Tripolarität

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Tripolarität bezeichnet ein Spannungs- und Ergänzungsverhältnis zwischen drei Polen, Macht- oder Kraftzentren. Eine eindeutige, allseits anerkannte Definition gibt es nicht. Nicht alle Qualitäten von Polarität lassen sich auf die Tripolarität übertragen. Die Trinität ist ein gänzlich anderer Begriff von Dreiheit. Sind enthält kein polares Spannungsverhältnis, und zudem ist jeder Teil der Trinität ein vollgültiger Repräsentant des Einen. Die Pole eines tripolaren Verhältnisses haben hingegen ergänzungsbedürftige Einseitigkeiten. Je nach begrifflicher Bestimmung ist ein Übergang zu einer Bipolarität oder Multipolarität, also zu mehr als drei Polen, möglich.

In der Politikwissenschaft findet der Begriff Verwendung, um das Gesamt internationalen Politikgeschehens zu beschreiben, wenn es drei Weltmächte, also eine tripolare Weltordnung mit drei Machtzentren gibt. Demgegenüber wäre die Zeit des Kalten Krieges als ein bipolares Kräfteverhältnis zu beschreiben.[1]

Der Begriff findet in der englisch-sprachigen Literatur Verwendung als Ergänzungs- oder auch Alternativ-Begriff zu "social threefold", also für soziale Dreigliederung.

„Zwei Vorbedingungen zum Verständnis der Dreigliederung

Es gibt zwei Schlüssel oder Eingangstore, um die Bedeutung und die Wichtigkeit der Dreigliederung zu verstehen.

Mit dem ersten Schlüssel können wir verstehen, warum unsere Welt heute tripolar ist. Sie ist es deshalb, weil es heute drei widerstreitende institutionelle Kräfte gibt, die in der Welt herrschen - globale Zivilgesellschaft, Regierung und Unternehmen. Diese drei Kräfte bestimmen durch ihre Interaktion die Richtung der Weltentwicklung.

Mit dem Aufkommen der Zivilgesellschaft als einer der drei institutionellen Kräfte ist etwas sehr Wichtiges direkt verbunden. Mit ihrem Auftauchen bringt die Zivilgesellschaft, bewusst oder unbewusst, kulturelles Leben als autonomen Bereich innerhalb der Gesellschaft aus sich hervor. Dieses Ereignis ist von enormer Bedeutung.

Drei institutionelle Kräfte anzuerkennen - und das faktische Aufkommen eines autonomen kulturellen Bereichs durch die Präsenz der Zivilgesellschaft - ist der erste Schlüssel zum Verständnis der Dreigliederung. Aber er reicht nicht aus. Wir müssen einen weiteren liefern, damit dann beide zusammen die Bedeutung und Wichtigkeit der Dreigliederung für uns entschlüsseln werden.

Für den zweiten Schlüssel müssen wir uns den Sozialwissenschaften zuwenden. Dort erfahren wir, dass es drei Bereiche im sozialen Leben oder drei Subsysteme in der Gesellschaft – das kulturell, politische und ökonomische - gibt. Jede Gesellschaft - groß und klein – beinhaltet diese drei Bereiche, die manchmal auch als die drei Sphären der Gesellschaft bezeichnet werden. Was wir als „sozial“ bezeichnen, ist eine aufkommende Organisation auf höherer Ebene, die durch die Interaktion der verschiedenen Bereiche der Gesellschaft entsteht. [...]

Die Interaktionen dieser drei Bereiche bestimmen, welche Art von sozialem Leben oder Gesellschaft wir haben. Wir leben in einer gesunden Gesellschaft, wenn sich die drei Bereiche gegenseitig anerkennen und unterstützen und ihre Initiativen mit dem Bewusstsein über ihre möglichen Wirkungen auf die anderen Bereiche entwickeln. Wir leben in einer kranken Gesellschaft, wenn ein Bereich vorherrscht und versucht, die anderen zu unterwerfen. Z.B. herrscht in der zerstörerischen Form der Globalisierung, die wir „elitär“ nennen eine Sphäre der Gesellschaft, nämlich die wirtschaftliche, über die berechtigten Belange der politischen und kulturellen. Hinzu kommt, dass wirtschaftliche und politische Institutionen im allgemeinen nur ein vages Verständnis und eine ungenügende Anerkennung der Kultur ihrer Rolle im sozialen Leben entwickeln.“ (Lit.: Nicanor Perlas: Dreigliederung. Die Sprache der neuen tripolaren Welt. Zwei Vorbedingungen zum Verständnis der Dreigliederung, In: Eine neue Welt erbauen. Das WeltSozialForum in Mumbai. Flensburger Hefte Nr. 84 (2004), zitiert nach: [1])

Insbesondere in den Fällen, wo die Dreigliederung weniger als eine funktionale, sondern als eine sektorale, trisektorale soziale Ordnung gefaßt wird, bietet sich die Rede von und Veranschaulichung mittels des Begriffs der Tripolarität an, um Aspekte zu beleuchten, die der eher schematische Sektorbegriff nicht her gibt. Auch gegenüber dem Begriff funktionaler Dreigliederung mag Tripolarität ergänzend eine vollständigere Charakteristik von Dreigliederung des sozialen Organismus geben.


Anmerkungen, Nachweise