Valentinianismus und Musik der Renaissance: Unterschied zwischen den Seiten

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[[File:Valentinianpleroma-Matter.png|thumb|right|350px|''Plérome de Valentin'', aus ''Histoire critique du Gnosticisme;'' Jacques Matter, 1826, Band II, Tafel II]]
Als '''Renaissancemusik''' bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.


Der '''Valentinianismus''' bezeichnet die von den Schülern des Gnostikers [[Valentinus]] vertretene [[Gnostizismus|gnostisch-christliche]] Lehre und war eine der am weitesten verbreiteten Bewegungen des Gnostizismus.
== Merkmale und Formen ==
Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der [[Musik des Mittelalters]] werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und [[Quartenharmonik]] weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der [[Dreiklang]]sharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der [[Isorhythmie]] werden vereinfacht. [[Zahlenmystik]] und niederländische [[Kanon (Musik)|Kanons]] in der [[Franko-flämische Musik|Franko-flämischen Musik]] sind Nachwirkungen der [[Spätgotik|spätgotischen Zeit]].


== Schüler des Valentinus ==
Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die [[Dur-Moll-Tonalität]] vorbereitet wird.
[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] (um 135–202) folgend wurden in der Antike vor allem [[Herakleon (Gnostiker)|Herakleon]] und [[Ptolemäus (Gnostiker)|Ptolemäus]] als unmittelbare Schüler Valentinus’ verstanden. Der von ihnen weiterentwickelte ''Valentinianismus'' existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit [[Wikipedia:Bardesanes|Bardesanes]]) für die östliche Form.


In der neueren Forschung treten die Schüler mit ihrer eigenen theologischen Qualität stärker in den Vordergrund,<ref>Vgl. Markschies, in: TRE 34, S. 495</ref> sodass man von einer eigentlichen „Schule“ nicht mehr sprechen kann. Einige Grundelemente der Theologie Valentinus' und des Valentinianismus wurden auch von [[Origenes]] aufgenommen und weiter entwickelt.<ref>Vgl. Klaus-Gunther Wesseling: "Valentinos". In: [[Wikipedia:Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon|BBKL]] XII (1997), spp. 1067-1084 </ref>
Die musikalische Satztechnik des [[Fauxbourdon]] ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.


== Geschichte ==
Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.  
Nach [[Wikipedia:Ambrosius von Mailand|Ambrosius von Mailand]] störten im Jahr 388 Valentinianer bei [[Wikipedia:ar-Raqqa|Kallinikos]] (Syrien) eine Prozession von Mönchen, worauf die Mönche den Tempel der Valentinianer in einem Dorf niederbrannten. Kaiser [[Wikipedia:Theodosius I.|Theodosius I.]] ordnete die Bestrafung der Mönche an, Ambrosius trat für sie ein.<ref>[http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf210.v.ix.html Ambrosius: Epistel XL. (englisch)]</ref> Die letzte Erwähnung von Valentinianern ist 692 im Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo.<ref>[http://www.ccel.org/ccel/schaff/npnf214.xiv.iii.xcvi.html Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo]</ref>


„Letzte Zeugnisse, die für die Existenz von Valentinianern in Anspruch genommen werden können, stammen aus dem 7. Jh. [...], aber nach der Mitte des 5. Jh. scheinen sie keine wirkliche Größe mehr dargestellt zu haben.“<ref>Markschies, in: TRE 34, S. 498</ref>
In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel [[Giovanni Gabrieli]].


== Lehre ==
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der [[Florentiner Camerata]] die [[Monodie]] entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche [[Affekt]]e, in [[Figur (Musik)|musikalische Figuren]] gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.


Der Valentinianismus ist eine [[Wikipedia:synkretistisch|synkretistisch]]e christlich geprägte religiöse Bewegung mit vielen [[Neuplatonismus|neuplatonischen]] und [[Pythagoras|pythagoräischen]] Elementen. [[Wikipedia:Hippolyt von Rom|Hippolyt von Rom]] gibt in seiner ''Widerlegung aller Häresien'' einen ausführlichen Bericht<ref>Hippolytus von Rom: ''Widerlegung aller Häresien''  (''Refutatio omnium haeresium''), VI. Buch, 29-37 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1767-23.htm]</ref> über die aus seiner Sicht [[Häresie|häretische]] Lehre der Valentinianer, ebenso [[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]]<ref>Irenäus von Lyon: ''Gegen die Häresien'' (''Contra Haereses'') I. Buch, 1 ff [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm]</ref>.
In der Epoche der [[Renaissance]] ist die Einteilung der Stimmen in [[Sopran]], [[Alt (Stimmlage)|Alt]], [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] und [[Bass (Stimmlage)|Bass]] abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im [[Chorsatz]] wandelte sich das Klangideal, und der [[Vierstimmiger Satz|vierstimmige Chorsatz]] wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.


