Sonnenapex und Benutzer Diskussion:Hugo LUEDERS: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Sonnenapex''' (von [[lat.]] ''apex'' „Spitze, Kuppe, Helm“; abgekürzt: '''Ap''') ist der [[Wikipedia:Fluchtpunkt|Fluchtpunkt]] der Bewegung unserer [[Sonne]] um das Zentrum unserer [[Galaxis]], das die Sonne in einem Abstand von etwa 26.000 [[Wikipedia:Lichtjahr|Lichtjahr]]en mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 225 km/s unläuft. Für eine volle Umrundung braucht die Sonne ungefähr 237 Millionen Jahre<ref>{{Internetquelle | url=http://www.astronews.com/frag/antworten/3/frage3773.html | titel=Was ist der Sonnenapex und wie bewegt sich die Sonne in der Galaxie? | zugriff=2016-05-08}}</ref>. Sie durchläuft dabei nicht einen simplen [[Wikipedia:Orbit|Orbit]], sondern macht eine schwingende Bewegung, durch die sie sich abwechselnd ober- und unterhalb der galaktischen Ebene befindet, die sie alle 30 bis 45 Millionen Jahre durchstößt.
HL/Entwurf/16. Juni 2016


Der Sonnenapex, auf den sich die Sonne nach aktuellen Messungen mit etwa 19,7 km/s zubewegt, liegt südwestlich der [[Wikipedia:Wega|Vega]], des zweithellsten [[Stern]]s des [[Wikipedia:Nordhimmel|Nordhimmel]]s, im [[Sternbild]] [[Wikipedia:Herkules (Sternbild)|Herkules]]. Der in entgegengesetzter Richtung liegende '''Antapex''' befindet sich im Sternbild [[Wikipedia:Taube (Sternbild)|Taube]]. Mit der Sonne bewegt sich auch das ganze [[Planetensystem]] mit. Die [[Erde (Planet)|Erde]] und die anderen [[Planet]]en durchlaufen daher in Wahrheit keine elliptische Bahnen um eine als feststehend angenommene Sonne, sondern führen, indem sie der Sonnenbewegung folgen, kompliziertere Schleifenbewegungen aus, auf deren Bedeutung [[Rudolf Steiner]] wiederholt hingewiesen hat.
Diskussion  zum Begriff ‚Ware‘


== Siehe auch ==
Vorschlag:
Der bestehende Anthro-Wiki Eintrag zum Begriff Ware
wird wie folgt geändert bzw. neu formuliert:


* {{WikipediaDE|Sonnenapex}}
Unter dem Begriff ‘Ware’ { von mhd. war(e) = in Verwahrung Genommenes; engl.: commodity/good} werden allgemein (durch menschliche wie maschinelle Arbeit erzeugte) materielle oder immaterielle Güter oder Leistungen verstanden, die zum Gebrauch oder Verbrauch bestimmt sind und im Handel auf einem Markt zum Verkauf, zumeist gegen Geld, bereitgestellt, angeboten und nachgefragt werden.


== Quellen ==
(aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Warenlehre;
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/2/25/Waren.jpg)


<references />


[[Kategorie:Astronomie]]
Der Begriff ‚Ware‘ in der Sozialen Dreigliederung
 
(i) Um die Besonderheiten des Begriffs ‚Ware‘ sowie die Beziehung dieses Begriffs zu den Begriffen ‚Arbeit‘ und ‚Kapital‘, wie von Steiner dargestellt, zu erfassen, ist es geraten, zuerst eine möglichst vollständige Textsammlung zum Begriff ‚Ware‘ und angrenzende Erläuterungen aus der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) voranzustellen (dabei kann auch auf andere, entsprechende AnthroWiki Einträge verwiesen werden – Beispiel: ‚Warencharakter der menschlichen Arbeit‘).
(ii) Anschliessend sollten in einem 2. Teil wichtige Veröffentlichungen aus der Literatur und Sekundarliteratur aufgeführt werden. Beispiel: ‚Preisbildung‘.
(iii) Diese Materialsammlung erlaubt dann drittens eine Diskussion zu Einzelaspekten und weiterführende Fragen. Beispiel: ‚Dienstleistungen‘.
Bekannte einschlägigen GA-Textstellen zum Begriff ‚Ware‘ werden nachfolgend  in chronologischer Reihenfolge aufgeführt (diese Textsammlung ist fortlaufend weiter zu ergänzen):
 
Übersicht:
GA 186, “Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage“, 2. Vortrag, 30. Nov. 1918
GA 189‚ “Die soziale Frage als Bewusstseinsfrage“, 5. Vortrag, 2. März 1919
GA 023, “Die Kernpunkte der sozialen Frage”, April 1919
GA 296, “Die Erziehungsfrage als soziale Frage”, 3. Vortrag, 11. August 1919
GA 191, “Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis”, 3. Vortrag, 5. Oktober 1919
GA 079, “Die Wirklichkeit der höheren Welten“, 8. Vortrag, 30. November 1921
GA 340, “Nationalökonomischer Kurs”, Vorträge vom 25. Juli - 6. August 1922
GA 341, “Nationalökonomisches Seminar, 4. Seminarbesprechung, 3. August 1922
 
Teil I
GA- Textsammlung zum Begriff ‚Ware‘ und angrenzende Erläuterungen
(Hervorhebungen ergänzt)
 
 
1. GA 186 (1990 ), “Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage“, 2. Vortrag, 30. Nov. 1918
 
Seite 49
 
(...) Die meisten von den Fragen, die jetzt auftauchen, tauchen eben so auf, daß sie konfus angefaßt werden. Sollen sie in die Klarheit gehoben werden, so kann das nur durch die Geisteswissenschaft geschehen. Geld darf in der Zukunft kein Äquivalent sein für menschliche
Arbeitskraft, sondern nur für tote Ware. Nur tote Ware wird man in Zukunft bekommen für Geld, nicht menschliche Arbeitskraft. Das ist von ungeheurer Wichtigkeit, meine lieben Freunde. Und jetzt bedenken Sie einmal, daß gerade aus der proletarischen Weltanschauung das in der verschiedensten Gestalt herausspringt, daß Arbeitskraft im modernen Industrialismus in erster Linie eine Ware ist. (...)
 
Seite 50
 
(...) Wenn zum Beispiel einer ein bloßer Erbe ist, dann wird er ja auch sich weiter Ware kaufen für das Geld, das er hat oder ererbte, und in den Waren steckt ja schon die Arbeitskraft der andern Leute. Also das ändert sich nicht, werden Sie sagen. Ja, wenn Sie abstrakt denken, so ändert sich nichts. Aber wenn Sie hineinschauen würden in die ganze Wirkung dessen, was da geschieht, wenn abgesondert wird die Beschaffung der Existenzmittel von der Arbeit, so werden Sie anders urteilen. Denn in der Wirklichkeit ist es nicht so, daß man bloß abstrakte Konsequenzen zieht, sondern da haben die Dinge auch ihre realen Wirkungen. Wenn es wirklich so sein wird, daß die Existenzmittelbeschaffung abgetrennt wird von der Arbeitsleistung, dann gibt es nämlich keine Erbschaften mehr. Das bewirkt eine solche Änderung der Struktur, daß man kein Geld hat anders als zur Warenbeschaffung.
 
Seite 51/52
 
(...) Die Notwendigkeit wird aber eintreten, wenn die ExistenzmittelbeschafFung getrennt wird von der Arbeit, daß Geld verwendet wird, wenn es da ist, wenn es erzeugt wird als Äquivalent
der Waren, die da sind. (...) Geld bedeutet ein Äquivalent für Ware und Arbeitskraft heute. (...)
2. GA 189 (1980)‚ “Die soziale Frage als Bewusstseinsfrage“, 5. Vortrag, 2. März 1919
 
Seite 107
 
(...) Auf dem Wirtschaftsgebiete kann man überhaupt nichts anderes tun, als Ware gegen Ware austauschen - allerdings Ware dann im allerweitesten Sinne genommen. Alles Wirtschaftsleben besteht in Wirklichkeit nur im Austausch von Waren.
Was ist nun eine Ware vor der Wirklichkeit gedacht? - Ein Grundstück ist als solches noch keine Ware. Die Kohle, die unter der Erde sich befindet, ist als solche noch keine Ware. Eine Ware ist nur das, was in Zusammenhang gekommen ist mit menschlicher Tätigkeit, entweder seinem inneren Wesen nach durch menschliche Tätigkeit verändert oder durch menschliche Tätigkeit von einem Orte zum andern gebracht worden ist. Wenn Sie diese zwei Eigenschaften nehmen,
so finden Sie alles, was sich irgendwie unter den Begriff der Ware unterbringen läßt. Man hat viel gestritten über die Natur der Ware. Aber wer Einsicht hat in den volkswirtschaftlichen Zusammenhang, der weiß, daß vor der Wirklichkeit nur diese Definition der Ware einen Wert hat. (...)
3. GA 023 (2010), “Die Kernpunkte der sozialen Frage”, April 1919,
 
Seite 85
 
(...) Denn Geld kann im gesunden sozialen Organismus nichts anderes sein als eine Anweisung auf Waren, die von andern erzeugt sind und die man aus dem Gesamtgebiet des Wirtschaftslebens deshalb beziehen kann, weil man selbst erzeugte Waren an dieses Gebiet abgegeben hat. Durch den Geldverkehr wird ein Wirtschaftsgebiet eine einheitliche Wirtschaft. Jeder produziert auf dem Umwege durch das ganze Wirtschaftsleben für jeden. Innerhalb des Wirtschaftsgebietes hat man es nur mit Warenwerten zu tun. Für dieses Gebiet nehmen auch die Leistungen, die entstehen aus der geistigen und der staatlichen Organisation heraus, den Warencharakter an. Was ein Lehrer an seinen Schülern leistet, ist für den Wirtschaftskreislauf Ware. Dem Lehrer werden seine individuellen Fähigkeiten ebensowenig bezahlt wie dem Arbei-ter seine Arbeitskraft. Bezahlt kann beiden nur werden, was, von ihnen ausgehend, im Wirtschaftskreislauf Ware und Waren sein kann. Wie die freie Initiative, wie das Recht wirken sollen, damit die Ware zustande komme, das liegt ebenso außerhalb des Wirtschaftskreislaufes wie die Wirkung der Naturkräfte auf das Kornerträgnis in einem segensreichen oder einem magern Jahr.
 
4. GA 296 (1991), “Die Erziehungsfrage als soziale Frage”, 3. Vortrag, 11. August 1919
 
Seite: 54
 
„Was  ich  heute  werde  zu  sagen  haben,  wird  eine  Art  Episode  sein. Ich  mochte,  wie  ich  Ihnen  schon  mitgeteilt  habe,  über  drei  Begriffe kurz  sprechen.  Über  drei  Begriffe,  welche,  vollständig  verstanden, zugleich  bewirken  das  Verständnis  des  äußeren  sozialen  Lebens.  Ich sage  ausdrücklich:  des äußeren sozialen Lebens, denn die drei Begriffe sind  durchaus  dem  äußerlichen  Zusammenwirken  und  Zusammen- arbeiten  der  Menschen  entnommen.  Es  sind  die  drei  Begriffe  Ware, Arbeit,  Kapital.  Nun  habe  ich  Ihnen  bereits  gesagt,  daß  sich  die
neuere  Nationalökonomie  aller  Schattierungen  vergeblich  bemüht, über  diese  Begriffe  in  vollständige  Klarheit  zu  kommen.
 
