Tria Principia und Geilheit: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Tria Principia''' ([[Latein|lat.]] die ''drei Prinzipien''), gelegentlich auch als die drei '''philosophischen Elemente''' bezeichnet, sind ein wichtiges Grundkonzept der spätmittelalterlichen [[Alchemie]], das allmählich immer deutlicher ergänzend und erweiternd aus der [[Vier-Elemente-Lehre]] abgeleitet und dann insbesondere von [[Paracelsus]] (1493 - 1541) verwendet wurde. Die drei ''philosophischen'' Prinzipen oder [[Substanz]]en sind: [[Sulphur]] ([[Feuer]] und [[Luft]] umfassend), [[Mercurius]] ([[Wasser]]) und [[Sal]] ([[Erdelement]]). ''Sulphur'' steht für das brennbare, ''Mercurius'' für das flüchtig-flüssige und ''Sal'' für das feste, formgebende, stabile Prinzip.
Das [[Adjektiv]] '''geil''' und das davon abgeleitete [[Substantiv]] '''Geilheit''' gehen wahrscheinlich auf eine [[Indogermanische Sprachen|indogermanische]] Wurzel mit der Bedeutung „aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig“ zurück. Im [[Althochdeutsch]]en (seit dem 8. Jahrhundert) wurde geil im Sinne von „übermütig“, „überheblich“ verwendet. Im [[Mittelhochdeutsch]]en (seit dem 12. Jahrhundert) stand es für „kraftvoll, mutwillig, üppig, lustig, froh, fröhlich oder schön“.


== Grundcharakter der drei Prinzipien ==
Seit dem 15. Jahrhundert wird „Geilheit“ vorrangig [[Synonymie|synonym]] für oder als [[Anspielung]] auf '''Lüsternheit''' oder sexuelle [[Begierde]] (vgl. [[Wollust]]) verwendet, „Geilheit“ und mehr noch die Adjektivform „geil“ stellen in diesem Zusammenhang populäre [[Umgangssprache|umgangssprachliche]] Ausdrücke dar, deren Gebrauch in offiziellen Zusammenhängen allerdings als [[vulgär]] gilt.


Der [[Wikipedia:Chemiker|Chemiker]] und Chemiehistoriker ''John Read'' (1884–1963) gibt folgende tabellarische Übersicht über die grundlegenden Eigenschaften der drei Prinzipen<ref>John Read: ''Prelude to Chemistry: An Outline of Alchemy, Its Literature and Relationships'', The Macmillan Company, New York 1937</ref>:
== Bedeutungswandel ==
Mit ''geil'' werden bereits seit dem 15.&nbsp;Jahrhundert auch die senkrecht nach oben stehenden Triebe von Bäumen bezeichnet („[[Etiolement|Vergeilung]]“). Offenbar wurde dies mit dem [[Erektion|erigierten]] Geschlechtsteil des Mannes assoziiert, so dass ''geil'' auch in der Bedeutung „lüstern“, „sexuell erregt“ verwendet wurde, eine Bedeutung, die schließlich bis hinein in das 20.&nbsp;Jahrhundert die vorherrschende bildete.


{|align="center" width="600px"
Im Etymologie-Duden von 1963 heißt es unter dem Stichwort „geil“: „''[...] Im heutigen Sprachgebrauch wird 'geil' ausschließlich im Sinne von geschlechtlich erregt, brünstig verwendet.''“
|-
! Mercurius !! Sulphur !! Sal
|-
| metallisch, schmelzbar<br>
flüchtiges Prinzip<br>
alkoholisch<br>
[[Geist]]<br>
Wasser
| brennbar<br>
fixes Prinzip<br>
ölig, fettig<br>
[[Seele]]<br>
Luft, Feuer
| unbrennbar, beständig<br>
in der Asche enthalten<br>
salzig, erdig<br>
[[Körper]]<br>
Erde
|}


