COVID-19-Pandemie und Phantastik: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''COVID-19-Pandemie''' ist ein [[w:Epidemiologie#Endemie, Epidemie und Pandemie|Ausbruch]] der neuartigen [[Atemwegserkrankung]] [[COVID-19]] (oder „Covid-19“, für ''Corona virus disease 2019''). Der Ausbruch war erstmals Ende Dezember 2019 in der [[Millionenstadt]] [[Wuhan]] der chinesischen Provinz [[Hubei]] auffällig geworden, entwickelte sich im Januar 2020 zur [[Epidemie]] in der [[Volksrepublik China]] und breitete sich weltweit aus. Er wurde ausgelöst durch das bis dahin unbekannte [[w:Coronaviridae|Coronavirus]] [[SARS-CoV-2]]. Um einer Ausbreitung in Staaten ohne leistungsfähige Gesundheitssysteme entgegenzuwirken, rief die [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) am 30. Januar 2020 die [[w:Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite|internationale Gesundheitsnotlage]] aus. Am 9. Februar 2020 überstieg die Zahl der registrierten Todesfälle mit über 800 die Gesamtzahl der Todesfälle der [[SARS-Pandemie 2002/2003]]. Der WHO-Bericht vom 26. Februar 2020 meldete erstmals mehr Neuinfektionen außerhalb Chinas als innerhalb. Ab dem 28. Februar 2020 schätzte die WHO in ihren Berichten das Risiko auf globaler Ebene als „sehr hoch“ ein, zuvor als „hoch“. Am 11. März 2020 erklärte die WHO die bisherige Epidemie offiziell zu einer [[Pandemie]], der ersten seit der [[Pandemie H1N1 2009/10]].
'''Phantastik''', auch '''Fantastik''', ist ein [[Genre]]begriff, der in Fachkreisen sehr unterschiedlich definiert wird. Außerwissenschaftlich bezeichnet der Begriff „fantastisch“ alles, was unglaublich, versponnen, wunderbar oder großartig ist. Der Ursprung des Begriffs „phantastische Literatur“ ist ein Übersetzungsfehler: [[w:E. T. A. Hoffmann|E. T. A. Hoffmann]]s ''Fantasiestücke in Callots Manier'' wurden 1814 als ''Contes „fantastiques“'' ins Französische übersetzt, statt richtigerweise als ''Contes „de la fantaisie“''.


Es sind derzeit (Stand 12. März 2020) 119 Länder bzw. Territorien betroffen: 19 Länder in [[Asien]], 15 im [[w:Naher Osten|Nahen und Mittleren Osten]], 10 in [[Afrika]], 50 in [[Europa]], 19 in [[Amerika]] und 3 im [[w:Australien (Kontinent)|Kontinent Australien]]. Am 2. Februar 2020 trat auf den [[Philippinen]] der erste Todesfall außerhalb [[w:Volksrepublik China|Chinas]] auf. Am 15. Februar 2020 meldete Frankreich den ersten Todesfall außerhalb Asiens, eine aus China eingereiste Person. Am 23. Februar 2020 wurden aus Italien die ersten beiden Europäer gemeldet, die an COVID-19 verstarben. Am 7. März 2020 meldete die WHO mit 101.927 erstmals über 100.000 Infizierte insgesamt, bei 3.486 Toten.
== Definitionen der Phantastik ==
Die vielen von [[Literaturwissenschaft]]lern vorgeschlagenen Definitionen des Phantastischen lassen sich nach [[Uwe Durst]] (* 1965) grob in zwei Kategorien einteilen.


== Krankheit ==
=== Maximalistische Definition ===
Die Krankheit COVID-19 und der Krankheitserreger SARS-CoV-2, die in der [[Volksrepublik China]] am Jahresende 2019 die [[Epidemie]] auslösten, waren vorher nicht bekannt. Im Verlauf des zunächst als lokaler Ausbruch und relativ schnell als Epidemie eingestuften Ereignisses mussten daher zunächst wesentliche Erkenntnisse über die Krankheit gewonnen werden. Dies betraf den krankmachenden Auslöser ebenso wie grundlegende Kennzahlen, die die Gefährlichkeit einer Krankheit bestimmen (siehe [[w:SARS-CoV-2#Virulenz und Pathogenese|Virulenz und Pathogenese des auslösenden Virus SARS-CoV-2]]), und die Fakten, die die Verbreitung und mögliche Maßnahmen dagegen betreffen.
Die maximalistische Definition umfasst alle erzählenden Texte, in deren fiktiver Welt die [[Physikalisches Gesetz|Naturgesetze]] verletzt werden. Der grundsätzliche Unterschied zum minimalistischen Ansatz besteht darin, dass ein Zweifel an der binnenfiktionalen Tatsächlichkeit des Übernatürlichen keine Rolle bei der Definition spielt.


Gleichzeitig mit dem grundsätzlichen Problem, zunächst herauszufinden, worum es sich handelt, siehe [[w:SARS-CoV-2#Entdeckungsgeschichte|Entdeckungsgeschichte des SARS-CoV-2]], erschwerten die rasante räumliche Ausbreitung und weitere Merkmale der Krankheit die Erhebung von genügend genauen Daten, um Verbreitung, Ausdehnung und Gefährlichkeit wissenschaftlich exakt zu bestimmen, siehe unten den [[#Modellrechnungen|Abschnitt ''Modellrechnungen'']]. Gemeint sind die gleichartigen [[Symptom]]e der neuen Krankheit COVID-19 und der verschiedenen Formen von Virusgrippen: Husten, Atembeschwerden und Fieberanstieg (siehe [[SARS-CoV-2#Klinische Erscheinungen|Klinische Erscheinungen bei COVID-19]]). Ein besonderes Problem stellt die anscheinend hohe Infektiosität bereits in der [[Inkubationszeit]] vor dem Auftreten dieser oder anderer Symptome dar.
Durst unterscheidet weiter in eine ahistorische und in eine historische Variante maximalistischer Genredefinition. Ahistorisch werden alle Texte dem Genre zugerechnet, die aus Sicht der heutigen Naturwissenschaft Naturgesetze verletzen, also auch die Bibel ([[H. P. Lovecraft]]), antike Epen usw. ([[Harald Fricke]]). Die historische Variante bezeichnet hingegen nur solche Texte als phantastisch, die nach der Entstehung der realistischen Literaturkonvention (Anfang des 18. Jahrhunderts) entstanden sind und in deren zunächst realistischer Welt ein übernatürliches Ereignis stattfindet ([[Louis Vax]], [[Roger Caillois]]). Beide Maximalismus-Varianten lassen sich in weitere Untergruppen differenzieren. So rechnet beispielsweise [[Marianne Wünsch]] der phantastischen Literatur auch Texte zu, in denen das übernatürliche Ereignis zuletzt realistisch hinwegerklärt wird, was von anderen Theoretikern abgelehnt wird.


Zu Beginn gingen die örtlichen Autoritäten fälschlicherweise nicht von Mensch-zu-Mensch-Übertragungen aus, der [[w:Infektion#Direkte und indirekte Infektion|direkten Infektion]], da dies bei einem Erreger, der aus dem Tierreich auf den Menschen übergeht, einer [[Zoonose]], eher die Ausnahme ist und man meinte, zunächst keine solchen Fälle identifiziert zu haben. Nachdem der Erreger als Unterart der Virenspezies [[SARS-assoziiertes Coronavirus]] (kurz SARS) identifiziert worden war, gingen die Seuchenbekämpfer von ähnlichen Bedingungen aus wie bei der bis dahin bekannten Krankheit [[Schweres Akutes Atemwegssyndrom]], ausgelöst durch das bisher kurz als SARS bekannte und später dann in Abgrenzung vom hier beschriebenen Fall als SARS-CoV-1 bezeichnete Virus und der davon ausgelösten [[w:SARS-Pandemie 2002/2003|SARS-Pandemie 2002/2003]]. Wie sich später herausstellte, waren diese Annahmen falsch, insbesondere, was die Mensch-zu-Mensch-Übertragung und Verbreitung der Krankheit durch Träger ohne oder nur mit sehr leichten Symptomen betraf. Im Verlauf des Februar 2020 stellte sich heraus, dass COVID-19 deutlich leichter als SARS übertragen wird, dass viele Infizierte keine Symptome zeigen und dass andererseits Träger des Virus mit leichten oder gänzlich ohne Symptome ansteckend sein können. Hinzu kam die Überforderung der Behörden in Wuhan, die zu einer derart hohen Dunkelziffer in dieser Region führte, „''dass die gezählten Fälle dort nicht sehr aussagekräftig sind''“, so der Epidemiologe René Niehus.
=== Minimalistische Definition ===
Die minimalistische Definition wurde erstmals durch den bulgarisch-französischen Strukturalisten [[Tzvetan Todorov]] in einer längeren literaturwissenschaftlichen Arbeit vertreten.<ref>{{Literatur |Autor=Tzvetan Todorov |Titel=Einführung in die
fantastische Literatur. |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Fischer Taschenbuch Verlag |Ort=Frankfurt am Main |Datum=1992 |ISBN=3-596-10958-2 |Seiten= |Originaltitel=Introduction à la littérature fantastique |Originalsprache=fr |Originaljahr=1970 |Originalort=Paris |Übersetzer=Karin Kersten, Senta Metz und Caroline Neubaur}}</ref> Nach Todorov ist das Phantastische (im Gegensatz zum [[Wunder]]baren, wo das Übernatürliche zweifelsfrei vorliegt) durch die Unschlüssigkeit des implizierten Lesers bestimmt. Die binnenfiktionale Faktizität des Wunderbaren steht im Zweifel. Sobald der Text eine Entscheidung zugunsten einer realistischen oder wunderbaren Einordnung des Ereignisses herbeiführt, verlässt er den Bereich des Phantastischen. In verschiedenen Texten ist der Leser aufgrund divergierender, im Text gegebener Informationen bis zuletzt nicht imstande herauszufinden, ob das beschriebene Wunderbare intratextuell tatsächlich existiert oder auf einer Täuschung des Helden, auf einer Inszenierung durch Betrüger, Drogenkonsum, Wahnsinn o. dgl. beruht.


