Hermes Trismegistos und Jenseits: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Hermes Trismegistos.jpg|thumb|Hermes Trismegistos (1763)]]
Mit dem Begriff des '''Jenseits''' bezeichnet die Sprache den ''anderen Bereich'', den Bereich des „Übernatürlichen“. Dieser Bereich, der sich einerseits einem unmittelbaren Zugang sinnlicher Rezeption wie andererseits einem unmittelbaren Zugriff durch aktive Einflussnahme entzieht, begleitet gleichwohl die Geschichte der menschlichen [[Kulturgeschichte|Kultur]] als ihr [[Geheimnis]].
'''Hermes Trismegistos''' ({{ELSalt|Ἑρμῆς Τρισμέγιστος}} für „dreimal größter Hermes“), der dreimal große [[Thot]], war Inaugurator und Lehrer der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptischen Kultur]]. Der Hinweis auf Thot-Hermes kennzeichnet ihn als [[Merkur-Eingeweihte]]n. Die uralte heilige Weisheit, die er den Ägyptern gebracht hat, soll zurückreichen bis in jene Zeit, die drei [[Wikipedia:Ägyptischer Kalender|Sothis-Perioden]] zu je 1460 Jahren vor dem Jahr 1322 v.Chr. lag, das den Auszug [[Wikipedia:Israel|Israel]]s aus [[Ägypten]] bezeichnet, also bis in das 6. vorchristliche Jahrtausend. {{lit|{{G|060|369f}}}} In diese Zeit, die lange vor dem Beginn der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptischen Kulturepoche]] und sogar noch knapp vor der [[Urpersische Kultur|urpersischen Zeit]] liegt, fällt das erste Wirken des Hermes. Damals war noch hellstes [[Hellsehen]] als Naturanlage bei vielen Menschen vorhanden. Das finstere [[Kali Yuga]], mit dem dieses Hellsehen innerhalb kürzester Zeit weitgehend verschwand, begann erst 3101 v.Chr., und die ägyptische Kulturepoche, die überhaupt erst 2907 v.Chr. einsetzte, war schon vollkommen in diese geistige Finsternis getaucht. Nur auf einem gefahrenvollen [[Einweihung]]sweg, den nur wenige Auserwählte beschreiten konnten, war das geistige Licht noch zu finden. Dieses Licht, zu dem Hermes den Weg gewiesen hat, die wesenhafte geistige [[Sonne]], die einmal die [[Erde]] verwandeln sollte, ist der [[Christus]] selbst. Auf ihn deutete Hermes hin, als er seine Weisheitslehren gab, die in der [[Tabula Smaragdina]] festgehalten sind.  


:"Den aber, in welchem die Ägypter sozusagen alle ursprüngliche Größe jener alten hellseherischen Weisheit sahen, nannten sie ihren großen Weisen, den alten Hermes. Als dann in einer späteren Zeit wieder ein Erneuerer der altägyptischen Weisheit kam, nannte er sich - wie im Grunde genommen so viele nach einem alten Brauch der ägyptischen Weisen - wieder Hermes. Und seine Bekenner, weil sie sagten, daß des in urferner Vergangenheit lebenden Hermes Weisheit wieder auflebte, nannten jetzt diesen ersten Hermes den Dreimal Großen: Hermes Trismegistos. Doch im Grunde genommen nannte ihn nur der Grieche Hermes, bei den Ägyptern hatte er den Namen Thoth." {{lit|{{G|060|351}}}}
== Allgemein ==
Der Bereich des Jenseits wird örtlich unterschiedlich lokalisiert. Das kann für bestimmte, schwer zugängliche Orte (Berge, Höhlen, Wälder) oder andere [[Tabu]]-Bezirke und [[Heiligtum|Heiligtümer]] gelten. Man kann ihn sich unter der Erde in einer [[Unterwelt]] oder über der Erde im [[Himmel (religiös)|Himmel]] vorstellen. Schließlich sprechen Einige von nur einem feineren Empfinden zugänglichen Lokalisierungen im menschlichen „Herzen“ (mit „Herz“ bezeichnet übertragener Wortgebrauch das seelisch-geistige Innenleben eines Menschen) oder im zwischenmenschlichen Bereich.


