Zitrusfrüchte und Giovanni Boccaccio: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Giovanni Boccaccio''' ({{IPA|[d͡ʒoˈvanːi boˈkːat͡ʃːo]}}; * [[1313]] in [[Paris]], [[Frankreich]]; † [[21. Dezember]] [[1375]] in [[Certaldo]]) war ein [[italien]]ischer [[Schriftsteller]], Demokrat, Dichter und bedeutender Vertreter des [[Renaissance-Humanismus]]. Sein Meisterwerk, das ''[[Decamerone]]'', porträtiert mit bis dahin unbekanntem Realismus und Witz die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts und erhebt ihn zum Begründer der [[prosa]]ischen Erzähltradition in Europa.
{{Taxobox
| Taxon_Name      = Zitruspflanzen
| Taxon_WissName  = Citrus
| Taxon_Rang      = Gattung
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|L.]]
| Taxon2_Name      = Rautengewächse
| Taxon2_WissName  = Rutaceae
| Taxon2_Rang      = Familie
| Taxon3_Name      = Seifenbaumartige
| Taxon3_WissName  = Sapindales
| Taxon3_Rang      = Ordnung
| Taxon4_Name      = Eurosiden II
| Taxon4_Rang      = ohne
| Taxon5_Name      = Rosiden
| Taxon5_Rang      = ohne
| Taxon6_Name      = Kerneudikotyledonen
| Taxon6_Rang      = ohne
| Bild            = OrangeBloss wb.jpg
| Bildbeschreibung = Früchte, Blüten und Blätter der [[Orange (Frucht)|Orange]] (''Citrus'' ×''aurantium'')
}}


Die '''Zitruspflanzen''' (''Citrus'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] aus der Familie der [[Wikipedia:Rautengewächse|Rautengewächse]] (Rutaceae). Sie stammen aus dem [[Tropen|tropischen]] und [[Subtropen|subtropischen]] Südosten [[Asien]]s. Die Vertreter dieser Gattung liefern die ''Zitrusfrüchte'' (hauptsächlich [[Orange (Frucht)|Orangen]], [[Mandarine]]n, [[Zitrone]]n und [[Grapefruit]]), weshalb sie heute weit verbreitet in den warmen Gebieten der Erde angebaut werden. Diese [[Frucht|Früchte]] stellen eine Sonderform der [[Beere]] dar, die charakteristisch für die Gattung ''Citrus'' ist.
== Leben ==
[[Datei:Andrea del Castagno Giovanni Boccaccio c 1450.jpg|miniatur| [[Andrea del Castagno]]: Giovanni Boccaccio, um 1450]]


== Beschreibung ==
Die genauen Umstände seiner Geburt sind nicht gesichert. Boccaccio wurde 1313 geboren, vermutlich in Paris, möglicherweise aber auch in Florenz oder im nahe gelegenen Bergdorf [[Certaldo]], als unehelicher Sohn des Kaufmanns Boccaccio di Chellino. Seine Mutter starb kurz nach der Niederkunft.<ref name="VerlagGoldmann"/> Später kam die in vielen Quellen zitierte und auch von ihm selbst geförderte, bis heute unbewiesene Legende auf, er sei in [[Paris]] geboren worden, hervorgegangen aus einer Beziehung zwischen seinem Vater und einer französischen Adligen namens Giovanna.
[[Datei:Laranxeira Naranjo GFDL.JPG|mini|Typischer [[Habitus (Biologie)|Habitus]] mit kurzem, bald verzweigtem Stamm]]
[[Datei:Blood orange thorns detail.JPG|mini|Zweig: Zu erkennen ist das Gelenk zwischen Blattspreite und Blattstiel, der leicht geflügelte Blattstiel, der am Zweig herablaufende Grat unterhalb jedes Blatts, die in den Blattachseln sitzenden Dornen und Knospen.]]
[[Datei:Ichang clemleaf.jpg|mini|Die verbreiterten Blattstiele der [[Ichang-Papeda]] (''Citrus ichangensis'') im Gegensatz zu den unverbreiterten einer Mandarine]]


Es handelt sich um [[Immergrüne Pflanzen|immergrüne]] [[Baum|Bäume]] oder große [[Strauch|Sträucher]]. Sie erreichen Wuchshöhen von etwa 5 bis 25 Metern. Die [[Blüte]]n sind weiß, die rundlichen Früchte färben sich zur Reife grün, gelb oder orange.
Seine Kindheit verlebte er in Florenz im Haus des Vaters, der für die ''[[Compagnia dei Bardi]]'', eine Bankgesellschaft, arbeitete. Noch als Jugendlicher –&nbsp;ungefähr vierzehn Jahre alt&nbsp;– wurde er nach [[Neapel]] zur Arbeit in eine Filiale der ''Compagnia dei Bardi'' geschickt, um sich im Beruf des Kaufmanns zu üben.


=== Zweige, Stamm und Wurzeln ===
Die in Neapel verbrachten Jahre (bis 1340) hatten großen Einfluss auf die persönliche und intellektuelle Entwicklung Boccaccios. Anstatt sich mit dem Studium der Handelstätigkeit oder des kanonischen Rechts zu beschäftigen, wie es der Vater gewollt hatte, widmete er sich seiner Leidenschaft für die Literatur. Dank seinem guten Namen erhielt er Zugang zum neapolitanischen Hof des [[Robert von Anjou]], wo er den eleganten, höfischen Lebensstil kennenlernte, mit Intellektuellen verkehrte und sich autodidaktisch eine breitgefächerte Bildung aneignete.
Die jungen [[Zweig|Zweige]] sind grün und kantig. Sie besitzen einen Grat unterhalb jedes Blattansatzes, der langsam nach unten ausläuft. Es ergibt sich ein dreieckiger Querschnitt, der sich jedoch mit einsetzendem [[Dickenwachstum#Sekundäres Dickenwachstum|Dickenwachstum]] verliert. In der Blattachsel sitzen [[Knospe]]n sowie manchmal jeweils ein [[Dorn (Botanik)|Dorn]]. Dornen werden häufig nur bei jungen Pflanzen oder stark wachsenden Zweigen ausgebildet. Die austreibenden Knospen können sich zu rein vegetativen Sprossen, zu Sprossen mit Blättern und Blüten oder zu solchen ausschließlich mit Blüten entwickeln. Die Zweige beenden ihr Längenwachstum nicht mit einer Endknospe, die letzte Seitenknospe übernimmt diese Funktion ([[Sympodium]]).


Ältere Äste sind rund, ihre [[Rinde]] ist dünn, grau und glatt, das Holz gelblich. Der Stamm ist oft krumm und teilt sich schon kurz über dem Boden in viele unregelmäßig verzweigte Äste. Unter günstigen Bedingungen tritt keine Wachstumspause ein, [[Jahresring]]e werden nur in Klimaten mit ungünstigen Jahreszeiten gebildet. Das Dickenwachstum kann während einer Wachstumsperiode in mehreren Schüben verlaufen, so dass [[Xylem]] und [[Phloem]] mehrmals im Jahr Strukturen bilden, die Jahresringen gleichen.
In dieser Zeit entstanden auch seine ersten Werke in Versform und Prosa, in denen Boccaccio mit verschiedenen Genres und Stilen experimentierte. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, entwarf er das wiederkehrende Bild einer idealen Geliebten, die er Fiammetta nannte und deren reales Vorbild vermutlich eine neapolitanische Adlige namens [[Maria d’Aquino]] ist.


