Gallenblase und Kategorie:Linguistischer Analytiker: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Gallenblase.png|miniatur|Die Gallenblase]]
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Die '''Gallenblase''' (''Vesica fellea'' beziehungsweise ''biliaris'', [[Latein|lat.]] ''vesica'' ‚Blase‘ und ''fellis'' beziehungsweise ''bilis'' ‚Galle‘) ist ein [[Hohlorgan]] der [[Wirbeltiere]], welches für die Speicherung und Eindickung der von der [[Leber]] produzierten [[Galle]] verantwortlich ist, die zur [[Verdauung]] von [[Fette]]n im [[Darm]] benötigt wird. Umgangssprachlich wird auch die Gallenblase selbst oft als „Galle“ bezeichnet.
[[Kategorie:Linguistische Analyse|!101]]
 
[[Kategorie:Linguist]]
== Vorkommen ==
Eine Gallenblase ist bei den meisten Wirbeltieren ausgebildet, erstmals tritt sie als Merkmal bei der Evolution der [[Wirbeltiere]] auf.<ref>W. Westheide, R. Rieger: ''Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, Heidelberg 2003, ISBN 3-8274-0900-4 (Spezielle Zoologie, Teil 2).</ref> Innerhalb der Wirbeltierklassen gibt es [[Taxon|Taxa]], bei denen keine Gallenblase ausgebildet ist. So findet sie sich beispielsweise bei [[Neunaugen]] nur in Jungtieren, in Adulten wird sie im Laufe der [[Ontogenese]] reduziert. Außerdem besitzt eine Reihe von [[Knorpelfische]]n keine Gallenblase. Von den [[Säugetiere]]n haben [[Faultiere]], [[Giraffe]]n, [[Tapire]], [[Pferde]], [[Ratten]] und viele [[Hirsche]] keine Gallenblase. Innerhalb der [[Vögel]] fehlt sie bei den meisten [[Taubenvögel]]n und [[Papageien]] sowie dem [[Nandu]] und dem [[Afrikanischer Strauß|Afrikanischen Strauß]], bei [[Perlhühner]]n ist sie nicht immer vorhanden.
 
== Anatomischer Aufbau ==
[[Datei:Bilebladder.png|miniatur|Gallenwegssystem (grün) außerhalb der Leber]]
[[Datei:Gallenblase.jpg|miniatur|Gallenblase bei einer [[Laparoskopische Chirurgie|Laparoskopie]]]]
Die menschliche Gallenblase ist normalerweise 8 bis 12&nbsp;cm lang und 4 bis 5&nbsp;cm breit. Ihre Form wird oft als „birnenförmig“ beschrieben. Die Gallenblase liegt in der Gallenblasengrube (''Fossa vesicae biliaris'') der Unterseite der Leber zwischen deren ''Lobus quadratum'' (quadratischer Lappen) und ''Lobus dexter'' (rechter Lappen) an, kann aber auch vom Gewebe der Leber umschlossen sein. Nach [[Lage- und Richtungsbezeichnungen|kaudal]] steht das Organ in Beziehung zur ''Flexura coli dextra'', der rechten Biegung des [[Dickdarm]]s (''Colon''), was bei [[Entzündung]]en zu Verwachsungen zwischen den beiden Organen führen kann, oder auch zu Verbindungen zwischen den jeweiligen Hohlräumen ([[biliodigestive Fistel]]). Dorsal (rückenwärts) befindet sich die Gallenblase nach medial in unmittelbarer Nähe der ''Pars superior'' des [[Duodenum|Zwölffingerdarms]] (''Duodenum'').<ref name="DRA667">Gerhard Aumüller et al: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 667.</ref> Bei den [[Schlangen]] liegt die Gallenblase hinter der Leber und relativ weit von dieser entfernt.
 
