Übersetzung von Traum und Existenz von Ludwig Binswanger und gleichzeitig seine erste eigene Schrift Psychologie und Geisteskrankheit (Maladie mentale et personnalité). Konflikte mit Parteigenossen und eine beginnende Freundschaft mit Georges Dumézil – der bereits in Schweden arbeitete – veranlassten ihn, die Kommunistische Partei und Frankreich zu verlassen. 1954 übernahm er in Uppsala (Schweden) ein Lektorat für Romanistik.

Ab 1955: Die ersten Tätigkeiten und Veröffentlichungen

Darauf folgten Auslandsaufenthalte in Warschau (als Direktor des centre français) und Hamburg (1959/60 als Leiter des Institut Français). Ab 1960 war er Privatdozent für Psychologie an der Universität Clermont-Ferrand. Seine Dissertation erschien 1961 unter dem Titel Folie et déraison. Histoire de la folie à l'âge classique (dt. Wahnsinn und Gesellschaft). Er thematisierte darin die Geschichte des Wahnsinns und das Zustandekommen einer Abgrenzung von geistiger Gesundheit und Krankheit und die damit einhergehenden sozialen Mechanismen. Foucaults Doktorvater war Georges Canguilhem.[2]

1962 wurde Foucault auf eine Professur in Clermont-Ferrand berufen; dort lernte er seinen späteren Lebensgefährten Daniel Defert[3] kennen, mit dem er bis zu seinem Tod eine offene Beziehung führte.

1963 wurde Foucault zusammen mit Roland Barthes und Michel Deguy Redaktionsmitglied der Zeitschrift Critique. Außerdem nahm er enge Kontakte zur literaturkritischen Bewegung Tel Quel auf, mit deren Absichten er sich weitgehend identifizierte.

1966 übernahm Foucault eine Lehrtätigkeit an der Universität von Tunis. Mit Les mots et les choses (dt. Die Ordnung der Dinge) 1966 erzielte er seinen ersten großen Erfolg. In seiner folgenden Arbeit L'archéologie du savoir (dt. Archäologie des Wissens) 1969 reflektierte er systematisch die Methodik dieses Werkes.

1968 kehrte Foucault nach Frankreich zurück und wurde Dozent und Leiter der Abteilung für Philosophie an der neugegründeten Reform-Universität Paris VIII in Vincennes, die aus der 68er-Bewegung hervorgegangen war.

1969 hielt Foucault am Collège de France den Vortrag Was ist ein Autor?, der einen wichtigen Beitrag zur Debatte um die Rolle des Autors in der modernen Literatur leistete (siehe Tod des Autors).

Ab 1970: Professur am Collège de France

1970 wurde er auf den Lehrstuhl Geschichte der Denksysteme am Collège de France berufen, den er bis zu seinem Tod durch AIDS 1984 hielt. Wie am Collège üblich, definierte er seinen Arbeitsbereich neu. In seiner Antrittsvorlesung L’ordre du discours (dt. Die Ordnung des Diskurses) formulierte er ein Forschungsprogramm, dessen Diskursbegriff einen Übergang zwischen der Archäologie des Wissens und den späteren machtanalytischen Arbeiten markiert. Er engagierte sich in der Öffentlichkeit für die Rechte von Gefangenen. 1975 erschien sein Buch Surveiller et punir. La naissance de la prison (dt. Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses) mit einer Analyse der Entstehung von Disziplinartechniken und Machtpraktiken in der Neuzeit.[4]

Stein zur Erinnerung an Michel Foucault, geschaffen von dem Künstler Tom Fecht

Ab 1976: Der Wille zum Wissen

1976 veröffentlichte er den ersten Teil – La volonté de savoir (dt. Der Wille zum Wissen) – seines letzten umfassenden Werkes Histoire de la sexualité (dt. Sexualität und Wahrheit). Ab dieser Phase seines Werkes setzte Foucault sich vertieft mit der Beziehung zwischen Macht und Wissen auseinander (siehe auch Wissenssoziologie).[5]

Danach folgte eine längere Pause in der Veröffentlichungstätigkeit, in der er in seinen Forschungen immer weiter in der Geschichte zurückging. Die Frage nach dem Begehren des Menschen weicht der Erörterung der Generierung des Menschen des Begehrens oder des begehrenden Menschen.

Erst 1983 erschienen die Bände zwei und drei von ‚Sexualität und Wahrheit‘: L’usage des plaisirs (dt. Der Gebrauch der Lüste) und Le souci de soi (dt. Die Sorge um sich), in denen er untersuchte, wie das Sexualverhalten vom klassischen griechischen Denken als Bereich moralischen Ermessens und moralischer Wahl geprägt worden ist.

Der vierte und letzte Band Les aveux de la chair (dt. Die Geständnisse des Fleisches) lag zu diesem Zeitpunkt in bereits weitgehend redigierter Form vor. In diesem Band wird die Rolle untersucht, die die Hermeneutik und die reinigende Enträtselung der Begierde – in den ersten Jahrhunderten des Christentums – bei der Konstitution sexueller Erfahrung spielten. Der Text wurde von den Erben aufgrund Foucaults quasi-testamentarisch geäußerten Wunsches, „keine posthumen Veröffentlichungen“ zu erlauben, bis zum Jahr 2018[6] nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

Überblick

Foucault untersuchte, wie Wissen entsteht und Geltung erlangt, wie Macht ausgeübt wird und wie Subjekte konstituiert und diszipliniert werden. Bekannt ist Foucault auch für die Einführung neuer Begriffe wie Dispositiv, Bio-Macht, Panoptismus und Gouvernementalität oder die Präzisierung und terminologische Verwendung von Ausdrücken wie Macht, Wissen, Diskurs oder Archiv. Seine Analysen richteten sich auf die „Geschichte der Gegenwart“, „Ethnologie unserer Kultur“ und die geschichtliche Entwicklung von „Wahrheitsspielen“. Konkret untersuchte er unter anderem die Geschichte des Begriffs Wahnsinn und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Praktiken, insbesondere des Ausschlusses; ferner den Begriff der Krankheit und die Entwicklung medizinischer Techniken, die Entstehung der Humanwissenschaften und ihrer Grundbegriffe, die Institutionen des Gefängnisses und der Bestrafungsverfahren und die Anheizung der Rede über Sexualität.

Foucault äußerte sich auch zu grenzüberschreitenden Formen der Literatur, insbesondere bezüglich Stéphane Mallarmé, Georges Bataille, Maurice Blanchot, Raymond Roussel, Jean-Pierre Brisset und Marquis de Sade.

Er beschäftigte sich außerdem mit den Möglichkeiten politischer Intervention und der Möglichkeit des Selbstentwurfs von Subjekten, vor allem beim „Gebrauch der Lüste“.