Da ein guter Schöpfergott angenommen wird, stellt sich Valentinos die Frage nach der Herkunft des Elends in der Welt.
== Vokalmusik ==
Die Antwort wird in einer [[Mythos|mythischen Erzählung]] – dem sog. [[Sophia (Gnosis)|Sophia]]-Mythos – gegeben: Durch einen Sündenfall vor der Schöpfung entsteht die Welt. Dieser steht eine rettende Erlösergestalt gegenüber. Somit ergibt sich ein [[Dualismus|dualistisches]] Weltbild, eines der Kennzeichen gnostischer Systeme: Die Welt, die Finsternis, das Materielle steht einer geistigen Welt, dem Licht gegenüber.
[[Datei:Orlando di Lasso.png|miniatur|[[Orlando di Lasso]]]]


=== Die 30 Äonen ===
In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl [[Polyphonie|polyphone]] als auch [[Homophonie (Musik)|homophone]] Werke vor.


Die Valentinianer sprechen von einer obersten «[[Achtheit]]» von Äonen, die 4 männlich-weibliche Paare bilden. [[Bythos]], die männliche Seite der Gottheit, verbindet sich mit seiner weiblichen Hälfte, der [[Ennoia]] ({{ELSalt|έννοια}}), der „erste Gedanke“ oder die „erste Denkkraft“ [[Gott]]es), die auch [[Charis]] („Gnade“) oder [[Sige]] („Schweigen“) genannt wird. Daraus entstehen [[Nous]] ({{ELSalt|νοῦς}}, [[Vernunft]]), der ''„Eingeborene“'', und [[Aletheia]] ({{ELSalt|ἀλήθεια}}, [[Wahrheit]]). Diese bringen gemeinsam den [[Logos]] ({{ELSalt|λόγος}}, [[Wort]]) und die [[Zoe]] ({{ELSalt|ζωή}}, [[Leben]]) hervor, aus denen am Ende der [[Anthropos]] ({{ELSalt|ἄνθρωπος}}, [[Mensch]]) und die [[Ecclesia]] ({{ELSalt|ἐκκλησία}}, Kirche) entspringen. Auf diese [[Ogdoas]] („Achtheit“) folgt eine [[Zehnheit]] und dann eine [[Zwölfheit]] von Äonen; insgesamt umfasst das System der Valentinianer damit 8 + 10 + 12 = 30 Äonen. Als unterster Äon erscheint hier, wie auch in vielen anderen gnostischen Lehren, die [[Sophia (Gnosis)|Sophia]], durch deren Fall die finstere Welt ausserhalb des Pleromas, die materielle Welt der äußeren [[Schöpfung]], ensteht. Der [[Demiurg]], der Weltenbaumeister, der diese Welt hervorbringt, ist ein Abkömmling der Sophia. Von diesen 30 Äonen wird auch in der [[Pistis Sophia]] gesprochen.
Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren [[Ludwig Senfl]] und [[Hans Leo Haßler]]; große Bekanntheit erreichte [[Orlando di Lasso]]. Um diese Zeit entwickelte sich auch das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]], die bedeutendste [[Formenlehre (Musik)|Form]] der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das [[Tenorlied]], bei der die (oft einem [[Volkslied]] entlehnte) [[Melodie]] als [[Cantus firmus]] im [[Tenor (Stimmlage)|Tenor]] liegt und von den anderen [[Stimme (Musik)|Stimmen]] kunstvoll umspielt wird.


[[Wikipedia:Irenäus von Lyon|Irenäus von Lyon]] († um 200) berichtet über die dreißig Äonen der Valentinianer:
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die [[Römische Schule]] um [[Giovanni Pierluigi da Palestrina]], die mit Klangfarben und [[Venezianische Mehrchörigkeit|Raumwirkungen]] experimentierende [[Venezianische Schule]] und die [[Florentiner Camerata]].


