Weltanschauung und Schulmedizin: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Weltanschauungen.gif|thumb|500px|Zwölf Weltanschauungen und sieben Seelenstimmungen.]]
Als '''Schulmedizin''' wird umgangssprachlich und meist eher kritisch abwertend jene Form der [[Medizin]] bezeichnet, die an den medizinischen Fakultäten der Universitäten und Hochschulen nach weitgehend [[naturwissenschaft]]lichen Grundsätzen entwickelt und gelehrt wird. Die Schulmedizin konzentriert sich vornehmlich auf die Behebung von Störung in der Tätigkeit des [[Physischer Leib|physischen Leibes]], lässt aber die höheren [[Wesensglieder]] des [[Mensch]]en unberücksichtig. Von der Schulmedizin abzugrenzen ist das weite und sehr heterogene Feld der [[Alternativmedizin]], die auf anderen Grundlagen unter Einbeziehung der höheren Wesensglieder aufbaut.  
Die '''Weltanschauung''' bezeichnet die [[geist]]ige Grundhaltung, von der aus die erlebte [[Wirklichkeit]] betrachtet wird. [[Rudolf Steiner]] hat '''zwölf''' grundlegende '''Weltanschauungen''' unterschieden, die in ihrer Totalität für die [[mensch]]liche [[Seele]] ein geistiges Abbild des [[Tierkreis]]es bilden. Jede Weltanschauung für sich genommen ist eine Einseitigkeit; erst durch die lebendige [[Ganzheit]] aller 12 Weltanschauungen lässt sich ein rundum befriedigendes Bild der [[Welt]] gewinnen. Jede dieser zwölf Weltanschauungen kann dabei wieder durch 7 '''Weltanschauungsstimmungen''' nuanciert werden, die [[Kosmos|kosmisch]] dem [[Planetensystem]] entsprechen.


== Zwölf Weltanschauungen ==
Die [[anthroposophisch erweiterte Medizin]] baut auf den berechtigten Grundlagen der akademischen Schulmedizin auf, erweiterte sie aber um wesentliche Teile, die auch in den Bereich der Alternativmedizin einzuordnen sind. Alle Wesensglieder des Menschen werden dazu in ihrem gegenseitigen Verhältnis zueinander und zur ihrer [[physisch]]en, [[seelisch]]en und [[geist]]igen Umgebung studiert. In diesem Sinn stellt sie eine umfassende Form der [[Ganzheitliche Medizin|ganzheitlichen Medizin]] dar.
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"Es ist so wesentlich, wenn man überhaupt über das Denken sich eine Vorstellung machen will, daß man sich darüber klar wird, daß die Wahrheit eines Gedankens auf seinem Gebiete noch nichts aussagt über die allgemeine Gültigkeit eines Gedankens. Ein Gedanke kann durchaus auf seinem Gebiete richtig sein; aber nichts wird dadurch ausgemacht über die allgemeine Gültigkeit des Gedankens. Beweist man mir daher dieses oder jenes, und beweist man es mir noch so richtig, unmöglich kann es sein, dieses also Bewiesene auf ein Gebiet anzuwenden, auf das es nicht hingehört. Es ist daher notwendig, daß sich der, welcher sich ernsthaft mit den Wegen beschäftigen will, die zu einer Weltanschauung führen, vor allen Dingen damit bekannt macht, daß Einseitigkeit der größte Feind aller Weltanschauungen ist und daß es vor allen Dingen nötig ist, die Einseitigkeit zu meiden. Einseitigkeit müssen wir meiden." {{Lit|{{G|151|33}}}}
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Folgende Weltanschauungen nennt Rudolf Steiner:
 