Darstellung im Einzelnen

Grundbegriffe

In der Durchführung und späteren methodologischen Erläuterung seiner Analysen entwickelte bzw. prägte Foucault zentrale Begriffe, die er teils als „Werkzeuge“ bezeichnete: Archäologie und Genealogie, Diskontinuität/Ereignis, Erfahrung, Sagbares, Diskurs, Macht/Wissen, Episteme, Subjektkonstituierungen, Disziplinarmacht, „Systeme von Normalitätsgraden“, Gouvernementalität, Dispositiv, Bio-Politik/Bio-Macht, Technologien des Selbst, Sexualitätsdispositiv, Pastoralmacht, Submacht.

Erweiterung des herkömmlichen Machtbegriffs

Foucault wandte sich Anfang der 1970er Jahre dem Thema gesellschaftlicher Machtverhältnisse zu und erweiterte den herkömmlichen Machtbegriff, der aus seiner Sicht zu sehr an einer moralischen, d. h. juridischen Sichtweise und auf die Frage der Disziplin hin orientiert sei. Vielmehr lasse sich Macht als „produktives Vermögen“ von und als Kräfteverhältnis zwischen Menschen verstehen.

Eine solche Sichtweise fragte nicht mehr nach der moralischen und rechtlichen Legitimität von Machtausübung durch souveräne Subjekte, wie mächtigen Personen oder dem Staat, die sich dazu Zwangsmaßnahmen bedienen. Stattdessen wurde das Handeln jedes Einzelnen Gegenstand der Untersuchung. Foucault kam zu dem Ergebnis, dass Subjekte Macht mit bestimmten Praktiken (wie z. B. einer Strafpraxis) innerhalb von Diskursen ausübten. Er thematisierte also die Art und Weise von Handeln statt die Ursachen von Macht.[7]

Zusammenfassend bezeichnete er mit dem Begriff Macht daher:

„[E]in Ensemble von Handlungen, die sich auf mögliches Handeln richten, und sie operiert in einem Feld von Möglichkeiten für das Verhalten handelnder Subjekte. Sie bietet Anreize, verleitet, verführt, erleichtert oder erschwert, sie erweitert Handlungsmöglichkeiten oder schränkt sie ein, sie erhöht oder senkt Wahrscheinlichkeit von Handlungen, und im Grenzfall erzwingt oder verhindert sie Handlungen, aber stets richtet sie sich auf handelnde Subjekte, insofern sie handeln oder handeln können. Sie ist auf Handeln gerichtetes Handeln.“[8]

Macht und Wissen

In seiner ‚archäologischen Phase‘ hatte Foucault Wissen „als Effekt der Regelstrukturen von Diskursen“ bezeichnet. Diese Vorstellung von Wissen „als […] Abbild einer tatsächlichen Realität oder als kritischer Maßstab und Korrektiv zur Anklage von Herrschaft“ wurde so zum „Werkzeug“ eines bestimmten politischen Handelns.

Er veränderte seine Sicht seit der ‚genealogischen Phase‘ mit der Veröffentlichung von Überwachen und Strafen, 1975. Inzwischen hielt er Macht für ein subjektives Vermögen, welches das intersubjektive Verhältnis in Diskursen bestimmte. So fügte sich Wissen nun als Bestandteil ein, d. h. es gehörte zu den Strukturen des Diskurses. Daher beschrieb er Wissen nun als „unumgänglich kontingentes Ergebnis von Kräfteverhältnissen und in sich selbst machthaltiger Zugriff auf die Welt.“ [9]

Macht bringe Wissen hervor und jede Machtbeziehung lasse ein ‚Wissensfeld‘ entstehen und umgekehrt jedes Wissen setze Machtbeziehungen voraus und schaffe Machtbeziehungen. Für die Untersuchung dieser Beziehungen sei zu berücksichtigen, dass sie den Gegenstand von der Position innerhalb dieser Beziehungen betrachte.

„das erkennende Subjekt, das zu erkennende Objekt und die Erkenntnisweisen (bilden) jeweils Effekte jener fundamentalen Macht/Wissen-Komplexe und ihrer historischen Transformationen“[10]

Diskurs und Diskursanalyse

Foucault hat den Begriff Diskurs, der sich durch seine Publikationen zieht, entscheidend geprägt. Sein methodisches Konzept einer „Diskursanalyse“ blieb aber vage bzw. veränderte sich mit der Zeit.

Gouvernementalität

Den Begriff der Gouvernementalität führt Foucault während seiner Vorlesung am Collège de France im Studienjahr 1977–1978 ein. Er beschreibt damit einen Machttypus, der eng mit dem Begriff der Regierung verknüpft ist. Dieser wird als Komplex von Diskursen und Praktiken/Verfahrensweisen beschrieben. Zum anderen bezeichnet Gouvernementalität das Ergebnis eines historischen Prozesses.[11]

Foucault geht davon aus, dass sich das Regieren mit der Herausbildung moderner Nationalstaaten verändert. Es kommt zu einer Verbindung der christlich-religiösen Machttechnik des Pastorats mit politischen Machttechniken. Während erstere am Seelenheil Einzelner interessiert ist, zielen letztere auf eine Optimierung der gesellschaftlichen Organisation. Modernes Regieren verknüpft die Führung und Selbstführung Einzelner mit der Herrschaft über die Bevölkerung eines Staates (Bio-Macht), so dass es von Foucault auch als „Führung von Führungen“ bezeichnet wird.[12] Beispielhaft hierfür untersucht Foucault die neoliberale' Gouvernementalität.

Die Analyse der Gouvernementalität ersetzt bei Foucault eine Staatstheorie, da er den Staat nicht als eigenständiges Phänomen, sondern als Produkt historisch gewachsener, spezifischer Machtverhältnisse ansieht.

An das Konzept der Gouvernementalität knüpft die Forschungsrichtung der governmentality studies an.

Einflüsse anderer Philosophen

Als maßgeblich für Foucault gelten Kant, Hegel, Marx, Nietzsche, Heidegger und Althusser, wobei Foucault sich mit Hegel und Marx kritisch auseinandersetzte und sich von ihnen abgrenzte.[13]

Werke

Wahnsinn und Gesellschaft

Wahnsinn und Gesellschaft: Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft (Folie et déraison) erschien 1961 – Foucaults erstes größeres Buch, das er während seiner Zeit in Schweden schrieb. Es betrachtet die Art, wie das Konzept des Wahnsinns sich im Laufe der Geschichte veränderte.

