Theosophische Gesellschaft in Deutschland und Technologie: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Theosophische Gesellschaft in Deutschland''' (TGD) mit Sitz in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]] ist eine von mehreren [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaften]], die in Deutschland tätig sind.  
Der Ausdruck '''Technologie''' ({{elS|τεχνολογία}} ''technologia'') leitet sich ab von {{lang|el|τέχνη}} ''technē'' „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und {{lang|el|λόγος}} ''logos'' „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.<ref>Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων ''technē logōn'' „Schrift über Redekunst“</ref> Im hellenistischen Griechisch ([[Koine]], ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.<ref>Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785</ref> In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der [[Technik]], doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.  


== Überblick ==
== Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit ==
=== 18. Jahrhundert ===
Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter ''Technologie'' die {{"|Lehre von den Kunstwörtern oder [[Terminus technicus|terminis technicis]]}}.<ref>Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44</ref> Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.


Sie ist als gemeinnützig anerkannt, ihre Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Die Gesellschaft wurde nach dem Verbot während der [[Wikipedia:Zeit des Nationalsozialismus|Zeit des Nationalsozialismus]] 1949 wiedergegründet und betrachtet sich als Nachfolge-Organisation der 1897 von [[Franz Hartmann]] in München gegründeten „[[Internationale Theosophische Verbrüderung|Internationalen Theosophischen Verbrüderung]]“ (I.T.V.).<ref> Vgl. Franz Hartmanns Mitteilung über die Gründung der “Internationalen Theosophischen Verbrüderung“ in ''Lotusblüthen'', Jhrg. 1898, S. 157f.</ref> Hartmanns Absicht war es, die theosophische Bewegung in Deutschland von den Kontroversen freizuhalten, die zwischen der anglo-indischen und der amerikanischen Sektion entstanden waren.
Der [[Aufklärung]]sphilosoph [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]] schrieb 1740 von einer {{"|möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. [] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen}}.<ref>Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.</ref> Mit ''[[Handwerk]]en'' und ''Handwerkserzeugnissen'' ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte [[Technik]] gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die [[Architektur]] als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der [[Philosophie]] betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine [[Technikphilosophie|Philosophie der Technik]] sehen.


== Hartmanns Sichtweise ==
Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler [[Johann Beckmann (Ökonom)|Johann Beckmann]]. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772<ref>Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8</ref> hat Beckmann 1777 das Buch ''Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen'' vorgelegt.<ref>Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789</ref> Darin sagt Beckmann: {{"|Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret}} (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine ''Anleitung'' später durch eine eigene [[Warenkunde]].<ref>Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800</ref> Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der [[Produktionsprozess]]e und nicht auch der technischen [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]]e.


=== Theosophie und theosophische Lehren ===
=== 19. Jahrhundert ===
[[Datei:Hartmann neu.jpg|miniatur|Franz Hartmann]]
Diese Auffassung steht bei [[Karl Marx]] im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von [[Industrie]]arbeit und [[Kapital]] geht. {{"|Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie}}.<ref>Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u.&nbsp;ö., S. 510</ref> Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: {{"|Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen}}.<ref>Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89</ref>


[[Theosophie]] hat für Hartmann nichts mit Parteiinteressen und Autoritätenzwang zu tun. Sie ist auf Freiheit und Toleranz gegründet und läßt sich nicht einsperren in die Schranken einer begrenzten Körperschaft. Sie ist nicht ein System von Lehrmeinungen, die es zu adoptieren gilt, sondern ein stetes Werden und Verwirklichen in der Praxis des Alltags. Mit der Gründung beabsichtigte Hartmann nicht, eine „neue“ Gesellschaft ins Leben zu rufen, „sondern der theosophischen Bewegung im allgemeinen durch die Verbreitung einer höheren Weltanschauung nützlich zu sein.“<ref> Ebd. S. 158</ref> Er unterschied zwischen Theosophie und theosophischen Lehren:
Seit dem späten 19. Jahrhundert wird ''Technologie'' zum Sondergebiet der [[Technikwissenschaft]]en, das sich mit den [[Verfahrenstechnik|Ver-]] und [[Fertigungsverfahren|Bearbeitungsverfahren]] befasst. Man spricht von ''mechanischer'', ''chemischer'', ''Lebensmitteltechnologie'' usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.


