Galle und Gallenblase: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Gallenblase.png|miniatur|Die Gallenblase]]
[[Datei:Gallenblase.png|miniatur|Die Gallenblase]]
Die '''Gallenblase''' (''Vesica fellea'' beziehungsweise ''biliaris'', [[Latein|lat.]] ''vesica'' ‚Blase‘ und ''fellis'' beziehungsweise ''bilis'' ‚Galle‘) ist ein [[Hohlorgan]] der [[Wirbeltiere]], welches für die Speicherung und Eindickung der von der [[Leber]] produzierten [[Galle]] verantwortlich ist, die zur [[Verdauung]] von [[Fette]]n im [[Darm]] benötigt wird. Umgangssprachlich wird auch die Gallenblase selbst oft als „Galle“ bezeichnet.


Die '''Galle''' ({{ELSalt|χολή}} ''cholé''; [[Latein|lat.]] ''bilis'') ist eine von der [[Leber]] abgesonderte, gelbliche bis grünliche [[Körper]]flüssigkeit, die in der '''Gallenblase''' ([[lat.]] ''Vesica fellea'' bzw. ''biliaris'', von [[Latein|lat.]] ''vesica'' ‚Blase‘ und ''fellis'' bzw. ''bilis'' ‚Galle‘), einem [[Wikipedia:Hohlorgann|Hohlorgann]] der [[Wirbeltiere]] und des [[Mensch]]en, gesammelt und bei Bedarf in den [[Wikipedia:Zwölffingerdarm|Zwölffingerdarm]] abgegeben wird. Die Gallenflüssigkeit enthält etwa 82% [[Wasser]] 12% [[Wikipedia:Gallensäuren|Gallensäuren]] in Form ihrer [[Salz]]e, die der [[Verdauung]] der [[Fette]] dienen, ca. 4% [[Wikipedia:Lecithine|Lecithine]] und andere [[Wikipedia:Phospholipide|Phospholipide]], 0,7 % nicht [[Wikipedia:Ester|verestertes]] [[Wikipedia:Cholesterin|Cholesterin]] und verschiedene [[Wikipedia:Gallenfarbstoffe|Gallenfarbstoffe]], vor allem [[Wikipedia:Bilirubin|Bilirubin]] (rot) und dessen Vorstufe [[Wikipedia:Biliverdin|Biliverdin]] (grün), die Abbauprodukte des roten [[Blut]]farbstoffs [[Wikipedia:Hämoglobin|Hämoglobin]] sind. [[Makrokosmos|Makrokosmisch]] entspricht der Galle der [[Planet]] [[Mars]].
== Vorkommen ==
Eine Gallenblase ist bei den meisten Wirbeltieren ausgebildet, erstmals tritt sie als Merkmal bei der Evolution der [[Wirbeltiere]] auf.<ref>W. Westheide, R. Rieger: ''Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0900-4 (Spezielle Zoologie, Teil 2).</ref> Innerhalb der Wirbeltierklassen gibt es [[Taxon|Taxa]], bei denen keine Gallenblase ausgebildet ist. So findet sie sich beispielsweise bei [[Neunaugen]] nur in Jungtieren, in Adulten wird sie im Laufe der [[Ontogenese]] reduziert. Außerdem besitzt eine Reihe von [[Knorpelfische]]n keine Gallenblase. Von den [[Säugetiere]]n haben [[Faultiere]], [[Giraffe]]n, [[Tapire]], [[Pferde]], [[Ratten]] und viele [[Hirsche]] keine Gallenblase. Innerhalb der [[Vögel]] fehlt sie bei den meisten [[Taubenvögel]]n und [[Papageien]] sowie dem [[Nandu]] und dem [[Afrikanischer Strauß|Afrikanischen Strauß]], bei [[Perlhühner]]n ist sie nicht immer vorhanden.


== Gelbe und Schwarze Galle ==
== Anatomischer Aufbau ==
[[Datei:Bilebladder.png|miniatur|Gallenwegssystem (grün) außerhalb der Leber]]
[[Datei:Gallenblase.jpg|miniatur|Gallenblase bei einer [[Laparoskopische Chirurgie|Laparoskopie]]]]
Die menschliche Gallenblase ist normalerweise 8 bis 12&nbsp;cm lang und 4 bis 5&nbsp;cm breit. Ihre Form wird oft als „birnenförmig“ beschrieben. Die Gallenblase liegt in der Gallenblasengrube (''Fossa vesicae biliaris'') der Unterseite der Leber zwischen deren ''Lobus quadratum'' (quadratischer Lappen) und ''Lobus dexter'' (rechter Lappen) an, kann aber auch vom Gewebe der Leber umschlossen sein. Nach [[Lage- und Richtungsbezeichnungen|kaudal]] steht das Organ in Beziehung zur ''Flexura coli dextra'', der rechten Biegung des [[Dickdarm]]s (''Colon''), was bei [[Entzündung]]en zu Verwachsungen zwischen den beiden Organen führen kann, oder auch zu Verbindungen zwischen den jeweiligen Hohlräumen ([[biliodigestive Fistel]]). Dorsal (rückenwärts) befindet sich die Gallenblase nach medial in unmittelbarer Nähe der ''Pars superior'' des [[Duodenum|Zwölffingerdarms]] (''Duodenum'').<ref name="DRA667">Gerhard Aumüller et al: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 667.</ref> Bei den [[Schlangen]] liegt die Gallenblase hinter der Leber und relativ weit von dieser entfernt.


