Vier Temperamente und Kirchenmusik: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Temperamente.gif|thumb|400px|Die vier Temperamente]]
'''Kirchenmusik''' (auch ''Sakralmusik'' oder {{laS|musica sacra}}) als musikalischer Funktionsbegriff ist die zur Aufführung im [[Kirche (Organisation)|kirchlichen]] [[Gottesdienst]] bestimmte [[Chormusik|Vokal-]] und [[Instrumentalmusik]]. Typische kirchenmusikalische Formen sind [[Messe (Musik)|Messvertonungen]], [[Kantate]]n und [[Motette]]n sowie [[Choral|Choräle]] und einstimmige Kirchengesänge. [[Choralvorspiel]]e für Orgel und andere Instrumentalmusik in unterschiedlichen Besetzungen, mit der die kultischen Handlungen im Gottesdienst untermalt werden, zählen ebenfalls zur Kirchenmusik.
Die '''vier Temperamente''' ([[Latein|lat.]] ''temperamentum'' = „das richtige Maß, die richtige Mischung“, von [[Latein|lat.]] ''temperare'' = „mäßigen, mischen“; im 16. Jahrhundert im Sinne von „ausgeglichenes Mischungsverhältnis“ in der Pharmazie verwendet), die die mehr oder weniger ''dauerhafte'' Grundgestimmtheit oder [[Gemüt]]sart des [[Mensch]]en bestimmen, haben, anders als augenblickliche [[Emotion]]en oder [[Gefühl]]e, ihren Sitz im [[Ätherleib]]. Von hier aus wirken sie aber teilweise bis in die ''äußere'' [[Gestalt]]ung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] hinein, anderseits spiegeln sie sich in ''inneren'' Erlebnissen des [[Astralleib]]s bzw. der [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensglieder]] wider.


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Von der Kirchenmusik unterschieden werden muss allgemeine [[geistliche Musik]], die nicht zur Aufführung im Gottesdienst bestimmt ist. Beispiele für solcherart geistliche Musikwerke sind die [[Oratorium|Oratorien]] [[Georg Friedrich Händel|Händels]], die Psalmensinfonien von [[Franz Liszt|Liszt]] und [[Igor Fjodorowitsch Strawinski|Strawinsky]] oder das [[Ein deutsches Requiem|Requiem]] von [[Johannes Brahms|Brahms]]. Dagegen werden die Bach-Passionen als Kirchenmusik betrachtet, da diese für den Gebrauch in der [[Passionsmusik|Passionsliturgie]] geschaffen wurden.
"Diese vier Temperamente drücken sich im Ätherleib aus. Es gibt also vier verschiedene Hauptarten von Ätherleibern. Diese haben wiederum verschiedene Strömungen und Bewegungen, die sich in einer bestimmten Grundfarbe im [[Astralleib]] ausdrücken. Das ist nicht etwa vom Astralleib abhängig, es zeigt sich nur darin." {{Lit|{{G|095|64}}}}
</div>


== Temperamente und Elemente ==
Allgemeiner gefasst wird manchmal auch sämtliche Musikausübung im kirchlichen Bereich als ''Kirchenmusik'' bezeichnet. In diesem Sinne fallen auch die [[Kantorei]]-Probe, das Singen mit [[Kind]]ern in einem [[Zeltlager]] als Hinführung zu [[Bibel|biblischen]] Themen und das Orgelkonzert mit spiritueller Sinngebung unter den Begriff Kirchenmusik. Der so verstandene Begriff ''Kirchenmusik'' umfasst auch die [[Gemeindepädagogik|gemeindepädagogischen]] Anteile der [[Musikpädagogik]] in Verbindung mit der [[Religionspädagogik]], also die Hinführung zur Musik und die Hinführung zu religiösen Inhalten ''durch'' die Musik. Die kirchenmusikalische Praxis unterscheidet sich stark nach [[Konfession]] und kulturellem Umfeld.


Nach [[Wikipedia:Hippokrates von Kós|Hippokrates von Kós]] (460-375 v. Chr.), der die ''Temperamentenlehre'' erstmals ''exoterisch'' formuliert hat, werden vier Temperamente unterschieden, die den [[Elemente|vier Elementen]] entsprechen:
Zentraler Ausübender der Kirchenmusik ist der [[Kirchenmusiker]], oft in seiner Rolle als [[Chorleiter]] oder [[Organist]]. Er leitet die kircheneigenen Musikgruppen wie [[Kirchenchor]], [[Schola]] oder [[Posaunenchor]] und studiert mit ihnen Musikwerke zur Gottesdienstgestaltung ein.


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== Geschichte der Kirchenmusik ==
* [[Choleriker]] ([[Feuer]])
=== Maßgebliche Vorgaben der Neuzeit ===
* [[Sanguiniker]] ([[Luft]])
Die [[Kanon des Neuen Testaments|kanonischen Schriften des Neuen Testaments]] enthalten nur sehr spärliche Angaben zum Thema Musik. Eine Ausnahme stellt [[Brief des Paulus an die Epheser|Epheser]] 5,19 dar: „Sprecht einander in [[Psalm]]en, Hymnen und [[Geistliches Lied|geistlichen Liedern]] zu; singt und jubelt dem Herrn in euren Herzen.“
* [[Phlegmatiker]] ([[Wasser]])
* [[Melancholiker]] ([[Erde (Element)|Erde]])
</div>


<div style="margin-left:20px">
In [[1. Korintherbrief|1. Korinther]] 14 bezieht sich [[Paulus von Tarsus|Paulus]] im Rahmen einer geistlichen Belehrung zwar auf einige [[Musikinstrument]]e, nimmt hierzu aber nicht Stellung. Im 34. Vers des Kapitels wird er aber umso deutlicher: „So sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen, denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden.“ Dies impliziert natürlich auch das Singen.
"Es steht nun in einer geheimnisvollen Verwandtschaft mit den vier Elementen der elementarischen
Welt dasjenige im Menschen, was man seine Temperamente nennt,
und zwar so, daß eine Verwandtschaft besteht zwischen dem melancholischen Temperament
und dem Elemente der Erde, zwischen dem phlegmatischen Temperament
und dem Elemente des Wassers, zwischen dem sanguinischen Temperament
und dem Elemente der Luft, und zwischen dem cholerischen Temperament und
dem Elemente des Feuers. Diese Verwandtschaft kommt im Erleben der elementarischen
Welt so zum Ausdruck, daß in der Tat zum Beispiel der cholerische Mensch
mehr Neigung hat, mit den im Feuer in der elementarischen Welt lebenden Wesenheiten
und Tatsachen zusammenzuwachsen als mit den in den anderen Elementen
lebenden Wesenheiten. Der Sanguiniker hat wiederum mehr die Neigung, mit den
im Element der Luft auftretenden Wesenheiten zusammenzuwachsen, der Phlegmatiker
mit den im Wasser und der Melancholiker mit den in der Erde auftretenden Tatsachen
und Wesenheiten. So kommt man in eine gewisse Abhängigkeit in dem Augenblicke,
in dem man durch wirkliches Erleben die elementarische Welt betritt.
Und Sie können sich daraus leicht die Vorstellung bilden, daß die verschiedensten
Menschen Ihnen im Grunde genommen das Verschiedenste erzählen können von
der elementarischen Welt und daß eigentlich keiner so ganz unrecht zu haben
braucht, wenn er verschieden von einem andern seine eigenen Erlebnisse in dieser
Welt schildert. Daher brauchen Sie sich gar nicht zu verwundern, wenn die Schilderungen
gewisser niederer [[Hellseher]] in bezug auf die elementarische Welt sehr voneinander
abweichend sind, denn beurteilen kann man diese Welt doch erst dann,
wenn man eine genaue Erkenntnis von sich selber hat." {{Lit|{{G|119|163f}}}}
</div>


== Die Temperamente und die Viersäftelehre ==
Eine ähnlich folgenschwere Bewertung nahm der Kirchenvater [[Johannes Chrysostomos]] im 4. Jahrhundert beim Kommentieren der [[Paulusbriefe]] vor. Er empfiehlt der christlichen Familie zwar das Singen „heiliger Lieder“ nach den Mahlzeiten, erklärt die Benutzung von Instrumenten aber für überflüssig.


Erst [[Wikipedia:Galenos von Pergamon|Galenos von Pergamon]] ([[Wikipedia:Deutsche Sprache|dt.]] Galēn; * um 129 n. Chr. in [[Wikipedia:Pergamon|Pergamon]]; † um 216 n. Chr. in [[Wikipedia:Rom|Rom]]) verband die Temperamentenlehre mit der ebenfalls schon von Hippokrates aufgestellten [[Viersäftelehre|Viersäftelehre]] ([[Humoralpathologie|Humoralpathologie]]), in dem er den ''humores'', den vier hauptsächlichen Körperflüssigkeiten, jeweils ein Temperament zuordnete:
=== Die Musik der Christen bis zum 6. Jahrhundert ===
Im Anschluss an Paulus’ Missionsreisen bildeten sich erstaunlich schnell [[Ekklesiologie|christliche Gemeinden]], die im [[Römisches Reich|römischen Machtbereich]] weit verstreut waren und keinem einheitlichen [[Kulturkreis]] angehörten. Man kann davon ausgehen, dass die Gemeinden in der christlichen Feier zunächst ihre jeweils gewohnten [[Gesang]]straditionen fortsetzten. Die musikalische Betätigung der frühen Christen war also außerordentlich divergent.


<div style="margin-left:50px">
Die Möglichkeit einer eigenen [[Tradition]]sbildung eröffnete sich, als das [[Christentum]] im Römischen Reich anerkannt wurde. Im 4. Jahrhundert gaben führende [[Kirchenväter]] dem Gesang einen großen Stellenwert: Im Osten wurde unter [[Basilius der Große|Basilius von Caesarea]] die Liturgie umgebildet. Im Westen kam es unter [[Bischof]] [[Ambrosius von Mailand]] zu liturgischen und musikalischen [[Reform]]en und zur Einführung des [[Ambrosianischer Gesang|Ambrosianischen Gesangs]]. Ambrosius führte [[Antiphon (Musik)|Antiphonen]] und neu gedichtete [[Hymnus|Hymnen]] ein.
*Blut ("Sanguis"): [[Sanguiniker|Sanguinisch]]  
*Schleim ("Phlegma"): [[Phlegmatiker|Phlegmatisch]]  
*Schwarze Gallenflüssigkeit ("Melas Cholé"): [[Melancholiker|Melancholisch]]
*Gelbe Gallenflüssigkeit ("Cholé"): [[Choleriker|Cholerisch]]  
</div>


== Die Bildung der Temperamente bei der Inkarnation ==
Das Christentum breitete sich rasch aus, und so gewannen die einzelnen Erzbistümer und Klöster eine relative Unabhängigkeit. Neben der ambrosianischen [[Liturgie]]n entwickelten sich verschiedene weitere wie der [[Römischer Ritus|römische Ritus]], der [[Mozarabischer Ritus|mozarabische Ritus]] und der [[Gallikanischer Ritus|gallikanische Ritus]]. Viele dieser Liturgien bildeten eigene Singtraditionen heraus. Bis zum 6. Jahrhundert lag auch in den [[Benediktiner|Klöstern des Hl. Benedikt]] bereits ein Melodienbestand vor, der für das Absingen sämtlicher [[Psalm]]en reichte.