== Gefährlichkeit der Krankheit ==
Todorovs Forschungslinie wurde u.&nbsp;a. durch [[Christine Brooke-Rose]] (1923–2012) und [[Thomas Wörtche]] fortgeführt. Wörtche hat Todorovs Unschlüssigkeitskriterium auf eine genaue erzähltheoretische Grundlage gestellt (makro- und mikrostrukturelle Destabilisierung der Erzählinstanz als inszenatorische Grundlage der phantastischen Ambivalenz). In neuerer Zeit ist vor allem der Strukturalist [[Uwe Durst]] mit einer konsequenten minimalistischen Theoriebildung hervorgetreten. Das naturwissenschaftlich basierte Kriterium des Übernatürlichen wird bei ihm durch das literarisch-konventionsbedingte Kriterium des Wunderbaren ersetzt, das dem Übernatürlichen in einem Verhältnis relativer Autonomie gegenübersteht. Den Vorteil des Minimalismus sieht Durst vor allem in der terminologischen Präzisierung, die auch eine exakte Beschreibung und Terminologisierung von Texten erlaubt, die im Zuge der Durchsetzung des minimalistischen Phantastik-Begriffs aus dem Genre ausgegrenzt und Nachbarkategorien zugeordnet werden.
{{WikipediaDE|SARS-CoV-2#Virulenz und Pathogenese|titel1=SARS-CoV-2 Abschnitt Virulenz und Pathogenese}}


Zur Einschätzung der Gefahr durch eine Epidemie müssen unterschiedliche Faktoren hinzugezogen werden. Zu unterscheiden ist, ob eine Krankheit individuell für eine bestimmte Person gefährlich ist oder für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, die Bevölkerung eines Staates, einer Region oder der Welt. Die WHO benennt deshalb in ihren täglichen Berichten die Gefährdungslage getrennt für ''China'', ''Regional Level'' und ''Global Level'' (Stand 26. Februar 2020). Wichtigste Kenndaten einer Epidemie sind: Übertragung, Ausbreitung, Anteil schwerer Verläufe, Sterblichkeit und [[w:Inkubationszeit|Inkubationszeit]]. Einige dieser Daten lassen sich erst im Nachhinein ermitteln, siehe den [[w:Letalität#Probleme der Interpretation|Abschnitt ''Probleme der Interpretation'' im Artikel ''Letalität'']]. Andere werden maßgeblich durch das Verhalten der Menschen bestimmt und sind daher sehr variabel. Dies trifft insbesondere auf die räumliche Ausbreitung und [[w:Basisproduktionszahl|Basisreproduktionszahl]] zu, die durch Reiseverhalten, Kommunikation und Kontakt sowie Hygiene stark beeinflusst werden.
== Wichtige Begriffe in der Phantastikdiskussion ==
=== Riss ===
Das Bild des ''Risses'' geht auf eine vielzitierte Phantastikdefinition [[Roger Caillois]]’ zurück. Demnach offenbare sich im Phantastischen das „Übernatürliche wie ein Riß in dem universellen Zusammenhang. Das Wunder wird dort zu einer verbotenen Aggression, die bedrohlich wirkt und die Sicherheit der Welt zerbricht, in der man bis dahin die Gesetze für allgültig und unverrückbar gehalten hat. Es ist das Unmögliche, das unerwartet in einer Welt auftaucht, aus der das Unmögliche per definitionem verbannt worden ist“. Das von Caillois zusätzlich vertretene Angstkriterium (die Angst, die der reale Leser angeblich bei der Lektüre eines phantastischen Texts empfinde, bestimme den phantastischen Charakter des Texts) wurde in der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung kontrovers diskutiert und ist heute wissenschaftlich überholt. So spottete etwa Todorov: Wenn man Caillois’ Ansichten ernst nehme, „dann müßte man daraus folgern, [] daß die Gattung eines Werkes von der Nervenstärke seines Lesers abhängt.


Die WHO fasste am 19.&nbsp;Februar 2020 die bis dahin wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse (teilweise beruhend auf Abschätzungen durch Modellrechnungen) zusammen:
=== Realitätssystem ===
* Zeit zwischen Infektion und Auftreten der Symptome ([[w:Inkubationszeit|Inkubationszeit]]): 5–6 Tage (in Einzelfällen bis 14 Tage)
Der Begriff des ''Realitätssystems'' wurde von Uwe Durst 2001 in die Phantastikdiskussion eingebracht und bezeichnet die Organisation der Gesetze, die innerhalb einer fiktiven Welt gelten. Damit soll vor allem eine Abgrenzung zum außerliterarischen Begriff der ''Wirklichkeit'' hergestellt und die Eigengesetzlichkeit der literarischen Realitätsgesetze betont werden. Nach Durst ist das ''reguläre'' Realitätssystem (R) dasjenige System, das seine Verfahrensbedingtheit (und damit seine [[immanente Wunderbarkeit]]) verbirgt, um sich den Anschein einer Identität mit der außerliterarischen Wirklichkeit zu geben. So werden etwa in realistischen Texten die verfahrensimmanente Wunderbarkeit eines allwissenden Erzähler oder die pan-deterministische Kausalität symbolischer Ordnungen konventionskonform verheimlicht. Das ''wunderbare'' Realitätssystem (W) erlaubt hingegen das offene Inerscheinungtreten wunderbarer Ereignisse (Hellseherei, Unsichtbarkeit, Unsterblichkeit, Vampirismus etc.). Diese Wunderbarkeit ist entweder intratextuell (im Text selbst, also durch den Erzähler oder handelnde Figuren) oder intertextuell markiert (die Wunderbarkeit wird durch die realitätssystemische Differenz zu realistischen Texten offensichtlich). In Dursts Modell befindet sich das Phantastische zwischen dem Bereich des R und dem des W: Die Formulierung eines kohärenten Realitätssystems ist hier unmöglich. Das Phantastische ist somit ein ''Nichtsystem'' (N), das sich aus der gegenseitigen Negation der Systeme R und W ergibt.
* Zeit zwischen „Fall 1“ und dem davon angesteckten „Fall 2“ in einer Übertragungskette (Serienintervall): rund 5–7 Tage
* [[w:Letalität|Sterblichkeit]]: nicht gesichert bekannt. Die WHO unterscheidet zwischen zwei Berechnungsformen. Zum einen ist dies das Verhältnis von bestätigten Krankheitsfällen zu bekannten Todesfällen, zum anderen ist dies die statistische Wahrscheinlichkeit, an den Folgen einer Infektion zu sterben. Für beide Varianten sind während einer dynamisch sich ausbreitenden Erkrankungswelle und mutmaßlich hohen Dunkelziffern nur begrenzt verlässliche Aussagen möglich. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person unabhängig von individuellen Merkmalen stirbt, wird von der WHO mit 0,3–1 % angegeben, eine von der WHO zitierte Arbeit benennt als vorläufige Schätzung 0,4–2,6 %, wobei der wahrscheinlichste Wert mit 0,94 % angegeben wurde.


Weitere grundlegende Erkenntnisse (vergleiche [[w:SARS-CoV-2#Virulenz und Pathogenese|Hauptartikel]]) sind:
=== Systemsprung ===
* Die Zahl der Menschen, die von einem Infizierten angesteckt werden ([[w:Basisproduktionszahl|Basisreproduktionszahl]]), lag nach einer [[w:Metaanalyse|Metastudie]] von 12 Arbeiten bis zum 7.&nbsp;Februar 2020 bei 3,28 ([[arithmetisches Mittel]]), bzw. 2,79 ([[Median]]), also bei rund 3 Personen.
Auch der Begriff des ''Systemsprungs'' geht auf die Arbeiten Uwe Dursts zurück. Er bezeichnet damit den Wechsel des Realitätssystems innerhalb eines literarischen Texts und damit dessen Sprung von einer Spektrumsseite zur anderen. Derartige Texte nennt Durst ''mobil'', Texte ohne Systemsprung ''immobil''. Als Beispiel führt er [[Lewis Carroll]]s Erzählung ''[[Alice im Wunderland]]'' an. Der Text wechselt von einem regulären (Alice und Cecilia beim Picknick) über ein wunderbares (Alice folgt dem weißen Kaninchen ins Wunderland) wieder zurück in ein reguläres Realitätssystem (Alice erwacht aus ihrem Traum). Zur Terminologisierung entwickelt Durst eine Formelschreibweise, in der er das endgültig etablierte Realitätssystem der syntagmatischen Abfolge realitätssystemischer Zustände innerhalb des Textes gegenüberstellt (im genannten Beispiel: R = R + W + R). Das Konzept des Systemsprungs eröffnet u.&nbsp;a. Fragestellungen zur genregerechten Einordnung systemspringender Texte, die letztlich ein reguläres Realitätsystem etablieren.
* Unterschiede der Bevölkerungsgruppen gibt es insbesondere bei den Fällen mit schweren Komplikationen und tödlichem Verlauf, auch wenn alle infiziert werden können.
* Die Übertragung erfolgt in der Regel über [[w:Tröpfcheninfektion|Tröpfcheninfektion]], auch die Ansteckung über [[w:Aerosol#Humanmedizin|Aerosole]] – eine Unterform der Tröpfcheninfektion – kommt in Frage. Es ist nicht erwiesen, dass die Übertragung auch durch das Berühren kontaminierter Oberflächen und Gegenstände ([[w:Schmierinfektion|Schmierinfektion]]) stattfindet, es wird aber von offizieller Seite davor gewarnt.
* Von hoher Unsicherheit behaftet war Ende Februar 2020 die Frage der [[w:Patogenität|Pathogenität]], d.&nbsp;h, wie hoch der Anteil der Menschen mit (schweren) Symptomen an der Gesamtheit der Infizierten ist. Dazu fehlen, wie der oben angeführte WHO-Report – 29 anführt, Reihenuntersuchungen, die den wahren Anteil an Infizierten in der Bevölkerung bestimmen. Insbesondere die im nichtchinesischen Ausland untersuchten Cluster deuten aber auf eine insgesamt geringe Pathogenität im Vergleich zu SARS.
* Ebenso unsicher ist die [[w:Infektiosität|Infektiosität]], also wie wahrscheinlich eine Ansteckung im Falle einer [[Exposition (Medizin)|Aussetzung]] gegenüber dem Virus ist. Diese Infektiosität ist nur zum Teil durch das Virus selbst bestimmt (seine [[w:Kontagiosität|Kontagiosität]]), zu einem anderen dadurch, wie gesund die exponierte Person ist, wie gut das Immunsystem auf das Virus reagiert, aber auch wie vielen Viren und wie lange die Person ausgesetzt ist. Grobe Schätzungen gehen von einer deutlich höheren Infektiosität als SARS aus, aber kleiner als z.&#x202F;B. Masern.