Nach der [[Humoralpathologie]] steht die '''Gelbe Galle''' ({{ELSalt|χολή}}) im Zusammenhang mit dem [[Choleriker|cholerischen Temperament]]. Stark eingedickt erscheint die Gallenflüssigkeit dunkelbräunlich. Diese '''Schwarze Galle''' wurde schon von [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] als organische Ursache für die [[Melancholie]] ({{ELSalt|μελαγχολία}} ''melancholia'', von {{polytonisch|μέλας}} ''melas'' „schwarz“ und {{polytonisch|χολή}} ''cholé'' „Galle“) bzw. für das [[Melancholiker|melancholischem Temperament]] angesehen.
Das Organ kann in einen ''Fundus vesicae biliaris'' (Gallenblasenboden), ''Corpus vesicae biliaris'' (Gallenblasenkörper) und ''Collum vesicae biliaris'' (Gallenblasenhals) gegliedert werden.<ref name="DRA667" /> Der Hals der Gallenblase, wo das Organ in den ''Ductus cysticus'' (Gallenblasengang) übergeht, besitzt eine spiralförmige [[Schleimhaut]]falte (''Plica spiralis'', auch ''Heister-Klappe''), die eine Verschlussfunktion vor allem bei der Erhöhung des [[Abdomen|intraabdominalen]] Drucks (z.&nbsp;B. beim [[Stuhlgang]]) wahrnimmt. Der Ductus cysticus vereint sich mit dem [[Ductus hepaticus communis]] zum [[Ductus choledochus]], der im [[Omentum minus|Ligamentum hepatoduodenale]] verläuft und in den Zwölffingerdarm mündet.<ref>Gerhard Aumüller et al.: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 665.</ref>


== Die Gallentätigkeit ==
Die gesamte Gallenblase ist, mit Ausnahme der Stellen, die der Leber anliegen, mit [[Peritoneum|Bauchfell]] (''Peritoneum'') überzogen, das vom rechten [[Nervus phrenicus]] (Zwerchfellnerv) sensibel innerviert wird. Die Nervenfasern entstammen den [[Rückenmark]]segmenten C3–C5. Von den Segmenten C3 und C4 entspringen auf dieser Seite auch die Fasern der ''Nervi supraclaviculares'', welche Teile der rechten Schulter innervieren. Bei einer Reizung des Peritoneums der Gallenblase durch pathologische Prozesse, etwa einer Entzündung, kann es aufgrund dieses gemeinsamen Ursprungs zum Phänomen des „[[Dermatom (Anatomie)#Übertragener Schmerz|Übertragenen Schmerzes]]“ in der Schulter kommen. Daneben wird die Gallenblase [[Vegetatives Nervensystem|vegetativ]] von Fasern des [[Ganglion coeliacum|Plexus coeliacus]] innerviert.<ref name="DRA668">Gerhard Aumüller et al.: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 668.</ref>
[[Datei:3DPrinted biliary system 20151201.jpg|mini]]
Die [[Arteria cystica]] (Blasenarterie), meist ein Gefäß aus dem rechten Ast der [[Arteria hepatica propria]] (''Leberarterie''), versorgt die Gallenblase mit [[Blut]]. Abführende Gefäße sind die Venae cysticae, die in die [[Pfortader]] (''Vena portae'') münden.<ref name="DRA668" />


Aus [[geisteswissenschaft]]licher Sicht wird die Gallentätigkeit dem [[Mars]] und dem zugehörigen [[Planetenmetall]] [[Eisen]] zugeordnet. Die Galle ist ein rein [[physisch]]-[[ätherisch]]es [[Organ]] ohne Beteiligung des [[Astralleib]]s.
Bei einer Varietät, die als „[[Phrygische Mütze]]“ bezeichnet wird, handelt es sich um eine Aussackung des Organs, deren Form jener Mütze ähnlich sein kann.


<div style="margin-left:20px">
Bei den Tierarten ohne Gallenblase mündet der Leberausführungsgang direkt in das Duodenum.
"Von den physischen
Organen haben nicht alle auch astrale Teile, so ist zum Beispiel die
Galle nur physisch und ätherisch, das Astrale fehlt." {{Lit|{{G|093a|56}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Die Grünfärbung des Organs ist auf die Farbe der Galle zurückzuführen.
"Ja, das Blut wird heruntergetrieben in die Ernährungsorgane
ebenso wie in alle anderen Organe. Es macht in den Ernährungsorganen
einen Prozeß durch, durch den es erst das vollständige Werkzeug
des menschlichen Ich in der physischen Welt sein kann. Wir wissen,
daß das Blut als Werkzeug des menschlichen Ich den Übergang
durchmachen muß von dem sogenannten roten in blaues Blut. Das
Ich wirkt mit seinem Werkzeuge, dem Blut, bis herunter zu den
Anfängen der Verdauungs- und Ernährungsprozesse. Da haben wir
es nun auch wieder mit einem Widerstand zu tun. Wie geschieht das?
Das geschieht, indem das Blut durch das Pfortadersystem in die
Leber eintritt und dort aus sozusagen verändertem Blut die Galle
bereitet wird und die Galle sich wiederum unmittelbar dem Nahrungsstrom
entgegenstellt. Hier in der Galle haben wir eine wunderbare
Verbindung der beiden Enden der inneren menschlichen
Organisation. Auf der einen Seite stellt der vom Verdauungskanal
aufgenommene Nahrungsstrom das äußerste Materielle dar, was in
unseren physischen Organismus hineingelangt, auf der anderen Seite
steht das Ich, das Edelste, was der Mensch innerhalb der Erdenwelt
haben kann, mit seinem Werkzeug, dem Blut. Das Ich stellt eine unmittelbare
Verbindung her mit dem äußersten Materiellen, indem
es am Ende des Blutprozesses auf dem Umwege über die Leber die
Galle bereitet, und in der Galle stemmt sich - in dem umgewandelten,
veränderten Blut - dem Nahrungsstrom entgegen das Ich.


Da sehen wir das Ich hinunterwirken bis in das gröbste Materielle
== Feinbau ==
und dann wieder hochorganisierte Stoffe wie die Galle aus sich
[[Datei:Gallenblase - Schnitt.jpg|miniatur|Wand der Gallenblase, [[Hämatoxylin-Eosin-Färbung|Hämatoxylin-Eosin-gefärbt]]]]
heraussetzen. Und wer diese intimen Vorgänge zwischen Blut, Galle
Die etwa 0,4&nbsp;cm dicke Wand des Hohlorgans ist [[Histologie|histologisch]] dreischichtig gegliedert. Von innen (Lumen) nach außen unterscheidet man eine [[Tunica mucosa]], bestehend aus [[Epithel]] und einer [[Lamina propria]], eine [[Tunica muscularis]] und eine [[Tunica serosa]].
und Ernährungsprozeß verstehen will, der kann gerade in diesen
Tatsachen etwas finden, was ihm viele Geheimnisse des menschlichen
Organismus klarer erscheinen läßt; und er kann, wenn er diese Prozesse
weiterverfolgt, zum Beispiel auch abnorme Prozesse, wie sie
sich aus einer Rückstauung der Galle, einer Rückergießung der Galle
ins Blut bei der sogenannten Gelbsucht ergeben, richtiger beurteilen
und behandeln. Doch das würde heute zu weit führen, wenn wir
solche Dinge auch noch ausführten.