Wenn der [[Mensch]] zu einer neuen [[irdisch]]en [[Inkarnation]] heruntersteigt, muss sich seine [[geist]]ige [[Individualität]], sein [[ewig]]er [[Wesenskern]], der durch [[Reinkarnation|wiederholte Erdenleben]] schreitet, mit dem durch die [[Vererbung]]sströmung bereitgestellten vergänglichen [[Leib]] verbinden und es muss ein richtiger Ausgleich dieser beiden Strömungen gesucht werden. Dieser Ausgleich spiegelt sich im Temperament wieder:
=== Die Westkirche ab dem [[Frühmittelalter]]: Der gregorianische Choral ===
[[Datei:Gregory I - Antiphonary of Hartker of Sankt Gallen.jpg|mini|hochkant|Gregor&nbsp;I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs ([[Hartker von St. Gallen|Hartker]]-Antiphonar um 995)]]


<div style="margin-left:20px">
{{WikipediaDE|Gregorianischer Choral}}
"Nun entsteht die
große Frage: Wie kann dasjenige, was aus ganz anderen Welten stammt, was sich Vater
und Mutter suchen muß, sich vereinen mit dem Leiblich-Physischen, wie kann es
sich umkleiden mit dem, was die körperlichen Merkmale sind, durch die der Mensch
hineingestellt wird in die Vererbungslinie? Wie geschieht die Vereinigung der beiden
Strömungen, der geistig-seelischen Strömung, in die der Mensch hineingestellt ist
durch die Wiederverkörperung, und der leiblichen Strömung der Vererbungslinie? Es
muß ein Ausgleich geschaffen werden. Indem die beiden Strömungen sich vereinigen,
färbt die eine Strömung die andere. Sie färben sich gegenseitig. So wie sich die
blaue und die gelbe Farbe etwa vereinigen in dem Grün, so vereinigen sich die beiden
Strömungen im Menschen zu dem, was man sein Temperament nennt. Das
Temperament gleicht das Ewige mit dem Vergänglichen aus. Dieser Ausgleich geschieht
dadurch, daß dasjenige, was wir als die Glieder der menschlichen Natur kennengelernt
haben, in ganz bestimmter Art und Weise miteinander ins Verhältnis tritt." {{Lit|{{G|057|277f}}}}
</div>


== Temperamente und Wesensglieder ==
Ende des 6. Jahrhunderts reformierte Papst [[Gregor der Große]] die Liturgie der [[Morgenländisches Schisma|lateinischen Kirche]]. Vermutlich im Rahmen dieser Reformen begann eine über mehrere hundert Jahre fortgesetzte Ordnung, Sammlung und Vereinheitlichung der in der Liturgie verwendeten [[Melodie]]n und Texte. Die zusammengestellten Lieder wurden als [[gregorianischer Choral]] für die römische Kirche verbindlich und lösten lokale Gesangsstile weitgehend ab. Der gregorianische Choral wurde einstimmig vorgetragen und basierte auf lateinischen ([[Gebet]]s-)Texten. In den [[Heilige Messe|Messen]] wurden sowohl das [[Ordinarium]], als auch das [[Proprium (Liturgie)|Proprium]] gesungen.
[[Bild:Vier Apostel (Albrecht Duerer).jpg|thumb|[[Wikipedia:Die vier Apostel|Die vier Apostel]] von [[Wikipedia:Albrecht Dürer|Albrecht Dürer]], eine Darstellung der vier Temperamente: [[Johannes (Apostel)|Johannes]] ([[Sanguiniker]]), [[Simon Petrus|Petrus]] ([[Phlegmatiker]]), [[Markus (Evangelist)|Markus]] ([[Choleriker]]) und [[Paulus von Tarsus|Paulus]] ([[Melancholiker]])]]


Die vier Temperamente hängen eng mit den vier grundlegenden [[Wesensglieder]]n des [[Mensch]]en zusammen. Dominiert eines der Wesensglieder die anderen, so drückt sich das in den im [[Ätherleib]] wirkenden Temperamenten folgendermaßen aus, wobei zugleich auch ganz bestimmte Organsysteme besonders hervortreten:
Die Melodien des gregorianischen Chorals wurden bis ins 9. Jahrhundert ausschließlich mündlich überliefert. Die danach in die [[Messbuch|Messbücher]] aufgenommenen [[Neume]]n und [[Notation (Musik)|Notationen]] sind von der modernen Musikforschung akribisch untersucht worden.
<!-- Geistliches Spiel fehlt noch -->


<div style="margin-left:50px">
=== Die Kirchenmusik im Westen vom 9. Jahrhundert bis zum Hochmittelalter ===
*[[Ich]] - [[Blut]]kreislauf<ref name="Blut">Es ist kein Widerspruch, dass hier das Blut, als einer der vier Körper''säfte'', dem Sanguiniker zugeordnet wird, anderseits der [[Blut]]kreislauf, als Organsystem, dem Choleriker entspricht.</ref> - [[Choleriker]]
==== Entwicklung der Mehrstimmigkeit und Notre-Dame-Schule ====
*[[Astralleib]] - [[Nervensystem]] - [[Sanguiniker]]
[[Datei:Musica enchiriadis Rex celi.png|mini|hochkant|Darstellung eines Organums in [[Musica enchiriadis#Dasia|Dasia]]-Notation. [[Musica enchiriadis]], spätes 9. Jahrhundert]]
*[[Ätherleib]] - [[Drüsen]]system - [[Phlegmatiker]]
Auch im [[Hochmittelalter]] pflegte die katholische Kirche den gregorianischen Choral als reguläre kirchliche Musizierpraxis. Eher als musikalische Randerscheinung in einigen wenigen Zentren entwickelte sich die abendländische Mehrstimmigkeit auf Basis des bestehenden gregorianischen Gesangs.
*[[Physischer Leib]] - [[Knochen]]system - [[Melancholiker]]
</div>


<div style="margin-left:20px">
Erste Belege der europäischen [[Mehrstimmigkeit]] stammen aus dem 9. Jahrhundert. Der weitverbreitete Musik[[traktat]] ''[[Musica enchiriadis]]'' beschreibt [[Organum]]-Sätze, in denen Ausschnitte der gregorianischen Vorlage parallel im [[Intervall (Musik)|Tonabstand]] einer [[Quinte]] oder Quarte mitgesungen wurden ([[Quintorganum]], [[Quartorganum]], [[Parallelorganum]]). Auch die Beteiligung von Instrumenten sieht ''Musica enchiriadis'' ausdrücklich vor. Im Rahmen dieser Praxis wurden erstmals (relative) [[Tonhöhe]]n klar notiert, indem man den gesungenen Text auf verschiedenen Linien darstellte.
"Beherrscht der Ich-Träger die übrigen Glieder des Menschen, so herrscht das cholerische Temperament vor. Herrscht
der Astralleib über die anderen Glieder, so sprechen wir dem Menschen ein sanguinisches
Temperament zu. Herrscht vor der Ätherleib, so sprechen wir vom phlegmatischen
Temperament. Und ist vorherrschend der physische Leib, so handelt es sich
um ein melancholisches Temperament. Das Ich drückt sich in der Zirkulation des
Blutes aus. Deshalb ist beim Choleriker vorherrschend das Blutsystem. Der Astralleib
findet seinen physischen Ausdruck im Nervensystem; wir haben deshalb beim
Sanguiniker im physischen Leibe tonangebend das Nervensystem. Der Ätherleib
drückt sich physisch aus im Drüsensystem; deshalb ist beim Phlegmatiker im physischen
Leibe tonangebend das Drüsensystem. Der physische Leib als solcher kommt
nur im physischen Leibe zum Ausdruck; deshalb ist der physische Leib beim Melancholiker
das äußerlich Tonangebende." {{Lit|{{G|057|278f}}}}
</div>


== Charakteristik der vier Temperamente ==
Die starre Intervallbindung, die schon in den frühen Quellen eher einen theoretischen Ausgangspunkt darzustellen scheint, löste sich in den folgenden Jahrhunderten weiter. In den ''[[Saint-Martial-Handschriften]]'' (um 1100) und im ''[[Liber Sancti Jacobi]]'' (um 1140) sind zahlreiche [[Schweifendes Organum|freiere]] zweistimmige Organa überliefert.


Reine Temperamente in ihrer vollen Einseitigkeit sind im Leben kaum zu finden. Im Grunde hat jeder Mensch alle vier Temperamente, aber oft sticht eines besonders hervor. Oft sind auch zwei Temperamente sehr stark ausgebildet, ein drittes spielt noch leise mit, während das vierte nur sehr, sehr schwach hervortritt. Das cholerische Temperament ist häufig mit dem melancholischen verbunden, ebenso das sanguinische mit dem phlegmatischen, wobei sich in dem jeweils ersteren die aktive, im zweiten die mehr passive Seite des Charakters ausdrückt. Problematischer ist die enge Verbindung der beiden aktiven Temperamente, also Cholerik und Sanguinik, was einen hyperaktiven Charakter ergibt, oder die Verbindung der beiden passiven Temperamente, Phlegmatik und Melancholie, was dem Menschen einen passiv verzweifelnden Charakter verleiht. Die Temperamente bilden auch Gegensatzpaare, von denen dann das eine sehr stark, das andere kaum ausgeprägt ist. Dem cholerischen Temperament steht das phlegmatische als schroffer Gegensatz gegenüber, ebenso dem sanguinischen das melancholische, so wie [[Feuer]] und [[Wasser]] Gegensätze sind und auch [[Luft]] und [[Erde]].  
Zunächst wurde zu einer Note der Hauptstimme stets eine Note der zweiten Stimme gesetzt (''Note gegen Note''). Dabei empfand man die Zusammenklänge [[Prime]], [[Quarte]], Quinte und [[Oktave]] als [[Konsonanz|konsonant]] (wohlklingend). Daneben entstand die ''[[Haltetonfaktur]]''. Sie kombiniert eine lang ausgehaltenen Note der gregorianischen Vorlage mit einer Notenfolge ([[Melisma]]) in der Gegenstimme.


Es gibt kein ''gutes'' und kein ''schlechtes'' Temperament. Jedes hat positive, das Eigenwohl und das soziale Miteinander gleichermaßen fördernde, wie auch negative, lebenshemmende Eigenschaften. Durch Erziehung und später durch Selbsterziehung sollen die Temperamente keineswegs geschwächt oder nivelliert, sondern in ihrer positven Kraft gestärkt werden. Im Idealfall kommt der Mensch dazu, über die positiven Kräfte aller vier Temperamente in voller Stärke und im ausgewogenen Gleichmaß frei zu verfügen - aber das ist in der Regel ein fernes Entwicklungsziel, das nur durch die energische Arbeit am [[Ätherleib]] erreicht werden kann.
Höhepunkt dieser Entwicklung bilden die Werke der [[Notre-Dame-Schule]], die vermutlich in Paris in etwa zeitgleich mit dem Bau der [[Kathedrale]] [[Notre-Dame de Paris]] entstanden (1163 bis um 1250). [[Léonin]] und [[Pérotin]] schufen als feierliche Musik für hohe kirchliche Feste großangelegte zwei- und dreistimmig Organa – die herausragenden ''[[Organum quadruplum|Organa quadrupla]]'' ''[[Viderunt omnes]]'' und ''[[Sederunt principes]]'' sind sogar vierstimmig.


