Franciscus Mercurius van Helmont und Kategorie:Linguistischer Analytiker: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Jan Baptist van Helmont and his son.jpg|miniatur|Darstellung von Franciscus Mercurius van Helmont rechts hinter seinem Vater]]
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'''Franciscus Mercurius van Helmont''' (* vor [[20. Oktober]] [[1614]] (Taufdatum) in [[w:Vilvoorde|Vilvoorde]], [[w:Provinz Flämisch-Brabant|Flämisch-Brabant]]; † [[1699]] in [[w:Cölln|Cölln]] bei Berlin) war ein [[w:Flamen|flämischer]] [[Universalgelehrter]], Schriftsteller und Diplomat und der Sohn von [[Johan Baptista van Helmont]].
[[Kategorie:Linguistische Analyse|!101]]
 
[[Kategorie:Linguist]]
== Leben und Werk ==
Helmont veröffentlichte 1648 unter dem Titel ''Ortus Medicinae'' (hrsg. in Amsterdam) die Werke seines Vaters, der, ausgehend von der [[Alchimie]], ein Wegbereiter der wissenschaftlichen [[Chemie]] war.
Nach dem Tod seines Vaters 1644 verzichtete Helmont auf sein Erbe und begann ein Leben, das er selbst mit ''Eremita peregrinans'' (der wandernde Eremit) bezeichnete<ref>Im Vorwort zu seiner Publikation ''Ortus Medicinae''</ref>.
 
Außer mit [[Hermetik|hermetischen]], alchemischen und medizinischen Arbeiten beschäftigte er sich vor allem mit [[Theosophie]] sowie der [[Kabbala]] und arbeitete mit [[Henry More]], einem Vertreter der [[Cambridger Platoniker]], zusammen. Gemeinsam bearbeiteten sie die Übersetzungen kabbalistischer Texte von [[Christian Knorr von Rosenroth]].<ref>[[w:Richard Popkin|Richard Popkin]] (editor), ''The Pimlico History of Western Philosophy'' (1999), S. 363.</ref>
 
Franciscus van Helmont unterhielt in den Niederlanden wichtige Kontakte, wo er mit [[w:Adam Boreel|Adam Boreel]] (1603–1667) und [[w:Petrus Serrarius|Petrus Serrarius]] (1600–1669)<ref>[[w:Jonathan Israel|Jonathan Israel]], ''The Dutch Republic'' (1995), S. 589.</ref> bekannt war. Später pflegte er den Kontakt mit der 'Laterne', einem Kreis um den Kaufmann [[w:Benjamin Furly|Benjamin Furly]] aus Rotterdam, der [[John Locke]] einschloss.<ref>John Marshall, ''John Locke, Toleration and Early Enlightenment Culture: Religious Intolerance and Arguments for Religious Toleration in Early Modern and 'early Enlightenment' Europe'' (2006), S. 494.</ref>
 
Er beeinflusste [[w:Franciscus van den Enden|Franciscus van den Enden]] (* um 1602; † 1674) und den spanischen Mediziner [[w:Juan de Cabriada|Juan de Cabriada]] (1665–1714).<ref>Jonathan Israel, ''The Radical Enlightenment'' (2001), p. 170 and p. 530.</ref> In Amsterdam arbeitete er um 1690 an einer Theorie, die die Arbeit von [[w:Johann Konrad Ammann|Johann Konrad Ammann]] mit Gehörlosen untermauerte.<ref>[[w:Jonathan Rée|Jonathan Rée]], ''I See a Voice'' (1999), S. 62.</ref>
 
Van Helmont verbrachte viel Zeit in Deutschland und England. Von 1644 an, als sein Vater starb, bis 1656, als er vom deutschen Kaiser in den Adelsstand erhoben wurde, war er ständig für deutsche Fürsten und ihre Familien diplomatisch aktiv.<ref>Allison Coudert, ''The Impact of the Kabbalah in the Seventeenth Century: The Life and Thought of Francis Mercury Van Helmont (1614-1698)'' (1999), S. 34.</ref> Von 1648 bis zu seinem Tod war er beständig zwischen England, den Niederlanden, Hannover, Berlin, Heidelberg, [[w:Sulzbach-Rosenberg|Sulzbach]], Wien, der Schweiz und Italien unterwegs. Seine intellektuellen Fähigkeiten, seine diplomatische Gewandtheit und sein Ruf als Mediziner öffneten ihm den Zugang zu den Fürstenhöfen Europas.
 