[[Bild:Hermes_Trismegistos_1624.jpg|thumb|250px|left|Hermes Trismegistos (Chymisches Lustgärtlein, 1624)]]
Ebenso wird dem Jenseitsbereich ein zeitlicher Raum ''jenseits'' des irdischen [[Leben]]s zugeordnet (zum Beispiel als [[Totenreich]] oder [[Himmelreich]]).
Um seine Aufgabe erfüllen zu können, trug Hermes in seiner ägyptischen Inkarnation den vollkommen geläuterten [[Astralleib]] des [[Zarathustra]] in sich, dessen Schüler er in einer früheren [[Inkarnation]] gewesen war. Während [[Moses]], der zweite bedeutende Schüler Zarathustras, die Mysterien der [[Zeit]] kennengelernt hatte, wurde Hermes von Zarathustra in die Mysterien des [[Raum]]es eingeweiht. Hermes setzte in der [[Ägyptisch-Chaldäische Kultur|ägyptischen Zeit]] die Auseinandersetzung mit den [[ahrimanisch]]en Mächten fort, die Zarathustra in der [[Urpersische Kultur|urpersischen Zeit]] begonnen hatte. Die [[Mensch]]en sollten die [[physische Welt]] als sinnlich sichtbare Götterschrift, als Hieroglyphe des [[Geist]]es, und als ihr neues Wirkungsfeld schätzen lernen. Nach altägyptischen Überlieferung geht darum die [[Wikipedia:Hieroglyphen|Hieroglyphenschrift]] auf Hermes zurück. [[Ahriman]] sollte in der irdischen Welt dadurch überwunden werden, dass der finsteren [[Materie]] die lichten Gesetzmäßigkeiten der Sternenwelt einverleibt werden. Auf dieser Grundlage entstand sowohl die monumentale [[Architektur]] der Ägypter, als auch die [[Alchemie]]. ''Chemi'' oder [[Kemi]] war auch der Name, den die alten Ägypter selbst ihrem Land gaben.  
Am augenfälligsten dokumentieren sich die Jenseitsvorstellungen in der menschlichen [[Bestattungskultur]]. Schon die Beigaben der ältesten Grabfunde (Waffen, Speise, Trank, Schmuck etc.) belegen, dass das irdische Leben als Teil eines größeren Ganzen angesehen wurde. Dieses Ganze - das belegen zahlreiche Monumentalfunde - hatte in der Regel seine wesentliche Bedeutung in der jenseitigen Welt; die ihrerseits das [[Diesseits]]<!--sic!--> in den Schatten stellte.
scha
Beschreibungen des Jenseits entstammen den Berichten [[Schamanismus|schamanischer]] Himmelsreisender (siehe [[Ekstase]]) und werden zum anderen in den [[Mythos|Mythen]] und heiligen Schriften der Völker und [[Religion]]en überliefert.


Nach Hermes wird noch heute das Geheimwissen, das Wissen von der übersinnlichen Welt, als [[Hermetik]] bezeichnet. Die bekannteste Schrift, die unmittelbar ihm selbst zugeschrieben wird, obgleich sich ihre historische Spur nur bis in das Mittelalter zurückverfolgen läßt, ist die [[Tabula Smaragdina]], die den [[Alchemist]]en als Schlüssel zur Bereitung des [[Stein der Weisen|Steins der Weisen]] gilt.
== Einzelne Vorstellungen ==


