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| [[Bild:Goethes_Maerchen_01.jpg|thumb|200px|Der Fährmann und die zwei Irrlichter; Illustration zu Goethes Märchen von Gustav Wolf (1922)]] | | #REDIRECT [[Silberner König]] |
| '''Irrlichter''' oder '''Irrwische''' ([[Latein|lat.]] ''ignis fatum'', von ''ignis'', „Feuer“ und ''fatum'', „Schicksal,Verhängnis“), auch '''Sumpflichter''' genannt, sind seltsam anmutende, flackernd-bewegliche Lichterscheinungen, die nachts gelegentlich insbesondere in [[Wikipedia:Sumpf|Sümpfen]] und [[Wikipedia:Moor|Moor]]en zu sehen sind. Um sie ranken sich viele [[Sagen]] und [[Legenden]]. Sie gelten als [[Elementarwesen]], die Wanderer in die Irre und oft auch in den [[Tod]] führen. Es gibt aber auch natürliche Erklärungsversuche für diese Lichterscheinungen, wie etwa [[Wikipedia:Biolumineszenz|Biolumineszenz]]-Effekte durch [[Pilze]] oder leuchtende [[Insekten]] oder selbstentzündende [[Wikipedia:Faulgas|Faulgas]]e.
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| [[Goethe]] verwendet die Irrlichter in seinem [[Faust]] und in seinem [[Goethes Märchen|Märchen]] als [[Bild]] für den herumirrenden, nicht in die Tiefe des [[Sein]]s vordringenden [[abstrakt]]en [[Verstand]]. Dennoch ist auch dieses Wissen von Wert, wenn es, wie in Goethes Märchen geschildert, von der [[Grüne Schlange|grünen Schlange]] verdaut und zum lebendigen [[Weisheit]]slicht verwandelt wird.
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| "Naturkräfte haben den Menschen
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| hineingebracht durch die Geburt in die physische
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| Welt. Will der Mensch während des Lebens zurück in die
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| höheren Welten, so muß er das selber tun. Es gibt einen Weg
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| zurück. Das Ich vermag Erkenntnisse zu sammeln. Erkenntnis
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| hat immer als Sinnbild im Okkultismus das Gold. Gold
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| und Weisheit - Erkenntnis - entsprechen sich. Das Gold der
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| Erkenntnis, das was durch die Irrlichter repräsentiert wird,
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| hat auch die niedere Menschlichkeit, die ein Irrlicht wird,
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| wenn sie nicht den rechten Weg findet. Es gibt eine niedere
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| Weisheit, die der Mensch sich erwirbt innerhalb der Sinneswelt,
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| indem er die Dinge und die Wesenheiten dieser Sinneswelt
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| beobachtet, sich Vorstellungen davon macht und sie
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| durch sein Denken kombiniert. Das ist aber eine bloße
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| Verstandes Weisheit. Die Irrlichter wollen den Fährmann
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| bezahlen mit diesem Gold, das sie leicht aufnehmen und
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| leicht wieder von sich schleudern. Aber der Fährmann weist
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| es zurück. Verstandesweisheit befriedigt nicht die Natur,
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| nur diejenige Gabe kann in der Natur wirken, die verbunden
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| ist mit den lebendigen Kräften der Natur. Unreif empfangene
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| Weisheit läßt den Fluß des Astralen aufschäumen, er
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| nimmt sie nicht an, er weist sie zurück. Der Fährmann
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| verlangt Früchte der Erde als Lohn. Die haben die Irrlichter
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| noch nie genossen; die haben sie nicht. Sie haben nie danach
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| gestrebt, in die Tiefen der Natur einzudringen, aber sie
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| müssen dennoch der Natur ihren Tribut abzahlen. Sie müssen
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| versprechen, die Forderung des Fährmanns demnächst
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| zu befriedigen. Diese Forderung besteht in Früchten der
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| Erde: drei Kohlhäupter, drei Artischocken und drei große
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| Zwiebeln. Was sind diese Erdenfrüchte? Goethe nimmt
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| diese Früchte, welche Schalen haben, die die menschlichen
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| Hüllen vorstellen.