Das [[Wurzel (Pflanze)|Wurzelsystem]] besteht aus einer Pfahlwurzel sowie seitlichen sekundären Wurzeln. Zwei Typen von Wurzeln lassen sich unterscheiden: dickere Haltewurzeln, die auch ein sekundäres Dickenwachstum aufweisen, sowie dünnere Faserwurzeln, die verzweigte Büschel bilden, sich aber kaum verdicken. Pilze der Gattung ''[[Glomus]]'' wurden als [[Mykorrhiza]] entdeckt.
1340 kehrte er nach Florenz zurück. Wegen finanzieller Schwierigkeiten trat er in den Staatsdienst ein und bekleidete mehrere Ämter. Zwischen 1345 und 1346 begab er sich an den Hof des Ostasio da Polenta in [[Ravenna]], während er im nächsten Jahr im Dienst des Francesco Ordelaffi in [[Forlì]] stand. Das bürgerliche-städtische Umfeld, sehr verschieden vom höfischen Leben, war eine bedeutende Inspirationsquelle für seine fruchtbare literarische Tätigkeit in jenem Jahrzehnt, die ihren Höhepunkt im ''[[Decamerone]]'' fand, geschrieben in den Jahren nach der Pestepidemie, die Italien 1348 heimsuchte.


=== Blätter ===
[[Datei:Boccaccio01.jpg|miniatur|links|Standbild in den [[Uffizien]], Florenz]]
Die [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] in der Gattung ''Citrus'' werden als Reduzierung von unpaarig gefiederten Blättern verstanden, bei denen nur noch das Endblättchen vorhanden ist. Nur bei nahe verwandten Gattungen sind drei [[Blattform|Fiederblättchen]] ausgebildet. Trenngewebe gibt es zwischen dem Blattstiel und dem Spross sowie weniger stark ausgebildet zwischen dem Blattstiel und dem Blättchen. An den Zweigen sind die Blätter [[Phyllotaxis|spiralig angeordnet]]. Nach drei Umdrehungen sitzt das neunte Blatt wieder genau über dem ersten, manchmal auch nach zwei Umdrehungen das sechste Blatt. Bei jedem neuen Austrieb ändert sich die Richtung der Spiralität.


Die Blattspreite ist oval bis länglich geformt, die Blattspitze manchmal in einer [[Träufelspitze]] auslaufend. Oberseits sind die Blätter dunkelgrün, unterseits heller gelb-grün, auf beiden Seiten glatt. Der Blattrand ist meistens leicht gekerbt. Die Blätter fühlen sich meist dick und ledrig an. Von den [[Blattader]]n ist nur die Hauptader in der Mitte des Blatts hervortretend, die Seitenadern verzweigen sich y-förmig, die Seitenäste benachbarter Adern treffen sich ([[Anastomose]]) und bilden eine netzartige Aderung. Im Blatt befinden sich Öldrüsen, hauptsächlich am Rand und an der Blattspitze. Im Gegenlicht sind sie als kleine helle Punkte zu erkennen.
Sein Meisterwerk war indes sicher schon abgeschlossen, als er im Herbst 1350 erstmals [[Francesco Petrarca]] traf. Boccaccio schloss mit ihm eine tiefe Freundschaft. Beiden war die Verehrung für die klassischen Autoren gemein, wie ihr Briefwechsel bezeugt, in dem sie sich über literarische Erfahrungen austauschten.


Der Blattstiel ist oft deutlich geflügelt, bei manchen Arten kann der verbreiterte Blattstiel genauso groß werden wie die eigentliche Blattspreite.
Jetzt, wo sein Ruhm gewachsen war, vertraute ihm die florentinische Stadtverwaltung verschiedene diplomatische Aufträge an, die ihn auf viele Reisen führten.


=== Blütenstände und Blüten ===
In diesen Jahren widmete sich Boccaccio&nbsp;– auch beeinflusst von seinem Freund Petrarca&nbsp;– verstärkt seinem Studium der klassischen Texte. Um 1355 erhielt er freien Zugang zur Bibliothek von [[Montecassino]], in der viele Meisterwerke aus der Antike die Zeiten überdauert hatten. Einige der kostbaren [[Kodex|Kodizes]] schrieb Boccaccio sogar eigenhändig ab.
[[Datei:Citrus limon1001.jpg|mini|Blüte einer Zitrone (''Citrus'' ×''limon'')]]
[[Datei:Citrus vulgaris flowerdiagram.png|mini|[[Blütendiagramm]] von ''Citrus'' ×''aurantium'' aus „dem [[Lehrbuch der Botanik für Hochschulen|Strasburger]]“ (dort als ''Citrus vulgaris'')]]


Die [[Blüte]]n sitzen einzeln oder zu wenigen in [[dolde]]nartigen [[Traube|traubigen]] [[Blütenstand|Blütenständen]] zusammen. Blüten oder Blütenstände entwickeln sich aus Knospen in den Blattachseln der Zweige, die Blütenstände können beblättert oder blattlos sein. Je nach Wachstumsrhythmik blühen Zitruspflanzen zu einer bestimmten Zeit im Jahr, dann oft direkt nach einer ungünstigen Jahreszeit, oder auch verteilt über das ganze Jahr.
Bald entstand um Petrarca und Boccaccio ein Kreis von Intellektuellen, die einige bedeutende klassische Werke wiederentdeckten, darunter die ''[[Annales (Tacitus)|Annalen]]'' des [[Tacitus]] und die ''Metamorphosen'' des [[Apuleius]].


Es kommen [[Hermaphroditismus|zwittrige]] sowie rein männliche Blüten vor. Die gestielten, [[Radiärsymmetrie|radiärsymmetrischen]] Blüten weisen Durchmesser von 1&nbsp;bis 5 Zentimeter auf. Die [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind verwachsen und formen einen fünfzipfligen, fleischigen Kelch. Er bleibt bis zur Fruchtreife haften. Die [[Kronblatt|Kronblätter]], normalerweise fünf, sind nicht verwachsen. Sie sind dick und ledrig, mit einer wachsartig glatten Oberfläche, weiß gefärbt oder selten rosa auf der Außenseite. Die Kronblätter enthalten Öldrüsen.
Nachdem Boccaccio um 1360 mit dem Studium des Griechischen begonnen hatte, erwirkte er, dass in Florenz der erste Lehrstuhl für jene Sprache eingerichtet wurde. Der Lehrstuhl wurde an [[Leontius Pilatus]] vergeben, dem Boccaccio darüber hinaus die Übersetzung der ''[[Ilias]]'' und der ''[[Odyssee]]'' des [[Homer]] ins Lateinische anvertraute. Diese Werke konnten somit von einem weitaus breiteren Publikum gelesen werden.


[[Staubblatt|Staubblätter]] sind meist viermal so viele wie Kronblätter, also zwanzig vorhanden, es kommen aber auch bis zu vierzig vor. Die weißen Staubfäden können am Grund in mehreren Gruppen verwachsen sein. Die gelben [[Anthere]]n sind vierlappig.
Sein Interesse für die Antike beeinflusste auch die Literaturproduktion gegen Ende seines Lebens. In seinen späteren Lebensjahren schrieb er nämlich weniger im ''Volgare'' gehaltene erzählerische Texte, sondern mehr Werke, die sich in lateinischer Sprache mit enzyklopädischen oder philologischen Themen befassten.