Eine Mitte Februar veröffentlichte chinesische Studie, in der 44.000 bestätigte [[w:COVID-19|COVID-19]]-Fälle untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die [[w:Letalität|Letalität]] von COVID-19 zum Veröffentlichungszeitpunkt nicht so hoch ist wie bei anderen [[w:Coronaviridae|Coronaviren]], etwa [[w:Schweres Akutes Atemwegssyndrom|SARS]] oder [[w:MERS-CoV|MERS]]. Mehr als 80 % der Patienten haben milde Formen von COVID-19. In etwa 14 % der Fälle verursache das Virus Krankheitsverläufe mit [[w:Dyspnoe|Dyspnoe]]. Etwa fünf Prozent der Patienten erlebten [[w:Atemstillstand|Atemstillstand]], einen [[w:Schock (Medizin)|septischen Schock]] oder [[w:Multiorganversagen|Multiorganversagen]]. In zwei Prozent der Fälle verläuft COVID-19 tödlich. Der Studie zufolge erhöht sich das Risiko zu sterben mit dem Alter. Der WHO zufolge gibt es relativ wenige Fälle von erkrankten Kindern. Bei einem leichten Krankheitsverlauf (dem häufigsten Fall) klingen die Krankheitszeichen, sofern überhaupt welche bestehen, laut [[w:Weltgesundheitsorganisation|WHO]] in der Regel innerhalb von zwei Wochen ab. Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauere es zwischen drei und sechs Wochen, bis sie sich von der Krankheit erholen.
=== Sequentielle Lücke ===
[[Hans Dieter Zimmermann]] hat einen Ansatz für eine Theorie des Wunderbaren entwickelt, das er auf sequentielle Lücken zurückführt: In einer Handlungslinie fehlt ein notwendiges Element, die Handlung findet aber dennoch statt, was das Wunderbare generiert (Hindurchtreten durch eine Wand, ohne vorher eine Tür zu schaffen). Zimmermanns Ansatz ist von Durst ausgebaut worden. Seit 2007 unterscheidet er drei Typen sequentieller Lücken: syntagmatisch-subtraktive (wie bei Zimmermann; in einer Handlung fehlt ein unverzichtbares Element), syntagmatisch-additive (zwei Handlungen werden zu einer einzigen Handlungseinheit erklärt, Pan-Determinismus: das Zersägen eines Schmuckringes tötet deren Besitzerin) und paradigmatische (eine ganze Handlung ist aus dem Paradigma möglicher Handlungen getilgt und damit unmöglich geworden, z.&nbsp;B. das Führen eines Krieges in einer utopischen Welt). Zumal auch in realistischen Texten sequentielle Lücken vorkommen, die geradezu eine Bedingung des Erzählens bilden, ist die Theorie sequentieller Lücken ein zentraler Baustein in Dursts These, dass die phantastische Literatur eine Bloßlegung der immanenten Wunderbarkeit der Narration betreibe und somit nicht der Vampir, sondern die Unmöglichkeit des Erzählens selbst das eigentliche Thema der Phantastik sei.


; Vergleich mit Influenza (Grippe)
== Phantastik nach minimalistischer Definition ==
Die von der WHO zitierte Studie von Mike Famulare, ''Institute for Disease Modeling'', schätzte mittels eines ''Rahmenwerks zur Bewertung der epidemiologischen Auswirkungen von [[w:Influenza|Influenza]]-Epidemien und -Pandemien'' und dessen Skalen für Übertragbarkeit und des klinischen Schweregrades COVID-19 als gleich übertragbar wie die [[w:Spanische Grippe|Spanische Grippe]], aber eine Stufe geringer im klinischen Schweregrad ein und somit insgesamt eine Stufe weniger schwerwiegend als diese, aber zwei Stufen schwerwiegender als die [[w:Asiatische Grippe|Asiatische Grippe]] und die [[w:Hongkong-Grippe|Hongkong-Grippe]]. Ein pauschaler Vergleich zwischen der in diesem Artikel behandelten Epidemie von COVID-19 und der Grippe ist nicht möglich, denn das [[Influenzavirus]] ist extrem wandelbar und jede Grippewelle, jede Grippesaison unterscheidet sich maßgeblich in ihren grundlegenden Werten. Da Coronaviren ebenfalls sehr wandelbar sind, ist dies für COVID-19 anzunehmen, sollte das Virus nicht wie bei SARS und [[MERS-CoV|MERS]] ausgemerzt werden und diese Epidemie die einzige bleiben.
=== Verfahren ===
Um die Unschlüssigkeit des Lesers zu erreichen, werden im Text Verfahren angewandt, die die Erzählinstanz destabilisieren (die Autorität des Erzählers als Garant der erzählten Welt zerrütten). Wörtche unterscheidet zwischen makro- und mikrostrukturellen Destablisierungsverfahren. Erstere liegen vor, wenn mehrerer Erzähler (evtl. Figuren) einander widersprechen, der Lüge oder der Unzurechnungsfähigkeit verdächtig machen (wie in [[Theodor Storm]]s ''[[Der Schimmelreiter]]''). Ein mikrostrukturelles Verfahren ist gegeben, wenn die Aussagen eines einzelnen Erzählers in dessen eigener Rede angezweifelt werden, z.&nbsp;B. durch [[Modalisation]] („es schien mir“) oder grammatische Zerrüttung (wie in [[Hanns Heinz Ewers]]’ ''[[Die Spinne (Ewers)|Die Spinne]]''). Jemand, der seine eigene Sprache nicht vollständig unter Kontrolle hat, hat vielleicht auch die Kontrolle über seinen Geist verloren. In diesem Zusammenhang sind auch Beteuerungen, nicht verrückt zu sein, zu nennen (wie in [[Edgar Allan Poe]]s ''[[Das verräterische Herz]]'').


Der in den deutschen Medien mehrfach mit der Aussage „zehnmal gefährlicher als Grippe“ zitierte Virologe Alexander S. Kekulé bezog seinen Vergleich daher ausdrücklich auf die saisonale, aktuell leichte Grippe. Lothar Wieler, Leiter des Robert Koch-Instituts (RKI), gab in einer Pressekonferenz am 27.&nbsp;Februar 2020 eine ähnliche Einschätzung ab, er verglich dabei die Prozentzahlen der Todesfälle unter den Infizierten für eine leichte Grippe-Saison mit einer Letalität von 0,1–0,2 % mit einer angenommenen von 1–2 % für die Coronavirus-Epidemie. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit kam im Vergleich zu der Schlussfolgerung, dass die saisonale Influenza mit weltweit ungefähr 650.000 Toten pro Jahr eine größere Bedrohung für die Gesundheit darstellt. Er gab jedoch zu bedenken, dass bei Influenza eine Vorbeugung durch Impfung möglich sei, was bei dem neuartigen Coronavirus noch nicht der Fall ist. In der vom RKI herausgegebenen ''Aktuellen Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten'' sind für das Jahr 2020 bisher mehr als 59.000 Influenza-Infektionsfälle in Deutschland genannt (Datenstand: 26.&nbsp;Februar 2020).
=== Vertreter und Beispielwerke ===
* [[E. T. A. Hoffmann]] (1776–1822): ''[[Der goldene Topf]]''
* [[Joseph von Eichendorff]] (1788–1857): ''[[Das Marmorbild]]''
* [[Edgar Allan Poe]] (1809–1849): ''[[Das verräterische Herz]]''
* [[Theodor Storm]] (1817–1888): ''[[Der Schimmelreiter]]''
* [[Jules Verne]] (1828–1905): ''[[Die Eissphinx]]''
* [[Guy de Maupassant]] (1850–1893) ''[[Der Horla]]''
* [[William Wymark Jacobs]] (1863–1943): ''[[Die Affenpfote]]''
* [[Herbert George Wells]] (1866–1946): ''[[Die Zeitmaschine]]''
* [[Hanns Heinz Ewers]] (1871–1943): ''[[Die Spinne (Ewers)|Die Spinne]]''
* [[Alfred Kubin]] (1877–1959): ''[[Die andere Seite (Roman)]]''
* [[Franz Kafka]] (1883–1924): ''[[Die Verwandlung]]''
* [[Howard Phillips Lovecraft]] (1890–1937): ''[[Die Musik des Erich Zann]]''
* [[J. R. R. Tolkien]] (1892–1973): ''[[Das Silmarillion]]''
* [[Clark Ashton Smith]] (1893–1961): ''[[Des Magiers Wiederkehr]]''
* [[Alexander Lernet-Holenia]] (1897–1976): ''[[Der Baron Bagge]]''
* [[Jorge Luis Borges]] (1899–1986): ''Das Sandbuch''
* [[Robert Ervin Howard]] (1906–1936): ''[[Conan der Cimmerier]]''
* [[Marlen Haushofer]] (1920–1970): ''[[Die Wand]]''
* [[Michael Ende]] (1929–1995): ''[[Die unendliche Geschichte]]''
* [[Stephen King]] (*&nbsp;1947): ''[[Der Fornit]]''
* [[Kirsten Boie]] (*&nbsp;1950): ''Der durch den Spiegel kommt''
* [[Alban Nikolai Herbst]] (*&nbsp;1955): ''[[Thetis. Anderswelt]]''
* [[Christian Kracht]] (*&nbsp;1966): ''[[Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten]]''
* [[Kurd Laßwitz]] (1848–1910): ''Homchen''
* [[Paul Scheerbart]] (1863–1915): ''Lesabéndio. Ein Asteroiden-Roman.''
* [[Stanisław Lem]] (1921–2006): ''[[Solaris (Roman)|Solaris]]''
* [[Arkadi und Boris Strugazki]] (1925–1991 und 1931–2012): ''[[Picknick am Wegesrand]]'' (verfilmt als ''[[Stalker (Film)|Stalker]]'')
* [[Haruki Murakami]] (*&nbsp;1949): ''[[Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt]]''
* [[Neil Gaiman]] (*&nbsp;1960): ''[[Niemalsland]]''


=== Planetarische Einflüsse als Ursache für das Auftreten von Epidemien ===
{{WikipediaDE|Liste von Phantastikautoren}}


In einem Vortrag aus dem Jahr 1920, als in Europa die Spanische Grippe grassierte, hat Rudolf Steiner den planetarischen Einfluss bei der Entstehung von Epidemien erwähnt: "Denken Sie sich zum Beispiel, ...man hätte es einmal zu tun in einem Winter mit einer starken Beeinflussung der Sonnentätigkeit - ich sage jetzt nicht der Lichtwirkung, sondern der Sonnentätigkeit - durch die äußeren Planeten Mars, Jupiter, Saturn. Eine solche Winterkonstellation wirkt anders, als wenn die Sonnentätigkeit durch das Fernabstehen von Mars, Jupiter und Saturn für sich allein zur Geltung kommt. Wenn ein solcher Winter da ist, ...dann wird ein starker Einfluss bei dazu disponierten Personen geübt auf die rhythmische Tätigkeit, die zwischen Brust und Kopf verläuft und die ihren gröbsten Ausdruck in der Atmungstätigkeit findet. Man kann sagen: Die Neigung, diesen Rhythmus regelmäßig zu machen, die wird durch eine solche kosmische Konstellation wesentlich verstärkt bei den Menschen, die zum Beispiel herausgeboren sind aus gesunden Verhältnissen, die robust sind in Bezug auf ihr Inneres. Sie können dabei äußerlich sehr schmächtig sein. Bei denen ist ein sehr stark geregelter Atmungsrhythmus da, und entsprechend ist der Kopf-Brust-Rhythmus überhaupt dann stark geregelt. Ein solcher innerlich gefestigter Rhythmus, der lässt sich nicht leicht bestimmen von dem, was außen wirkt. Da müssen schon starke Insulte kommen, wenn Sie ihn bestimmen wollen.
== Politische Aspekte ==
[[Datei:Golem and Loew.jpg|miniatur|[[Judah Löw|Rabbi Löw]] und der [[Golem]], Illustration von [[Mikoláš Aleš]] 1899]]