* ''Theosophie'' ''„ist die Erkenntnis der Wahrheit, die den Verstand des Menschen, der allen Vorurteilen, entwachsen ist, erleuchtet. Sie ist … das geistig-göttliche Leben im Menschen selbst, seine höchste Vernunft. Sie ist die intuitive Erkenntnis des Wahren im Herzen des Menschen, die nicht mit Phantasterei, Aberglauben, Schwärmerei, Spekulation und Autoritätenwahn zu tun hat.“''
=== 20. Jahrhundert ===
* ''Theosophische Lehren'' ''„werden die Lehren genannt, die von Menschen herstammen, die zur Selbsterkenntnis des Wahren gekommen sind.“ „Man kann wohl die theosophischen Lehren, nicht aber die Gotteserkenntnis selber „erlernen“, oder durch bloße Theorien, ohne die Kraft der Erkenntnis zu haben, zur klaren Einsicht kommen.“''
In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, ''Technologie'' allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der [[Industrie]] (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als ''Technologen'' zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: {{"|Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat}}.<ref>Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978</ref>


[[Datei:Siegel klein.jpg|miniatur|150px]]
In [[Westdeutschland]] verbreitete sich unter dem Einfluss des [[Englische Sprache|Englischen]] seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie ''Technik''. So wird z.&nbsp;B. in der Produkt[[werbung]] oft [[Euphemismus|schönfärberisch]] von ''Technologie'' statt von ''Technik'' gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeug''technik'' gemeint.


Hartmann erkannte die religionsübergreifenden Aspekte der Theosophie. Für ihn gab es "keine spezifisch ‚christliche’, ‚buddhistische’, ‚indische’ oder dergl. Theosophie; denn Theosophie ist Gotteserkenntnis, und Gott ist weder ein ‚Christ’ noch ein ‚Buddhist’, ‚Brahmine’ oder dergl. Theosophie ist die Erkenntnis der Wahrheit, auf der alle religiösen Systeme aufgebaut sind.“<ref>Franz Hartmann, ''Was ist Theosophie''? - ''Die Theosophische Gesellschaft und ihre Zwecke'', Theosophisches Verlagshaus Leipzig, o. J. S. 47, 50, 127, 49f.</ref> Daher das ''Motto'' der Theosophischen Gesellschaft: ''Keine Religion ist höher als die Wahrheit.''
Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort ''technics'' als Pendant zum deutschen ''Technik'' völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt ''Technik'' heißt, wird im Englischen ''technology'' genannt. Daher wird der Begriff ''Technologie'' oft fälschlich für ''Technik'' verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch {{lang|en|''technology''}} ist jedoch viel breiter als das von ''Technologie'': Es reicht von [[Technik]] über [[Gerät]], [[Werkzeug]], [[Computerprogramm]] bis hin zu technischen Systemen und [[Verfahrenstechnik|Verfahren]]. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.


=== Eine Menschheitsfamilie ===
=== Aktuelle Tendenzen ===
Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und ''Technologie'' zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.


Mit den Gründern der Theosophischen Bewegung teilte Hartmann das Ideal einer geeinten und glücklichen Menschheitsfamilie, die frei von den Fesseln der Vorstellung eines stabilen, von allen anderen getrennten Ichs ist; die die Einsicht in ihrem praktischen Leben verwirklicht, dass alles untrennbar mit dem anderen verbunden ist und alle Menschen Teil des Einen untrennbaren Lebens sind.
Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann<ref>Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen <!-- sic! --> Technologie, Göttingen 1806</ref> umfasst der Begriff die ''[[Allgemeine Technologie]]'' (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die ''speziellen Technologien'' (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).<ref>Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337</ref>


[[Datei:Blavatsky neu.jpg|miniatur|H. P. Blavatsky]] [[Blavatsky|H. P. Blavatsky]] hatte in ihrem ''Schlüssel zur Theosophie'' (1889) geschrieben: „Da die Menschheit essentiell von ein und derselben inneren Natur ist …, kann nichts ein einzelnes Volk oder einen einzelnen Menschen treffen, ohne zugleich auch alle anderen Völker und Menschen zu treffen.“<ref>H. P. Blavatsky, ''Der Schlüssel zur Theosophie'', Studienausgabe, Satteldorf 1995, Kap. II, S. 67f.. </ref>
=== Fazit ===
* Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff ''Technik'' unbedacht durch ''Technologie'' zu ersetzen.  
* ''Technologie'' ist nicht gleichbedeutend mit englisch ''technology''.
* Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs ''Technologie'' gibt es nicht.  
* Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.  


