Kognition und Eigenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Kognition''' (von {{ELSalt|γνῶσις}}, ''gn&#333;sis'', "[Er-]Kenntnis", über [[Latein|lat.]] ''cognoscere'', "erkennen, erfahren, kennenlernen") ist im weitesten Sinn die von einem geeigneten, ausreichend komplexen [[System]] vollzogene [[Information]]sverarbeitung, die sein Verhalten steuert, unabhängig davon, ob damit [[Bewusstsein]] verbunden ist oder nicht. Die kognitiven Fähigkeiten des [[Mensch]]en beruhen auf [[mental]]en [[Prozess]]en und umfassen u.a. [[Wahrnehmung]], [[Unterscheidung]]svermögen, [[Aufmerksamkeit]], [[Erinnerung]], [[Vorstellung]]en, das ([[leib]]gebunde) [[Denken]] und [[Lernen]] - also etwa jene [[Fähigkeiten]], die [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]] unter dem [[Begriff]] [[Apperzeption]] zusammengefasst hatte<ref name="leibnitz1"></ref><ref name="leibnitz2"></ref>. Diese Prozesse können teilweise auch unbewusst ablaufen, wie etwa beim [[Implizites Lernen|impliziten Lernen]].
Eine '''Eigenschaft''' ([[Latein|lat.]] ''attributum'', ''proprietas'', ''qualitas''; {{EnS|''property''}}; {{FrS|''propriété''}}) ist ganz allgemein etwas, das einer [[Sache]], einer [[Person]], einem [[Begriff]] oder einer anderen Eigenschaft ''eigen'' ist. Handelt es sich dabei um eine Eigenschaft, die zum [[Wesen]] der Sache gehört, so ist sie eine ''wesentliche Eigenschaft'' oder '''Wesenseigenschaft'''. Alle [[Zufall|zufälligen]] und mithin ''unwesentliche Eigenschaften'', die also nicht unmittelbar das [[Sosein]] berühren, werden auch [[Akzidentien]] genannt.  


Grundsätzlich ''nicht'' unter den Begriff der Kognition fällt jenes leibfreie [[Denken]], durch das die Kognition erst vorbereitet und ermöglicht wird und in dem sich das [[Wesen]] der [[Welt]] ''durch'' die [[individuell]]e Denktätigkeit, aber jenseits der [[Subjekt-Objekt-Spaltung]], selbst ausspricht, wie es [[Rudolf Steiner]] bereits in seinen [[Philosophie|philosophischen]] Grundlagenwerken charakterisiert hat<ref name="GA1"></ref><ref name="GA2"></ref><ref name="GA3"></ref><ref name="GA4"></ref><ref name="GA4a"></ref>.
== Tropen ==


== Anmerkungen ==
Eine einzelne partikuläre Eigenschaft, z.B. ein ganz bestimmte „Röte“, wird in der [[Philosophie]] auch als '''Trope''' (von {{ELSalt|τρόπος}} ''tropos'' „Wende, Veränderung“; {{EnS|trope}}) bezeichnet. Der Begriff wurde [[Wikipedia:1953|1953]] von dem US-amerikanischer [[Philosoph]]en [[Wikipedia:Donald Cary Williams|Donald Cary Williams]] (1899-1983) eingeführt<ref>D.C. Williams: ''On the Elements of Being'', Review of Metaphysics 7: 3-18 & 171-192 (1953)</ref>. Er sah darin eine Alternative zu allen bisherigen nominalistischen und realistischen Versuchen, das [[Universalienproblem]] zu lösen. Seiner Ansicht nach sind die Eigenschaften, d.h. die Tropen, die eigentlichen und einzigen Bestandteile der [[Wirklichkeit]]. Sie bilden gleichsam ein „Alphabet des Seins“ (''Alphabet of Being''), aus dem alle anderen, komplexeren Entitäten aufgebaut sind. Diese seien aber ''keine'' [[Universalien]], sondern ''Partikularien'' (''abstract particulars, individual properties, individual qualities, property instances'') mit einzigartiger räumlich-zeitlicher Struktur.