Derartige eindeutige Zuordnungen, namentlich die Zuteilung der Prinzipien zu [[Leib]], [[Seele]] und [[Geist]], sind allerdings mit großer Vorsicht zu nehmen und werden ihrer inhärenten Dynamik nicht gerecht. Je nach Zusammenhang und Betrachtungswinkel sind auch ganz andere Zuordnungen geboten. Das Konzept der Tria Principia verlangt eine sehr flexible, der jeweiligen Situation angepasste Handhabung.
=== Jugendsprachliche Verwendung ===
In den 1970er und 1980er Jahren fand das Wort „geil“ zunehmend populäre Verwendung in der [[Jugendsprache]] und erlebte einen weiteren Bedeutungswandel. Etwa Mitte der 1970er Jahre erweiterte sich die Bedeutung „sexuell erregt“ im umgangssprachlichen Gebrauch zunächst in Richtung „sexuell attraktiv“. In den 1980er Jahren wurde der Ausdruck bezugnehmend darauf zunehmend auf andere Bereiche ausgeweitet und drückt seitdem – als eine umgangssprachliche Steigerung von „gut“ – freudige Anteilnahme oder eine positive, begeisterte Bewertung aus, Beispiel: „Das geile Motorrad“, „Das geile Konzert“.  


Auf rein [[physisch]]er Ebene entsprechen die Tria Principia den drei Grundtypen der [[Wikipedia:Chemische Bindung|chemischen Bindung]]<ref>V. Gutmann, E. Hengge: ''Allgemeine und anorganische Chemie'', Verlag Chemie, Weinheim 1975, S 3</ref>: ''Sulphur'' entspricht der [[Wikipedia:Atombindung|Atombindung]] (''kovalente'' Bindung), ''Mercurius'' der [[Wikipedia:Metallische Bindung|metallischen Bindung]] und ''Sal'' der [[Wikipedia:Ionische Bindung|ionischen Bindung]], so wie die 4 Elemente [[Wikipedia:Physik|physikalisch]] mit den klassischen und nicht-klassischen [[Wikipedia:Aggregatzustand|Aggregatzuständen]] zusammenhängen.
Dieser [[Bedeutungswandel]] ist eine Annäherung an die ursprüngliche Wortverwendung, wenngleich dem Wort „geil“ seit seiner Verwendung im sexuellen Kontext zusätzlich ein allerdings inzwischen nur noch sehr leicht anrüchiges sowie provokantes [[Image]] anhaftet, da es meist eine eher sinnliche Begeisterung und materielle Freude ausdrückt und in nicht sinnlichen Zusammenhängen (''Geist ist geil'') eher etwas merkwürdig und deplatziert wirken würde. Heutzutage hat das Wort seine anrüchige [[Konnotation]] fast vollständig verloren, wie z.&nbsp;B. das Lied ''Geile Zeit'' von [[Juli (Band)|Juli]] verdeutlicht.


== Alchemie und Spagyrik ==
Durch diesen Bedeutungswandel wird das Wort heute in der Zusammensetzung mit „sein“ nur noch dann gelegentlich im Sinne von „sexuell erregt“ verwendet, wenn es sich auf die eigene Person bezieht („Ich war heute den ganzen Tag lang geil“). „Du bist so geil“ bedeutet heutzutage hingegen nicht mehr, dass man jemanden sexuell attraktiv findet, sondern dass man jemanden für besonders außergewöhnlich hält und von seiner Persönlichkeit (in einer bestimmten Situation) begeistert ist. In einem rein sexuellen Zusammenhang wird „geil“ heute fast nie mehr mit dem Hilfsverb „sein“ verwendet, sondern fast nur noch in der Zusammensetzung „geil werden“ oder „jmd. geil machen“. Nur mit dem Hilfsverb „machen“ ist die sexuelle Bedeutung von „geil“ noch völlig eindeutig und hat so auch seine anrüchige Konnotation nicht verloren.
Alle Stoffe, namentlich alle [[Wikipedia:Metall|Metall]]e, entstehen nach alchemistischer Auffassung durch ein jeweils spezifisches Zusammenwirken dieser drei Prinzipien. Durch geeignete Eingriffe in diese 3 substanzbildenden Prozesse sollte die Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]] und die [[Transmutation]] unedler Metalle zu [[Gold]] möglich sein.