{{Zitat| Es lehren die Valentinianer, in unsichtbaren und unnennbaren Höhen sei ein vollkommener Äon gewesen, der vor allem war. Diesen nennen sie auch Uranfang, Urvater und Tiefe<ref>[[Bythos]]</ref>. Er ist aber unsichtbar, und kein Ding kann ihn fassen. Da er unfaßbar, unsichtbar, ewig und unerzeugt ist, so ist er unermeßliche Zeiten in tiefster Ruhe gewesen. Mit ihm hat zugleich angefangen die Ennoia, die sie auch Charis und Sige nennen. Nun ist jener einmal auf den Gedanken gekommen, von sich diesen Bythos als Anfang aller Dinge auszusenden und diesen Sprößling, den er auszusenden im Sinne gehabt hatte, wie ein Sperma gleichsam in den Mutterschoß der bei ihm befindlichen Sige einzusenken. Nachdem diese ihn empfangen hatte und schwanger geworden war, hat sie den Nous geboren, der dem Erzeuger ähnlich und gleich war und allein die Größe des Vaters erfaßte. Diesen Nous nennen sie auch den Eingebornen, Vater und Anfang aller Dinge. Mit Ihm zusammen ist auch die Wahrheit geboren und dies ist die erste und ursprüngliche Pythagoräische Vierheit, die sie auch die Wurzel aller Dinge heißen. Sie besteht nämlich aus dem Bythos und der Sige, dann aus dem Nous und der Wahrheit<ref>[[Aletheia]]</ref>.<br>
== Instrumentalmusik ==
Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige ([[Polyphonie|polyphone]]) [[Vokalmusik]]; die [[Instrumentalmusik]] wird mit [[Conrad Paumann]]s ''[[Fundamentum organisandi]]'' von 1452 eingeleitet.


Indem er nun merkte, wozu er hervorgebracht war, hat der Eingeborne<ref>d. i. der Nous</ref> nun seinerseits den Logos und die Zoe hervorgebracht, den Vater aller Dinge, die nach ihm kommen sollten, und die Mutter und Gestaltungskraft des gesamten Weltalls. Aus ihrer ehelichen Verbindung sind hervorgegangen der Mensch und die Kirche Das ist die ursprüngliche Achtheit, die Wurzel und Substanz aller Dinge, die nur mit vier Namen bei ihnen belegt ist: Bythos und Nous, Logos und Anthropos<ref>[[Mensch]]</ref>, weil in dem männlichen Prinzip jedesmal auch das weibliche enthalten ist, indem sich der erste Urvater<ref>Bythos</ref> paarweise mit seiner Ennoia, der Eingeborne<ref>d. i. der Nous</ref> mit der Aletheia, der Logos mit der Zoe, der Mensch mit der Kirche vereinigte.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 1,1 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581.htm]}}
[[Datei:Michelangelo Caravaggio 020.jpg|miniatur|Der Lautenspieler, [[Michelangelo Merisi da Caravaggio|Caravaggio]]]]


Gemeint ist hier nicht der äußere irdische Mensch, sondern der himmlische Urmensch, vergleichbar dem [[Adam Kadmon]] der [[Kabbala]]. Und die Kirche ist ebenso wenig die äußere irdische Kirche, sondern ihr höchstes himmliches Urbild.  
In der [[Kirchenmusik]] begann die [[Orgel]] Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, [[Tabulatur]] genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die [[Alte deutsche Orgeltabulatur|alte]] und die [[Tabulatur#Neue deutsche Orgeltabulatur|neue deutsche Orgeltabulatur]], spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am [[Markusdom]] in [[Musik in Venedig|Venedig]] wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: [[Toccata]], [[Präludium]] und [[Präambulum]], [[Ricercar]] als Vorläufer der späteren [[Fuge (Musik)|Fuge]], [[Fantasie (Kompositionsform)|Fantasie]] und [[Canzona]] gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.


{{Zitat|Diese Äonen, zur Verherrlichung des Vaters hervorgebracht, wollten nun auch ihrerseits aus dem Ihrigen den Vater verherrlichen. So entsprossen der Verbindung des Logos und der Zoe, nachdem sie den Menschen und die Kirche erzeugt hatten, zehn weitere Äonen, die da heißen: Bythios und Mixis, Ageratos und Henosis, Autophyes und Hedone, Akinetos und Synkrasis, Monogenes und Makaria. Diese zehn Äonen also stammen von dem Logos und der Zoe. — Der Mensch mit der Kirche hat gleichfalls Äonen hervorgebracht und zwar zwölf, denen sie folgende Namen verleihen: Parakletos und Pistis, Patrikos und Elpis, Metrikos und Agape, Aeinous und Synesis, Ekklesiastikos und Makariotes, Theletos und Sophia.|Irenäus von Lyon|''Contra Haereses'' I 1,2 [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel581-1.htm]}}
Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die [[Laute]], für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.


