Brief des Petrus an Philippus und Martin Heidegger: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Brief des Petrus an Philippus''', ''Epistula Petri'' (EpPt), ist eine [[Wikipedia:Pseudepigraphie|pseudepigraphische]], stark [[Gnosis|gnostisch]] geprägte Schrift, die ursprünglich griechisch geschrieben war und aus dem späten 2. oder dem 3. Jahrhundert stammen dürfte. Zwei [[Wikipedia:Koptische Sprache|koptische]] Übersetzungen sind erhalten: eine fast vollständige unter den [[Nag-Hammadi-Schriften]] (NHC VIII,2) und eine fragmentarische als erster Teil des [[Wikipedia:Codex Tchacos|Codex Tchacos]]. Es geht darin um erneute Offenbarung durch Jesus, der den [[Apostel]]n auf dem [[Wikipedia:Ölberg (Jerusalem)|Ölberg]] erscheint. [[Philippus (Apostel)|Philippus]] spielt nur im Anfangsteil eine Rolle.
[[Datei:Heidegger 4 (1960) cropped.jpg|mini|left|Martin Heidegger (1960)]]


== Verfasser, Datierung ==
'''Martin Heidegger''' (* 26. September 1889 in [[wikipedia:Meßkirch|Meßkirch]]; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher [[Philosoph]]. Er stand in der Tradition der [[Phänomenologie]] (vor allem [[Edmund Husserl]]s), der [[wikipedia:Lebensphilosophie|Lebensphilosophie]] (besonders [[wikipedia:Wilhelm Dilthey|Wilhelm Dilthey]]s) sowie der Existenzdeutung [[Søren Kierkegaard]]s, die er in einer neuen [[Ontologie]] überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der [[Philosophie|abendländischen Philosophie]] und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.
Der Verfasser ist unbekannt, die Schrift somit eine Pseudepigraphie. Er kennt „neutestamentliche und andere frühchristliche Schriften und ist mit ‚gnostischem‘ Gedankengut vertraut.“<ref>Johanna Brankaer, Hans-Gebhard Bethge (Hrsg.): ''Codex Tchacos'', Berlin/New York 2007, S. 8.</ref> Die uns überlieferten koptischen Handschriften aus dem 4. Jahrhundert enthalten zwei unterschiedliche Fassungen, die inhaltlich weitgehend übereinstimmen, sich jedoch im Wortlaut unterscheiden. Beide Übersetzungen gehen auf weitgehend identische [[Wikipedia:Griechische Sprache|griechisch]]e Vorlagen zurück.


Die Textgattung lässt sich nur schwerlich bestimmen. Auf den brieflichen Anfang mit Präskript folgen Gebete der Jünger, Christuserscheinungen und Dialoge, die zur Acta-Literatur des 2.-3. Jahrhunderts passen, die Schrift steht außerdem in der Wirkungsgeschichte der Apostelgeschichte des Lukas. Somit kann man es auch als Dialogevangelium oder als gnostischen Dialog verstehen. Es passt aber auch nicht genau dazu, denn es handelt sich um verschiedene Dialoge in unterschiedlichem narrativem Rahmen. Literarkritisch wird eine stufenweise Entstehung der Schrift erwogen, es handelt sich aber nicht um eine [[Wikipedia:Epitome|Epitome]]. Es sind auf jeden Fall verschiedene Quellen aufgenommen und der Verfasser kennt neutestamentliche und andere frühchristliche Schriften. Die Abfassungszeit ist nur näherungsweise bestimmbar und liegt am ehesten zsichen dem späten 2. Jahrhundert und Anfang des 3. Jahrhunderts.
1926 entstand sein erstes Hauptwerk ''[[wikipedia:Sein und Zeit|Sein und Zeit]]'', das die philosophische Richtung der [[wikipedia:Fundamentalontologie|Fundamentalontologie]] begründete (publiziert 1927).