[[Paracelsus]] hat die ''Lehre von den drei Prinzipien'' vor allem auf die Beurteilung von Krankheitsprozessen und auf die richtige Bereitung der [[Spagyrik|spagyrischen]] Heilmittel bezogen.
Da das Wort für sich genommen durch die häufige Verwendung seine starke Ausdruckskraft inzwischen etwas eingebüßt hat, ist (neben der Verwendung von umgangssprachlichen [[Präfix]]en wie sau- oder end-) eine in der Jugendsprache sehr häufig benutzte Wendung, um seiner sehr starken Begeisterung noch mehr Ausdruck zu verleihen, die [[rhetorische Frage]] „Wie geil ist das denn (bitte)?“.


=== Spagyrische Pflanzenalchemie ===
Die positive sowie provokante Besetzung des Adjektivs „geil“ und seine Popularität wurde ab 2003 in einer umstrittenen [[Werbekampagne]] genutzt, siehe [[Geiz ist geil]].


Bei der [[Pflanze]], die in gewissem Sinn als der umgedrehte Mensch aufzufassen ist, wirken die sulfurisierenden Prozesse im Blühen und Reifen der Früchte, die merkuriale Tätigkeit entfaltet sich im Bereich der grünen Laubblätter, wobei hier statt der Atmung die Assimilation durch Photosynthese in den Vordergrund tritt, und die Salzprozesse gehen von den in das Erdreich ragenden Wurzeln aus.
Das Duden-Bedeutungswörterbuch erklärt neben der meist abwertenden Bedeutung im Sinne von sexueller Begierde als Synonym für lüstern und der umgangs- und jugendsprachlichen Bedeutung als begeisterte Steigerung von gut und der botanischen Bedeutung (lang, aber wenig kräftig in die Höhe wachsender Trieb) „geil“ in der Wendung „auf etwas geil sein“, was soviel bedeutet wie auf etwas versessen sein, etwas um jeden Preis haben wollen. In diesem Sinne wird „-geil“ auch oft als adjektivisches [[Pejorativsuffix]] verwendet (z.&nbsp;B. machtgeil, geldgeil, karrieregeil).<ref>Duden Bedeutungswörterbuch, 3.Auflage, Dudenverlag, 2002</ref> Eine heute oft verwendete, sehr abwertende Steigerung von geil in seiner sexuellen Bedeutung ist „notgeil“, was darauf abzielt, dass eine sexuelle Begierde momentan so groß ist, dass mehr Sexualpartner als sonst üblich in Erwägung gezogen werden (vgl. „etwas dringend/bitter nötig haben“).


In der spagyrischen Pflanzenalchemie sind vor allem die [[Wikipedia:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] die Träger des Sulphur-Prinzips, der [[Alkohol]] dient als Träger des merkurialen Prinzips und die in der [[Pflanze]] enthaltenen [[Salz]]e repräsentieren das Sal-Prinzip. Die flüchtigen Öle werden durch [[Destillatio]]n abgetrennt, die restlichen Pflanzenteile werden vergoren ([[Fermentatio]]) und der entstandene Alkohol abdestilliert. Der Rückstand wird verascht ([[Calcinatio]]) und die löslichen Salze mit Wasser aufgelöst. Damit sind die drei Prinzipien sauber voneinander getrennt und werden nun nach dem alchemistischen Grundprinzip des [[solve et coagula]] zur höheren Wirksamkeit wieder vereint.
== Einzelnachweise ==
<references />


== Die «Tria Principia» im Jahreslauf ==
[[Kategorie:Motivation]]
[[Kategorie:Emotion]]


Im Sommer zu [[Johanni]] steigert sich der [[Sulfurprozess]] im Menschen zur höchsten Intensität und ergreift nun auch das [[Nervensystem]]. Für den [[imaginativ]]en Blick erscheint der Mensch nun wie durchdrungen von einem weithin phosphoreszierend leuchtenden Schwefelphantom. Da drängen aber auch die [[Ahriman|ahrimanischen Mächte]] heran, die ungeheuer verwandt sind diesen sulfurisierenden Stoffen. Schlangenhaft, drachenartig umschlingen sie von unten nach oben sich windend den Menschen und versuchen sein Bewusstsein in einen dumpf unbewussten Zustand herabzuziehen.