So Hartmann sieben Jahre später auf dem ersten Kongress der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland am 29. August 1896 in Berlin: „Der allgemeinen Menschenverbrüderung liegt die allgemeine Menschenliebe zugrunde, und diese Liebe ist nicht eine bloße Theorie noch eine phantastische Schwärmerei, sondern sie besteht in der Erkenntnis, dass alle Menschen, ja sogar alle Geschöpfe ihrem Wesen nach eine Einheit, wenn auch in ihren Formen, Erscheinungen und deren Eigenschaften voneinander verschieden sind.“<ref>Vgl. ''Lotusblüthen'', Jhrg. 1896, S. 708.</ref>
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Kategorie:Technologie}}
== Vorgeschichte ==
* {{WikipediaDE|Technologie}}
=== Aufenthalt in Adyar ===
* {{WikipediaDE|Allgemeine Technologie}}
 
* {{WikipediaDE|Lebensmitteltechnologie}}
Hartmann war 1883 von [[Henry Steel Olcott|Olcott]] im Auftrag Blavatskys aufgefordert worden, nach Indien ins Hauptquartier der Theosophischen Gesellschaft zu kommen. Er wurde Mitarbeiter und Leiter des Verwaltungsrats und lernte dort [[William Quan Judge|W. Q. Judge]] kennen, dem er bis zu dessen Tode in Freundschaft verbunden blieb. 1885 kehrte er zusammen mit Blavatsky nach Europa zurück. All seine Kräfte stellte er fortan in den Dienst der Theosophie, verfasste Studien, Essays, Übersetzungen und Kommentaren, die er, zunächst in Englisch, dann Deutsch in rascher Folge veröffentlichte.
* {{WikipediaDE|Getränketechnologie}}
 
* {{WikipediaDE|Technologiefrühaufklärung}}
=== Geistiger Horizont ===
* {{WikipediaDE|Technologija}}
 
Seine ab Herbst 1892 herausgegebene Zeitschrift ''Lotusblüthen'' machte die deutschsprachige Leserschaft in den mitteleuropäischen Ländern mit Originalauszügen aus den fernöstlichen Weisheitstraditionen wie auch mit dem weitgehend unverstandenen und daher in Vergessenheit geratenen mystischen und esoterischen Gedankengut des Abendlands bekannt, u. a. [[Meister Eckehart]] und [[Paracelsus]]. Zugleich erläuterte sie Grundzüge des theosophischen Weltbildes. Hartmanns Ziel war es, Brücken zu bauen und das Gemeinsame der mystisch-philosophischen Traditionen aus Ost und West sichtbar werden zu lassen.<ref>Vgl. Inhaltsverzeichnis der ''Lotusblüthen'' unter http://www.austheos.org.au/indices/LOTBLGHU.HTM</ref>
 
== Gründung der TGD/I.T.V. ==
 
=== Anlass ===
 
Infolge seiner Vorträge und einer zunehmenden theosophisch interessierten Leserschaft bildeten sich theosophische Gruppen im gesamten deutschsprachigen Bereich. Hartmann wurde zur Integrationsfigur theosophischer Bestrebungen und 1896 in Berlin zum Präsidenten der Theosophischen Gesellschaft in Europa als Teil der TG in Amerika (TGinA) gewählt. Ein Jahr später, nach seiner Vortragsreise durch die USA, legte er sein Amt jedoch nieder, da er mit den neu eingeführten Leitungsprinzipien der TGinA nicht einverstanden war..<ref>Vgl. ''Lotusblüthen'', Jhrg.1898, S.313</ref>
Am 3. September 1897 gründete er die Internationale Theosophische Verbrüderung in München, deren Sitz er 1898 nach Leipzig verlegte, wo sich eine Kreis junger Idealisten fand, der in seinem Sinne tätig war. Originalton Hartmann:
 