Seite 59/60
 
„Wir  werden miteinander  reden  müssen in  dem  sozialen  Organismus  von  Dingen,  die  in  Bildern  gesprochen sind.  Und  diese  Bilder  wird  man  uns  glauben  müssen.  Dann  werden aus  der  Wissenschaft  hervorgehen  diejenigen  Menschen,  die  da  sprechen  können  erst  über  das  wirkliche  Hineinstellen  der  Ware  in  den sozialen Organismus;  denn die Ware, die erzeugt wird, entspricht dem menschlichen  Bedürfnis.  Keine  abstrakten  Begriffe  können  dieses menschliche  Bedürfnis  in  seiner  sozialen  Wertung  erfassen,  sondern nur  dasjenige  menschliche  Gemüt  kann  etwas  darüber  wissen,  das durchtränkt  worden  ist  von  derjenigen  Stimmung,  die  aus  dem  imaginativen  Vorstellen  kommt.  (...)
 
Und  dasjenige,  was  Ware  ist, man  wird  es  fühlend  verstehen  in  einer  Wissenschaft,  in  der  für Bilder Verständnis  ist - in  keiner  anderen. (...)
 
Wie  heute  unter  den  Menschen  von  der  Arbeit geredet  wird, das  ist  geradezu  eine  Torheit,  denn  die  Arbeit  als  solche  hat  im Grunde  genommen  gar  nichts  zu  tun  mit  der  Erzeugung  der  Güter. Karl  Marx  nennt  die  Ware  kristallisierte  Arbeitskraft.  Das  ist  bloßer Unsinn,  nichts weiter.  Denn  dasjenige,  um  was  es  sich  handelt,  wenn der Mensch arbeitet,  das  ist,  daß  er  in  einer  gewissen  Weise  sich  selbst verbraucht. (...)
 
Die Arbeit kann ganz  die  gleiche  sein,  wenn Sie  Holz  hacken  oder  wenn  Sie  Sport  treiben.  Nicht  davon  hängt  es ab,  wieviel  Arbeitskraft  Sie  anwenden,  sondern  wozu  diese  Arbeitskraft  angewendet  wird  im  sozialen  Leben.  Arbeitskraft  an  sich  hat mit  dem  sozialen  Leben  nichts  zu  tun,  insofern  dieses  soziale  Leben  Güter  oder  Waren  erzeugen  soll.  Daher  wird  es  nötig  sein  im  drei- gliedrigen sozialen Organismus,  daß  ein  ganz  anderer  Antrieb  zur  Arbeit  da  sein  muß  als  derjenige,  Güter  zu  erzeugen.  Die  Güter  müssen gewissermaßen  durch die Arbeit  erzeugt  werden,  weil  die  Arbeit  eben auf  etwas  verwendet wird.  Aber  dasjenige,  was  zugrunde  liegen  muß, damit  der  Mensch  arbeitet,  das  muß  die  Lust  und  Liebe  zur  Arbeit sein.
 
Seite 61
 
Es  wird  sich  hineinstellen  das  Kapital  in  den  sozialen  Organismus,  wenn  man  wiederum  zugeben  wird,  daß  in  den Menschen  Intuition  sein  soll.  Die  Ware  wird  sich  in  der  richtigen Weise  hineinstellen,  wenn  man  zugeben  wird,  daß  Imagination  sein soll;  und  die  Arbeit  wird  sich  in  der  richtigen  Weise  hineinstellen, wenn  man  zugeben wird,  daß  Inspiration  sein soll.
 
Seite 62
 
Denn  es  bestehen  Beziehungen  hin  und  her  von  Arbeit  zu  Ware, von  Ware  zu  Kapital,  indem  das  Kapital  die  Ware  kauft;  es  bestehen  Beziehungen  zwischen  Arbeit  und  Kapital  und  so  weiter,  nur müssen  Sie  sie  in  dieser  Weise  anordnen,  die  drei  Begriffe.
 
Seite 63/64
 
Was  Imagination  in bezug  auf  Ware  bedeutet,  man  wird  es  nur  lernen,  wenn  das  Wirtschaftsleben  rein  herausgestaltet  ist  und  die  Menschen  darauf  ange wiesen  sind,  das  Wirtschaftsleben  in  Brüderlichkeit  zu  verwalten. (...)
 
Tafel 3
 
 
5. GA 191 (1989 ), “Soziales Verständnis aus geisterswissenschaftlicher Erkenntnis”, 3. Vortrag, 5. Oktober 1919
(Zum Erfassen des Begriffs Ware ist Imagination, zum Begriff Arbeit Inspiration, zum Begriff Kapital Intuition erforderlich.)
 
Seite 53-55
 
(...) Das  Soziale  ist  etwas,  worin  der  Mensch  als  Mensch tätig ist.  Naturwissenschaft begreift nur dasjenige, bei dem der Mensch nicht dabei  ist.  Nach dem Muster  naturwissenschaftlicher  Vorstellungen  kann  man  niemals  soziale  Kräfte,  soziale  Betätigungen  verstehen.  Soziale  Betätigung  kann  man  nur  mit  jenem  leichten Denken verstehen,  welches  man  erhält  aus  einem  solchen  Gefühle  heraus,  das uns  als  Weltbürger  uns  erfühlen  läßt.  Es  ist  einfach  so,  daß  ein  solches  weltbürgerliches  Bewußtsein  aus  der  Verwandtschaft  mit  Sonne und  Mond  entspringen  muß.  Erst  wenn  der  Mensch  nicht  mehr  sich so  fühlt,  daß  er  gewissermaßen  auf die  Erde  angewiesen  ist,  wenn  er sich  so  fühlt,  als  ob  er  ein  vorübergehender  Bewohner  der  Erde  sei, der hereinträgt in dieses  Erdendasein  Sonnen- und Mondenkräfte, erst dann wird  sein Denken so kraftvoll und zu gleicher Zeit so leicht, daß er  die  sozialen  Begriffe wirklich  so  auffassen kann,  wie  sie  im  sozialen Dasein  leben.  Denn  sehen  Sie,  gar  mancher  nationalökonomische Denker  denkt,  er  könne  mit  der  gewöhnlichen,  der  Naturwissenschaft  nachgebildeten  Vorstellungsart  auch  soziale  Begriffe  fassen. Sie  können  heute  in  nationalökonomischen  Werken  viele  Begriffe lesen,  viele  Interpretationen  lesen  über  den  Begriff  der  Ware,  über den  Begriff  der  Arbeit  -    ich  habe  darüber  auch  schon  einige  Andeutungen  gemacht  -  und  über  den  Begriff  des  Kapitals.  Aber  alle diese  Begriffe  sind  eigentlich  gewöhnlich  nicht  zu  gebrauchen.  Sie treffen  nicht  das,  was  wirklich lebt im  sozialen  Leben.  Wenn  Sie versuchen  wollen,  einen  Begriff zu  schaffen  von  dem,  was  in  dem  Wirtschaftsleben  als  Ware  zirkuliert,  und  Sie  schaffen  diesen  Begriff  so, wie  Sie  den  Begriff eines  Kristalles  oder  einer  Pflanze  oder  eines  Tieres  oder  selbst  des  physischen  Menschen  erzeugen,  so  wird  nichts daraus.  Sie  können  nicht  nach  dem  Muster  naturwissenschaftlicher Vorstellung  den  Begriff  der  Ware  fassen.  Wollen  Sie  ihn  im  lebendigen  Leben  erhaschen,  wie  er im  sozialen  Leben  drinnensteht,  dann brauchen  Sie im Grunde doch eine Imagination;  denn  der Ware haftet etwas  an,  das  untrennbar  ist vom  Menschen.  Es  ist  jeder Ware etwas vom Menschen mitgegeben,  ob die Ware nun  besteht in einem genähten  Rock  oder  in  einem  Gemälde  -  denn  nationalökonomisch  ist  ein Gemälde  auch  nur  eine  Ware  -,  oder  ob  sie  besteht  in  einer  Unterrichtsstunde.  Auch  eine  Unterrichtsstunde  ist  ja  nationalökonomisch genommen  nur  Ware.  Aber  dasjenige,  was  den  Waren-Begriff  ausmacht,  das  hängt  zusammen  mit  der  Leistung  des  Menschen,  Und nicht  das  gewöhnliche,  voll  bewußte  Leben  geht in  die  Ware  hinein, sondern in die Ware geht hinein vielfach etwas von dem unterbewußten  Leben.  Daher  brauchen  Sie  eine  Imagination,  um  den  Waren-Begriff richtig  zu  fassen.  Und  Sie  brauchen  eine  Inspiration,  um  den Arbeits-Begriff  zu  fassen,  und  Sie  brauchen  eine  Intuition,  um  den Begriff des  Kapitals  zu  fassen.  Denn  der  Begriff  des  Kapitals  ist  ein sehr  geistiger  Begriff,  nur  ein  umgekehrt  geistiger  Begriff.  Daher bezeichnet die Bibel  dasjenige,  was  mit  dem Kapitalismus  zusammenhängt,  ganz  richtig  als  Mammon,  als  etwas,  was  mit  dem  Geistigen zu  tun hat;  nur  ist  es  nicht  gerade  der  allerbeste  Geist,  der  damit  zu tun  hat.  Aber  man  dringt  in  die  höchsten  Regionen  des  geistigen Erkennens  hinauf,  wenn  man  das,  was  eigentlich  Kapital  im  wirtschaftlichen  Leben  tut,  erfassen  will.
 
Da  tritt  uns  das  ganz  Kuriose  entgegen,  die  Notwendigkeit  tritt uns  entgegen:  Um  richtige  nationalökonomische  Begriffe  zu  bekommen,  muß  man  eine  Idee  haben  von  übersinnlichen  Erkenntnissen. Daher  sind  alle  nationalökonomischen  Begriffe,  die  heute  zutage gefördert  werden,  so  dilettantisch,  weil  die  Leute  keine  übersinnlichen  Erkenntnisse  haben  und  daher  diese  Begriffe  falsch  fassen.
 