Bei wem aber schon dieser Rhythmus in einer gewissen Weise unregelmäßig verläuft, auf den wirkt ein solcher Einfluss, wie ich ihn geschildert habe, außerordentlich stark, denn der schon geschädigte Rhythmus hat die Tendenz, sich noch weiter schädigen zu lassen, und alle diejenigen Menschen, die dann auftreten mit solchen Dispositionen an denjenigen Orten der Erde, auf die diese Konstellation des Himmels besonders wirkt, sind zum Beispiel die Kandidaten für die sogenannte Influenza und für die Grippe. Diese Dinge müssen durchaus da sein, wenn der besondere Grund und Boden für so etwas wie für Influenza und Grippe geschaffen werden soll."<ref>Rudolf Steiner, Geisteswissenschaft und Medizin, 18. Vortrag, GA312</ref>
Unter dem [[Alfred Kubin]] entlehnten programmatischen Titel ''Ja, mein Lieber, wir sind konservativ'' verweist der Germanist [[Peter Cersowsky]] auf vielfältige Bezüge und Parallelen zwischen phantastischer Literatur und politisch konservativen bzw. rechten Positionen<ref name="Cers">Peter Cersowsky: ''Ja, mein Lieber, wir sind konservativ. Politische Aspekte bei deutschsprachigen Phantastik-Autoren des 20. Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus.'' In: [[Franz Rottensteiner]] (Hrsg.): ''Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 33–59.</ref> wie grundsätzlicher Politikferne und Schicksalsgläubigkeit. Als frühes Beispiel nennt er [[Edmund Burke]], den Begründer des [[Konservatismus]], der mit seinen ästhetischen Betrachtungen zentral an der [[Gothic Novel]] und Schauergeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts mitwirkte; genauso nennt Cersowsky die 1904 erfolgte Herausgabe und Übersetzung der Werke von [[Edgar Allan Poe]] in Deutschland durch [[Arthur Moeller van den Bruck]] (einen zentralen Vertreter der [[Konservative Revolution|Konservativen Revolution]]) als Auftakt zu einer vorher nie gesehenen Fülle an Fantastischer Literatur in Deutschland. Eine parallel laufende Vielzahl technischer Utopien, vom [[Roboter]] über das [[Atlantropa]]-Projekt bis hin zu den Raumfahrtbüchern [[Hermann Oberth]]s, sind mit der technisch orientierten Phantastik bzw. frühen [[Science-Fiction]] eng verbunden.


Markus Sommer weist darauf hin, dass "wir tatsächlich aktuell (März 2020) genau die Konstellation haben, von der Rudolf Steiner damals sprach und sie wird so ähnlich das ganze Jahr über wirksam sein."<ref>Christengemeinschaft Nürnberg, CG Empfehlungen Prophylaxe Covid-19-1</ref>
Cersowsky sieht in dieser Hinsicht eine Kontinuität über die 1920er Jahre hinaus; denn (humorig) „als die Revolution ausblieb, legten die 68er ihren [[Georg Lukács|Lukács]] beiseite und vertrieben sich die Zeit mit Lovecraft.<ref name="Cers" /> Dennoch kommt Cersowsky nicht zu dem Schluss, Phantastik sei notwendig reaktionär.


== Genesung ==
Anders [[Lars Gustafsson]],<ref>Zitiert bei Peter Cersowsky: ''Ja, mein Lieber, wir sind konservativ. Politische Aspekte bei deutschsprachigen Phantastik-Autoren des 20. Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus.'' In: Franz Rottensteiner (Hrsg.): ''Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 33–59.</ref> der die Phantastik am Beispiel Lovecrafts als grundlegend reaktionär sieht – und Hochzeiten von Phantastik (und Esoterik) verbunden mit gesellschaftlichem Rückschritt; [[Lothar Baier]]<ref>Lothar Baier: ''Ist phantastische Literatur reaktionär? Zu den Thesen Lars Gustafssons.'' In: ''Akzente'' 16, 1969, S. 276–287.</ref> wie Peter Cersowsky<ref>Peter Cersowsky: ''Phantastische Literatur im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Strukturwandel des Genres, seinen geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und zur Tradition der ‚schwarzen Romantik‘ insbesondere bei Gustav Meyrink, Alfred Kubin und Franz Kafka.'' Fink, München 1989, ISBN 3-7705-2133-1.</ref> widersprechen dieser These und nennen demgegenüber das Element der Grenzüberschreitung, des Risses und der Utopie als potentiell emanzipatorisch und als ein Vehikel von gesellschaftlicher wie technischer Innovation.
Die WHO weist in ihren ''Situation Reports'' weder Zahlen für Genesene noch für aktuell als infiziert Gemeldete (also die bisher bestätigten Infizierten abzüglich der Verstorbenen und Genesenen) aus. Zum Verständnis einer Epidemie ist trotzdem neben der Entwicklung der Gesamtzahl der Infizierten die zum aktuellen Zeitpunkt gegebene Menge der Infizierten, also der Infizierten, die weder verstorben noch genesen sind, relevant, ebenso die Zahl der Genesenen und damit wahrscheinlich zukünftig [[w:Immunität (Medizin)|Immunen]]. Die Zahlen der Genesenen und Toten sind im Vergleich zur Zahl der Infizierten zeitlich verschoben – um die Dauer zwischen Bestätigung der Infektion und der Beendigung der Krankheit durch Gesundung oder Tod. Insbesondere lassen sie keine einfachen Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit oder die Letalität zu. Das ''Center for Systems Science and Engineering'' (CSSE) an der ''Johns Hopkins University'' entwickelte eine alternative Sammlung der durch örtliche Stellen gemeldeten Fälle und Präsentation der Daten per Online-Tool. Die hier angegebenen Zahlen unterliegen einem größeren Vorbehalt als die an anderer Stelle gezeigten Daten der WHO, da es keine einheitliche Definition der Genesung gibt. ''Die Zeit'' schrieb am 4.&nbsp;März hierzu, bei den Zahlen aus China handele es sich strenggenommen um ''‚aus dem Krankenhaus Entlassene‘'', da die Zahlen nur diese erfassten. In China gilt jeder als genesen, der drei Tage fieberfrei war und zweimal negativ auf das Virus getestet wurde, jedoch sei zu bezweifeln, ob unter dem starken Druck auf das Gesundheitssystem wirklich alle Entlassenen nicht mehr ansteckend waren. Weiter schrieb sie, in Deutschland gebe es keine offiziellen Zahlen, da es keine Meldepflicht für das Genesen gebe, und zitiert einen Gesundheitsamtsleiter, der sagte, sie dürften dem Robert Koch-Institut (RKI) aus Datenschutzgründen gar keine Informationen über Genesene übermitteln. In Deutschland gelten Infizierte frühestens zehn Tage nach Beginn ihrer Symptome als genesen, zudem dürfen sie 48 Stunden lang kein Fieber gehabt haben, seit mehr als 24 Stunden keine weiteren Symptome mehr verspüren und zwei im Abstand von mindestens 24 Stunden genommene Abstriche aus dem Nasenrachenraum müssen virenfrei sein.
 
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|COVID-19-Pandemie}}
 
== Anthroposophisch-medizinische Gesichtspunkte ==
 
Als Heilmittel gegen Lungenerkrankungen gelten potenziertes Phosphor, enthalten z.B. in Weleda Infludo sowie Meteoreisen (Wala). Ferner kommen Nahrungsergänzungsmittel, wie z.B. Bienen-Propolis in Betracht, z.B. Vivanta Bee Propolis, um eine Immunstärkung zu erreichen. [[Axel Burkart]] vermutet, dass auch die Heilpflanze Artemisia annua (Einjähriger Beifuß), enthalten z.B. in Artemisia annua intense, als Mittel der Wahl in Frage kommen könnte.
 
Abgeraten wird von eiweißreicher Kost. Im Idealfall ist man also Vegetarier. Ferner ist auch der überlange Schlaf als eher schädlich anzusehen. Mehr als sieben Stunden Schlaf wären demnach u.U. schädlich.
 
(Vgl. z.B. Friedwart Husemann, in "Ein Nachrichtenblatt", Nr. 6 vom 22. März 2020, S. 3 - 4 oder auch Georg Soldner, in "Das Goetheanum",13. März, Nr. 11/2020)
 
Gerade beim Schlaf scheint es vor allem auf das richtige Maß anzukommen, denn Markus Sommer betont andererseits, dass genug Schlaf wichtig sei. Selbst die Grippeimpfung sei effektiver, wenn man nachts mindestens 7 Stunden schläft.
 