<center>
{|width=400
|-
|[[Materialismus]]
|[[Krebs (Sternbild)|Krebs]]
|-
|[[Sensualismus]]
|[[Löwe (Sternbild)|Löwe]]
|-
|[[Phänomenalismus]]
|[[Jungfrau (Sternbild)|Jungfrau]]
|-
|[[Realismus]]
|[[Waage (Sternbild)|Waage]]
|-
|[[Dynamismus]]
|[[Skorpion (Sternbild)|Skorpion]]
|-
|[[Monadismus]]
|[[Schütze (Sternbild)|Schütze]]
|-
|[[Spiritualismus]]
|[[Steinbock (Sternbild)|Steinbock]]
|-
|[[Pneumatismus]]
|[[Wassermann (Sternbild)|Wassermann]]
|-
|[[Psychismus]]
|[[Fische (Sternbild)|Fische]]
|-
|[[Idealismus]]
|[[Widder (Sternbild)|Widder]]
|-
|[[Rationalismus]]
|[[Stier (Sternbild)|Stier]]
|-
|[[Mathematismus]]
|[[Zwillinge (Sternbild)|Zwillinge]]
|-
|}
</center>
 
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"Ich habe gestern diejenigen Weltanschauungsnuancen darzustellen versucht, welche dem Menschen möglich sind, so möglich, daß für jede dieser Weltanschauungsnuancen gewisse vollgültige Beweise der Richtigkeit, der Wahrheit für ein gewisses Gebiet erbracht werden können. Für den, der nicht darauf aus ist, alles, was er auf einem bestimmten engbegrenzten Gebiete zu beobachten, zu überdenken in der Lage war, zu einem Begriffssystem zusammenzuschmieden und dann die Beweise dafür zu suchen, sondern für den, der darauf aus ist, wirklich in die Wahrheit der Welt einzudringen, ist es wichtig zu wissen, daß diese Allseitigkeit Notwendigkeit ist, die sich darin ausspricht, daß dem menschlichen Geist wirklich zwölf typische Weltanschauungsnuancen - auf die Übergänge dazwischen kommt es jetzt nicht an - möglich sind. Will man wirklich zur Wahrheit kommen, dann muß man den Versuch machen, sich die Bedeutung dieser Weltanschauungsnuancen ein mal klarzumachen, muß den Versuch machen, zu erkennen, auf welchen Gebieten des Daseins die eine oder die andere dieser Weltanschauungs nuancen den besseren Schlüssel bildet. Wenn wir uns noch einmal diese zwölf Weltanschauungsnuancen vor Augen führen, wie das gestern ge schehen ist, so ist es also der Materialismus, der Sensualismus, der Phänomenalismus, der Realismus, der Dynamismus, der Monadismus, der Spiritualismus, der Pneumatismus, der Psychismus, der Idealismus, der Rationalismus und der Mathematismus.
 
Es ist nun in der wirklichen Welt des menschlichen Forschungsstrebens nach der Wahrheit leider so, daß bei den einzelnen Geistern, bei den einzelnen Persönlichkeiten immer die Hinneigung zu der einen oder der anderen dieser Weltanschauungsnuancen überwiegt und daß da durch die Einseitigkeiten in den verschiedenen Weltanschauungen der verschiedenen Epochen auf die Menschen wieder wirken. Was ich so als die zwölf Hauptweltanschauungen hingestellt habe, das muß man kennen als etwas, was man wirklich so überschaut, daß man gleichsam immer die eine Weltanschauung neben die andere so kreisförmig hin stellt und sie ruhend betrachtet. Sie sind möglich; man muß sie kennen. Sie verhalten sich wirklich so, daß sie ein geistiges Abbild des uns ja wohlbekannten Tierkreises sind. Wie den Tierkreis scheinbar die Sonne durchläuft und wie andere Planeten scheinbar den Tierkreis durch laufen, so ist es der menschlichen Seele möglich, einen Geisteskreis zu durchlaufen, welcher zwölf Weltanschauungsbilder enthält." {{Lit|{{G|151|46f}}}}
</div>
 
== Sieben Weltanschauungsstimmungen ==
 
Zusätzlich zu den 12 grundlegenden Weltanschauungen unterscheidet [[Rudolf Steiner]] '''sieben Seelenstimmungen''', durch die jede dieser 12 Weltanschauungen erlebt werden können. Diese '''sieben Weltanschauungsstimmungen''' entsprechen den [[sieben Planeten]] (geordnet nach der [[Okkulte Reihenfolge der Planeten|okkulten Reihenfolge der Planeten]]).
 
