Friedrich Glasl: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Friedrich Glasl''' (* [[23. Mai]] [[1941]] in [[Wien]]) ist ein [[österreich]]ischer [[Ökonom]], [[Organisationsberatung|Organisationsberater]] und [[Konfliktforschung|Konfliktforscher]]. Er lebt derzeit in [[Salzburg]] und ist unter anderem an der von ihm mitbegründeten ''Trigon-Entwicklungsberatung'' tätig.
'''Friedrich Glasl''' (* 23. Mai 1941 in Wien) ist ein österreichischer [[Ökonom]], [[wikipedia:Organisationsberatung|Organisationsberater]] und [[wikipedia:Konfliktforschung|Konfliktforscher]]. Er lebt derzeit in [[wikipedia:Salzburg|Salzburg]] und ist unter anderem an der von ihm mitbegründeten ''Trigon-Entwicklungsberatung'' tätig.


== Leben ==
== Leben ==
Glasl erlernte zunächst den Beruf des [[Schriftsetzer]]s und studierte im Weiteren an der [[Universität Wien]] [[politische Wissenschaften]] sowie die Nebenfächer [[Psychologie]] und [[Philosophie]]. 1967 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er mit einer [[Dissertation]] zur internationalen Konfliktverhütung zum Dr. rer. pol., 1983 [[Habilitation|habilitierte]] er mit Schwerpunkt [[Organisationsentwicklung]] und [[Konfliktforschung]] am Fachbereich [[Wirtschaftswissenschaft]]en der [[Bergische Universität Wuppertal|Bergischen Universität Wuppertal]].  
Glasl erlernte zunächst den Beruf des [[wikipedia:Schriftsetzer|Schriftsetzer]]s und studierte im Weiteren an der Universität Wien [[wikipedia:politische Wisschenschaften|politische Wissenschaften]] sowie die Nebenfächer [[Psychologie]] und [[Philosophie]]. 1967 promovierte er mit einer Dissertation zur internationalen Konfliktverhütung zum Dr. rer. pol., 1983 habilitierte er mit Schwerpunkt [[Organisationsentwicklung]] und [[wikipedia:Konfliktforschung|Konfliktforschung]] am Fachbereich [[Wirtschaftswissenschaft]]en der Bergischen Universität Wuppertal.  


Beruflich war Glasl für den [[Service Civil International]] im Rahmen der [[Unesco]], im Amt für [[Statistik]] der Stadtverwaltung [[Linz]], in [[Druckerei]]en und [[Verlag]]en sowie als [[Regieassistent]] eines [[Kellertheater]]s tätig.   
Beruflich war Glasl für den [[wikipedia:Service Civil International|Service Civil International]] im Rahmen der [[wikipedia:Unesco|Unesco]], im Amt für Statistik der Stadtverwaltung [[wikipedia:Linz|Linz]], in Druckereien und Verlagen sowie als [[wikipedia:Regieassistent|Regieassistent]] eines [[wikipedia:Kellertheater|Kellertheater]]s tätig.   