So sehen wir, wie in der Tat die sieben Organe sich bis in das
Die ''Tunica mucosa'' ([[Schleimhaut]]) besteht aus einer lumenwärts gelegenen Schicht Oberflächen[[epithel]] und einer darunterliegenden [[Bindegewebe|Bindegewebsschicht]] mit [[Blutgefäß]]en, der ''Lamina propria''. Die Schleimhaut ist zu Falten aufgeworfen, die bei zunehmender Füllung geglättet werden. Die Aneinanderlagerung von Falten führt zu so genannten „Schleimhautbrücken“, die charakteristisch für das histologische Präparat einer Gallenblase sind. Gelegentlich vorkommende Krypten werden ''Rokitansky-Aschoff-Krypten'' genannt. Das Oberflächenepithel besteht aus so genannten Hauptzellen, ist einschichtig und zeichnet sich durch eine große Anzahl von [[Mikrovilli]] aus. Die Zellen sind durch [[Gap Junction|Nexus]], [[Desmosom]]en und Schlussleisten miteinander verbunden. Funktion der Hauptzellen ist der Entzug von Wasser zur Konzentrierung der Galle und die Produktion von Schleim zum Schutz des Organs vor Gallenbestandteilen. Bei einigen [[Säugetiere]]n ([[Fleischfresser]]n, [[Paarhufer]]n) besitzt die Schleimhaut im Bereich des Gallenblasenhalses muköse [[Drüse]]n, die [[Muzine]] synthetisieren.<ref name="RLR427">Renate Lüllmann-Rauch: ''Taschenlehrbuch Histologie''. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5, S. 427 f.</ref> Bei chronischen Entzündungen kann die Anzahl dieser Drüsen erhöht sein.
Wirken des Ätherleibes hinuntererstrecken und die Einwirkungen
des Ich von oben in sich aufgenommen haben. Wir haben also in der
Galle etwas, das sich unter dem Einfluß des Ich dem Nahrungsstrom
direkt entgegenstellt. Will die Galle auf den Nahrungsstrom wirken,
der im Verdauungsprozeß schon ein Lebendiges geworden ist, so
muß sie ihm auch als eine lebendige Substanz entgegentreten können.
Das geschieht dadurch, daß sie eben aus einem Organ heraus gebildet
wird, welches zu den sieben Gliedern des inneren Weltsystems
gehört, die das innere des Menschen beleben, so daß damit die Galle
als inneres Leben dem von außen kommenden begegnet." {{Lit|{{G|128|160f}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Die mittlere der drei Schichten, die dünne ''Tunica muscularis'', besteht aus [[Glatte Muskulatur|glatter Muskulatur]] in scherengitterartiger Anordnung und vereinzelten bindegewebigen Anteilen. Die Schicht ist für die Entleerung des Organs notwendig.<ref name="RLR427" />
"Die Leber schickt überall die Galle hinein, und die Galle breitet
sich im ganzen Körper aus. Und wenn sich die Galle zum Beispiel in die
Federn der Vögel oder in die Flügel der Kolibri hinein ausbreitet, da wird
sie zu den schönen Farben. Daher glitzern die Kolibris in der heißen Zone,
weil ihre Galle sehr schnell abgesondert wird und sehr schnell in die Federn
geht." {{Lit|{{G|351|61f}}}}
</div>


<gallery class="center" widths="400" heights="200" caption="Die hauptsächlichen Gallenfarbsoffe">
Die außen liegende ''Tunica serosa'' besteht, außer an der der Leber anliegenden Stelle, wo eine [[Tunica adventitia]] ausgebildet ist, aus dem Epithel des Peritoneums und darunter liegendem Bindegewebe. Diese Schicht führt neben [[Nervenfaser]]n auch Blutgefäße.
Bilirubin.svg|Strukturformel von Bilirubin
Biliverdin3.svg|Strukturformel von Biliverdin
</gallery>


== Galle und cholerisches Temperament ==
== Ontogenetische Entwicklung ==


<div style="margin-left:20px">
Die Gallenblase geht in der [[Ontogenese]], der Entwicklung des einzelnen Lebewesens, aus einem primitiven Darmrohr hervor, das sich in der vierten Entwicklungswoche aus dem [[Entoderm]], dem inneren Keimblatt des [[Embryoblast]]en, bildet. Der kranial (zum Schädel hin) gelegene Anteil dieses Rohres wird als ''Vorderdarm'' bezeichnet und ist unter anderem Ausgangspunkt für die Entwicklung von Leber und Gallenblase. Letztere geht aus dem ''Diverticulum cysticum'' hervor, einer Aussackung des Vorderdarms, die kranial der Anlage der [[Bauchspeicheldrüse]] und kaudal (schwanzwärts) der Leberanlage (''Diverticulum hepaticum'') liegt. Aus dem Diverticulum cysticum entwickelt sich sowohl die Gallenblase als auch der Ductus cysticus (Gallengang).<ref>Thomas W. Sadler: ''Medizinische Embryologie''. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9, S. 287.</ref>
"... im normalen Menschen ist es
notwendig, daß er die Gallenabsonderung hat, weil sich der Gallsaft
vermischen muß mit den Stoffen, die sich seinem Organismus durch
die Ernährung einverleiben. Von dem, was ganz in der Ordnung ist im
normalen Organismus, von dem tut der Zornmütige zuviel, er sondert
zuviel Galle ab. Und wenn er in diesem Zustande verbleibt, wird er
zuletzt die Gelbsucht bekommen, wie Sie wissen." {{Lit|{{G|303|107}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
Sowohl das Fehlen als auch die doppelte Anlage des Organs gehören zu einer Vielzahl seltener Fehlbildungen, die beim Menschen möglich sind. Auch die Ausbildung direkter Gänge von der Leber zur Gallenblase ist möglich.
"Wenn Sie keine Galle hätten, wären Sie
fürchterliche Phlegmatiker; die Hände, die Arme, den Kopf ließen Sie
hängen, und es wäre Ihnen zuwider, wenn Sie jemand ein Wort als Antwort
geben sollten und so weiter. Also Sie wären ganz latschete, phlegmatische
Leute, wenn Sie keine Galle hätten. Galle muß der Mensch haben; die
Galle muß aus der Leber kommen. Und wenn die Leber verhältnismäßig
klein ist, so wird eben der Mensch phlegmatisch; wenn die Leber verhältnismäßig
groß ist, so hat der Mensch viel Feuer in sich, denn die Galle
macht Feuer. Und sehen Sie, es kann auch in einem Menschen zuviel
Galle sein, er kann zuviel Galle erzeugen; dann hat er eigentlich die Lust,
wenn man nur ein bißchen was zu ihm sagt, einem ein paar herunterzuhauen.
Namentlich bei den jähzornigen Leuten fließt aus der Leber fleißig
Galle heraus; da fließt viel Galle in den Nahrungssaft und in das Blut über." {{Lit|{{G|351|54}}}}
</div>