<center>
{|width="400"
|-
| [[Gnosis]] || [[Saturn]]
|-
| [[Logismus]] || [[Jupiter]]
|-
| [[Voluntarismus]] || [[Mars]]
|-
| [[Empirismus]] || [[Sonne]]
|-
| [[Mystik]] || [[Venus]]
|-
| [[Transzendentalismus]] || [[Merkur]]
|-
| [[Okkultismus]] || [[Mond]]
|}
</center>
 
== Drei Seelentöne ==
 
Alle Weltanschauungen können nach Rudolf Steiner auch noch dadurch modifiziert werden, dass sie einen bestimmten Seelenton erhalten. Steiner unterscheidet drei solcher Töne, denen kosmisch [[Sonne]], [[Mond]] und [[Erde (Planet)|Erde]] entsprechen. Diese drei Töne sind:


<center>
Die Wurzeln der modernen Schulmedizin liegen nach [[Rudolf Steiner]] vor allem im [[Arabismus]]:
{|width="400"
|-
| [[Theismus]] || [[Sonne]]
|-
| [[Intuitismus]] || [[Mond]]
|-
| [[Naturalismus]] || [[Erde (Planet)|Erde]]
|}
</center>


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"Es kommt allerdings noch eines dazu. Das ist, daß diese Weltanschauungen
"... weil
- es sind ihrer schon sehr viele Nuancen, wenn Sie sich
das Lukas-Evangelium überhaupt noch nicht in Wirklichkeit als eine
alle Kombinationen suchen - noch dadurch modifiziert werden, daß
innere Anweisung für den Heilerwillen genommen worden ist - es ist
sie alle einen ganz bestimmten Ton erhalten können. Aber auf
die Sache nicht verstanden worden -, deshalb ist es gekommen, daß
diesem Gebiete des Tones haben wir nur dreierlei zu unterscheiden.
eigentlich innerhalb unserer heutigen Denkweise gar nicht ein christlicher
Alle Weltanschauungen, alle Kombinationen, die auf diese Weise
Heilerwille lebt, sondern jener Heilerwille, der sich hineinversenkt
entstehen, können wieder in dreifacher Weise auftreten. Sie können
hat in die Geisteskultur durch den Arabismus, der ja das Christentum
erstens sein theistisch, so daß ich das, was in der Seele als Ton auftritt,
wie mit einer Zange umfaßt hat. Es ist sehr interessant, nicht
zu benennen habe mit Theismus. Sie können so sein, daß wir
wahr! Das Christentum, das in Asien entstanden ist, nimmt seinen
im Gegensatz zum Theismus den betreffenden Seelenton zu nennen
Weg herüber nach Europa, breitet sich in Europa aus. Aber nun sehen
haben Intuitismus. Theismus entsteht, wenn der Mensch sich an alles
Sie sich einmal an den Hof des Harun al Raschid, wo alte Medizin
Äußere hält, um seinen Gott zu finden, wenn er seinen Gott im
lebte, da lebte in der menschenkundlichen Auffassung eigentlich das
Äußeren sucht. Der althebräische Monotheismus war vorzugsweise
alte Mysterienwesen; dies war in der Tradition noch vorhanden. Da
eine theistische Weltanschauung. Intuitismus entsteht, wenn der
lebten nun zwei Menschen; Harun al Raschid selber, der die ganze
Mensch seine Weltanschauung vorzugsweise durch das sucht, was intuitiv
Sache organisierte, diese riesige Geistesakademie, die unter seinem
in seinem Inneren aufleuchtet. Es gibt zu diesen beiden noch
Einflüsse wächst; da lebte ein anderer, der in früheren Zeiten ein Eingeweihter
einen dritten Ton; das ist der Naturalismus.
war; in der Zeit kam die Einweihung nicht heraus. Harun al
 