Das Organ kann in einen ''Fundus vesicae biliaris'' (Gallenblasenboden), ''Corpus vesicae biliaris'' (Gallenblasenkörper) und ''Collum vesicae biliaris'' (Gallenblasenhals) gegliedert werden.<ref name="DRA667" /> Der Hals der Gallenblase, wo das Organ in den ''Ductus cysticus'' (Gallenblasengang) übergeht, besitzt eine spiralförmige [[Schleimhaut]]falte (''Plica spiralis'', auch ''Heister-Klappe''), die eine Verschlussfunktion vor allem bei der Erhöhung des [[Abdomen|intraabdominalen]] Drucks (z.&nbsp;B. beim [[Stuhlgang]]) wahrnimmt. Der Ductus cysticus vereint sich mit dem [[Ductus hepaticus communis]] zum [[Ductus choledochus]], der im [[Omentum minus|Ligamentum hepatoduodenale]] verläuft und in den Zwölffingerdarm mündet.<ref>Gerhard Aumüller et al.: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 665.</ref>
 
Die gesamte Gallenblase ist, mit Ausnahme der Stellen, die der Leber anliegen, mit [[Peritoneum|Bauchfell]] (''Peritoneum'') überzogen, das vom rechten [[Nervus phrenicus]] (Zwerchfellnerv) sensibel innerviert wird. Die Nervenfasern entstammen den [[Rückenmark]]segmenten C3–C5. Von den Segmenten C3 und C4 entspringen auf dieser Seite auch die Fasern der ''Nervi supraclaviculares'', welche Teile der rechten Schulter innervieren. Bei einer Reizung des Peritoneums der Gallenblase durch pathologische Prozesse, etwa einer Entzündung, kann es aufgrund dieses gemeinsamen Ursprungs zum Phänomen des „[[Dermatom (Anatomie)#Übertragener Schmerz|Übertragenen Schmerzes]]“ in der Schulter kommen. Daneben wird die Gallenblase [[Vegetatives Nervensystem|vegetativ]] von Fasern des [[Ganglion coeliacum|Plexus coeliacus]] innerviert.<ref name="DRA668">Gerhard Aumüller et al.: ''Anatomie''. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4, S. 668.</ref>
[[Datei:3DPrinted biliary system 20151201.jpg|mini]]
Die [[Arteria cystica]] (Blasenarterie), meist ein Gefäß aus dem rechten Ast der [[Arteria hepatica propria]] (''Leberarterie''), versorgt die Gallenblase mit [[Blut]]. Abführende Gefäße sind die Venae cysticae, die in die [[Pfortader]] (''Vena portae'') münden.<ref name="DRA668" />
 
Bei einer Varietät, die als „[[Phrygische Mütze]]“ bezeichnet wird, handelt es sich um eine Aussackung des Organs, deren Form jener Mütze ähnlich sein kann.
 
Bei den Tierarten ohne Gallenblase mündet der Leberausführungsgang direkt in das Duodenum.
 
Die Grünfärbung des Organs ist auf die Farbe der Galle zurückzuführen.
 
== Feinbau ==
[[Datei:Gallenblase - Schnitt.jpg|miniatur|Wand der Gallenblase, [[Hämatoxylin-Eosin-Färbung|Hämatoxylin-Eosin-gefärbt]]]]
Die etwa 0,4&nbsp;cm dicke Wand des Hohlorgans ist [[Histologie|histologisch]] dreischichtig gegliedert. Von innen (Lumen) nach außen unterscheidet man eine [[Tunica mucosa]], bestehend aus [[Epithel]] und einer [[Lamina propria]], eine [[Tunica muscularis]] und eine [[Tunica serosa]].
 