== Galle und Nerven-Sinnessystem ==
== Physiologie ==
[[Datei:Mechanism of bile concentration de.svg|miniatur|250px|Schema des Wasserentzugs durch Hauptzellen der Galle]]
Die von der Leber produzierte Galle dient der [[Verdauung]] von [[Fette]]n im [[Darm]]. Über den Ductus choledochus wird die Galle über die ''[[Papilla duodeni major]]'' in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die [[Schließmuskel]]n (''M. sphincter ampullae'' und ''M. sphincter ductus choledochi'') im Bereich dieser Mündung können durch ihre Kontraktion das Abfließen der Galle verhindern, so dass diese sich in der über den ''Ductus cysticus'' zwischengeschalteten Gallenblase zurückstaut. Diese Speicherung erfolgt vor allem zwischen den Mahlzeiten (''interdigestiv'') und betrifft ungefähr die Hälfte der von der Leber [[Sekretion|sezernierten]] Galle. Das Organ fasst etwa 50&nbsp;ml Gallenflüssigkeit, deren Konzentration aber durch den aktiven Entzug von Wasser stark erhöht werden kann. Die Galle kann so auf bis zu zehn Prozent des ursprünglichen Volumens angereichert („eingedickt“) werden. Teilweise wird in diesem Zusammenhang die ursprüngliche „Lebergalle“ von der modifizierten „Blasengalle“ unterschieden. Letztere zeichnet sich vor allem durch eine erhöhte Konzentration von Gallensäuren, [[Lecithin]], Gallenfarbstoffen und [[Cholesterol]] aus. Die Eindickung erfolgt durch die Verschiebung von [[Natrium]]- und [[Chlor]]id-Ionen unter Verwendung eines Na<sup>+</sup>/H<sup>+</sup>- sowie eines Cl<sup>−</sup>/[[Bikarbonat|HCO<sub>3</sub><sup>−</sup>]]-[[Antiport]]-Transportsystems in der apikalen (luminalen) Membran der Hauptzelle. Diese Verschiebung ist elektroneutral, das heißt, es werden dabei netto keine Ladungen verschoben. Das in der Galle enthaltene Wasser folgt diesen resorbierten Ionen aufgrund deren [[Osmose|osmotischer Wirksamkeit]]. In der basolateralen Membran der Zelle befindet sich eine Na<sup>+</sup>/K<sup>+</sup>-[[ATPasen|ATPase]], welche die intrazelluläre Natrium-Konzentration konstant hält. Das resorbierte Wasser wird in den Blutgefäßen der Lamina propria abtransportiert.


[[Datei:Cichorium_Intybus.jpg|mini|[[Wikipedia:Gemeine Wegwarte|Gemeine Wegwarte]] (''Cichorium intybus'')]]
Bei Entspannung (''Relaxation'') der Schließmuskeln kommt es zum Ausströmen des Inhalts der Gallenblase; unterstützt wird diese Entleerung durch die Kontraktion der glatten Muskulatur der Gallenblasenwand. Die Kontraktion erfolgt unter dem Einfluss von [[Cholezystokinin]] (CCK), dessen Bildung im Zwölffingerdarm und oberen [[Jejunum]] (''Leerdarm'') unter anderem durch Fett im Nahrungsbrei angeregt wird, und der [[Parasympathikus|parasympathischen]] Wirkung des [[Nervus vagus]] über den [[Neurotransmitter]] [[Acetylcholin]].


<div style="margin-left:20px">
== Erkrankungen ==
"Nun sagte ich schon, in unserem Leibe, in jedem Organsystem,
[[Gallenstein]]e sind Ausfallprodukte aus der Gallenflüssigkeit. Bei etwa 12 % der deutschen Bevölkerung treten diese [[Konkrement]]e auf, werden aber nur bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen symptomatisch. Die Ursachen können zum Beispiel in einem Ungleichgewicht der Gallenbestandteile [[Gallensäure]] und [[Cholesterin]] liegen. Geht Gallensäure aufgrund unzureichender Resorption dem [[Enterohepatischer Kreislauf|enterohepatischen Kreislauf]] verstärkt verloren, wie zum Beispiel bei [[Morbus Crohn]], oder wird unzureichend gebildet, so nimmt der Cholesterinanteil relativ zu. Dies gilt auch für einen erhöhten Cholesterinspiegel ([[Hypercholesterinämie]]). An den Kristallisationskern lagern sich nachfolgend weitere Substanzen an, was zur ''Cholelithiasis'' (Gallensteinleiden) führen kann. Besonders wenn sehr junge Menschen stark betroffen sind, kann die Ursache auch in einer Aufbaustörung des roten Blutfarbstoffs ([[Erythropoetische Protoporphyrie|Porphyrie]]) liegen, dessen Vorläuferprodukte die Gallenkanalzellen schädigen.
leben [[Dreigliederung des menschlichen Organismus|drei Systeme]], aber es präponderiert immer eines, jedes ist wiederum
für den ganzen Menschen tätig; betrachten wir zum Beispiel
am menschlichen Organismus die Gallenfunktion im Zusammenhang
mit allen anderen Verdauungsorganen, so finden wir vor allen Dingen,
daß es neben allem übrigen Wirken der Galle außerordentlich wichtig
ist, daß die Galle funktioniert, richtig funktioniert gerade für die Gesundheit
des [[Nerven-Sinnessystem]]s. Denn wir können dann, wenn
wir Verdauungsstörungen auf Störungen der Gallenfunktion zurückführen,
immer auch auftreten sehen außerordentlich große Störungen
irgendwie in den Organen des Nerven-Sinnessystems.