Am Grund der Staubblätter befindet sich eine [[Nektarien|Nektarscheibe]]. Diese ringförmige Struktur umschließt das [[Gynoeceum]] und sondert einen wässrigen [[Nektar (Botanik)|Nektar]] ab. Die Blüten verströmen oft einen starken Duft und sind dadurch und durch den produzierten Nektar für Insekten attraktiv.
Möglicherweise ist diese Veränderung auch auf eine religiöse Krise im Leben Boccaccios zurückzuführen. Diese Krise soll so tiefgreifend gewesen sein, dass Boccaccio sogar einige seiner Werke zerstören wollte, die er nun für unmoralisch hielt, und nur von Petrarca zurückgehalten wurde. Diese Darstellung wird in Frage gestellt durch die Tatsache, dass er noch um 1370 eigenhändig Abschriften seines ''Decamerone'' verfertigte. Auf jeden Fall war er bereits 1360 in den minderen Geistlichenstand eingetreten, wenn auch wahrscheinlich aufgrund finanzieller Nöte. Schließlich begegnete er im Jahr 1362 dem [[Kartäuser]]mönch [[Gioachino Cianni]] aus [[Siena]], der Boccaccio zu „frommem Leben“ bekehrte.<ref name="VerlagGoldmann">Zeittafel und bibliographische Hinweise in: Giovanni Boccaccio: ''Das Dekameron'', München 1981, ISBN 3-442-07599-8, S. 860 f.</ref>


Der oberständige [[Fruchtknoten]] besteht aus etwa drei bis 14 verwachsenen [[Fruchtblatt|Fruchtblättern]]. Jedes Fruchtblatt enthält zwei bis acht oder noch mehr Samenanlagen, die vertikal in zwei Reihen entlang der Mittelachse angeordnet sind. Durch den einzelnen, zylindrischen [[Griffel (Botanik)|Griffel]] führen Griffelkanäle von den Samenanlagen zur [[Narbe (Botanik)|Narbe]]. Diese ist recht groß und rund.
1373 wurde ihm, der bereits zwanzig Jahre zuvor mit seiner Dante-Biographie den Kult um [[Dante Alighieri]] angefacht hatte, von der Stadt Florenz aufgetragen, öffentlich die ''[[Die Göttliche Komödie|Divina Commedia]]'' zu lesen, zu erklären und zu kommentieren. 1374 verschlechterte sich allerdings sein gesundheitlicher Zustand (er war wahrscheinlich an [[Aszites|Hydropsie]] erkrankt, einer Krankheit, bei der sich die Bauchhöhle mit Wasser füllt), und so musste er diese Tätigkeit abbrechen.


=== Früchte ===
Nachdem er sich schließlich in Certaldo niedergelassen hatte, führte er die Arbeit an einigen Werken bis zu seinem Tod am 21. Dezember 1375 fort.


Aus dem Fruchtknoten bilden sich die kugeligen, ovalen oder etwas birnenförmigen [[Frucht|Früchte]], entsprechend der Anzahl der Fruchtblätter eingeteilt in Segmente („Spalten“, „Schnitze“). Die Fruchtgröße variiert stark, die kleinsten Früchte haben einen Durchmesser von etwa einem Zentimeter, die größten gezüchteten Sorten bringen Früchte mit dreißig Zentimeter Durchmesser hervor.
== Werke ==
[[Datei:Sweetie (Citrus).jpg|mini|Früchte der Sorte ''Citrus'' ×''aurantium'' ‘[[Grapefruit#Kreuzungen|Sweetie]]’, hier ist die zentrale Achse bei der Reife hohl]]
[[Datei:Boccaccio Altonensis 2.jpg|miniatur|Boccaccio, ''Il Filostrato''. Handschrift, 14. Jahrhundert (Codex Christianei, Hamburg)]]
Das [[Perikarp]] (Fruchtwand) bildet drei unterscheidbare Schichten: Das Exokarp, hier Flavedo genannt, bildet die äußerste, farbige Schicht der Frucht, mit einer [[Cuticula]] und dicht gepackten [[Parenchymzelle]]n. Hier befinden sich wieder zahlreiche Öldrüsen. Die Parenchymzellen enthalten [[Chloroplast]]en, die für die grüne Farbe unreifer Früchte verantwortlich sind. Im Laufe der Reifung wandeln sich diese zu [[Chromoplast]]en, die die Frucht gelb oder orange färben. Das [[Mesokarp]] (''Albedo'') darunter ist weiß und schwammig. Die Albedo degeneriert je nach Art unterschiedlich stark, ebenso die Trennwände (Septen) des Fruchtknotens. Entsprechend lassen sich manche Zitrusfrüchte leicht schälen und in einzelne Segmente teilen. Das Endokarp besteht aus einem dünnen Häutchen, das sich rund um die einzelnen Fruchtblätter erstreckt.
[[Datei:Bocaccio Von etlichen frouwen.jpg|miniatur|Deutsche Erstausgabe (1473/74) von Boccaccios ''De mulieribus claris'' (deutsche Übersetzung von Heinrich Steinhöwel)]]


Aus dem Endokarp stülpen sich saftgefüllte kleine Säckchen nach innen in die einzelnen Segmente und füllen sie vollständig aus. Diese [[Emergenz (Botanik)|Saftschläuche]] wachsen von der Außenseite der Frucht in Richtung Fruchtmitte, die äußeren sind kurz gestielt, nach innen zu werden die Stiele länger. Sie sind von einer [[Epidermis (Pflanze)|Epidermis]] umhüllt, so dass man die einzelnen Säckchen erkennen kann, aber meist so zusammengewachsen, dass sie nicht separiert werden können. Im Innern dieser Saftschläuche befinden sich große Zellen mit großer [[Vakuole]], aber auch einige kleinere Zellen sowie Öltröpfchen können dort vorkommen. Die Gesamtheit der Saftschläuche wird Pulpa genannt.<br />
; Die italienischen Werke
Diese Strukturen, reich an aromatischem, süßem bis bitterem Saft, sind der Teil der Frucht, der frisch verzehrt wird. Das umgebende zellulosereiche weiße Gewebe ist Ballaststoff für die Verdauung, die ölreiche [[Schale (Frucht)|Schale]] wird –&nbsp;sofern insektizidfrei&nbsp;– geraspelt, kandiert als Gewürz oder zur Gewinnung des Aromastoffs verwendet.
;; Die neapolitanische Phase
* ''La caccia di Diana'' 1334, Kurzepos in 18 Gesängen
* ''Il Filostrato'' 1335, Epos in [[Stanze]]n (ottava rima)
* ''Il Filocolo'' 1336–1339, Roman in Prosa
* ''Teseida'' 1340–1341 (vollendet in Florenz), Epos in Stanzen (ottava rima)
* ''Rime'', Sammlung von Gedichten, die Boccaccio im Verlauf seines Lebens verfasste; von ihm selbst nie zu einem Werk zusammengefasst


Die zentrale Achse (Columella) der Frucht, die sich vom Ansatz des Blütenstiels auf der einen Seite bis zum Ansatz des Griffels auf der anderen erstreckt, ist mit schwammigem Parenchymgewebe und Leitungsbahnen gefüllt. Die Fruchtblätter sind hier in der Mitte zusammengewachsen; in der Mitte jedes Fruchtblatts, also im Zentrum der Frucht, ist die Ansatzstelle des Griffelkanals zu den Samenanlagen. In der reifen Frucht kann die zentrale Achse mit Gewebe ausgefüllt oder hohl sein.
;; Die Jahre 1340–1350
* ''Ninfale d’Ameto'' 1341–1342, Hirtenroman in Versform und Prosa
* ''L’amorosa visione'' 1342–1344, Epos in Terzinen, imitiert Dantes ''Divina Commedia''
* ''Elegia di Madonna Fiammetta'' 1343–1344, Roman in Prosa
* ''Ninfale fiesolano'' 1344–1346, Epos in Stanzen (ottava rima)