Raschid kam wieder als Lord Bacon, Baco von Verulam. Mit einer
{|align="center"
durchaus im Arabismus drinnenstehenden Denkweise erneuerte er das
|-
naturwissenschaftliche Denken vom Westen herüber. Während der
| <poem>
Zeit zwischen Tod und neuer Geburt nahm die Seele diesen Weg (es
Theismus
wird gezeichnet - Tafel 14). Wenn Sie Baco von Verulam studieren würden, würden
Intuitismus
Sie sehen, wieviel gerade dadurch in die Medizin hereingekommen
Naturalismus
ist, Sie würden staunend dastehen. Auf der andern Seite hat sich der
</poem>
andere, der Eingeweihte, verkörpert in der Seele des Arnos Comenius.
|}
Wir sehen, ein nach dem Geiste hinstrebendes Leben war da in Comenius,
 
aber er hat das alles nach intellektuellen Anschauungen getrieben.
Diese drei Seelentöne haben auch ein Abbild in der äußeren Welt
So sehen wir auch, wie der Arabismus in einer andern Persönlichkeit,
des Kosmos, und zwar verhalten sie sich nun in der menschlichen
die nicht gerade zur selben Zeit wie Harun al Raschid gelebt hat, aber
Seele genauso wie Sonne, Mond und Erde, so daß der Theismus der
in der Schlacht von Jeres de la Frontera eine Rolle gespielt hat, als
Sonne entspricht - jetzt Sonne als Fixstern, nicht als Planet aufgefaßt
Darwin wiederkommt. Und so sind alle in der Naturwissenschaft
-, daß der Intuitismus dem Mond entspricht und der Naturalismus
Wirkenden, und namentlich in der Medizin Wirkenden, Wiederverkörperungen
der Erde. Derjenige - übersetzen Sie sich das einzelne, was
dessen, was in alten Anschauungen, aber mit Ausschluß
hier als Sonne, Mond und Erde bezeichnet ist, ins Geistige - , welcher
des Christentums — nicht in der Fortentwickelung des Christentums, sondern mit Ausschluß des Christentums -, nach Europa in dieser
über die Erscheinungen der Welt hinausgeht und sagt: Wenn ich
Umklammerung gekommen ist, die der Arabismus mit dem Christentum
hinausschaue, so offenbart sich mir in alledem der Gott, der die Welt
vorgenommen hat. Und so lebt gerade die Medizin als etwas, was
erfüllt, - der Erdenmensch, der sich aufrichtet, wenn er in die Sonnenstrahlen
am meisten in dieser Weise hereingekommen ist; während jener Impuls,
kommt, ist der Theist. Der Mensch, der nicht über die
der im Lukas-Evangelium für die Medizin enthalten ist, noch so
Naturvorgänge hinausgeht, sondern bei den einzelnen Erscheinungen
da ist, daß man sagen muß, er muß noch aufgenommen werden. Dazu
stehenbleibt, so wie der, welcher nie seinen Blick zur Sonne
müssen Sie solche Dinge wie diejenigen, die ich gestern besprochen
hinaufrichtet, sondern nur auf das sieht, was ihm die Sonne hervorbringt
habe vom kosmischen Verstehen des Menschen, vom Verstehen des
auf der Erde, der ist Naturalist. Der, welcher das Beste, was er
Menschen aus dem Kosmos herein, mit dem allergrößten Ernst nehmen
in der Seele haben kann, aufsucht dadurch, daß er es in seinen Intuitionen
können, und dann werden Sie sich hineingestellt fühlen in der
aufgehen läßt, der ist wie der den Mond besingende und vom
richtigen Weise in die Aufgabe, die Ihnen heute durch Ihr Karma
silbernen, milden Mondenglanz in seiner Seele angeregte intuitistische
gestellt ist. Denn sehen Sie, die Sache liegt so: Betrachten wir ungefähr
Dichter und läßt sich mit ihm vergleichen. Wie man mit der
dasjenige Medizinische, was da lebte am Hofe Harun al Raschids.
Phantasie das Mondenlicht in Zusammenhang bringen kann, so muß
Dadrinnen lebte auf der einen Seite durchaus das Gute der hippokratischen
man okkult den Intuitisten, wie er hier gemeint ist, mit dem Monde