Wenn wir den Gallenabsonderungsprozeß verfolgen, so wird er
Dieses Leiden kann aufgrund der Reizung der Organwand zu einer [[Cholezystitis]] führen, einer akuten oder chronischen Entzündung der Gallenblase, die in einer Ansammlung von [[Eiter]] im Hohlorgan resultieren kann ([[Gallenblasenempyem]]). Steinleiden gehen oftmals mit Schmerzen im Bauchraum, [[Kolik]]en und [[Ikterus|Gelbsucht]] einher. Therapiemöglichkeiten sind die Entfernung der Gallenblase ([[Cholezystektomie]]) oder die Entfernung mit oder ohne Zertrümmerung der Steine im Rahmen einer [[Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie|endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie]].
eigentlich erst interessant, wenn wir ihn im ganzen Zusammenhang
mit der menschlichen Konstitution als denjenigen Prozeß betrachten
können, der, vom Verdauungssystem ausgehend, das Nerven-Sinnessystem
versorgt.


Dieser Prozeß ist auf der einen Seite in den Gallenfunktionen des
Eine Stauungsgallenblase ([[Gallenblasenhydrops]]) entsteht durch die Verlegung der ableitenden Gallenwege durch Gallensteine, [[Stenose]]n oder Tumoren bei gleichzeitig anhaltender Produktion von [[Muzine]]n. Im Rahmen einer derartigen Stauungsgallenblase beziehungsweise einer chronischen Cholezystitis kann es zu einer sogenannten „Porzellangallenblase“ kommen, deren Wand durch Einlagerung von [[Calcium]] verkalkt und so verhärtet.
Menschen vorhanden, ganz abgesehen von den Substanzen, die dabei
spielen. Auf der anderen Seite wirkt er außer dem Menschen in fast
getreuer Imitation von der Wurzel von [[Wikipedia:Gemeine Wegwarte|Cichorium intybus]] gegen den
Stengel und gegen die Blüte hinauf, in der Radix von Cichorium intybus.
Wenn wir da sehen, wie verarbeitet werden gerade die Kieselsäure
und die alkalischen Salze, so finden wir darinnen eine genaue Imitation
desjenigen, was im menschlichen Organismus der Gallenabsonderungsprozeß
in seiner Wirkung gerade auf das Nerven-Sinnessystem
ist." {{Lit|{{G|316|46f}}}}
</div>


== Die Unwahrhaftigkeit der Lehrer und Erzieher wirkt auf die Gallentätigkeit des Kindes ==
Als [[Gallenblasenperforation]] beziehungsweise Gallenblasenruptur wird der Durchbruch der Gallenblasenwand bezeichnet. Dies kann sowohl die Folge einer Cholezystitis als auch einer mechanischen Belastung sein.


<div style="margin-left:20px">
Verschiedene als [[Leberegel]] bezeichnete [[Saugwürmer]] befallen das [[Gallengang]]ssystem und die Gallenblase.
"Ebenso wirkt ungeheuer stark für das kindliche Alter noch über
 
den Zahnwechsel hinaus die innere Unwahrhaftigkeit des Lehrenden
Durch chronische Entzündungen der Gallenblase kann es auch zu einer vernarbten [[Schrumpfgallenblase]] kommen.
und Erziehenden. Die innere Unwahrhaftigkeit kann auch darin bestehen,
 
daß man zum Beispiel ein unehrlicher Frömmling ist oder
Das [[Gallenblasenkarzinom]] ist eine [[Karzinom|bösartiges Geschwulst]], die neben der Gallenblase auch die abführenden Gallenwege betreffen kann. Sie wird durch Gallensteine begünstigt und geht aufgrund der verlegten Gallenwege meist mit einer Gelbsucht (Ikterus) einher. Die Gallenblase kann dabei vergrößert sein.
daß man sittliche Gebote aufstellt für das Kind, bei denen es einem
 
gar nicht einfällt, sich selber hinterher darnach zu benehmen. Da
Die Entfernung der Gallenblase etwa aufgrund eines Stein- oder Krebsleidens wird als [[Cholezystektomie]] bezeichnet und kann konventionell (Eröffnung des Bauches) oder, heute verbreiteter, [[Minimalinvasive Chirurgie|minimalinvasiv]] im Rahmen einer [[Laparoskopische Chirurgie|Bauchspiegelung]] durchgeführt werden. Aus diesem Eingriff erwachsen dem Patienten in der Regel nur dann Probleme, wenn die Ernährung übermäßig durch fetthaltige Speisen geprägt ist.
webt und lebt in unseren Worten und in dem, was wir vor dem Kinde
 
entwickeln, eine Unwahrheit. Von dem Erwachsenen können wir sagen:
Mittels einer [[Biliodigestive Anastomose|biliodigestiven Anastomose]] kann auch eine künstliche Verbindung zwischen der Gallenblase oder dem Gallengangsystem und Teilen des Darmtraktes hergestellt werden.
Er merkt das nicht. Das Kind aber nimmt das mit den Gesten
 