Damit ergibt sich folgender Überblick über die 30 Äonen:
In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als [[Instrumentenfamilie|Familien]] mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16.&nbsp;Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:
* Holzblasinstrumente
** [[Schalmei]]
** [[Pommer]]
** [[Rauschpfeife]]
** [[Dulzian]]
** [[Krummhorn]]
** [[Cornamuse]]
** [[Kortholt]]
** [[Sordun]]
** [[Rankett]]
** [[Blockflöte]]
** [[Querflöte]]
** [[Gemshorn]]
* Blechblasinstrumente
** [[Posaune]]
** [[Zink (Musik)|Zink]]
* Streichinstrumente
** [[Viola da gamba]]
** [[Viola da braccio]]
** [[Rebec]]


<center>'''Achtheit'''
Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie [[Sackpfeife (Musikinstrument)|Sackpfeife]], [[Nyckelharpa|Schlüsselfidel]], [[Drehleier]], [[Laute]], [[Harfe]], [[Psalterium]] oder [[Regal (Musikinstrument)|Regal]] auf. Der Gebrauch von [[Schlagwerk (Musik)|Schlagwerk]] ist häufig.  Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.
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! männlich !!  weiblich
Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des [[Notendruck]]s durch [[Ottaviano dei Petrucci]].
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| width="450px"| [[Bythos]] („Tiefe“)|| [[Ennoia]] (der „erste Gedanke“) bzw. [[Sige]] (Schweigen) oder [[Charis]] (Gnade)
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| [[Nous]] (Vernunft; der „Eingeborene“ oder „Erstgeborene“)|| [[Aletheia]] (Wahrheit)
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| [[Logos]] (Wort)|| [[Zoe]] (Leben)
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| [[Anthropos]] (der kosmische Urmensch)|| [[Ekklesia]] (die himmlische Kirche)
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''Tanzbücher'' (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von [[Pierre Attaingnant]], [[Jacques Moderne]], [[Pierre Phalèse]] und [[Tielman Susato]] entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.


Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.


Aus dem [[Logos]] und der [[Zoe]] entsteht die
== Nachwirkungen ==
Die Renaissance wurde durch die Epoche des [[Barock]] abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe [[Barockmusik]]). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von [[Generalbass]] und [[Monodie]], aus der sich orchestral begleitete [[Formenlehre (Musik)|Formen]] wie [[Rezitativ]] und [[Arie]] und deren größere Zusammensetzungen wie [[Oper]], [[Oratorium]] und [[Kantate]] entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der [[Florentiner Camerata]]. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die [[Venezianische Mehrchörigkeit|Mehrchörigkeit]]. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für [[Gambenconsort]] von [[Henry Purcell]] zu finden.


<center>'''Zehnheit'''
== Musikhistorische Betrachtung ==
{|
[[Hugo Riemann]] lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden [[a cappella]]-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des [[Generalbass]]zeitalters“.<ref>Werner Keil: ''Musikgeschichte im Überblick.'' UTB 2012, S. 17.</ref> Auch [[Ludwig Finscher]] verwendet in seinem ''Handbuch der Musikgeschichte'' von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der ''Musik des 15. und 16. Jahrhunderts''.
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! männlich !! weiblich
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| width="250px"| Bythios (Tiefe) || Mixis (Vermischung)
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| Ageratos (Unvergänglichkeit) || Henosis (Einssein, Vereinigung)
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| Autophyes || Hedone (Genuss)
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| Akinetos (der Unbewegte) || Synkrasis
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| Monogenes || Makaria (Freude)
|}
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und aus dem [[Anthropos]] und der [[Ecclesia]] die
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Musik (Renaissance)}}
* {{WikipediaDE|Renaissancemusik}}
* {{WikipediaDE|Renaissance}}
* {{WikipediaDE|Liste von Komponisten der Renaissance}}
* {{WikipediaDE|Alte Musik}}
* {{WikipediaDE|Ars nova (Musik)|Ars nova}}
* {{WikipediaDE|Franko-flämische Musik}}
* {{WikipediaDE|Historische Aufführungspraxis}}
* {{WikipediaDE|Monuments of Renaissance Music}}