=== Physiognomie ===
Diese Organa sind aus zwei miteinander abwechselnden Satztypen aufgebaut: Den „organalen Partien“ in Haltetonfaktur wurden ''[[Discantus]]partien'' gegenübergestellt, in denen längere melismatische Abschnitte des gregorianischen [[Cantus firmus]] straff rhythmisiert bearbeitet waren: Dem entsprechenden Ausschnitt der Choralmelodie wurde ein jeweils festes Schema (''[[Modalrhythmus|Modus]]'') aus langen und kurzen Noten unterlegt, das regelmäßig wiederholt wurde (Modalrhythmus) – gegebenenfalls wurde auch der Choralausschnitt einige Male wiederholt. Der so rhythmisierte Cantus wurde mit einer oder mehreren neu komponierten Stimmen kombiniert, wobei auf eine Note des Cantus meist eine oder zwei Noten der neu komponierten Stimmen kommen. Die genaue schriftliche Fixierung des [[Rhythmus (Musik)|Rhythmus]] wurde mit der ''[[Modalnotation]]'' erstmals möglich.
<gallery perrow="4">
Bild:Sanguiniker.jpg|Sanguiniker
Bild:Choleriker.jpg|Choleriker
Bild:Melancholiker.jpg|Melancholiker
Bild:Phlegmatiker.jpg|Phlegmatiker
</gallery>


=== Die vier Grundtypen ===
<!-- Klauseln, Ersatzklausel, Motette -->
Die reinen [[Typen (Psycholgie)|Grundtypen]], um sie recht anschaulich zu machen, charakterisiert [[Rudolf Steiner]] so:
Ab dem frühen 13. Jahrhundert sind auch Discantuspartien mit Ton für Ton silbenweise ([[syllabisch]]) textierten Oberstimmen bekannt.


<div style="margin-left:20px">
==== Ars Antiqua ====
"Beim Choleriker ist vorzugsweise das Ich und das Blutsystem vorherrschend. Dadurch tritt er auf als der Mensch, der sein Ich unter allen Umständen durchsetzen will. Von der Zirkulation des Blutes schreibt sich alles Aggressive des Cholerikers her, alles was mit der starken Willensnatur des Cholerikers zusammenhängt. Im Nervensystem und Astralleib sind die auf- und abwogenden Empfindungen und Gefühle. Nur dadurch, daß diese durch das Ich gebändigt werden, kommt Harmonie und Ordnung hinein. Würde er sie nicht durch sein Ich bändigen, so würden sie auf- und abfluten, ohne daß man bemerken könnte, der Mensch übt irgendeine Herrschaft über sie aus. Der Mensch würde hingegeben sein allem Wogen von Empfindung zu Empfindung, von Bild zu Bild, von Vorstellung zu Vorstellung und so weiter.
Auf die [[Notre-Dame-Schule]] folgt die [[Ars Antiqua]] (1230–1320).
<!-- Motette, Conductus -->


Etwas von dem tritt ein, wenn der astralische Leib vorherrscht, also beim Sanguiniker, der in gewisser Weise den auf- und abwogenden Bildern, Empfindungen und Vorstellungen hingegeben ist, da bei ihm der Astralleib und das Nervensystem vorherrschen. Das, was des Menschen Blutzirkulation ist, ist der Bändiger des Nervenlebens. Was tritt ein, wenn ein Mensch blutarm, bleichsüchtig ist, wenn der Bändiger nicht da ist? Dann tritt ein zügelloses Auf- und Abfluten der Bilder; Illusionen, Halluzinationen treten auf. Einen kleinen Anflug davon haben wir beim Sanguiniker. Der Sanguiniker kann nicht bei einem Eindruck verweilen, er kann nicht festhalten an einem Bilde, er haftet nicht mit seinem Interesse an einem Eindruck. Er eilt von Lebenseindruck zu Lebenseindruck, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung. Das kann man besonders beim sanguinischen Kinde beobachten; da kann es einem Sorge machen. Leicht ist Interesse da, ein Bild fängt leicht an zu wirken, macht bald einen Eindruck, aber der Eindruck ist bald wieder verschwunden.
==== Die erste Erwähnung des Wortes „Kirchenmusik“ ====
Um das Jahr 1300 wurde das Wort „Kirchenmusik“ (''musica ecclesiastica'') erstmals von dem Musiktheoretiker [[Johannes de Grocheo]] verwendet und zwar für den gregorianischen Gesang im Gegensatz zu den mehrstimmigen Gattungen.


Gehen wir jetzt zum phlegmatischen Temperament über! Wir sahen, daß das phlegmatische Temperament dadurch entsteht, daß vorherrschend gemacht ist das, was wir Äther- oder Lebensleib nennen, das, was des Menschen Wachstums- und Lebensvorgänge im Innern regelt. Es kommt das in innerer Behaglichkeit zum Ausdruck. Je mehr der Mensch in seinem Ätherleib lebt, desto mehr ist er in sich selber beschäftigt, und läßt die äußeren Dinge laufen. Er ist in seinem Innern beschäftigt.
==== Vom Konzil von Vienne und seinen Auswirkungen ====
Das 14. Jahrhundert ist die Zeit der [[Ars nova (Musik)|Ars Nova]].


Beim Melancholiker haben wir gesehen, daß der physische Leib, also das dichteste Glied der menschlichen Wesenheit, der Herr wird über die anderen. Immer, wenn der dichteste Teil Herr wird, dann fühlt das der Mensch so, daß er nicht Herr ist darüber, daß er ihn nicht handhaben kann. Denn der physische Leib ist das Instrument, das er durch seine höheren Glieder überall beherrschen soll; jetzt aber herrscht dieser physische Leib, setzt dem anderen Widerstand entgegen. Das empfindet der Mensch als Schmerz, Unlust, als die trübselige Stimmung des Melancholikers. Es ist immer ein Aufsteigen von Schmerzen da. Von nichts anderem rührt diese Stimmung her, als daß der physische Leib der innern Behaglichkeit des Ätherleibes, der Beweglichkeit des Astralleibes und der Zielsicherheit des Ichs Widerstände entgegenstellt.
Auf dem [[Konzil von Vienne]], das in den Jahren 1311 und 1312 stattfand, forderten die [[Dominikaner]] das Verbot der [[Motette]]. Daraufhin versuchte Papst [[Johannes&nbsp;XXII.]] das entstandene Problem durch Verbot bestimmter Satztechniken zu lösen, sprach aber auch „gewisse Neuerer“ an. Wichtig sind nun die Auswirkungen dieses [[Dekret]]es. Das Dekret hatte zwar keinen Einfluss auf die musikalische Entwicklung, bewirkte aber, dass man vielerorts diese Entwicklung der Motette abschloss. Somit kam es schon im 14. Jahrhundert zu der Verwendung einer [[Orgel]] im [[Gottesdienst]]. Jedoch wurden die liturgischen Gesänge nicht verdrängt, sondern die liturgische Musik war oft von Abwechslung zwischen Orgel und Gesängen geprägt, der sog. „Alternatim-Praxis“. Dabei wird die eine Hälfte der Lieder vom Chor gesungen, die andere Hälfte übernimmt die Orgel in einer mehrstimmigen Bearbeitung, dem [[Versett]]. Andere Musikinstrumente wurden jedoch kaum verwendet.


Was wir da sehen als die Mischung der vier Wesensglieder des Menschen, das tritt uns im äußeren Bilde klar und deutlich entgegen. Wenn das Ich vorherrscht, will der Mensch sich gegen alle äußeren Widerstände durchsetzen, will in Erscheinung treten. Es hält dann förmlich die anderen Glieder des Menschen im Wachstum zurück, den Astralleib und den Ätherleib, läßt sie nicht zu ihrem Rechte kommen. Rein äußerlich tritt das einem schon entgegen. Johann Gottlieb Fichte zum Beispiel, der deutsche Choleriker, ist schon äußerlich als solcher kenntlich. Er verriet schon äußerlich deutlich im Wuchs, daß die anderen Wesensglieder zurückgehalten worden sind. Oder ein klassisches Beispiel eines Cholerikers ist Napoleon, der so klein geblieben ist, weil das Ich die anderen Wesensglieder zurückgehalten hat. Es handelt sich nun natürlich nicht darum, daß behauptet wird, der Choleriker sei klein und der Sanguiniker groß. Wir dürfen die Gestalt des Menschen nur mit seinem eignen Wuchs vergleichen. Es kommt darauf an, in welchem Verhältnis zur ganzen Gestalt der Wuchs steht. Beim Sanguiniker herrscht das Nervensystem, der Astralleib vor. Er wird in seinem in sich beweglichen Leben an den Gliedern arbeiten; er wird auch das äußere Abbild des Menschen so beweglich wie möglich machen. Haben wir beim Choleriker scharf geschnittene Gesichtszüge, so beim Sanguiniker bewegliche, ausdrucksvolle, sich verändernde Gesichtszüge. Sogar in der schlanken Gestalt, im Knochenbau, sehen wir die innere Beweglichkeit des Astralleibes am ganzen Menschen. In den schlanken Muskeln zum Beispiel kommt sie zum Ausdruck. Das ist auch zu sehen in dem, was der Mensch äußerlich darlebt. Auch wer nicht hellsehend ist, kann dem Menschen schon von hinten ansehen, ob er Sanguiniker oder Choleriker ist. Dazu braucht man nicht Geisteswissenschaftler zu sein. Sieht man einen Choleriker gehen, so kann man beobachten, wie er jeden Fuß so setzt, als ob er bei jedem Schritt nicht nur den Boden berühren wolle, sondern als ob der Fuß noch ein Stück in den Boden hineingehen sollte. Beim Sanguiniker dagegen haben wir einen hüpfenden, springenden Gang. Auch feinere Merkmale finden sich in der äußeren Gestalt. Die Innerlichkeit der Ich-Natur, die geschlossene Innerlichkeit des Cholerikers tritt uns entgegen in dem schwarzen Auge des Cholerikers. Sehen Sie sich den Sanguiniker an, bei dem die Ich-Natur nicht so tief gewurzelt ist, bei dem der astralische Leib seine ganze Beweglichkeit ausgießt, da ist das blaue Auge vorherrschend. So könnten viele Merkmale angeführt werden, die das Temperament in der äußeren Erscheinung zeigen.
=== Die Kirchenmusik der Renaissance ===
Im Laufe des 15. Jahrhunderts kam man von den meist lokalen musikalischen Praktiken zur so genannten gemeineuropäischen Musikkultur, die durch das [[Konzil von Konstanz]] entscheidend vorangetragen wurde. Das bedeutete, dass Hofkapellen die „Funktion musikalischer Institutionen“ erhielten; es kam zu einer Gründungswelle von Kapellen an [[Kathedrale]]n, [[Stift (Kirche)|Stiftskirchen]] und Stadtkirchen. Nebenbei ist ebenfalls erwähnenswert, dass die bedeutendsten [[Komponist]]en nördlich der [[Alpen]] bis ins 16. Jahrhundert meist Niederländer waren. Erst dann traten auch deutsche Komponisten hervor.