Foucault thematisierte die Mechanismen der Aussonderung von „Anderem“ durch aufgeklärt-rationale Gesellschaften. Der Wahnsinn als das „Andere der Vernunft“ werde von dieser ausgegrenzt und zum Schweigen gebracht und komplexen Prozeduren rationaler Kontrolle und Disziplinierung ausgesetzt. Die abendländische-neuzeitliche Rationalität habe dabei ausschließende und repressive Funktion. Er beschäftigte sich hierzu im Detail mit der Entwicklung der modernen Klinik und der Geschichte des Gefängnisses. Dabei fand er keine Entwicklung zum Besseren oder ein Anwachsen an Vernünftigkeit, sondern nur einen von Brüchen gekennzeichneten Wandel im Rahmen zeitbedingter, kontingenter Konstrukte.[14]

Eine Kultur definiert sich für Foucault hierbei über das Zurückweisen von außerhalb Liegendem und das Abstecken kultureller Grenzen.[15] Foucault nennt vier Bereiche abendländischer Ausgrenzung: Sexualität, Wahnsinn, den Traum, und den Orient.[16]

Foucault beginnt mit einer Analyse des Mittelalters, als Leprakranke von der Gesellschaft separiert wurden. Später wurden an „Wahnsinn“ Erkrankte zunehmend wie zuvor die Leprakranken behandelt. Eine systematische Ausschließung fände trotzdem erst im Zeitalter der Klassik statt.[17] Im 17. Jahrhundert ging man dazu über, diese einzusperren.[18] Schließlich wurde der Wahnsinn im Rahmen der psychiatrischen Wissenschaft als eine geistige Krankheit definiert.

Foucault beschreibt, wie der Wahnsinnige sich von einem akzeptierten, integrierten Teil der gesellschaftlichen Ordnung zu einer Person entwickelte, die eingeschlossen und ausgeschlossen werde:

„Deshalb kann man sagen, daß Wahnsinn vom Mittelalter bis zur Renaissance innerhalb des gesellschaftlichen Horizonts als ästhetische oder weltliche Tatsache vorhanden war; im siebzehnten Jahrhundert dann folgte eine Phase des Schweigens und des Ausschlusses, die mit der Einsperrung der Wahnsinnigen begann. […] Das zwanzigste Jahrhundert schließlich zügelt den Wahnsinn, reduziert ihn auf eine Naturerscheinung, die zur Wahrheit der Welt in Verbindung steht. Von dieser positivistischen Einstellung leiten sich sowohl die irregeleitete Philanthropie ab, mit der sich die gesamte Psychiatrie dem Geisteskranken nähert, als auch der lyrische Protest dagegen.“[19]

Foucault betrachtet psychiatrische Behandlungsmethoden, besonders von Philippe Pinel und Samuel Tuke. Er behauptet, dass ihre Methoden nicht weniger Kontrolle ausüben als frühere Behandlungsweisen. Der von Tuke propagierte Rückzug auf das Land bestrafe den Wahnsinnigen solange, bis er normales Verhalten erlerne. In ähnlicher Weise funktioniere Pinels Behandlung des Wahnsinnigen durch Aversionstherapie. Ihre Bemühungen zielten weniger auf eine Behandlung der Krankheit als darauf ab, den Kranken mit der gesellschaftlichen Konformität zu versöhnen, in die Arbeitswelt einzugliedern und den herrschenden patriarchalischen Moralvorstellungen zu unterwerfen.[20]

Die Geburt der Klinik

Foucaults zweites größeres Buch Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks (Naissance de la clinique: une archéologie du regard médical) wurde 1963 veröffentlicht. In Fortsetzung von Wahnsinn und Gesellschaft spürt die Geburt der Klinik der Entwicklung der Medizin und besonders der Institution der Klinik nach, womit hauptsächlich universitäre Lehrkrankenhäuser gemeint sind. Das Konzept des Blicks (frz. regard) hat einige Folgediskussionen ausgelöst; Foucault distanziert sich von ihm in Archäologie des Wissens.

Die Ordnung der Dinge

Foucaults Die Ordnung der Dinge: Eine Archäologie der Humanwissenschaften. (Les Mots et les choses. Une archéologie des sciences humaines) wurde 1966 veröffentlicht. Der deutsche Titel entspricht dem Wunsch Foucaults, der sich für die französische Ausgabe den Titel L'Ordre des Choses wünschte, aber davon auf Wunsch des Herausgebers Pierre Nora absah.

Das Buch beginnt mit einer längeren Besprechung des Bildes Las Meninas von Diego Velázquez und seiner komplexen Anordnung von Sichtlinien, Verborgenem und Sichtbarem. Die Bildbesprechung leitet eine Analyse mehrerer Epochen ein: Der Renaissance, des „klassischen Zeitalters“ (einer in Frankreich üblichen Bezeichnung für die Epoche, die grob den Zeitraum von Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1800 umfasst) sowie der Moderne, die Foucault in der Ordnung der Dinge von etwa 1800 bis ins 20. Jahrhundert verfolgt.[21] Über diese Zeitspanne betrachtet Foucault insbesondere die Entstehung bzw. den Wandel von drei Wissensbereichen, die sich in diesem Zeitraum etablieren: die Naturgeschichte (bzw. ab 1800 die Biologie), das Wissen von den Reichtümern (bzw. ab 1800 die Ökonomie), die Grammatik (bzw. ab 1800 die Philologie).

In der synchronen vergleichenden Betrachtung dieser Teilgebiete entdeckt Foucault eine Reihe von Parallelen, für die er den neuen Begriff der episteme prägt. Die episteme sind das historische Apriori des Wissens.[22] Seine Kernthese ist, dass die in einer bestimmten Epoche untersuchten unterschiedlichen Wissensgebiete stärker durch diese epochalen Parallelen beeinflusst seien als durch ihre jeweilige Geschichte.

Neben diesem wissenschaftsgeschichtlichen bzw. epistemologischen Thema, das Foucault auch als archäologisch bezeichnet, gehört das Konzept des Menschen zu den Kernthemen des Buches. Um 1800 wurde mit der Ablösung der Naturgeschichte durch die Biologie, des Wissens von den Reichtümern durch die Ökonomie und der allgemeinen Grammatik durch die Philologie der Mensch zur zentralen Integrationsfigur der Wissenschaften. Foucault spricht in diesem Sinne davon, dass der Mensch vor 1800 nicht existiert habe.[23]

Foucault stellt sich nicht die Frage, ob und inwiefern die Wissenschaft objektiv zu Erkenntnissen gelange:

„Es wird also nicht die Frage in ihrem Fortschritt zu einer Objektivität beschriebener Erkenntnisse behandelt werden, in der unsere heutige Wissenschaft sich […] wiedererkennen könnte.“[24]

Vielmehr bilde Wissenschaft mehr oder weniger stabile diskursive Formationen und begriffliche Koordinaten aus, welche determinieren, was – weiterhin kontingent – jeweils diskutierbar, verstehbar, wahr oder falsch sei. Wissenschaft breche jedoch nicht notwendig mit dem gesammelten Wissen aus früherer Zeit, wenn sie auch durch die Geschichte hindurch ihre Wissensformationen ändere.[24] Foucault diskreditierte damit zum Teil die Idee des kontinuierlichen Fortschritts und stellt ihm einen kontingenten Wechsel formativer Strukturen gegenüber.