Des Weiteren empfiehlt er „Übungen in der Heileurythmie, die allgemein gesundend auf das rhythmische System wirken und stärkende Seelenregungen unterstützen. Es sind dies u.a. Liebe-E, Hoffnung-U, A-Verehrung und Rhythmisches R, über die R.Steiner im Heileurythmiekurs (GA311) unter anderem sagt, dass sie erwärmend auf das Atem- und Kreislaufsystem wirken, endogene Rhythmen stabilisieren und die Widerstandsfähigkeit stärken.“
 
Die Lunge ist das Organ, das [[Otto Wolff]] als Ernährungsorgan darstellt. Gleicheitig benennt er es als Umweltorgan, da es der Atmung zugeneigt ist und einen Außenkonakt pflegt.<ref>Husemann/Wolff, Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, Verlag Freies Geistesleben, Band III, Stuttgart 1986, S.193ff</ref> Heinz Grill spricht sich entschieden gegen die Quarantänemaßnahmen bei Coronaviruserkrankungen aus, da er die Lunge mit dem Atemvorgang essenziell für die Eiweißbildung betrachtet und wenn diese durch häusliche Enge, fehlende angemessene natürliche Beziehungen, eingeengt wird, können sich Atemwegserkrankungen im weiteren Maße mit schwereren Komplikationen entwickeln. Die Lunge bräuchte nach seinen Ausführungen eine weite, freie und ungezwungene Atmung und gute natürliche Luft.<ref>Heinz Grill, Kosmos und Mensch, Stephan Wunderlich Verlag 2015, ISBN 9783981585568, S.190</ref>
 
=== Bitterstoffe, desinfizierende Kräuter, Meteoreisen ===
 
Weitere Hinweise desselben Autors zur Immunstärkung sind: „In der Schleimhaut der Atemwege gibt es sog. Bitterstoffrezeptoren. Wenn wir Bitteres zu uns nehmen (Chikorée, Radicchio, Endiviensalat, Löwenzahn- und Schafgarbensprossen etc.), so werden diese aktiviert. Dadurch verbessert sich der Abtransport von Schleim und die lokale Abwehr wird auf mehreren Ebenen aktiviert. Süßes hemmt diese Wirkungen dagegen. Daher ist der Verzicht auf zu viel Süßes und die Aufnahme von Bitterem in den Speiseplan sinnvoll. ... Es wird angenommen, dass durch raschen Abtransport des Schleims Viren am Eindringen in die Zellen der Atemwege gehindert werden könnten.“ Daher sei es hilfreich, viel zu trinken. Für Teezubereitungen, z.B. mit Ingwer, „kommen bittere Zusätze wie Schafgarbe, Wermut oder Tausendgüldenkraut in Betracht.... Auch Kauen von Salbei- oder Kapuzinerkressenblättern, die desinfizierend wirken, kann empfohlen werden.
 
Ebenfalls an der ersten Barriere, die ein Virus überwinden muss, ist Echinacea wirksam. Versuche zeigen, dass Extrakte des Sonnenhutes das Virus an der Schleimhaut vor Eindringen in die Zellen inaktivieren kann...
 
Zur Grippeprophylaxe haben sich Meteoreisen Globuli bewährt. Meteoreisen, Quarz und Phosphor, die darin potenziert enthalten sind, stärken die inneren Lichtkräfte und wirken auch Ängsten entgegen....Ebenso wichtig ist genug Bewegung und Sonnenlichtaufnahme, weshalb Spaziergänge im Freien stärkend wirken.“<ref>Christengemeinschaft Nürnbert, CG Empfehlungen Prophylaxe Covid-19-1</ref>
 
=== Bewusstseinsbildende Übungen gegen Viruserkrankungen und Infektionen ===
 
Heinz Grill schlägt zur Prophylaxe und Therapie von Viruserkrankungen die regelmäßige Praxis bewusstseinsbildender Übungen vor: „Betrachtet jemand die gegenwärtigen Maßnahmen, die im Kampfe gegen den Virus angeboten werden, etwas genauer, kann er gar nicht umhin als festzustellen, dass viel mehr eine Angst als Gefahrenpotential bestehen bleibt, als die Sache selbst. Die Angst in diesem Ausmaße, wie sie unbewusste, ergreifende Reaktionen freisetzt, umhüllt den Menschen wie eine vergiftete Atemluft. Die aufkommenden Reaktionen (der Quarantänemaßnahmen) heißen ja nichts anderes, als dass der Bürger den Mut nicht aufbringt, zu seinem eigenen Potential und zu seiner Fähigkeit, dass er eine Sache objektiv denken, vorstellen und beurteilen kann, zu stehen. Die instinktive Reaktion des Sich-Schützens bringt das menschliche Bewusstseinspotential in Wirklichkeit in eine abgründige Tiefe und bindet ihn regelrecht zurück in die Welt des [[Karma]], die ihn mehr oder weniger in alten Strukturen umschließt. ...
 
Wenn nun der Einzelne den Mut fasst, sich längere Zeit in einer Anschauung zu üben, beispielsweise mit der Frage: Was ist wirklich die gesamte Angstmacherei in dieser Welt? und wenn er beginnt, diese Anschauung von verschiedenen Seiten vorstellungsmäßig zu verarbeiten, dann gewinnt er die Fähigkeit, das, was auf ihn täglich hereinströmt, das ganze suggestive Potential, das ihn überschwemmen und überfremden möchte, von innen nach außen zu führen. Eine gute Vorstellungsbildung und eine Auseinandersetzung mit negativen Kräften kann zu dem Sprichwort führen „Wenn die Gefahr erkannt ist, ist sie bereits gebannt.“ Das, was den Menschen unbewusst aufsaugt und besetzt, wird durch die gute Vorstellungsbildung, durch die Anschauungsentwicklung und durch richtiggehende Schulung zur Erkenntnis mit eingehendster Wahrnehmungsfähigkeit von innen nach außen gebracht. Die Immunreaktion folgt diesem gleichen Weg.“ <ref>[https://heinz-grill.de/coronavirus-bewusstsein/ Heinz Grill, Der Coronavirus: Die Auseinandersetzung mit den Ängsten und Suggestionen stärkt die Abwehrkraft]</ref>
 
Wie man sich durch Bewältigung der Furcht vor Ansteckung schützen kann, schildert auch Rudolf Steiner mit den folgenden Worten: "Wenn man ...mit den Gedanken der Furcht hineinschläft in die Nacht, so erzeugen sich in der Seele die unbewussten Nachbilder, die Imaginationen, die durchsetzt sind von Furcht, und das ist ein gutes Mittel, um Bazillen zu hegen und zu pflegen... Kann man nur ein wenig mildern diese Furcht, z.B. durch werktätige Liebe, wo man unter den Verrichtungen der Pflege für die Kranken etwas vergessen kann, daran zu denken, dass man angesteckt werden könnte, so mildert man auch dadurch die Pflegekräfte für die Bazillen."<ref>Rudolf Steiner, Vortrag vom 5.5.1914, in GA 154</ref>
 
== Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ==
 
"Zur gezielten Abwehr des Corona-Virus und anderer viraler Bedrohungen empfehle ich dringend die Einnahme von Propolis. Propolis ist ein hoch komplexes Produkt der Bienen und schützt deren Lebensraum effektiv vor Viren, Bakterien und Parasiten – und das seit etwa 40 – 50 Mio Jahren! Die medizinische Wirkung der Propolis gegenüber Viren ist mittlerweile auch wissenschaftlich erforscht: Viren benötigen eine sog. NUC-Polymerase um sich zu replizieren – die Propolis ist in der Lage, diese Polymerase wirkungsvoll zu hemmen. Die Einnahme von Propolis als Tinktur ist seitens der Apitherapie, sowohl zur Prophylaxe als auch zur Therapie viraler Erkrankungen sehr effektiv. Zusätzlich kann die Propolis auch als Nasen- und Rachenspray angewendet werden und damit auch gezielt die Infektionswege des Corona-Virus (Covid-19), unterbinden." (https://praxis-kunth.de/medizinische-strategien-gegen-das-corona-virus/)


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
{{Portal|Phantastik}}
* {{WikipediaDE|COVID-19-Pandemie}}
* {{WikipediaDE|Phantastik}}
* {{WikipediaDE|Liste der Phantastik-Preise}}


== Literatur ==
== Literatur ==
{{Glomer|stichwort-epidemien_1044_1582|Epidemien}}
* Ulf Abraham: ''Fantastik in Literatur und Film. Eine Einführung für Schule und Hochschule.'' Berlin 2012.
* {{Literatur |Autor=Joseph T. Wu, Kathy Leung, Gabriel M. Leung |Titel=Nowcasting and forecasting the potential domestic and international spread of the 2019-nCoV outbreak originating in Wuhan, China: a modelling study |Sammelwerk=The Lancet |Band=Band&nbsp;395 |Nummer=10225 |Datum=2020-01-31 |Seiten=689–697 |DOI=10.1016/S0140-6736(20)30260-9}}
* Lucie Armitt: ''Fantasy fiction: an introduction.'' Continuum, New York 2005, ISBN 0-8264-1685-3.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Stichwort Epidemien'', Rudolf Steiner Vlg., Dornach 2010
* Neil Cornwell: ''The literary fantastic: from Gothic to postmodernism.'' Harvester Wheatsheaf, New York 1990, ISBN 0-7108-1376-7.
* [[Rudolf Steiner]]: ''Zum Corona-Rätsel: Ein Beitrag der Geisteswissenschaft'', Rudolf Steiner Ausgaben 2020, ISBN 978-3867721615
* Uwe Durst: ''Theorie der phantastischen Literatur.'' Aktualis., korr. u. erw. Neuausg. Lit, Berlin 2007, ISBN 978-3-7720-2766-6.
* Michaela Glöckler, Andreas Neider, Harmut Ramm: ''Corona - eine Krise und ihre Bewältigung: Verständnishilfen und medizinisch-therapeutische Anregungen aus der Anthroposophie'', Books on Demand 2020, ISBN 978-3751917919; eBook {{ASIN|B088KQMYY3}}
* Uwe Durst: ''Das begrenzte Wunderbare: Zur Theorie wunderbarer Episoden in realistischen Erzähltexten und in Texten des Magischen Realismus.'' Lit, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1531-8.
* [[Judith von Halle]]: ''Die Coronavirus-Pandemie. Anthroposophische Gesichtspunkte'', Vlg. für Anthroposophie, Dornach 2020
* Manfred Engel: ''Geburt der phantastischen Literatur aus dem Geiste des Traumes? Traum und Phantastik in der romantischen Literatur.'' In: Christine Ivanović, Jürgen Lehmann, Markus May (Hrsg.): ''Phantastik – Kult oder Kultur? Aspekte eines Phänomens in Kunst, Literatur und Film.'' Metzler, Stuttgart/ Weimar 2003, ISBN 3-476-45277-8, S. 153–170.
* Markus Sommer, Grippe und Erkältungskrankheiten: natürlich heilen. Vorbeugen Behandeln Auskurieren, aethera Verlag 2009, ISBN 9783772550461
* Jens Malte Fischer: ''Literatur zwischen Traum und Wirklichkeit.'' Wetzlar 1998.
* Husemann/Wolff, Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst, Band III, Verlag Freies Geistesleben, ISBN 3772505317
* Marco Frenschkowski: ''Phantastik''. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Darmstadt: WBG 1992ff., Bd. 10 (2011), Sp. 886–900.
* Christian Büttner: Corona - Gedanken zum Auftreten der Pandemie. In: Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland: Mitteilungen Ostern 2020, S. 3 - 8
* Marco Frenschkowski: ''Ist Phantastik postreligiös? Religionswissenschaftliche Beiträge zu einer Theorie des Phantastischen.'' In: Clemens Ruthner, Ursula Reber u. Markus May (Hrg.), ''Nach Todorov. Beiträge zu einer Definition des Phantastischen in der Literatur.'' Tübingen: Francke 2006, 31–51.
{{#lst:Infektionskrankheit|Literatur}}
* Gerhard Haas: ''Struktur und Funktion der phantastischen Literatur.'' In: ''Wirkendes Wort''. 1978, Heft 5, S. 340–356.
 