Die Schnittstelle zwischen Blüte und Blütenstiel verholzt bei zunehmender Fruchtreife. Während die Blüte noch ein Trenngewebe zwischen Blütenstiel und Fruchtknoten aufweist, wird dieses verfestigt, wenn sich eine Frucht bildet. Zur Reife bildet sich eine neue Sollbruchstelle.
;; Das Hauptwerk
* ''[[Decamerone|Il Decamerone]]'' 1348–1353, Novellensammlung


Diese beschriebene Sonderform einer [[Beere]] wird gelegentlich [[Hesperidium]] genannt, ein Ausdruck, den schon [[Carl von Linné]] prägte. Er bezog sich damit auf die „goldenen Äpfel der [[Hesperiden]]“. Weitere botanische Begriffe für diese Beeren mit ledriger Schale sind ''Endokarpbeere'' oder ''Panzerbeere''.
;; Das Spätwerk
* ''Il Corbaccio'' 1354, Satire in Prosa
* ''[[Trattatello in laude di Dante]]'' 1351–1373, Biographie Dante Alighieris
* ''Esposizione sopra la Commedia di Dante'' 1373–1374, Überlieferung seiner öffentlichen Vorlesungen und Kommentare zur ''Divina Commedia''


=== Ernte ===
;Die lateinischen Werke
Die Ernte erfolgt bei Orangen und Grapefruit in der Regel entweder total, d.&nbsp;h. alle Früchte eine Baumes werden gleichzeitig geerntet, oder nach und nach, wie bei Zitronen und Limetten. Die Früchte reifen nicht nach (wie z.&nbsp;B. Bananen), da sie stärkearm sind. Reife und volle Schalenausfärbung werden nicht immer gleichzeitig erreicht. Grünschaligkeit bedeutet daher nicht immer Unreife. Für die gewohnte Färbung sind einige kühle Nächte erforderlich. Zu warmes Wetter bewirkt Grünfleckigkeit.
* ''Bucolicum carmen'' 1349–1367, sechzehn [[Ekloge]]n
* ''Genealogia deorum gentilium'' 1350–1367, Sammlung mythologischer Erzählungen aus der Antike in 15 Büchern
* ''De montibus, silvis, fontibus, lacubus, fluminibus, stagnis, seu paludibus et de nominibus maris liber'' 1355–1375, umfangreicher Katalog geographischer Objekte, die in der klassischen Literatur vorkommen
* ''[[De casibus virorum illustrium]]'' 1356–1373, Sammlung von Episoden aus dem Leben berühmter Persönlichkeiten, die ein übles Schicksal ereilte
* ''[[De mulieribus claris]]'' 1361–1362, Sammlung moralisierender Biographien berühmter Frauen der Antike und des Mittelalters


=== Samen ===
== Textausgaben und Übersetzungen ==
Die [[Same (Pflanze)|Samen]] sind rundlich bis länglich-zugespitzt und etwa 0,5 bis 1 Zentimeter groß. Ihre strohfarbene äußere [[Samenschale|Schale]] (Testa) ist hart und ledrig, oft mit Leisten oder Rippen versehen. Darunter befindet sich eine braun gefärbte, trockene Haut. Im reifen Samen wird der Platz durch die [[Kotyledon|Keimblätter]] ausgefüllt, [[Endosperm]] ist nicht vorhanden. Die Keimblätter speichern die Nährstoffe für den Keimling und sind je nach Art weiß, gelblich oder grün gefärbt.
* Brigitte Hege (Hrsg.): ''Boccaccios Apologie der heidnischen Dichtung in den Genealogie deorum gentilium. Buch XIV. Text, Übersetzung, Kommentar und Abhandlung.'' Stauffenburg, Tübingen 1997, ISBN 3-86057-183-4
 
* Virginia Brown (Hrsg.): ''Giovanni Boccaccio: Famous Women.'' Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2001, ISBN 0-674-00347-0 (lateinischer Text und englische Übersetzung)
Jeder Samen kann mehrere [[Embryo (Pflanze)|Embryonen]] enthalten ([[Polyembryonie]]), eine Seltenheit unter den Samenpflanzen. Bis auf einen verkümmern jedoch die meisten Embryonen eines Samens. Die Polyembryonie entsteht dadurch, dass nicht nur aus der befruchteten [[Eizelle]] der Samenanlage ein Embryo entsteht, sondern auch aus einzelnen [[Nucellus]]-Zellen der Samenanlage. Diese Nucellar-Embryonie ist eine Sonderform der [[Apomixis]]. Zur Bildung dieser Embryonen ist jedoch als Auslöser die Befruchtung der Eizelle nötig.<ref name="Rutishauser1969">A. Rutishauser: ''Embryologie und Fortpflanzungsbiologie der Angiospermen''. Springer, Wien/ New York 1969, {{DNB|457993979}}.</ref> Somit entspricht ein Teil der Embryonen, häufig sogar der größere, genetisch der Mutterpflanze, und nur ein Teil besitzt zwei Eltern.
* Jon Solomon (Hrsg.): ''Giovanni Boccaccio: Genealogy of the Pagan Gods.'' Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2011 ff. (lateinischer Text und englische Übersetzung)
 
** Band 1: ''Books I–V'', 2011, ISBN 978-0-674-05710-4
Werden die Blüten nicht bestäubt, bilden sich bei einigen Zitruspflanzen trotzdem Früchte (Jungfernfrüchtigkeit). Diese enthalten dann keine Samen, auch nicht solche mit nucellaren Embryos. Einige Sorten bilden selten oder sogar nie Samen, selbst wenn die Blüten bestäubt wurden. Kommerziell genutzte Sorten werden auf solche Früchte ohne Samen selektiert. (Beispiel: Persische Limette, Satsuma Mandarine)
 
Die [[Keimung]] erfolgt hypogäisch oder epigäisch. Die ersten beiden [[Primärblatt|echten Blätter]] stehen gegenständig und sehen meist auch etwas anders aus als die folgenden Blätter.
 
== Kulturgeschichte ==
[[Datei:Citrus limetta.jpeg|mini|Illustration zweier ''Citrus''-Sorten aus dem Jahr 1831]]
[[Datei:Castello, collezione degli agrumi 06.jpg|mini|Diese Sorte der [[Zitronatzitrone]] ist in Asien als „Buddhas Hand“ bekannt]]
[[Datei:CarusSorrent.JPG|mini|Blick aus einem Orangen- und Zitronenhain auf den Golf von Neapel. ''Erinnerung an Sorrent'' (1828) von [[Carl Gustav Carus]]]]
 
Die Ursprünge der Zitruspflanzen liegen in Südostasien, aufgrund der essbaren Früchte wurden sie früh kultiviert, verbreitet und sind heute weltweit anzutreffen.
 