Die ''Tunica mucosa'' ([[Schleimhaut]]) besteht aus einer lumenwärts gelegenen Schicht Oberflächen[[epithel]] und einer darunterliegenden [[Bindegewebe|Bindegewebsschicht]] mit [[Blutgefäß]]en, der ''Lamina propria''. Die Schleimhaut ist zu Falten aufgeworfen, die bei zunehmender Füllung geglättet werden. Die Aneinanderlagerung von Falten führt zu so genannten „Schleimhautbrücken“, die charakteristisch für das histologische Präparat einer Gallenblase sind. Gelegentlich vorkommende Krypten werden ''Rokitansky-Aschoff-Krypten'' genannt. Das Oberflächenepithel besteht aus so genannten Hauptzellen, ist einschichtig und zeichnet sich durch eine große Anzahl von [[Mikrovilli]] aus. Die Zellen sind durch [[Gap Junction|Nexus]], [[Desmosom]]en und Schlussleisten miteinander verbunden. Funktion der Hauptzellen ist der Entzug von Wasser zur Konzentrierung der Galle und die Produktion von Schleim zum Schutz des Organs vor Gallenbestandteilen. Bei einigen [[Säugetiere]]n ([[Fleischfresser]]n, [[Paarhufer]]n) besitzt die Schleimhaut im Bereich des Gallenblasenhalses muköse [[Drüse]]n, die [[Muzine]] synthetisieren.<ref name="RLR427">Renate Lüllmann-Rauch: ''Taschenlehrbuch Histologie''. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5, S. 427 f.</ref> Bei chronischen Entzündungen kann die Anzahl dieser Drüsen erhöht sein.
 
Die mittlere der drei Schichten, die dünne ''Tunica muscularis'', besteht aus [[Glatte Muskulatur|glatter Muskulatur]] in scherengitterartiger Anordnung und vereinzelten bindegewebigen Anteilen. Die Schicht ist für die Entleerung des Organs notwendig.<ref name="RLR427" />
 
Die außen liegende ''Tunica serosa'' besteht, außer an der der Leber anliegenden Stelle, wo eine [[Tunica adventitia]] ausgebildet ist, aus dem Epithel des Peritoneums und darunter liegendem Bindegewebe. Diese Schicht führt neben [[Nervenfaser]]n auch Blutgefäße.
 
== Ontogenetische Entwicklung ==
 
Die Gallenblase geht in der [[Ontogenese]], der Entwicklung des einzelnen Lebewesens, aus einem primitiven Darmrohr hervor, das sich in der vierten Entwicklungswoche aus dem [[Entoderm]], dem inneren Keimblatt des [[Embryoblast]]en, bildet. Der kranial (zum Schädel hin) gelegene Anteil dieses Rohres wird als ''Vorderdarm'' bezeichnet und ist unter anderem Ausgangspunkt für die Entwicklung von Leber und Gallenblase. Letztere geht aus dem ''Diverticulum cysticum'' hervor, einer Aussackung des Vorderdarms, die kranial der Anlage der [[Bauchspeicheldrüse]] und kaudal (schwanzwärts) der Leberanlage (''Diverticulum hepaticum'') liegt. Aus dem Diverticulum cysticum entwickelt sich sowohl die Gallenblase als auch der Ductus cysticus (Gallengang).<ref>Thomas W. Sadler: ''Medizinische Embryologie''. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9, S. 287.</ref>
 
Sowohl das Fehlen als auch die doppelte Anlage des Organs gehören zu einer Vielzahl seltener Fehlbildungen, die beim Menschen möglich sind. Auch die Ausbildung direkter Gänge von der Leber zur Gallenblase ist möglich.
 