Zum Entstehungsort gibt es keine konkreten Hinweise, die Petrustradition verweist üblicherweise entweder auf Rom oder auf Syrien, wrauf aber in der Schrift nichts hindeutet.
Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, [[Hermeneutik|hermeneutischen]] und [[Ontologie|ontologischen]] Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und [[wikipedia:Vorurteil|Vorurteil]]e freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt&nbsp;– eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder [[Metaphysik]] ansah.


Der Brief des Petrus an Philippuns gehört zu reichen apokryphen Petrusliteratur. Petrus erscheint in diversen gnostischen Schriften als Repräsentant der "Mehrheitskirche" und ambivalent. In der Offenbarung des Petrus erscheint er als Empfänger der gnostischen Offenbarungen und als Garant der gnostischen Überlieferung, somit in Konkurrenz zur Mehrheitskirche. In dieser Schrift jedoch sind Petrus und die übrigen Jünger die Empfänger gnostischer Offenbarungen, dabei ist die Lehre des vorösterlichen Jesus die gleiche wie die des Auferstandenen, die Lehre wurde nur zuvor nicht richtig verstanden.
Diese ''metaphysische'' Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen ''[[Technik]]''. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte ''Auffassung'' der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.


== Inhalt ==
[[Petrus (Apostel)|Petrus]], sonst Repräsentant der Großkirche, erscheint als Zeuge der gnostischen Überlieferung.
* Titel in [[Nag-Hammadi-Schriften|NHC]] VIII,2: „Der Brief des Petrus, den er an Philippus schickte“
* Gruß an Philippus
* Aufforderung an Philippus, zum Kreis der Jünger zu kommen, um Offenbarungen von Jesus zu empfangen. Philippus kommt freudig hinzu.
* Zusammenkunft der Apostel auf dem Ölberg, dort: Gebet zum „Vater des Lichts“ und zum „Sohn der Unsterblichkeit“
* Christuserscheinung (Licht und Stimme); vier Fragen der Apostel, Lehrgespräch mit den Aposteln (vier Antworten):
** Über den Mangel der Äonen bzw. ihre Entstehung
** Über die Fülle („Ich bin es.“)
** Über das Festgehaltenwerden
** Über den Kampf mit den „Kräften“, die keine Ruhe haben
* Ende der Erscheinung (Entrückung)
* Gespräch der Apostel auf dem Rückweg nach Jerusalem; Stimme (Audition) zur Notwendigkeit des Leidens
* Auftreten der Apostel im Tempel: Verkündigung der Erlösung durch Christus, Heilungen
* Petrus-Rede zum Thema Leiden
* Gebet des Petrus zu Christus, dem „Urheber unserer Ruhe“, Hinausgehen zur Verkündigung
* Erneutes Zusammenkommen, Jesus-Erscheinung: Zuspruch für die Mission
* Erneutes Hinausgehen zur Verkündigung
* [[Wikipedia:Subscript|Subscript]] im [[Wikipedia:Codex Tchacos|CT]]: „Der Brief des Petrus an Philippus“


== Siehe auch ==
Der ''[[Technik]]'' stellte er die ''[[Kunst]]'' gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u.&nbsp;a. anhand von [[Friedrich Hölderlin|Hölderlins]] [[Dichtung]]en Alternativen zu einem rein ''technischen'' Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der [[Sprache]]. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast ''wohnen'' und sie ''schonen''.
* [[Apokryphen]]
 