=== Ursprünge in Ostasien ===
Die Vorläufer der essbaren Zitrusfrüchte werden am Südosthang des [[Himalaya]] vermutet, der heutigen Gegend von Nordost-Indien, [[Myanmar]] und der chinesischen Provinz [[Yunnan]]. Eine sehr alte Erwähnung finden Zitrusfrüchte im ''Yü Kung'', das Tributzahlungen an den chinesischen Herrscher [[Ta Yu]] verzeichnet, dieser regierte von 2205 bis 2197 v. Chr. (der Text wird allerdings auf etwa 800 v. Chr. datiert). Legge übersetzt daraus:
{{Zitat-en |The wild people of the islands brought garments of grass, with silks woven in shell-patterns in their baskets. Their bundles contained small oranges and pummeloes,--rendered when specially required. |Übersetzung=Die Eingeborenen der Inseln brachten Kleider aus Gras, mit seidenen Muschel-Mustern in ihren Körben. Ihre Bündel enthielten kleine Orangen und Pampelmusen - auf spezielle Anforderung gebracht.
|Autor=J. Legge
|ref=<ref>J. Legge: ''Sacred Books of the East.'' Vol. 3: ''The Shoo King''. Teil III, Buch I: ''The Tribute of Yu.'' Trübner, London 1879, S. 68. [http://www.sacred-texts.com/cfu/sbe03/sbe03013.htm sacred-texts.com]</ref>
}}
Mit dem Wort „chu“ waren kleine Mandarinen und Kumquats gemeint, mit „yu“ Pampelmusen und [[Yuzu]]. Erst später, um 200 v. Chr., kommen „kan“, größere Mandarinen oder Orangen, hinzu. Erst 300 n. Chr. finden sich dann Hinweise auf die Zitronatzitrone in China. Im Jahre 1178 konnte Han Yen Chih im ''Chü lu'', einer Monographie über Zitrusfrüchte, schon 28 verschiedene kultivierte Sorten detailliert beschreiben. Auch das [[Pflanzenveredelung|Veredeln]] von Zitruspflanzen auf die Dreiblättrige Bitterorange „chih“ (''Poncirus trifoliata'') war bekannt.<ref name="Needham1986">J. Needham: ''Science and civilisation in China''. Band 6, Teil I, Cambridge University Press, 1986, ISBN 0-521-08731-7, S. 363ff.</ref>
 
In [[Indien]] findet sich eine Erwähnung von Zitrusfrüchten im ''Vajasaneyi samhita'', Texte die noch vor 800 v. Chr. geschrieben wurden. Zitrone und Zitronatzitrone werden dort ''jambila'' genannt. Bezeichnungen für die Orange tauchen um das Jahr 100 n. Chr. auf.<ref name="Tolkowsky">Tolkowsky: ''Hesperides. A History of the Culture and Use of Citrus Fruits''. John Bale, London 1938, S. 23. Zitiert nach Spiegel-Roy, Goldschmidt (2003)</ref>
 
=== Einführung nach Europa ===
[[Datei:Zitronatszitrone.jpg|mini|{{Center|Halbierte Zitronatzitrone<br />Durchmesser 12 cm}}]]
 
Die [[Zitronatzitrone]] war die erste Zitrusfrucht, die von Menschen in Richtung Westen verbreitet wurde.<ref name="Attlee177">Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow''. S. 177.</ref> In der Folge der Züge [[Alexander der Große|Alexanders des Großen]] wurde der Baum, der zu dieser Zeit in [[Perserreich|Persien]] kultiviert wurde, in [[Kleinasien]] eingeführt. [[Theophrastos von Eresos|Theophrastus]] gibt um 310 v. Chr. eine detaillierte Beschreibung der Zitronatzitrone und ihrer Nutzung, weist aber auch darauf hin, dass er die Frucht nicht aus eigener Anschauung kennt.<ref name="Attlee182">Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow''. S. 182.</ref> Sie war dann im zweiten Jahrhundert nach Christus im östlichen Mittelmeergebiet allgemein bekannt. Eingeführt wurden sie durch jüdische Migranten, die sich nach der [[Eroberung von Jerusalem (70 n. Chr.)|Eroberung Jerusalems]] im Jahre 70 nach Christus in Spanien, Griechenland und Italien und hier insbesondere in [[Kalabrien]] ansiedelten.<ref name="Attlee180">Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow''. S.&nbsp;180.</ref> [[Vergil]] nennt die Frucht ''Medischen Apfel'', bei [[Pedanios Dioscurides|Dioscurides]] taucht dann die lateinische Bezeichnung ''Citria'' auf. [[Plinius der Ältere|Plinius]] (77 n.&nbsp;Chr.) nennt die Zitronatzitrone ''malus medica'', ''malus assyria'', oder ''citrus'', nach seiner Darstellung war sie den Römern zu dieser Zeit nur als exotischer Import bekannt, eventuell in Italien vorhandene Bäume fruchteten wohl nicht. In ''[[De re coquinaria]]'', einer Sammlung römischer Rezepte, die dem Feinschmecker [[Apicius]] zugeschrieben werden und das in seiner überlieferten Fassung aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. stammt,  wird unter anderem eine Methode zur längeren Aufbewahrung von Zitronen genannt. Beschrieben wird auch ein Saucenrezept, bei dem Zitronatschale mit Minze und Fenchel sowie Brühe gemischt wird.<ref name="Attlee184">Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow''. S. 184.</ref> Obwohl die Zitronatzitrone in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt wird (eventuell bezeichnet das Wort ''hadar'' sie), spielt sie in der jüdischen Symbolik eine prominente Rolle und erscheint von 66 bis 70 n. Chr. auf jüdischen Münzen.
 
Als nächste Zitrusfrüchte tauchen [[Zitrone]]n und [[Bitterorange]] ([[Bitterorange|Pomeranzen]]) auf römischen Mosaiken auf, etwa im Mausoleum der [[Constantina (Tochter Konstantins des Großen)|Constantia]], Tochter [[Konstantin der Große|Konstantins]] (etwa 330 n. Chr.). Die genaue Zuordnung der abgebildeten Früchte ist allerdings unsicher. Sicher ist, dass mit den arabischen Eroberungen im 9. Jahrhundert arabische Siedler auch Bitterorangen und Zitronen in den eroberten europäischen Regionen anzubauen begannen.<ref name="Attlee180" /> [[Ibn Hauqal]], der auf seinen weiten Reisen auch Sizilien besuchte, beschreibt beispielsweise in seinem 977 niedergeschriebenen ''Buch vom Bild der Erde'' auch die umfangreichen Gärten, in denen auf Grund der eingeführten Bewässerungsmethoden Orangen- und Zitronenbäume standen.<ref name="Attlee52">Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow''. S. 52.</ref>
 
Die bekannten kultivierten Zitrusfrüchte erreichten eine ähnliche Bandbreite wie in China. Um 1500 waren im Mittelmeerraum Zitronatzitrone, Zitrone, [[Limette]], [[Pampelmuse]] und Bitterorange bekannt. Die [[Portugal|portugiesischen]] Entdecker stießen auf dem Weg nach Indien in ostafrikanischen Gärten arabischer Händler auf Zitronen und Pomeranzen. Auch die süße [[Orange (Frucht)|Orange]] wurde von ihnen nach Europa gebracht.
 
Erst 1805 wurde die [[Mandarine]] aus China eingeführt. Etwas früher wurde die aus [[Barbados]] stammende Grapefruit, eine Kreuzung aus Pampelmuse und Orange, bekannt. Kumquats wurden der [[Royal Horticultural Society]] in London 1846 von [[Robert Fortune]] vorgestellt.
 
=== Namen ===
Die Bezeichnung ''Zitrus'' geht auf das lateinische Wort ''citrus'' zurück, mit dem unterschiedliche Pflanzen bezeichnet wurden: einmal ein aromatisch duftendes Holz, bei dem es sich wohl um [[Atlas-Zeder|Zedern]]-Holz sowie Holz der [[Gliederzypresse]] handelte, zum anderen die Zitronatzitrone (''Citrus medica''). Der Name ist also von dem griechischen Wort ''kédros'' für Zeder auf die Zitronatzitrone übertragen worden. Die Gemeinsamkeit dieser Pflanzenarten war dabei der Gebrauch als Duftstofflieferant und [[Kleidermotte|Motten]]&shy;abwehrmittel.
 
