Internationale Theosophische Verbrüderung und Technologie: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Internationale Theosophische Verbrüderung''' (I.T.V.) war eine von [[Franz Hartmann]] im Jahre 1897 gegründete [[Theosophie|theosophische]] Organisation. Sie stand in enger Verbindung mit der [[Theosophische Gesellschaft in Deutschland|Theosophischen Gesellschaft in Deutschland]].  
Der Ausdruck '''Technologie''' ({{elS|τεχνολογία}} ''technologia'') leitet sich ab von {{lang|el|τέχνη}} ''technē'' „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und {{lang|el|λόγος}} ''logos'' „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.<ref>Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων ''technē logōn'' „Schrift über Redekunst“</ref> Im hellenistischen Griechisch ([[Koine]], ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.<ref>Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785</ref> In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der [[Technik]]“, doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.  


== Geschichte ==
== Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit ==
=== Vorgeschichte ===
=== 18. Jahrhundert ===
Im Jahre 1884 ruinierte die [[Coulomb-Affäre]] und darauf folgend 1885 der [[Hodgson Report]] den Ruf der [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]]. In Deutschland war davon unter anderem die theosophische [[Loge Germania]] betroffen, welche sich wegen dieses Skandals Ende 1886 auflöste. [[Franz Hartmann]] war Mitglied der Loge Germania gewesen und er suchte nach deren Auflösung nach Möglichkeiten, eine neue theosophische Gruppierung aufzubauen. Diese sollte frei von den Schatten der Vergangenheit (Coulomb-Affäre/Hodgson Report) sein, um davon unbelastet die theosophische Idee umso wirkungsvoller verbreiten zu können.<ref name="neuerosenkreuzer">[http://www.neue-rosenkreuzer.de/material/material-20.html Überblick über die Geschichte der Theosophischen Gesellschaften in Deutschland]</ref>
Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter ''Technologie'' die {{"|Lehre von den Kunstwörtern oder [[Terminus technicus|terminis technicis]]}}.<ref>Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44</ref> Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.


1895 spaltete sich die Theosophische Gesellschaft infolge der [[Judge Case]] in zwei konkurrierende Organisationen, einerseits die [[Theosophische Gesellschaft Adyar]] (Adyar-TG) und andererseits die [[Theosophische Gesellschaft in Amerika]] (TGinA). In [[Wikipedia:Adyar|Adyar]], dem Hauptsitz der nunmehrigen Adyar-TG war es zu den oben genannten Skandalen gekommen und diese Organisation wurde auch damit in Verbindung gebracht. Der Ruf der neu entstandenen TGinA hingegen war damals unbelastet und bot dadurch Hartmann die gesuchte Gelegenheit für seinen theosophischen Neuanfang. Als [[Ernest T. Hargrove]] und [[Katherine Tingley]], die Leiter der TGinA, Deutschland besuchten, gründete Hartmann zusammen mit [[Paul Raatz]] am 24. Juni 1896 in [[Wikipedia:Berlin|Berlin]] die [[Theosophischen Gesellschaft in Europa (Deutschland)]] (TGE) als Loge der TGinA. Hartmann wurde Präsident der neuen Gesellschaft.
Der [[Aufklärung]]sphilosoph [[Christian Wolff (Philosoph)|Christian Wolff]] schrieb 1740 von einer {{"|möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. [] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen}}.<ref>Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.</ref> Mit ''[[Handwerk]]en'' und ''Handwerkserzeugnissen'' ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte [[Technik]] gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die [[Architektur]] als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der [[Philosophie]] betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine [[Technikphilosophie|Philosophie der Technik]] sehen.


=== Die Internationale Theosophische Verbrüderung ===
Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler [[Johann Beckmann (Ökonom)|Johann Beckmann]]. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772<ref>Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8</ref> hat Beckmann 1777 das Buch ''Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen'' vorgelegt.<ref>Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789</ref> Darin sagt Beckmann: {{"|Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret}} (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine ''Anleitung'' später durch eine eigene [[Warenkunde]].<ref>Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800</ref> Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der [[Produktionsprozess]]e und nicht auch der technischen [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]]e.
Doch auch die Arbeit der TGE bzw. TGinA sagte Hartmann offenbar nicht zu, am 3. September 1897 trat er aus der TGE aus und legte sein Amt als Präsident nieder. Dafür gründete er am selben Tag in [[Wikipedia:München|München]] die ''Internationale Theosophische Verbrüderung'' (I.T.V.) als völlig unabhängige und eigenständige theosophische Organisation. Diese war an keine Muttergesellschaft gebunden, stellte vielmehr selbst eine solche dar und etablierte damit neben der Adyar-TG und der TGinA eine weitere theosophische Richtung. Diese I.T.V.-Gruppierung wurde in Folge als „Hartmannianer“, entsprechend ihrem Gründer und Richtungsgeber [[Franz Hartmann]], bezeichnet.<ref name="dissidenten">[http://www.horst-groschopp.de/Freidenker/PDF/Organisation.pdf Buch Dissidenten – Abriss der Organisationsgeschichte bis 1914] (PDF-Datei; 16 kB)</ref>