Nun,  mißverstehen  Sie  mich  aber  nicht.  Wenn  Sie  in  meinen «Kernpunkten  der  sozialen  Frage»  nachlesen,  so  werden Sie sagen: Das  ist  aber  keine  Imagination,  die  du  da  gibst,  wenn  du von  Ware redest;  es  ist  keine Inspiration,  die  du  da  gibst,  wenn  du von Arbeitredest,  und  keine  Intuition,  die  du  da  gibst,  wenn  du  vom  Kapital redest.  -  Ganz  gewiß  nicht.  Man  braucht  nicht  in  die  höheren  Welten  hinaufzusteigen,  um  Ware,  Arbeit  und  Kapital  zu  sehen,  obwohl das  auch  sehr  interessant  ist,  die  Spiegelbilder  der  Ware,  der  Arbeit und  des  Kapitals in  den höheren Welten zu  sehen.  Aber man braucht nicht hinaufzusteigen.  Man  muß  aber nur  bekannt  sein  mit  dem,  was Imagination,  Inspiration  und  Intuition  sind,  damit  man  das  Richtige sagt über  das  Kapital.  Das  ist  es,  um  was  es  sich handelt.  Derjenige, der  nicht  bekannt  ist  mit  Imagination,  Inspiration  und  Intuition,  der sagt eben nicht  das  Richtige  über Ware,  Arbeit und  Kapital.  So  hängen  innerlich  zusammen  Geisteswissenschaft  und  die  heutige  soziale Wissenschaft,  und  es  gibt  für  den heutigen  Menschen  keinen  anderen Weg  als  den,  aufzusteigen  aus  dem  Erdenbewußtsein  zum  Weltenbewußtsein  so,  damit  er  die  Leichtigkeit  und  auch  das  Kraftvolle des  Denkens  bekommt,  das  ihn  befähigt,  das  soziale  Leben  zu  erfassen.  Solange  der  Mensch  nur  so  hinkriecht  auf  der  Erde  und  im Grunde  genommen  glaubt,  er  sei nichts  anderes  als  dasjenige,  was  er aus  Pflanze,  Tier  und  Mineralien  aufnimmt,  das  sich nur  ein  bißchen anders zusammensetzt in ihm,  so lange weiß  sich der Mensch nicht als das  richtige  Wesen,  das  er  ist.  Erst  dann,  wenn  er  sich  sagt:  Sonne und  Mond  wirken  in  mir  -  dann  weiß  sich  der  Mensch  als  das  richtige  Wesen,  das  er  ist.  Das  Weltenbewußtsein  muß  eben  auf geistige Art  errungen  werden;  auf  geistige  Art  muß  der  Mensch  erkennen, wie  er einem  größeren  Weltenteil angehört,  als  die Erde  ist. (...)
 
6. GA 079 (1988), “Die Wirklichkeit der höheren Welten, 8. Vortrag, 30. November 1921
 
Seite 245
 
(...)  im Grunde genommen niemand heute so produzieren kann, daß irgendwie  seine  Arbeit  in  das  Produktionserzeugnis,  in  das Erzeugnis  hineinfließt.  Und  doch  liegt  die  Merkwürdigkeit ja  vor,  daß  zum  Beispiel Karl Marx das  Erzeugnis  wie  eine kristallisierte Arbeit behandelt.  So  ist es  aber am allerwenigsten heute.
Das  Erzeugnis  ist heute in bezug  auf seinen Wert -  und  allein  der  kommt  im  wirtschaft-lichen  Leben  in  Betracht  -  von  der  Arbeit  zunächst  am  allerwenigsten  bestimmt.  Es  ist  bestimmt  von  der  Brauchbarkeit,  das  heißt von  Konsumtionsinteressen,  von  der Brauchbarkeit,  mit  der es  drinnen steht in dem auf Arbeitsteilung beruhenden sozialen  Organismus.
 
 
Seite 246-248
 
(...) Ich  rechne,  indem  ich  von der  Dreigliederung  des  sozialen  Organismus  spreche,  nicht nur  das  mehr  oder  weniger  abstrakte  Geistesleben  oder  das spirituelle  Leben  in  das  geistige  Gebiet  hinein,  sondern  ich rechne  alles  das  in  das  geistige  Gebiet  hinein,  was  auf menschlichen,  geistigen  oder physischen Fähigkeiten beruht.
 
Das  andere  Gebiet  des  sozialen  Organismus  ist  das  des reinen  Wirtschaftens.  Im  reinen Wirtschaften hat man  es nur zu tun  mit Produktion,  Konsumtion und mit der Zirkulation zwischen  Produktion  und  Konsumtion.  Das  heißt  aber nichts  anderes  als:  man  hat  es  im  reinen  Wirtschaftsleben bloß  mit der Zirkulation der erzeugten  Güter,  die,  indem  sie zirkulieren, zur Ware werden, man hat es mit der Zirkulation von  Waren  zu  tun.  Ein  Gut,  das  innerhalb  des  sozialen Organismus  dadurch,  daß  es  gebraucht  wird,  einen  bestimmten Wert  erhält,  der  dann  auf  seinen  Preis  wirkt,  ein  solches Gut  ist  eben  in  dem  Sinne,  wie  ich  es  auffassen  muß,  seine Ware.
 
(...) Es  ergibt  sich nun,  daß  all  dasjenige, was Ware ist,  einen wirklichen objektiven Wert im Zu-sammenhange  nicht  nur  des  Wirtschaftslebens,  sondern  des gesamten  sozialen  Lebens  haben  kann.  Einfach durch das, was  ein Produkt bedeutet innerhalb  des Konsumtionslebens, bekommt es  einen  bestimmten Wert,  der durchaus  eine  objektive  Bedeutung  hat.
 
Daraus  geht  hervor,  daß  das, was  Ware ist, in einer ganz  besonderen  Art  im wirtschaftlichen Leben  drinnen  steht.  Was  ich  nämlich  nun  den  objektiven  wirtschaftlichen Wert nenne,  das kann man nur  auf die Ware anwenden, das  kann  man  nicht  anwenden  auf  anderes,  das  heute  in einem  ähnlichen  Sinne  in  unserem  wirtschaftlichen  Leben drinnen  steht  wie  die  Ware. Man  kann  es  nämlich  nicht anwenden  auf  Grund  und  Boden,  und  man  kann  es  nicht anwenden  auf  das  Kapital.
 
Seite 249/250
 
(...)  Dieser  radikale  Unterschied zwischen  einer Ware einerseits,  Grund und Boden und Kapital  andrerseits,  ist  durchaus  vorhanden.
 
(...)  sozusagen  das  Zahlen  mit  demselben Gelde  sowohl  für Waren,  also  für Gebrauchsgüter, wie  auch für  Grund  und  Boden  und  für  Kapital,  das  ja  im  Grunde genommen  auch  ein  Gegenstand  des  Handels  geworden  ist, (...)
 
Seite 251
 
(...) auf dem  Gebiete  des  eigentlichen Wirtschaftslebens,  das aus Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsum besteht (...)
 
Seite 253
 
... daß  aber  alles  dasjenige,  was  mit  der  Ware,  mit dem  Gute  geschieht, wenn  es produziert ist,  dem  Kollektivurteil unterliegt.
 
Seite 264
 
(...)  Und jetzt komme ich  auf das  zurück,  was  ich  gesagt habe, daß  Grund  und  Boden  und  Kapital  selber  durchaus  nicht kommensurabel  sind  mit  der  Ware,  denn  deren  Wert  unterliegt  den  menschlichen  Fähigkeiten.  Haben  wir  ein  abstrakt Einheitliches,  wie  es  sich  in  der  neueren  Zeit  immer  mehr und  mehr  herausgebildet  hat,  das  aber  auch  die  Krankheitssymptome  von  der  geschilderten  Art  und  noch  andere  enthält,  dann  treibt  es  eben  durch  dieses  abstrakte  Einheitliche  dahin,  daß  auch  der  Boden,  auch  das  Kapital,  zuletzt  auch die Arbeit in  gleicher Weise bewertet wird wie  die Ware.
 
Seite 265
 
Das aber, was  als Arbeit auftritt im  sozialen Organismus,  ist eine Leistung,  die  der  Mensch  dem  Menschen  leistet,  das  ist  etwas,  was  nimmermehr  gedeihen  kann,  wenn  es  im  bloßen Wirtschaftsleben drinnen  steht.  Daher  gehört, was Regelung der  Arbeit  ist,  in  den  Rechtsstaat,  in  den  politischen  Staat. Und  es  wird  gerade  dadurch,  daß  aus  ganz  anderen  Untergründen  heraus  als  heute  Zeit  und  Maß  der  Arbeit  aus  den Verhältnissen  von  Mensch  zu  Mensch,  abgesondert von  den wirtschaftlichen  Verträgen,  die  im  Wirtschaftsleben  durch die  Assoziationen  bestimmt  werden,  geregelt  werden  können,  etwas  eintreten,  was von außerordentlicher Wichtigkeit sein  wird.
 
Seite 266
 
(...)  Und jetzt wird man  auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen heraus,  aus denen  nur  die Warenpreise,  die  gegenseitigen  Wertverhältnisse der Ware,  also  rein Wirtschaftliches  sich  feststellen  soll, jetzt wird  man  nicht  aus  wirtschaftlichen  Erfordernissen  heraus die  menschliche  Arbeit  bestimmen,  wie  man  nicht  aus  wirtschaftlichen  Verhältnissen  heraus  die  Ertragsamkeit  der Natur  bestimmen  kann. (...)
 
7. GA 340 (2002), “Nationalökonomischer Kurs”, Vorträge, 25. Juli - 6. Aug. 1922
 
2. Vortrag, 25. Juli 1922
- Preis der Ware
Seite 23
(...) Sie  müssen sich  vorstellen,  daß  die  Volkswirtschaft,  auch  wenn  wir  sie  als  Welt-wirtschaft  auffassen,  in  einer  fortwährenden  Bewegung  ist,  daß,  ich  möchte  sagen,  wie  das  Blut  durch  den  Menschen,  so  die  Güter  als Waren  auf allen  möglichen  Wegen  durch  den  ganzen  volkswirtschaftlichen Körper  hindurchfließen.  Dabei  haben wir  dann  als  die  wichtigsten  Dinge  innerhalb  dieses  volkswirtschaftlichen  Prozesses  aufzufassen  dasjenige,  was  sich  abspielt  zwischen  Kauf und  Verkauf. (...)
Das,  worauf es  dem  Menschen  ankommt, das  ist  der  Preis  irgendeiner Ware,  irgendeines  Gutes.  Die  Preisfrage ist  überhaupt  zuletzt  diejenige  Frage,  auf  die  die  wichtigsten  volkswirtschaftlichen  Auseinandersetzungen  hinauslaufen  müssen;  denn  im Preis  gipfelt  alles,  was  in  der  Volkswirtschaft  eigentlich  an  Impulsen, an  Kräften  tätig  ist.  Wir werden  also  gewissermaßen zuerst  das  Preisproblem  ins  Auge  zu  fassen  haben. (...)
4. Vortrag vom  27. Juli 1922
- Divisionsverhältnis von Ware zu Geldwert:
Seite 63-64
-
(...) Wenn aber eine Natursubstanz sich durch Arbeit verwandelt und dann da ist im volkswirtschaftlichen Prozeß, dann ist es Ware, in die Formel eingesetzt: über dem Bruchstrich = Ware. Und das, was hier die organisierte Arbeit ist, das ist Geld, in die Formel eingesetzt unter dem Bruchstrich = Geld.
 
Tafel 4     
 
 
Das heißt, es sind uns jetzt neue Werte aufgetreten: Der Warenwert und der Geldwert. Und wir haben in einem volkswirtschaftlichen Prozeß, der auf Arbeitsteilung beruht, zu erkennen, daß der Quotient von der in dem volkswirtschaftlichen Organismus vorhandenen Ware und
dem in dem volkswirtschaftlichen Organismus vorhandenen Geld - wenn wir es ansehen nicht als dasjenige, was wir in den Kassen abzählen, sondern als dasjenige, was vom Geist der Menschen ergriffen wird - ein Zusammenwirken darstellt, in dem das Geld den Divisor
ausmacht. Und in diesem Zusammenwirken - aber in einem solchen, das nicht etwa durch Subtraktion dargestellt werden kann, sondern eben durch Division -, in diesem Zusammenwirken besteht eigentlich die Gesundheit des volkswirtschaftlichen Prozesses. (...)
 
