Tempel der Menschheit und Technologie: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Tempel der Menschheit''' (TdM) oder '''Temple of the People''' ist eine [[Theosophie|theosophische]] Organisation, welche aus der [[Theosophische Gesellschaft in Amerika|Theosophischen Gesellschaft in Amerika]] hervorging. Das Hauptquartier befindet sich in Halcyon in [[Wikipedia:Kalifornien|Kalifornien]]. Dieser Ort wird hauptsächlich von Mitgliedern der „Tempel-der-Menschheit“-Community bewohnt und daher häufig damit gleichgesetzt.
Der Ausdruck '''Technologie''' ({{elS|τεχνολογία}} ''technologia'') leitet sich ab von {{lang|el|τέχνη}} ''technē'' „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und {{lang|el|λόγος}} ''logos'' „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.<ref>Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων ''technē logōn'' „Schrift über Redekunst“</ref> Im hellenistischen Griechisch ([[Koine]], ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.<ref>Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785</ref> In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der [[Technik]]“, doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.  


== Geschichte ==
== Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit ==
=== Vorgeschichte ===
=== 18. Jahrhundert ===
Anfang der 1890er Jahre wurde in [[Wikipedia:Syracuse (New York)|Syracuse]] im [[Wikipedia:US-Bundesstaat|US-Bundesstaat]] [[Wikipedia:New York (Bundesstaat)|New York]] eine Loge der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] (TG) gegründet. Bei der folgenden Spaltung der TG infolge des [[Judge Case]] im Jahre 1895 folgte diese Loge der Richtung [[William Quan Judge]]s und war fortan Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (TGinA). Nach einer umstrittenen Wahl wurde 1898 [[Katherine Tingley]] zur Präsidentin der TGinA gewählt. Tingley änderte die Organisationsstruktur und die Ausrichtung der TGinA, woraufhin es zu einer Reihe von Austritten und Abspaltungen kam&nbsp;– eine davon betraf die Loge in Syracuse.
Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter ''Technologie'' die {{"|Lehre von den Kunstwörtern oder [[Terminus technicus|terminis technicis]]}}.<ref>Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44</ref> Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.


=== Gründung ===
Der [[Aufklärung]]sphilosoph [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]] schrieb 1740 von einer {{"|möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. […] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen}}.<ref>Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.</ref> Mit ''[[Handwerk]]en'' und ''Handwerkserzeugnissen'' ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte [[Technik]] gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die [[Architektur]] als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der [[Philosophie]] betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine [[Technikphilosophie|Philosophie der Technik]] sehen.
Francia A. La Due, ein vorgeblich [[Medium (Person)|medial begabtes]] Mitglied der Syracuse-Loge, soll seit Anfang 1898 von einem gewissen Meister Hilarion aus der Bruderschaft der [[Meister der Weisheit]] Botschaften empfangen haben. Eine dieser Durchsagen war der Auftrag zur Gründung einer neuen Organisation, welche die Lehren von [[Helena Blavatsky]] und William Quan Judge unverfälscht fortsetzen sollte. Der Leiter der Syracuse-Loge, William H. Dower, zu dem angeblich Meister Hilarion ebenfalls gesprochen haben soll, trat daraufhin mit den meisten Mitgliedern der Syracuse-Loge aus der Theosophischen Gesellschaft in Amerika aus und gründete zusammen mit La Due im November 1898 den TdM. „Guardian in Chief“, diese Bezeichnung stand für das Oberhaupt beziehungsweise den Präsidenten der neuen Organisation, wurde Francia A. La Due.