In der Sommerzeit sind die [[Salzprozess|Salz]]-, [[Merkurprozess|Merkur]]- und [[Sulfurprozess]]e mehr vermischt, während sie im Tiefwinter weitgehend getrennt sind. In der Erdentiefe wirkt dann das Salzige, das durchlässig für Geistiges ist
[[en:Sexual arousal]]
und in dem die Reste der [[Mond]]enkräfte Leben spendend wirksam sind. Darüber breitet sich die Hydrosphäre mit der Tendenz zum Kugeligen; die Erde erscheint dann gleichsam als riesiger „Quecksilbertropfen“ im All. In der Luftsphäre mit den Sonnen- und Sternenwirkungen regt sich ein milder Sulfurprozess. {{Lit|GA 229}}
{{wikipedia}}
 
== Die «Tria Principia» in der anthroposophischen Krankheits- und Heilmittellehre ==
 
[[Rudolf Steiner]] hat die Tria Principa insbesonders auch im Zusammenhang mit der [[Dreigliederung des menschlichen Organismus]] betrachtet. ''Sulphur'' entspricht dabei dem [[Stoffwechsel-Gliedmassen-System]], ''Mercurius'' dem [[Rhythmisches System|rhythmischen System]] und ''Sal'' dem [[Nerven-Sinnes-System]].
 
Jürg Himmelbach gibt in den ''Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'' 118/119 einen guten Überblick über die Bedeutung der Tria Principa aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht:
 
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"In den alchemistischen Bezeichnungen Sal, Mercur, Sulfur steckt auch das aristotelische
Form- und Stoffprinzip als eine Urpolarität darinnen. Der Stoff (Sulfur) als
gleichsam «zerbrochene Form», als «Füllmaterial der Form» steht am einen Pol, die
Form (Sal) als solche steht am andern. Haben wir irgendeinen sinnlich wahrnehmbaren
Gegenstand im Raum vor uns, können wir an ihm diese Polarität Stoff (Sulfur)
und Form (Sal) feststellen. Da die räumliche, den Sinnen erscheinende Welt nicht
eine starre ist, sondern Form wie Stoff fluktuieren (Metamorphose-Metabolismus),
muß noch ein drittes Prinzip (Mercur) da sein, das zwischen den Polen vermittelt
und Balance hält: Es ist Ausdruck des «Panta rhei» des Heraklit (das Merkurielle),
des «Alles fließt» oder, wenn man noch die Richtung des Fließens berücksichtigt,
das «Solve» (das Auflösen, das Sulfurischwerden) «et coagula» (das Verfestigen, das
Kristallisieren, das Salinischwerden) der Spagyriker. Auch in den Aggregatzuständen:
fest (Sal) - flüssig (Mercur) - gasförmig, wärmehaft (Sulfur) kommen die Tria-
Principia zum Ausdruck, oder, wenn wir die alchemistischen Bezeichnungen für die
Aggregatzustände, die die Alchemisten Elemente nannten, verwenden, finden wir
diese wieder in: der Erde (Sal) - dem Wasser (Mercur) - der Luft, dem Feuer (Sulfur).
Etwas weniger offensichtlich sind die Tria-Principia bei den menschlichen
Temperamenten; das cholerische und sanguinische ist sulfurisch, das phlegmatische
ist merkuriell und das melancholische ist salinisch. Den Temperamenten entsprechen
die menschlichen Säfte (Humores), aus denen die Antike und später auch die
mittelalterliche Medizin die Organe und Organsysteme hervorgehen läßt. Ist ihr
Mischungsverhältnis im Gleichgewicht (Synkrasis), ist der Mensch gesund; ist es
gestört (Dyskrasis), ist der Mensch krank. Auch hier kann man die Tria-Principia
erkennen. Blut und gelbe Galle entsprechen dem Sulfur, der Schleim entspricht dem
Merkur und die schwarze Galle entspricht dem Sal.
 