Erst Ende des 14. Jahrhunderts erfolgte die Übertragung des Wortes auf eine andere, dann wichtiger werdende Zitruspflanze: die Zitrone (''Citrus'' ×''limon'').<ref>Genaust (2005), S. 159f.</ref> Carl von Linné verwendete die Bezeichnung ''Citrus'' 1753 dann für die ganze Gattung.<ref name="L">Carl von Linné: ''Species plantarum.'' 2, 1753, S. 782–783. [http://www.botanicus.org/page/358803 botanicus.org]</ref> '''Agrumen''' (ital.: ''agrumi'', ''Sauerfrüchte'') ist eine Sammelbezeichnung für die Früchte der Zitruspflanzen.
 
Viele Bezeichnungen für einzelne Vertreter der Zitruspflanzen sind aus dem Arabischen gekommen, siehe dazu die Artikel zu den jeweiligen Pflanzen.
 
=== Symbolik ===
Die unterschiedlichen Zitrusfrüchte haben über das weite Verbreitungsgebiet die verschiedensten Bedeutungen zugeschrieben bekommen.
 
In China ist eine Form der Zitronatzitrone, bei der die Segmente nur an einer Seite zusammengewachsen sind und sich an der anderen fingerförmig ausbreiten, als ''Buddhas Hand'' bekannt. Sie kann für Reichtum, als Geste des Greifens und weiter als Symbol für Bestechlichkeit verstanden werden. Die große Anzahl an Samen führt zum Begriff der Fruchtbarkeit, der eng mit dem des Reichtums verknüpft war. [[Etrog]], eine andere Form der Zitronatzitrone, ist bei jüdischen religiösen Ritualen wichtig, etwa beim [[Laubhüttenfest]], zusammen mit Palme, Weide und Myrte.
 
In Europa galten Zitrusfrüchte zuerst als Duftlieferant, Mittel zur Insektenabwehr und Medizin. Als Bestandteil von Rezepten für Pestmedizin tauchte häufig Zitronenschale auf. Oft waren sie in irgendeiner Weise mit dem Tod verknüpft: So trugen zum Tode Verurteilte auf dem Weg zur Hinrichtung eine Zitrone in der Hand, ebenfalls bei Beerdigungen die Trauernden. In der Malerei wird Maria mit einer Zitrusfrucht dargestellt, in der profanen Kunst ist sie Symbol für Verstorbene.
[[Datei:Oranges and orange juice.jpg|mini|Eine häufige Verwendung ist die Zubereitung als Saft]]
Da die Zitrusfrüchte in Mitteleuropa ein teures Importprodukt waren, kam ihnen auch eine Bedeutung als Symbol für Luxus und Reichtum zu. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die von Patriziern angelegten barocken [[Hesperidengärten]] in Nürnberg. Der international agierende Kaufmann und Botaniker [[Johann Christoph Volkamer]] ließ seine Zitruspflanzensammlung Anfang des 18. Jahrhunderts unter dem Titel ''Nürnbergische Hesperides'' von mehreren Künstlern in Kupfer stechen und kolorieren.
Mit der zunehmenden Verwendung als Nahrungsmittel, weg vom medizinischen Aspekt, werden sie auf bemaltem Geschirr dargestellt. Zusammen mit anderen importierten Früchten stehen sie für die Exotik fremder Länder.<ref>{{Literatur |Autor=Marianne Beuchert |Titel=Symbolik der Pflanzen |Verlag=Insel Verlag |Ort=Frankfurt und Leipzig |Datum=2004 |ISBN=3-458-34694-5}}</ref>
 
== Verwendung ==
Die hauptsächliche Verwendung der Früchte ist die als Nahrungsmittel. Als Obst werden die Früchte roh gegessen, etwa ein Drittel wird zu [[Fruchtsaft|Saft]] und anderen Produkten weiterverarbeitet. Als Nahrungsmittel sind Zitrusfrüchte vor allem für den hohen Anteil an [[Ascorbinsäure|Vitamin&nbsp;C]] und [[Mineralstoff]]en bekannt. Der [[Fruchthandel]] bezeichnet [[Mandarine]]n, [[Clementine (Frucht)|Clementinen]], [[Satsuma (Frucht)|Satsumas]], viele [[Tangelo]]s und Tangerinen als ''Easy Peeler'' (von [[Englische Sprache|engl.]] ''easy'' = ''einfach'' und ''to peel'' = ''schälen''), da sich bei diesen Zitrusfrüchten die Schale leicht vom Fruchtfleisch lösen lässt. Zitrusfrüchte reifen nach der Ernte nicht nach und zählen damit zu den [[Nichtklimakterische Früchte|nichtklimakterischen Früchten]]. Sie sind zudem kälteempfindlich, unter 2&nbsp;°C werden sie bitter. Die ideale Lagerung liegt bei 7&nbsp;°C und hoher Luftfeuchtigkeit.
 
Die in Drüsen der äußeren Schalen gebildeten [[Ätherisches Öl|ätherischen Öle]] machen sie auch zum Würzen und für Duftmittel interessant. Für die Küche gibt es dafür ein spezielles Haushaltsgerät, den [[Zestenreißer]] (teils auch als ''Zesteur'' bekannt), der dazu dient, hauchdünne Streifen der äußeren Schale, sogenannte [[Zesten]], abzutrennen. Die äußere Schale wird auch zu [[Zitronat]] und Marmelade verarbeitet, in ähnlicher Weise werden Kumquats im Ganzen gegessen. Der Saft von sauren Zitrusfrüchten wird weniger pur verwendet, sondern ebenfalls zum Würzen. Die Blätter der Kaffirlimette werden –&nbsp;ähnlich wie Lorbeerblätter&nbsp;– dem Essen als Gewürz beigegeben. In der arabischen Küche kennt man getrocknete Limetten als Zutat zum Würzen.
 
Die annähernd weißen Innenschalen (das [[Mesokarp]] bzw. die Albedo) enthalten große Mengen [[Pektin]] und werden daher auch zur industriellen Pektingewinnung genutzt.
 
Ätherisches Öl wird auch aus den Blüten gewonnen und kommt als [[Neroliöl]] in den Handel.
 
Die Schale von Zitrusfrüchten wird häufig mit [[Wachs]]en behandelt, denen meist Konservierungsstoffe wie [[Thiabendazol]] (E&nbsp;233), [[Orthophenylphenol]] (E&nbsp;231), Natriumorthophenylphenol (E&nbsp;232), [[Biphenyl]] (E&nbsp;230) und [[Imazalil]] zugesetzt werden.
 
== Zum Thema Wirtschaftliche Bedeutung siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Zitruspflanzen}}
 