=== Entwicklung ===
Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler [[Johann Beckmann (Ökonom)|Johann Beckmann]]. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772<ref>Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8</ref> hat Beckmann 1777 das Buch ''Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen'' vorgelegt.<ref>Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789</ref> Darin sagt Beckmann: {{"|Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret}} (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine ''Anleitung'' später durch eine eigene [[Warenkunde]].<ref>Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800</ref> Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der [[Produktionsprozess]]e und nicht auch der technischen [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]]e.
==== Wirtschaftlich ====
Auf Anweisung des „Meisters“ übersiedelte der TdM 1903 auf ein [[Wikipedia:Gemeindefreies Gebiet|Gemeindefreies Gebiet]] mit dem Namen Halcyon, in der Nähe von [[Wikipedia:Arroyo Grande (Kalifornien)|Arroyo Grande]] in Kalifornien. Dort wurde ein Grundstück mit einem großen Gebäude angekauft und in ein Hotel mit angeschlossenem Sanatorium umgebaut. La Due, Dower und einige „Tempel-der-Menschheit“-Mitglieder verlegten ihren Wohnsitz dorthin, und Dower, von Beruf Arzt, begann im Sanatorium mit der Behandlung von unter anderem Drogen- und Alkoholkranken&nbsp;– dieses Sanatorium bestand bis 1949. Nach und nach siedelten mehr Menschen in Halcyon an, mieteten Land von der „Temple Home Association“, begannen den Boden zu bebauen und Nutzvieh zu züchten. Ein Gemischtwarenladen sowie eine Poststelle wurden eingerichtet, und einige kleinere Produktionsbetriebe nahmen ihre Tätigkeit auf&nbsp;– kurz, es entstand ein Dorf, eine Gemeinschaft.


==== Geistig ====
=== 19. Jahrhundert ===
Bereits 1900 war noch in Syracuse eine Druckerei entstanden, um die Ideale des „Tempels der Menschheit“ einem größeren Publikum publik machen zu können. Diese war nach Halcyon übersiedelt und stellte neben dem offiziellen Publikationsorgan, der Zeitschrift „The Temple Artisan“, die bis heute erscheint, auch Prospekte, Flugzettel und Bücher her. Dadurch wurden immer mehr Menschen auf den TdM aufmerksam, die Gemeinschaft wuchs und verbreitete sich schließlich in mehreren Ländern. Im Sanatorium fanden Vorträge und Veranstaltungen statt, es gab Zeremonien und Andachten, all das festigte das Zusammengehörigkeitsgefühl und verinnerlichte die Lehren des „Tempels“. 1924 wurde ein Tempelgebäude eröffnet, welches nach Francia A. La Dues Beinamen „Blue Star“ den Namen „Blue Star Memorial Temple“ erhielt. Später kam noch eine Bibliothek hinzu, zu Ehren von William Quan Judge dann „William Quan Judge Library“ genannt.  
Diese Auffassung steht bei [[Karl Marx]] im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von [[Industrie]]arbeit und [[Kapital]] geht. {{"|Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie}}.<ref>Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u.&nbsp;ö., S. 510</ref> Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: {{"|Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen}}.<ref>Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89</ref>


==== Heute ====
Seit dem späten 19. Jahrhundert wird ''Technologie'' zum Sondergebiet der [[Technikwissenschaft]]en, das sich mit den [[Verfahrenstechnik|Ver-]] und [[Fertigungsverfahren|Bearbeitungsverfahren]] befasst. Man spricht von ''mechanischer'', ''chemischer'', ''Lebensmitteltechnologie'' usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.
Heute besteht der TdM in Halcyon aus etwa 120 Personen, die Grundstücksfläche rund 95 [[Wikipedia:Acre (Einheit)|Acre]]s (etwa 38 [[Wikipedia:Hektar|Hektar]]) und rund 30 Gebäuden. Logen gibt es in [[Wikipedia:Deutschland|Deutschland]], [[Wikipedia:Vereinigtes Königreich|Großbritannien]], [[Wikipedia:Russland|Russland]] und [[Wikipedia:Westafrika|Westafrika]]. Weltweit sind es etwa 200 eingetragene Mitglieder. Die derzeitige „Guardian in Chief“ ist Eleanor L. Shumway.