* Christian Heger: ''Kindern von Kindern erzählen. Kindlichkeit als phantastische Erzählkategorie in Literatur und Film.'' In: Ders.: ''Im Schattenreich der Fiktionen: Studien zur phantastischen Motivgeschichte und zur unwirtlichen (Medien-)Moderne.'' AVM, München 2010, ISBN 978-3-86306-636-9, S. 86–106.
{{GA}}
* Martin Horstkotte: ''The postmodern fantastic in contemporary British fiction.'' WVT, Trier 2004, ISBN 3-88476-679-1. (=Horizonte; 34)
* W.R. Irwin: ''The game of the impossible: a rhetoric of fantasy.'' University of Illinois Press, Urbana 1976, ISBN 0-252-00587-2.
* Rosemary Jackson: ''Fantasy: the literature of subversion.'' Methuen, London 1981, ISBN 0-416-71170-7.
* S. T. Joshi, Stefan Dziemianowicz: ''Supernatural Literature of the World An Encyclopedia.'' (Drei Bände), Greenwood Press, 2005, ISBN 0-313-32774-2.
* Joachim Körber: ''Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur.'' Corian, Meitingen 1985{{ff}} (Loseblattwerk in Fortsetzungen).
* E. Schenkel, W. F. Schwarz u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Die magische Schreibmaschine. Aufsätze zur Tradition des Phantastischen in der Literatur.'' Vervuert, Frankfurt a.&nbsp;M. 1998, ISBN 3-89354-268-X, S. 327–385.
* Stanisław Lem: ''Tzvetan Todorovs Theorie des Phantastischen.'' In: Zondergeld, R.A. (Hrsg.), ''[[Phaïcon]] : Almanach der phantastischen Literatur 1''. Frankfurt a.&nbsp;M. 1974, ISBN 3-458-01769-0, S. 92–122.
* Florian Marzin: ''Die phantastische Literatur: eine Gattungsstudie.'' Lang, Frankfurt a. M. 1982, ISBN 3-8204-7156-1.
* Dieter Petzold: ''Fantasy in Film und Literatur.'' Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0414-0.
* Sanna Pohlmann: ''Phantastisches und Phantastik in der Literatur. Zu phantastischen Kinderromanen von Astrid Lindgren.'' Johannes Herrmann J&J-Verlag, Wettenberg 2004, ISBN 3-937983-00-7.
* Marco Prestel: ''Wundersame Wirrnis. Eine Einführung in die Theorie der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur und die Poetik der Fantasy.'' In: ''Kinderliterarische Mythen-Translation. Zur Konstruktion phantastischer Welten bei Tove Jansson, C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien.'' Hrsg. v. Gunda Mairbäurl, Ingrid Tomkowiak, Ernst Seibert u. Klaus Müller-Wille. Praesens Verlag: Wien 2013, S. 25–54, ISBN 978-3-7069-0717-0.
* Eric S. Rabkin: ''The fantastic in literature.'' Princeton University Press, Princeton 1976, ISBN 0-691-06301-X.
* Frank Rainer Scheck (Hrsg.), ''Priester des Todes. Deutsche Phantastik aus dem Geist der Dekadenz''. Blitz Verlag, Windeck 2011 [darin vor allem die Einleitung des Hg.], ISBN 978-3-89840-279-8.
* Annette Simonis: ''Grenzüberschreitungen in der phantastischen Literatur: Einführung in die Theorie und Geschichte eines narrativen Genres.'' Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5021-5.
* Simon Spiegel: ''Theoretisch phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur.'' p.machinery, Murnau 2010, ISBN 978-3-942533-12-6.
* Jörn Steigerwald: ''Die fantastische Bildlichkeit der Stadt. Zur Begründung der literarischen Fantastik im Werk E.T.A. Hoffmanns.'' Würzburg: Königshausen & Neumann 2001 (Reihe der Stiftung für Romantikforschung XIV), ISBN 3-8260-2010-3.
* Jörn Steigerwald: ''The fairy tale, the fantastic tale.'' In: ''Romantic Prose Fiction''. (Comparative history of literatures in European languages) Hg. v. Gerald Gillespie/Manfred Engel/Bernard Dieterle. Amsterdam/Philadelphia 2008, S. 325–344.
* Christian W. Thomsen, Jens Malte Fischer (Hrsg.): ''Phantastik in Literatur und Kunst.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, ISBN 3-534-08293-1.
* Tzvetan Todorov: ''Einführung in die fantastische Literatur''. Übers. aus dem Französischen von Karin Kersten, Senta Metz, Caroline Neubaur. S. Fischer, Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-548-03191-9. (Original: Introduction à la littérature fantastique. Paris 1970)
* Thomas Wörtche: ''Phantastik und Unschlüssigkeit: Zum strukturellen Kriterium eines Genres. Untersuchungen an Texten von Hanns Heinz Ewers und Gustav Meyrink.'' Corian, Meitingen 1987, ISBN 3-89048-113-2. (=Studien zur phantastischen Literatur; 4)
* Marianne Wünsch: ''Die Fantastische Literatur der Frühen Moderne (1890–1930). Definition, denkgeschichtlicher Kontext, Strukturen.'' Fink, München 1991, ISBN 3-7705-2643-0.
* Rein A. Zondergeld (Hrsg.): ''Phaïcon. Almanach der phantastischen Literatur.'' 5 Bände, Frankfurt a.&nbsp;M. 1974, 1975, 1978, 1980, 1982.
* Rein A. Zondergeld: ''Lexikon der phantastischen Literatur.'' Frankfurt a.&nbsp;M. 1983; erweiterte Neufassung (zusammen mit Holger E. Wiedenstried), Stuttgart 1998.
* Rein A. Zondergeld (Hrsg.): ''Schattenspiel. Phantastische Erzählungen aus dem Dritten Reich.'' Karolinger Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85418-129-3. (darin vor allem das Nachwort des Hrsg.)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1090985/umfrage/fallzahl-des-coronavirus-2019-ncov-nach-laendern/ Fallzahl des Coronavirus (COVID-19) seit Dezember 2019 nach am schwersten betroffenen Ländern] auf [https://de.statista.com de.statista.com]
* {{Webarchiv | url=http://www.ruhr-uni-bochum.de/komparatistik/veranstaltungen/ss2007.html#1 | wayback=20120221215734 | text=Phantastische Literatur}} Übersicht der PDFs zur Vorlesungsreihe von Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans (Archiv)
* [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1100818/umfrage/todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-2019-ncov-nach-laendern/ Todesfälle aufgrund des Coronavirus (COVID-19) seit Dezember 2019 nach am schwersten betroffenen Ländern] auf [https://de.statista.com de.statista.com]
* [https://www.facebook.com/jeanpuetzoffiziell/videos/594100454513547 Jean Pütz läuft noch ein letztes Mal zur Höchstform auf und bastele Mundschütze - Großartig] YouTube
* [https://www.facebook.com/ZDFterraX/videos/1090084501349563 Harald Lesch zur Frage der Verhältinismäßigkeit der Maßnahmen] YouTube
* [https://www.youtube.com/watch?v=mR2ivC6o2M0 Axel Burkart TV-Spirituelle Hintergründe des Coronavirus]Youtube
* [https://app.handelsblatt.com/politik/international/angebliche-laborpanne-bericht-us-diplomaten-warnten-dass-ein-unfall-eine-corona-pandemie-ausloesen-koennte/25746466.html?utm_source=pocket-newtab Hat ein Unfall die Corona-Pandemie ausgelöst?] Weblink
* [https://haus-aja.de/_Resources/Persistent/339107ec6f3a483e6913416e8bbc15855307e4ba/Corona-Syndrom_Dr.-Thomas-Hardtmuth.pdf Anmerkungen zum CORONA-Syndrom] (Dr. med. Thomas Hardtmuth)
* [https://www.tagesschau.de/inland/corona-obduktionen-studie-101.html?utm_source=pocket-newtab Patienten sterben oft an Blutgerinnseln] Weblink
* [https://www.youtube.com/watch?v=vi85E-qqKgI Axel Burkart zu Möglichkeiten des Widerstands (Art. 20 IV Grundgesetz)]
* [https://taz.de/Klima-Leugner-entdecken-Corona/!5681653/ Klima-Leugner entdecken Corona: Dieselben Trickser] Weblink
* [https://www.tagesspiegel.de/politik/nebenwirkung-des-lockdowns-mediziner-berichten-von-massiver-gewalt-gegen-kinder/25833740.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Mediziner berichten von massiver Gewalt gegen Kinder] Weblink
* [https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-07/corona-uebertragung-aerosole-pandemie-virus-verbreitung-lueften?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Aerosole übertragen Corona stärker, als gedacht] Weblink
* [https://www.tagesschau.de/inland/ghs-index-deutschland-corona-101.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Warum Deutschland die Krise besser bewältigt] Weblink
* [https://www.rnd.de/gesundheit/covid-19-studie-hirnschaden-schon-bei-leichten-symptomen-PYWCXWUCCVCITK56ZIS77HSMO4.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Hirnschäden treten schon bei leichten Covid-19-Symptomen auf] Weblink
* [https://www.spektrum.de/news/wie-sars-cov-2-das-gehirn-angreift/1750808#Echobox=1594652916?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Wie Sars-CoV-2 das Gehirn angreift] Weblink
* [https://www.facebook.com/notes/oliver-tropan/das-virus-versuch-einer-anthroposophischen-einordnung/4163228530417211 Das Virus - Versuch einer anthroposophischen Einordnung] Weblink


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4045671-7}}


{{SORTIERUNG:CoronavirusEpidemie 20192020}}
[[Kategorie:Phantastik|!]]
[[Kategorie:Infektionskrankheit]]
[[Kategorie:Literaturgattung]]
[[Kategorie:COVID-19-Pandemie|!]]
[[Kategorie:Filmgattung]]
[[Kategorie:Zeitgeschehen]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 16. April 2020, 21:30 Uhr

Phantastik, auch Fantastik, ist ein Genrebegriff, der in Fachkreisen sehr unterschiedlich definiert wird. Außerwissenschaftlich bezeichnet der Begriff „fantastisch“ alles, was unglaublich, versponnen, wunderbar oder großartig ist. Der Ursprung des Begriffs „phantastische Literatur“ ist ein Übersetzungsfehler: E. T. A. Hoffmanns Fantasiestücke in Callots Manier wurden 1814 als Contes „fantastiques“ ins Französische übersetzt, statt richtigerweise als Contes „de la fantaisie“.

Definitionen der Phantastik

Die vielen von Literaturwissenschaftlern vorgeschlagenen Definitionen des Phantastischen lassen sich nach Uwe Durst (* 1965) grob in zwei Kategorien einteilen.