<center>'''Zwölfheit'''
== Einzelnachweise ==
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<references />
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| width="250px"| [[Paraklet]]os || [[Pistis]] (Glaube)
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| Patrikos (väterlich) || [[Elpis]] (Hoffnung)
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| Metrikos (mütterlich) || [[Agape]] (Liebe)
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| Aeinous || Synesis
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| Ekklesiastikos || Makariotes (Freude)
|-
| Theletos || [[Sophia (Gnosis)|Sophia]]
|}
</center>


== Literatur ==
{{Navigationsleiste Epochen der Musik}}
* Philip Schaff: § 126. ''The School of Valentinus. Heracleon, Ptolemy, Marcos, Bardesanes, Harmonius'' in ''History of the Christian Church''
* Philip Schaff: ''Valentinus and his School'' in ''New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge''
* [[Wikipedia:Christoph Markschies|Christoph Markschies]]: ''Valentin/Valentinianer''. In: ''[[Wikipedia:Theologische Realenzyklopädie|Theologische Realenzyklopädie]]'', Bd. 34, de Gruyter, Berlin 2003, S. 495-500 [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110173883&id=sruKaRneiyIC&pg=PA497&lpg=PA497&dq=valentinianer&vq=valentinianer&sig=drjCcIggaDSSDHZ5xoer8slyOO4 Google-Booksearch]
* Christoph Markschies: ''Valentinus Gnosticus? Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis, mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins''. Mohr, Tübingen 1992, ISBN 3-16-145993-8
* Christoph Markschies: ''Die valentinianische Gnosis und [[Marcion]] - einige neue Perspektiven''. In: [[Wikipedia:Gerhard May (Theologe)|Gerhard May]], Katharina Greschat, Martin Meiser (Hrsg.): ''Marcion und seine kirchengeschichtliche Wirkung: Vorträge der Internationalen Fachkonferenz zu Marcion, gehalten vom 15. - 18. August 2001 in Mainz = Marcion and his impact of church history.'' De Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017599-1, S. 159-175  [http://books.google.com/books?ie=UTF-8&hl=de&vid=ISBN3110175991&id=zT3Ivw5l2BQC&vq=valentinianer&dq=valentinos&lpg=PA160&pg=PA159&sig=XSbU0aMmXW_kNr4l3Yq8cUXtWKg Google-Booksearch]
* Einar Thomassen: ''The Spiritual Seed. The Church of the "Valentinians"'' (= ''Nag Hammadi and Manichaean Studies'' Bd. 60). Brill, Leiden 2006, ISBN 90-04-14802-7
* Niclas Förster: ''Marcus Magus: Kult, Lehre und Gemeindeleben einer valentinianischen Gnostikergruppe. Sammlung der Quellen und Kommentar''. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147053-2
* Everett Procter: ''Christian Controversy in Alexandria. Clement's Polemic against the Basilideans and Valentinians'' (= ''American University Studies'' 7/172). Lang, New York u.a. 1995, ISBN 0-8204-2378-5
* Holger Strutwolf: ''Gnosis als System. Zur Rezeption der valentinianischen Gnosis bei [[Origenes]]'' (= ''Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte'' 56). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-55164-9
* Philip L. Tite: ''Valentinian Ethics and Paraenetic Discourse. Determining the Social Function of Moral Exhortation in Valentinian Christianity''. Brill, Leiden 2009, ISBN 978-90-04-17507-5
* {{BBKL|v/valentinos|autor=[[Wikipedia:Klaus-Gunther Wesseling|Klaus-Gunther Wesseling]]|artikel=Valentinos (Valentin, Valentinian, Valentinus, Valentius)|band=12|spalten=1067–1084}}


== Anmerkungen ==
[[Kategorie:Musik der Renaissance|!]]
<references/>
[[Kategorie:Kultur (Renaissance)}}
 
[[Kategorie:Musik nach Epoche|105]]
[[Kategorie:Christentum]]
[[Kategorie:Häresie]]
[[Kategorie:Gnosis]]
[[Kategorie:Valentinianismus]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 1. Juli 2019, 01:41 Uhr

Als Renaissancemusik bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also des Zeitraums des 15. und 16. Jahrhunderts. Über die genaue Epochenabgrenzung, ebenso wie über musikalische Merkmale der Renaissancemusik, besteht in der Forschung kein Konsens.