„Die evolutive Geschichtlichkeit, die für viele eine Selbstverständlichkeit ist, hängt selbst an einer Funktionsweise der Macht.“

Surveiller et punir

Die Ordnung der Dinge machte Foucault in Frankreich und bald darauf auch international als intellektuelle Figur bekannt.

Archäologie des Wissens

Die 1969 erschienene Studie zur Archäologie des Wissens (L’Archéologie du savoir) ist Foucaults umfangreichste methodologische Publikation. Sie erschien noch vor Foucaults Wahl ins Collège de France und bestimmt die Methode näher, die er in seinen konkreten Studien angewendet hatte.

Sein Vorgehen beschreibt er als Arbeit an „Archiven“ oder als „Archäologie“ von Diskursformationen. Die kulturwissenschaftliche Methodendiskussion spricht üblicherweise von Diskursanalyse.[25]

Foucault sieht die Archäologie des Wissens als ergänzende Alternative zur herkömmlichen Ideengeschichte, die zeitgleich allerdings ähnlich auch von deren vermeintlichen Vertretern kritisiert und reformiert worden ist, etwa durch den Kontextualismus oder die Begriffsgeschichte, sodass ein gewisser Generationeneffekt vermutet worden ist, der sich durch eine posttotalitäre Abgrenzung von naiven Ideenvorstellungen auszeichnet und die Herstellung bzw. Verwendung von vermeintlich neutralen Ideen oder objektiven Wahrheiten kritisch reflektiert.[26] Foucault interessiert sich aber weniger für individuelle Urheber von Ideen („Autoren“). Man kann Foucaults Slogan vom „Tod des Autors“ verbinden mit seiner Metapher vom Tod des durch die Humanwissenschaften hervorgebrachten Begriffs des „Menschen“.[27] In dieser Hinsicht ähnelt Foucaults Vorgehen strukturalistischen Ansätzen in der Psychoanalyse, der Ethnologie und der Linguistik. Allerdings bezieht er eine diachrone (historische) Perspektive mit ein.[28] Foucault sieht sich der Annales-Schule der Historiographie nahe. Deren Interesse für mentalitätsgeschichtliche, demographische und andere Entwicklungen über lange Perioden lässt ebenfalls das individuelle Wirken von Personen weniger hervortreten. Auch Georges Canguilhem und Gaston Bachelard sieht sich Foucault nahe.

Neben Autor, Subjekt und humanwissenschaftlichen Orientierungen werden zahlreiche weitere Begriffe der klassischen Ideengeschichte ausgeklammert, etwa Einfluss, Werk oder Tradition. Deren Anwendbarkeit gingen laut Foucault epochenspezifische „diskursive“ Vorgaben voraus. Während der Ausdruck Diskurs nur Ensembles von sprachlichen oder schriftlichen Äußerungen (diskursive Praktiken) und deren immanente Regeln meint, bildet der Begriff Dispositiv (auf den sich Foucault erst in späteren Vorlesungen und Werken bezieht) die Erweiterung des Diskurses um nicht-diskursive Praktiken, die institutionell oder sozial die Handlungsmöglichkeiten anderer beeinflussen.

Der Machtbegriff Foucaults ist zu diesem Zeitpunkt noch „juridisch-diskursiv“. Sein wesentliches Kennzeichen besteht darin, dass er restriktiv ist. Er verneint, indem er sich des ausgesprochenen Verbots bedient. Diese Vorstellung verändert sich in den folgenden Jahren. Ab Überwachen und Strafen stellt er ihm die strategisch-produktive Vorstellung von Macht gegenüber.[29]

Überwachen und Strafen

Überwachen und Strafen wurde 1975 unter dem Titel Surveiller et punir veröffentlicht. Darin setzt Foucault seine Untersuchungen über die polymorphe Macht, ihre Techniken und Wirkungsweisen v. a. am Beispiel des Gefängnisses fort. Prototypisch hierfür gilt ihm das von Jeremy Bentham entworfene Panoptikum: ein „ideales“ Gefängnis, in dem der Beobachter jeden Zelleninsassen beobachten kann. Foucault arbeitet in diesem Buch die historische Entwicklung von körperlicher und seelischer Gewalt heraus. Mittels Martern wurde bis zum 18. Jh. der Körper grausam zugerichtet und bis zum langsamen Tod hin gequält. Das inszenierte Schauspiel wurde von der Bevölkerung interessiert verfolgt. Später wurde der Mensch zunehmend als Wesen mit einer Seele wahrgenommen, dem eine gewisse Lernfähigkeit zuerkannt wurde. Im körperlosen Strafsystem wurde der Schmerz beseitigt. Die Strafe zielt auf die Zukunft ab und ihre Hauptfunktion dient der Vorbeugung. Die seelische Gewalt dient als Disziplinierungsmaßnahme. Die Strafe wird auf das Delikt abgestimmt. Es besteht die Notwendigkeit zur Individualisierung der Strafe, welche die Umstände und die Intention des Straftäters berücksichtigt. Es erfolgt eine Modulierung des Täters selbst, seiner Natur, seiner Lebens- und Denkweise, seiner Vergangenheit und seines Willens. Die Strafe bringt Entwicklung für den Gewalttätigen. Er lernt in der Einzelhaft durch Reflexion oder durch Arbeit. Das Gefängnis dient zur Verwahrung der Gewalttätigen, die unter Beobachtung stehen. Die soziale Entwurzelung wird als Teil der Strafe berücksichtigt. Die Gesellschaft wird als die Klasse der Herrscher und der Beherrschten definiert. Die Herrscher definieren die Gesetze und somit die Sozialmoral. Ihre Urteilkompetenz beruht auf einer teilweise für die Gesetzlosen nicht verständlichen Sprache. Die Herrscher geben als Leitmotiv vor: „Wer leben will, muss arbeiten“. Die Beherrschten sind Hungernde, die morden, um zu überleben. Durch die Sesshaftigkeit nehmen die Morde ab und Diebstähle und Eigentumsdelikte zu. Die Gewaltverbrecher sind Arbeitsunwillige und Arbeitslose. Der Justiz dient das Strafbuch (1810) als Grundlage und ein Apparat von Aufsehern, Priestern, Psychologen und Psychiatern zur Ausübung von Gewalt. Als Instrument der Strafe dienen Zwangsmaßnahmen und Übungen. Das Individuum wird zum Rechtssubjekt. Durch die Technik des Einzwängens und durch Anwendungen von Dressurmethoden werden Heilung und Besserung erwartet.

Später verlagerte sich dieser allsehende Blick in die Subjekte. Exemplarisch dafür ist die Funktion der Pastoralmacht, die der „gute Hirte“ ausübt, wenn er das Gewissen seiner Schafe prüft – eine Technik, die dann „verinnerlicht“ wird. Das Thema der Subjektivierung durch Machtbeziehungen verfolgt Foucault auch in der Analyse der sogenannten Biomacht und der Gouvernementalität.

In anderen Schriften[30] äußert sich Foucault zum Thema der Utopien und gesellschaftlicher Gegenorte, die er Heterotopien nennt.