:„Wir sind sehr erfreut über das Erscheinen einer neuen theosophischen Zeitschrift, genannt “Theosophischer Wegweiser“, herausgegeben von der Centralstelle der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland (Arthur Weber, Leipzig, Inselstr. 25) und Österreich (Ludwig Last, Wien IV, Kleine Neugasse 4) und zwar umso mehr, als wir in ihr ein Verständnis für diejenigen Prinzipien der Freiheit und Toleranz finden, welche H. P. Blavatsky bei der Gründung ihrer “Theosophischen Gesellschaft“ maßgebend waren.“<ref>''Lotusblüthen'', Jhrg. 1898, S. 917 </ref> Die auf der Gründungsversammlung 1897 angenommene Satzung enthält die von Hartmann als wichtig erachteten Punkte:
 
=== Verfassung ===
 
'''Satzung (1897)''' (''Auszug''):
 
* ''Artikel I Prinzipien und Verfassung''
** ''§1. Allgemeines''
*** 1. Die ''„Theosophische Gesellschaft in Deutschland“…'' ist eine freie Vereinigung (ein Bund) der theosophischen Vereine und Gesellschaften Deutschlands, die sich auf Grund dieser Verfassung und Geschäftsordnung unter Anerkennung der Prinzipien der Freiheit und Brüderlichkeit, der Selbstbestimmung und Toleranz, also ohne einen offiziellen Leiter oder Führer, sowie ohne einen den Mitgliedern vorgeschriebenen Glauben (Dogma) zur uneigennützigen Arbeit für das Wohl der Menschheit verbunden haben.
*** 2. Dieselbe … hat als solche nichts mit irgendwelchen „Geheimschulen“ oder „esoterischen Verbindungen“ innerhalb oder außerhalb der „Theosophischen Gesellschaft“ zu schaffen [...]
** ''§ 2. Hauptzweck und Grundlage''
*** Der einzige für jedes Mitglied bindende Zweck der „Theosophischen Gesellschaft“ in allen Ländern ist: ''„einen Kern einer die ganze Menschheit umfassenden Verbrüderung zu bilden'' ohne jeden Unterschied bezüglich der Rasse, der Nationalität, des Glaubens und der Konfession, des Standes und Geschlechtes, um welchen die theoretisch bereits anerkannten Ideen der allgemeinen Menschenliebe und Menschenverbrüderung sich kristallisieren und die höchsten Ideale der Menschheit verwirklichen können.“
*** … Die Einheit der theosophischen Verbrüderung besteht keineswegs in einer äußeren Einheitlichkeit der Organisation… Das Band, welches alle Mitglieder miteinander verbindet, ist geistiger Natur und besteht einzig in der Erkenntnis der göttlichen Einheit in allem und in der Betätigung dieser Erkenntnis gegen alle lebenden Wesen […]<ref>Satzung der Theosophischen Gesellschaft (I.T.V.) in Deutschland. Bund der theosophischen Vereine und Gesellschaften Deutschlands, eine freie Vereinigung zur Verwirklichung der „Internationalen Theosophischen Verbrüderung“ in ''Theosophischer Wegweiser'', Jhrg. 2 (Okt.1899 - Sept. 1900), Auszug, S. 343 - 347 (Hervorhebungen gemäß Original). </ref>
 
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Datei:Lotusblüthen II.jpg|Lothusblüthen
Datei:Theosophischer Wegweiser.jpg|Wegweiser
Datei:Satzung 1899.jpg|Satzung 1897
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== Tätigkeit ==
 