Geistig angesehen kann man sagen, dass all die äußeren Fertigkeiten, die der Menschheit aus der hermetischen Urlehre erwuchsen, zurückzuführen sind auf die Egründung nicht nur des Geistigen in der geistigen Welt, wie es in der ur-indischen Zeit noch der Fall war, sondern das neue Element, das durch Hermes dazugegeben wurde, bestand in der Enträtselung des göttlichen Schaffens an der physischen Welt. «Man zeigte es an jedem Gliede des physischen Leibes, welcher geistigen Arbeit es entsprach [...]» {{Lit|{{G|106|117}}}}.
===Hinduismus, Buddhismus===
Der [[Hinduismus]] entfaltet ein hochkomplexes Jenseitsbild. Die [[vedische Religion]] hatte ein [[Paradies]] bereit, das allen Opfernden bereit stand. Später setzte man neben die [[Götterwelt]] der Unsterblichen eine dem Kreislauf der [[Reinkarnation]]en unterworfene [[Väterwelt]] der Unsterblichen. Zahlreiche [[Hölle]]n lösten einander ab, die das wahre Jenseits zum fernen Endziel machten.
Hindus sehen [[Moksha]], die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten ([[Samsara]]), als Endziel an. Zwar gibt es auch Vorstellungen vom Himmel, den eine Person mit gutem [[Karma]] nach dem Tod des Körpers genießen kann, dieser ist jedoch nur vorübergehend. Auch beschreiben die Mythen verschiedene Höllen für Übeltäter, jedoch  geht man davon aus, dass keine noch so schwere Verfehlung ewige Wirkung haben könnte. Das Individuum komme unweigerlich auf die Erde zurück und der Kreislauf von Geburt zu Geburt gehe weiter, bis zur endgültigen Erlösung.


==Literatur==
=== Daoismus ===
Im [[Daoismus]] wurden eine Vielzahl von Vorstellungen über jenseitige Gefilde entwickelt. Insbesondere im [[Shangqing]]-Daoismus spielen diese auch in der religiösen Praxis eine Rolle.


#Rudolf Steiner: ''Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins'', [[GA 60]] (1983), Berlin, 16. Februar 1911
=== Judentum ===
#Rudolf Steiner: ''Ägyptische Mythen und Mysterien'', [[GA 106]] (1992), ISBN 3-7274-1060-4 {{Vorträge|106}}
Das [[Judentum]] entwickelte nie eine eindeutige Vorstellung über das Geschehen im Jenseits, nach dem Tode. Es haben sich vielmehr wesentlich zwei Lehrmeinungen herausgebildet, die sich auf eine unbestimmte Menge von Hinweisen im [[Tanach]] beziehen.


{{GA}}
#Die eine Lehrmeinung nimmt die [[Auferstehung]] der Toten an, d. h. die Menschen sterben mit Leib und Seele, aber werden in der messianischen Zeit wiederbelebt und leiblich auferstehen (Daniel 12,2; Sanhedrin 10,1). Die Auffassung von einer Auferstehung der Toten entwickelte sich im nachexilischen Judentum ([[Diaspora]], [[Babylonische Gefangenschaft]]). In der jüdischen [[Apokalypse|Apokalyptik]] wurde diese Vorstellung weiter ausgebaut zu einer Auferstehung in Verbindung mit einem Gericht Gottes über die Welt. Mit dieser Auferstehung war nach jüdischen Begriffen eine körperliche Auferstehung gemeint - entweder die körperliche Auferstehung aller Menschen oder die körperliche Auferstehung der Menschen, die im Bund Israels mit Gott eingeschlossen sind. Das Schicksal des einzelnen Menschen trat in dieser kollektiven Sicht zurück, war aber darin eingeschlossen. Das [[Pharisäer]]tum zur Zeit Jesu bejahte den Glauben an eine Auferstehung; das herrschende Priestertum (vorwiegend aus der Gruppe der [[Sadduzäer]], die mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierte) lehnte sie ab.
#Die andere jüdische Lehrmeinung nimmt an, dass die reine Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht von der [[Unsterblichkeit]] der [[Seele]] aus und davon, dass diese nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt (Schabbat 152b, Proverbien 12,28). Das herrschende Priestertum (vorwiegend aus der Gruppe der [[Sadduzäer]]), kollaborierend mit der römischen [[Besatzung]], zur Zeit Jesu, lehnte die fleischliche Auferstehung ab.
#Weiterhin gab es eine Vermengung dieser beiden Lehrmeinungen zur folgenden, dass nämlich die Seele den Tod des Menschen überlebe und bis zur messianischen Zeit weiterlebe und sich schließlich mit dem Körper neu vereinige und leibhaftig auferstehe.