=== Chronologische Übersicht der Leiter ===
=== 20. Jahrhundert ===
Guardian in Chief (Präsident) waren von:
In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, ''Technologie'' allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der [[Industrie]] (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als ''Technologen'' zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: {{"|Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat}}.<ref>Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978</ref>
* 1898–1922: Francia A. La Due (1849–1922)
* 1922–1937: William H. Dower (1866–1937)
* 1937–1968: Pearl F. Dower
* 1968–1990: Harold E. Forgostein
* seit 1990: Eleanor L. Shumway


== Lehre ==
In [[Westdeutschland]] verbreitete sich unter dem Einfluss des [[Englische Sprache|Englischen]] seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie ''Technik''. So wird z.&nbsp;B. in der Produkt[[werbung]] oft [[Euphemismus|schönfärberisch]] von ''Technologie'' statt von ''Technik'' gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeug''technik'' gemeint.
Der TdM versteht sich als überkonfessionelle Religionsgemeinschaft, welche für Mitglieder und Interessierte regelmäßige Meditationen und Gottesdienste abhält. Der TdM möchte die Menschheit auf das Kommen eines neuen [[Messianismus|Christus]] oder [[Avatara|Avatars]] vorbereiten. Die Lehren der Theosophie bilden die Grundlage des „Tempels der Menschheit“, dabei wird vor allem auf das Werk Helena Blavatskys und, in zweiter Linie, William Quan Judges Bezug genommen. Die Änderungen beziehungsweise Entwicklungen der theosophischen Lehre durch die [[Theosophische Gesellschaft Adyar]] einerseits und die Theosophische Gesellschaft in Amerika, heute unter ''Theosophische Gesellschaft Pasadena'' bekannt, andererseits, werden abgelehnt. Einflüsse oder Übereinstimmungen mit der [[Wikipedia:I AM Foundation|I AM Foundation]]“ scheinen ebenfalls gegeben zu sein.
 
Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort ''technics'' als Pendant zum deutschen ''Technik'' völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt ''Technik'' heißt, wird im Englischen ''technology'' genannt. Daher wird der Begriff ''Technologie'' oft fälschlich für ''Technik'' verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch {{lang|en|''technology''}} ist jedoch viel breiter als das von ''Technologie'': Es reicht von [[Technik]] über [[Gerät]], [[Werkzeug]], [[Computerprogramm]] bis hin zu technischen Systemen und [[Verfahrenstechnik|Verfahren]]. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.
 
=== Aktuelle Tendenzen ===
Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und ''Technologie'' zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.
 
Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann<ref>Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen <!-- sic! --> Technologie, Göttingen 1806</ref> umfasst der Begriff die ''[[Allgemeine Technologie]]'' (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die ''speziellen Technologien'' (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).<ref>Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337</ref>
 
=== Fazit ===
* Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff ''Technik'' unbedacht durch ''Technologie'' zu ersetzen.
* ''Technologie'' ist nicht gleichbedeutend mit englisch ''technology''.
* Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs ''Technologie'' gibt es nicht.
* Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.  
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Technologie}}
* {{WikipediaDE|Technologie}}
* {{WikipediaDE|Allgemeine Technologie}}
* {{WikipediaDE|Lebensmitteltechnologie}}
* {{WikipediaDE|Getränketechnologie}}
* {{WikipediaDE|Technologiefrühaufklärung}}
* {{WikipediaDE|Technologija}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Peter Scheutzow: ''Einführung in die wissenschaftliche Theosophie.'' Temple of the People-Deutsche Sektion, Berlin 1985.
* Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: ''Philosophien der neuen Technologie.'' Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
* Peter Brödner: ''Der überlistete Odysseus.'' Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
* Susanne Fohler: ''Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen.'' Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
* Günter Ropohl: ''Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik.'' 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
* Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): ''Handlexikon zur Wissenschaftstheorie.'' 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).
 