=== Entwicklung in den Folgejahren ===
 
Die in Leipzig sich konsolidierende Theosophische Gesellschaft (TGD) wurde bald zu einem Mittelpunkt theosophischer Aktivitäten in ganz Deutschland und in den deutsch sprechenden Regionen der Nachbarländer. In ihr schlossen sich unabhängige theosophische Gruppen auf freiwilliger Basis zusammen.<ref>Listen von Vorträgen von Dr. Franz Hartmann und Edwin Böhme ab 1898 verzeichnet im ''Theos. Wegweiser'' (1900-01), Jhrg. 3, S. 116 f, S. 212, S. 335 u. S. 360; Jhrg. 4, S. 79, incl. Vortragsreihen in Österreich. - ''Theosophische Rundschau I'', Nr.5,6 im Anhang des ''Theos. Wegweisers'' (1902/03) Jhrg. 5 mit Bericht über den "II. Allg. Theos. Kongress für Deutschland, Österreich und die Schweiz am 20. und 21. September 1902 in Berlin"; enthält auch weitere Listen von Vorträgen, die in Deutschland und Österreich von E. Böhme und F. Hartmann 1902 und 1903 gehalten wurden (S. 53f, S. 58 und S. 63). </ref> Die Leitung der Gesellschaft, die sich als Teil der Internationalen Theosophischen Verbrüderung (I.T.V.) verstand, lag in Händen eines Geschäftssausschusses, dem u. a. Arthur Weber, Herausgeber des ''Theosophischen Wegweisers'', und Edwin Böhme angehörten. Hartmann vermied es, sich in Verwaltungsarbeit einbinden zu lassen. Er hielt zahlreiche Vorträge auf regionaler und überregionaler Ebene, schrieb die Leitartikel der Zeitschrift und war, besonders in den ersten Jahren, der geistige Kopf der Gesellschaft.
 
Durch ihn und das Wirken weiterer Mitarbeiter kam es zu einem starken Anwachsen theosophischer Zweige.<ref>''Theos. Wegweiser'', Bd. 1, S. 287. Vgl. auch „Die Grundlage der Theos. Gesellschaft“ Begrüßungsschreiben Hartmanns zur 2. Jahresversammlung in ''Theos. Wegweiser'' Jhrg. 2, S. 207 - 214. </ref> Neben örtlichen Veranstaltungen (es existierten zeitweise um die 50 Ortsgruppen mit insgesamt ca. 3000 Mitgliedern<ref>Vgl. ''Mitteilungen der Internationalen Theosophischen Verbrüderung'' (I.T.V.) 15. Nov. 1924, Vereinstafel S. 77 - 80; auch Dr. H. R. Fischer, ''100 Jahre „Theosophische Gesellschaft''“ Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw. </ref>) fanden überregionale Kongresse und Bundestage in Berlin, Dresden, Leipzig, Nürnberg und Magdeburg statt veranstaltet. In Bad Berka, Bad Liebenzell, Gablonz a. d. Neiße und Oliva bei Danzig wurden Sommerschulen.<ref>Berichte über Zusammenkünfte in den deutschen Zweigen sowie den schweizerischen und österreichischen Sektionen in ''Mitteilungen für die Mitglieder der Theosophischen Verbrüderung'' (I.T.V.), hrsg. vierteljährlich ab 1910. </ref>
[[Datei:Böhme neu.jpg|miniatur|Edwin Böhme]]
=== Persönlichkeiten ===
 
Herausragende Mitarbeiter der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland (nicht immer identisch mit den Vereins-Vorsitzenden der I.T.V./TGD) waren neben Franz Hartmann (1838 – 1912) u. a. Edwin Böhme (1877 – 1906)<ref>Vortragsredner und Buchautor (''Das Gedankenleben und seine Beherrschung'', Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw). </ref> Hermann Rudolph (1865 – 1946)<ref>Vortragsredner und Buchautor (''Meditationen'', Theos. Kultur-Verlag, 2. Aufl. Leipzig 1916, Neuauflage im Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw. ''Der alte und der neue Gott'' - Acht Reden über Religion, ausgewählt von Dr. H. R. Fischer, München 1971).</ref> und Erhard Bäzner (1887 – 1963), der zu einem vielgefragten Vortragsredner in theosophischen Kreisen und darüber hinaus wurde.<ref>von Erhard Bäzner verzeichnen die ''Mitteilungen der Int. Theos. Verbrüderung'' (I.T.V.) allein im Zeitraum Januar bis März 1920 u.a. 112 Vorträge und Ansprachen in Deutschland und in der Schweiz, 107 Vorträge und Ansprachen im Jahr 1921, 109 Vorträge und Ansprachen im Jahr 1922. </ref> Bäzners Hauptwerk ''Wo sind die Toten? Sehen wir sie wieder? Eine Abhandlung über Tod und Wiederverkörperung'' schöpft aus eigenen Beobachtungen Sterbender (bestätigt jetzt durch die Berichte zahlloser Nahtodpatienten) und ihrer sich anschließenden Schicksale.<ref>''Wo sind die Toten? Sehen wir sie wieder?'' Theosophischer Kultur-Verlag, Leipzig 1920, zweite, veränderte und erweiterte Auflage 1927. Neuauflage Drei Eichen Verlag München 1966, 2. Auflage 1967. Als Taschenbuch unter dem Titel ''Das Rätsel des Lebens und das Geheimnis des Todes'' neu aufgelegt im Aquamarin Verlag, Grafing 2005. Kurzfassung: ''Der Tod und was dann?'' Ullrich Verlag, Calw. Versuch über E. Bäzners Kindheit und Jugend“ von Reiner Ullrich in ''Theosophie heute'', 50. u. 51. Jhg. 2003-2004. </ref>
 