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| Der Mensch hat seine drei Hüllen, seine drei Körper: den
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| physischen Körper, den ätherischen Körper und den astralischen
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| Körper. Innerhalb dieser Hüllen lebt der Wesenskern
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| des Menschen, sein Selbst. In diesen Körpern, die es wie
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| Schalen umgeben, hat das Selbst zu sammeln die Früchte
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| einer Inkarnation nach der anderen. Erdenfrüchte sind es,
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| die es sammeln muß. Nicht bestehen diese Früchte aus
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| Verstandeswissen. Der Fährmann verlangt diese drei schalenförmigen
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| Körper als Abgabe an die Natur. Goethe hat
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| diese Lehre in feiner Weise in sein Märchen hineingeheimnißt." {{Lit|{{G|053|342f}}}}
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| "Diese Seelenverfassung, die durch Unproduktivität und
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| Abstraktheit gekennzeichnet ist, wird uns in den Irrlichtern
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| repräsentiert. Sie nehmen das Gold auf, wo sie es finden;
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| sie sind frei von aller Erfindungsgabe, sind unproduktiv,
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| können keine Ideen fassen. Diesen Ideen stehen sie fremd
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| gegenüber. Sie haben nicht den Willen, sich selbstlos den
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| Dingen hinzugeben, an die Tatsachen sich zu halten und
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| Begriffe nur soweit zu benutzen, als sie Dolmetscher für die
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| Tatsachen sind. Ihnen kommt es darauf an, ihren Verstand
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| mit Begriffen vollzupfropfen und diese dann wieder in verschwenderischer
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| Weise fortzugeben. Sie gleichen einem Menschen,
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| der sich in Bibliotheken setzt, die Weisheit da sammelt,
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| in sich aufnimmt und wieder in entsprechender Weise
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| von sich gibt. Diese Irrlichter sind charakteristisch für dasjenige
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| Seelenvermögen, das niemals imstande ist, einen einzigen
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| literarischen Gedanken oder Empfindungsgehalt zu
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| fassen, das aber sehr wohl das, was einmal da ist als Literaturgeschichte,
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| das, was produktive Geister geleistet haben,
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| in schöne Formen zu fassen vermag. Es soll hier nichts gegen
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| dieses Seelenvermögen gesprochen werden. Hätte der Mensch
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| dieses Seelenvermögen nicht oder pflegte er es nicht, wenn
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| es ihm m zu geringem Maße zuteil geworden ist, so würde
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| ihm etwas fehlen, was in bezug auf die wirkliche Erkenntnisfähigkeit
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| notwendig vorhanden sein muß. Goethe stellt durch das Bild der Irrlichter, durch die ganzen Verhältnisse,
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| in denen er sie auftreten und wirken läßt, die Art
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| und Weise dar, wie ein solches Seelenvermögen im Verhältnis
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| zu den anderen Seelenvermögen arbeitet, wie es schadet
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| und nützt. Wahrhaftig, wenn jemand dieses Seelenvermögen
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| nicht hätte und zu höheren Stufen der Erkenntnis aufsteigen
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| wollte, dann würde nichts da sein, was ihm den Tempel
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| aufschließen könnte. Goethe stellt ebenso die Vorzüge wie
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| auf der anderen Seite die Nachteile dieses Seelenvermögens
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| hin. Das, was in den Irrlichtern gegeben ist, stellt eben ein
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| Seelenelement dar. In dem Augenblick, wo es nach der einen
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| oder andern Seite hin ein selbständiges Leben führen will,
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| wird es schädlich. Es wird aus dieser Abstraktheit ein kritisches
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| Vermögen, das die Menschen so gestaltet, daß sie zwar
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| alles lernen, sich aber nicht weiterentwickeln können, weil
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| ihnen das produktive Element fehlt. Goethe zeigt aber ganz
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| klar, inwiefern auch ein Wertvolles in dem ist, was in den
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| Irrlichtern dargestellt wird. Das, was sie in sich haben,
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| kann auch etwas Wertvolles werden: in der Schlange wird
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| das Gold der Irrlichter zu etwas Wertvollem, insofern es
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| die Gegenstände, welche um die Schlange herum sind, beleuchtet." {{Lit|{{G|057|69f}}}}
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| == Irrlichtelieren ==
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| Als '''Irrlichtelieren''' bezeichnet [[Rudolf Steiner]] häufig das ungelenkte, nicht [[wille]]ntlich geführte schwärmerische Schweifenlassen der [[Gedanke]]n, das von jeder verlässlichen [[Geistige Erkenntnis|geistigen Erkenntnis]] abführt. Für den [[Geistesschüler]] ist daher eine strenge [[Gedankenkontrolle]] unerlässlich.
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| {{GZ|Kontrolle
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| der Gedankenwelt erreicht man, wenn man sich
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| bemüht, dem Irrlichtelieren der Gedanken und Emp-
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| findungen, die beim gewöhnlichen Menschen immer
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| auf- und abwogen, entgegenzuarbeiten. Im alltäglichen
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| Leben ist der Mensch nicht der Führer seiner Gedanken;
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| sondern er wird von ihnen getrieben. Das kann natürlich
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| auch gar nicht anders sein. Denn das Leben treibt den
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| Menschen. Und er muß als ein Wirkender sich diesem
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| Treiben des Lebens überlassen. Während des gewöhnlichen
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| Lebens wird das gar nicht anders sein können.
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| Will man aber in eine höhere Welt aufsteigen, so muß
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| man sich wenigstens ganz kurze Zeiten aussondern, in
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| denen man sich zum Herrn seiner Gedanken- und Empfindungswelt
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| macht. Man stellt da einen Gedanken aus
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| völliger innerer Freiheit in den Mittelpunkt seiner Seele,
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| während sich sonst die Vorstellungen von außen aufdrängen.
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| Dann versucht man alle aufsteigenden Gedanken
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| und Gefühle fernzuhalten und nur das mit dem
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| ersten Gedanken zu verbinden, von dem man selbst will,
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| daß es dazu gehöre. Eine solche Übung wirkt wohltätig
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| auf die Seele und dadurch auch auf den Leib. Sie bringt
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| den letzteren in eine solche harmonische Verfassung, daß
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| er sich schädlichen Einflüssen entzieht, wenn die Seele
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| auch nicht unmittelbar auf ihn wirkt.|12|30f}}
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| == Literatur ==
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| *Rudolf Steiner: ''Die Stufen der höheren Erkenntnis'', [[GA 12]] (1993), ISBN 3-7274-0120-6 {{Schriften|012}}
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| *Rudolf Steiner: ''Ursprung und Ziel des Menschen'', [[GA 53]] (1981), ISBN 3-7274-0532-5 {{Vorträge|053}}
| |
| *Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', [[GA 57]] (1984), ISBN 3-7274-0570-8 {{Vorträge|057}}
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| {{GA}}
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| [[Kategorie:Geistige Wesen]] [[Kategorie:Elementarwesen]] [[Kategorie:Das Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie]]
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