Hippocampus

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Menschlicher Hippocampus mit Fornix und ein Seepferdchen im Vergleich

Der Hippocampus (Pl. Hippocampi) ist ein am inneren Rand des Temporallappens jeder der beiden Gehirnhälften befindlicher Teil des erstmals bei Reptilien auftretenden Archicortex[1]. Er ist die zentrale Schaltstelle des limbischen Systems. Benannt wurde er ab 1706 wegen seiner ähnlichen Gestalt nach dem Seepferdchen (lat. Hippocampus), das seinerseits seinen Namen von dem aus der griechischen Mythologie bekannten Meeresungeheuer Hippokamp (griech. ἱππόκαμπος hippokampos) hat.

Funktion

Im Hippocampus fließen Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammen, die verarbeitet und von dort zum Cortex zurückgesandt werden. Damit ist er enorm wichtig für die Gedächtniskonsolidierung, also die Überführung von Gedächtnisinhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Menschen, bei denen beide Hippocampi entfernt oder zerstört wurden, können keine neuen Erinnerungen formen und weisen somit eine anterograde Amnesie auf. Alte Erinnerungen bleiben jedoch meist erhalten. Der Hippocampus wird somit als Struktur gesehen, die Erinnerungen generiert, während die Gedächtnisinhalte an verschiedenen anderen Stellen in der Großhirnrinde gespeichert werden. Es wurde nachgewiesen, dass sich im erwachsenen Gehirn im Hippocampus neue Verbindungen zwischen bestehenden Nervenzellen bilden (synaptische Plastizität) und dass diese Neubildung mit dem Erwerb neuer Gedächtnisinhalte zusammenhängt.

Bei Tieren hat der Hippocampus große Bedeutung für die räumliche Orientierung.

Darüber hinaus spielt die Hippocampusformation auch eine wichtige Rolle für Emotionen:

  1. Personen mit (unipolarer) Depression zeigen reduziertes Volumen der Hippocampusformation.[2]
  2. Die Hippocampusformation ist einzigartig in ihrer Vulnerabilität für starke emotionale Stressoren; Tiermodelle zeigen hippocampale Atrophie als Effekt von chronischem emotionalen Stress (bedingt durch Absterben hippocampaler Neurone sowie Reduktion neuronaler Genese im Gyrus dentatus),[3] und Menschen mit schweren emotionalen Traumata (bspw. Vietnam-Veteranen oder Opfer sexuellen Kindesmissbrauchs) zeigen ebenfalls eine Volumenreduktion der Hippocampusformation.[4][5]
  3. Menschen mit abgeflachter Affektivität zeigen funktionelle Unterschiede in der Hippocampusformation bei der Verarbeitung emotionaler Stimuli.[6] Insbesondere funktionell-bildgebende Studien, die neuronale Korrelate von Emotion mit Musik untersuchen, berichten Aktivitätsunterschiede der Hippocampusformation im Zusammenhang mit musik-evozierten Emotionen.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1.  Antonio Abellán, Ester Desfilis, Loreta Medina: Combinatorial expression of Lef1, Lhx2, Lhx5, Lhx9, Lmo3, Lmo4, and Prox1 helps to identify comparable subdivisions in the developing hippocampal formation of mouse and chicken. In: Frontiers in Neuroanatomy. 8, 2014, doi:10.3389/fnana.2014.00059 (freier Volltext).
  2.  P. Videbech, B. Ravnkilde: Hippocampal volume and depression. In: Am. J. Psychiatry. 161, 2004, S. 1957–1966.
  3.  J. L. Warner-Schmidt, R. S. Duman: Hippocampal neurogenesis. Opposing effects of stress and antidepressant treatment. In: Hippocampus. 16, 2006, S. 239–249.
  4.  M. B. Stein, et al.: Hippocampal volume in women victimized by childhood sexual abuse. In: Psychol. Med.. 27, 1997, S. 951–959.
  5.  J. D. Bremner: Does stress damage the brain?. In: Biol. Psychiatry. 45, 1999, S. 797–805.
  6.  S. Koelsch, et al.: A cardiac signature of emotionality. In: Eur. J. Neurosci.. 26, 2007, S. 3328–3338.
  7.  S. Koelsch: Towards a neural basis of music-evoked emotions. In: Trends in Cognitive Sciences. 14, 2010, S. 131–137.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Hippocampus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.