Die I.T.V. trat mit dem Anspruch auf, keiner theosophischen Partei anzugehören, vielmehr eine übergeordnete Plattform darzustellen, unter deren Dach die ursprüngliche theosophische Idee verwirklicht werden sollte. In diesem Sinne wurden die Statuten der 1875 in [[Wikipedia:New York City|New York]] gegründeten [[Theosophische Gesellschaft|Theosophischen Gesellschaft]] als Grundlage der I.T.V.-Verfassung herangezogen. Es gab jedoch, im Gegensatz zur Adyar-TG und TGinA, keinen alleinverantwortlichen Präsidenten, sondern ein Führungskomitee unter der Leitung eines Vorsitzenden. Dadurch hatten die einzelnen Logen völlige Aktionsfreiheit und waren nicht wie bei der Adyar-TG oder TGinA an die Vorgaben der Führung gebunden. Erster Vorsitzender von 1897 bis 1898 war Hartmann selbst, dann nahm [[Hermann Rudolph (Theosoph)|Hermann Rudolph]] diese Funktion bis zu seinem Tod 1946 war.<ref>[http://www.dasgoetheanum.ch/fileadmin/wochenschrift/downloads/SHSektierertum.pdf Schwarzmagisches Sektierertum und geistige Verführung] (PDF-Datei; 147 kB)</ref>
=== 19. Jahrhundert ===
Diese Auffassung steht bei [[Karl Marx]] im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von [[Industrie]]arbeit und [[Kapital]] geht. {{"|Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie}}.<ref>Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u.&nbsp;ö., S. 510</ref> Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: {{"|Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen}}.<ref>Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89</ref>


1897 befand sich der Sitz der I.T.V. in München, 1898 übersiedelte die Zentrale nach [[Wikipedia:Leipzig|Leipzig]], wo sie sich bis 1959 befand. Der spätere verbleib ist unklar, vermutlich existierte die I.T.V. bis 1987. 1923 spaltete sich die [[Supranationale Theosophische Gesellschaft]] unter der Leitung von [[Hugo Vollrath]] von der I.T.V. ab und wurde unabhängig. 1925 war die I.T.V. die größte theosophische Gruppierung in Deutschland mit 40 Logen und 2141 Mitgliedern. Wie alle anderen theosophischen Gesellschaften war auch die I.T.V. während der Zeit des [[Wikipedia:Nationalsozialismus|Nationalsozialismus]] von Mitte 1936 bis 1945 von der [[Wikipedia:Gestapo|Gestapo]] verboten und existierte nur in bescheidenem Ausmaß im Untergrund. Die I.T.V. hatte auch einen Ableger in der [[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]. Das Publikationsorgan war die monatlich erscheinende Zeitschrift ''Theosophische Kultur''.
Seit dem späten 19. Jahrhundert wird ''Technologie'' zum Sondergebiet der [[Technikwissenschaft]]en, das sich mit den [[Verfahrenstechnik|Ver-]] und [[Fertigungsverfahren|Bearbeitungsverfahren]] befasst. Man spricht von ''mechanischer'', ''chemischer'', ''Lebensmitteltechnologie'' usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.


=== Verbindungen und Einflüsse ===
=== 20. Jahrhundert ===
Die I.T.V. stand in Beziehung zur [[Theosophische Gesellschaft in Deutschland|Theosophischen Gesellschaft in Deutschland]] (TGD), die genaue Verbindung ist unklar. Entweder war die TGD eine Loge unter dem Dach der I.T.V. und trat nach deren Auflösung die Nachfolge an. Oder die I.T.V. nahm im Laufe ihrer Geschichte eine Namensänderung vor und firmierte dann unter TGD. Möglicherweise entwickelte sich die TGD im Laufe der Zeit auch zur beherrschenden Loge innerhalb der I.T.V. und wurde dann damit gleichgesetzt. Die TGD besteht bis heute (2006), es gibt Logen in [[Wikipedia:Konstanz|Konstanz]] sowie in [[Wikipedia:Heidelberg|Heidelberg]]. Die derzeitigen Aktivitäten der TGD sind jedoch gering, die Webpräsenz ''www.theosophische-gesellschaft-in-deutschland.de'' wurde 2005 eingestellt.<ref name="neuerosenkreuzer" />
In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, ''Technologie'' allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der [[Industrie]] (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als ''Technologen'' zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: {{"|Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat}}.<ref>Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978</ref>