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=== Christentum ===
[[bild:Der_Weg_ins_Jenseits.jpg|thumb|[[Nahtoderfahrung]] von verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten, beschreiben häufig den gleichen Inhalt. Ein Tunnel und am Ende ein Licht, von welchem die Seele magisch angezogen wird.]]
Das [[Christentum]] stellt das Jenseits als endzeitlich hereinbrechendes vor, an dessen Ende die volle Gemeinschaft mit [[Christus]] steht (siehe [[Eschatologie]]). Das [[Neues Testament|Neue Testament]] beschreibt es jedoch eher zurückhaltend [[gleichnis]]haft und hält sich bei Details zurück. Das Christentum glaubt an die [[Auferstehung]] von den Toten. Die [[Seele]] wandert aus dem irdischen, verweslichen Körper in einen himmlischen, unverweslichen Körper (siehe z.B. [[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] 22, [[Briefe des Paulus an die Korinther|1 Korinther 15]]). Es betont das (Jüngste) Gericht, dem eine Scheidung in Himmel und Hölle entspricht. Der Begriff der [[Hölle#Christentum|Hölle]] ist im Christentum umstritten (siehe dort). Vermittler in Gestalt von [[Engel]]n und [[Dämon]]en können ggf. zum Jenseits Kontakt herstellen, wobei dies i.a. nach biblischer von Gott unerwünscht ist. Eine besondere Bedeutung erlangte das [[Fegefeuer]] (siehe: [[Dante Alighieri|Dante]], [[Göttliche Komödie]]).


[[Kategorie:Biographie]] [[Kategorie:Eingeweihter]] [[Kategorie:Merkur-Eingeweihter]] [[Kategorie:Ägypten]] [[Kategorie:Mann]]
Nach dem [[Neues Testament|neuen Testament]] ist es nicht einfach, in das Himmelreich zu kommen. Im Gleichnis spricht Jesus davon, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr schlüpfen kann, als das ein Reicher in das Himmelreich kommt ([[Evangelium nach Markus|Markus]] Kapitel 10, Verse 17-27).
<!-- Nach Lektüre der Diskussion scheint mir die Frage noch nicht geklärt; im übrigen ist doch dieses exegetische Problem wenig lemmarelevant. (Die Auffassung mancher Wissenschaftler, dass es sich bei dem Wort ''Kamel'' hierbei um einen Übersetzungsfehler handelt und die richtige Übersetzung ''Schiffstau'' lautet, wird von der modernen Exegese übrigens nicht geteilt. „Nadelöhr“ meint hier eine enge Felsspalte in Israel, durch die ein Mensch gut durchgehen konnte, jedoch ein Kamel nicht.) -->
 
Die offizielle Lehre der römisch-katholischen Kirche vom Jenseits ist insbesonder im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] niedergelegt.
 
Darüber hinaus sind in der Volksfrömmigkeit verschiedene bildhafte Vorstellungen vom Jenseits entstanden. Das Jenseits beschreibt darin den Ort, welchen die Seele nach Eintreten des körperlichen Todes erreicht. Das Diesseits, in dem der menschliche Körper mit der Seele lebt, ist demnach nur einer von drei Bereichen (Diesseits, Jenseits oder Himmelreich), in die der Mensch gelangen kann.
 