Denkweise. Diejenigen, die vielleicht den ersten Ärztekursus,
in Beziehung bringen." {{Lit|{{G|151|61ff}}}}
den ich hier gehalten habe, gelesen haben, werden gesehen haben, daß
ich dort gleich im Prinzip mich auseinandergesetzt habe damit, daß
Hippokrates der Letzte ist, der auf Grundlage der alten Mysterienmedizin
heilte. Nun ist beim Herüberverpflanzen in Asien drüben
dasjenige, was hippokratische Medizin war, hineingekommen in eine
starke Strömung der mongolischen Heilweise, die vom Nordosten
Asiens herüber kam. Da ist vieles von dem hineingeflossen, wogegen
sich in Europa nicht nur die Denkweise auflehnen mußte, sondern sich
auch auflehnen muß die innere Organisation des Menschen selber,
denn die innere Organisation des Menschen paßte nicht zu dem, was
dort als mongolisch-tatarischer Einfluß hineingekommen ist in das
medizinische Denken. Das kann herauskommen, wenn man zu einer
ursprünglichen kosmischen Denkweise über den Menschen kommen
kann." {{Lit|GA 316, S 192f}}
</div>
</div>
== [[Anthropomorphismus]] ==
<div style="margin-left:20px">
"Endlich gibt es noch ein Viertes; das ist allerdings nur in einem
einzigen Element vorhanden. Wenn der Mensch sich gewissermaßen
in bezug auf alle Weltanschauung ganz nur an das hält, was er an
oder um oder in sich selbst erfahren kann:, das ist Anthropomorphismus.
<center>[[Anthropomorphismus]]</center>
Er entspricht der Erde, wenn man diese als solche betrachtet, abgesehen
davon, ob sie von der Sonne, vom Mond oder anderem umgeben
ist. Wie wir die Erde für sich allein betrachten können, so können
wir auch in bezug auf Weltanschauungen auf nichts Rücksicht
nehmen als auf das, was wir als Menschen in uns finden können.
Dann wird der in der Welt so verbreitete Anthropomorphismus entstehen." {{Lit|{{G|151|63}}}}
</div>
== Zusammenhang mit dem physischen und ätherischen Gehirn ==
Die Weltanschauungen, die dem oberen, dem Tagesteil des [[Tierkreis]]es entsprechen (etwa vom [[Idealismus]] bis zum [[Realismus]], mit dem [[Materialismus]] an der obersten Spitze) korrespondieren mit dem [[Physisches Gehirn]]; die „unteren“, „nächtlichen“ Weltanschauungen (vom [[Dynamismus]] bis zum [[Psychismus]]) entsprechen dem [[Äthergehirn]].
{{GZ|Geht man hinaus über das, was der Mensch ist, so wie man zur
Erklärung der Erscheinung der Erde hinausgehen muß zu Sonne und
Mond - was die gegenwärtige Wissenschaft nicht tut -, so kommt
man dazu, dreierlei als nebeneinander berechtigt anerkennen zu
müssen: Theismus, Intuitismus und Naturalismus. Denn nicht, daß
man auf einem dieser Töne besteht, sondern daß man sie zusammenklingen
läßt, entspricht dem, was die Wahrheit ist. Und wie unsere
engere Körperlichkeit mit Sonne, Mond und Erde wieder hineingestellt
ist in die sieben Planeten, so ist hineingestellt Anthropomorphismus
als die trivialste Weltanschauung in das, was zusammenklingen
kann aus Theismus, Intuitismus und Naturalismus, und dieses
zusammen wieder in das, was zusammenklingen kann aus den
sieben Seelenstimmungen. Und diese sieben Seelenstimmungen
nuancieren sich nach den zwölf Zeichen des Tierkreises.
Sie sehen schon, dem Namen nach, und zwar nur dem Namen
nach, ist nicht eine Weltanschauung wahr, sondern es sind 12 + 7 <nowiki>=</nowiki> 19+ 3 <nowiki>=</nowiki> 22+ 1 <nowiki>=</nowiki> 23 Weltanschauungen berechtigt. Dreiundzwanzig
berechtigte Namen für Weltanschauungen haben wir. Aber alles
andere kann noch dadurch entstehen, daß die entsprechenden Planeten
in den zwölf Geistes-Tierkreisbildern herumlaufen.
Und nun versuchen Sie, aus dem, was jetzt auseinandergesetzt
