Grenzbegriffe und Noumenon: Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
imported>Odyssee
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Grenzbegriffe''' sind [[Begriffe]] die an die Grenzen des [[Erkenntnisvermögen]]s führen und jenseits dessen auf die [[Existenz]] eines [[Transzendent]]en hinweisen, ohne dieses weiter konkret bestimmen zu können. Nur die ''Grenze'', nicht das ''An-sich'' ist erkennbar. Für [[Kant]] ist dieses [[übersinnlich]]e, rein [[rational]] gedachte, unbestimmte Etwas das «[[Noumenon]]» oder das [[Ding an sich]].
'''Noumenon''' ({{ELSalt|νοούμενον}}, ''nooúmenon'' = "das Gedachte") ist das rein in [[Begriff]]en [[Gedanke|Gedachte]] im Gegensatz zum [[Phänomen]] ({{ELSalt|φαινόμενον}}, ''phainómenon'') als dem [[sinnlich]] Erscheinenden.  
 
Für [[Platon]] ist das ''Noumenon'' das mit dem [[Geist]] zu erkennende eigentlich [[Wirklich]]e, von dem das ''Phänomen'' nur das mit den Augen zu sehende sinnliche [[Abbild]] ist. [[Immanuel Kant]], der alle [[Erkenntnis]] auf die sinnliche [[Erfahrung]] beschränken wollte, sah dagegen in dem ''Noumenon'' oder dem [[Ding an sich]] einen [[transzendent]]en und darum auch nicht weiter nicht bestimmbaren, bloß ''negativen'' [[Grenzbegriff]], der aber zugleich als ''positiver'' Gegenstand einer [[nichtsinnlich]]en [[göttlich]]en [[Anschauung]] gedacht werden kann, die aber dem [[Mensch]]en grundsätzlich unzugänglich bleibt.
 
{{Zitat|Es waren also zwei wichtige, ja ganz unentbehrliche, obzwar äußerst trockene Untersuchungen nötig, welche Krit., Seite 137 etc. und 235 etc. angestellt worden, durch deren erstere gezeigt wurde, daß die Sinne nicht die reine Verstandesbegriffe in concreto, sondern nur das Schema zum Gebrauche desselben an die Hand geben, und der ihm gemäße Gegenstand nur in der Erfahrung (als dem Produkte des Verstandes aus Materialien der Sinnlichkeit) angetroffen werde. In der zweiten Untersuchung (Krit., S. 235) wird gezeigt: daß ungeachtet der Unabhängigkeit unsrer reinen [185] Verstandesbegriffe und Grundsätze von Erfahrung, ja selbst ihrem scheinbarlich größeren Umfange des Gebrauchs, dennoch durch dieselbe, außer dem Felde der Erfahrung, gar nichts gedacht werden könne, weil sie nichts tun können, als bloß die logische Form des Urteils in Ansehung gegebener Anschauungen bestimmen; da es aber über das Feld der Sinnlichkeit hinaus ganz und gar keine Anschauung gibt, jenen reinen Begriffen es ganz und gar an Bedeutung fehle, indem sie durch kein Mittel in concreto können dargestellt werden, folglich alle solche Noumena, zusamt dem Inbegriff derselben, einer intelligibeln11 Welt, nichts als Vorstellungen einer Aufgabe sind, deren Gegenstand an sich wohl möglich, deren Auflösung aber, nach der Natur unseres Verstandes, gänzlich unmöglich ist, indem unser Verstand kein Vermögen der Anschauung, sondern bloß der Verknüpfung gegebener Anschauungen in einer Erfahrung ist, und daß diese daher alle Gegenstände vor unsere Begriffe enthalten müsse, außer ihr aber alle Begriffe, da ihnen keine Anschauung unterlegt werden kann, ohne Bedeutung sein werden.|Immanuel Kant|Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, § 34}}


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


* {{Eisler|Grenzbegriffe}}
* {{Eisler|Noumenon}}
 
== Literatur ==
 
* [[Immanuel Kant]]: ''Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik'', S 184f [http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Prolegomena+zu+einer+jeden+k%C3%BCnftigen+Metaphysik/Der+transzendentalen+Hauptfrage+zweiter+Teil.+Wie+ist+reine+Naturwissenschaft+m%C3%B6glich]


[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]
[[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Erkenntnistheorie]]

Version vom 1. April 2013, 17:02 Uhr

Noumenon (griech. νοούμενον, nooúmenon = "das Gedachte") ist das rein in Begriffen Gedachte im Gegensatz zum Phänomen (griech. φαινόμενον, phainómenon) als dem sinnlich Erscheinenden.

Für Platon ist das Noumenon das mit dem Geist zu erkennende eigentlich Wirkliche, von dem das Phänomen nur das mit den Augen zu sehende sinnliche Abbild ist. Immanuel Kant, der alle Erkenntnis auf die sinnliche Erfahrung beschränken wollte, sah dagegen in dem Noumenon oder dem Ding an sich einen transzendenten und darum auch nicht weiter nicht bestimmbaren, bloß negativen Grenzbegriff, der aber zugleich als positiver Gegenstand einer nichtsinnlichen göttlichen Anschauung gedacht werden kann, die aber dem Menschen grundsätzlich unzugänglich bleibt.

„Es waren also zwei wichtige, ja ganz unentbehrliche, obzwar äußerst trockene Untersuchungen nötig, welche Krit., Seite 137 etc. und 235 etc. angestellt worden, durch deren erstere gezeigt wurde, daß die Sinne nicht die reine Verstandesbegriffe in concreto, sondern nur das Schema zum Gebrauche desselben an die Hand geben, und der ihm gemäße Gegenstand nur in der Erfahrung (als dem Produkte des Verstandes aus Materialien der Sinnlichkeit) angetroffen werde. In der zweiten Untersuchung (Krit., S. 235) wird gezeigt: daß ungeachtet der Unabhängigkeit unsrer reinen [185] Verstandesbegriffe und Grundsätze von Erfahrung, ja selbst ihrem scheinbarlich größeren Umfange des Gebrauchs, dennoch durch dieselbe, außer dem Felde der Erfahrung, gar nichts gedacht werden könne, weil sie nichts tun können, als bloß die logische Form des Urteils in Ansehung gegebener Anschauungen bestimmen; da es aber über das Feld der Sinnlichkeit hinaus ganz und gar keine Anschauung gibt, jenen reinen Begriffen es ganz und gar an Bedeutung fehle, indem sie durch kein Mittel in concreto können dargestellt werden, folglich alle solche Noumena, zusamt dem Inbegriff derselben, einer intelligibeln11 Welt, nichts als Vorstellungen einer Aufgabe sind, deren Gegenstand an sich wohl möglich, deren Auflösung aber, nach der Natur unseres Verstandes, gänzlich unmöglich ist, indem unser Verstand kein Vermögen der Anschauung, sondern bloß der Verknüpfung gegebener Anschauungen in einer Erfahrung ist, und daß diese daher alle Gegenstände vor unsere Begriffe enthalten müsse, außer ihr aber alle Begriffe, da ihnen keine Anschauung unterlegt werden kann, ohne Bedeutung sein werden.“

Immanuel Kant: Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, § 34

Siehe auch

Literatur