;Apokryphe Vorstellungen
Nach manchen Vorstellungen wird das Jenseits in zehn Sphären eingeteilt, welchen der Mensch je nach dem Reifegrad seiner Seele (in zehn Stufen von gut - schlechter bis am schlechtesten) von Engeln zugeteilt wird. Im Jenseits wartet demnach die Seele darauf, in einem auf sie zugeschnittenen Körper, als Baby [[Reinkarnation|wiedergeboren]] zu werden -- sofern sie nicht so gut war bzw.  zu Lebzeiten soviel Reife erreicht hatte, dass sie in das Himmelreich eingehen durfte. Wer in das Himmelreich eingehen darf, ist gerettet. Er war zu Lebzeiten so gläubig, dass er es geschafft hat, seine Seele mit Gott zu vereinigen. Solche Ansichten lehnen sich an den Buddhismus an und werden nur sehr vereinzelt von Menschen mit christlichem Hintergrund geteilt.
 
===Islam===
Nach dem [[Tod]] folgt für die [[Muslim]]e die [[Grabesstrafe]], nach einem [[Verhör]] durch [[Engel]] wird das [[Grab]] erweitert, resp. verengt. Erst mit dem [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]] erfolgt die Zuweisung in das [[Paradies]] [[al-ganna]] bzw. die [[Gehenna]]. Freuden und Qualen werden in [[Sure]] 56 detailliert beschrieben.
 
Die Erlösten sitzen zum Beispiel "auf kostbaren Teppichen", erhalten leckere Speisen, verkehren "mit schönen [[Jungfrau]]en" und bekommen "jeden [[Wunsch]] erfüllt". Klare Wasserbäche fließen durch das [[Paradies]], in dem sich üppige [[Garten|Gärten]] befinden.
 
Die Verdammten dagegen erleiden schreckliche Qualen. Die [[Gehenna|Hölle]] "bäumt sich auf vor [[Wut]]" über die "Ungläubigen". Die Verworfenen werden "von [[Skorpion]]en gestochen, deren Stich noch vierzig Jahre lang spürbar ist". Als [[Nahrung]] erhalten sie bittere [[Kraut|Kräuter]] und "[[Disteln]], die den [[Hunger]] nicht stillen" und "ihr [[Getränk]] ist trübes [[Wasser]]". Es ertönt ein ohrenbetäubendes Geschrei "wie das eines [[Kamel]]s aus [[Baktrien]]". Die besonders [[Schmerz|schmerzempfindliche]] Stelle zwischen dem [[Ohrläppchen]] und der [[Schulter]] wird "groß wie ein Berg", damit sie den Qualen mehr Angriffsfläche bietet.
 
Der [[Koran]] macht aber auch deutlich, dass die [[Hölle]]n[[Strafe|strafen]] nicht [[Ewigkeit|ewig]] andauern werden. "Es wird eine Zeit kommen, da werden die Tore der [[Hölle]] im Wind klappern und es wird niemand mehr darinnen sein." Siehe auch [[Allversöhnungslehre]].
 
=== Geheimwissenschaften und Esoterik ===
Den [[Esoterik|esoterischen]] Traditionen verschiedener Kulturkreise zufolge verfügt der Mensch über eine Vielzahl, nach dem Grad ihrer „Dichte“ unterschiedene „körperliche Träger“; der irdische Körper wäre demnach nur einer davon. Die „[[Feinstofflichkeit|feinstofflichen]] Körper“ (insbesondere der „[[Astralleib]]“) werden als jenseitig angesehen, da sie das irdische Dasein überdauern sollen. Im [[Okkultismus]] wird behauptet, dass mithilfe dieser Träger „Jenseitsreisen“ (siehe [[Astralreise]]) unternommen werden können. Die verschiedenen Überlieferungen zu diesem Thema wurden u.a. in der [[Theosophie]] zu einer einheitlichen Lehre zusammengefasst. Auch die eher naturwissenschaftlich argumentierende [[Parapsychologie]] versucht, das Jenseits zu ergründen.
 