Eine breite [[wikipedia:Heidegger-Rezeption|Rezeption]] machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20.&nbsp;Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch [[wikipedia:Heidegger und der Nationalsozialismus|sein nationalsozialistisches Engagement]] ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Hans-Gebhard Bethge: ''Der Brief des Petrus an Philippus. Ein neutestamentliches Apokryphon aus dem Fund von Nag Hammadi (NHC VIII,2)'', Berlin 1997.
*Otto Jachmann: ''Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie''. Verlag Ch. Möllmann 2009
* Hans-Gebhard Bethge, in: ''Nag Hammadi Deutsch. Studienausgabe'', Berlin 2007, S. 466–473. (Einleitung, Übersetzung)
*Steffen Hartmann: ''Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie'', in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, [http://www.perseus.ch/wp-content/uploads/2012/02/Heideggers_Sein_und_Zeit.pdf PDF]
* [[Wikipedia:Rodolphe Kasser|Rodolphe Kasser]], Gregor Wurst, Marvin W. Meyer, François Gaudard: ''The Gospel of Judas together with the Letter of Peter to Phillip, James and A Book of Allogenes from Codex Tchacos.'' Critical Edition, Washington D.C. 2007
*Helene Cichy: ''Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner'', Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1
* Johanna Brankaer, Hans-Gebhard Bethge (Hrsg.): ''Codex Tchacos'', Berlin/New York 2007, S. 5–80. ISBN 978-3-11-019570-5 (Einleitung, Text koptisch/deutsch, Texterläuterungen)


== Einzelnachweise ==
== Weblinks ==
<references />
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/philosophie7e2.html Projekt Heidegger] Website


[[Kategorie:Gnosis]]
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[[Kategorie:Koptische Sprache]]
[[Kategorie:Philosoph (20. Jahrhundert)]]
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Version vom 18. August 2020, 22:43 Uhr

Martin Heidegger (1960)

Martin Heidegger (* 26. September 1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Er stand in der Tradition der Phänomenologie (vor allem Edmund Husserls), der Lebensphilosophie (besonders Wilhelm Diltheys) sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

1926 entstand sein erstes Hauptwerk Sein und Zeit, das die philosophische Richtung der Fundamentalontologie begründete (publiziert 1927).

Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte“ Voraussetzungen und Vorurteile freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder Metaphysik ansah.

Diese metaphysische Weltauffassung gipfelte aus Heideggers Sicht in der modernen Technik. Mit diesem Begriff verband er nicht allein, wie sonst üblich, ein neutrales Mittel zum Erreichen von Zwecken. Vielmehr versuchte er zu zeigen, dass mit der Technik auch eine veränderte Auffassung der Welt einhergehe. So wird nach Heidegger durch die Technik die Erde vornehmlich unter dem Gesichtspunkt der Nutzbarmachung in den Blick gebracht. Wegen ihrer globalen Verbreitung und der damit verbundenen schonungslosen „Vernutzung“ natürlicher Ressourcen sah Heidegger in der Technik eine unabweisbare Gefahr.


Der Technik stellte er die Kunst gegenüber und erarbeitete ab Ende der 1930er Jahre u. a. anhand von Hölderlins Dichtungen Alternativen zu einem rein technischen Weltbezug. In späten Texten ab 1950 widmete er sich verstärkt Fragen der Sprache. Deren geschichtlich gewachsener Beziehungsreichtum soll metaphysische Einseitigkeiten vermeiden. Heidegger versuchte, den Menschen nicht mehr als Zentrum der Welt zu denken, sondern im Gesamtzusammenhang einer Welt, die er „Geviert“ nannte. Anstatt über die Erde zu herrschen, soll der Mensch in ihr als sterblicher Gast wohnen und sie schonen.

Eine breite Rezeption machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch sein nationalsozialistisches Engagement ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.

Literatur

  • Otto Jachmann: Denken wird Wahrnehmung. Die Philosophie von Brentano, Husserl, Heidegger und Derrida und die Anthroposophie. Verlag Ch. Möllmann 2009
  • Steffen Hartmann: Heideggers Sein und Zeit und das Problem postanthroposophischer Philosophie, in: Der Europäer Jg. 11 Nr. 2/3 Dez./Jan. 2006/2007, PDF
  • Helene Cichy: Der 'andere Anfang' in der Geschichte des Seins. Wege zu einem anderen Denken bei Martin Heidegger und Rudolf Steiner, Königshausen und Neumann, Würzburg 2001, ISBN 978-3-8260-1953-1

Weblinks


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