worden ist, sich ein Empfinden anzueignen für die Aufgabe, welche
die Geisteswissenschaft für das Friedenstiften innerhalb der verschiedenen
Weltanschauungen hat, für das Friedenstiften aus der Erkenntnis
heraus, daß die Weltanschauungen miteinander, in ihrem
gegenseitigen Aufeinanderwirken, in gewisser Beziehung erklärlich
sind, daß sie aber alle nicht ins Innere der Wahrheit führen können,
wenn sie einseitig bleiben, sondern daß man gleichsam den Wahrheitswert
der verschiedenen Weltanschauungen innerlich in sich erfahren
muß, um wirklich - wir dürfen so sagen - mit der Wahrheit
zurechtzukommen. So wie Sie sich denken können den physischen
Kosmos: den Tierkreis, das Planetensystem, Sonne, Mond und Erde
zusammen, die Erde für sich, so können Sie sich ein geistiges Weltenall
denken: Anthropomorphismus; Theismus, Intuitismus, Naturalismus;
Gnosis, Logismus, Voluntarismus, Empirismus, Mystik,
Transzendentalismus, Okkultismus; und das alles verlaufend in den
zwölf Geistes-Tierkreisbildern. Das ist vorhanden; nur ist es geistig
vorhanden. So wahr als der physische Kosmos physisch vorhanden
ist, so wahr ist das geistig vorhanden.
In diejenige Hirnhälfte, die der Anatom findet, von der man ja
sagen kann, daß sie die halbkugelförmige ist, in sie wirken herein
vorzugsweise diejenigen Wirkungen des Geisteskosmos, die von den
oberen Nuancen ausgehen. Dagegen gibt es einen unsichtbaren Teil
des Gehirns, der nur, wenn man den Ätherleib betrachtet, sichtbar
ist; der ist vorzugsweise von dem unteren Teil des Geisteskosmos
beeinflußt (siehe Zeichnung.) Aber wie ist diese Beeinflussung?
Sagen wir, bei jemandem ist es so, daß er mit seinem Logismus
eingestellt ist in den Sensualismus, daß er eingestellt ist mit seinem
Empirismus in den Mathematizismus. Dann gibt das, was auf
diese Weise zustande kommt, Kräfte, die in sein Gehirn hereinwirken,
und jener obere Teil seines Gehirns ist dann besonders
regsam und übertönt die anderen. Unzählige Nuancen von
Gehirntätigkeiten kommen dadurch zustande, daß das Gehirn
gleichsam im geistigen Kosmos schwimmt und die Kräfte auf diese
Weise ins Gehirn hereinwirken, wie wir das jetzt haben darstellen
können. So mannigfaltig sind wirklich die menschlichen Gehirne, als
sie mannigfaltig sein können nach den Kombinationen, die sich aus
diesem geistigen Kosmos ergeben. Was in jenem unteren Teile des
geistigen Kosmos ist, das wirkt gar nicht einmal auf das physische
Gehirn, sondern auf das Äthergehirn.
[[Datei:GA151 065.gif|center|400px|Zeichnung aus GA 151, S. 65]]
Wenn man von alledem spricht, dann ist wohl der beste Eindruck,
den man davon erhalten kann, der, daß man sagt: Es eröffnet
einem das die Empfindung für das Unendliche der Welt, für das
qualitativ Großartige der Welt, für die Möglichkeit, daß man als
Mensch in unendlicher Mannigfaltigkeit in dieser Welt existieren
kann. Wahrhaftig, wenn wir nur dieses betrachten können, dann
können wir uns schon sagen: Es fehlt wahrlich nicht an Möglichkeiten,
daß wir verschieden sein können in unseren verschiedenen Inkarnationen,
die wir auf der Erde durchzumachen haben. Und überzeugt
kann man auch sein, daß der, welcher die Welt so betrachtet,
gerade durch eine solche Weltbetrachtung dazu kommt, daß er sagen
muß: Ach, wie reich, wie grandios ist die Welt! Welches Glück, an
ihr immer weiter, immer mehr, immer mannigfaltiger teilzunehmen,
an ihrem Sein, ihren Wirkungen, ihrem Streben!|151|63ff}}
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Weltanschauung|}} - mit einem ausführlichen Abschnitt zur Begriffs- und Bedeutungsgeschichte