Die I.T.V. bzw. TGD stand mit ihren theosophischen Gedanken in direkter Konkurrenz zu der von 1902 bis 1912 von [[Rudolf Steiner]] geführten [[Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft|Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft]], dem deutschen Ableger der [[Theosophische Gesellschaft Adyar|Adyar-TG]]. Sie beeinflusste durch die buddhistische Prägung Hartmanns den [[Buddhismus in Deutschland]].<ref name="dissidenten" />
In [[Westdeutschland]] verbreitete sich unter dem Einfluss des [[Englische Sprache|Englischen]] seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie ''Technik''. So wird z.&nbsp;B. in der Produkt[[werbung]] oft [[Euphemismus|schönfärberisch]] von ''Technologie'' statt von ''Technik'' gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeug''technik'' gemeint.  


== Quellen ==
Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort ''technics'' als Pendant zum deutschen ''Technik'' völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt ''Technik'' heißt, wird im Englischen ''technology'' genannt. Daher wird der Begriff ''Technologie'' oft fälschlich für ''Technik'' verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch {{lang|en|''technology''}} ist jedoch viel breiter als das von ''Technologie'': Es reicht von [[Technik]] über [[Gerät]], [[Werkzeug]], [[Computerprogramm]] bis hin zu technischen Systemen und [[Verfahrenstechnik|Verfahren]]. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.
 
=== Aktuelle Tendenzen ===
Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und ''Technologie'' zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.
 
Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann<ref>Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen <!-- sic! --> Technologie, Göttingen 1806</ref> umfasst der Begriff die ''[[Allgemeine Technologie]]'' (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die ''speziellen Technologien'' (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).<ref>Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337</ref>
 
=== Fazit ===
* Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff ''Technik'' unbedacht durch ''Technologie'' zu ersetzen.
* ''Technologie'' ist nicht gleichbedeutend mit englisch ''technology''.
* Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs ''Technologie'' gibt es nicht.
* Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Technologie}}
* {{WikipediaDE|Technologie}}
* {{WikipediaDE|Allgemeine Technologie}}
* {{WikipediaDE|Lebensmitteltechnologie}}
* {{WikipediaDE|Getränketechnologie}}
* {{WikipediaDE|Technologiefrühaufklärung}}
* {{WikipediaDE|Technologija}}
 
== Literatur ==
* Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: ''Philosophien der neuen Technologie.'' Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
* Peter Brödner: ''Der überlistete Odysseus.'' Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
* Susanne Fohler: ''Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen.'' Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
* Günter Ropohl: ''Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik.'' 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
* Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): ''Handlexikon zur Wissenschaftstheorie.'' 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).
 
'''Technologiekritik'''
* Kathrin Passig: ''Standardsituationen der Technologiekritik'', Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= ''Edition Unseld'', Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).
 
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Technologie}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


== Weblinks ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4059276-5}}
*[http://www.lebensreform.ch/wiki/index.php/Internationale_Theosophische_Verbr%C3%BCderung Eintrag bei Lebensreform in der Schweiz]
*[http://www.8-pfad.de/theosophie/konstanz/konstanz.htm Website der TGD-Loge in Konstanz]


{{SORTIERUNG:Internationale Theosophische Verbruderung}}
[[Kategorie:Technik nach Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Theosophische Gesellschaft]]
[[Kategorie:Technisches Fachgebiet|!]]
[[Kategorie:Theosophie]]
[[Kategorie:Technologie|!]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 24. Mai 2018, 03:09 Uhr

Der Ausdruck Technologie (griech. τεχνολογία technologia) leitet sich ab von τέχνη technē „Kunst (besonders auch Redekunst), Handwerk“ und λόγος logos „Wort, Lehre, Wissenschaft“. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes kann nicht genau bestimmt werden. Im klassischen Altgriechisch ist es nicht belegt.[1] Im hellenistischen Griechisch (Koine, ab ca. 300 v. Chr.) wird damit gelegentlich die „systematische Behandlung der Grammatik und Rhetorik“ bezeichnet.[2] In neuerer Zeit überwiegen Bedeutungen wie „Lehre vom Handwerk“ und „Wissenschaft von der Technik“, doch unterscheiden sich die verschiedenen Begriffsauffassungen teilweise beträchtlich.