1966 emigrierte Glasl in die [[Niederlande]], wo er von 1967 bis 1985 am von [[Bernard Lievegoed]] gegründeten ''Institut für Organisationsentwicklung'' (NPI) in der [[Unternehmensberater|Unternehmensberatung]], [[Forschung]] und Lehre tätig war. Glasl und Lievegoed waren in ihrem Denken und Handeln von der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner]]s sowie von [[Systemtheorie|systemischen Deutungs- und Steuerungsmodellen]] beeinflusst. Es war zunächst Lievegoed, der ein systemisch-evolutionäres Geschehen dynamischer Organisationsentwicklung in drei Phasen darstellte und veröffentlichte, Glasl erweiterte dieses Modell dann später um eine vierte Phase (1. Pionierphase → 2. Differenzierungsphase → 3. Integrationsphase → 4. Assoziationsphase). Die Phasen werden von Glasl und Lievegoed unter anderem anhand des Wandels von 7 Wesenselementen charakterisiert, die so wiederum eine [[Diagnose]] der aktuellen [[Prozess]]e und vorherrschenden Subsysteme innerhalb einer Organisation ermöglichen (soziales Subsystem; technisch-instrumentelles Subsystem; kulturelles Subsystem). Als Wesenselemente werden von Glasl und Lievegoed 1. Identität, 2. Policy, Leitsätze, Programme, 3. Struktur (Aufbauorganisation), 4. Menschen, 5. Einzelfunktionen, 6. Ablauforganisation und 7. Physische Mittel benannt.
1966 emigrierte Glasl in die Niederlande, wo er von 1967 bis 1985 am von [[Bernard Lievegoed]] gegründeten ''Institut für Organisationsentwicklung'' ([[NPI]]) in der [[wikipedia:Unternehmensberater|Unternehmensberatung]], [[Forschung]] und Lehre tätig war. Glasl und Lievegoed waren in ihrem Denken und Handeln von der [[Anthroposophie]] [[Rudolf Steiner|Rudolf Steiners]] sowie von [[Systemtheorie|systemischen Deutungs- und Steuerungsmodellen]] beeinflusst. Es war zunächst Lievegoed, der ein systemisch-evolutionäres Geschehen dynamischer Organisationsentwicklung in drei Phasen darstellte und veröffentlichte, Glasl erweiterte dieses Modell dann später um eine vierte Phase (1. Pionierphase → 2. Differenzierungsphase → 3. Integrationsphase → 4. Assoziationsphase). Die Phasen werden von Glasl und Lievegoed unter anderem anhand des Wandels von 7 Wesenselementen charakterisiert, die so wiederum eine Diagnose der aktuellen Prozesse und vorherrschenden Subsysteme innerhalb einer Organisation ermöglichen (soziales Subsystem; technisch-instrumentelles Subsystem; kulturelles Subsystem). Als Wesenselemente werden von Glasl und Lievegoed 1. Identität, 2. Policy, Leitsätze, Programme, 3. Struktur (Aufbauorganisation), 4. Menschen, 5. Einzelfunktionen, 6. Ablauforganisation und 7. Physische Mittel benannt.


1985 kehrte Glasl aus den Niederlanden nach Österreich zurück. Dort wurde er in Salzburg Mitbegründer der «Trigon-Entwicklungsberatung» und an der [[Universität Klagenfurt]] Dozent für angewandte [[Betriebswirtschaftslehre]] sowie 1993 Dozent für Organisationsentwicklung und [[Konfliktmanagement]] an der [[Universität Salzburg]]. Als [[Gastprofessor]] war Glasl an der staatlichen Universität Tbilissi (Georgien) sowie in der [[Schweiz]], in [[Südafrika]], in [[Russland]], in [[Finnland]] und in [[Brasilien]] tätig.
1980 legte Glasl sein '''Phasenmodell der Eskalation''' vor, das der Analyse von [[Konflikt]]en dient, aus der sich Vorschläge auf angemessene Reaktionen ergeben können. Das Modell umfasst neu Stufen, die sich in drei Hauptphasen gliedern, die ihrerseits wieder in jeweils drei Ebenen unterteilt sind.
 
[[Datei:Konflikteskalation nach Glasl.svg|thumb|hochkant=2.5|zentriert|Die drei Hauptphasen und neun Stufen der Konflikteskalation]]
 
1985 kehrte Glasl aus den Niederlanden nach Österreich zurück. Dort wurde er in Salzburg Mitbegründer der «Trigon-Entwicklungsberatung» und an der [[wikipedia:Universität Klagenfurt|Universität Klagenfurt]] Dozent für angewandte [[wikipedia:Betriebswirtschaftslehre|Betriebswirtschaftslehre]] sowie 1993 Dozent für Organisationsentwicklung und [[wikipedia:Konfliktmanagement|Konfliktmanagement]] an der [[wikipedia:Universität Salzburg|Universität Salzburg]]. Als Gastprofessor war Glasl an der staatlichen Universität Tbilissi (Georgien) sowie in der Schweiz, in Südafrika, in Russland, in Finnland und in Brasilien tätig.