7. Vortrag vom  30. Juli 1922     
- Entstehung im volkswirtschaftlichen Prozeß:
Seite 106
 
Zeichnung 5
                    Seite 108
(...) Und wenn diese Bewegung sich jetzt fortsetzt, so daß fortwährend übernommen wird von der Natur - allerdings jetzt von einem anderen Teil der Natur als beim Konsumtions-prozeß -, so daß fortwährend übernommen wird von der Natur dasjenige, was mit Hilfe von Produktionsmittel und Unternehmerkapital hervorgebracht wird, dann entsteht erst im volkswirtschaftlichen Prozeß dasjenige, was eigentlich die Ware ist. Die Ware wird nämlich schon vom Naturprozeß übernommen. Entweder sie wird gegessen, dann wird sie sehr stark von der Natur übernommen, oder sie geht zugrunde, wird verbraucht - kurz, es wird etwas Ware dadurch, daß es zur Natur wiederum zurückkehrt.
 
So daß Sie sagen können: Wir haben jetzt diejenige Bewegung verfolgt, welche drinnen steckt im ganzen volkswirtschaftlichen Vorgang und die die Faktoren enthält: Produktions-mittel, Unternehmerkapital, Ware. Hier (siehe Zeichnung 5), an dieser Stelle, wird die Unterscheidung außerordentlich schwierig sein; denn dasjenige, was beim eigentlichen Tausch, also beim Kauf und Verkauf, hin- und hergeht, an dem läßt es sich außerordentlich schwer unterscheiden, ob es in der Bewegung so hin ist oder so her, ob es eine Ware ist, oder ob es etwas ist, was nicht im wahren Sinn des Wortes Ware genannt werden kann.
Denn, wodurch wird denn ein Gut eine Ware? Ich müßte eigentlich bei der Bewegung in dieser Richtung - entgegengesetzt dem Zeiger der Uhr -, wenn ich ganz genau benennen wollte, müßte ich herschreiben Gut und bei der rückläufigen Bewegung müßte ich schreiben
Ware; denn Ware ist das Gut nur in der Hand des Händlers, des Kaufmannes, der es anbietet und nicht selbst benützt.
 
10. Vortrag vom 2. Aug 1922
-      Entstehung des Geldes aus der Ware
      Seite 143
 
(...) Also, etwas wird nicht dadurch Geld,  daß es,  sagen wir, etwas anderes ist,  als  was  sonst im  volkswirtschaftlichen  Prozeß  da  ist,  sondern  dadurch,  daß  es  an einer  be-stimmten  Stelle  im  volkswirtschaftlichen  Prozeß  eben  eine Umwandlung von  Ware  in  Geld  durchmacht.  Und  das  hat  alles  Geld durchgemacht. Alles Geld hat sich einmal aus Ware in Geld verwandelt.
              14. Vortrag vom 6. August 1922
-    Zirkulierendes  Geld  als Abbild von Gebrauchswaren
Seite 202
 
(...) Nun, was  entsteht  dann  aber  eigentlich,  wenn  wir  uns  in  dieser Weise  denken,  daß  wir in  dem zirkulierenden  Geld  wirklich  eine  Art Abbild haben von dem,  was in den verschiedensten Gebrauchswaren - denn  geistige  Leistungen  sind  ja auch Gebrauchswaren im wirtschaftlichen  Sinn  - nun  eben  auch  abnützbar  ist?  In  dem  sich  abnützenden Geld haben wir die Parallelströmung zu den sich abnützenden Waren, Gütern, Werten, also Sachwerten.
 
 
8. GA 341 (1986), “Nationalökonomisches Seminar, 4. Seminarbesprechung, 3. August 1922
 
- Produktionsmittel Ware bis zum Moment des Produzierens:
    Seite 74
 
(...) Aber  die  Umkehrung  bezieht  sich  nicht  darauf,  daß das  Produktionsmittel erzeugt wird, sondern daß es erzeugt.  Die Umwandlung  hat  erst  eine  Bedeutung  in  dem  Moment,  wo  das  Produktionsmittel  aufhört,  Ware  zu  sein.  Es  bleibt  Ware  bis  zu  dem Moment,  wo  es  übergeführt  werden  kann,  zu  produzieren.  Wo  es anfängt  zu  produzieren,  ändert  sich  für  das  Produktionsmittel  der Strom  des  nationalökonomischen  Geschehens.  Es  wird von  dem Moment  ab  herausgehoben  aus  dem  Zusammenhang,  in  dem  es  war,  wo es  Ware  war.  In  den  «Kernpunkten»  habe  ich  angeführt,  daß  es  da anfängt,  der  Natur  ganz  gleichgeartet  zu  sein,  weil  es  keinen  Preis mehr  haben  kann.  Es  steht  genau  so  in  den  Wirtschaftsprozessen darin  wie  die  bloße  Natur.  Es  bewegt  sich  also  wiederum  zur  Natur zurück.
 
-      Exkurs zur ‚Leistung‘ durch den Lehrer:
      Seite 61/62
 
(...)
Frage: Der  Unterrichtende  verrichtet  auch  Arbeit.
Antwort: Das  ist die Frage.  Das ist  tatsächlich nicht so  einfach zu  beantworten.
 
Frage: Ich  meine  die  freie  geistige  Tätigkeit.
Antwort: Diese  gehört  in  das  Gebiet  der  Entwertung,  aber nicht  der  Entwertung  durch  Arbeit.
 
Frage: Aber  in  die  Zukunft  hinein  ist  er  der  Produzierende.  Zu  diesem  Zweck  leistet  er Arbeit.
Antwort: Da bekommen wir die Möglichkeit, immer weiter den Begriff  der  Arbeit  zu  verfolgen.  Man  muß  natürlich  den  Unterricht im  höchsten  Maße  als  einen  volks-wirtschaftlichen  Wert  bezeichnen,aber  es  fragt  sich,  ob  man,  wenn  man  anfängt  den  Begriff der  Arbeit im  volkswirtschaftlichen  Prozeß  sich  vorzustellen,  dann  von  diesem Begriff noch  irgend  etwas  festhalten  kann,  wenn  man  den  Unterricht Arbeit  nennt.  Arbeit  wird  natürlich  schon  verrichtet,  indem  der  Unterrichtende  spricht,  herumgeht,  sich  abnützt.  Es  wird  eine  Art  von Arbeit  verrichtet.  Aber  die  ist  nicht  das,  was  in  den  volkswirtschaftlichen  Prozeß  einfließt.  In  diesen  fließt  seine  organisierende  Tätigkeit ein,  die nicht einmal in Zusammenhang ist mit  dem,  was  er als  Arbeit ver- richtet.  Daher  ist  die  Arbeit  als  Unterricht  eine  so  verschiedene. Ein  Zappelfritz  kann  viel  Arbeit  verrichten  durch  Zappeln.  Ein  anderer  kann  viel  Arbeit  verrichten  auch  durch  Durchhauen.  Der  aber, der mit  gewissem  ruhigem Takt  den  Unterricht erteilt,  wird  auch  eine Arbeit  verrichten.  Aber  die  ist  es  nicht,  die  in  den  volkswirtschaft lichen  Prozeß  hineingeht,  sondern  es  ist  seine  freie  geistige  Wirksamkeit.
 
      ----------------------------------------------------------------------------------------------------------
Teil II
Ausgewählte Literatur wie Sekundarliteratur zum Begriff ‚Ware‘
Fachliteratur:
Allgemein - deutsch (https://de.wikipedia.org/wiki/Ware)
 
• Artur Kutzelnigg: Terminologie der Warenkategorien., Franz Nowack Verlag, Frankfurt am Main 1965
• Artur Kutzelnigg: Wort und Begriff „Ware“. In: Die Ware im Weltbild der Wirtschaft. Festschrift für Edmund Grünsteidl zum 70. Geburtstag, Österreichischer Gewerbeverlag, Wien 1970, S. 24–32.
• Leo Weisgerber: Wort und Ware. In: Die Ware in Wirtschaft und Technik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Artur Kutzelnigg. Verlag Neue Wirtschafts-Briefe, Herne/ Berlin 1969, S. 187 – 195.
• Richard Kiridus-Göller: Die Warenwissenschaft in ihrer Tradition und Bedeutung. In: Reinhard Löbbert (Hrsg.), Helmut Lungershausen (Red.): Der Ware Sein und Schein. Zwölf Texte über die Warenwelt, in der wir leben. Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten 2002, S. 179 - 200.- ISBN 3-8085-9857-3
• Eberhard K. Seifert: Zur nachhaltigen Rehabilitierung der ‚Ware’.- In: Reinhard Löbbert (Hrsg.), Helmut Lungershausen (Red.): Der Ware Sein und Schein. Zwölf Texte über die Warenwelt, in der wir leben. Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten 2002, S. 201 - 211.- ISBN 3-8085-9857-3
• Richard Kiridus-Göller / Eberhard K. Seifert (Hrsg.): Evolution – Ware – Ökonomie. Bioökonomische Grundlagen zur Warenlehre. oekom Verlag, München 2012.- ISBN 978-3-86581-317-6.
Anthroposophische Literatur:
- Allgemein
• Wilhelm Schmundt, „Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt“, 1968
• Folkert Wilken, „Das Kapital: Sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken im 20.Jahrhundert“, 1976
• Christoph Strawe, „Marxismus und Anthroposophie“, 1986
 