Verschiedene Bedeutungen in der Neuzeit

18. Jahrhundert

Bis ins 18. Jahrhundert verstand man, vermutlich unter dem Einfluss des hellenistischen Wortgebrauchs, unter Technologie die „Lehre von den Kunstwörtern oder terminis technicis“.[3] Diese Bedeutung ist bloß von sprachgeschichtlichem Interesse und spielt längst keine Rolle mehr.

Der Aufklärungsphilosoph Christian Wolff schrieb 1740 von einer „möglichen Philosophie der Handwerke, auch wenn sie bislang vernachlässigt wird. […] So ist die Technologie die Wissenschaft von den Handwerken und von den Handwerkserzeugnissen“.[4] Mit Handwerken und Handwerkserzeugnissen ist aus damaliger Sicht offenkundig die gesamte Technik gemeint (ein Wort, das es im heute geläufigen Sinn seinerzeit nicht gegeben hat). Ausdrücklich nennt Wolff auch die Architektur als einen Teil der Technologie. Interessant ist der Umstand, dass Wolff die Technologie als einen möglichen Zweig der Philosophie betrachtet. Das lässt sich damit erklären, dass die Ablösung der Einzelwissenschaften von der Philosophie großenteils noch nicht erfolgt war, aber man kann darin auch einen Vorgriff auf eine Philosophie der Technik sehen.

Als Begründer des deutschsprachigen Konzepts der Technologie gilt der Staatswissenschaftler Johann Beckmann. Nach kurzen Erwähnungen des Wortes in den Jahren 1769 und 1772[5] hat Beckmann 1777 das Buch Anleitung zur Technologie, oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen vorgelegt.[6] Darin sagt Beckmann: „Technologie ist die Wissenschaft, welche die Verarbeitung der Naturalien, oder die Kenntniß der Handwerke, lehret“ (ebd, S. 17). An dieser Stelle nennt er nur die Handwerke und nicht auch, wie Wolff, deren Erzeugnisse; allerdings geht er an zahlreichen Stellen des Buches auch darauf ein und ergänzt seine Anleitung später durch eine eigene Warenkunde.[7] Gleichwohl ist Beckmanns Programm vielfach so aufgenommen worden, als handele es allein von der Theorie der Produktionsprozesse und nicht auch der technischen Produkte.

19. Jahrhundert

Diese Auffassung steht bei Karl Marx im Vordergrund, dem es vor allem um das Verhältnis von Industriearbeit und Kapital geht. „Das Prinzip [der modernen Industrie], jeden Produktionsprozeß […] in seine konstituierenden Elemente aufzulösen, schuf die ganz moderne Wissenschaft der Technologie“.[8] Andererseits entwickelt er aber auch eine sehr viel weitergehende, sozusagen gesellschaftstheoretische Vorstellung: „Die Technologie enthüllt das aktive Verhalten des Menschen zur Natur, den unmittelbaren Produktionsprozeß seines Lebens, damit auch seiner gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und der ihnen entquellenden geistigen Vorstellungen“.[9]

Seit dem späten 19. Jahrhundert wird Technologie zum Sondergebiet der Technikwissenschaften, das sich mit den Ver- und Bearbeitungsverfahren befasst. Man spricht von mechanischer, chemischer, Lebensmitteltechnologie usw., schränkt den Begriff also ausdrücklich auf die Lehre von den Produktionsverfahren ein.

20. Jahrhundert

In der Deutschen Demokratischen Republik führte die Fachtradition im Zusammenhang mit einem einseitigen Marx-Verständnis dazu, Technologie allein im Sinne von „Produktionslehre“ aufzufassen und sogar mittlere Fachkräfte in der Industrie (Fertigungsplaner, Arbeitsvorbereiter usw.) als Technologen zu bezeichnen. In einem repräsentativen Fachlexikon heißt es: „Technologie: Disziplin der technischen Wissenschaften, die die materiell-technische Seite des Produktionsprozesses, den technologischen Prozess, zum Gegenstand hat“.[10]

In Westdeutschland verbreitete sich unter dem Einfluss des Englischen seit den 1960er Jahren in Politik, Wirtschaft und Medien eine weitgehend unspezifische Wortverwendung, die mehr oder weniger dasselbe bedeutet wie Technik. So wird z. B. in der Produktwerbung oft schönfärberisch von Technologie statt von Technik gesprochen, um ein technisches Produkt wertvoller erscheinen zu lassen. Spricht jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit Fahrzeugen von „neuester Technologie“, ist eigentlich die Fahrzeugtechnik gemeint.