1661 wurde er in [[w:Kitzingen|Kitzingen]] von Soldaten des Herzogs [[w:Philipp Wilhelm (Pfalz)|Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg]] festgenommen. Er wurde nach Rom gebracht und dort von der [[Inquisition]] vernommen und sogar gefoltert. Erst nach achtzehn Monaten kam er frei.<ref>James Hardin, ''Translation and Translation Theory in Seventeenth-century Germany'' (1992), note S. 77–8.</ref>
1667 veröffentlichte er eine Abhandlung in lateinischer Sprache ''Alphabeti veri naturalis hebraici brevissima delineatio'' (deutsch ''Kurtzer Entwurff des eigentlichen Natur-Alphabets der Heiligen Sprache'') über die "[[adamitische Sprache]]", die er mit dem [[Hebräische Sprache|Hebräisch]]en gleichsetzte.<ref>Grace B. Sherrer, ''Francis Mercury van Helmont: A Neglected Seventeenth-Century Contribution to the Science of Language'', The Review of English Studies, Vol. 14, No. 56 (Oct., 1938), S. 420–427.</ref> Er argumentierte, dass das hebräische Alphabet, vergleichbar mit musikalischen Noten, implizit Ausspracheleitlinien gibt.<ref>Jonathan Rée, ''I See a Voice'' (1999), S. 76.</ref>
 
Durch van Helmonts Vermittlung wurde [[Christian Knorr von Rosenroth]] 1668 [[w:Hofrat|Hof- und Kanzleirat]] von [[w:Christian August (Pfalz-Sulzbach)|Herzog Christian August]] an dessen Hof in  [[w:Sulzbach-Rosenberg|Sulzbach]]. Helmont war zudem ein Freund von [[Gottfried Wilhelm Leibniz|Leibniz]], der später auch seinen Nachruf schrieb. 1671 machte er Leibniz und Knorr von Rosenroth miteinander  bekannt.<ref>Allison Coudert, ''Leibniz and the Kabbalah'' (1995), S. 6.</ref> An der durch Christian Knorr von Rosenroth 1683 in Sulzbach veröffentlichten Schrift ''Aufgang der Artzney-Kunst'', eine deutsche Übersetzung des ''Ortus Medicinae'', arbeitete van Helmont mit.
 
1670 reiste er nach England, wo er König [[w:Karl II. (England)|Karl II.]] traf.<ref>http://www.themasonictrowel.com/Articles/apendent_bodies/scottiest/the_true_history_scottish_esoteric_masonry.htm#58</ref><ref>Marsha Keith Schuchard, ''Restoring the Temple of Vision: Cabalistic Freemasonry and Stuart Culture'' (2002), S. 677.</ref> Er war in diplomatischer Mission für [[w:Elisabeth von der Pfalz (1618–1680)|Elisabeth von der Pfalz]] tätig. Dabei traf er auch [[Robert Boyle]], einen führenden Chemiker in der Tradition seines Vaters.<ref name = Pyle>[[w:Andrew Pyle (philosopher)|Andrew Pyle]] (editor), ''Dictionary of Seventeenth-Century British Philosophers'' (2000), article ''Van Helmont, Franciscus Mercurius'', S. 840–843.</ref>
 