Merkmale und Formen

Hohe Spaltklänge, also nicht vermischte Klänge, der Musik des Mittelalters werden durch Vollklänge ersetzt. Die Quinten- und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der Isorhythmie werden vereinfacht. Zahlenmystik und niederländische Kanons in der Franko-flämischen Musik sind Nachwirkungen der spätgotischen Zeit.

Das System der Kirchentonarten wird um Äolisch und Ionisch erweitert, wodurch die Dur-Moll-Tonalität vorbereitet wird.

Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon ist ein weiteres Kennzeichen für die frühe Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.

Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen können.

In Venedig entstand das Prinzip der Venezianischen Mehrchörigkeit, bei der durch unterschiedliche Aufstellung, Größe und Besetzung mehrerer Gruppen von Sängern und Instrumentalisten Kontrastwirkungen erzielt werden sollten. Als bedeutender Vertreter dieses Stils gilt zum Beispiel Giovanni Gabrieli.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde in der Florentiner Camerata die Monodie entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche Affekte, in musikalische Figuren gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.

In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, Tenor und Bass abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal, und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard. Das ist auch der Grund, warum später im Barock das Klangideal abgelöst wurde, beispielsweise Terzen zu Sexten.

Vokalmusik

Orlando di Lasso

In der Renaissancevokalmusik kommen sowohl polyphone als auch homophone Werke vor.

Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Haßler; große Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso. Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal, die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied, bei der die (oft einem Volkslied entlehnte) Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll umspielt wird.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die Römische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina, die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata.

Instrumentalmusik

Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige (polyphone) Vokalmusik; die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet.

Der Lautenspieler, Caravaggio

In der Kirchenmusik begann die Orgel Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, Tabulatur genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur, spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. Am Markusdom in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: Toccata, Präludium und Präambulum, Ricercar als Vorläufer der späteren Fuge, Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.

Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute, für die ebenfalls eine eigene Griffschrift (Tabulatur) entwickelt wurde. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.

In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle in Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neue Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden nun in Anlehnung an mehrstimmige Vokalensembles in gestaffelten Stimmlagen gebaut, also als Familien mit drei oder mehr verschieden gestimmten Instrumenten. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:

Die Instrumentalensembles werden entsprechend den Anforderungen des Stückes und der Anzahl verfügbarer Musiker zusammengestellt. Die Instrumentierung ist dabei meist nicht festgelegt. Sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen kommen vor. In gemischten Besetzungen treten auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife, Schlüsselfidel, Drehleier, Laute, Harfe, Psalterium oder Regal auf. Der Gebrauch von Schlagwerk ist häufig. Daneben gibt es Musik für Naturtrompeten und Pauken, die auf den Tonvorrat dieser Instrumente abgestimmt ist.

Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci.

Tanzbücher (Sammlungen von Tanzstücken und tanzartigen Liedern) von Pierre Attaingnant, Jacques Moderne, Pierre Phalèse und Tielman Susato entstehen ebenso wie Schriften über Musiktheorie und Beschreibungen der diversen Instrumente.

Auch wenn die meisten der Renaissanceinstrumente im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwinden oder ersetzt werden, können einige (z. B. Dulzian und Viola da braccio) als direkte Vorläufer von noch heute üblichen Instrumenten angesehen werden.

Nachwirkungen

Die Renaissance wurde durch die Epoche des Barock abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe Barockmusik). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von Generalbass und Monodie, aus der sich orchestral begleitete Formen wie Rezitativ und Arie und deren größere Zusammensetzungen wie Oper, Oratorium und Kantate entwickelten. Wegweisend für diese Entwicklungen sind die Neuerungen der Florentiner Camerata. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, etwa die Mehrchörigkeit. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für Gambenconsort von Henry Purcell zu finden.

Musikhistorische Betrachtung

Hugo Riemann lehnte den Renaissancebegriff als Epochenbegriff ab und nutzt stattdessen einen Stilbegriff, nämlich „Musik des durchimitierenden a cappella-Stils“. Der innere Zusammenhang zwischen den Künsten sei nicht so ausgeprägt, dass ein Epochenbegriff, der vor allem durch Innovationen in bildender Kunst und Architektur gekennzeichnet sei, umstandslos auf die Geschichte der Musik angewendet werden könne. Dementsprechend nannte er die barocke Musik die „Musik des Generalbasszeitalters“.[1] Auch Ludwig Finscher verwendet in seinem Handbuch der Musikgeschichte von 1989 den Begriff der Renaissancemusik nicht und spricht stattdessen von der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Werner Keil: Musikgeschichte im Überblick. UTB 2012, S. 17.

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