=== Unabhängigkeit ===
 
Zur Selbständigkeit der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland vergleiche man Edwin Böhmes „Unabhängigkeits-Erklärung“ auf dem Kongress der Theosophischen Gesellschaft Adyar in London im Juli 1900, in der die Bereitschaft der I.T.V. zur Zusammenarbeit mit anderen Theosophischen Gesellschaften bei gleichzeitiger Wahrung organisatorischer Selbständigkeit bekundet wurde.<ref>''Theosophischer Wegweiser'', Jhrg. 1901, S. 265-267; wieder abgedruckt in ''Theosophie heute'', 1997, Heft 2, Seiten 52 – 55. Siehe auch die 1900 beschlossene und in den Folgejahren dem ''Theosophischen Wegweiser'' vorangestellte Proklamation und Sympathie-Erklärung (ab 2.Jhrg., S. 233)</ref> Die in den Anfangsjahren nötig scheinende Abgrenzung ist inzwischen überholt. Die Theosophischen Gesellschaften arbeiten seit langem in geschwisterlicher Verbundenheit und gegenseitigem Vertrauen zusammen.
 
== Unterbrechung und Neubeginn ==
 
=== Krisen und Verbot während des "Dritten Reichs". ===
 
Unter dem Druck der sich festigenden Herrschaft der Nationalsozialisten entstanden auch in der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland (nicht zuletzt wegen des „I“ (= „International“) in ihrem Namen „I.T.V.“) Spannungen, die sich nicht mehr gemäß ihrer Satzung beheben ließen und auch dazu führten, dass Erhard Bäzner, gleichzeitig mit einigen anderen Mitgliedern, aus der I.T.V. ausgeschlossen wurde. Erhard Bäzner gründete daraufhin in Dresden die „Deutsche Theosophische Gesellschaft“. Diese DTG konnte in den wenigen Jahren bis 1937 (als sie wie die I.T.V. und andere nicht ins NS-Raster passende Gruppen) verboten wurde und allen Besitz verlor – insbesondere ihre Bibliotheks-Bestände –, in der Öffentlichkeit keine nennenswerte Wirksamkeit mehr entfalten.
 
=== Neubeginn in Dresden ===
 
Nach dem Zusammenbruch Hitler-Deutschlands gelang Erhard Bäzner 1946 die Wiedergründung der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland mit Genehmigung der sowjetischen Besatzungsbehörden – zunächst nur für die Stadt Dresden, bald danach aber für das ganze Land Sachsen und dann für die gesamte Sowjetische Besatzungszone. Der vielversprechende Anfangserfolg konnte jedoch keine Früchte tragen: Die 1949 gegründete DDR unterwarf alle Vereine einer Neuregistrierung, die der TGD nicht gewährt wurde; sie war zwar nicht „verboten“, durfte aber nicht arbeiten. Vor allem deshalb siedelte Erhard Bäzner 1952 (nach seinem Eintritt in den Ruhestand – er war seit dem Berufsverbot als Schriftsteller in der sächsischen Forstverwaltung angestellt gewesen –) in seine Schwarzwälder Heimat über.
 
=== Neugründung in Frankfurt ===
 
In den westlichen Besatzungszonen Deutschlands hatte man – auf dessen baldige Wiedervereinigung hoffend? – mit der Neugründung der TGD zugewartet. Diese war erst zu Pfingsten 1949 in Frankfurt am Main unter dem Vorsitz von Willy Mattig erfolgt. In der Öffentlichkeit begann die Tätigkeit der TGD aber im Wesentlichen nicht vor der Übersiedlung des Ehepaars Bäzner von Dresden, als Gertrud Bäzner die Geschäftsstelle übernahm und Erhard Bäzner (wieder) als Vortragsredner und als regelmäßiger Beiträger der Zeitschrift ''Das Höhere'' Leben mitarbeitete.
 