== Zur Systematik siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Zitruspflanzen}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Zitruspflanzen}}
* {{WikipediaDE|Kategorie:Giovanni Boccaccio}}
* {{WikipediaDE|Giovanni Boccaccio}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* E. F. de Araujo u.&nbsp;a.: ''What is Citrus? Taxonomic implications from a study of cp-DNA evolution in the tribe Citreae (Rutaceae subfamily Aurantioideae).'' In: ''Organisms Diversity Evolution.'' Jena, S. 55–62.
* Hans-Jörg Neuschäfer: ''Boccaccio und der Beginn der Novelle. Strukturen der Kurzerzählung auf der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit.'' München 1969.
* Helena Attlee: ''The Land Where Lemons Grow: The Story of Italy and its Citrus Fruit.'' Penguin Books, London 2015, ISBN 978-0-14-196786-8.
* Joachim Heinzle: ''Boccaccio und die Tradition der Novelle. Zur Strukturanalyse und Gattungsbestimmung kleinepischer Formen zwischen Mittelalter und Neuzeit.'' In: Wolfram-Studien 5 (1979), S. 41–62.
* H. Genaust: ''Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen''. Nikol Verlagsges., Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7.
* Hans-Joachim Ziegeler: ''Boccaccio, Chaucer, Mären, Novellen: „The Tale of the Cradle“.'' In: Klaus Grubmüller u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Kleinere Erzählformen im Mittelalter. Paderborner Colloquium 1987.'' Paderborn/München/Wien/Zürich 1988, S. 9–32.
* E. Nicolosi u.&nbsp;a.: ''Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers.'' In: ''Theoretical and Applied Genetics.'' Berlin, S. 1155–1166.
* Winfried Wehle: ''Der Tod, das Leben und die Kunst: Boccaccios Decameron oder der Triumph der Sprache.'' In: Arno Borst (Hrsg.): ''Tod im Mittelalter.'' Konstanz 1993, S. 221–260. [http://edoc.ku-eichstaett.de/3922/1/DerToddasLebenudieKunst.pdf Online] (PDF; 250&nbsp;kB).
* X.-M. Pang u.&nbsp;a.: ''Phylogenetic relationships within Citrus and its related genera as inferred from AFLP markers.'' In: ''Genetic Resources and Crop Evolution.'' Dordrecht, S. 429–436.
* Winfried Wehle: ''Im Purgatorium des Lebens: Boccaccios Projekt einer narrativen Anthropologie.'' In: Achim Aurnhammer, Rainer Stillers (Hrsg.): ''Giovanni Boccaccio in Europa: Studien zu seiner Rezeption in Spätmittelalter und Früher Neuzeit.'' Wiesbaden 2014, S. 19–45. [http://edoc.ku-eichstaett.de/14129/1/Bocc._Purgatorium.pdf Online] (PDF; 3&nbsp;MB).
* L. Ramón-Laca: ''The Introduction of Cultivated Citrus to Europe via Northern Africa and the Iberian Peninsula.'' In: ''Economic Botany.'' New York 57.2003,4, {{ISSN|0013-0001}}, S. 502–514.
* W. Reuther, H. J. Webber, L. D. Batchelor (Hrsg.): ''[http://lib.ucr.edu/agnic/webber/ The Citrus Industry]''. Bd 1&2. University of California, Berkeley 1967.
* S. Singh, S. A. M. H. Naqvi (Hrsg.): ''Citrus''. Motilal Banarsidass, Lucknow 2001, ISBN 81-85860-64-5.
* P. Spiegel-Roy, E. E. Goldschmidt: ''The Biology of Citrus''. University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-33321-0.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.citrus-online.de/ Das Citrus Online Buch]
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* [http://www.lebensmittellexikon.de/z0000140.php Zitrusfrüchte in lebensmittellexikon.de]
* {{DNB-Portal|11851217X}}
* [http://www.mister-wong.de/doc/citrus-das-wichtigste-in-kuerze_259638573/ Wissenswertes rund um die Zitrusfrüchte]
* {{DDB|Person|11851217X}}
* [http://xochipilli.eu/garten-fruechte.html Citrusfrüchte-Bildergalerie]
* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni}}
* {{PGDA|58}}
* [http://www.intratext.com/Catalogo/Autori/AUT47.HTM Werke von Giovanni Boccaccio]: Text, Konkordanzen, Wortlisten und Statistik
* Autograph in Humanistischer Kursive von Giovanni Cardello da Imola abgeschrieben : Giovanni Boccaccio: Elegie von Madonna Fiammetta [http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/cb/0039 Italien 1467 ] im digitalen Angebot von Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 39
* [http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0009/bsb00092987/images/index.html?id=00092987&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=1 Le livre de Jehan Bocace des cas des nobles hommes et femmes Digitalisat einer französischen Handschrift 15.Jh BSB Cod.gall. 6]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


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Version vom 22. Juni 2018, 01:31 Uhr

Giovanni Boccaccio ([d͡ʒoˈvanːi boˈkːat͡ʃːo]; * 1313 in Paris, Frankreich; † 21. Dezember 1375 in Certaldo) war ein italienischer Schriftsteller, Demokrat, Dichter und bedeutender Vertreter des Renaissance-Humanismus. Sein Meisterwerk, das Decamerone, porträtiert mit bis dahin unbekanntem Realismus und Witz die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts und erhebt ihn zum Begründer der prosaischen Erzähltradition in Europa.

Leben

Andrea del Castagno: Giovanni Boccaccio, um 1450

Die genauen Umstände seiner Geburt sind nicht gesichert. Boccaccio wurde 1313 geboren, vermutlich in Paris, möglicherweise aber auch in Florenz oder im nahe gelegenen Bergdorf Certaldo, als unehelicher Sohn des Kaufmanns Boccaccio di Chellino. Seine Mutter starb kurz nach der Niederkunft.[1] Später kam die in vielen Quellen zitierte und auch von ihm selbst geförderte, bis heute unbewiesene Legende auf, er sei in Paris geboren worden, hervorgegangen aus einer Beziehung zwischen seinem Vater und einer französischen Adligen namens Giovanna.

Seine Kindheit verlebte er in Florenz im Haus des Vaters, der für die Compagnia dei Bardi, eine Bankgesellschaft, arbeitete. Noch als Jugendlicher – ungefähr vierzehn Jahre alt – wurde er nach Neapel zur Arbeit in eine Filiale der Compagnia dei Bardi geschickt, um sich im Beruf des Kaufmanns zu üben.

Die in Neapel verbrachten Jahre (bis 1340) hatten großen Einfluss auf die persönliche und intellektuelle Entwicklung Boccaccios. Anstatt sich mit dem Studium der Handelstätigkeit oder des kanonischen Rechts zu beschäftigen, wie es der Vater gewollt hatte, widmete er sich seiner Leidenschaft für die Literatur. Dank seinem guten Namen erhielt er Zugang zum neapolitanischen Hof des Robert von Anjou, wo er den eleganten, höfischen Lebensstil kennenlernte, mit Intellektuellen verkehrte und sich autodidaktisch eine breitgefächerte Bildung aneignete.

In dieser Zeit entstanden auch seine ersten Werke in Versform und Prosa, in denen Boccaccio mit verschiedenen Genres und Stilen experimentierte. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, entwarf er das wiederkehrende Bild einer idealen Geliebten, die er Fiammetta nannte und deren reales Vorbild vermutlich eine neapolitanische Adlige namens Maria d’Aquino ist.

1340 kehrte er nach Florenz zurück. Wegen finanzieller Schwierigkeiten trat er in den Staatsdienst ein und bekleidete mehrere Ämter. Zwischen 1345 und 1346 begab er sich an den Hof des Ostasio da Polenta in Ravenna, während er im nächsten Jahr im Dienst des Francesco Ordelaffi in Forlì stand. Das bürgerliche-städtische Umfeld, sehr verschieden vom höfischen Leben, war eine bedeutende Inspirationsquelle für seine fruchtbare literarische Tätigkeit in jenem Jahrzehnt, die ihren Höhepunkt im Decamerone fand, geschrieben in den Jahren nach der Pestepidemie, die Italien 1348 heimsuchte.

Standbild in den Uffizien, Florenz

Sein Meisterwerk war indes sicher schon abgeschlossen, als er im Herbst 1350 erstmals Francesco Petrarca traf. Boccaccio schloss mit ihm eine tiefe Freundschaft. Beiden war die Verehrung für die klassischen Autoren gemein, wie ihr Briefwechsel bezeugt, in dem sie sich über literarische Erfahrungen austauschten.

Jetzt, wo sein Ruhm gewachsen war, vertraute ihm die florentinische Stadtverwaltung verschiedene diplomatische Aufträge an, die ihn auf viele Reisen führten.