Sexualität und Wahrheit

Sein Werk Sexualität und Wahrheit hatte Foucault ursprünglich auf sechs Bände angelegt, zu Lebenszeit als Monographien erschienen sind aber nur drei Bände.

Der Wille zum Wissen

Der erste, 1976 erschienene Band analysiert anhand des Diskurses über den Sex exemplarisch die Wirkungsweise von Machtstrukturen. Das Reden über den Sex sei fortwährend angeheizt worden, von mittelalterlichen Beichtkatalogen bis hin zur modernen Psychoanalyse. Besondere Berücksichtigung findet in diesem Band die Entwicklung im 19. Jahrhundert. Hier werden vier Hauptelemente oder Dispositive unterschieden, denen die besondere Aufmerksamkeit der Wissensproduktion gewidmet ist: Homosexualität, Masturbation, Hysterie der Frau und Perversion. Abschließend bemerkt Foucault, die Ironie des Sexualitätsdispositivs sei gerade, den Menschen vorzuleben, es ginge dabei um ihre (sexuelle) Befreiung.

Er spricht in diesem Zusammenhang über die „Einpflanzung von Perversionen“. Es ist dabei eine wechselseitig sich verstärkende Dynamik derjenigen Instanz, die pathologisierend immer neue „Perversionen“ entwirft, und derjenigen, die dann diesen pathologischen Kategorien gerecht wird und sie sogar verstärken kann. Dadurch entsteht ein „Wesenszug“, der als „Natur“ des Perversen verstanden und dementsprechend behandelt wird.

In diesem Werk grenzt er sich von seinem früheren, juridisch-diskursiven Machtbegriff ab, nach dem Macht als repressiv verstanden wurde und auf Gehorsam (z. B. gegenüber Gesetzen) abzielte. Die von ihm geprägte strategisch-produktive Vorstellung von Macht betont hingegen, dass Machtbeziehungen multipel sind, überall entstehen und wirken. Sie sind allen anderen Arten von Beziehungen (z. B. ökonomischen) immanent und durchziehen somit auch kursierendes Wissen.

Der Gebrauch der Lüste

Im zweiten Band (1984) setzt sich Foucault mit der Sexualethik und allgemein dem „Gebrauch der Lüste“ des antiken Griechenlands auseinander. Besondere Aufmerksamkeit richtet Foucault auf Homosexualität und Knabenliebe und deren moralethische Mechanismen. Für das christliche Ideal der Askese findet er in der hippokratischen Diätetik (Maßnahmenprogramm für ein gesundes Leben) eine Wurzel; hierbei handele es sich allerdings nicht um historische Kontinuitäten.

Die Sorge um sich

Im dritten Band führt Foucault die Untersuchung des zweiten Bandes fort. Dabei betont er die allgemeine Bedeutung der „Selbstsorge“ in der Ethik der griechisch-römischen Antike, die er als „Kultur seiner selbst“ als zentrales Motiv der antiken Freiheitspraktiken erkennt. Die Themenfelder, an denen Foucault dieses Motiv untersucht, sind die Traumdeutung, die Gemeinschaft mit den anderen, sowie erneut der Körper, die Frau und der Knabe.

Die Geständnisse des Fleisches

Der vierte und letzte Band, Die Geständnisse des Fleisches (Les aveux de la chair), blieb aufgrund einer testamentarischen Verfügung lange unveröffentlicht und erschien erst im Februar 2018 in Frankreich. Das Buch schließt an die beiden vorigen Bände an. Foucault widmet sich darin Texten aus dem frühen Christentum, etwa von Augustinus oder Ambrosius von Mailand. In diesem Diskurs über die Sexualität geht es, ähnlich wie in den Texten aus der griechisch-römischen Antike, um Askese und Entsagung.[31]

Weitere Schriften

Neben den erwähnten größeren Werken existieren zahlreiche kleinere Schriften, darunter Arbeiten zur Literatur und Kommentare zu aktuellen Ereignissen (siehe z. B. Ideenreportagen), weniger bekannte Werke wie eine Monographie über Raymond Roussel und zahlreiche erst nach seinem Tod herausgegebene Vorlesungen am Collège de France. Da Foucault posthume Publikationen testamentarisch untersagt hatte, wurden zur Edition die Dokumentation des in Vortragsform „veröffentlichten“ Worts, vor allem also die vorhandenen Tonbänder, herangezogen.

Wirkungsgeschichte

Zuordnung

Foucault lässt sich nicht eindeutig einer philosophischen Richtung zuordnen und hat sich selbst oft gegen solche Versuche gewandt. Dennoch ist es heute üblich, Foucault als Poststrukturalisten zu bezeichnen. Obwohl er besonders in der Archäologie des Wissens strukturalistische Gedanken und Verfahren verwendete, war er kein Strukturalist, wie er selbst wiederholt betonte: „In Frankreich beharren gewisse halbgewitzte Kommentatoren darauf, mich als Strukturalisten zu etikettieren. Ich habe es nicht in ihre winzigen Köpfe kriegen können, daß ich keine der Methoden, Begriffe und Schlüsselwörter benutzt habe, die die strukturalistische Analyse charakterisieren.“[32]

Ähnliches gilt für sein Verhältnis zum Marxismus. In den 1950er Jahren war er für kurze Zeit Mitglied in der Kommunistischen Partei.[33] Später distanzierte er sich vom Marxismus.

Zeitkontext

Stets sorgten die das traditionelle philosophische Denken unterminierenden Thesen Foucaults sowie deren politische Implikationen für leidenschaftliche Diskussionen. Foucault war einer der ersten, der die damals aktuellen marxistischen Denkfiguren und Geschichtstheorien mit ihrem Begriffsvokabular wie Dialektik, Ideologie, Entfremdung oder „fortschrittliches Bewusstsein“ vehement zurückwies.[34] Dies brachte ihn in Opposition zur französischen Linken und ihrer Galionsfigur Sartre sowie zu den Theoretikern der Frankfurter Schule.

Rezeption

Explizit diskutiert wird Foucaults Diskursbegriff. In Anlehnung an seine Theorie wurden zahlreiche Ansätze der Diskursanalyse in verschiedenen Disziplinen entwickelt. In der deutschen Forschung sind z. B. die Namen Jürgen Link und Siegfried Jäger zu nennen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften wird die Diskursanalyse erst in den letzten Jahren zu einer etablierten Methode und es entstehen zunehmend Arbeiten, die sich auf Foucault stützen.

Ebenfalls wurde Foucaults Methodik der Analyse in der Archäologie des Wissens rezipiert, die aber eine rückblickende Methodenreflexion und -kritik ist und sich als methodisches Lehrbuch wenig eignet.