== Literatur ==
* Bernhard Lang, Colleen McDannell: ''Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens''. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1990, ISBN 3-518-11586-3. - Eine Geschichte der menschlichen Vorstellungen über das Jenseits.
* Bô Yin Râ (Joseph Anton Schneiderfranken): ''Das Buch vom Jenseits''. 7. Aufl. Kobersche Verlagsbuchhandlung, Bern 1990, ISBN 3-85767-099-1, ISBN 3-85767-077-0
 
 
[[Kategorie:Religion]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 15. April 2006, 09:56 Uhr

Mit dem Begriff des Jenseits bezeichnet die Sprache den anderen Bereich, den Bereich des „Übernatürlichen“. Dieser Bereich, der sich einerseits einem unmittelbaren Zugang sinnlicher Rezeption wie andererseits einem unmittelbaren Zugriff durch aktive Einflussnahme entzieht, begleitet gleichwohl die Geschichte der menschlichen Kultur als ihr Geheimnis.

Allgemein

Der Bereich des Jenseits wird örtlich unterschiedlich lokalisiert. Das kann für bestimmte, schwer zugängliche Orte (Berge, Höhlen, Wälder) oder andere Tabu-Bezirke und Heiligtümer gelten. Man kann ihn sich unter der Erde in einer Unterwelt oder über der Erde im Himmel vorstellen. Schließlich sprechen Einige von nur einem feineren Empfinden zugänglichen Lokalisierungen im menschlichen „Herzen“ (mit „Herz“ bezeichnet übertragener Wortgebrauch das seelisch-geistige Innenleben eines Menschen) oder im zwischenmenschlichen Bereich.

Ebenso wird dem Jenseitsbereich ein zeitlicher Raum jenseits des irdischen Lebens zugeordnet (zum Beispiel als Totenreich oder Himmelreich). Am augenfälligsten dokumentieren sich die Jenseitsvorstellungen in der menschlichen Bestattungskultur. Schon die Beigaben der ältesten Grabfunde (Waffen, Speise, Trank, Schmuck etc.) belegen, dass das irdische Leben als Teil eines größeren Ganzen angesehen wurde. Dieses Ganze - das belegen zahlreiche Monumentalfunde - hatte in der Regel seine wesentliche Bedeutung in der jenseitigen Welt; die ihrerseits das Diesseits in den Schatten stellte. scha Beschreibungen des Jenseits entstammen den Berichten schamanischer Himmelsreisender (siehe Ekstase) und werden zum anderen in den Mythen und heiligen Schriften der Völker und Religionen überliefert.

Einzelne Vorstellungen

Hinduismus, Buddhismus

Der Hinduismus entfaltet ein hochkomplexes Jenseitsbild. Die vedische Religion hatte ein Paradies bereit, das allen Opfernden bereit stand. Später setzte man neben die Götterwelt der Unsterblichen eine dem Kreislauf der Reinkarnationen unterworfene Väterwelt der Unsterblichen. Zahlreiche Höllen lösten einander ab, die das wahre Jenseits zum fernen Endziel machten. Hindus sehen Moksha, die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara), als Endziel an. Zwar gibt es auch Vorstellungen vom Himmel, den eine Person mit gutem Karma nach dem Tod des Körpers genießen kann, dieser ist jedoch nur vorübergehend. Auch beschreiben die Mythen verschiedene Höllen für Übeltäter, jedoch geht man davon aus, dass keine noch so schwere Verfehlung ewige Wirkung haben könnte. Das Individuum komme unweigerlich auf die Erde zurück und der Kreislauf von Geburt zu Geburt gehe weiter, bis zur endgültigen Erlösung.

Daoismus

Im Daoismus wurden eine Vielzahl von Vorstellungen über jenseitige Gefilde entwickelt. Insbesondere im Shangqing-Daoismus spielen diese auch in der religiösen Praxis eine Rolle.

Judentum

Das Judentum entwickelte nie eine eindeutige Vorstellung über das Geschehen im Jenseits, nach dem Tode. Es haben sich vielmehr wesentlich zwei Lehrmeinungen herausgebildet, die sich auf eine unbestimmte Menge von Hinweisen im Tanach beziehen.