- Beispiel: ‚Preisbildung‘ (siehe auch: http://anthrowiki.at/Preis_(Wirtschaft))
• ....
Zitate (https://de.wikiquote.org/wiki/Ware)
• Karl Marx, die ersten beiden Sätze von "Das Kapital", Erster Band, 1867:
"Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine »ungeheure Warensammlung«, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware."
• Laotse, Dao-de-dsching, Kapitel 57:
"Je geschickter die Menschen, umso mehr seltene Waren."
• Lenin, Philosophische Hefte, Lenin-Werke 1989 Band 38, S. 340:
"Marx analysiert im »Kapital« zunächst das einfachste, gewöhnlichste, grundlegendste, massenhafteste, alltäglichste, milliardenfach zu beob-achtende Verhältnis der bürgerlichen (Waren-) Gesellschaft: den Warenaustausch. Die Analyse deckt in dieser einfachsten Erscheinung (in dieser »Zelle« der bürgerlichen Gesellschaft) alle Widersprüche (resp. die Keime aller Widersprüche) der modernen Gesellschaft auf."
• Hermann L. Gremliza, Gegen Deutschland. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-89458-193-x, S. 27:
"Unter der Herrschaft des Kapitals ist alles Ware und muß für Geld zu haben sein: Autos, Bananen, Waffen, Exportlizenzen, Parteien, Abgeordnete, Minister, Präsidenten, Professoren, Zeitungen, Enthüllungen, Stasiakten, Stasiaktenverwalter, Bänkelsänger, Meinungen, Männer, Frauen. Was so anklägerisch klingt...ist durchaus ein zivilisatorischer Fortschritt: Geld regelt, was in einer Gesellschaft der Ungleichen sonst mit Gewalt geregelt werden müßte."
• Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre
"Wer das Geld bringt, kann die Ware nach seinem Sinne verlangen." 
• Karl Marx, Das Kapital, Band 1. Zweiter Abschnitt: Die Verwandlung von Geld in Kapital. MEW 23, S. 183, 1867:
"Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen."
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Teil III
Diskussionsforum zu Einzelaspekten und weiterführende Fragen
- Beispiel: ‚Leistungen‘ vs. ‚Dienst-Leistungen‘
      Literatur: 
- Rück, Hans R. G., „Dienstleistungen in der ökonomischen Theorie“, 2000
Textauszug: „Die Situation ist kurios: Die wirtschaftliche Bedeutung jener Leistungen, die wir gemeinhin als Dienstleistungen bezeichnen, hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Fragt man jedoch, was genau es sei, das da immer wichtiger wird, so erhält man ausgerechnet von den Wirtschaftswissenschaften keine klare Antwort; denn dort gibt es trotz zahlreicher Ansätze bis heute keine konsensfähige Definition des Begriffs Dienstleistung (...)“.
- Lüders, Hugo „Was sind Dienstleistungen? - Zur Unterscheidung von Gütern und Arbeit“, in: ‚Das Argument‘, 256/2004, Seiten 369-377
Textauszug: „Die Entwicklung zu einer von Dienstleistungen geprägten Wirtschaft macht zunehmend klar, dass die Unterscheidung zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor bedeutungslos wird. Parallel hierzu verläuft ein zweiter Trend, der die Unterscheidung zwischen Gütern und Dienstleistungen verwischt. Gründe für diese Entwicklung können in einem Mangel an konzeptioneller Klarheit bei der Bestimmung von Dienstleistungen gesehen werden (...)“.
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:In einem der einschlägigen Beiträge zur Gesamtausgabe ist eine Notiz von Rudolf Steiner angeführt, auf die meines Wissens in der Literatur nicht eingegangen wird, wohl wegen Unbekanntheit, aber vielleicht auch wegen der Komplikation ;x), die sich aus Steiners Notiz ergäbe, es heißt da nämlich: http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-041-1973.pdf, S.23
 
:Arbeit: In der 4. Epoche: Sklavenarbeit
:5. Epoche: Warencharakter der Arbeit
:6. Epoche: Arbeit als Opfer
:und weiteres
:(sinngemäß)(1905)
 
:Das ist insofern problematisch, da die soziale Dreigliederung in der 5. Epoche verwirklicht werden soll, und mit ihr ist ja auch die Überwindung des Warencharakters der Arbeit verbunden, abgesehen von einer Auffassung, daß Arbeit ihrem Wesen nach grundsätzlich keine Ware sein kann, egal in welcher Kulturepoche oder sozialen Situation. Gemäß der Notiz wird es diese Überwindung (in ganzer Vollständigkeit) aber erst in der 6. Epoche geben, könnte man meinen. [[Benutzer:Hgp|Hgp]] ([[Benutzer Diskussion:Hgp|Diskussion]]) 11:30, 17. Jun. 2016 (CEST)
 
:;x)auch das soziale Hauptgesetz u. Selbstversorgung betreffend. Die Notiz dürfte auch die Auffassung einiger Interpreten des sozialen Hauptgesetzes bezügl. Trennung von Arbeit u. Einkommen in Frage stellen. Denn es wird auch kein Eigentum mehr geben. D.h. Verwirklichung d. soz. Hauptgesetzes=Aufhebung des (privaten) Eigentums, könnte man interpretieren. (Also auch kein bedingungsloses Grundeinkommen, über das man als Besitzer einer Geldsumme willkürlich im privaten Interesse verfügen könnte). Über Geldausgaben wird ausschließlich gemeinwohlorientiert verfügt werden.[[Benutzer:Hgp|Hgp]] ([[Benutzer Diskussion:Hgp|Diskussion]]) 13:25, 17. Jun. 2016 (CEST)

Version vom 17. Juni 2016, 12:25 Uhr

HL/Entwurf/16. Juni 2016

Diskussion zum Begriff ‚Ware‘

Vorschlag: Der bestehende Anthro-Wiki Eintrag zum Begriff Ware wird wie folgt geändert bzw. neu formuliert:

Unter dem Begriff ‘Ware’ { von mhd. war(e) = in Verwahrung Genommenes; engl.: commodity/good} werden allgemein (durch menschliche wie maschinelle Arbeit erzeugte) materielle oder immaterielle Güter oder Leistungen verstanden, die zum Gebrauch oder Verbrauch bestimmt sind und im Handel auf einem Markt zum Verkauf, zumeist gegen Geld, bereitgestellt, angeboten und nachgefragt werden.


(aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Warenlehre; https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/2/25/Waren.jpg)  


Der Begriff ‚Ware‘ in der Sozialen Dreigliederung

(i) Um die Besonderheiten des Begriffs ‚Ware‘ sowie die Beziehung dieses Begriffs zu den Begriffen ‚Arbeit‘ und ‚Kapital‘, wie von Steiner dargestellt, zu erfassen, ist es geraten, zuerst eine möglichst vollständige Textsammlung zum Begriff ‚Ware‘ und angrenzende Erläuterungen aus der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) voranzustellen (dabei kann auch auf andere, entsprechende AnthroWiki Einträge verwiesen werden – Beispiel: ‚Warencharakter der menschlichen Arbeit‘). (ii) Anschliessend sollten in einem 2. Teil wichtige Veröffentlichungen aus der Literatur und Sekundarliteratur aufgeführt werden. Beispiel: ‚Preisbildung‘. (iii) Diese Materialsammlung erlaubt dann drittens eine Diskussion zu Einzelaspekten und weiterführende Fragen. Beispiel: ‚Dienstleistungen‘. Bekannte einschlägigen GA-Textstellen zum Begriff ‚Ware‘ werden nachfolgend in chronologischer Reihenfolge aufgeführt (diese Textsammlung ist fortlaufend weiter zu ergänzen):

Übersicht: GA 186, “Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage“, 2. Vortrag, 30. Nov. 1918 GA 189‚ “Die soziale Frage als Bewusstseinsfrage“, 5. Vortrag, 2. März 1919 GA 023, “Die Kernpunkte der sozialen Frage”, April 1919 GA 296, “Die Erziehungsfrage als soziale Frage”, 3. Vortrag, 11. August 1919 GA 191, “Soziales Verständnis aus geisteswissenschaftlicher Erkenntnis”, 3. Vortrag, 5. Oktober 1919 GA 079, “Die Wirklichkeit der höheren Welten“, 8. Vortrag, 30. November 1921 GA 340, “Nationalökonomischer Kurs”, Vorträge vom 25. Juli - 6. August 1922 GA 341, “Nationalökonomisches Seminar, 4. Seminarbesprechung, 3. August 1922  

Teil I GA- Textsammlung zum Begriff ‚Ware‘ und angrenzende Erläuterungen (Hervorhebungen ergänzt)


1. GA 186 (1990 ), “Die soziale Grundforderung unserer Zeit – In geänderter Zeitlage“, 2. Vortrag, 30. Nov. 1918

Seite 49

(...) Die meisten von den Fragen, die jetzt auftauchen, tauchen eben so auf, daß sie konfus angefaßt werden. Sollen sie in die Klarheit gehoben werden, so kann das nur durch die Geisteswissenschaft geschehen. Geld darf in der Zukunft kein Äquivalent sein für menschliche Arbeitskraft, sondern nur für tote Ware. Nur tote Ware wird man in Zukunft bekommen für Geld, nicht menschliche Arbeitskraft. Das ist von ungeheurer Wichtigkeit, meine lieben Freunde. Und jetzt bedenken Sie einmal, daß gerade aus der proletarischen Weltanschauung das in der verschiedensten Gestalt herausspringt, daß Arbeitskraft im modernen Industrialismus in erster Linie eine Ware ist. (...)

Seite 50

(...) Wenn zum Beispiel einer ein bloßer Erbe ist, dann wird er ja auch sich weiter Ware kaufen für das Geld, das er hat oder ererbte, und in den Waren steckt ja schon die Arbeitskraft der andern Leute. Also das ändert sich nicht, werden Sie sagen. Ja, wenn Sie abstrakt denken, so ändert sich nichts. Aber wenn Sie hineinschauen würden in die ganze Wirkung dessen, was da geschieht, wenn abgesondert wird die Beschaffung der Existenzmittel von der Arbeit, so werden Sie anders urteilen. Denn in der Wirklichkeit ist es nicht so, daß man bloß abstrakte Konsequenzen zieht, sondern da haben die Dinge auch ihre realen Wirkungen. Wenn es wirklich so sein wird, daß die Existenzmittelbeschaffung abgetrennt wird von der Arbeitsleistung, dann gibt es nämlich keine Erbschaften mehr. Das bewirkt eine solche Änderung der Struktur, daß man kein Geld hat anders als zur Warenbeschaffung.

Seite 51/52

(...) Die Notwendigkeit wird aber eintreten, wenn die ExistenzmittelbeschafFung getrennt wird von der Arbeit, daß Geld verwendet wird, wenn es da ist, wenn es erzeugt wird als Äquivalent der Waren, die da sind. (...) Geld bedeutet ein Äquivalent für Ware und Arbeitskraft heute. (...)

2. GA 189 (1980)‚ “Die soziale Frage als Bewusstseinsfrage“, 5. Vortrag, 2. März 1919

Seite 107

(...) Auf dem Wirtschaftsgebiete kann man überhaupt nichts anderes tun, als Ware gegen Ware austauschen - allerdings Ware dann im allerweitesten Sinne genommen. Alles Wirtschaftsleben besteht in Wirklichkeit nur im Austausch von Waren. Was ist nun eine Ware vor der Wirklichkeit gedacht? - Ein Grundstück ist als solches noch keine Ware. Die Kohle, die unter der Erde sich befindet, ist als solche noch keine Ware. Eine Ware ist nur das, was in Zusammenhang gekommen ist mit menschlicher Tätigkeit, entweder seinem inneren Wesen nach durch menschliche Tätigkeit verändert oder durch menschliche Tätigkeit von einem Orte zum andern gebracht worden ist. Wenn Sie diese zwei Eigenschaften nehmen, so finden Sie alles, was sich irgendwie unter den Begriff der Ware unterbringen läßt. Man hat viel gestritten über die Natur der Ware. Aber wer Einsicht hat in den volkswirtschaftlichen Zusammenhang, der weiß, daß vor der Wirklichkeit nur diese Definition der Ware einen Wert hat. (...)

3. GA 023 (2010), “Die Kernpunkte der sozialen Frage”, April 1919,

Seite 85

(...) Denn Geld kann im gesunden sozialen Organismus nichts anderes sein als eine Anweisung auf Waren, die von andern erzeugt sind und die man aus dem Gesamtgebiet des Wirtschaftslebens deshalb beziehen kann, weil man selbst erzeugte Waren an dieses Gebiet abgegeben hat. Durch den Geldverkehr wird ein Wirtschaftsgebiet eine einheitliche Wirtschaft. Jeder produziert auf dem Umwege durch das ganze Wirtschaftsleben für jeden. Innerhalb des Wirtschaftsgebietes hat man es nur mit Warenwerten zu tun. Für dieses Gebiet nehmen auch die Leistungen, die entstehen aus der geistigen und der staatlichen Organisation heraus, den Warencharakter an. Was ein Lehrer an seinen Schülern leistet, ist für den Wirtschaftskreislauf Ware. Dem Lehrer werden seine individuellen Fähigkeiten ebensowenig bezahlt wie dem Arbei-ter seine Arbeitskraft. Bezahlt kann beiden nur werden, was, von ihnen ausgehend, im Wirtschaftskreislauf Ware und Waren sein kann. Wie die freie Initiative, wie das Recht wirken sollen, damit die Ware zustande komme, das liegt ebenso außerhalb des Wirtschaftskreislaufes wie die Wirkung der Naturkräfte auf das Kornerträgnis in einem segensreichen oder einem magern Jahr.