Friedrich Glasl ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Friedrich Glasl ist verheiratet und Vater von drei Kindern.


Glasl verfasste neben über 150 Fachveröffentlichungen auch literarische [[Hörspiel]]e, Geschichten, [[Legende]]n und [[Lyrik]] und betreibt in seiner Freizeit mit seiner Frau sowie Freunden und Freundinnen ein [[Marionette]]ntheater.
Glasl verfasste neben über 150 Fachveröffentlichungen auch literarische Hörspiele, Geschichten, Legenden und [[Lyrik]] und betreibt in seiner Freizeit mit seiner Frau sowie Freunden und Freundinnen ein Marionettentheater.
 
== Siehe auch ==
* {{wikipediaDE|Konflikteskalation nach Friedrich Glasl}}


== Schriften ==
== Schriften ==
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*Friedrich Glasl, Bernard Lievegoed: ''Dynamische Unternehmensentwicklung, Grundlagen für nachhaltiges Change Management'', 4.Auflage 2011, ISBN 978-3-258-07685-0 (Hauptverlag Bern) und ISBN 978-3-7725-1162-2 (Verlag Freies Geistesleben Stuttgart)
*Friedrich Glasl, Bernard Lievegoed: ''Dynamische Unternehmensentwicklung, Grundlagen für nachhaltiges Change Management'', 4.Auflage 2011, ISBN 978-3-258-07685-0 (Hauptverlag Bern) und ISBN 978-3-7725-1162-2 (Verlag Freies Geistesleben Stuttgart)
 
*Jean-Marc Décressonniere: ''Der "Anthroposophische Ansatz" - Soziale Utopie oder Sozial-Technologie?'', 1999 {{VT16|http://www.dreigliederung.de/download/1999-12-004.pdf}}
== Siehe auch ==
* [[Konflikteskalation nach Friedrich Glasl]]


== Weblinks ==
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* [http://www.trigon.at/beraterInnen/#68 Friedrich Glasl auf der website der trigon Entwicklungsberatung]
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Aktuelle Version vom 3. November 2023, 02:39 Uhr

Friedrich Glasl (* 23. Mai 1941 in Wien) ist ein österreichischer Ökonom, Organisationsberater und Konfliktforscher. Er lebt derzeit in Salzburg und ist unter anderem an der von ihm mitbegründeten Trigon-Entwicklungsberatung tätig.

Leben

Glasl erlernte zunächst den Beruf des Schriftsetzers und studierte im Weiteren an der Universität Wien politische Wissenschaften sowie die Nebenfächer Psychologie und Philosophie. 1967 promovierte er mit einer Dissertation zur internationalen Konfliktverhütung zum Dr. rer. pol., 1983 habilitierte er mit Schwerpunkt Organisationsentwicklung und Konfliktforschung am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Bergischen Universität Wuppertal.

Beruflich war Glasl für den Service Civil International im Rahmen der Unesco, im Amt für Statistik der Stadtverwaltung Linz, in Druckereien und Verlagen sowie als Regieassistent eines Kellertheaters tätig.

1966 emigrierte Glasl in die Niederlande, wo er von 1967 bis 1985 am von Bernard Lievegoed gegründeten Institut für Organisationsentwicklung (NPI) in der Unternehmensberatung, Forschung und Lehre tätig war. Glasl und Lievegoed waren in ihrem Denken und Handeln von der Anthroposophie Rudolf Steiners sowie von systemischen Deutungs- und Steuerungsmodellen beeinflusst. Es war zunächst Lievegoed, der ein systemisch-evolutionäres Geschehen dynamischer Organisationsentwicklung in drei Phasen darstellte und veröffentlichte, Glasl erweiterte dieses Modell dann später um eine vierte Phase (1. Pionierphase → 2. Differenzierungsphase → 3. Integrationsphase → 4. Assoziationsphase). Die Phasen werden von Glasl und Lievegoed unter anderem anhand des Wandels von 7 Wesenselementen charakterisiert, die so wiederum eine Diagnose der aktuellen Prozesse und vorherrschenden Subsysteme innerhalb einer Organisation ermöglichen (soziales Subsystem; technisch-instrumentelles Subsystem; kulturelles Subsystem). Als Wesenselemente werden von Glasl und Lievegoed 1. Identität, 2. Policy, Leitsätze, Programme, 3. Struktur (Aufbauorganisation), 4. Menschen, 5. Einzelfunktionen, 6. Ablauforganisation und 7. Physische Mittel benannt.