Im Englischen, besonders amerikanischer Prägung, ist das tatsächlich existierende Wort technics als Pendant zum deutschen Technik völlig ungebräuchlich. Alles, was im Deutschen korrekt Technik heißt, wird im Englischen technology genannt. Daher wird der Begriff Technologie oft fälschlich für Technik verwendet. Das Bedeutungsspektrum von englisch technology ist jedoch viel breiter als das von Technologie: Es reicht von Technik über Gerät, Werkzeug, Computerprogramm bis hin zu technischen Systemen und Verfahren. Entsprechend ist bei der Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche Vorsicht geboten.

Aktuelle Tendenzen

Inzwischen findet die Auffassung eine gewisse Resonanz, die Wortbedeutung aus dem 18. Jahrhundert wieder aufzunehmen und Technologie zu definieren als „die Wissenschaft von der Technik“.

Nach einem Vorschlag von Johann Beckmann[11] umfasst der Begriff die Allgemeine Technologie (transdisziplinäre Technikforschung und Techniklehre) und die speziellen Technologien (die einzelnen technikwissenschaftlichen Disziplinen).[12]

Fazit

  • Es erscheint unzweckmäßig, den Begriff Technik unbedacht durch Technologie zu ersetzen.
  • Technologie ist nicht gleichbedeutend mit englisch technology.
  • Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Technologie gibt es nicht.
  • Man muss die Bedeutung jeweils aus dem Zusammenhang erschließen.

Siehe auch

Literatur

  • Jean Baudrillard, Hannes Böhringer, Vilém Flusser: Philosophien der neuen Technologie. Merve, Berlin 1989, ISBN 3-88396-066-7.
  • Peter Brödner: Der überlistete Odysseus. Edition Sigma, Berlin 1997, ISBN 3-89404-611-2.
  • Susanne Fohler: Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3759-9.
  • Günter Ropohl: Allgemeine Technologie. Eine Systemtheorie der Technik. 3. Auflage. Universitätsverlag Karlsruhe, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-86644-374-7.
  • Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky (Hrsg.): Handlexikon zur Wissenschaftstheorie. 2. Auflage, dtv, München 1992, ISBN 3-423-04586-8, S. 362–365 (Stichwort Technologie und deren Abgrenzung zu anderen Wissenschaften).

Technologiekritik

  • Kathrin Passig: Standardsituationen der Technologiekritik, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 3-518-26048-0 (= Edition Unseld, Sammlung von Essays zu gängigen Irrtümern von Technologiegegnern).

Weblinks

 Wiktionary: Technologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hermann Menge, Otto Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Altgriechisch, Berlin usw. 1997, S. 683; dort allerdings τέχνη λόγων technē logōn „Schrift über Redekunst“
  2. Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, S. 1785
  3. Zedler, J. H., Großes vollständiges Universallexikon, Halle 1732 ff., zit. n. Timm, A., Kleine Geschichte der Technologie, Stuttgart 1964, S. 44
  4. Wolff, Ch., Philosophia Rationalis sive Logica, Frankfurt/Leipzig 1740, S. 33; übersetzt aus dem Lateinischen.
  5. Exner, W. F., Johann Beckmann, Begründer der technologischen Wissenschaft, Wien 1878, S. 8
  6. Göttingen, mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt 6. Aufl. Göttingen 1809; zitiert nach dem nicht autorisierten Nachdruck Wien 1789
  7. Beckmann, J., Vorbereitung zur Waarenkunde, 2 Bde., Göttingen 1793/1800
  8. Marx, K.: Das Kapital Bd. 1, in: Marx/Engels Werke (MEW) Bd. 23, Berlin 1959 u. ö., S. 510
  9. Marx, Das Kapital Bd. 1, S. 393, Fn. 89
  10. Banse, G. u. B. Thiele, Stichwort Technologie, in: Wörterbuch Philosophie und Naturwissenschaften, hg. v. H. Hörz, R. Löther u. S. Wollgast, Berlin (Ost) 1978, S. 911; ähnlich auch Wolffgramm, H., Allgemeine Technologie, Leipzig 1978
  11. Beckmann, J.: Entwurf der algemeinen Technologie, Göttingen 1806
  12. Günter Ropohl: Allgemeine Technologie, 3. Aufl. Karlsruhe 2009, S. 32, ferner G. Banse u. a.: Erkennen und Gestalten. Eine Theorie der Technikwissenschaften, Berlin 2006, S. 337


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Technologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.