auf. Und diese innerliche Unehrlichkeit und Unwahrhaftigkeit, die
== Siehe auch ==
wirkt auf dem Umwege über das Nerven-Sinnessystem ungemein
* {{WikipediaDE|Gallenblase}}
stark auf die Organisierung des Verdauungsapparates des Kindes,
namentlich auf die Entwickelung der Galle. Und diese Gallenentwickelung
ist dann für das ganze Leben von einer ungeheueren Bedeutung." {{Lit|{{G|306|156}}}}
</div>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Gerhard Aumüller, Jürgen Engele, Joachim Kirsch, Siegfried Mense; Markus Voll und Karl Wesker (Illustrationen): ''Anatomie'', Lernprogramm zum Präpkurs online. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4.
* A. Benninghoff, D. Drenckhahn: ''Zellen- und Gewebelehre, Entwicklungslehre, Skelett- und Muskelsystem, Atemsystem, Verdauungssystem, Harn- und Genitalsystem.'' 16. Auflage. Urban und Fischer, München 2003, ISBN 3-437-42340-1 (Anatomie, Band 1).
* Renate Lüllmann-Rauch: ''Taschenlehrbuch Histologie''. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5.
* Thomas W. Sadler: ''Medizinische Embryologie''. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9.
* G. Skibbe: ''Gallenblase und Gallengänge.'' In: ''Chirurgie historisch gesehen: Anfang - Entwicklung - Differenzierung.'' Hrsg. von F. X. Sailer und F. W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gallbladder|Gallenblase}}
* [http://www.sonographiebilder.de/gallenblase.html Sonografie-Bilder der Gallenblase]
== Einzelnachweise ==
<references />


#Rudolf Steiner: ''Grundelemente der Esoterik'', [[GA 93a]] (1987), ISBN 3-7274-0935-5 {{Vorträge|093a}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4071544-9}}
#Rudolf Steiner: ''Eine okkulte Physiologie'', [[GA 128]] (1991), ISBN 3-7274-1281-X {{Vorträge|128}}
#Rudolf Steiner: ''Die gesunde Entwickelung des Menschenwesens. Eine Einführung in die anthroposophische Pädagogik und Didaktik.'', [[GA 303]] (1978), ISBN 3-7274-3031-1 {{Vorträge|303}}
#Rudolf Steiner: ''Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis. Die Erziehung des Kindes und jüngeren Menschen.'', [[GA 306]] (1989), ISBN 3-7274-3060-5 {{Vorträge|306}}
#Rudolf Steiner: ''Mensch und Welt. Das Wirken des Geistes in der Natur. Über das Wesen der Bienen'', [[GA 351]] (1999), ISBN 3-7274-3510-0 {{Vorträge|351}}


{{GA}}
[[Kategorie:Galle]]


[[Kategorie:Mensch]] [[Kategorie:Medizin]] [[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Organismus]] [[Kategorie:Organ]] [[Kategorie:Körperflüssigkeit]]
{{Wikipedia]]

Version vom 21. Dezember 2017, 02:00 Uhr

Die Gallenblase

Die Gallenblase (Vesica fellea beziehungsweise biliaris, lat. vesica ‚Blase‘ und fellis beziehungsweise bilis ‚Galle‘) ist ein Hohlorgan der Wirbeltiere, welches für die Speicherung und Eindickung der von der Leber produzierten Galle verantwortlich ist, die zur Verdauung von Fetten im Darm benötigt wird. Umgangssprachlich wird auch die Gallenblase selbst oft als „Galle“ bezeichnet.

Vorkommen

Eine Gallenblase ist bei den meisten Wirbeltieren ausgebildet, erstmals tritt sie als Merkmal bei der Evolution der Wirbeltiere auf.[1] Innerhalb der Wirbeltierklassen gibt es Taxa, bei denen keine Gallenblase ausgebildet ist. So findet sie sich beispielsweise bei Neunaugen nur in Jungtieren, in Adulten wird sie im Laufe der Ontogenese reduziert. Außerdem besitzt eine Reihe von Knorpelfischen keine Gallenblase. Von den Säugetieren haben Faultiere, Giraffen, Tapire, Pferde, Ratten und viele Hirsche keine Gallenblase. Innerhalb der Vögel fehlt sie bei den meisten Taubenvögeln und Papageien sowie dem Nandu und dem Afrikanischen Strauß, bei Perlhühnern ist sie nicht immer vorhanden.

Anatomischer Aufbau

Gallenwegssystem (grün) außerhalb der Leber
Gallenblase bei einer Laparoskopie

Die menschliche Gallenblase ist normalerweise 8 bis 12 cm lang und 4 bis 5 cm breit. Ihre Form wird oft als „birnenförmig“ beschrieben. Die Gallenblase liegt in der Gallenblasengrube (Fossa vesicae biliaris) der Unterseite der Leber zwischen deren Lobus quadratum (quadratischer Lappen) und Lobus dexter (rechter Lappen) an, kann aber auch vom Gewebe der Leber umschlossen sein. Nach kaudal steht das Organ in Beziehung zur Flexura coli dextra, der rechten Biegung des Dickdarms (Colon), was bei Entzündungen zu Verwachsungen zwischen den beiden Organen führen kann, oder auch zu Verbindungen zwischen den jeweiligen Hohlräumen (biliodigestive Fistel). Dorsal (rückenwärts) befindet sich die Gallenblase nach medial in unmittelbarer Nähe der Pars superior des Zwölffingerdarms (Duodenum).[2] Bei den Schlangen liegt die Gallenblase hinter der Leber und relativ weit von dieser entfernt.

Das Organ kann in einen Fundus vesicae biliaris (Gallenblasenboden), Corpus vesicae biliaris (Gallenblasenkörper) und Collum vesicae biliaris (Gallenblasenhals) gegliedert werden.[2] Der Hals der Gallenblase, wo das Organ in den Ductus cysticus (Gallenblasengang) übergeht, besitzt eine spiralförmige Schleimhautfalte (Plica spiralis, auch Heister-Klappe), die eine Verschlussfunktion vor allem bei der Erhöhung des intraabdominalen Drucks (z. B. beim Stuhlgang) wahrnimmt. Der Ductus cysticus vereint sich mit dem Ductus hepaticus communis zum Ductus choledochus, der im Ligamentum hepatoduodenale verläuft und in den Zwölffingerdarm mündet.[3]