Blicken wir auf den dreigliedrigen Menschen in seiner Gesamtheit so, wie er ist in
seiner jeweiligen Dreigliedrigkeit auf der geistigen, seelischen und leiblichen Ebene,
so können wir hier die folgende Zuordnung nach dem Tria-Principia feststellen:
Der sulfurische Pol zeigt sich zunächst im Geist, dann auf der geistigen Ebene im
planvollen Handeln, auf der seelischen Ebene im Wollen und im leiblichen Bereich
im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System.
 
Der salinische Gegenpol zeigt sich zuerst im Leibe, dann auf geistiger Ebene im
Gedächtnis, im Erinnern, auf seelischer Ebene im Vorstellen und auf leiblicher Ebene
im Nerven-Sinnes-System.
 
Das verbindende, Gleichgewicht herstellende und erhaltende Prinzip, das Merkurielle,
finden wir auf der obersten Ebene in der Seele, auf der geistigen Ebene in der
Geistesgegenwart, im seelischen Bereich im Fühlen und auf der Leibesebene im
rhythmischen System.
 
Gehen wir nun den Tria-Principia in den Naturreichen unterhalb des Menschen
nach:
 
Im Tierreich finden wir als Repräsentanten für das sulfurische Prinzip Tiere, die
stark im Stoffwechsel leben. Dafür ist die Kuh der Repräsentant. Für das salinische
Prinzip sind jene Tiere repräsentativ, die im Nerven-Sinnes-System ihre stärkste
Aussprägung haben. Dafür ist der Adler ein gutes Beispiel. Und für die Tiere, die das
merkurielle Prinzip stark ausgeprägt haben, kann der Löwe als Beispiel dienen, da er
sehr stark im rhythmischen System (Atmung und Kreislauf) lebt.
 
Gehen wir zur Pflanze hinunter, finden wir die Tria-Principia in der Dreigliederung
der Sproßpflanze: Wurzel (Sal) -, Sproß, bestehend aus Stengel und Blatt (Mercur)
-, Blüte, Frucht und Samen (Sulfur). Wenn man den dreigegliederten Menschen
und die dreigliedrige Pflanze, wie sie zum Erdboden stehen, nebeneinanderstellt,
kann man sagen: Der Mensch ist die umgekehrte Pflanze.
 
Gehen wir zu den Mineralien im weitesten Sinn, das heißt zu den leblosen Stoffen
hinunter, so können wir diese nach den Tria-Principia klassifizieren. Wir haben die
Stoffe, die bei Raumtemperatur dem festen Element (Sal) zuzuordnen sind: Als repräsentativ
dafür kann Quarz, Kochsalz, aber auch Saccharose angesehen werden.
Wir haben dann die Stoffe, die bei Raumtemperatur flüssig (Mercur) sind: Dazu
kann Quecksilber, Wasser, aber auch Alkohol gezählt werden. Als drittes haben wir
Stoffe, die bei Zimmertemperatur flüchtig, gasförmig sind, leicht verdampfen, verduften
oder verbrennen. Dazu gehören Schwefel, Phosphor, aber auch die ätherischen
Öle.
 