Das phlegmatische Temperament tritt einem entgegen in der unbeweglichen, teilnahmslosen Physiognomie, in der Fülle des Körpers, besonders in der Ausarbeitung der Fettpartien; denn das ist das, was besonders der Ätherleib ausarbeitet. In alledem tritt uns die innere Behaglichkeit des Phlegmatikers entgegen. Er hat einen schlotternden Gang. Er tritt sozusagen nicht ordentlich auf, setzt sich nicht in Beziehung zu den Dingen. - Und sehen Sie sich den Melancholiker an, wie er zumeist einen vorhängenden Kopf hat, nicht aus sich heraus die Kraft hat, den Nacken zu steifen. Das Auge ist trübe; da ist nicht der Glanz des schwarzen Cholerikerauges. Der Gang ist zwar fest, aber es ist nicht der Gang des Cholerikers, das feste Auftreten des Cholerikers, sondern es ist etwas Schleppend-Festes." {{Lit|{{G|057|279f}}}}
Im 16. Jahrhundert kam es mit der Reformation zur Spaltung der Kirche in den [[Römisch-katholische Kirche|Katholizismus]] und den [[Protestantismus]]. Somit müssen ab hier katholische und evangelische Kirchenmusik getrennt voneinander betrachtet werden. Eine ebenfalls eigenständige Entwicklung nahm die gottesdienstliche Musik der [[Church of England]].
</div>


== Die karmischen Ursachen des Temperaments ==
=== Die katholische Kirchenmusik der Neuzeit ===
==== Die Reform der Kirchenmusik auf dem Konzil von Trient ====
[[Datei:Council of Trent.JPG|mini|Konzil von Trient]]
Auf dem [[Konzil von Trient]] 1545 gab es zwei unterschiedliche Auffassungen über die Reform der Kirchenmusik: Die Einen suchten die Tradition von Messe und Motette, die Anderen eine neue, wortgezeugte Kirchenmusik, welche das [[Madrigal (Musik)|Madrigal]] (=&nbsp;mehrstimmige, solistische Vokalkomposition) zum Vorbild haben sollte. Das [[Konzil]] endete jedoch nur mit einem Verbot von „anstößigen Melodien“. Außerdem wird auf dem Konzil die Frage der Textverständlichkeit durch den Mailänder [[Karl Borromäus|Kardinal Borromeo]] aufgegriffen. Die eigentliche Bedeutung des Konzils für die Kirchenmusik liegt darin, dass von nun ab die Kirchenmusik als „Ausschmückung“ der Liturgie betrachtet wurde.


Wiederholte Erlebnisse, die in einem früheren Erdenleben von ''außen'' an den Menschen herangekommen sind, drücken sich in der nächsten [[Inkarnation]] in der Temperamentsanlage aus, wobei auch eine wesentliche Rolle spielt, wie wir im damaligen Erdenleben, mit diesen sich wiederholenden Erfahrungen umgegangen sind:
==== Die Kirchenmusik im 17. und 18. Jahrhundert ====
Im 17. und 18. Jahrhundert war die [[Sonate|Kirchensonate]] (italienisch: ''Sonata da chiesa'') für ein oder zwei Soloinstrumente und [[Generalbass]] gebräuchlich. Komponisten wie [[Arcangelo Corelli|Corelli]], [[Antonio Vivaldi|Vivaldi]], [[Tomaso Albinoni|Albinoni]], [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] u.&nbsp;v.&nbsp;a. hinterließen einen reichhaltigen Fundus solcher Werke. Sie wurde später auch als ''Epistelsonate'' bezeichnet und zur Lesung ([[Graduale]]) gespielt.


<div style="margin-left:20px">
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb alleine 17 Messen (z.&nbsp;B. die sogenannte [[Krönungsmesse (Mozart)|Krönungsmesse]] KV&nbsp;317).
"Was Sie in diesem Leben wiederholt erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben
als Grundcharakter. Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der
Mensch im vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder
in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der nächste Ätherleib
eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt ist es bei denen, die allem im
Leben eine gute Seite abgewinnen, die dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude,
frohe Erhebung erzeugt haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft
des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der
Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all das Traurige
kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein Ätherleib geboren mit einem
cholerischen Temperament. Man kann also, wenn man all das weiß, geradezu
sich seinen Ätherleib für das nächste Leben vorbereiten." {{Lit|{{G|100|85}}}}
</div>


Man kann dadurch bis zu einem gewissen Grad vorhersehen bzw. sogar beeinflussen, wie sich das Temperament in der nächsten Inkarnation gestalten wird, wobei allerdings, wie schon oben besprochen, die durch Vererbung erworbenen Leibesglieder, auf die man zunächst keinen direkten Einfluss hat, auch eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
Im Umkreis der katholischen Reform taucht der Begriff ''Kirchenmusik'' mit neuer Bedeutung wieder auf: Man verstand unter ihm nun die Musik der Messen und Motetten. Jedoch kam der Begriff dann schon wieder in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts außer Gebrauch. Während des [[Barock]]zeitalters war die Kirchenmusik Teil der musikalischen Repräsentation weltlicher und geistlicher [[Fürst]]en und die kirchenmusikalischen Stile wurden nun Stufen des Gottesdienstzeremoniells der Fürstenhöfe. Aber auch [[Jesuiten]] und [[Franziskaner (OFM)|Franziskaner]] setzten die Kirchenmusik bewusst als Mittel zum Anreiz für einen Gottesdienstbesuch ein.


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Im Allgemeinen wurde die Kirchenmusik in diesen beiden Jahrhunderten für den normalen Tagesbedarf komponiert. Diese Lieder sind uns bis heute überliefert und lassen uns diese Herkunft unschwer erkennen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs dann eine bürgerliche Kirchenmusikkultur heran.
"Das melancholische Temperament wird karmisch
besonders dann hervorgerufen, wenn ein Mensch im vorhergehenden Leben
gezwungen war, im kleinsten, engsten Kreise zu leben, viel für sich allein zu sein, immer
nur sich mit sich selbst zu beschäftigen, so daß er kein Interesse für anderes in
sich wecken konnte. Wer dagegen viel kennengelernt hat, wer mit vielen Dingen zusammengekommen
ist und sie nicht bloß angeschaut hat, mit dem das vorige Leben
hart umgegangen ist, der wird ein Choleriker. Wenn man ein angenehmes Leben ohne
viel Kämpfe und Mühsale hatte, oder auch wenn man viel gesehen hat, an vielem vorbeigekommen ist, es aber nur angesehen hat, so geht das alles karmisch immer im nächsten Leben im Grundwesen auf den nächtstdichteren Leib über. Man wird
ein Phlegmatiker oder Sanguiniker." {{Lit|{{G|095|64}}}}
</div>


== Psychopathologie der Temperamente ==
Zusammenfassend für diese beiden Jahrhunderte kann man sagen, dass die Kirchenmusik nur als lokale Sitte verstanden wurde, jedoch nicht als allgemeines Repertoire.


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==== Die Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert ====
"Bei der Erziehung handelt es sich nicht darum, die Temperamente auszugleichen, zu nivellieren, sondern es handelt sich darum, sie in die richtigen Geleise zu bringen. Aber in jedem Temperamente liegt eine kleine und eine große Gefahr der Ausartung. Beim cholerischen Menschen liegt in der Jugend die Gefahr vor, daß ein solcher Mensch durch Zornwütigkeit, ohne daß er sich beherrschen kann, sein Ich eingeprägt erhält. Das ist die kleine Gefahr. Die große Gefahr ist die Narrheit, die aus ihrem Ich heraus irgendein einzelnes Ziel verfolgen will. Beim sanguinischen Temperamente ist die kleine Gefahr die, daß der Mensch in Flatterhaftigkeit verfällt. Die große Gefahr ist, daß das Auf- und Abwogen der Empfindungen in Irrsinn einmündet. Die kleine Gefahr des Phlegmatikers ist die Interesselosigkeit gegenüber der äußeren Welt; die große Gefahr ist die Idiotie, der Stumpfsinn. Die kleine Gefahr beim melancholischen Temperament ist der Trübsinn, die Möglichkeit, daß der Mensch nicht herauskommt über das, was im eignen Innern aufsteigt. Die große Gefahr ist der Wahnsinn." {{Lit|{{G|057|291}}}}
[[Datei:Choralverein3.jpg|mini|Heilige Cäcilia auf einer Fahne von 1929]]
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Im 19. Jahrhundert trat der Begriff Kirchenmusik erneut wieder auf und diesmal mit wieder anderer Bedeutung: Man verstand nun unter diesem Begriff das Ideal einer ''Heiligen Tonkunst'', die sich von der weltlichen Musik abhebt. Die Musik ist aber nicht heilig, weil sie sich auf den Gottesdienst bezieht, sondern „das Herz unmittelbar zu Gott erhebt“. Im Jahre 1868 wurde der „Allgemeine Cäcilien-Verein“ gegründet, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die „wahre katholische Kirchenmusik“ (so der Verein) zu finden und das kirchliche Chorwesen zu fördern ([[Cäcilianismus]]).


== Temperamente und Pädagogik ==
Außerdem wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts das Komponieren von Kirchenmusik zur Spezialdisziplin von Kirchenmusikern. Auch viele namhafte Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Liszt oder Bruckner haben sehr reichlich Musik für Gottesdienste komponiert. Interessant ist auch die Entwicklung der Kirchenmusik in [[Frankreich]]. Im Gegensatz zu den übrigen europäischen Ländern lehnte sich in Frankreich die Kirchenmusik der weltlichen Musik an.
[[Datei:GA295 028.gif|center|500px|Die vier Temperamente]]
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"Was ist das? Das ist auch eine Charakterisierung der vier Temperamente.
Die melancholischen Kinder sind in der Regel schlank und
dünn; die sanguinischen sind die normalsten; die, welche die Schultern
mehr heraus haben, sind die phlegmatischen Kinder; die den untersetzten
Bau haben, so daß der Kopf beinah untersinkt im Körper, sind
die cholerischen Kinder.


Bei Michelangelo und Beethoven haben Sie eine Mischung von melancholischem
Am 22. November 1903 veröffentlichte Papst [[Pius&nbsp;X.]] unter dem Titel [[Tra le sollecitudini]] ein [[motu proprio]], in dem er sich mit der Kirchenmusik befasste. Er benannte darin den gregorianischen Choral als Ideal katholischer Kirchenmusik und betonte dessen Vorbildfunktion auch für neue kirchenmusikalische Werke.
und cholerischem Temperament.


Nun bitte ich, durchaus zu berücksichtigen, daß wir, wenn es sich
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist wesentlich davon gekennzeichnet, dass die katholische Kirchenmusik nicht mit der raschen Entwicklung der weltlichen Musik mithielt. In Deutschland entstand nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] eine katholische Kirchenmusik, die nunmehr ein anderes Verhältnis zur Liturgie aufweisen kann, als die Kirchenmusik nach dem Konzil von Trient. Charakteristisch für den hieraus entstandenen Musikstil ist ein durchsichtiger, liedhafter Text.
um das Temperament beim Kinde handelt, als Lehrer durchaus nicht
berufen sind, die betreffenden Temperamente von vornherein als «Fehler
» anzusehen und bekämpfen zu wollen. Wir müssen das Temperament
erkennen und uns die Frage stellen: Wie haben wir es zu behandeln,
um ein wünschbares Lebensziel mit ihm zu erreichen, so daß aus
dem Temperament das Allerbeste wird und die Kinder mit Hilfe des
Temperaments das Lebensziel erreichen?" {{Lit|{{G|295|28}}}}
</div>


=== Die Erziehung des Kindes ===
==== Die Kirchenmusik nach dem Zweiten Vatikanum ====
Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] bezeichnet die „überlieferte Kirchenmusik“ als „wertvollen Schatz, den es zu pflegen und zu mehren gilt“ (Liturgiekonstitution vom 4. Dezember 1963). Somit kam es unter anderem auch zur Förderung von Kirchenchören. Diese Liturgiekonstitution stellt die gesamte Kirchenmusik auf neue Grundlagen: Die Kirchenmusik selbst und nicht mehr das Sprechen der Gesangstexte durch den [[Priester (Christentum)|Priester]] ist liturgischer Vollzug. Das heißt nichts anderes, als dass die Kirchenmusik nun Ausdrucksform der Gemeinde im Gottesdienst ist und dass Chor und [[Musiker]] Teil dieser Gemeinde sind. Ebenso wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die jeweilige Landessprache in die Liturgie aufgenommen, die dann auch Auswirkungen auf die Kirchenmusik haben sollte: Die Kirchenmusik wurde nun geöffnet für die verschiedenen Gattungen des Volksgesangs sowie auch für evangelische Kirchenmusik und zeitgenössische Musik. Daraufhin wurde schließlich im Jahre 1975 ein neues [[Gesangbuch]] mit dem Namen ''[[Gotteslob (1975)|Gotteslob]]'' aufgelegt, das bis zur Ablösung durch seinen [[Gotteslob|gleichnamigen Nachfolger]] 2013 in Verwendung war.