Kritik an Foucault

  • Foucaults Denken wird von Marxisten – wohl auch wegen Foucaults Kritik am Marxismus – einer Logik des fortgeschrittenen Kapitalismus zugeschrieben.[35] Gleichzeitig kritisierte man, er stelle das kritische Denken durch ein fiktionalistisches Festschreiben subjektiven Erkennens, also durch Ununterscheidbarkeit, in Frage.
  • Nach dem Erfolg von Die Ordnung der Dinge attackierte Jean-Paul Sartre in einer aufsehenerregenden Rezension Foucault. Sartre, der sich als Vertreter des Existenzialismus dem Humanismus gegenüber verpflichtet sah, richtete seine Kritik auf Foucaults Absage an den Humanismus. Aus der Perspektive Foucaults ist der Humanismus im 20. Jahrhundert theoretisch unfruchtbar und praktisch-politisch – im Osten wie im Westen – eine reaktionäre Mystifikation. Insbesondere im Erziehungssystem schneide er den Menschen von der Realität der technisch-wissenschaftlichen Welt ab.[36] Zu beachten ist dabei allerdings, dass Foucault bei seiner Kritik weniger den Humanismus an sich, sondern eher die Humanwissenschaften in den Fokus nahm.[36]
  • In der Foucault-Habermas-Debatte sieht der Philosoph Jürgen Habermas Foucault in der Tradition einer radikalen Vernunftkritik, die von Nietzsche ausgehend zu den französischen Neostrukturalisten führe. Foucaults Machttheorie verfange sich dabei in unauflösbare Selbstwidersprüche.[37]
  • Der Linguist, Sozial- und Sprachphilosoph Noam Chomsky, der wie Foucault über die französische Grammatik und Logik der Barockzeit gearbeitet, gleichartige Themen der politischen Philosophie behandelt hatte und mit diesem u. a. 1971 eine Fernsehdebatte über Anthropologie führte,[38] gestand Foucault zu, noch der verständlichste und gehaltvollste der französischen Poststrukturalisten und Postmodernisten zu sein; jedoch seien weite Teile seiner Arbeiten unklar, falsch oder wiederholten nur in prätentiöser rhetorischer Aufbereitung bereits bekannte, eher triviale Gedanken und Forschungsergebnisse anderer.[39]
  • 1998 belegte der deutsche Historiker Hans-Ulrich Wehler Foucault und sein Werk mit harscher Kritik.[40] Wehler sieht in Foucault einen schlechten Philosophen, der sich in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu Unrecht großer Resonanz erfreue. Seine Arbeiten seien nicht nur in ihren empirisch-historischen Aspekten unzulänglich, sondern auch an zahlreichen Stellen von begrifflichen Konfusionen und inneren Widersprüchen durchzogen. Auch leide Foucaults Werk unter einem Frankozentrismus, was schon daran erkennbar sei, dass Foucault die Arbeiten zentraler Theoretiker der Sozialwissenschaften wie Max Weber und Norbert Elias nicht zur Kenntnis genommen habe.
An Foucaults Diskurstheorie kritisiert Wehler vor allem, dass sich die Diskurse verselbständigen würden. Subjekte seien aber nicht die Diskurse selbst, sondern die Träger der Diskurse, von denen bei Foucault keine Rede sei. Den Machtbegriff Foucaults hält Wehler für „zum Verzweifeln undifferenziert“.[41] Foucaults These der „Disziplinargesellschaft“ sei überhaupt nur dadurch möglich, dass Foucault keine Unterscheidung von Autorität, Zwang, Gewalt, Macht, Herrschaft und Legitimität kenne. Hinzu komme, dass sich diese These auf eine einseitige Quellenauswahl (psychiatrische Anstalten, Gefängnisse) stütze und andere Organisationstypen wie beispielsweise Fabriken außen vor lasse.
Insgesamt kommt Wehler zu dem Ergebnis, dass Foucault „wegen der endlosen Mängelserie seiner sogenannten empirischen Studien […] ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer ‚Rattenfänger‘ für die Postmoderne“ sei.[42]
  • Der Politikwissenschaftler Urs Marti, der 1999 ein Buch über Foucault veröffentlichte, meint, Foucault habe in Anlehnung an Friedrich Nietzsche einen anarchistischen Nihilismus vertreten.[43] Er würdigt aber die „befreienden Impulse“, die von seinem Werk ausgegangen seien, insbesondere seine „archäologisch-genealogischen“ Analysen der Humanwissenschaften und der Aspekte des Regierens.[44] Er sei kein Vertreter der Gegenaufklärung, sondern habe es für absurd gehalten, in der Aufklärung eine Ursache des Totalitarismus zu sehen.[44]
  • Klaus Dörner attestierte Foucault in Bürger und Irre 1969 eine beschränkende Wirklichkeitsstrukturierung. Es sei außerdem unzulässig, alle von der Aufklärung unternommenen Anstrengungen als ideologisch zu verwerfen, da dadurch keinerlei gesellschaftlich verändernde Praxis mehr entwickelt werden könne. Ähnlich argumentierte Sartre, als er Foucault ein fatalistisches Geschichtsbild vorwarf, das politische Praxis unmöglich mache.[45]
  • Foucault wurde auch ein allzu selektiver Umgang mit historischen Daten vorgeworfen, der es ihm erst ermögliche, seine Periodisierungen vorzunehmen.[46]
  • Michel de Certeau hat Foucaults Theorien in zahlreichen Schriften aufgegriffen und sowohl kritisiert als auch weiterentwickelt. Insbesondere in Die Kunst des Handelns setzt er Foucaults Überwachungs-Konzept einen Fokus auf Alltagspraxis als kreativen Spielraum entgegen, worin sich eine Form von Freiheit formiere, die der soziologischen Forschung genauso wie den Kontrollmechanismen und Überwachern verborgen bliebe.[47]
  • Der Soziologe Daniel Zamora warf Foucault vor, er habe mit seiner Kritik an Ausgrenzungsmechanismen des Wohlfahrtsstaats dem Neoliberalismus Stichworte geliefert.[48][49] Er habe ausschließlich die Ausgrenzung im Blick gehabt, die Ausbeutung als deren Grundlage aber vernachlässigt; ferner habe er den Wohlfahrtsstaat als zu teuer bezeichnet.[50] Damit habe er zu dessen Zerstörung aktiv beigetragen und gleichzeitig die Unfähigkeit der Linken zur Opposition dagegen mitverursacht. Foucaults Verteidiger werfen Zamora eine ahistorische, oberflächliche und ideologische Lesart seiner Schriften vor.[51]

Siehe auch

Schriften

Einzelne Veröffentlichungen Foucaults (Auswahl)