4. GA 296 (1991), “Die Erziehungsfrage als soziale Frage”, 3. Vortrag, 11. August 1919

Seite: 54

„Was ich heute werde zu sagen haben, wird eine Art Episode sein. Ich mochte, wie ich Ihnen schon mitgeteilt habe, über drei Begriffe kurz sprechen. Über drei Begriffe, welche, vollständig verstanden, zugleich bewirken das Verständnis des äußeren sozialen Lebens. Ich sage ausdrücklich: des äußeren sozialen Lebens, denn die drei Begriffe sind durchaus dem äußerlichen Zusammenwirken und Zusammen- arbeiten der Menschen entnommen. Es sind die drei Begriffe Ware, Arbeit, Kapital. Nun habe ich Ihnen bereits gesagt, daß sich die neuere Nationalökonomie aller Schattierungen vergeblich bemüht, über diese Begriffe in vollständige Klarheit zu kommen.

Seite 59/60

„Wir werden miteinander reden müssen in dem sozialen Organismus von Dingen, die in Bildern gesprochen sind. Und diese Bilder wird man uns glauben müssen. Dann werden aus der Wissenschaft hervorgehen diejenigen Menschen, die da sprechen können erst über das wirkliche Hineinstellen der Ware in den sozialen Organismus; denn die Ware, die erzeugt wird, entspricht dem menschlichen Bedürfnis. Keine abstrakten Begriffe können dieses menschliche Bedürfnis in seiner sozialen Wertung erfassen, sondern nur dasjenige menschliche Gemüt kann etwas darüber wissen, das durchtränkt worden ist von derjenigen Stimmung, die aus dem imaginativen Vorstellen kommt. (...)

Und dasjenige, was Ware ist, man wird es fühlend verstehen in einer Wissenschaft, in der für Bilder Verständnis ist - in keiner anderen. (...)

Wie heute unter den Menschen von der Arbeit geredet wird, das ist geradezu eine Torheit, denn die Arbeit als solche hat im Grunde genommen gar nichts zu tun mit der Erzeugung der Güter. Karl Marx nennt die Ware kristallisierte Arbeitskraft. Das ist bloßer Unsinn, nichts weiter. Denn dasjenige, um was es sich handelt, wenn der Mensch arbeitet, das ist, daß er in einer gewissen Weise sich selbst verbraucht. (...)

Die Arbeit kann ganz die gleiche sein, wenn Sie Holz hacken oder wenn Sie Sport treiben. Nicht davon hängt es ab, wieviel Arbeitskraft Sie anwenden, sondern wozu diese Arbeitskraft angewendet wird im sozialen Leben. Arbeitskraft an sich hat mit dem sozialen Leben nichts zu tun, insofern dieses soziale Leben Güter oder Waren erzeugen soll. Daher wird es nötig sein im drei- gliedrigen sozialen Organismus, daß ein ganz anderer Antrieb zur Arbeit da sein muß als derjenige, Güter zu erzeugen. Die Güter müssen gewissermaßen durch die Arbeit erzeugt werden, weil die Arbeit eben auf etwas verwendet wird. Aber dasjenige, was zugrunde liegen muß, damit der Mensch arbeitet, das muß die Lust und Liebe zur Arbeit sein.

Seite 61

Es wird sich hineinstellen das Kapital in den sozialen Organismus, wenn man wiederum zugeben wird, daß in den Menschen Intuition sein soll. Die Ware wird sich in der richtigen Weise hineinstellen, wenn man zugeben wird, daß Imagination sein soll; und die Arbeit wird sich in der richtigen Weise hineinstellen, wenn man zugeben wird, daß Inspiration sein soll.

Seite 62

Denn es bestehen Beziehungen hin und her von Arbeit zu Ware, von Ware zu Kapital, indem das Kapital die Ware kauft; es bestehen Beziehungen zwischen Arbeit und Kapital und so weiter, nur müssen Sie sie in dieser Weise anordnen, die drei Begriffe.

Seite 63/64

Was Imagination in bezug auf Ware bedeutet, man wird es nur lernen, wenn das Wirtschaftsleben rein herausgestaltet ist und die Menschen darauf ange wiesen sind, das Wirtschaftsleben in Brüderlichkeit zu verwalten. (...)

Tafel 3


5. GA 191 (1989 ), “Soziales Verständnis aus geisterswissenschaftlicher Erkenntnis”, 3. Vortrag, 5. Oktober 1919 (Zum Erfassen des Begriffs Ware ist Imagination, zum Begriff Arbeit Inspiration, zum Begriff Kapital Intuition erforderlich.)

Seite 53-55

(...) Das Soziale ist etwas, worin der Mensch als Mensch tätig ist. Naturwissenschaft begreift nur dasjenige, bei dem der Mensch nicht dabei ist. Nach dem Muster naturwissenschaftlicher Vorstellungen kann man niemals soziale Kräfte, soziale Betätigungen verstehen. Soziale Betätigung kann man nur mit jenem leichten Denken verstehen, welches man erhält aus einem solchen Gefühle heraus, das uns als Weltbürger uns erfühlen läßt. Es ist einfach so, daß ein solches weltbürgerliches Bewußtsein aus der Verwandtschaft mit Sonne und Mond entspringen muß. Erst wenn der Mensch nicht mehr sich so fühlt, daß er gewissermaßen auf die Erde angewiesen ist, wenn er sich so fühlt, als ob er ein vorübergehender Bewohner der Erde sei, der hereinträgt in dieses Erdendasein Sonnen- und Mondenkräfte, erst dann wird sein Denken so kraftvoll und zu gleicher Zeit so leicht, daß er die sozialen Begriffe wirklich so auffassen kann, wie sie im sozialen Dasein leben. Denn sehen Sie, gar mancher nationalökonomische Denker denkt, er könne mit der gewöhnlichen, der Naturwissenschaft nachgebildeten Vorstellungsart auch soziale Begriffe fassen. Sie können heute in nationalökonomischen Werken viele Begriffe lesen, viele Interpretationen lesen über den Begriff der Ware, über den Begriff der Arbeit - ich habe darüber auch schon einige Andeutungen gemacht - und über den Begriff des Kapitals. Aber alle diese Begriffe sind eigentlich gewöhnlich nicht zu gebrauchen. Sie treffen nicht das, was wirklich lebt im sozialen Leben. Wenn Sie versuchen wollen, einen Begriff zu schaffen von dem, was in dem Wirtschaftsleben als Ware zirkuliert, und Sie schaffen diesen Begriff so, wie Sie den Begriff eines Kristalles oder einer Pflanze oder eines Tieres oder selbst des physischen Menschen erzeugen, so wird nichts daraus. Sie können nicht nach dem Muster naturwissenschaftlicher Vorstellung den Begriff der Ware fassen. Wollen Sie ihn im lebendigen Leben erhaschen, wie er im sozialen Leben drinnensteht, dann brauchen Sie im Grunde doch eine Imagination; denn der Ware haftet etwas an, das untrennbar ist vom Menschen. Es ist jeder Ware etwas vom Menschen mitgegeben, ob die Ware nun besteht in einem genähten Rock oder in einem Gemälde - denn nationalökonomisch ist ein Gemälde auch nur eine Ware -, oder ob sie besteht in einer Unterrichtsstunde. Auch eine Unterrichtsstunde ist ja nationalökonomisch genommen nur Ware. Aber dasjenige, was den Waren-Begriff ausmacht, das hängt zusammen mit der Leistung des Menschen, Und nicht das gewöhnliche, voll bewußte Leben geht in die Ware hinein, sondern in die Ware geht hinein vielfach etwas von dem unterbewußten Leben. Daher brauchen Sie eine Imagination, um den Waren-Begriff richtig zu fassen. Und Sie brauchen eine Inspiration, um den Arbeits-Begriff zu fassen, und Sie brauchen eine Intuition, um den Begriff des Kapitals zu fassen. Denn der Begriff des Kapitals ist ein sehr geistiger Begriff, nur ein umgekehrt geistiger Begriff. Daher bezeichnet die Bibel dasjenige, was mit dem Kapitalismus zusammenhängt, ganz richtig als Mammon, als etwas, was mit dem Geistigen zu tun hat; nur ist es nicht gerade der allerbeste Geist, der damit zu tun hat. Aber man dringt in die höchsten Regionen des geistigen Erkennens hinauf, wenn man das, was eigentlich Kapital im wirtschaftlichen Leben tut, erfassen will.

Da tritt uns das ganz Kuriose entgegen, die Notwendigkeit tritt uns entgegen: Um richtige nationalökonomische Begriffe zu bekommen, muß man eine Idee haben von übersinnlichen Erkenntnissen. Daher sind alle nationalökonomischen Begriffe, die heute zutage gefördert werden, so dilettantisch, weil die Leute keine übersinnlichen Erkenntnisse haben und daher diese Begriffe falsch fassen.

Nun, mißverstehen Sie mich aber nicht. Wenn Sie in meinen «Kernpunkten der sozialen Frage» nachlesen, so werden Sie sagen: Das ist aber keine Imagination, die du da gibst, wenn du von Ware redest; es ist keine Inspiration, die du da gibst, wenn du von Arbeitredest, und keine Intuition, die du da gibst, wenn du vom Kapital redest. - Ganz gewiß nicht. Man braucht nicht in die höheren Welten hinaufzusteigen, um Ware, Arbeit und Kapital zu sehen, obwohl das auch sehr interessant ist, die Spiegelbilder der Ware, der Arbeit und des Kapitals in den höheren Welten zu sehen. Aber man braucht nicht hinaufzusteigen. Man muß aber nur bekannt sein mit dem, was Imagination, Inspiration und Intuition sind, damit man das Richtige sagt über das Kapital. Das ist es, um was es sich handelt. Derjenige, der nicht bekannt ist mit Imagination, Inspiration und Intuition, der sagt eben nicht das Richtige über Ware, Arbeit und Kapital. So hängen innerlich zusammen Geisteswissenschaft und die heutige soziale Wissenschaft, und es gibt für den heutigen Menschen keinen anderen Weg als den, aufzusteigen aus dem Erdenbewußtsein zum Weltenbewußtsein so, damit er die Leichtigkeit und auch das Kraftvolle des Denkens bekommt, das ihn befähigt, das soziale Leben zu erfassen. Solange der Mensch nur so hinkriecht auf der Erde und im Grunde genommen glaubt, er sei nichts anderes als dasjenige, was er aus Pflanze, Tier und Mineralien aufnimmt, das sich nur ein bißchen anders zusammensetzt in ihm, so lange weiß sich der Mensch nicht als das richtige Wesen, das er ist. Erst dann, wenn er sich sagt: Sonne und Mond wirken in mir - dann weiß sich der Mensch als das richtige Wesen, das er ist. Das Weltenbewußtsein muß eben auf geistige Art errungen werden; auf geistige Art muß der Mensch erkennen, wie er einem größeren Weltenteil angehört, als die Erde ist. (...)