== Physiologie ==
[[Datei:Mechanism of bile concentration de.svg|miniatur|250px|Schema des Wasserentzugs durch Hauptzellen der Galle]]
Die von der Leber produzierte Galle dient der [[Verdauung]] von [[Fette]]n im [[Darm]]. Über den Ductus choledochus wird die Galle über die ''[[Papilla duodeni major]]'' in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die [[Schließmuskel]]n (''M. sphincter ampullae'' und ''M. sphincter ductus choledochi'') im Bereich dieser Mündung können durch ihre Kontraktion das Abfließen der Galle verhindern, so dass diese sich in der über den ''Ductus cysticus'' zwischengeschalteten Gallenblase zurückstaut. Diese Speicherung erfolgt vor allem zwischen den Mahlzeiten (''interdigestiv'') und betrifft ungefähr die Hälfte der von der Leber [[Sekretion|sezernierten]] Galle. Das Organ fasst etwa 50&nbsp;ml Gallenflüssigkeit, deren Konzentration aber durch den aktiven Entzug von Wasser stark erhöht werden kann. Die Galle kann so auf bis zu zehn Prozent des ursprünglichen Volumens angereichert („eingedickt“) werden. Teilweise wird in diesem Zusammenhang die ursprüngliche „Lebergalle“ von der modifizierten „Blasengalle“ unterschieden. Letztere zeichnet sich vor allem durch eine erhöhte Konzentration von Gallensäuren, [[Lecithin]], Gallenfarbstoffen und [[Cholesterol]] aus. Die Eindickung erfolgt durch die Verschiebung von [[Natrium]]- und [[Chlor]]id-Ionen unter Verwendung eines Na<sup>+</sup>/H<sup>+</sup>- sowie eines Cl<sup>−</sup>/[[Bikarbonat|HCO<sub>3</sub><sup>−</sup>]]-[[Antiport]]-Transportsystems in der apikalen (luminalen) Membran der Hauptzelle. Diese Verschiebung ist elektroneutral, das heißt, es werden dabei netto keine Ladungen verschoben. Das in der Galle enthaltene Wasser folgt diesen resorbierten Ionen aufgrund deren [[Osmose|osmotischer Wirksamkeit]]. In der basolateralen Membran der Zelle befindet sich eine Na<sup>+</sup>/K<sup>+</sup>-[[ATPasen|ATPase]], welche die intrazelluläre Natrium-Konzentration konstant hält. Das resorbierte Wasser wird in den Blutgefäßen der Lamina propria abtransportiert.
 
Bei Entspannung (''Relaxation'') der Schließmuskeln kommt es zum Ausströmen des Inhalts der Gallenblase; unterstützt wird diese Entleerung durch die Kontraktion der glatten Muskulatur der Gallenblasenwand. Die Kontraktion erfolgt unter dem Einfluss von [[Cholezystokinin]] (CCK), dessen Bildung im Zwölffingerdarm und oberen [[Jejunum]] (''Leerdarm'') unter anderem durch Fett im Nahrungsbrei angeregt wird, und der [[Parasympathikus|parasympathischen]] Wirkung des [[Nervus vagus]] über den [[Neurotransmitter]] [[Acetylcholin]].
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Gallenblase}}
 
== Literatur ==
* Gerhard Aumüller, Jürgen Engele, Joachim Kirsch, Siegfried Mense; Markus Voll und Karl Wesker (Illustrationen): ''Anatomie'', Lernprogramm zum Präpkurs online. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-13-136043-4.
* A. Benninghoff, D. Drenckhahn: ''Zellen- und Gewebelehre, Entwicklungslehre, Skelett- und Muskelsystem, Atemsystem, Verdauungssystem, Harn- und Genitalsystem.'' 16. Auflage. Urban und Fischer, München 2003, ISBN 3-437-42340-1 (Anatomie, Band 1).
* Renate Lüllmann-Rauch: ''Taschenlehrbuch Histologie''. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-13-129244-5.
* Thomas W. Sadler: ''Medizinische Embryologie''. Aus dem Englischen von Ulrich Drews. 11. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-13-446611-9.
* G. Skibbe: ''Gallenblase und Gallengänge.'' In: ''Chirurgie historisch gesehen: Anfang - Entwicklung - Differenzierung.'' Hrsg. von F. X. Sailer und F. W. Gierhake, Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 72–88
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gallbladder|Gallenblase}}
* [http://www.sonographiebilder.de/gallenblase.html Sonografie-Bilder der Gallenblase]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4071544-9}}
 
[[Kategorie:Organe]]
[[Kategorie:Die sieben Organe|106]]
[[Kategorie:Galle]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 10. März 2020, 20:20 Uhr