Die gesamte Gallenblase ist, mit Ausnahme der Stellen, die der Leber anliegen, mit Bauchfell (Peritoneum) überzogen, das vom rechten Nervus phrenicus (Zwerchfellnerv) sensibel innerviert wird. Die Nervenfasern entstammen den Rückenmarksegmenten C3–C5. Von den Segmenten C3 und C4 entspringen auf dieser Seite auch die Fasern der Nervi supraclaviculares, welche Teile der rechten Schulter innervieren. Bei einer Reizung des Peritoneums der Gallenblase durch pathologische Prozesse, etwa einer Entzündung, kann es aufgrund dieses gemeinsamen Ursprungs zum Phänomen des „Übertragenen Schmerzes“ in der Schulter kommen. Daneben wird die Gallenblase vegetativ von Fasern des Plexus coeliacus innerviert.[4]

Die Arteria cystica (Blasenarterie), meist ein Gefäß aus dem rechten Ast der Arteria hepatica propria (Leberarterie), versorgt die Gallenblase mit Blut. Abführende Gefäße sind die Venae cysticae, die in die Pfortader (Vena portae) münden.[4]

Bei einer Varietät, die als „Phrygische Mütze“ bezeichnet wird, handelt es sich um eine Aussackung des Organs, deren Form jener Mütze ähnlich sein kann.

Bei den Tierarten ohne Gallenblase mündet der Leberausführungsgang direkt in das Duodenum.

Die Grünfärbung des Organs ist auf die Farbe der Galle zurückzuführen.

Feinbau

Wand der Gallenblase, Hämatoxylin-Eosin-gefärbt

Die etwa 0,4 cm dicke Wand des Hohlorgans ist histologisch dreischichtig gegliedert. Von innen (Lumen) nach außen unterscheidet man eine Tunica mucosa, bestehend aus Epithel und einer Lamina propria, eine Tunica muscularis und eine Tunica serosa.

Die Tunica mucosa (Schleimhaut) besteht aus einer lumenwärts gelegenen Schicht Oberflächenepithel und einer darunterliegenden Bindegewebsschicht mit Blutgefäßen, der Lamina propria. Die Schleimhaut ist zu Falten aufgeworfen, die bei zunehmender Füllung geglättet werden. Die Aneinanderlagerung von Falten führt zu so genannten „Schleimhautbrücken“, die charakteristisch für das histologische Präparat einer Gallenblase sind. Gelegentlich vorkommende Krypten werden Rokitansky-Aschoff-Krypten genannt. Das Oberflächenepithel besteht aus so genannten Hauptzellen, ist einschichtig und zeichnet sich durch eine große Anzahl von Mikrovilli aus. Die Zellen sind durch Nexus, Desmosomen und Schlussleisten miteinander verbunden. Funktion der Hauptzellen ist der Entzug von Wasser zur Konzentrierung der Galle und die Produktion von Schleim zum Schutz des Organs vor Gallenbestandteilen. Bei einigen Säugetieren (Fleischfressern, Paarhufern) besitzt die Schleimhaut im Bereich des Gallenblasenhalses muköse Drüsen, die Muzine synthetisieren.[5] Bei chronischen Entzündungen kann die Anzahl dieser Drüsen erhöht sein.

Die mittlere der drei Schichten, die dünne Tunica muscularis, besteht aus glatter Muskulatur in scherengitterartiger Anordnung und vereinzelten bindegewebigen Anteilen. Die Schicht ist für die Entleerung des Organs notwendig.[5]

Die außen liegende Tunica serosa besteht, außer an der der Leber anliegenden Stelle, wo eine Tunica adventitia ausgebildet ist, aus dem Epithel des Peritoneums und darunter liegendem Bindegewebe. Diese Schicht führt neben Nervenfasern auch Blutgefäße.

Ontogenetische Entwicklung

Die Gallenblase geht in der Ontogenese, der Entwicklung des einzelnen Lebewesens, aus einem primitiven Darmrohr hervor, das sich in der vierten Entwicklungswoche aus dem Entoderm, dem inneren Keimblatt des Embryoblasten, bildet. Der kranial (zum Schädel hin) gelegene Anteil dieses Rohres wird als Vorderdarm bezeichnet und ist unter anderem Ausgangspunkt für die Entwicklung von Leber und Gallenblase. Letztere geht aus dem Diverticulum cysticum hervor, einer Aussackung des Vorderdarms, die kranial der Anlage der Bauchspeicheldrüse und kaudal (schwanzwärts) der Leberanlage (Diverticulum hepaticum) liegt. Aus dem Diverticulum cysticum entwickelt sich sowohl die Gallenblase als auch der Ductus cysticus (Gallengang).[6]

Sowohl das Fehlen als auch die doppelte Anlage des Organs gehören zu einer Vielzahl seltener Fehlbildungen, die beim Menschen möglich sind. Auch die Ausbildung direkter Gänge von der Leber zur Gallenblase ist möglich.

Physiologie

Schema des Wasserentzugs durch Hauptzellen der Galle

Die von der Leber produzierte Galle dient der Verdauung von Fetten im Darm. Über den Ductus choledochus wird die Galle über die Papilla duodeni major in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die Schließmuskeln (M. sphincter ampullae und M. sphincter ductus choledochi) im Bereich dieser Mündung können durch ihre Kontraktion das Abfließen der Galle verhindern, so dass diese sich in der über den Ductus cysticus zwischengeschalteten Gallenblase zurückstaut. Diese Speicherung erfolgt vor allem zwischen den Mahlzeiten (interdigestiv) und betrifft ungefähr die Hälfte der von der Leber sezernierten Galle. Das Organ fasst etwa 50 ml Gallenflüssigkeit, deren Konzentration aber durch den aktiven Entzug von Wasser stark erhöht werden kann. Die Galle kann so auf bis zu zehn Prozent des ursprünglichen Volumens angereichert („eingedickt“) werden. Teilweise wird in diesem Zusammenhang die ursprüngliche „Lebergalle“ von der modifizierten „Blasengalle“ unterschieden. Letztere zeichnet sich vor allem durch eine erhöhte Konzentration von Gallensäuren, Lecithin, Gallenfarbstoffen und Cholesterol aus. Die Eindickung erfolgt durch die Verschiebung von Natrium- und Chlorid-Ionen unter Verwendung eines Na+/H+- sowie eines Cl/HCO3-Antiport-Transportsystems in der apikalen (luminalen) Membran der Hauptzelle. Diese Verschiebung ist elektroneutral, das heißt, es werden dabei netto keine Ladungen verschoben. Das in der Galle enthaltene Wasser folgt diesen resorbierten Ionen aufgrund deren osmotischer Wirksamkeit. In der basolateralen Membran der Zelle befindet sich eine Na+/K+-ATPase, welche die intrazelluläre Natrium-Konzentration konstant hält. Das resorbierte Wasser wird in den Blutgefäßen der Lamina propria abtransportiert.