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==== Die Kirchenmusik außerhalb des Abendlandes ====
"Wenn wir uns das alles vorhalten, so werden wir sehen, daß in dem Lenken und Leiten der Temperamente eine bedeutsame Aufgabe der Lebenspraxis liegt. Aber um die Temperamente zu leiten, ist der Grundsatz zu beachten, daß immer mit dem gerechnet werden muß, was da ist, nicht mit dem, was nicht da ist. Hat ein Kind ein sanguinisches Temperament, so können wir ihm nicht dadurch in der Entwicklung weiterhelfen, daß wir Interesse hineinprügeln wollen; man kann nicht ihm einbleuen etwas anderes, als was eben sein sanguinisches Temperament ist. Wir sollen nicht fragen: Was fehlt dem Kinde, was sollen wir ihm einprügeln? - sondern wir sollen fragen: Was hat ein sanguinisches Kind in der Regel? Und damit müssen wir rechnen. In der Regel werden wir eines finden, ein Interesse kann immer erregt werden; das Interesse für irgendeine Persönlichkeit, wenn das Kind auch noch so flatterhaft ist. Wenn wir die richtige Persönlichkeit nur sind, oder wenn wir ihm die richtige Persönlichkeit beigesellen können, so tritt das Interesse schon auf. Nur auf dem Umwege der Liebe zu einer Persönlichkeit kann beim sanguinischen Kinde Interesse auftreten. Mehr als jedes andere Temperament braucht das sanguinische Kind Liebe zu einer Persönlichkeit. Alles muß getan werden, daß bei einem solchen Kinde die Liebe erwache. Liebe ist das Zauberwort. Wir müssen sehen, was da ist. Wir müssen sehen, allerlei Dinge in die Umgebung des Kindes zu bringen, von denen man doch bemerkt hat, daß es tieferes Interesse daran hat. Diese Dinge muß man zum Sanguiniker sprechen lassen, muß sie auf das Kind wirken lassen, muß sie ihm dann wieder entziehen, damit das Kind sie wieder begehrt, und sie ihm von neuem geben. Man muß sie so auf das Kind wirken lassen, wie die Gegenstände der gewöhnlichen Welt auf das sanguinische Temperament wirken.
Das Zweite Vatikanische Konzil sah die Notwendigkeit der Berücksichtigung der Besonderheiten der verschiedenartigen Musikkulturen. Daraus entwickelte sich vielerorts eine eigenständige Kirchenmusik. Im nachfolgenden nun einige Beispiele für die außereuropäische katholische Kirchenmusik:


Beim cholerischen Kinde gibt es auch einen Umweg, durch den die Entwicklung immer zu leiten ist. Hier heißt das, was die Erziehung sicher leitet: Achtung und Schätzung einer Autorität. Hier handelt es sich nicht um ein Beliebt¬machen durch die persönlichen Eigenschaften, wie beim sanguinischen Kinde, sondern es kommt darauf an, daß das cholerische Kind immer den Glauben hat, daß der Erzieher die Sache versteht. Man muß zeigen, daß man in den Dingen Bescheid weiß, die um das Kind vorgehen. Man darf sich nicht eine Blöße geben. Das Kind muß immer den Glauben erhalten, daß der Erzieher die Sache kann, sonst hat er sofort verspielt. Ist Liebe zur Persönlichkeit das Zaubermittel beim sanguinischen Kinde, so Achtung und Schätzung des Wertes einer Person das Zauberwort beim cholerischen Kinde. Ihm müssen besonders solche Gegenstände in den Weg geführt werden, die ihm Widerstand entgegensetzen. Widerstände, Schwierigkeiten müssen ihm in den Weg gelegt werden. Man muß versuchen, ihm das Leben nicht so leicht zu machen.
Die Kirchenmusik auf dem amerikanischen Kontinent, beispielsweise [[Geistliches Lied in den USA|das US-amerikanische Kirchenlied]], ist in vielerlei Hinsicht mit der des Abendlandes verbunden. In Australien bildeten sich dagegen viele unterschiedliche Stilrichtungen, die in vielfacher Hinsicht gefördert wurden. Wie auf dem amerikanischen Kontinent, so ist die japanische Kirchenmusik dem europäischen Musikleben weitgehend zugewandt. Neuerdings versucht man durch eine Besinnung auf eine reiche musikalische Vergangenheit eine eigene katholische Kirchenmusik zu schaffen.


Das melancholische Kind ist nicht leicht zu leiten. Hier aber gibt es wieder ein Zaubermittel. Wie beim sanguinischen Kinde Liebe zur Persönlichkeit, beim cholerischen Schätzung und Achtung des Wertes des Erziehers die Zauberworte sind, so ist beim melancholischen Kinde das, worauf es ankommt, daß die Erzieher Persönlichkeiten sind, die im Leben in einer gewissen Weise geprüft sind, die aus einem geprüften Leben heraus handeln und sprechen. Das Kind muß fühlen, daß der Erzieher wirkliche Schmerzen durchgemacht habe. Lassen Sie das Kind merken an allen den hunderterlei Dingen des Lebens die eigenen Lebensschicksale. Das Mitfühlen mit dem Schicksale dessen, der um einen ist, wirkt hier erziehend. Auch hier beim Melancholiker muß man rechnen mit dem, was er hat. Er hat Schmerzfähigkeit, Unlustfähigkeit; die sitzen in seinem Innern, die können wir nicht ausprügeln. Aber wir können sie ablenken. Lassen wir ihn gerade im Außenleben berechtigten Schmerz, berechtigtes Leid erfahren, damit er kennenlernt, daß es Dinge gibt, an denen er Schmerz erleben kann. Das ist es, worauf es ankommt. Nicht soll man ihn zerstreuen: dadurch verhärten Sie seine Trübsinnigkeit, seinen Schmerz im Innern. Er soll sehen, daß es Dinge im Leben gibt, an denen man Schmerz erfahren kann. Wenn man es auch nicht zu weit treiben darf, so kommt es doch darauf an, daß an den äußeren Dingen Schmerz erregt wird, der ihn ablenkt.
=== Die evangelische Kirchenmusik ===
==== Die Anfänge ====
[[Datei:Martin Luther 2.jpg|mini|hochkant|Martin Luther]]
[[Datei:John Calvin.jpg|mini|hochkant|Johannes Calvin]]


Der Phlegmatiker darf nicht einsam aufwachsen. Wenn es bei den anderen schon gut ist, Gespielen zu haben, so ist das besonders beim Phlegmatiker der Fall. Er muß Gespielen haben mit den mannigfaltigsten Interessen. Er kann erzogen werden durch das Miterleben der Interessen und möglichst vieler Interessen der anderen Persönlichkeiten. Wenn er sich gleichgültig verhält gegen das, was in der Umgebung ist, so kann sein Interesse angefacht werden dadurch, daß die Interessen der Gespielen, der Gesellen auf ihn wirken. Kommt es beim melancholischen Kinde auf das Miterleben des Schicksals einer anderen Persönlichkeit an, so beim phlegmatischen auf das Miterleben der Interessen seiner Gespielen. Nicht Dinge als solche wirken auf den Phlegmatiker; aber wenn sich die Dinge in anderen Menschen spiegeln, dann spiegeln sich diese Interessen in der Seele des phlegmatischen Kindes. Dann sollen wir beson¬ders darauf sehen, daß wir Gegenstände in seine Umgebung bringen, Ereignisse in seiner Nähe geschehen lassen, wo das Phlegma am Platze ist. Man muß das Phlegma auf die richtigen Gegenstände lenken, denen gegenüber man phlegmatisch sein darf." {{Lit|{{G|057|292ff}}}}
Die evangelische Kirchenmusik wurde durch [[Martin Luther]], [[Thomas Müntzer]] und den protestantischen Kantor [[Johann Walter]] begründet. Sie verwendeten das Wort „Kirchenmusik“ jedoch nicht. Es ging um die Musik als Schöpfergabe, speziell für den gottesdienstlichen Gebrauch. Im Mittelpunkt standen der deutschsprachige Choral und der Gemeindegesang.
</div>


==== Wie kann man auf die Temperamente durch die Farben wirken ? ====
Auch innerhalb der reformatorischen [[Täuferbewegung]] entstanden eine Reihe neuer Kirchenlieder, die später im [[Ausbund (Gesangbuch)|Ausbund]] abgedruckt wurden.


<div style="margin-left:20px">
Wegen der Gefahr, dass der ästhetische Genuss die inhaltliche Botschaft verdrängen könne, verbannte [[Ulrich Zwingli]] die Kirchenmusik zeitweise völlig aus dem Gottesdienst der [[Reformierte Kirche|Reformierten Kirche]].
"Nehmen wir also an, ein Kind tritt einem im frühen Lebensalter als ein cholerisches Kind gegenüber. Es wird nicht erst ein
Frage- und Antwortspiel brauchen, um darauf zu kommen, daß es
sich um ein cholerisches Kind handelt, sondern es wird sich
vielleicht dadurch schon zeigen, daß es furchtbar strampelt bei
jeder Gelegenheit, daß es sich auf den Boden wirft, um sich
schlägt. Alle diese Äußerungen sind die entsprechenden bei dem
cholerischen Kinde.


Nun wird man, wenn man Laie ist, wahrscheinlich glauben,
[[Johannes Calvin]] ließ den [[Geistliches Lied|einstimmigen Gemeindegesang]] unter strengen Auflagen wieder zu. Aber erst nach seinem Tod fanden schlichte vierstimmige Chorsätze ([[Genfer Psalter]]) ihren Platz im reformierten Gottesdienst.
daß man ein solches Kind bändigen kann, indem man es möglichst
in eine beruhigende farbige Umgebung bringt. Das ist aber nicht
wahr. Wenn Sie das cholerische Kind mit Blau umgeben oder mit
blauen Kleidern anziehen, dann wird es gerade dadurch, daß es
diese beruhigende blaue Farbe um sich hat, die es nicht stößt, sein
cholerisches Temperament da hinein ausleben; es wird gerade
noch z'widerer, polternder werden. Dagegen in einer Umgebung,
in der es überall mit roter, mit der aufregenden roten Farbe
umgeben sein wird — Sie wissen ja aus anderen Vorträgen, daß die Gegenfarbe die grüne ist, daß die grün-bläuliche Gegenfarbe hervorgerufen wird —, da muß sich das Kind innerlich, indem es
fortwährend mit Rot umgeben wird, anstrengen, um innerlich die
Gegenfarbe zu erleben und wird gerade nicht äußerlich aufgeregt.
Also das Gleiche, das ist dasjenige, was bändigend auf ein aufgeregtes Kind wirkt.