Über seine Arbeit als Arzt von [[w:Anne Conway|Anne Conway]] begann er 1675, an Treffen der [[w:Quäker|Quäker]] teilzunehmen.<ref> {{Webarchiv|text=Archivlink |url=http://oregonstate.edu/instruct/phl302/philosophers/conway.html |wayback=20110720024333}}</ref> Er führte sie im Gegenzug in die Kabbala ein.<ref>http://www.seop.leeds.ac.uk/entries/conway/</ref> Von 1671 bis zu ihrem Tod 1679 lebte er bei ihr auf Ragley Hall.<ref>Daniel Garber (editor), ''The Cambridge History of Seventeenth-century Philosophy'' (2003), S. 1416.</ref> Zwanzig Jahre später war er Gegenstand der "Keithian Controversy", einer Kontroverse innerhalb des Quäkertums, bei der van Helmont die von [[w:George Keith (Quäker)|George Keith]] vertretene Seite einnahm, die sich schließlich abspaltete.<ref>Allison Coudert, ''The Impact of the Kabbalah in the Seventeenth Century: The Life and Thought of Francis Mercury Van Helmont (1614-1698)'' (1999), S. 241.</ref>
 
In der Schrift ''A Cabbalistical Dialogue'' (1677 in Latein publiziert, 1682 auf Englisch) verteidigte er die kabbalistische [[Metaphysik]]. Sie steht bei ihm in enger Beziehung zur ''Kabbala Denudata'' von Knorr von Rosenroth und stellt Materie und Geist in ein Kontinuum, indem er Materie als eine "Koalition" aus [[Monade (Philosophie)|Monaden]] beschreibt.<ref>Allison Coudert, ''Forgotten Ways of Knowing'', S. 87–88, in Donald R. Kelley, Richard Henry Popkin, ''The Shapes of Knowledge from the Renaissance to the Enlightenment: From the Renaissance to the Enlightenment'' (1991).</ref><ref>B. J. Gibbons, ''Spirituality and the Occult from the Renaissance'' (2001), S. 22.</ref> Es gibt verschiedene Aspekte der Entwicklung des Monadenbegriffes, die Conway und van Helmont mit Leibniz teilten. Im gleichen Zeitraum beanspruchte seine Schrift ''Adumbratio Kabbalae Christianae'', die häufig der ''Kabbala Denudata'' als anonymer Essay beigefügt war, ein Traktat zur Bekehrung der Juden zum Christentum zu sein. Gleichzeitig diente sie als eine Einführung in die [[christliche Kabbala]] und der Identifikation von Jesus Christus mit [[Adam Qadmon]] im Sinne der [[Isaak Luria|lurianischen]] Kabbala.<ref>Sheila A. Spector, ''Wonders Divine: The Development of Blake's Kabbalistic Myth'' (2002), S. 32.</ref>
 
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Deutschland und setzte seine enge Zusammenarbeit mit Leibniz fort. Es gibt Spekulationen, wonach das letzte Buch, das unter Helmonts Namen erschien, die ''Premeditate and Considerate Thoughts'' über die ersten Kapitel des Buches [[w:1. Buch Mose|Genesis]], tatsächlich von Leibniz stammt.<ref>Glenn Alexander Magee, ''Hegel and the Hermetic Tradition'' (2001), S. 185.</ref>
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Franciscus Mercurius van Helmont}}
 
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|119079607}}
* {{VD17|004313798}}
* {{HAB|Franciscus+Mercurius+van+Helmont}}
*[http://compossivel.wordpress.com/2007/12/25/franciscus-mercurius-van-helmont/ Biografie auf der Website Compossível (auf englisch)]
*[http://www.digital-brilliance.com/contributed/Karr/VanHelmont/index.php "Selected Writings of Franciscus Mercurius van Helmont - transcribed, edited, and introduced by Don Karr" (auf englisch)]
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=119079607|LCCN=n/84/806454|VIAF=46244}}
 
{{SORTIERUNG:Helmont, Franciscus Mercurius}}
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Kabbala]]
[[Kategorie:Universalgelehrter]]
[[Kategorie:Geboren 1614]]
[[Kategorie:Gestorben 1699]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 10. März 2020, 20:20 Uhr