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Rudolf Steiner]]: ''Der menschliche und der kosmische Gedanke'', [[GA 151]] (1990), ISBN 3-7274-1510-X {{Vorträge|151}}
#Rudolf Steiner: ''Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst'', [[GA 316]] (2003), ISBN 3-7274-3160-1 {{Vorträge|316}}
* Sigismund von Gleich: ''Die Wahrheit als Gesamtumfang aller Weltansichten'', J.Ch.Mellinger Vlg., Stuttgart 1989
* Mario Betti: ''Zwölf Wege, die Welt zu verstehen'', 2. Auflage, Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2007, ISBN 978-3772521621
* Corinna Gleide/Ralf Gleide: ''Der Sternhimmel der Vernunft'' Auf dem Weg der zwölf Weltanschauungen, Verlag Freies Geistesleben & Urachhaus GmbH, Stuttgart 2008; ISBN 978-3-7725-1435-7
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_weltanschauungssystematiken.pdf Verschiedene Weltanschauungssystematiken] PDF


{{GA}}
{{GA}}


[[Kategorie:Weltanschauung|!]]
[[Kategorie:Medizin]]
[[Kategorie:Astrosophie]]
[[Kategorie:Astrologie]]

Version vom 1. Mai 2011, 11:56 Uhr

Als Schulmedizin wird umgangssprachlich und meist eher kritisch abwertend jene Form der Medizin bezeichnet, die an den medizinischen Fakultäten der Universitäten und Hochschulen nach weitgehend naturwissenschaftlichen Grundsätzen entwickelt und gelehrt wird. Die Schulmedizin konzentriert sich vornehmlich auf die Behebung von Störung in der Tätigkeit des physischen Leibes, lässt aber die höheren Wesensglieder des Menschen unberücksichtig. Von der Schulmedizin abzugrenzen ist das weite und sehr heterogene Feld der Alternativmedizin, die auf anderen Grundlagen unter Einbeziehung der höheren Wesensglieder aufbaut.

Die anthroposophisch erweiterte Medizin baut auf den berechtigten Grundlagen der akademischen Schulmedizin auf, erweiterte sie aber um wesentliche Teile, die auch in den Bereich der Alternativmedizin einzuordnen sind. Alle Wesensglieder des Menschen werden dazu in ihrem gegenseitigen Verhältnis zueinander und zur ihrer physischen, seelischen und geistigen Umgebung studiert. In diesem Sinn stellt sie eine umfassende Form der ganzheitlichen Medizin dar.

Die Wurzeln der modernen Schulmedizin liegen nach Rudolf Steiner vor allem im Arabismus:

