Geilheit und Erika Beltle: Unterschied zwischen den Seiten

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Das [[Adjektiv]] '''geil''' und das davon abgeleitete [[Substantiv]] '''Geilheit''' gehen wahrscheinlich auf eine [[Indogermanische Sprachen|indogermanische]] Wurzel mit der Bedeutung „aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig“ zurück. Im [[Althochdeutsch]]en (seit dem 8. Jahrhundert) wurde geil im Sinne von „übermütig“, „überheblich“ verwendet. Im [[Mittelhochdeutsch]]en (seit dem 12. Jahrhundert) stand es für „kraftvoll, mutwillig, üppig, lustig, froh, fröhlich oder schön“.
'''Erika Beltle''' (*19. Februar 1921 - †21. Juni 2013) war eine [[Anthroposoph]]in und [[Lyrik]]erin.


Seit dem 15. Jahrhundert wird „Geilheit“ vorrangig [[Synonymie|synonym]] für oder als [[Anspielung]] auf '''Lüsternheit''' oder sexuelle [[Begierde]] (vgl. [[Wollust]]) verwendet, „Geilheit“ und mehr noch die Adjektivform „geil“ stellen in diesem Zusammenhang populäre [[Umgangssprache|umgangssprachliche]] Ausdrücke dar, deren Gebrauch in offiziellen Zusammenhängen allerdings als [[vulgär]] gilt.
Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete sie als Stenotypistin bei einer Versicherungsgesellschaft und später viele Jahre als leitende Redakteurin der ''Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland''.


== Bedeutungswandel ==
Sie veröffentlichte dreizehn Lyrikbände, zwei Romane und mehrere Erzählungen, Studien über ästhetische Fragen und etliche Rätselbücher. Insbesondere die Gedichte von Erika Beltle haben aufgrund ihrer besonderen Qualität starke Beachtung und zahlreiche begeisterte Freunde gefunden.
Mit ''geil'' werden bereits seit dem 15. Jahrhundert auch die senkrecht nach oben stehenden Triebe von Bäumen bezeichnet („[[Etiolement|Vergeilung]]“). Offenbar wurde dies mit dem [[Erektion|erigierten]] Geschlechtsteil des Mannes assoziiert, so dass ''geil'' auch in der Bedeutung „lüstern“, „sexuell erregt“ verwendet wurde, eine Bedeutung, die schließlich bis hinein in das 20. Jahrhundert die vorherrschende bildete.  


Im Etymologie-Duden von 1963 heißt es unter dem Stichwort „geil“: „''[...] Im heutigen Sprachgebrauch wird 'geil' ausschließlich im Sinne von geschlechtlich erregt, brünstig verwendet.''“
== Werke (Auswahl) ==


=== Jugendsprachliche Verwendung ===
* ''Ausgewählte Werke, Band 2: Gesammelte Gedichte'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 2008
In den 1970er und 1980er Jahren fand das Wort „geil“ zunehmend populäre Verwendung in der [[Jugendsprache]] und erlebte einen weiteren Bedeutungswandel. Etwa Mitte der 1970er Jahre erweiterte sich die Bedeutung „sexuell erregt“ im umgangssprachlichen Gebrauch zunächst in Richtung „sexuell attraktiv“. In den 1980er Jahren wurde der Ausdruck bezugnehmend darauf zunehmend auf andere Bereiche ausgeweitet und drückt seitdem – als eine umgangssprachliche Steigerung von „gut“ – freudige Anteilnahme oder eine positive, begeisterte Bewertung aus, Beispiel: „Das geile Motorrad“, „Das geile Konzert“.  


Dieser [[Bedeutungswandel]] ist eine Annäherung an die ursprüngliche Wortverwendung, wenngleich dem Wort „geil“ seit seiner Verwendung im sexuellen Kontext zusätzlich ein allerdings inzwischen nur noch sehr leicht anrüchiges sowie provokantes [[Image]] anhaftet, da es meist eine eher sinnliche Begeisterung und materielle Freude ausdrückt und in nicht sinnlichen Zusammenhängen (''Geist ist geil'') eher etwas merkwürdig und deplatziert wirken würde. Heutzutage hat das Wort seine anrüchige [[Konnotation]] fast vollständig verloren, wie z. B. das Lied ''Geile Zeit'' von [[Juli (Band)|Juli]] verdeutlicht.
* ''Unter griechischer Sonne: Gesammelte Erzählungen (Ausgewählte Werke Band III)'', Urachhaus Vlg., Stuttgart 2009