=== Theosophisches Schrifttum ===
 
Um das theosophische Schrifttum verdient gemacht hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere Hans Fändrich, der bereits 1899 in den Leipziger Kreis um Edwin Böhme gekommen war und die „Theosophische Central-Buchhandlung“ übernommen hatte. Noch vor 1914 baute er in Buenos Aires eine deutsche Buchhandlung auf und gründete dort 1950, als 70-Jähriger, den „Schatzkammer-Verlag“, in dem, neben anderen theosophischen Büchern, fast alle Werke Franz Hartmanns neu gedruckt wurden. Unter dem Pseudonym „Johannes Fährmann“ veröffentlichte er einen ''Großen Theosophischen Katechismus'', der in sieben Teilen das gesamte theosophische Weltbild in leicht fasslicher Form behandelt. 1961 übersiedelte er mit seinem ganzen Verlag nach Calw im Schwarzwald, wo nach seinem Tod der Ullrich-Verlag die Bücherbestände erwarb und bemüht ist, Fändrichs Werk fortzuführen.
 
=== Tätigkeiten in der Gegenwart ===
 
Durch das Zusammenwirken von E. Bäzner und Robert Ullrich (dem Gründer des Ullrich Verlags), kamen 1953 auch die Sommertagungen der TGD nach Calw, die seitdem in ununterbrochener Folge dort stattfinden
 
[[Datei:Theosophie heute ab 1983.jpg|150px|miniatur]]
 
Die TGD gibt in Fortführung des ''Theosophischen Wegweisers'' und der ''Theosophischen Kultur (ab 1909)'' eine eigene Zeitschrift heraus: ''Theosophie heute'', bis 1983 unter dem Titel ''Das Höhere Leben''. Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland (TGD) ist, getreu dem Grundsatz Franz Hartmanns, offen für das weite Spektrum theosophischer Denkrichtungen und Strebungen. Sie fördert Buchveröffentlichungen im theosophischen Bereich, auch solche, die inhaltlich wertvoll, aus kommerziellen Gründen aber kaum Berücksichtigung finden würden (darunter Werke von Helena P. Blavatsky, Franz Hartmann, [[George William Russell|George W. Russell]], Geoffrey Hodson u. a.). Die TGD hat zur Zeit Zweige und Studienkreise in Berlin, Dresden, Gelsenkirchen, Heidelberg und Nürnberg und veranstaltet jedes Jahr eine Sommertagung in Calw / Schwarzwald (seit 1953, vormals Feriengemeinschaft genannt).


== Literatur ==
== Literatur ==
* Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: ''Philosophien der neuen Technologie.'' Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
* Peter Brödner: ''Der überlistete Odysseus.'' Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
* Susanne Fohler: ''Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen.'' Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
* Günter Ropohl: ''Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik.'' 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
* Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): ''Handlexikon zur Wissenschaftstheorie.'' 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).


* Erhard Bäzner, ''Das Rätsel des Lebens und das Geheimnis des To''des, Grafing 2005. Kurzfassung ''Der Tod und was dann?'' Ullrich Verlag, Calw.
'''Technologiekritik'''
* Annie Besant, ''Uralte Weisheit'', Grafing 2006
* Kathrin Passig: ''Standardsituationen der Technologiekritik'', Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= ''Edition Unseld'', Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).
* Helena P. Blavatsky, ''Der Schlüssel zur Theosophie'', Satteldorf 1995.
* Helena P. Blavatsky, ''Die Geheimlehre'', Hannover 1999.
* Helena P. Blavatsky, ''Eine Einführung in ihr Leben und Werk'', hrsg. und übers. von Sylvia Botheroyd, Grafing 2006.
* Sylvia Cranston, ''Leben und Werk der Helena Blavatsky, Begründerin der Modernen Theosophie'', Satteldorf 1995.
* Hermann R. Fischer, ''100 Jahre Theosophische Gesellschaft'', Schatzkammer Ullrich/Verlag, Calw.
* Franz Hartmann, ''Andere Dimensionen des Denkens''. Ullrich Verlag, Calw 1982.
* Franz Hartmann, ''Denkwürdige Erinnerungen aus dem Leben des Verfassers der Lotusblüthen'', Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw.
* ''Die Bhagavad Gita'', übers. u. mit korrespondierenden Zitaten hervorragender Mystiker versehen v. Franz Hartmann, Schatzkammer/ Ullrich Verlag, Calw.
* ''Die Bhagavad Gita'', übers. in poetischer Form nach Edwin Arnolds Sanskrit-Übersetzung von Franz Hartmann, Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw.
* Franz Hartmann, ''Yoga und Christentum oder Die Geheimlehre in der christlichen Religion'', Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw.
* Franz Hartmann, ''Theophrastus Paracelsus von Hohenheim'', Schatzkammer/Ullrich Verlag, Calw.
* Geoffrey Hodson, ''Meditation - Einblicke in das große Geheimnis des L''ebens, Grafing 2008.
* William Q. Judge, ''Das Meer der Theosophie'', Theosophical University Press, Pasadena.  