Auf der anderen Seite wird man auf ein melancholisches Kind
==== Die weitere Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert ====
gut wirken, wenn man es gerade veranlaßt, indem man es in eine
Die Eigenständigkeit der evangelischen Kirchenmusik [[Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent|entfaltet sich]] an dem, zunächst an mittelalterliche Formen anknüpfenden, lutherischen Kirchenlied. Die typische Lesungsmusik waren oft vertonte [[Evangelienspruch|Evangeliensprüche]].
blaue, grünlich-blaue Umgebung bringt, aus sich herauszugehen,
also nicht etwa sich davor fürchtet, daß wenn man ihm eine
beruhigende, eine zur Verehrung herausfordernde blaue oder
blaugrüne Umgebung gibt, daß man es dadurch noch melancholischer macht. Hier handelt es sich darum, wirklich einzusehen, wie
aus der Wesenheit des Menschen es folgt, daß man Gleiches mit
Gleichem bekämpft. Sie sehen, es handelt sich überall darum, von
der Wesenheit des Menschen auszugehen und mit der Erkenntnis,
die man da gewinnt, ans Leben heranzukommen.


Ich möchte aber ausdrücklich bemerken, daß es im allgemeinen
Mitte des 17. Jahrhunderts entstand mit den [[Abendmusiken]] an der [[Marienkirche (Lübeck)|Marienkirche]] in [[Lübeck]] unter den Marienorganisten [[Franz Tunder]] und [[Dietrich Buxtehude]] die erste Reihe von kirchlichen Konzertveranstaltungen außerhalb des Gottesdienstes, für die sie speziell komponierten.
nicht zu einer Schematisierung kommen soll, wenn man das Erziehungswesen als Kunst betrachtet, und daß daher schon diese
Denkweise, die da auftritt, wenn man sagt: Wie kann man die
Temperamente durch Farben beeinflussen und dergleichen - daß
das schon wiederum so eine intellektuelle Systematisiererei zeigt.
Wird das Erziehungswesen zur Kunst, dann kommt man nicht zu
solchem intellektualistischen Schematisieren. Da wird man nicht,
wenn es sich um die Farbe handelt, auf die Temperamente blicken,
sondern da wird man im allgemeinen mehr darauf bedacht sein, ob
das Kind ein aufgeregtes oder ein abgeregtes Kind ist. Es kann
zum Beispiel auch vorkommen, daß ein unter Umständen phlegmatisches Kind auch in derselben Weise wie ein melancholisches
Kind mit den Farben und dergleichen behandelt werden muß.
Kurz, es wird sich darum handeln, daß man aus einer lebendigen
Erziehungswissenschaft auch eine lebendige Erziehungskunst entwickle." {{Lit|{{G|291a|443f}}}}
</div>


=== Selbsterziehung des Erwachsenen ===
''Siehe auch:'' [[Norddeutsche Orgelschule]]


Der [[Verstand]] kann bei der [[Selbsterziehung]] direkt nur wenig helfen. Es genügt nicht, das Richtige zu ''wissen'', sondern es muss ''getan'', d.h. regelmäßig ''geübt'' werden. Nur durch rhythmisch wiederholtes Üben kann der [[Ätherleib]] allmählich verwandelt werden:
Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann schließlich der Begriff „Kirchenmusik“ eingeführt. Er sollte lediglich die Funktion der Musik beschreiben, nicht jedoch den Stil.


<div style="margin-left:20px">
Während der [[Aufklärung]] verfielen die alten gottesdienstlichen Formen, die alten Kirchenlieder wurden modernisiert und es kam allgemein zur [[Emanzipation]] des Geisteslebens. Die Aufklärung war somit eine Epoche des Niedergangs der Kirchenmusik.
"Auch die Selbsterziehung kann der Mensch hier in die Hand nehmen. Nicht dadurch kommt zum Beispiel der Sanguiniker zum Ziele, daß er sich sagt: Du hast ein sanguinisches Temperament, das mußt du dir abgewöhnen. - Der Verstand, direkt angewandt, ist auf diesem Gebiete oft ein Hindernis. Indirekt vermag er dagegen viel. Der Verstand ist hier die allerschwächste Seelenkraft. Bei stärkeren Seelenkräften, wie es die Temperamente sind, vermag der Verstand direkt sehr wenig, kann nur indirekt wirken. Der Mensch muß mit seinem Sanguinismus rechnen; Selbstermahnungen fruchten nicht. Es kommt darauf an, den Sanguinismus am rechten Orte zu zeigen. Wir können uns durch den Verstand Erlebnisse schaffen, für die das kurze Interesse des Sanguinikers berechtigt ist. Wenn wir also solche Verhältnisse auch noch so sehr im Kleinen herbeiführen, bei denen das kurze Interesse am Platze ist, so wird es schon hervorrufen, was nötig ist. Beim cholerischen Temperament, da ist es gut, solche Gegenstände zu wählen, durch den Verstand solche Verhältnisse herbeizuführen, bei denen es uns nichts hilft, daß wir toben, wo wir durch unser Toben uns selbst ad absurdum führen. Das melancholische Temperament soll nicht an den Schmerzen und Leiden des Lebens vorbeigehen, sondern soll sie gerade aufsuchen, soll mitleiden, damit sein Schmerz abgelenkt werde an die richtigen Gegenstände und Ereignisse. Sind wir Phlegmatiker, die keine Interessen haben, so ist es gut, daß wir uns möglichst viel mit recht uninteressanten Gegenständen beschäftigen, uns mit recht viel Quellen der Langweile umgeben, daß wir uns gründlich langweilen. Dann werden wir uns gründlich kurieren von unserem Phlegma, es uns gründlich abgewöhnen. So rechnet man mit dem, was da ist, und nicht mit dem, was nicht da ist." {{Lit|{{G|057|294}}}}
</div>


== Tabelle ==
Durch die romantische [[Restauration (Geschichte)|Restauration]] im 19. Jahrhundert gab es zwar eine Rückkehr zur Überlieferung. Jedoch versuchte man nur Vergangenes wiederherzustellen. Die Folge war, dass sich die evangelische Kirchenmusik nun selbst ins Abseits der allgemeinen musikalischen Entwicklung gestellt hatte. Das äußerte sich auch im Komponierverhalten großer Komponisten jener Zeit, wie Mendelssohn Bartholdy oder Brahms, die kaum Kirchenlieder komponierten.
<table cellspacing="0" cellpadding="5" width="99%" border="1">
  <tr style="background:#800080; color:white">
    <td colspan="2"><strong>Temperament</strong></td>
    <td><strong><center>Sanguiniker</center></strong></td>
    <td><strong><center>Choleriker</center></strong></td>
    <td><strong><center>Melancholiker</center></strong></td>
    <td><strong><center>Phlegmatiker</center></strong></td>
  </tr>
  <tr>
    <td colspan="2"><strong>Wesensglied</strong></td>
    <td>[[Astralleib]]</td>
    <td>[[Ich]]</td>
    <td>[[Physischer Leib]]</td>
    <td>[[Ätherleib]]</td>
  </tr>


  <tr>
==== Die Kirchenmusik im 20. Jahrhundert ====
    <td colspan="2"><strong>Körpersäfte</strong></td>
Verbunden mit der liturgischen Erneuerung gab es in den 1920er und 1930er Jahren auch eine [[Erneuerungsbewegung der evangelischen Kirchenmusik nach 1920|kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung]] mit dem Ziel einer neuen Heiligung der gottesdienstlichen Musik, orientiert an der [[Reformation]] und der [[Barockmusik|Musik des deutschen Hochbarock]], unter Ausschluss subjektiver [[Romantik|Romantizismen]].
    <td>Blut<ref name="Blut"> </ref> (Sanguis)</td>
 
    <td>Gelbe Galle (Chole)</td>
Seit Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] 1945 kam es zu einer großen Entfaltung der Kirchenmusik. Die Voraussetzung dafür war die Wiederherstellung eines hauptberuflichen [[Kantor]]enstands.
    <td>Schwarze Galle (Melas Chole)</td>
 
    <td>Schleim (Phlegma)</td>
Ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts führte die Komplizierung der Kompositionsverfahren zu einem neuen Auseinandertreiben zwischen kirchenmusikalischer [[Moderne]] und gottesdienstlicher Gebrauchsmusik.
  </tr>
 
  <tr>
Im Zuge der allgemeinen Entwicklung der Musik hielten Elemente aus der Popularmusik Einzug in die Kirchenmusik. Vor allem in den 1960er Jahren kam es zu zahlreichen Neuschaffungen von Kirchenliedern, von denen einige –&nbsp;wie das bekannte „[[Danke für diesen guten Morgen|Danke-Lied]]“&nbsp;– sofort immens populär wurden. Titel wie „[[Jazzgottesdienst|Jazzmesse]]“ versuchten Inspiration durch den [[Jazz]] zu suggerieren, aber faktisch ist ein großer Teil der damals unter solchem [[Rubrum]] entstandenen Musik nicht eigentlich durch Jazz, [[Beatmusik|Beat]] oder [[Rockmusik|Rock]] beeinflusst. Insofern diese Musik während eines Gottesdienstes und dazugehörend aufgeführt wird, ist sie als Kirchenmusik zu bezeichnen (siehe [[Neues Geistliches Lied]]). Dazu rechnet auch die auch außerhalb der USA immens beliebt gewordene [[Gospel]]musik, die aus dem [[Negro Spiritual]] hervorgegangene sakrale Urform des [[Soul]].
    <td colspan="2"><strong>Eigenschaften</strong></td>
 
    <td>warm und feucht</td>
=== Die Kirchenmusik in den Ostkirchen ===
    <td>warm und trocken</td>
Die Kirchenmusik in den [[Ostkirche]]n ist rein vokal und am byzantinischen Messritus orientiert. Seit jüngster Zeit versuchen auch die deutschsprachigen [[Orthodoxe Kirchen|orthodoxen Christen]] einen deutschen [[Choral]] auf der Grundlage des byzantinischen Gesangs zu entwickeln. Im [[Deutsches Orthodoxes Dreifaltigkeitskloster Buchhagen|orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen]] gehört dieser Choral zur spezifischen deutsch-orthodoxen [[Spiritualität]].
    <td>kalt und trocken</td>
{{siehe auch|Pamjatniki russkoi duchownoi musyki}}
    <td>kalt und feucht</td>
 
  </tr>
=== Die Kirchenmusik in der Anglikanischen Kirche ===
  <tr>
Auch in den Kirchen der [[anglikanisch]]en Tradition gibt es Gesangbücher sowie eine [[Geistliches Lied im englischen Kulturraum|reiche Tradition]] von Kirchenliedern und anderer Kirchenmusik gemäß dem [[Book of Common Prayer]] mit den Hauptformen [[Anthem]] und [[Service (Musik)|Service]].
    <td colspan="2"><strong>Element</strong></td>
 
    <td>[[Luft]]</td>
=== Kirchenmusik in anderen christlichen Konfessionen ===
    <td>[[Feuer]]</td>
In weitaus meisten anderen christlichen Konfessionen gibt es ebenfalls Gesangbücher, Kirchenlieder aus [[Wikipedia:Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent|kontinentaleuropäischer]], englischer<ref>siehe auch: Early English Church Music</ref> oder US-amerikanischer Tradition oder auch andere Kirchenmusik:
    <td>[[Erde (Element)|Erde]]</td>
 
    <td>[[Wasser]]</td>
* Die [[Neuapostolische Kirche]] besitzt das [[Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche]] als Nachfolger des [[Wikipedia:Neuapostolisches Gesangbuch|Neuapostolischen Gesangbuchs]].
  </tr>
* Die [[Apostolische Gemeinschaft (Freikirche)|Apostolische Gemeinschaft]] verwendet das Gesangbuch [[Singt dem Herrn]] als Nachfolger des [[Apostolisches Gesangbuch|Apostolischen Gesangbuchs]].
  <tr>
<!-- Hier wären Angaben zu weiteren Konfessionen entsprechend http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Christliche_Konfession nett. -->
    <td colspan="2"><strong>Altersstufe</strong></td>
 