  • Maladie mentale et personnalité. Presses universitaires de France, Paris 1954; ab 2. Auflage 1962: Maladie mentale et psychologie.
    • Psychologie und Geisteskrankheit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968.
  • Histoire de la folie à l’âge classique: Folie et déraison. Plon, Paris 1961.
    • Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1969.
  • Naissance de la clinique: Une archéologie du regard médical. Presses universitaires de France, Paris 1963.
    • Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. Hanser, München 1973.
  • Les mots et les choses: Une archéologie des sciences humaines. Gallimard, Paris 1966.
  • La pensée du dehors. In: Critique. Revue: 1966, S. 523–546.
  • Ceci n’est pas une pipe. In: Les cahiers du chemin. 1968, H. 2, S. 79–105.
    • Dies ist keine Pfeife. Mit einem Nachwort von Walter Seitter, Hanser, München 1974; Ullstein, Frankfurt/M. 1989; Hanser, München/Wien 1997, ISBN 3-446-18904-1
  • L’archéologie du savoir. Gallimard, Paris 1969.
    • Archäologie des Wissens. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
  • L’ordre du discours: Leçon inaugurale au Collège de France prononcée le 2 décembre 1970. Gallimard, Paris 1972.
  • Von der Subversion des Wissens. Hanser, München 1974 (vereinigt Dokumente zu Foucaults Bildungsweg bis zum Ende der sechziger Jahre und zu seiner nach dem Pariser Mai vollzogenen Wende zu Politik).
  • Schriften zur Literatur Nymphenburger, München 1974.
  • Surveiller et punir: Naissance de la prison. Gallimard, Paris 1975.
  • Histoire de la sexualité / Sexualität und Wahrheit:
    • Bd. 1: La volonté de savoir. Gallimard, Paris 1976
      • Der Wille zum Wissen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983.
    • Bd. 2: L’usage des plaisirs. Gallimard, Paris 1984.
      • Der Gebrauch der Lüste. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
    • Bd. 3: Le souci de soi. Gallimard, Paris 1984.
      • Die Sorge um sich. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
  • Mikrophysik der Macht. Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Merve, Berlin 1976 (enthält verschiedene Texte und Interviews von Michel Foucault).
  • mit Gilles Deleuze: Der Faden ist gerissen. Merve, Berlin 1977.
  • Dispositive der Macht. Michel Foucault über Sexualität, Wissen und Wahrheit. Merve, Berlin 1978.
  • Von der Freundschaft als Lebensweise: Michel Foucault im Gespräch. Merve, Berlin 1984.
  • Vom Licht des Krieges zur Geburt der Geschichte. Merve, Berlin 1986 (enthält Vorlesungen vom 21. und 28. Januar 1976 am Collège de France in Paris).
  • Was ist Aufklärung? In: Eva Erdmann, Rainer Forst, Axel Honneth (Hrsg.): Ethos der Moderne. Foucaults Kritik der Aufklärung. Campus, Frankfurt am Main/New York 1990, S. 35–54.
  • Was ist Kritik? Merve, Berlin 1992.
  • Einleitung zu Ludwig Binswanger: Traum und Existenz. Mit einem Nachwort von Walter Seitter. Gachnang & Springer, Bern-Berlin 1992, ISBN 3-906127-31-1
  • Dumézils Strukturalismus. In: Tumult 18: Georges Dumézil – Historiker, Seher (Hg. Walter Seitter). Turia & Kant, Wien 1993, ISBN 3-85132-048-4
  • La vérité et les formes juridiques. 1994.
    • Die Wahrheit und die juristischen Formen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
  • Diskurs und Wahrheit: Die Problematisierung der Parrhesia. 6 Vorlesungen, gehalten im Herbst 1983 an der Universität von Berkeley/Kalifornia. Merve, Berlin 1996.
  • mit Walter Seitter: Das Spektrum der Genealogie, Philo, Bodenheim 1996, ISBN 3-8257-0025-9
  • Die Malerei von Manet. Merve, Berlin 1999.
  • Der anthropologische Zirkel. Merve, Berlin 2003.
  • Analytik der Macht. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.
  • Kritik des Regierens. Schriften zur Politik. Ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Ulrich Bröckling. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009.

Vorlesungen am Collège de France

  • La Volonté de savoir (1970–1971) – (Über den Willen zum Wissen. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Berlin 2012).
  • Théories et institutions pénales (1971–1972)
  • La Société punitive (1972–1973) – (Die Strafgesellschaft. Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Berlin 2015).
  • Le Pouvoir psychiatrique (1973–1974) – (Die Macht der Psychiatrie. Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2005).
  • Les Anormaux (1974–1975) – (Die Anormalen. Aus dem Französischen von Michaela Ott, Frankfurt a. M. 2003).
  • Il faut défendre la société (1975–1976) – (In Verteidigung der Gesellschaft. Aus dem Französischen von Michaela Ott. Frankfurt a. M. 1999).
  • Sécurité, territoire et population (1977–1978) – (Geschichte der Gouvernementalität I: Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Aus dem Französischen von Claudia Brede-Konersmann und Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2004).
  • Naissance de la biopolitique (1978–1979) – (Geschichte der Gouvernementalität II: Die Geburt der Biopolitik. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2004).
  • Du Gouvernement des vivants (1979–1980) – (Die Regierung der Lebenden, aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2013).[52]
  • Subjectivité et vérité (1980–1981) – (Subjektivität und Wahrheit, aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Suhrkamp, Berlin 2016).
  • L’Herméneutique du sujet (1981–1982) – (Hermeneutik des Subjekts. Aus dem Französischen von Ulrike Bokelmann. Frankfurt a. M. 2009.)
  • Le Gouvernement de soi et des autres (1982–1983) – (Die Regierung des Selbst und der anderen. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt am Main 2009).
  • Le Gouvernement de soi et des autres: le courage de la vérité (1983–1984) – (Der Mut zur Wahrheit. Die Regierung des Selbst und der anderen II. Aus dem Französischen von Jürgen Schröder. Frankfurt a. M. 2010).

[Anmerkung: Im Jahr 1976/77 hatte Foucault ein Forschungsfreisemester und hat deshalb keine Vorlesung gehalten.]

Kleinere Schriften

  • Schriften, Frankfurt a. M., 2001 ff., 4 Bände (fr. Ausgabe Dits et Ecrits, Paris, Gallimard, 1994, 4 volumes).