6. GA 079 (1988), “Die Wirklichkeit der höheren Welten, 8. Vortrag, 30. November 1921

Seite 245

(...) im Grunde genommen niemand heute so produzieren kann, daß irgendwie seine Arbeit in das Produktionserzeugnis, in das Erzeugnis hineinfließt. Und doch liegt die Merkwürdigkeit ja vor, daß zum Beispiel Karl Marx das Erzeugnis wie eine kristallisierte Arbeit behandelt. So ist es aber am allerwenigsten heute.

Das Erzeugnis ist heute in bezug auf seinen Wert - und allein der kommt im wirtschaft-lichen Leben in Betracht - von der Arbeit zunächst am allerwenigsten bestimmt. Es ist bestimmt von der Brauchbarkeit, das heißt von Konsumtionsinteressen, von der Brauchbarkeit, mit der es drinnen steht in dem auf Arbeitsteilung beruhenden sozialen Organismus.


Seite 246-248

(...) Ich rechne, indem ich von der Dreigliederung des sozialen Organismus spreche, nicht nur das mehr oder weniger abstrakte Geistesleben oder das spirituelle Leben in das geistige Gebiet hinein, sondern ich rechne alles das in das geistige Gebiet hinein, was auf menschlichen, geistigen oder physischen Fähigkeiten beruht.

Das andere Gebiet des sozialen Organismus ist das des reinen Wirtschaftens. Im reinen Wirtschaften hat man es nur zu tun mit Produktion, Konsumtion und mit der Zirkulation zwischen Produktion und Konsumtion. Das heißt aber nichts anderes als: man hat es im reinen Wirtschaftsleben bloß mit der Zirkulation der erzeugten Güter, die, indem sie zirkulieren, zur Ware werden, man hat es mit der Zirkulation von Waren zu tun. Ein Gut, das innerhalb des sozialen Organismus dadurch, daß es gebraucht wird, einen bestimmten Wert erhält, der dann auf seinen Preis wirkt, ein solches Gut ist eben in dem Sinne, wie ich es auffassen muß, seine Ware.

(...) Es ergibt sich nun, daß all dasjenige, was Ware ist, einen wirklichen objektiven Wert im Zu-sammenhange nicht nur des Wirtschaftslebens, sondern des gesamten sozialen Lebens haben kann. Einfach durch das, was ein Produkt bedeutet innerhalb des Konsumtionslebens, bekommt es einen bestimmten Wert, der durchaus eine objektive Bedeutung hat.

Daraus geht hervor, daß das, was Ware ist, in einer ganz besonderen Art im wirtschaftlichen Leben drinnen steht. Was ich nämlich nun den objektiven wirtschaftlichen Wert nenne, das kann man nur auf die Ware anwenden, das kann man nicht anwenden auf anderes, das heute in einem ähnlichen Sinne in unserem wirtschaftlichen Leben drinnen steht wie die Ware. Man kann es nämlich nicht anwenden auf Grund und Boden, und man kann es nicht anwenden auf das Kapital.

Seite 249/250

(...) Dieser radikale Unterschied zwischen einer Ware einerseits, Grund und Boden und Kapital andrerseits, ist durchaus vorhanden.

(...) sozusagen das Zahlen mit demselben Gelde sowohl für Waren, also für Gebrauchsgüter, wie auch für Grund und Boden und für Kapital, das ja im Grunde genommen auch ein Gegenstand des Handels geworden ist, (...)

Seite 251

(...) auf dem Gebiete des eigentlichen Wirtschaftslebens, das aus Warenproduktion, Warenzirkulation, Warenkonsum besteht (...)

Seite 253

... daß aber alles dasjenige, was mit der Ware, mit dem Gute geschieht, wenn es produziert ist, dem Kollektivurteil unterliegt.

Seite 264

(...) Und jetzt komme ich auf das zurück, was ich gesagt habe, daß Grund und Boden und Kapital selber durchaus nicht kommensurabel sind mit der Ware, denn deren Wert unterliegt den menschlichen Fähigkeiten. Haben wir ein abstrakt Einheitliches, wie es sich in der neueren Zeit immer mehr und mehr herausgebildet hat, das aber auch die Krankheitssymptome von der geschilderten Art und noch andere enthält, dann treibt es eben durch dieses abstrakte Einheitliche dahin, daß auch der Boden, auch das Kapital, zuletzt auch die Arbeit in gleicher Weise bewertet wird wie die Ware.

Seite 265

Das aber, was als Arbeit auftritt im sozialen Organismus, ist eine Leistung, die der Mensch dem Menschen leistet, das ist etwas, was nimmermehr gedeihen kann, wenn es im bloßen Wirtschaftsleben drinnen steht. Daher gehört, was Regelung der Arbeit ist, in den Rechtsstaat, in den politischen Staat. Und es wird gerade dadurch, daß aus ganz anderen Untergründen heraus als heute Zeit und Maß der Arbeit aus den Verhältnissen von Mensch zu Mensch, abgesondert von den wirtschaftlichen Verträgen, die im Wirtschaftsleben durch die Assoziationen bestimmt werden, geregelt werden können, etwas eintreten, was von außerordentlicher Wichtigkeit sein wird.

Seite 266

(...) Und jetzt wird man auch nicht aus wirtschaftlichen Gründen heraus, aus denen nur die Warenpreise, die gegenseitigen Wertverhältnisse der Ware, also rein Wirtschaftliches sich feststellen soll, jetzt wird man nicht aus wirtschaftlichen Erfordernissen heraus die menschliche Arbeit bestimmen, wie man nicht aus wirtschaftlichen Verhältnissen heraus die Ertragsamkeit der Natur bestimmen kann. (...)

7. GA 340 (2002), “Nationalökonomischer Kurs”, Vorträge, 25. Juli - 6. Aug. 1922

2. Vortrag, 25. Juli 1922 - Preis der Ware Seite 23 (...) Sie müssen sich vorstellen, daß die Volkswirtschaft, auch wenn wir sie als Welt-wirtschaft auffassen, in einer fortwährenden Bewegung ist, daß, ich möchte sagen, wie das Blut durch den Menschen, so die Güter als Waren auf allen möglichen Wegen durch den ganzen volkswirtschaftlichen Körper hindurchfließen. Dabei haben wir dann als die wichtigsten Dinge innerhalb dieses volkswirtschaftlichen Prozesses aufzufassen dasjenige, was sich abspielt zwischen Kauf und Verkauf. (...) Das, worauf es dem Menschen ankommt, das ist der Preis irgendeiner Ware, irgendeines Gutes. Die Preisfrage ist überhaupt zuletzt diejenige Frage, auf die die wichtigsten volkswirtschaftlichen Auseinandersetzungen hinauslaufen müssen; denn im Preis gipfelt alles, was in der Volkswirtschaft eigentlich an Impulsen, an Kräften tätig ist. Wir werden also gewissermaßen zuerst das Preisproblem ins Auge zu fassen haben. (...) 4. Vortrag vom 27. Juli 1922 - Divisionsverhältnis von Ware zu Geldwert: Seite 63-64 - (...) Wenn aber eine Natursubstanz sich durch Arbeit verwandelt und dann da ist im volkswirtschaftlichen Prozeß, dann ist es Ware, in die Formel eingesetzt: über dem Bruchstrich = Ware. Und das, was hier die organisierte Arbeit ist, das ist Geld, in die Formel eingesetzt unter dem Bruchstrich = Geld.

Tafel 4


Das heißt, es sind uns jetzt neue Werte aufgetreten: Der Warenwert und der Geldwert. Und wir haben in einem volkswirtschaftlichen Prozeß, der auf Arbeitsteilung beruht, zu erkennen, daß der Quotient von der in dem volkswirtschaftlichen Organismus vorhandenen Ware und dem in dem volkswirtschaftlichen Organismus vorhandenen Geld - wenn wir es ansehen nicht als dasjenige, was wir in den Kassen abzählen, sondern als dasjenige, was vom Geist der Menschen ergriffen wird - ein Zusammenwirken darstellt, in dem das Geld den Divisor ausmacht. Und in diesem Zusammenwirken - aber in einem solchen, das nicht etwa durch Subtraktion dargestellt werden kann, sondern eben durch Division -, in diesem Zusammenwirken besteht eigentlich die Gesundheit des volkswirtschaftlichen Prozesses. (...)

7. Vortrag vom 30. Juli 1922 - Entstehung im volkswirtschaftlichen Prozeß: Seite 106

Zeichnung 5

                    Seite 108

(...) Und wenn diese Bewegung sich jetzt fortsetzt, so daß fortwährend übernommen wird von der Natur - allerdings jetzt von einem anderen Teil der Natur als beim Konsumtions-prozeß -, so daß fortwährend übernommen wird von der Natur dasjenige, was mit Hilfe von Produktionsmittel und Unternehmerkapital hervorgebracht wird, dann entsteht erst im volkswirtschaftlichen Prozeß dasjenige, was eigentlich die Ware ist. Die Ware wird nämlich schon vom Naturprozeß übernommen. Entweder sie wird gegessen, dann wird sie sehr stark von der Natur übernommen, oder sie geht zugrunde, wird verbraucht - kurz, es wird etwas Ware dadurch, daß es zur Natur wiederum zurückkehrt.

So daß Sie sagen können: Wir haben jetzt diejenige Bewegung verfolgt, welche drinnen steckt im ganzen volkswirtschaftlichen Vorgang und die die Faktoren enthält: Produktions-mittel, Unternehmerkapital, Ware. Hier (siehe Zeichnung 5), an dieser Stelle, wird die Unterscheidung außerordentlich schwierig sein; denn dasjenige, was beim eigentlichen Tausch, also beim Kauf und Verkauf, hin- und hergeht, an dem läßt es sich außerordentlich schwer unterscheiden, ob es in der Bewegung so hin ist oder so her, ob es eine Ware ist, oder ob es etwas ist, was nicht im wahren Sinn des Wortes Ware genannt werden kann. Denn, wodurch wird denn ein Gut eine Ware? Ich müßte eigentlich bei der Bewegung in dieser Richtung - entgegengesetzt dem Zeiger der Uhr -, wenn ich ganz genau benennen wollte, müßte ich herschreiben Gut und bei der rückläufigen Bewegung müßte ich schreiben Ware; denn Ware ist das Gut nur in der Hand des Händlers, des Kaufmannes, der es anbietet und nicht selbst benützt.

10. Vortrag vom 2. Aug 1922 - Entstehung des Geldes aus der Ware

      Seite 143

(...) Also, etwas wird nicht dadurch Geld, daß es, sagen wir, etwas anderes ist, als was sonst im volkswirtschaftlichen Prozeß da ist, sondern dadurch, daß es an einer be-stimmten Stelle im volkswirtschaftlichen Prozeß eben eine Umwandlung von Ware in Geld durchmacht. Und das hat alles Geld durchgemacht. Alles Geld hat sich einmal aus Ware in Geld verwandelt.