In diesen Jahren widmete sich Boccaccio – auch beeinflusst von seinem Freund Petrarca – verstärkt seinem Studium der klassischen Texte. Um 1355 erhielt er freien Zugang zur Bibliothek von Montecassino, in der viele Meisterwerke aus der Antike die Zeiten überdauert hatten. Einige der kostbaren Kodizes schrieb Boccaccio sogar eigenhändig ab.

Bald entstand um Petrarca und Boccaccio ein Kreis von Intellektuellen, die einige bedeutende klassische Werke wiederentdeckten, darunter die Annalen des Tacitus und die Metamorphosen des Apuleius.

Nachdem Boccaccio um 1360 mit dem Studium des Griechischen begonnen hatte, erwirkte er, dass in Florenz der erste Lehrstuhl für jene Sprache eingerichtet wurde. Der Lehrstuhl wurde an Leontius Pilatus vergeben, dem Boccaccio darüber hinaus die Übersetzung der Ilias und der Odyssee des Homer ins Lateinische anvertraute. Diese Werke konnten somit von einem weitaus breiteren Publikum gelesen werden.

Sein Interesse für die Antike beeinflusste auch die Literaturproduktion gegen Ende seines Lebens. In seinen späteren Lebensjahren schrieb er nämlich weniger im Volgare gehaltene erzählerische Texte, sondern mehr Werke, die sich in lateinischer Sprache mit enzyklopädischen oder philologischen Themen befassten.

Möglicherweise ist diese Veränderung auch auf eine religiöse Krise im Leben Boccaccios zurückzuführen. Diese Krise soll so tiefgreifend gewesen sein, dass Boccaccio sogar einige seiner Werke zerstören wollte, die er nun für unmoralisch hielt, und nur von Petrarca zurückgehalten wurde. Diese Darstellung wird in Frage gestellt durch die Tatsache, dass er noch um 1370 eigenhändig Abschriften seines Decamerone verfertigte. Auf jeden Fall war er bereits 1360 in den minderen Geistlichenstand eingetreten, wenn auch wahrscheinlich aufgrund finanzieller Nöte. Schließlich begegnete er im Jahr 1362 dem Kartäusermönch Gioachino Cianni aus Siena, der Boccaccio zu „frommem Leben“ bekehrte.[1]

1373 wurde ihm, der bereits zwanzig Jahre zuvor mit seiner Dante-Biographie den Kult um Dante Alighieri angefacht hatte, von der Stadt Florenz aufgetragen, öffentlich die Divina Commedia zu lesen, zu erklären und zu kommentieren. 1374 verschlechterte sich allerdings sein gesundheitlicher Zustand (er war wahrscheinlich an Hydropsie erkrankt, einer Krankheit, bei der sich die Bauchhöhle mit Wasser füllt), und so musste er diese Tätigkeit abbrechen.

Nachdem er sich schließlich in Certaldo niedergelassen hatte, führte er die Arbeit an einigen Werken bis zu seinem Tod am 21. Dezember 1375 fort.

Werke

Boccaccio, Il Filostrato. Handschrift, 14. Jahrhundert (Codex Christianei, Hamburg)
Deutsche Erstausgabe (1473/74) von Boccaccios De mulieribus claris (deutsche Übersetzung von Heinrich Steinhöwel)
Die italienischen Werke
Die neapolitanische Phase
  • La caccia di Diana 1334, Kurzepos in 18 Gesängen
  • Il Filostrato 1335, Epos in Stanzen (ottava rima)
  • Il Filocolo 1336–1339, Roman in Prosa
  • Teseida 1340–1341 (vollendet in Florenz), Epos in Stanzen (ottava rima)
  • Rime, Sammlung von Gedichten, die Boccaccio im Verlauf seines Lebens verfasste; von ihm selbst nie zu einem Werk zusammengefasst
Die Jahre 1340–1350
  • Ninfale d’Ameto 1341–1342, Hirtenroman in Versform und Prosa
  • L’amorosa visione 1342–1344, Epos in Terzinen, imitiert Dantes Divina Commedia
  • Elegia di Madonna Fiammetta 1343–1344, Roman in Prosa
  • Ninfale fiesolano 1344–1346, Epos in Stanzen (ottava rima)
Das Hauptwerk
Das Spätwerk
  • Il Corbaccio 1354, Satire in Prosa
  • Trattatello in laude di Dante 1351–1373, Biographie Dante Alighieris
  • Esposizione sopra la Commedia di Dante 1373–1374, Überlieferung seiner öffentlichen Vorlesungen und Kommentare zur Divina Commedia
Die lateinischen Werke
  • Bucolicum carmen 1349–1367, sechzehn Eklogen
  • Genealogia deorum gentilium 1350–1367, Sammlung mythologischer Erzählungen aus der Antike in 15 Büchern
  • De montibus, silvis, fontibus, lacubus, fluminibus, stagnis, seu paludibus et de nominibus maris liber 1355–1375, umfangreicher Katalog geographischer Objekte, die in der klassischen Literatur vorkommen
  • De casibus virorum illustrium 1356–1373, Sammlung von Episoden aus dem Leben berühmter Persönlichkeiten, die ein übles Schicksal ereilte
  • De mulieribus claris 1361–1362, Sammlung moralisierender Biographien berühmter Frauen der Antike und des Mittelalters

Textausgaben und Übersetzungen

  • Brigitte Hege (Hrsg.): Boccaccios Apologie der heidnischen Dichtung in den Genealogie deorum gentilium. Buch XIV. Text, Übersetzung, Kommentar und Abhandlung. Stauffenburg, Tübingen 1997, ISBN 3-86057-183-4
  • Virginia Brown (Hrsg.): Giovanni Boccaccio: Famous Women. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2001, ISBN 0-674-00347-0 (lateinischer Text und englische Übersetzung)
  • Jon Solomon (Hrsg.): Giovanni Boccaccio: Genealogy of the Pagan Gods. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts) 2011 ff. (lateinischer Text und englische Übersetzung)

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Jörg Neuschäfer: Boccaccio und der Beginn der Novelle. Strukturen der Kurzerzählung auf der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit. München 1969.
  • Joachim Heinzle: Boccaccio und die Tradition der Novelle. Zur Strukturanalyse und Gattungsbestimmung kleinepischer Formen zwischen Mittelalter und Neuzeit. In: Wolfram-Studien 5 (1979), S. 41–62.
  • Hans-Joachim Ziegeler: Boccaccio, Chaucer, Mären, Novellen: „The Tale of the Cradle“. In: Klaus Grubmüller u. a. (Hrsg.): Kleinere Erzählformen im Mittelalter. Paderborner Colloquium 1987. Paderborn/München/Wien/Zürich 1988, S. 9–32.
  • Winfried Wehle: Der Tod, das Leben und die Kunst: Boccaccios Decameron oder der Triumph der Sprache. In: Arno Borst (Hrsg.): Tod im Mittelalter. Konstanz 1993, S. 221–260. Online (PDF; 250 kB).
  • Winfried Wehle: Im Purgatorium des Lebens: Boccaccios Projekt einer narrativen Anthropologie. In: Achim Aurnhammer, Rainer Stillers (Hrsg.): Giovanni Boccaccio in Europa: Studien zu seiner Rezeption in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Wiesbaden 2014, S. 19–45. Online (PDF; 3 MB).

Weblinks

 Wikisource: Giovanni Boccaccio – Quellen und Volltexte (italiano)
 Wikisource: Giovanni Boccaccio – Quellen und Volltexte
Commons: Giovanni Boccaccio - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Zeittafel und bibliographische Hinweise in: Giovanni Boccaccio: Das Dekameron, München 1981, ISBN 3-442-07599-8, S. 860 f.


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