Literatur

Vorlage:Philosophie-Bibliographie

Biographie

Einführungen

Kompendien

Einzelne Aspekte

Rezeption

Weblinks

Primärliteratur

Commons: Michel Foucault - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Sekundärliteratur

Blogs

Einzelnachweise

  1. Hartmut Rosa, David Strecker und Andrea Kottmann: Soziologische Theorien, UTB, Stuttgart, 2. Aufl., 2013, Seite 276f.
  2. http://www.egs.edu/library/georges-canguilhem/biography
  3. Daniel Defert über Michel Foucault: „Er kämpfte immer mit der Polizei“; TAZ, 13. 10. 2015
  4. Urs Marti: Michel Foucault. Beck, München 1999, S. 185.
  5. Heather Dundas: Foucault im Death Valley In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 8. Oktober 2017.
  6. Foucaults letztes Buch, deutschlandfunkkultur.de, abgerufen am 5. Februar 2018
  7. Michel Foucault: Vorlesung vom 14. Januar 1976, in: Michel Foucault: Analytik der Macht. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 108–125 (S. 113)
  8. Michel Foucault: Subjekt und Macht, in: Michel Foucault: Analytik der Macht. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 240–263 (S. 256)
  9. Reiner Keller: Michel Foucault. Konstanz 2008.
  10. Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt am Main 1977, S. 39f.
  11. Michel Foucault: Die Gouvernementalität, in: Michel Foucault: Analytik der Macht. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 148–179 (S. 171f)
  12. Michel Foucault: Subjekt und Macht, in: Michel Foucault: Analytik der Macht. Frankfurt am Main, 2005, ISBN 3-518-29359-1, S. 240–263 (S. 247ff)
  13. Clemens Kammler/Rolf Parr/Ulrich Johannes Schneider: Foucault Handbuch; Leben-Werk-Wirkung, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02192-2, S. 165–178
  14. Ingeborg Breuer, Peter Leusch, Dieter Mersch: Welten im Kopf. Profile der Gegenwartsphilosophie. Rotbuch Verlag, Hamburg 1996, S. 141 f.
  15. Marcus S. Kleiner: Michel Foucault. Eine Einführung in sein Denken. Campus, 2001, S. 43ff.
  16. Michael C. Frank: Kulturelle Einflussangst. Inszenierungen der Grenze in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts. Transcript, 2006, S. 31.
  17. Urs Marti: Michel Foucault. Beck, München 1999, S. 18.
  18. Arthur Still: Rewriting the History of Madness. Routledge, 1992, S. 119.
  19. Nach James Miller: Die Leidenschaft des Michel Foucault. Kiepenheuer & Witsch, 1995, S. 142.
  20. Urs Marti: Michel Foucault. Beck, München 1999, S. 21.
  21. Gary Gutting: Michel Foucault’s archaeology of scientific reason. Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 139f.
  22. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a. M. 1981, S. 24, vgl. auch S. 261: „Die Geschichte des Wissens kann nur ausgehend von dem gebildet werden, was ihm gleichzeitig war, und nicht in Termini gegenseitiger Beeinflussung, sondern in Termini von Bedingungen und in der Zeit gebildeter Apriori.“
  23. ebd., S. 373: „Vor dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts existiert der Mensch nicht.“ Und: „[E]s gab kein erkenntnistheoretisches Bewußtsein vom Menschen als solchem.“
  24. 24,0 24,1 Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a. M. 2008, S. 24:
  25. So etwa Ralf Konersmann in: Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses. Fischer, Frankfurt am Main 2001; und Stichwort Diskursanalyse. In: Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Metzler, Stuttgart 2001.
  26.  Sebastian Huhnholz: Bielefeld, Paris & Cambridge? Wissenschaftsgeschichtliche Ursprünge und theoriepolitische Konvergenzen der diskurshistoriographischen Methodologien Kosellecks, Foucaults und Skinners. In: Theorie und Kritik. Dialoge zwischen differenten Denkstilen und Disziplinen. Bielefeld, transcript 2015, S. 157-182.
  27. Am bekanntesten hierfür ist der Schlussteil der Ordnung der Dinge.
  28. Gary Gutting: Michel Foucault’s archaeology of scientific reason. Cambridge University Press, Cambridge 1989, S. 227–231.
  29. Michael Ruoff: Foucault Lexikon, München 2007, S. 146
  30. z. B. Michel Foucault: Andere Räume.
  31. "Ethik ist ein Kampfplatz", Martin Saar im Gespräch mit René Aguigah, Deutschlandfunk Kultur, 04. Februar 2018
  32. Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003 [zuerst 1974], S. 15.
  33. Didier Eribon: Michel Foucault. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 69.
  34. Achim Volkers: Wissen und Bildung bei Foucault. Aufklärung zwischen Wissenschaft und ethisch-ästhetischen Bildungsprozessen, VS Verlag, 2008, S. 27
  35. Didier Eribon: Michel Foucault. Eine Biographie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, S. 251.
  36. 36,0 36,1 Urs Marti: Michel Foucault. 2. Auflage, Bremen 1999, ISBN 3-406-45543-3, S. 58 und 129f.
  37. Jürgen Habermas Der philosophische Diskurs der Moderne, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt a. M. 1985, S. 279ff.
  38. Vgl. mit weiteren einschlägigen Beiträgen Noam Chomsky / Michel Foucault / John Rajchman (Hrsg.): The Chomsky-Foucault Debate: On Human Nature, New Press, New York 2006, ISBN 1-59558-134-0.
  39. http://www.cscs.umich.edu/~crshalizi/chomsky-on-postmodernism.html
  40. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998, S. 45–95.
  41. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998, S. 81.
  42. Hans-Ulrich Wehler: Die Herausforderung der Kulturgeschichte. München 1998, S. 91.
  43. Urs Marti: Michel Foucault. 2. Auflage, Bremen 1999, S. 149f.
  44. 44,0 44,1 Urs Marti: Michel Foucault. 2. Auflage, Bremen 1999, S. 130 und 165.
  45. Ingeborg Breuer, Peter Leusch, Dieter Mersch: Welten im Kopf. Profile der Gegenwartsphilosophie. Rotbuch Verlag, Hamburg 1996, S. 114
  46. Urs Marti: Michel Foucault. Beck, München 1999, S. 23
  47. Certeau, Michel De. Kunst des Handelns. Berlin: Merve Verlag, 1988.
  48. Peut-on critiquer Foucault, Interview mit Daniel Zamora, Ballast, 3. Dezember 2014 (französisch)
  49. Foucault and Neoliberalism, Daniel Zamora, Michael C. Behrent, John Wiley & Sons, Hoboken 2016, ISBN 978-1-5095-0177-9. Buchvorstellung auf der Seite von Wiley&Sons
  50. Review of Zamora’s «Critiquer Foucault», Jan Teurlings, Zeitschrift für Medienwissenschaft, Diaphanes-Verlag, 29. Juli 2015; PDF, Rezension von: Critiquer Foucault: Les Années 1980 et la tentation néolibérale. Von Loic Wacquant, Jan Rehmann, Michael Scott Christofferson, Michael C. Behrent, Jean-Loup Amselle, Daniel Zamora, Brüssel 2014, ISBN 978-2-8059-2067-7
  51. Searching for Foucault in an Age of Inequality, Daniel Steinmetz-Jenkins, Alexander Arnold, Los Angeles Review of Books, 18. März 2015
  52. Die Macht allein macht es auch nicht. Rezension von Cord Riechelmann in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 13. Juli 2014, Seite 40
  53. Besprechung von Philipp Sarasin in der Süddeutschen Zeitung vom 30. Dezember 2011, von Martin Kindtner in Sehepunkte vom 17. Januar 2012 und von Roman Veressov in der Neuen Zürcher Zeitung vom 25. Januar 2012.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Michel Foucault aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.