1980 legte Glasl sein Phasenmodell der Eskalation vor, das der Analyse von Konflikten dient, aus der sich Vorschläge auf angemessene Reaktionen ergeben können. Das Modell umfasst neu Stufen, die sich in drei Hauptphasen gliedern, die ihrerseits wieder in jeweils drei Ebenen unterteilt sind.

Die drei Hauptphasen und neun Stufen der Konflikteskalation

1985 kehrte Glasl aus den Niederlanden nach Österreich zurück. Dort wurde er in Salzburg Mitbegründer der «Trigon-Entwicklungsberatung» und an der Universität Klagenfurt Dozent für angewandte Betriebswirtschaftslehre sowie 1993 Dozent für Organisationsentwicklung und Konfliktmanagement an der Universität Salzburg. Als Gastprofessor war Glasl an der staatlichen Universität Tbilissi (Georgien) sowie in der Schweiz, in Südafrika, in Russland, in Finnland und in Brasilien tätig.

Friedrich Glasl ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

Glasl verfasste neben über 150 Fachveröffentlichungen auch literarische Hörspiele, Geschichten, Legenden und Lyrik und betreibt in seiner Freizeit mit seiner Frau sowie Freunden und Freundinnen ein Marionettentheater.

Siehe auch

Schriften

  • Konfliktmanagement. Diagnose und Behandlung von Konflikten in Organisationen (= Organisationsentwicklung in der Praxis, Band 2), Bern, Stuttgart 1980, ISBN 3-258-02971-7., 4. Auflage 1994, ...., 10. Auflage 2011.
  • Selbsthilfe in Konflikten . 2002, ...., 5.Auflage 2008
  • Konfliktfähigkeit statt Streitlust!. 1998
  • Konfliktmanagement : Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater . 7. Auflage 2004
  • Das Unternehmen der Zukunft. Moralische Intuition in der Gestaltung von Organisationen. 1. Auflage 1994, 2. Auflage 1999
  • Konflikt, Krise, Katharsis und die Verwandlung des Doppelgängers. 2007
  • mit Trude Kalcher und Hannes Piber: Professionelle Prozessberatung, Das Trigon-Modell der sieben OE-Basisprozesse. 2.Auflage 2008
  • mit Bernard Lievegoed: Dynamische Unternehmensentwicklung. Wie Pionierbetriebe und Bürokratien zu schlanken Unternehmen werden (= Organisationsentwicklung in der Praxis, Band 6), Bern, Stuttgart, Wien, Haupt, 1993, 1996, 2004, 4. Auflage 2011, ISBN 3-258-05389-8 und ISBN 3-7725-1162-7.
  • mit Willem J. J. Jasper: Von kooperativer Marktstrategie zur Unternehmensentwicklung. 1988

Literatur

  • Rudi Ballreich, Marlies Fröse und Hannes Piber (Hrsg.): Organisationsentwicklung und Konfliktmanagement. 1. und 2. Teil. 3. Teil zum Lebenswerk von Glasl, Aufsatzsammlung, 2007, ISBN 978-3-258-07212-8.
  • Friedrich Glasl, Bernard Lievegoed: Dynamische Unternehmensentwicklung, Grundlagen für nachhaltiges Change Management, 4.Auflage 2011, ISBN 978-3-258-07685-0 (Hauptverlag Bern) und ISBN 978-3-7725-1162-2 (Verlag Freies Geistesleben Stuttgart)
  • Jean-Marc Décressonniere: Der "Anthroposophische Ansatz" - Soziale Utopie oder Sozial-Technologie?, 1999 Volltext

Weblinks

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