Mit dieser Klassifizierung ist aber die Betrachtung der Mineralien sowie Metalle
nach den Tria-Principia noch keineswegs erschöpft. Jeder mineralische Stoff, sei es
Gold, Quarz, Wasser, Luft, Bienenwachs, Schlangengift oder Lavendelöl hat wieder
die ganzen Tria-Principia in sich, auch wenn man ihn aufgrund seines Verhaltens
bei Raumtemperatur einem einzigen Prinzip zuordnen kann. So ist Gold zunächst
als salinische Substanz anzusprechen. Trotzdem trägt es auch die andern
beiden Prinzipien in sich, und es kommt nur auf die entsprechende Behandlung,
das pharmazeutische Verfahren an, um das sulfurische oder merkurielle Prinzip aus
dem salinischen Gold hervorzuholen. Wir möchten dies an der Substanz Gold für
ein pharmazeutisches Verfahren - dem Potenzieren - exemplifizieren. Das Potenzieren
ist als Verfahren in vitro dem Verdauungsprozeß, einem Prozeß in vivo,
nachgezeichnet: Es ist ein schrittweises Verdünnen einer Substanz, verbunden mit
einem festen Verdünnungsverhältnis (zum Beispiel 1 : 10) und einer rhythmischen
Behandlung der Substanz bei jedem Verdünnungsschritt (Schütteln oder Verreiben),
was der Behandlung einer eingenommenen Substanz - sei es Nahrung oder
Arzneimittel - durch den Speichel, den Magen- und Darmsaft und das Blut, verbunden
mit der Peristaltik beziehungsweise der pulsierenden Blutzirkulation entspricht.
Wenn wir dieses Verfahren auf Gold anwenden, so bringen wir es zustande,
daß allmählich das salinische Prinzip des Goldes der Potenzstufen D 1 - D 10
ins merkurielle der Potenzstufen D 10 - D 20 übergeht und dann, wenn wir weiterpotenzieren,
können wir sogar das sulfurische Prinzip im Gold zum Vorschein
bringen (Potenzstufen D 20 - D 30).
 
Ziehen wir ein vorläufiges Fazit unserer bisherigen Betrachtung: Rudolf Steiner
hat uns in den Tria-Principia tatsächlich den Schlüssel für die Aufhebung der geistigen,
seelischen sowie leiblichen Ungleichgewichte, die wir als Krankheiten bezeichnen,
an die Hand gegeben, wenn wir die Entsprechungen zwischen den Prozessen
im menschlichen Organismus, seinen Organsystemen und Organen und den Prozessen
in der außermenschlichen Natur aufsuchen." {{Lit|Beiträge 118/119, S 22ff}}
 
== Quellen ==
 
<references/>
 
== Literatur ==
# ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft Nr. 118/119, Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung, Dornach 1997
#Rudolf Steiner: ''Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen'', [[GA 229]] (1999), ISBN 3-7274-2290-4 {{Vorträge|221}}
 
[[Kategorie:Alchemie]]

Version vom 7. Juni 2013, 19:23 Uhr

Das Adjektiv geil und das davon abgeleitete Substantiv Geilheit gehen wahrscheinlich auf eine indogermanische Wurzel mit der Bedeutung „aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig“ zurück. Im Althochdeutschen (seit dem 8. Jahrhundert) wurde geil im Sinne von „übermütig“, „überheblich“ verwendet. Im Mittelhochdeutschen (seit dem 12. Jahrhundert) stand es für „kraftvoll, mutwillig, üppig, lustig, froh, fröhlich oder schön“.

Seit dem 15. Jahrhundert wird „Geilheit“ vorrangig synonym für oder als Anspielung auf Lüsternheit oder sexuelle Begierde (vgl. Wollust) verwendet, „Geilheit“ und mehr noch die Adjektivform „geil“ stellen in diesem Zusammenhang populäre umgangssprachliche Ausdrücke dar, deren Gebrauch in offiziellen Zusammenhängen allerdings als vulgär gilt.

Bedeutungswandel

Mit geil werden bereits seit dem 15. Jahrhundert auch die senkrecht nach oben stehenden Triebe von Bäumen bezeichnet („Vergeilung“). Offenbar wurde dies mit dem erigierten Geschlechtsteil des Mannes assoziiert, so dass geil auch in der Bedeutung „lüstern“, „sexuell erregt“ verwendet wurde, eine Bedeutung, die schließlich bis hinein in das 20. Jahrhundert die vorherrschende bildete.

Im Etymologie-Duden von 1963 heißt es unter dem Stichwort „geil“: „[...] Im heutigen Sprachgebrauch wird 'geil' ausschließlich im Sinne von geschlechtlich erregt, brünstig verwendet.