              14. Vortrag vom 6. August 1922

- Zirkulierendes Geld als Abbild von Gebrauchswaren Seite 202

(...) Nun, was entsteht dann aber eigentlich, wenn wir uns in dieser Weise denken, daß wir in dem zirkulierenden Geld wirklich eine Art Abbild haben von dem, was in den verschiedensten Gebrauchswaren - denn geistige Leistungen sind ja auch Gebrauchswaren im wirtschaftlichen Sinn - nun eben auch abnützbar ist? In dem sich abnützenden Geld haben wir die Parallelströmung zu den sich abnützenden Waren, Gütern, Werten, also Sachwerten.


8. GA 341 (1986), “Nationalökonomisches Seminar, 4. Seminarbesprechung, 3. August 1922

- Produktionsmittel Ware bis zum Moment des Produzierens:

    Seite 74

(...) Aber die Umkehrung bezieht sich nicht darauf, daß das Produktionsmittel erzeugt wird, sondern daß es erzeugt. Die Umwandlung hat erst eine Bedeutung in dem Moment, wo das Produktionsmittel aufhört, Ware zu sein. Es bleibt Ware bis zu dem Moment, wo es übergeführt werden kann, zu produzieren. Wo es anfängt zu produzieren, ändert sich für das Produktionsmittel der Strom des nationalökonomischen Geschehens. Es wird von dem Moment ab herausgehoben aus dem Zusammenhang, in dem es war, wo es Ware war. In den «Kernpunkten» habe ich angeführt, daß es da anfängt, der Natur ganz gleichgeartet zu sein, weil es keinen Preis mehr haben kann. Es steht genau so in den Wirtschaftsprozessen darin wie die bloße Natur. Es bewegt sich also wiederum zur Natur zurück.

- Exkurs zur ‚Leistung‘ durch den Lehrer:

      Seite 61/62

(...) Frage: Der Unterrichtende verrichtet auch Arbeit. Antwort: Das ist die Frage. Das ist tatsächlich nicht so einfach zu beantworten.

Frage: Ich meine die freie geistige Tätigkeit. Antwort: Diese gehört in das Gebiet der Entwertung, aber nicht der Entwertung durch Arbeit.

Frage: Aber in die Zukunft hinein ist er der Produzierende. Zu diesem Zweck leistet er Arbeit. Antwort: Da bekommen wir die Möglichkeit, immer weiter den Begriff der Arbeit zu verfolgen. Man muß natürlich den Unterricht im höchsten Maße als einen volks-wirtschaftlichen Wert bezeichnen,aber es fragt sich, ob man, wenn man anfängt den Begriff der Arbeit im volkswirtschaftlichen Prozeß sich vorzustellen, dann von diesem Begriff noch irgend etwas festhalten kann, wenn man den Unterricht Arbeit nennt. Arbeit wird natürlich schon verrichtet, indem der Unterrichtende spricht, herumgeht, sich abnützt. Es wird eine Art von Arbeit verrichtet. Aber die ist nicht das, was in den volkswirtschaftlichen Prozeß einfließt. In diesen fließt seine organisierende Tätigkeit ein, die nicht einmal in Zusammenhang ist mit dem, was er als Arbeit ver- richtet. Daher ist die Arbeit als Unterricht eine so verschiedene. Ein Zappelfritz kann viel Arbeit verrichten durch Zappeln. Ein anderer kann viel Arbeit verrichten auch durch Durchhauen. Der aber, der mit gewissem ruhigem Takt den Unterricht erteilt, wird auch eine Arbeit verrichten. Aber die ist es nicht, die in den volkswirtschaft lichen Prozeß hineingeht, sondern es ist seine freie geistige Wirksamkeit.

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Teil II Ausgewählte Literatur wie Sekundarliteratur zum Begriff ‚Ware‘ Fachliteratur: Allgemein - deutsch (https://de.wikipedia.org/wiki/Ware)

• Artur Kutzelnigg: Terminologie der Warenkategorien., Franz Nowack Verlag, Frankfurt am Main 1965 • Artur Kutzelnigg: Wort und Begriff „Ware“. In: Die Ware im Weltbild der Wirtschaft. Festschrift für Edmund Grünsteidl zum 70. Geburtstag, Österreichischer Gewerbeverlag, Wien 1970, S. 24–32. • Leo Weisgerber: Wort und Ware. In: Die Ware in Wirtschaft und Technik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Artur Kutzelnigg. Verlag Neue Wirtschafts-Briefe, Herne/ Berlin 1969, S. 187 – 195. • Richard Kiridus-Göller: Die Warenwissenschaft in ihrer Tradition und Bedeutung. In: Reinhard Löbbert (Hrsg.), Helmut Lungershausen (Red.): Der Ware Sein und Schein. Zwölf Texte über die Warenwelt, in der wir leben. Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten 2002, S. 179 - 200.- ISBN 3-8085-9857-3 • Eberhard K. Seifert: Zur nachhaltigen Rehabilitierung der ‚Ware’.- In: Reinhard Löbbert (Hrsg.), Helmut Lungershausen (Red.): Der Ware Sein und Schein. Zwölf Texte über die Warenwelt, in der wir leben. Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten 2002, S. 201 - 211.- ISBN 3-8085-9857-3 • Richard Kiridus-Göller / Eberhard K. Seifert (Hrsg.): Evolution – Ware – Ökonomie. Bioökonomische Grundlagen zur Warenlehre. oekom Verlag, München 2012.- ISBN 978-3-86581-317-6. Anthroposophische Literatur: - Allgemein • Wilhelm Schmundt, „Der soziale Organismus in seiner Freiheitsgestalt“, 1968 • Folkert Wilken, „Das Kapital: Sein Wesen, seine Geschichte und sein Wirken im 20.Jahrhundert“, 1976 • Christoph Strawe, „Marxismus und Anthroposophie“, 1986

- Beispiel: ‚Preisbildung‘ (siehe auch: http://anthrowiki.at/Preis_(Wirtschaft)) • .... Zitate (https://de.wikiquote.org/wiki/Ware) • Karl Marx, die ersten beiden Sätze von "Das Kapital", Erster Band, 1867: "Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine »ungeheure Warensammlung«, die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware." • Laotse, Dao-de-dsching, Kapitel 57: "Je geschickter die Menschen, umso mehr seltene Waren." • Lenin, Philosophische Hefte, Lenin-Werke 1989 Band 38, S. 340: "Marx analysiert im »Kapital« zunächst das einfachste, gewöhnlichste, grundlegendste, massenhafteste, alltäglichste, milliardenfach zu beob-achtende Verhältnis der bürgerlichen (Waren-) Gesellschaft: den Warenaustausch. Die Analyse deckt in dieser einfachsten Erscheinung (in dieser »Zelle« der bürgerlichen Gesellschaft) alle Widersprüche (resp. die Keime aller Widersprüche) der modernen Gesellschaft auf." • Hermann L. Gremliza, Gegen Deutschland. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-89458-193-x, S. 27: "Unter der Herrschaft des Kapitals ist alles Ware und muß für Geld zu haben sein: Autos, Bananen, Waffen, Exportlizenzen, Parteien, Abgeordnete, Minister, Präsidenten, Professoren, Zeitungen, Enthüllungen, Stasiakten, Stasiaktenverwalter, Bänkelsänger, Meinungen, Männer, Frauen. Was so anklägerisch klingt...ist durchaus ein zivilisatorischer Fortschritt: Geld regelt, was in einer Gesellschaft der Ungleichen sonst mit Gewalt geregelt werden müßte." • Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre "Wer das Geld bringt, kann die Ware nach seinem Sinne verlangen." • Karl Marx, Das Kapital, Band 1. Zweiter Abschnitt: Die Verwandlung von Geld in Kapital. MEW 23, S. 183, 1867: "Zur Verwandlung von Geld in Kapital muss der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, dass er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, dass er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen."


Teil III Diskussionsforum zu Einzelaspekten und weiterführende Fragen - Beispiel: ‚Leistungen‘ vs. ‚Dienst-Leistungen‘

      Literatur:   

- Rück, Hans R. G., „Dienstleistungen in der ökonomischen Theorie“, 2000 Textauszug: „Die Situation ist kurios: Die wirtschaftliche Bedeutung jener Leistungen, die wir gemeinhin als Dienstleistungen bezeichnen, hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Fragt man jedoch, was genau es sei, das da immer wichtiger wird, so erhält man ausgerechnet von den Wirtschaftswissenschaften keine klare Antwort; denn dort gibt es trotz zahlreicher Ansätze bis heute keine konsensfähige Definition des Begriffs Dienstleistung (...)“. - Lüders, Hugo „Was sind Dienstleistungen? - Zur Unterscheidung von Gütern und Arbeit“, in: ‚Das Argument‘, 256/2004, Seiten 369-377 Textauszug: „Die Entwicklung zu einer von Dienstleistungen geprägten Wirtschaft macht zunehmend klar, dass die Unterscheidung zwischen Industrie- und Dienstleistungssektor bedeutungslos wird. Parallel hierzu verläuft ein zweiter Trend, der die Unterscheidung zwischen Gütern und Dienstleistungen verwischt. Gründe für diese Entwicklung können in einem Mangel an konzeptioneller Klarheit bei der Bestimmung von Dienstleistungen gesehen werden (...)“.


In einem der einschlägigen Beiträge zur Gesamtausgabe ist eine Notiz von Rudolf Steiner angeführt, auf die meines Wissens in der Literatur nicht eingegangen wird, wohl wegen Unbekanntheit, aber vielleicht auch wegen der Komplikation ;x), die sich aus Steiners Notiz ergäbe, es heißt da nämlich: http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-041-1973.pdf, S.23
Arbeit: In der 4. Epoche: Sklavenarbeit
5. Epoche: Warencharakter der Arbeit
6. Epoche: Arbeit als Opfer
und weiteres
(sinngemäß)(1905)
Das ist insofern problematisch, da die soziale Dreigliederung in der 5. Epoche verwirklicht werden soll, und mit ihr ist ja auch die Überwindung des Warencharakters der Arbeit verbunden, abgesehen von einer Auffassung, daß Arbeit ihrem Wesen nach grundsätzlich keine Ware sein kann, egal in welcher Kulturepoche oder sozialen Situation. Gemäß der Notiz wird es diese Überwindung (in ganzer Vollständigkeit) aber erst in der 6. Epoche geben, könnte man meinen. Hgp (Diskussion) 11:30, 17. Jun. 2016 (CEST)
x)auch das soziale Hauptgesetz u. Selbstversorgung betreffend. Die Notiz dürfte auch die Auffassung einiger Interpreten des sozialen Hauptgesetzes bezügl. Trennung von Arbeit u. Einkommen in Frage stellen. Denn es wird auch kein Eigentum mehr geben. D.h. Verwirklichung d. soz. Hauptgesetzes=Aufhebung des (privaten) Eigentums, könnte man interpretieren. (Also auch kein bedingungsloses Grundeinkommen, über das man als Besitzer einer Geldsumme willkürlich im privaten Interesse verfügen könnte). Über Geldausgaben wird ausschließlich gemeinwohlorientiert verfügt werden.Hgp (Diskussion) 13
25, 17. Jun. 2016 (CEST)