    <td>Kindheit</td>
== Formen der Kirchenmusik ==
    <td>Jugend</td>
Die Kirchenmusik hat im Laufe von zwei Jahrtausenden viele verschiedene Stile hervorgebracht. Um sie ein wenig zu ordnen kann man unter anderem zwischen einstimmigen und mehrstimmigen Stilen unterscheiden.
    <td>Erwachsenenalter</td>
 
    <td>Alter</td>
=== Der Gregorianische Choral ===
  </tr>
Der [[Gregorianischer Choral|gregorianische Choral]] ist ein einstimmiger liturgischer Gesang der römischen Kirche in lateinischer Sprache. Er ist benannt nach Papst Gregor&nbsp;I., der um 600 eine Reformierung der Liturgie vornahm.
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Richtung</strong></td>
=== Das Kirchenlied ===
    <td>Osten</td>
Kirchenlieder werden üblicherweise in der jeweiligen Landessprache gesungen und sind meist strophisch aufgebaut. Gesungen werden sie in [[Gottesdienst]]en aber auch oft zu [[Prozession]]en und [[Wallfahrt]]en. Das Kirchenlied entstammt der lutherischen Tradition.<ref>Ulrich Michels: ''dtv-Atlas zur Musik''. Band 1. 13. Auflage. München 1991, S. 257.</ref>
    <td>Süden</td>
 
    <td>Westen</td>
Beispiele:
    <td>Norden</td>
* ''[[Komm, Gott Schöpfer]]'' (Martin Luther)
  </tr>
* ''[[Ein feste Burg ist unser Gott]]'' (Martin Luther)
  <tr>
* ''[[Geh aus, mein Herz, und suche Freud]]''
    <td colspan="2"><strong>Jahreszeit</strong></td>
* ''[[Befiehl du deine Wege]]''
    <td>Frühling</td>
* ''[[Die Nacht ist vorgedrungen]]''
    <td>Sommer</td>
* [[Sonnengesang (Franz von Assisi)|Sonnengesang]] (''Laudato si'') ([[Franz von Assisi]])
    <td>Herbst</td>
* ''[[Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren]]''
    <td>Winter</td>
 
  </tr>
Der [[Lutherischer Choral|Lutherische Choral]] geht auf [[Martin Luther]] zurück, der den gemeinsam [[Geistliches Lied|in deutscher Sprache gesungenen Choral]] als zentrales Mittel des evangelischen [[Gottesdienst]]es verwendete. Dabei bedienten sich Luther und seine Nachfolger auch populärer [[Volkslied]]er und beliebter Melodien, häufig im Stil damals beliebter Tänze ([[Allemande]]n etc.).
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Tageszeit</strong></td>
=== Die Kantate ===
    <td>Morgen (Träumen)</td>
{{Hauptartikel|Kantate}}
    <td>Mittag (Wachen)</td>
 
    <td>Abend (Sterben, Kranksein)</td>
Die Kantate ist eine mehrsätzige Vokalkomposition für Gesangsstimmen und Instrumentalbegleitung, bei der sich [[Rezitativ]]e, [[Arie]]n, [[Arioso|Ariosi]], Chorsätze, [[Choral|Choräle]] und instrumentale Vor- und Zwischenspiele in beliebiger Anzahl abwechseln. Sie entstand zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Neben Kirchenkantaten gibt es auch weltliche Werke dieser Gattung.
    <td>Nacht (Schlafen)</td>
 
  </tr>
Nach der Besetzung kann man unterscheiden zwischen Solokantaten, Chorkantaten und Mischformen. Textgrundlage der geistlichen Kantate ist meist Bibeltext im Wechsel mit betrachtenden oder erläuternden freien Dichtungen, es gibt jedoch auch die Choralkantate, der ein Kirchenlied zugrunde liegt.
  <tr>
Die enge Verzahnung eines Gottesdienstes mit der Aufführung einer Kantate nennt man [[Kantatengottesdienst]]; dazu entwickelten sich in der Neuzeit interessante Formen.
    <td colspan="2"><strong>Organsystem</strong></td>
 
    <td>Nervensystem, Lunge</td>
=== Das Oratorium ===
    <td>Blutkreislauf<ref name="Blut"> </ref>, Galle</td>
''Hauptartikel: [[Wikipedia:Oratorium|Oratorium]]''
    <td>Knochensystem, Gelenke, Sehnen</td>
 
    <td>Drüsensystem, Verdauung</td>
Als Oratorium bezeichnet man opernnahe Großformen, in denen Bibeltexte und zugehörige Kommentare mit verteilten Solorollen, Chor und [[Orchester]] quasi „in Szene“ gesetzt werden. Nahezu alle handlungstragenden Bibeltexte sind bereits vertont worden, am bekanntesten geworden sind jedoch [[Passionsmusik|Passionsoratorien]].
  </tr>
 
  <tr>
Dabei handelt es sich um die gesungene Leidensgeschichte Jesu von seiner Gefangennahme bis zur [[Kreuzigung]]. Die Passion wird in der [[Karwoche]] an vier Tagen nach den Berichten der [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] gelesen und gesungen. Außerdem gibt es das so genannte [[Passionsspiel]], das von der Liturgie losgelöst ist und gesprochen wird.
    <td colspan="2"><strong>Mimik</strong></td>
 
    <td>gehobene Brauen und Mundwinkel</td>
[[Datei:Matthäuspassion.JPG|mini|Der Choralsatz ''O Haupt voll Blut und Wunden'' aus der ''[[Wikipedia:Matthäus-Passion (J. S. Bach)|Matthäuspassion]]'' von [[Johann Sebastian Bach]]]]
    <td>Nasenwurzel zusammengezogen (Wutfalte), Mund gepresst</td>
 
    <td>in der Mitte hochgezogene Brauen und Mittelfalte, Mundwinkel gesenkt</td>
;Beispiele:
    <td>Augenlider und Kiefer locker hängend</td>
* ''Matthäus-'', ''Lukas''- und ''[[Johannespassion]]'' 1665/66 von [[Heinrich Schütz]]
  </tr>
* ''[[Johannes-Passion (J. S. Bach)|Johannespassion]]'' 1724 und ''[[Matthäus-Passion (J. S. Bach)|Matthäuspassion]]'' 1727/29 von [[Johann Sebastian Bach]]
  <tr>
* ''[[Weihnachtsoratorium (Bach)|Weihnachtsoratorium]]'' ebenfalls von J. S. Bach (allerdings im eigentlichen Sinn kein Oratorium, sondern sechs zusammenhängende [[Kantate]]n)
    <td colspan="2"><strong>Gestik</strong></td>
*[[Messiah|''Der Messias'']] 1741/1742 von Georg Friedrich Händel
    <td>mit Leichtigkeit rhythmisch aufstrebend</td>
 
    <td>kraftvoll abwärts</td>
=== Spezielle Formen der Kirchenmusik ===
    <td>vergebens mühsam aufstrebend</td>
* [[Choral]] – Ursprünglich die in der Liturgie der [[Westkirche]] einstimmige Kirchenmusik.
    <td>bequem sinkenlassend</td>
* [[Motette]] – Mehrstimmiger Gesang, bei dem das gesungene Wort im Vordergrund steht und bei dem Instrumente die [[Singstimme]]n verstärken oder auch ersetzen
  </tr>
* [[Messe (Musik)|Messe]] – Die Vertonung des [[Ordinarium]] – gewöhnlich [[Kyrie eleison|Kyrie]], [[Gloria]], [[Credo]], [[Sanctus]] (mit [[Hosianna|Osanna]] und Benedictus) und [[Agnus Dei]]. Auch mit Teilen des Propriums möglich.
  <tr>
* [[Requiem]] – Die Totenmesse der katholischen Liturgie.
    <td colspan="2"><strong>Gang</strong></td>
* [[Te Deum]] – Der [[Ambrosius von Mailand|ambrosianische Lobgesang]], das große Dankgebet der christlichen Kirchen.
    <td>hüpfend, tänzelnd</td>
* [[Litanei]] – Das Bittgebet der katholischen Kirche in Form eines Wechselgesanges zwischen Vorsänger oder Schola und Gemeinde, aber auch als durchkomponierte Form z.&nbsp;B. bei Mozart.
    <td>stampfend (Ferse), O-beinig</td>
* [[Vesper (Liturgie)|Vesper]] – Die Vertonung der Psalmen und Hymnen des Abendgebet der katholischen Kirche als mehrteilige Großform (Monteverdi, Mozart u.&nbsp;a.).
    <td>X-beinig</td>
* [[Passion (Musik)|Passion]] – Die Vertonung des [[Bibel|biblischen]] [[Passion]]stextes, wie er in einem der [[Evangelium (Buch)|Evangelien]] überliefert ist.
    <td>schlurfend</td>
 
  </tr>
=== Glocken ===
  <tr>
Im weiteren Sinn gehören auch die [[Kirchenglocke]]n zur Kirchenmusik. Glocken sind wie die [[Orgel]] Instrumente, die überwiegend im kirchlichen Bereich Verwendung finden. So sind die entsprechenden Sachverständigen (hier: [[Glockensachverständiger]]) meist den Ämtern für Kirchenmusik oder vergleichbaren Institutionen der einzelnen Bistümer oder Landeskirchen zugeordnet.
    <td colspan="2"><strong>Tugend</strong></td>
 
    <td>Liebe, Interesse</td>
== Die Kirchenmusik in der Praxis ==
    <td>Mut</td>
=== Die Kirchenmusik im Gottesdienst ===
    <td>Mitleid</td>
Die Musik im [[Gottesdienst]] besteht aus Elementen der Liturgie, der künstlerischen und/oder der liturgischen Musik. Zum Beispiel: [[Präludium]], [[Interludium]], [[Liturgisches Orgelspiel#Intonationen|Intonationen]], [[Choralvorspiel]], Chormusik, [[Kammermusik]], Musik „[[sub communione]]“ (Musik zur Kommunion/zum Abendmahl),<ref>Wolfgang Seifen: ''Katholische Klanglichkeit. Das Besondere einer Improvisation „sub Communione“.'' In: Musik und Kirche 1/2001, S. 12–15.</ref> [[Postludium]] und dem [[Gemeindegesang]] (dem Kirchenlied oder dem Choral).
    <td>Geduld</td>
 
  </tr>
Historisch und an der Liturgie der Messe (vgl. auch [[lutherische Messe]] oder [[Deutsche Messe (Gottesdienst)|Deutsche Messe]] bzw. [[evangelische Messe]]) gemessen, sind historische Liturgieelemente ihrem Wesen nach Gebete in musizierter Form, etwa die zum [[Proprium Missae]] (kirchenjahreszeitlich wechselnde Texte) gehörenden Teile: [[Introitus (Gesang)|Introitus]] (Eingangspsalm), [[Graduale]] oder [[Halleluja]](-vers), vor allem jedoch der [[Psalm]], der bereits auf biblischer Grundlage ein ''gesungenes Gebet'' ist. Diese gehören auch zugleich zu den ältesten Teilen der Liturgie. Das lutherische Verständnis der Messe bezieht in großem Anteilen gerade über den Gesang die ganze Gemeinde in den Dienst der [[Verkündigung]] oder des (gesungenen) Gebetes mit ein.
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Untugend</strong></td>
Einen Teil der traditionellen Gesangsbegleitung der Gemeinde im Gottesdienst ist die Liedbegleitung durch die [[Orgel]] (liturgisches Orgelspiel), es sind aber auch andere Formen der Gesangsbegleitung mit allen anderen Instrumenten und Stilformen (bis zur [[Band (Musik)|Band]]; mit [[E-Orgel]], [[Schlagzeug]], [[E-Bass|Bass]] und evtl. [[Gitarre]] im Gospel-Gottesdienst obligatorisch) heute denkbar.
    <td>Triebhaftigkeit</td>
 