Jugendsprachliche Verwendung

In den 1970er und 1980er Jahren fand das Wort „geil“ zunehmend populäre Verwendung in der Jugendsprache und erlebte einen weiteren Bedeutungswandel. Etwa Mitte der 1970er Jahre erweiterte sich die Bedeutung „sexuell erregt“ im umgangssprachlichen Gebrauch zunächst in Richtung „sexuell attraktiv“. In den 1980er Jahren wurde der Ausdruck bezugnehmend darauf zunehmend auf andere Bereiche ausgeweitet und drückt seitdem – als eine umgangssprachliche Steigerung von „gut“ – freudige Anteilnahme oder eine positive, begeisterte Bewertung aus, Beispiel: „Das geile Motorrad“, „Das geile Konzert“.

Dieser Bedeutungswandel ist eine Annäherung an die ursprüngliche Wortverwendung, wenngleich dem Wort „geil“ seit seiner Verwendung im sexuellen Kontext zusätzlich ein allerdings inzwischen nur noch sehr leicht anrüchiges sowie provokantes Image anhaftet, da es meist eine eher sinnliche Begeisterung und materielle Freude ausdrückt und in nicht sinnlichen Zusammenhängen (Geist ist geil) eher etwas merkwürdig und deplatziert wirken würde. Heutzutage hat das Wort seine anrüchige Konnotation fast vollständig verloren, wie z. B. das Lied Geile Zeit von Juli verdeutlicht.

Durch diesen Bedeutungswandel wird das Wort heute in der Zusammensetzung mit „sein“ nur noch dann gelegentlich im Sinne von „sexuell erregt“ verwendet, wenn es sich auf die eigene Person bezieht („Ich war heute den ganzen Tag lang geil“). „Du bist so geil“ bedeutet heutzutage hingegen nicht mehr, dass man jemanden sexuell attraktiv findet, sondern dass man jemanden für besonders außergewöhnlich hält und von seiner Persönlichkeit (in einer bestimmten Situation) begeistert ist. In einem rein sexuellen Zusammenhang wird „geil“ heute fast nie mehr mit dem Hilfsverb „sein“ verwendet, sondern fast nur noch in der Zusammensetzung „geil werden“ oder „jmd. geil machen“. Nur mit dem Hilfsverb „machen“ ist die sexuelle Bedeutung von „geil“ noch völlig eindeutig und hat so auch seine anrüchige Konnotation nicht verloren.

Da das Wort für sich genommen durch die häufige Verwendung seine starke Ausdruckskraft inzwischen etwas eingebüßt hat, ist (neben der Verwendung von umgangssprachlichen Präfixen wie sau- oder end-) eine in der Jugendsprache sehr häufig benutzte Wendung, um seiner sehr starken Begeisterung noch mehr Ausdruck zu verleihen, die rhetorische Frage „Wie geil ist das denn (bitte)?“.

Die positive sowie provokante Besetzung des Adjektivs „geil“ und seine Popularität wurde ab 2003 in einer umstrittenen Werbekampagne genutzt, siehe Geiz ist geil.

Das Duden-Bedeutungswörterbuch erklärt neben der meist abwertenden Bedeutung im Sinne von sexueller Begierde als Synonym für lüstern und der umgangs- und jugendsprachlichen Bedeutung als begeisterte Steigerung von gut und der botanischen Bedeutung (lang, aber wenig kräftig in die Höhe wachsender Trieb) „geil“ in der Wendung „auf etwas geil sein“, was soviel bedeutet wie auf etwas versessen sein, etwas um jeden Preis haben wollen. In diesem Sinne wird „-geil“ auch oft als adjektivisches Pejorativsuffix verwendet (z. B. machtgeil, geldgeil, karrieregeil).[1] Eine heute oft verwendete, sehr abwertende Steigerung von geil in seiner sexuellen Bedeutung ist „notgeil“, was darauf abzielt, dass eine sexuelle Begierde momentan so groß ist, dass mehr Sexualpartner als sonst üblich in Erwägung gezogen werden (vgl. „etwas dringend/bitter nötig haben“).

Einzelnachweise

  1. Duden Bedeutungswörterbuch, 3.Auflage, Dudenverlag, 2002
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Geilheit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.