  1. Die eine Lehrmeinung nimmt die Auferstehung der Toten an, d. h. die Menschen sterben mit Leib und Seele, aber werden in der messianischen Zeit wiederbelebt und leiblich auferstehen (Daniel 12,2; Sanhedrin 10,1). Die Auffassung von einer Auferstehung der Toten entwickelte sich im nachexilischen Judentum (Diaspora, Babylonische Gefangenschaft). In der jüdischen Apokalyptik wurde diese Vorstellung weiter ausgebaut zu einer Auferstehung in Verbindung mit einem Gericht Gottes über die Welt. Mit dieser Auferstehung war nach jüdischen Begriffen eine körperliche Auferstehung gemeint - entweder die körperliche Auferstehung aller Menschen oder die körperliche Auferstehung der Menschen, die im Bund Israels mit Gott eingeschlossen sind. Das Schicksal des einzelnen Menschen trat in dieser kollektiven Sicht zurück, war aber darin eingeschlossen. Das Pharisäertum zur Zeit Jesu bejahte den Glauben an eine Auferstehung; das herrschende Priestertum (vorwiegend aus der Gruppe der Sadduzäer, die mit der römischen Besatzungsmacht kollaborierte) lehnte sie ab.
  2. Die andere jüdische Lehrmeinung nimmt an, dass die reine Seele, unbefleckt durch Geburt, Leben und Tod, wieder rein zu Gott zurückkehrt. Sie geht von der Unsterblichkeit der Seele aus und davon, dass diese nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterlebt (Schabbat 152b, Proverbien 12,28). Das herrschende Priestertum (vorwiegend aus der Gruppe der Sadduzäer), kollaborierend mit der römischen Besatzung, zur Zeit Jesu, lehnte die fleischliche Auferstehung ab.
  3. Weiterhin gab es eine Vermengung dieser beiden Lehrmeinungen zur folgenden, dass nämlich die Seele den Tod des Menschen überlebe und bis zur messianischen Zeit weiterlebe und sich schließlich mit dem Körper neu vereinige und leibhaftig auferstehe.

Christentum

Nahtoderfahrung von verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten, beschreiben häufig den gleichen Inhalt. Ein Tunnel und am Ende ein Licht, von welchem die Seele magisch angezogen wird.

Das Christentum stellt das Jenseits als endzeitlich hereinbrechendes vor, an dessen Ende die volle Gemeinschaft mit Christus steht (siehe Eschatologie). Das Neue Testament beschreibt es jedoch eher zurückhaltend gleichnishaft und hält sich bei Details zurück. Das Christentum glaubt an die Auferstehung von den Toten. Die Seele wandert aus dem irdischen, verweslichen Körper in einen himmlischen, unverweslichen Körper (siehe z.B. Matthäus 22, 1 Korinther 15). Es betont das (Jüngste) Gericht, dem eine Scheidung in Himmel und Hölle entspricht. Der Begriff der Hölle ist im Christentum umstritten (siehe dort). Vermittler in Gestalt von Engeln und Dämonen können ggf. zum Jenseits Kontakt herstellen, wobei dies i.a. nach biblischer von Gott unerwünscht ist. Eine besondere Bedeutung erlangte das Fegefeuer (siehe: Dante, Göttliche Komödie).

Nach dem neuen Testament ist es nicht einfach, in das Himmelreich zu kommen. Im Gleichnis spricht Jesus davon, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr schlüpfen kann, als das ein Reicher in das Himmelreich kommt (Markus Kapitel 10, Verse 17-27).

Die offizielle Lehre der römisch-katholischen Kirche vom Jenseits ist insbesonder im Katechismus der Katholischen Kirche niedergelegt.

Darüber hinaus sind in der Volksfrömmigkeit verschiedene bildhafte Vorstellungen vom Jenseits entstanden. Das Jenseits beschreibt darin den Ort, welchen die Seele nach Eintreten des körperlichen Todes erreicht. Das Diesseits, in dem der menschliche Körper mit der Seele lebt, ist demnach nur einer von drei Bereichen (Diesseits, Jenseits oder Himmelreich), in die der Mensch gelangen kann.