<references>
Konkrete [[Ding]]e seien aus Bündeln von Eigenschaften (Tropen) zusammengesetzt, ohne dass dazu eine innere [[Substanz]] nötig wäre, die sie zusammenhält. Universelle Eigenschaften, die vielen Objekten gemeinsam sind, führt Williams auf die Ähnlichkeit der an ihnen beteiligten Tropen zurück. So enthalten etwa verschiedene rote Gegenstände ähnliche Farbtropen, die der Klasse „Rot“ angehören. Haben zwei Gegenstände die gleiche Farbe, so enthalten sie zwar ''numerisch'' unterschiedene, aber exakt gleiche Farbtropen. ''Keith Campbell''<ref>Keith Campbell: ''Abstract Particulars'', Oxford: Blackwell (1990), S. 2</ref> und ''Michael C. LaBossiere''<ref>Michael C. LaBossiere: „Substances and Substrata“, AJP 72: 360-370 (1994)</ref> erläutern den Unterschied zwischen Tropen und Universalien am Beispiel von sechs Erbsen, die exakt den gleichen grünen Farbton haben: Für den Tropen-Theoretiker liegen dann sechs exakt gleiche Grün-Tropen vor, während der Universalien-Realist in ihnen sechs Instanzen der einen und einzigen „Grünheit“ sieht. Letztere Position wurde etwa von [[Wikipedia:David Armstrong|David Armstrong]] vertreten<ref>[[Wikipedia:David Armstrong|D.M. Armstrong]]: ''Universals. An Opinionated Introduction'', Boulder Colo./San Francisco/London 1989</ref>. Williams hingegen bezog eine [[Nominalismus|nominalistisch]]-[[Naturalismus|naturalistische]] Position. Die Existenz eigenständiger überräumlich-überzeitlicher [[idee]]ller Universalien bestreitet er. Damit fehlt allerdings das geistige Band, dass die Tropen gesetzmäßig miteinander verbindet.
<ref name="leibnitz1">Gottfried Wilhelm Leibniz: ''[[Wikipedia:Monadologie|Monadologie]]'', verfasst 1714, dt. 1720, LS 14</ref>


<ref name="leibnitz2">Gottfried Wilhelm Leibniz: ''[[Wikipedia:Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand|Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand]]'', vermutlich 1707, Buch II: Von den Ideen, Kap. 1 f</ref>
Eine [[Metaphysik|metaphysische]] Theorie die sowohl Tropen als auch Objekte, von denen diese abhängen, umfasst, entwickelte [[Edmund Husserl]] in seinen ''Logischen Untersuchungen''<ref>E. Husserl: ''Logische Untersuchungen'', III, Halle 1900/1901</ref>.


<ref name="GA1">Rudolf Steiner: ''Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften'', [[GA 1]] (1987), ISBN 3-7274-0011-0 {{Schriften|001}}</ref>
== Einzelnachweise ==


<ref name="GA2">Rudolf Steiner: ''Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung'', [[GA 2]] (2002), ISBN 3-7274-0020-X; {{Schriften|002}}</ref>
<references />


<ref name="GA3">Rudolf Steiner: ''Wahrheit und Wissenschaft'', [[GA 3]] (1980), ISBN 3-7274-0030-7 {{Schriften|003}}</ref>
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]] [[Kategorie:Ontologie]]
 
<ref name="GA4">Rudolf Steiner: ''Die Philosophie der Freiheit'', [[GA 4]] (1995), ISBN 3-7274-0040-4 {{Schriften|004}}</ref>
 
<ref name="GA4a">Rudolf Steiner: ''Dokumente zur «Philosophie der Freiheit»'', [[GA 4a]], ISBN 3-7274-0045-5 {{Schriften|004a}}</ref>
</references>
 