Maximalistische Definition

Die maximalistische Definition umfasst alle erzählenden Texte, in deren fiktiver Welt die Naturgesetze verletzt werden. Der grundsätzliche Unterschied zum minimalistischen Ansatz besteht darin, dass ein Zweifel an der binnenfiktionalen Tatsächlichkeit des Übernatürlichen keine Rolle bei der Definition spielt.

Durst unterscheidet weiter in eine ahistorische und in eine historische Variante maximalistischer Genredefinition. Ahistorisch werden alle Texte dem Genre zugerechnet, die aus Sicht der heutigen Naturwissenschaft Naturgesetze verletzen, also auch die Bibel (H. P. Lovecraft), antike Epen usw. (Harald Fricke). Die historische Variante bezeichnet hingegen nur solche Texte als phantastisch, die nach der Entstehung der realistischen Literaturkonvention (Anfang des 18. Jahrhunderts) entstanden sind und in deren zunächst realistischer Welt ein übernatürliches Ereignis stattfindet (Louis Vax, Roger Caillois). Beide Maximalismus-Varianten lassen sich in weitere Untergruppen differenzieren. So rechnet beispielsweise Marianne Wünsch der phantastischen Literatur auch Texte zu, in denen das übernatürliche Ereignis zuletzt realistisch hinwegerklärt wird, was von anderen Theoretikern abgelehnt wird.

Minimalistische Definition

Die minimalistische Definition wurde erstmals durch den bulgarisch-französischen Strukturalisten Tzvetan Todorov in einer längeren literaturwissenschaftlichen Arbeit vertreten.[1] Nach Todorov ist das Phantastische (im Gegensatz zum Wunderbaren, wo das Übernatürliche zweifelsfrei vorliegt) durch die Unschlüssigkeit des implizierten Lesers bestimmt. Die binnenfiktionale Faktizität des Wunderbaren steht im Zweifel. Sobald der Text eine Entscheidung zugunsten einer realistischen oder wunderbaren Einordnung des Ereignisses herbeiführt, verlässt er den Bereich des Phantastischen. In verschiedenen Texten ist der Leser aufgrund divergierender, im Text gegebener Informationen bis zuletzt nicht imstande herauszufinden, ob das beschriebene Wunderbare intratextuell tatsächlich existiert oder auf einer Täuschung des Helden, auf einer Inszenierung durch Betrüger, Drogenkonsum, Wahnsinn o. dgl. beruht.

Todorovs Forschungslinie wurde u. a. durch Christine Brooke-Rose (1923–2012) und Thomas Wörtche fortgeführt. Wörtche hat Todorovs Unschlüssigkeitskriterium auf eine genaue erzähltheoretische Grundlage gestellt (makro- und mikrostrukturelle Destabilisierung der Erzählinstanz als inszenatorische Grundlage der phantastischen Ambivalenz). In neuerer Zeit ist vor allem der Strukturalist Uwe Durst mit einer konsequenten minimalistischen Theoriebildung hervorgetreten. Das naturwissenschaftlich basierte Kriterium des Übernatürlichen wird bei ihm durch das literarisch-konventionsbedingte Kriterium des Wunderbaren ersetzt, das dem Übernatürlichen in einem Verhältnis relativer Autonomie gegenübersteht. Den Vorteil des Minimalismus sieht Durst vor allem in der terminologischen Präzisierung, die auch eine exakte Beschreibung und Terminologisierung von Texten erlaubt, die im Zuge der Durchsetzung des minimalistischen Phantastik-Begriffs aus dem Genre ausgegrenzt und Nachbarkategorien zugeordnet werden.

Wichtige Begriffe in der Phantastikdiskussion

Riss

Das Bild des Risses geht auf eine vielzitierte Phantastikdefinition Roger Caillois’ zurück. Demnach offenbare sich im Phantastischen das „Übernatürliche wie ein Riß in dem universellen Zusammenhang. Das Wunder wird dort zu einer verbotenen Aggression, die bedrohlich wirkt und die Sicherheit der Welt zerbricht, in der man bis dahin die Gesetze für allgültig und unverrückbar gehalten hat. Es ist das Unmögliche, das unerwartet in einer Welt auftaucht, aus der das Unmögliche per definitionem verbannt worden ist“. Das von Caillois zusätzlich vertretene Angstkriterium (die Angst, die der reale Leser angeblich bei der Lektüre eines phantastischen Texts empfinde, bestimme den phantastischen Charakter des Texts) wurde in der literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung kontrovers diskutiert und ist heute wissenschaftlich überholt. So spottete etwa Todorov: Wenn man Caillois’ Ansichten ernst nehme, „dann müßte man daraus folgern, […] daß die Gattung eines Werkes von der Nervenstärke seines Lesers abhängt.“

Realitätssystem

Der Begriff des Realitätssystems wurde von Uwe Durst 2001 in die Phantastikdiskussion eingebracht und bezeichnet die Organisation der Gesetze, die innerhalb einer fiktiven Welt gelten. Damit soll vor allem eine Abgrenzung zum außerliterarischen Begriff der Wirklichkeit hergestellt und die Eigengesetzlichkeit der literarischen Realitätsgesetze betont werden. Nach Durst ist das reguläre Realitätssystem (R) dasjenige System, das seine Verfahrensbedingtheit (und damit seine immanente Wunderbarkeit) verbirgt, um sich den Anschein einer Identität mit der außerliterarischen Wirklichkeit zu geben. So werden etwa in realistischen Texten die verfahrensimmanente Wunderbarkeit eines allwissenden Erzähler oder die pan-deterministische Kausalität symbolischer Ordnungen konventionskonform verheimlicht. Das wunderbare Realitätssystem (W) erlaubt hingegen das offene Inerscheinungtreten wunderbarer Ereignisse (Hellseherei, Unsichtbarkeit, Unsterblichkeit, Vampirismus etc.). Diese Wunderbarkeit ist entweder intratextuell (im Text selbst, also durch den Erzähler oder handelnde Figuren) oder intertextuell markiert (die Wunderbarkeit wird durch die realitätssystemische Differenz zu realistischen Texten offensichtlich). In Dursts Modell befindet sich das Phantastische zwischen dem Bereich des R und dem des W: Die Formulierung eines kohärenten Realitätssystems ist hier unmöglich. Das Phantastische ist somit ein Nichtsystem (N), das sich aus der gegenseitigen Negation der Systeme R und W ergibt.

Systemsprung

Auch der Begriff des Systemsprungs geht auf die Arbeiten Uwe Dursts zurück. Er bezeichnet damit den Wechsel des Realitätssystems innerhalb eines literarischen Texts und damit dessen Sprung von einer Spektrumsseite zur anderen. Derartige Texte nennt Durst mobil, Texte ohne Systemsprung immobil. Als Beispiel führt er Lewis Carrolls Erzählung Alice im Wunderland an. Der Text wechselt von einem regulären (Alice und Cecilia beim Picknick) über ein wunderbares (Alice folgt dem weißen Kaninchen ins Wunderland) wieder zurück in ein reguläres Realitätssystem (Alice erwacht aus ihrem Traum). Zur Terminologisierung entwickelt Durst eine Formelschreibweise, in der er das endgültig etablierte Realitätssystem der syntagmatischen Abfolge realitätssystemischer Zustände innerhalb des Textes gegenüberstellt (im genannten Beispiel: R = R + W + R). Das Konzept des Systemsprungs eröffnet u. a. Fragestellungen zur genregerechten Einordnung systemspringender Texte, die letztlich ein reguläres Realitätsystem etablieren.

Sequentielle Lücke

Hans Dieter Zimmermann hat einen Ansatz für eine Theorie des Wunderbaren entwickelt, das er auf sequentielle Lücken zurückführt: In einer Handlungslinie fehlt ein notwendiges Element, die Handlung findet aber dennoch statt, was das Wunderbare generiert (Hindurchtreten durch eine Wand, ohne vorher eine Tür zu schaffen). Zimmermanns Ansatz ist von Durst ausgebaut worden. Seit 2007 unterscheidet er drei Typen sequentieller Lücken: syntagmatisch-subtraktive (wie bei Zimmermann; in einer Handlung fehlt ein unverzichtbares Element), syntagmatisch-additive (zwei Handlungen werden zu einer einzigen Handlungseinheit erklärt, Pan-Determinismus: das Zersägen eines Schmuckringes tötet deren Besitzerin) und paradigmatische (eine ganze Handlung ist aus dem Paradigma möglicher Handlungen getilgt und damit unmöglich geworden, z. B. das Führen eines Krieges in einer utopischen Welt). Zumal auch in realistischen Texten sequentielle Lücken vorkommen, die geradezu eine Bedingung des Erzählens bilden, ist die Theorie sequentieller Lücken ein zentraler Baustein in Dursts These, dass die phantastische Literatur eine Bloßlegung der immanenten Wunderbarkeit der Narration betreibe und somit nicht der Vampir, sondern die Unmöglichkeit des Erzählens selbst das eigentliche Thema der Phantastik sei.

Phantastik nach minimalistischer Definition

Verfahren

Um die Unschlüssigkeit des Lesers zu erreichen, werden im Text Verfahren angewandt, die die Erzählinstanz destabilisieren (die Autorität des Erzählers als Garant der erzählten Welt zerrütten). Wörtche unterscheidet zwischen makro- und mikrostrukturellen Destablisierungsverfahren. Erstere liegen vor, wenn mehrerer Erzähler (evtl. Figuren) einander widersprechen, der Lüge oder der Unzurechnungsfähigkeit verdächtig machen (wie in Theodor Storms Der Schimmelreiter). Ein mikrostrukturelles Verfahren ist gegeben, wenn die Aussagen eines einzelnen Erzählers in dessen eigener Rede angezweifelt werden, z. B. durch Modalisation („es schien mir“) oder grammatische Zerrüttung (wie in Hanns Heinz EwersDie Spinne). Jemand, der seine eigene Sprache nicht vollständig unter Kontrolle hat, hat vielleicht auch die Kontrolle über seinen Geist verloren. In diesem Zusammenhang sind auch Beteuerungen, nicht verrückt zu sein, zu nennen (wie in Edgar Allan Poes Das verräterische Herz).