"... weil das Lukas-Evangelium überhaupt noch nicht in Wirklichkeit als eine innere Anweisung für den Heilerwillen genommen worden ist - es ist die Sache nicht verstanden worden -, deshalb ist es gekommen, daß eigentlich innerhalb unserer heutigen Denkweise gar nicht ein christlicher Heilerwille lebt, sondern jener Heilerwille, der sich hineinversenkt hat in die Geisteskultur durch den Arabismus, der ja das Christentum wie mit einer Zange umfaßt hat. Es ist sehr interessant, nicht wahr! Das Christentum, das in Asien entstanden ist, nimmt seinen Weg herüber nach Europa, breitet sich in Europa aus. Aber nun sehen Sie sich einmal an den Hof des Harun al Raschid, wo alte Medizin lebte, da lebte in der menschenkundlichen Auffassung eigentlich das alte Mysterienwesen; dies war in der Tradition noch vorhanden. Da lebten nun zwei Menschen; Harun al Raschid selber, der die ganze Sache organisierte, diese riesige Geistesakademie, die unter seinem Einflüsse wächst; da lebte ein anderer, der in früheren Zeiten ein Eingeweihter war; in der Zeit kam die Einweihung nicht heraus. Harun al Raschid kam wieder als Lord Bacon, Baco von Verulam. Mit einer durchaus im Arabismus drinnenstehenden Denkweise erneuerte er das naturwissenschaftliche Denken vom Westen herüber. Während der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt nahm die Seele diesen Weg (es wird gezeichnet - Tafel 14). Wenn Sie Baco von Verulam studieren würden, würden Sie sehen, wieviel gerade dadurch in die Medizin hereingekommen ist, Sie würden staunend dastehen. Auf der andern Seite hat sich der andere, der Eingeweihte, verkörpert in der Seele des Arnos Comenius. Wir sehen, ein nach dem Geiste hinstrebendes Leben war da in Comenius, aber er hat das alles nach intellektuellen Anschauungen getrieben. So sehen wir auch, wie der Arabismus in einer andern Persönlichkeit, die nicht gerade zur selben Zeit wie Harun al Raschid gelebt hat, aber in der Schlacht von Jeres de la Frontera eine Rolle gespielt hat, als Darwin wiederkommt. Und so sind alle in der Naturwissenschaft Wirkenden, und namentlich in der Medizin Wirkenden, Wiederverkörperungen dessen, was in alten Anschauungen, aber mit Ausschluß des Christentums — nicht in der Fortentwickelung des Christentums, sondern mit Ausschluß des Christentums -, nach Europa in dieser Umklammerung gekommen ist, die der Arabismus mit dem Christentum vorgenommen hat. Und so lebt gerade die Medizin als etwas, was am meisten in dieser Weise hereingekommen ist; während jener Impuls, der im Lukas-Evangelium für die Medizin enthalten ist, noch so da ist, daß man sagen muß, er muß noch aufgenommen werden. Dazu müssen Sie solche Dinge wie diejenigen, die ich gestern besprochen habe vom kosmischen Verstehen des Menschen, vom Verstehen des Menschen aus dem Kosmos herein, mit dem allergrößten Ernst nehmen können, und dann werden Sie sich hineingestellt fühlen in der richtigen Weise in die Aufgabe, die Ihnen heute durch Ihr Karma gestellt ist. Denn sehen Sie, die Sache liegt so: Betrachten wir ungefähr dasjenige Medizinische, was da lebte am Hofe Harun al Raschids. Dadrinnen lebte auf der einen Seite durchaus das Gute der hippokratischen Denkweise. Diejenigen, die vielleicht den ersten Ärztekursus, den ich hier gehalten habe, gelesen haben, werden gesehen haben, daß ich dort gleich im Prinzip mich auseinandergesetzt habe damit, daß Hippokrates der Letzte ist, der auf Grundlage der alten Mysterienmedizin heilte. Nun ist beim Herüberverpflanzen in Asien drüben dasjenige, was hippokratische Medizin war, hineingekommen in eine starke Strömung der mongolischen Heilweise, die vom Nordosten Asiens herüber kam. Da ist vieles von dem hineingeflossen, wogegen sich in Europa nicht nur die Denkweise auflehnen mußte, sondern sich auch auflehnen muß die innere Organisation des Menschen selber, denn die innere Organisation des Menschen paßte nicht zu dem, was dort als mongolisch-tatarischer Einfluß hineingekommen ist in das medizinische Denken. Das kann herauskommen, wenn man zu einer ursprünglichen kosmischen Denkweise über den Menschen kommen kann." (Lit.: GA 316, S 192f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heikunst, GA 316 (2003), ISBN 3-7274-3160-1 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.