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Psychologie]] [[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Informatik]]

Version vom 28. Mai 2018, 13:45 Uhr

Eine Eigenschaft (lat. attributum, proprietas, qualitas; eng. property; franz. propriété) ist ganz allgemein etwas, das einer Sache, einer Person, einem Begriff oder einer anderen Eigenschaft eigen ist. Handelt es sich dabei um eine Eigenschaft, die zum Wesen der Sache gehört, so ist sie eine wesentliche Eigenschaft oder Wesenseigenschaft. Alle zufälligen und mithin unwesentliche Eigenschaften, die also nicht unmittelbar das Sosein berühren, werden auch Akzidentien genannt.

Tropen

Eine einzelne partikuläre Eigenschaft, z.B. ein ganz bestimmte „Röte“, wird in der Philosophie auch als Trope (von griech. τρόπος tropos „Wende, Veränderung“; eng. trope) bezeichnet. Der Begriff wurde 1953 von dem US-amerikanischer Philosophen Donald Cary Williams (1899-1983) eingeführt[1]. Er sah darin eine Alternative zu allen bisherigen nominalistischen und realistischen Versuchen, das Universalienproblem zu lösen. Seiner Ansicht nach sind die Eigenschaften, d.h. die Tropen, die eigentlichen und einzigen Bestandteile der Wirklichkeit. Sie bilden gleichsam ein „Alphabet des Seins“ (Alphabet of Being), aus dem alle anderen, komplexeren Entitäten aufgebaut sind. Diese seien aber keine Universalien, sondern Partikularien (abstract particulars, individual properties, individual qualities, property instances) mit einzigartiger räumlich-zeitlicher Struktur.

Konkrete Dinge seien aus Bündeln von Eigenschaften (Tropen) zusammengesetzt, ohne dass dazu eine innere Substanz nötig wäre, die sie zusammenhält. Universelle Eigenschaften, die vielen Objekten gemeinsam sind, führt Williams auf die Ähnlichkeit der an ihnen beteiligten Tropen zurück. So enthalten etwa verschiedene rote Gegenstände ähnliche Farbtropen, die der Klasse „Rot“ angehören. Haben zwei Gegenstände die gleiche Farbe, so enthalten sie zwar numerisch unterschiedene, aber exakt gleiche Farbtropen. Keith Campbell[2] und Michael C. LaBossiere[3] erläutern den Unterschied zwischen Tropen und Universalien am Beispiel von sechs Erbsen, die exakt den gleichen grünen Farbton haben: Für den Tropen-Theoretiker liegen dann sechs exakt gleiche Grün-Tropen vor, während der Universalien-Realist in ihnen sechs Instanzen der einen und einzigen „Grünheit“ sieht. Letztere Position wurde etwa von David Armstrong vertreten[4]. Williams hingegen bezog eine nominalistisch-naturalistische Position. Die Existenz eigenständiger überräumlich-überzeitlicher ideeller Universalien bestreitet er. Damit fehlt allerdings das geistige Band, dass die Tropen gesetzmäßig miteinander verbindet.

Eine metaphysische Theorie die sowohl Tropen als auch Objekte, von denen diese abhängen, umfasst, entwickelte Edmund Husserl in seinen Logischen Untersuchungen[5].

Einzelnachweise

  1. D.C. Williams: On the Elements of Being, Review of Metaphysics 7: 3-18 & 171-192 (1953)
  2. Keith Campbell: Abstract Particulars, Oxford: Blackwell (1990), S. 2
  3. Michael C. LaBossiere: „Substances and Substrata“, AJP 72: 360-370 (1994)
  4. D.M. Armstrong: Universals. An Opinionated Introduction, Boulder Colo./San Francisco/London 1989
  5. E. Husserl: Logische Untersuchungen, III, Halle 1900/1901