Bei Entspannung (Relaxation) der Schließmuskeln kommt es zum Ausströmen des Inhalts der Gallenblase; unterstützt wird diese Entleerung durch die Kontraktion der glatten Muskulatur der Gallenblasenwand. Die Kontraktion erfolgt unter dem Einfluss von Cholezystokinin (CCK), dessen Bildung im Zwölffingerdarm und oberen Jejunum (Leerdarm) unter anderem durch Fett im Nahrungsbrei angeregt wird, und der parasympathischen Wirkung des Nervus vagus über den Neurotransmitter Acetylcholin.

Erkrankungen

Gallensteine sind Ausfallprodukte aus der Gallenflüssigkeit. Bei etwa 12 % der deutschen Bevölkerung treten diese Konkremente auf, werden aber nur bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen symptomatisch. Die Ursachen können zum Beispiel in einem Ungleichgewicht der Gallenbestandteile Gallensäure und Cholesterin liegen. Geht Gallensäure aufgrund unzureichender Resorption dem enterohepatischen Kreislauf verstärkt verloren, wie zum Beispiel bei Morbus Crohn, oder wird unzureichend gebildet, so nimmt der Cholesterinanteil relativ zu. Dies gilt auch für einen erhöhten Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie). An den Kristallisationskern lagern sich nachfolgend weitere Substanzen an, was zur Cholelithiasis (Gallensteinleiden) führen kann. Besonders wenn sehr junge Menschen stark betroffen sind, kann die Ursache auch in einer Aufbaustörung des roten Blutfarbstoffs (Porphyrie) liegen, dessen Vorläuferprodukte die Gallenkanalzellen schädigen.

Dieses Leiden kann aufgrund der Reizung der Organwand zu einer Cholezystitis führen, einer akuten oder chronischen Entzündung der Gallenblase, die in einer Ansammlung von Eiter im Hohlorgan resultieren kann (Gallenblasenempyem). Steinleiden gehen oftmals mit Schmerzen im Bauchraum, Koliken und Gelbsucht einher. Therapiemöglichkeiten sind die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) oder die Entfernung mit oder ohne Zertrümmerung der Steine im Rahmen einer endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie.

Eine Stauungsgallenblase (Gallenblasenhydrops) entsteht durch die Verlegung der ableitenden Gallenwege durch Gallensteine, Stenosen oder Tumoren bei gleichzeitig anhaltender Produktion von Muzinen. Im Rahmen einer derartigen Stauungsgallenblase beziehungsweise einer chronischen Cholezystitis kann es zu einer sogenannten „Porzellangallenblase“ kommen, deren Wand durch Einlagerung von Calcium verkalkt und so verhärtet.

Als Gallenblasenperforation beziehungsweise Gallenblasenruptur wird der Durchbruch der Gallenblasenwand bezeichnet. Dies kann sowohl die Folge einer Cholezystitis als auch einer mechanischen Belastung sein.

Verschiedene als Leberegel bezeichnete Saugwürmer befallen das Gallengangssystem und die Gallenblase.

Durch chronische Entzündungen der Gallenblase kann es auch zu einer vernarbten Schrumpfgallenblase kommen.

Das Gallenblasenkarzinom ist eine bösartiges Geschwulst, die neben der Gallenblase auch die abführenden Gallenwege betreffen kann. Sie wird durch Gallensteine begünstigt und geht aufgrund der verlegten Gallenwege meist mit einer Gelbsucht (Ikterus) einher. Die Gallenblase kann dabei vergrößert sein.

Die Entfernung der Gallenblase etwa aufgrund eines Stein- oder Krebsleidens wird als Cholezystektomie bezeichnet und kann konventionell (Eröffnung des Bauches) oder, heute verbreiteter, minimalinvasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung durchgeführt werden. Aus diesem Eingriff erwachsen dem Patienten in der Regel nur dann Probleme, wenn die Ernährung übermäßig durch fetthaltige Speisen geprägt ist.

Mittels einer biliodigestiven Anastomose kann auch eine künstliche Verbindung zwischen der Gallenblase oder dem Gallengangsystem und Teilen des Darmtraktes hergestellt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Aumüller, Jürgen Engele, Joachim Kirsch, Siegfried Mense; Markus Voll und Karl Wesker (Illustrationen): Anatomie, Lernprogramm zum Präpkurs online. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4.
  • A. Benninghoff, D. Drenckhahn: Zellen- und Gewebelehre, Entwicklungslehre, Skelett- und Muskelsystem, Atemsystem, Verdauungssystem, Harn- und Genitalsystem. 16. Auflage. Urban und Fischer, München 2003, ISBN 3-437-42340-1 (Anatomie, Band 1).
  • Renate Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5.
  • Thomas W. Sadler: Medizinische Embryologie. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9.
  • G. Skibbe: Gallenblase und Gallengänge. In: Chirurgie historisch gesehen: Anfang - Entwicklung - Differenzierung. Hrsg. von F. X. Sailer und F. W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88

Weblinks

Commons: Gallenblase - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. W. Westheide, R. Rieger: Wirbel- oder Schädeltiere. Spektrum, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0900-4 (Spezielle Zoologie, Teil 2).
  2. 2,0 2,1 Gerhard Aumüller et al: Anatomie. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 667.
  3. Gerhard Aumüller et al.: Anatomie. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 665.
  4. 4,0 4,1 Gerhard Aumüller et al.: Anatomie. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 668.
  5. 5,0 5,1 Renate Lüllmann-Rauch: Taschenlehrbuch Histologie. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5, S. 427 f.
  6. Thomas W. Sadler: Medizinische Embryologie. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9, S. 287.

{{Wikipedia]]