Durch diesen Bedeutungswandel wird das Wort heute in der Zusammensetzung mit „sein“ nur noch dann gelegentlich im Sinne von „sexuell erregt“ verwendet, wenn es sich auf die eigene Person bezieht („Ich war heute den ganzen Tag lang geil“). „Du bist so geil“ bedeutet heutzutage hingegen nicht mehr, dass man jemanden sexuell attraktiv findet, sondern dass man jemanden für besonders außergewöhnlich hält und von seiner Persönlichkeit (in einer bestimmten Situation) begeistert ist. In einem rein sexuellen Zusammenhang wird „geil“ heute fast nie mehr mit dem Hilfsverb „sein“ verwendet, sondern fast nur noch in der Zusammensetzung „geil werden“ oder „jmd. geil machen“. Nur mit dem Hilfsverb „machen“ ist die sexuelle Bedeutung von „geil“ noch völlig eindeutig und hat so auch seine anrüchige Konnotation nicht verloren.
* ''Für Dich will ich leben: Ein Briefwechsel aus dem Zweiten Weltkrieg'' (zusammen mit Theodor Beltle), Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2009


Da das Wort für sich genommen durch die häufige Verwendung seine starke Ausdruckskraft inzwischen etwas eingebüßt hat, ist (neben der Verwendung von umgangssprachlichen [[Präfix]]en wie sau- oder end-) eine in der Jugendsprache sehr häufig benutzte Wendung, um seiner sehr starken Begeisterung noch mehr Ausdruck zu verleihen, die [[rhetorische Frage]] „Wie geil ist das denn (bitte)?“.
== Weblinks ==


Die positive sowie provokante Besetzung des Adjektivs „geil“ und seine Popularität wurde ab 2003 in einer umstrittenen [[Werbekampagne]] genutzt, siehe [[Geiz ist geil]].
* [http://www.stuttgart-gedenkt.de/Traueranzeige/Erika-Beltle Traueranzeige in den Stuttgarter Nachrichten]


Das Duden-Bedeutungswörterbuch erklärt neben der meist abwertenden Bedeutung im Sinne von sexueller Begierde als Synonym für lüstern und der umgangs- und jugendsprachlichen Bedeutung als begeisterte Steigerung von gut und der botanischen Bedeutung (lang, aber wenig kräftig in die Höhe wachsender Trieb) „geil“ in der Wendung „auf etwas geil sein“, was soviel bedeutet wie auf etwas versessen sein, etwas um jeden Preis haben wollen. In diesem Sinne wird „-geil“ auch oft als adjektivisches [[Pejorativsuffix]] verwendet (z.&nbsp;B. machtgeil, geldgeil, karrieregeil).<ref>Duden Bedeutungswörterbuch, 3.Auflage, Dudenverlag, 2002</ref> Eine heute oft verwendete, sehr abwertende Steigerung von geil in seiner sexuellen Bedeutung ist „notgeil“, was darauf abzielt, dass eine sexuelle Begierde momentan so groß ist, dass mehr Sexualpartner als sonst üblich in Erwägung gezogen werden (vgl. „etwas dringend/bitter nötig haben“).


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Frau]][[Kategorie:Anthroposoph]][[Kategorie:Autor]]
<references />
 
[[Kategorie:Motivation]]
[[Kategorie:Emotion]]
 
 
[[en:Sexual arousal]]
{{wikipedia}}

Version vom 6. Juli 2013, 23:46 Uhr

Erika Beltle (*19. Februar 1921 - †21. Juni 2013) war eine Anthroposophin und Lyrikerin.

Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete sie als Stenotypistin bei einer Versicherungsgesellschaft und später viele Jahre als leitende Redakteurin der Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland.

Sie veröffentlichte dreizehn Lyrikbände, zwei Romane und mehrere Erzählungen, Studien über ästhetische Fragen und etliche Rätselbücher. Insbesondere die Gedichte von Erika Beltle haben aufgrund ihrer besonderen Qualität starke Beachtung und zahlreiche begeisterte Freunde gefunden.

Werke (Auswahl)

  • Ausgewählte Werke, Band 2: Gesammelte Gedichte, Urachhaus Vlg., Stuttgart 2008
  • Unter griechischer Sonne: Gesammelte Erzählungen (Ausgewählte Werke Band III), Urachhaus Vlg., Stuttgart 2009
  • Für Dich will ich leben: Ein Briefwechsel aus dem Zweiten Weltkrieg (zusammen mit Theodor Beltle), Vlg. Freies Geistesleben, Stuttgart 2009

Weblinks