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== Einzelnachweise ==
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Version vom 24. Mai 2018, 04:09 Uhr

Der Ausdruck Technologie (griech. τεχνολογία technologia) leitet sich ab von τέχνη technē „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und λόγος logos „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.[1] Im hellenistischen Griechisch (Koine, ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.[2] In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der Technik“, doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.

Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit

18. Jahrhundert

Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter Technologie die „Lehre von den Kunstwörtern oder terminis technicis“.[3] Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.

Der Aufklärungsphilosoph Christian Wolff schrieb 1740 von einer „möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. […] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen“.[4] Mit Handwerken und Handwerkserzeugnissen ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte Technik gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die Architektur als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der Philosophie betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine Philosophie der Technik sehen.

Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler Johann Beckmann. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772[5] hat Beckmann 1777 das Buch Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen vorgelegt.[6] Darin sagt Beckmann: „Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret“ (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine Anleitung später durch eine eigene Warenkunde.[7] Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der Produktionsprozesse und nicht auch der technischen Produkte.

19. Jahrhundert

Diese Auffassung steht bei Karl Marx im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von Industriearbeit und Kapital geht. „Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie“.[8] Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: „Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen“.[9]

Seit dem späten 19. Jahrhundert wird Technologie zum Sondergebiet der Technikwissenschaften, das sich mit den Ver- und Bearbeitungsverfahren befasst. Man spricht von mechanischer, chemischer, Lebensmitteltechnologie usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.

20. Jahrhundert

In der Deutschen Demokratischen Republik führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, Technologie allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der Industrie (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als Technologen zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: „Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat“.[10]

In Westdeutschland verbreitete sich unter dem Einfluss des Englischen seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie Technik. So wird z. B. in der Produktwerbung oft schönfärberisch von Technologie statt von Technik gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeugtechnik gemeint.

Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort technics als Pendant zum deutschen Technik völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt Technik heißt, wird im Englischen technology genannt. Daher wird der Begriff Technologie oft fälschlich für Technik verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch technology ist jedoch viel breiter als das von Technologie: Es reicht von Technik über Gerät, Werkzeug, Computerprogramm bis hin zu technischen Systemen und Verfahren. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.

Aktuelle Tendenzen

Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und Technologie zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.

Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann[11] umfasst der Begriff die Allgemeine Technologie (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die speziellen Technologien (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).[12]

Fazit

  • Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff Technik unbedacht durch Technologie zu ersetzen.
  • Technologie ist nicht gleichbedeutend mit englisch technology.
  • Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Technologie gibt es nicht.
  • Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.

Siehe auch

Literatur

  • Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: Philosophien der neuen Technologie. Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
  • Peter Brödner: Der überlistete Odysseus. Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
  • Susanne Fohler: Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
  • Günter Ropohl: Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik. 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
  • Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).

Technologiekritik

  • Kathrin Passig: Standardsituationen der Technologiekritik, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= Edition Unseld, Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).

Weblinks

 Wiktionary: Technologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων technē logōn „Schrift über Redekunst“
  2. Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785
  3. Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44
  4. Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.
  5. Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8
  6. Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789
  7. Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800
  8. Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u. ö., S. 510
  9. Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89
  10. Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978
  11. Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen Technologie, Göttingen 1806
  12. Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337


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