Apokryphe Vorstellungen

Nach manchen Vorstellungen wird das Jenseits in zehn Sphären eingeteilt, welchen der Mensch je nach dem Reifegrad seiner Seele (in zehn Stufen von gut - schlechter bis am schlechtesten) von Engeln zugeteilt wird. Im Jenseits wartet demnach die Seele darauf, in einem auf sie zugeschnittenen Körper, als Baby wiedergeboren zu werden -- sofern sie nicht so gut war bzw. zu Lebzeiten soviel Reife erreicht hatte, dass sie in das Himmelreich eingehen durfte. Wer in das Himmelreich eingehen darf, ist gerettet. Er war zu Lebzeiten so gläubig, dass er es geschafft hat, seine Seele mit Gott zu vereinigen. Solche Ansichten lehnen sich an den Buddhismus an und werden nur sehr vereinzelt von Menschen mit christlichem Hintergrund geteilt.

Islam

Nach dem Tod folgt für die Muslime die Grabesstrafe, nach einem Verhör durch Engel wird das Grab erweitert, resp. verengt. Erst mit dem Jüngsten Gericht erfolgt die Zuweisung in das Paradies al-ganna bzw. die Gehenna. Freuden und Qualen werden in Sure 56 detailliert beschrieben.

Die Erlösten sitzen zum Beispiel "auf kostbaren Teppichen", erhalten leckere Speisen, verkehren "mit schönen Jungfrauen" und bekommen "jeden Wunsch erfüllt". Klare Wasserbäche fließen durch das Paradies, in dem sich üppige Gärten befinden.

Die Verdammten dagegen erleiden schreckliche Qualen. Die Hölle "bäumt sich auf vor Wut" über die "Ungläubigen". Die Verworfenen werden "von Skorpionen gestochen, deren Stich noch vierzig Jahre lang spürbar ist". Als Nahrung erhalten sie bittere Kräuter und "Disteln, die den Hunger nicht stillen" und "ihr Getränk ist trübes Wasser". Es ertönt ein ohrenbetäubendes Geschrei "wie das eines Kamels aus Baktrien". Die besonders schmerzempfindliche Stelle zwischen dem Ohrläppchen und der Schulter wird "groß wie ein Berg", damit sie den Qualen mehr Angriffsfläche bietet.

Der Koran macht aber auch deutlich, dass die Höllenstrafen nicht ewig andauern werden. "Es wird eine Zeit kommen, da werden die Tore der Hölle im Wind klappern und es wird niemand mehr darinnen sein." Siehe auch Allversöhnungslehre.

Geheimwissenschaften und Esoterik

Den esoterischen Traditionen verschiedener Kulturkreise zufolge verfügt der Mensch über eine Vielzahl, nach dem Grad ihrer „Dichte“ unterschiedene „körperliche Träger“; der irdische Körper wäre demnach nur einer davon. Die „feinstofflichen Körper“ (insbesondere der „Astralleib“) werden als jenseitig angesehen, da sie das irdische Dasein überdauern sollen. Im Okkultismus wird behauptet, dass mithilfe dieser Träger „Jenseitsreisen“ (siehe Astralreise) unternommen werden können. Die verschiedenen Überlieferungen zu diesem Thema wurden u.a. in der Theosophie zu einer einheitlichen Lehre zusammengefasst. Auch die eher naturwissenschaftlich argumentierende Parapsychologie versucht, das Jenseits zu ergründen.

Literatur

  • Bernhard Lang, Colleen McDannell: Der Himmel. Eine Kulturgeschichte des ewigen Lebens. Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1990, ISBN 3-518-11586-3. - Eine Geschichte der menschlichen Vorstellungen über das Jenseits.
  • Bô Yin Râ (Joseph Anton Schneiderfranken): Das Buch vom Jenseits. 7. Aufl. Kobersche Verlagsbuchhandlung, Bern 1990, ISBN 3-85767-099-1, ISBN 3-85767-077-0


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