Vertreter und Beispielwerke

Liste von Phantastikautoren - Artikel in der deutschen Wikipedia

Politische Aspekte

Rabbi Löw und der Golem, Illustration von Mikoláš Aleš 1899

Unter dem Alfred Kubin entlehnten programmatischen Titel Ja, mein Lieber, wir sind konservativ verweist der Germanist Peter Cersowsky auf vielfältige Bezüge und Parallelen zwischen phantastischer Literatur und politisch konservativen bzw. rechten Positionen[2] wie grundsätzlicher Politikferne und Schicksalsgläubigkeit. Als frühes Beispiel nennt er Edmund Burke, den Begründer des Konservatismus, der mit seinen ästhetischen Betrachtungen zentral an der Gothic Novel und Schauergeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts mitwirkte; genauso nennt Cersowsky die 1904 erfolgte Herausgabe und Übersetzung der Werke von Edgar Allan Poe in Deutschland durch Arthur Moeller van den Bruck (einen zentralen Vertreter der Konservativen Revolution) als Auftakt zu einer vorher nie gesehenen Fülle an Fantastischer Literatur in Deutschland. Eine parallel laufende Vielzahl technischer Utopien, vom Roboter über das Atlantropa-Projekt bis hin zu den Raumfahrtbüchern Hermann Oberths, sind mit der technisch orientierten Phantastik bzw. frühen Science-Fiction eng verbunden.

Cersowsky sieht in dieser Hinsicht eine Kontinuität über die 1920er Jahre hinaus; denn (humorig) „als die Revolution ausblieb, legten die 68er ihren Lukács beiseite und vertrieben sich die Zeit mit Lovecraft.“[2] Dennoch kommt Cersowsky nicht zu dem Schluss, Phantastik sei notwendig reaktionär.

Anders Lars Gustafsson,[3] der die Phantastik am Beispiel Lovecrafts als grundlegend reaktionär sieht – und Hochzeiten von Phantastik (und Esoterik) verbunden mit gesellschaftlichem Rückschritt; Lothar Baier[4] wie Peter Cersowsky[5] widersprechen dieser These und nennen demgegenüber das Element der Grenzüberschreitung, des Risses und der Utopie als potentiell emanzipatorisch und als ein Vehikel von gesellschaftlicher wie technischer Innovation.

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Phantastik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Phantastik

Literatur

  • Ulf Abraham: Fantastik in Literatur und Film. Eine Einführung für Schule und Hochschule. Berlin 2012.
  • Lucie Armitt: Fantasy fiction: an introduction. Continuum, New York 2005, ISBN 0-8264-1685-3.
  • Neil Cornwell: The literary fantastic: from Gothic to postmodernism. Harvester Wheatsheaf, New York 1990, ISBN 0-7108-1376-7.
  • Uwe Durst: Theorie der phantastischen Literatur. Aktualis., korr. u. erw. Neuausg. Lit, Berlin 2007, ISBN 978-3-7720-2766-6.
  • Uwe Durst: Das begrenzte Wunderbare: Zur Theorie wunderbarer Episoden in realistischen Erzähltexten und in Texten des Magischen Realismus. Lit, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1531-8.
  • Manfred Engel: Geburt der phantastischen Literatur aus dem Geiste des Traumes? Traum und Phantastik in der romantischen Literatur. In: Christine Ivanović, Jürgen Lehmann, Markus May (Hrsg.): Phantastik – Kult oder Kultur? Aspekte eines Phänomens in Kunst, Literatur und Film. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2003, ISBN 3-476-45277-8, S. 153–170.
  • Jens Malte Fischer: Literatur zwischen Traum und Wirklichkeit. Wetzlar 1998.
  • Marco Frenschkowski: Phantastik. In: Gert Ueding (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Darmstadt: WBG 1992ff., Bd. 10 (2011), Sp. 886–900.
  • Marco Frenschkowski: Ist Phantastik postreligiös? Religionswissenschaftliche Beiträge zu einer Theorie des Phantastischen. In: Clemens Ruthner, Ursula Reber u. Markus May (Hrg.), Nach Todorov. Beiträge zu einer Definition des Phantastischen in der Literatur. Tübingen: Francke 2006, 31–51.
  • Gerhard Haas: Struktur und Funktion der phantastischen Literatur. In: Wirkendes Wort. 1978, Heft 5, S. 340–356.
  • Christian Heger: Kindern von Kindern erzählen. Kindlichkeit als phantastische Erzählkategorie in Literatur und Film. In: Ders.: Im Schattenreich der Fiktionen: Studien zur phantastischen Motivgeschichte und zur unwirtlichen (Medien-)Moderne. AVM, München 2010, ISBN 978-3-86306-636-9, S. 86–106.
  • Martin Horstkotte: The postmodern fantastic in contemporary British fiction. WVT, Trier 2004, ISBN 3-88476-679-1. (=Horizonte; 34)
  • W.R. Irwin: The game of the impossible: a rhetoric of fantasy. University of Illinois Press, Urbana 1976, ISBN 0-252-00587-2.
  • Rosemary Jackson: Fantasy: the literature of subversion. Methuen, London 1981, ISBN 0-416-71170-7.
  • S. T. Joshi, Stefan Dziemianowicz: Supernatural Literature of the World An Encyclopedia. (Drei Bände), Greenwood Press, 2005, ISBN 0-313-32774-2.
  • Joachim Körber: Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur. Corian, Meitingen 1985 ff. (Loseblattwerk in Fortsetzungen).
  • E. Schenkel, W. F. Schwarz u. a. (Hrsg.): Die magische Schreibmaschine. Aufsätze zur Tradition des Phantastischen in der Literatur. Vervuert, Frankfurt a. M. 1998, ISBN 3-89354-268-X, S. 327–385.
  • Stanisław Lem: Tzvetan Todorovs Theorie des Phantastischen. In: Zondergeld, R.A. (Hrsg.), Phaïcon : Almanach der phantastischen Literatur 1. Frankfurt a. M. 1974, ISBN 3-458-01769-0, S. 92–122.
  • Florian Marzin: Die phantastische Literatur: eine Gattungsstudie. Lang, Frankfurt a. M. 1982, ISBN 3-8204-7156-1.
  • Dieter Petzold: Fantasy in Film und Literatur. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0414-0.
  • Sanna Pohlmann: Phantastisches und Phantastik in der Literatur. Zu phantastischen Kinderromanen von Astrid Lindgren. Johannes Herrmann J&J-Verlag, Wettenberg 2004, ISBN 3-937983-00-7.
  • Marco Prestel: Wundersame Wirrnis. Eine Einführung in die Theorie der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur und die Poetik der Fantasy. In: Kinderliterarische Mythen-Translation. Zur Konstruktion phantastischer Welten bei Tove Jansson, C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien. Hrsg. v. Gunda Mairbäurl, Ingrid Tomkowiak, Ernst Seibert u. Klaus Müller-Wille. Praesens Verlag: Wien 2013, S. 25–54, ISBN 978-3-7069-0717-0.
  • Eric S. Rabkin: The fantastic in literature. Princeton University Press, Princeton 1976, ISBN 0-691-06301-X.
  • Frank Rainer Scheck (Hrsg.), Priester des Todes. Deutsche Phantastik aus dem Geist der Dekadenz. Blitz Verlag, Windeck 2011 [darin vor allem die Einleitung des Hg.], ISBN 978-3-89840-279-8.
  • Annette Simonis: Grenzüberschreitungen in der phantastischen Literatur: Einführung in die Theorie und Geschichte eines narrativen Genres. Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5021-5.
  • Simon Spiegel: Theoretisch phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur. p.machinery, Murnau 2010, ISBN 978-3-942533-12-6.
  • Jörn Steigerwald: Die fantastische Bildlichkeit der Stadt. Zur Begründung der literarischen Fantastik im Werk E.T.A. Hoffmanns. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001 (Reihe der Stiftung für Romantikforschung XIV), ISBN 3-8260-2010-3.
  • Jörn Steigerwald: The fairy tale, the fantastic tale. In: Romantic Prose Fiction. (Comparative history of literatures in European languages) Hg. v. Gerald Gillespie/Manfred Engel/Bernard Dieterle. Amsterdam/Philadelphia 2008, S. 325–344.
  • Christian W. Thomsen, Jens Malte Fischer (Hrsg.): Phantastik in Literatur und Kunst. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1985, ISBN 3-534-08293-1.
  • Tzvetan Todorov: Einführung in die fantastische Literatur. Übers. aus dem Französischen von Karin Kersten, Senta Metz, Caroline Neubaur. S. Fischer, Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-548-03191-9. (Original: Introduction à la littérature fantastique. Paris 1970)
  • Thomas Wörtche: Phantastik und Unschlüssigkeit: Zum strukturellen Kriterium eines Genres. Untersuchungen an Texten von Hanns Heinz Ewers und Gustav Meyrink. Corian, Meitingen 1987, ISBN 3-89048-113-2. (=Studien zur phantastischen Literatur; 4)
  • Marianne Wünsch: Die Fantastische Literatur der Frühen Moderne (1890–1930). Definition, denkgeschichtlicher Kontext, Strukturen. Fink, München 1991, ISBN 3-7705-2643-0.
  • Rein A. Zondergeld (Hrsg.): Phaïcon. Almanach der phantastischen Literatur. 5 Bände, Frankfurt a. M. 1974, 1975, 1978, 1980, 1982.
  • Rein A. Zondergeld: Lexikon der phantastischen Literatur. Frankfurt a. M. 1983; erweiterte Neufassung (zusammen mit Holger E. Wiedenstried), Stuttgart 1998.
  • Rein A. Zondergeld (Hrsg.): Schattenspiel. Phantastische Erzählungen aus dem Dritten Reich. Karolinger Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-85418-129-3. (darin vor allem das Nachwort des Hrsg.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1.  Tzvetan Todorov: Einführung in die fantastische Literatur.. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1992 (Originaltitel: Introduction à la littérature fantastique, Paris 1970, übersetzt von Karin Kersten, Senta Metz und Caroline Neubaur), ISBN 3-596-10958-2.
  2. 2,0 2,1 Peter Cersowsky: Ja, mein Lieber, wir sind konservativ. Politische Aspekte bei deutschsprachigen Phantastik-Autoren des 20. Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus. In: Franz Rottensteiner (Hrsg.): Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 33–59.
  3. Zitiert bei Peter Cersowsky: Ja, mein Lieber, wir sind konservativ. Politische Aspekte bei deutschsprachigen Phantastik-Autoren des 20. Jahrhunderts bis zum Nationalsozialismus. In: Franz Rottensteiner (Hrsg.): Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, S. 33–59.
  4. Lothar Baier: Ist phantastische Literatur reaktionär? Zu den Thesen Lars Gustafssons. In: Akzente 16, 1969, S. 276–287.
  5. Peter Cersowsky: Phantastische Literatur im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen zum Strukturwandel des Genres, seinen geistesgeschichtlichen Voraussetzungen und zur Tradition der ‚schwarzen Romantik‘ insbesondere bei Gustav Meyrink, Alfred Kubin und Franz Kafka. Fink, München 1989, ISBN 3-7705-2133-1.


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Phantastik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.