'''Technologiekritik'''
* Kathrin Passig: ''Standardsituationen der Technologiekritik'', Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= ''Edition Unseld'', Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.tempeldermenschheit.de/ Website der deutschen Sektion]
{{Wiktionary|Technologie}}
* [http://www.templeofthepeople.org/ Website des Hauptquartiers in Halcyon] (englisch)
 
* [http://homepage.ntlworld.com/creedsdisappear/index.html Homepage der britischen Sektion] (englisch)
== Einzelnachweise ==
* [http://logos_endless_summer.tripod.com/id150.html Ein Text von „Meister Hilarion“] (englisch)
<references />


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[[Kategorie:Theosophie]][[Kategorie:Theosophische Gesellschaft]]
[[Kategorie:Technik nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Technisches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Technologie|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 24. Mai 2018, 03:09 Uhr

Der Ausdruck Technologie (griech. τεχνολογία technologia) leitet sich ab von τέχνη technē „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und λόγος logos „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.[1] Im hellenistischen Griechisch (Koine, ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.[2] In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der Technik“, doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.

Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit

18. Jahrhundert

Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter Technologie die „Lehre von den Kunstwörtern oder terminis technicis“.[3] Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.

Der Aufklärungsphilosoph Christian Wolff schrieb 1740 von einer „möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. […] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen“.[4] Mit Handwerken und Handwerkserzeugnissen ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte Technik gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die Architektur als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der Philosophie betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine Philosophie der Technik sehen.

Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler Johann Beckmann. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772[5] hat Beckmann 1777 das Buch Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen vorgelegt.[6] Darin sagt Beckmann: „Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret“ (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine Anleitung später durch eine eigene Warenkunde.[7] Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der Produktionsprozesse und nicht auch der technischen Produkte.

19. Jahrhundert

Diese Auffassung steht bei Karl Marx im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von Industriearbeit und Kapital geht. „Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie“.[8] Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: „Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen“.[9]

Seit dem späten 19. Jahrhundert wird Technologie zum Sondergebiet der Technikwissenschaften, das sich mit den Ver- und Bearbeitungsverfahren befasst. Man spricht von mechanischer, chemischer, Lebensmitteltechnologie usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.

20. Jahrhundert

In der Deutschen Demokratischen Republik führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, Technologie allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der Industrie (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als Technologen zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: „Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat“.[10]

In Westdeutschland verbreitete sich unter dem Einfluss des Englischen seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie Technik. So wird z. B. in der Produktwerbung oft schönfärberisch von Technologie statt von Technik gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeugtechnik gemeint.

Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort technics als Pendant zum deutschen Technik völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt Technik heißt, wird im Englischen technology genannt. Daher wird der Begriff Technologie oft fälschlich für Technik verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch technology ist jedoch viel breiter als das von Technologie: Es reicht von Technik über Gerät, Werkzeug, Computerprogramm bis hin zu technischen Systemen und Verfahren. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.

Aktuelle Tendenzen

Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und Technologie zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.

Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann[11] umfasst der Begriff die Allgemeine Technologie (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die speziellen Technologien (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).[12]

Fazit

  • Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff Technik unbedacht durch Technologie zu ersetzen.
  • Technologie ist nicht gleichbedeutend mit englisch technology.
  • Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Technologie gibt es nicht.
  • Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.

Siehe auch

Literatur

  • Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: Philosophien der neuen Technologie. Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
  • Peter Brödner: Der überlistete Odysseus. Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
  • Susanne Fohler: Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
  • Günter Ropohl: Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik. 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
  • Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).

Technologiekritik

  • Kathrin Passig: Standardsituationen der Technologiekritik, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= Edition Unseld, Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).

Weblinks

 Wiktionary: Technologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων technē logōn „Schrift über Redekunst“
  2. Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785
  3. Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44
  4. Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.
  5. Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8
  6. Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789
  7. Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800
  8. Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u. ö., S. 510
  9. Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89
  10. Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978
  11. Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen Technologie, Göttingen 1806
  12. Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337


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