    <td>Wut</td>
Der gottesdienstliche Gesang der Gemeinde kann also begleitet oder unbegleitet, einstimmig oder mehrstimmig sein. Teilweise wird aus liturgischen oder historisierenden Gründen auch heute noch auf unbegleitete Einstimmigkeit Wert gelegt. Die historisierende einstimmige Form des Gesanges, gelegentlich noch gebräuchlich etwa beim Wechselgesang des [[Kyrie eleison]] zwischen Kantor und Gemeinde, geht auf die alte Praxis des gregorianischen Chorals als Grundlage der katholischen Kirchenmusik zurück. Allerdings entstand auch gerade hieraus die Mehrstimmigkeit, nämlich um 900 mit dem [[Organum]], der Wurzel der ''mehrstimmigen'' mittelalterlichen Motettenkunst mit ihrem Höhepunkt im 12. und 13. Jahrhundert. Mit Ausnahme gewisser historisch verbriefter Bestrebungen, etwa die Orgelmusik in Kirchen ganz zu verbieten und Kirchenmusik verschiedensten [[Sanktion]]en zu unterwerfen, erfreute sich im Gegensatz dazu die Geschichte der gottesdienstlichen Kirchenmusik immer schon glanzvollster Formenvielfalt und sie belegt epochenweise große Freiheit in den Musizierformen und der Art der Gesangsbegleitung.
    <td>Wehleidigkeit</td>
 
    <td>Trägheit</td>
Besondere Aufmerksamkeit aus der lutherischen [[Kantoreipraxis]] hierbei verdient das [[Alternatim]]-Musizieren, in der verschiedene Formen der Liedbearbeitung und Begleitung von (Lied-)Vers zu Vers abwechseln und bei welcher im Gefolge der [[Reformation]] erwachsene [[Laie (Religion)|Laien]], Jugendliche und Kinder musik- und gemeindepädagogisch wertvollen Anteil hatten.
  </tr>
 
  <tr>
In den letzten Jahrzehnten ist es zu einem starken Liedaustausch zwischen den deutschsprachigen Ländern gekommen. Gleichsam weisen heutige Gesangbücher wie [[Gotteslob]] oder [[Evangelisches Gesangbuch]] auch eine Vielfalt ökumenischer Lieder und Lieder aus aller Welt auf.
    <td colspan="2"><strong>Bosheit</strong><br>
 
:tätig<br>
Immer häufiger findet sich im Gottesdienst aber auch so genannte „populäre“ christliche Musik wieder, seit über 40 Jahren existiert in Deutschland eine [[christliche Popmusik]]szene.
:erleidend</td>
 
    <td><br>
Die empirische Forschung hat die gottesdienstliche Musik und das Singen in den Blick genommen. Der Gottesdienst ist einer der wenigen Orte in unserer Kultur, wo noch gesungen wird. Die Lieder sind eine Kombination von kunstvoller Dichtung und klangvollen Melodien. Das Singen im Gottesdienst fördert die Gemeinschaft und bringt den einzelnen Freude. Darüber hinaus ist es auch Glaubensausdruck der Singenden. Ausführlich untersucht hat das Jochen Kaiser.<ref>Jochen Kaiser: ''Religiöses Erleben durch gottesdienstliche Musik. Eine empirisch-rekonstruktive Studie.'' Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-62418-0.</ref>
Lügenhaftigkeit<br>
 
Leichtsinnigkeit</td>
=== Zitate ===
    <td><br>
{{Zitat|Eine Kirche, die nur noch Gebrauchsmusik macht, verfällt dem Unbrauchbaren und wird selbst unbrauchbar.|[[Benedikt XVI.|Joseph Kardinal Ratzinger]] in ''Theologisches zur Kirchenmusik''}}
Gewalttätigkeit<br>
 
Angst</td>
=== Berufsbild Kirchenmusiker/Kirchenmusikerin ===
    <td><br>
Siehe: [[Kirchenmusiker]], [[Kantor]], [[Bezirkskantor]], [[Chorleiter]], [[Organist]], [[Liste von Organisten]], [[Kirchenmusikdirektor]], [[Landeskirchenmusikdirektor]], [[Orgelsachverständiger]], [[Glockensachverständiger]].
Grausamkeit<br>
 
Masochismus</td>
== Siehe auch ==
    <td><br>
{{Portal|Kirchenmusik}}
Hartherzigkeit<br>
{{Portal|Gregorianik}}
Antriebslosigkeit</td>
* {{WikipediaDE|Kategorie:Kirchenmusik}}
  </tr>
* {{WikipediaDE|Kirchenmusik}}
  <tr>
* {{WikipediaDE|Kirchenmusiker #Ausbildung}}
    <td colspan="2"><strong>Geisteskrankheit</strong></td>
* {{WikipediaDE|Preis der Europäischen Kirchenmusik}}
    <td>Irrsinn, Narrheit</td>
* {{WikipediaDE|Geschichte des geistlichen Liedes auf dem europäischen Kontinent}}
    <td>Tobsucht</td>
* {{WikipediaDE|Hymnologie}}
    <td>Trübsinn, Wahnsinn</td>
* {{WikipediaDE|Conductus}}
    <td>Stumpfsinn</td>
* {{WikipediaDE|Sakropop}}
  </tr>
* {{WikipediaDE|Schola}}
  <tr>
* {{WikipediaDE|Posaunenchor}}
    <td colspan="2"><strong>Wappentier<ref name="Wappentier>Die Wappentiere entsprechen den vier [[Sphinx]]-Tieren bzw. den Evangelisten-Symbolen und auch den entsprechenden [[Tierkreiszeichen]]. Dabei ergibt sich allerdings eine andere Zuordnung der [[Elemente]] zu den Tierkreiszeichen, als sie heute in der [[Astrologie]] üblich ist, indem die Luft- und Wasserzeichen vertauscht sind. Der Adler, der dem Skorpion entspricht, ist hier dem Luftelement zugeordnet und der Wassermann oder Engel dem Wasserelement.</ref></strong></td>
* {{WikipediaDE|E-Musik}}
    <td>Adler</td>
* {{WikipediaDE|Liste der Kirchenmusikkomponisten}}
    <td>Löwe</td>
* {{WikipediaDE|Liste von Kirchenliederdichtern}}
    <td>Stier</td>
    <td>Wassermann (Mensch/Engel)</td>
  </tr>   
</table>


== Literatur ==
== Literatur ==
# Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', [[GA 57]] (1984)
;Einführungen, Gesamtdarstellungen, Handbücher:
# Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990)
* ''Basiswissen Kirchenmusik. Ein ökumenisches Lehr- und Lernbuch in vier Bänden mit DVD und Registerband zur Grundausbildung und Berufsbegleitung evangelischer und katholischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker''. Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange. Carus-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-89948-111-2 (Gesamtwerk).
# Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981)
** Band 1: ''Theologie – Liturgiegesang''. Hrsg. von Richard Mailänder und Britta Martini, ISBN 978-3-89948-122-8.
# Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988)
** Band 2: ''Chor- und Ensembleleitung''. Hrsg. von Christfried Brödel und Reiner Schuhenn, ISBN 978-3-89948-123-5.
# Rudolf Steiner: ''Farbenerkenntnis'', [[GA 291a]] (1990)
** Band 3: ''Musiktheorie – Liturgisches Orgelspiel''. Hrsg. von Thomas Albus und Franz Josef Stoiber, ISBN 978-3-89948-124-2.
# [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_elemente.pdf Die vier Elemente und die vier Temperamente] PDF
** Band 4: ''Orgelliteraturspiel – Orgelbaukunde''. Hrsg. von Winfried Bönig und Ingo Bredenbach, ISBN 978-3-89948-125-9.
** ''Registerband mit Zeittafeln und Tabellen zur Kirchenmusik''. Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange, ISBN 978-3-89948-126-6.
** DVD: ''Workshop Dirigieren'' zu Band 2, EAN: 4 009350 24119 0.
* ''Enzyklopädie der Kirchenmusik in 6 Bänden. Die Reihe.'' Hrsg. von Matthias Schneider, Günther Massenkeil und Wolfgang Bretschneider, Laaber-Verlag, Laaber 2010, ISBN 978-3-89007-690-4 [Gesamtwerk].
 
:* 1. Wolfgang Hochstein, Christoph Krummacher (Hrsg.): ''Geschichte der Kirchenmusik in 4 Bänden'', ISBN 978-3-89007-691-1.
:: → Einzelbände siehe weiter unten in diesem Literaturverzeichnis unter ''Geschichte der Kirchenmusik''.
:* 2. Matthias Schneider, Beate Bugenhagen (Hrsg.): ''Zentren der Kirchenmusik.'' ISBN 978-3-89007-692-8.
:* 3. Franz Körndle, Joachim Kremer (Hrsg.): ''Der Kirchenmusiker. Berufe – Institutionen – Wirkungsfelder.'' ISBN 978-3-89007-694-2.
:* 4. Albert Gerhards, Matthias Schneider (Hrsg.): ''Der Gottesdienst und seine Musik in 2 Teilbänden.''
::: Teilband 1: ''Grundlegung und Hymnologie.''
::: Teilband 2: ''Liturgik.'' ISBN 978-3-89007-696-6.
:* 5. Ulrich Fürst, Andrea Gottdang (Hrsg.): ''Die Kirchenmusik in Kunst und Architektur''. ISBN 978-3-89007-695-9.
:* 6. Günther Massenkeil, Michael Zywietz (Hrsg.): ''Lexikon der Kirchenmusik.'' ISBN 978-3-89007-696-6.
* Stefan Klöckner: ''Musik in der Kirche''. In: Deutscher Musikrat (Hrsg.): ''Musik-Almanach 2007/08. Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland''. ConBrio, Regensburg 2006; S. 94–102.
* Michael Wersin: ''Reclams Führer zur lateinischen Kirchenmusik''. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010569-6.
* ''Monumenta musicae sacrae'', Buchreihe Frankreich


;Geschichte der Kirchenmusik:
* Johann Hinrich Claussen: ''Gottes Klänge. Eine Geschichte der Kirchenmusik.'' In Zusammenarbeit mit Christof Jaeger. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66684-1 ([http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/claussens-geschichte-der-kirchenmusik-ein-gastbeitrag-von-harald-schmidt-13135900.html Rezension]).
* Wolfgang Hochstein, Christoph Krummacher (Hrsg.): ''Geschichte der Kirchenmusik in 4 Bänden'', ISBN 978-3-89007-691-1.
** 1. ''Von den Anfängen bis zum Reformationsjahrhundert'', 2011.
** 2. ''Das 17. und 18. Jahrhundert'', 2012.
** 3. ''Das 19. und frühe 20. Jahrhundert'', 2013.
** 4. ''Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Herausforderungen der Gegenwart'', 2014.
* Eckhard Jaschinski: ''Kleine Geschichte der Kirchenmusik''. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-28323-9.


{{GA}}
;Kirchenmusik und Liturgie / Theologie:
* Jochen Arnold, Jochen Kaiser u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Gottesklänge. Musik als Quelle und Ausdruck des christlichen Glaubens.'' Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, ISBN 978-3-374-03290-7.
* Peter Bubmann: ''Musik – Religion – Kirche. Studien zur Musik aus theologischer Perspektive.'' Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02617-3.
* Jochen Kaiser: Religiöses Erleben durch gottesdienstliche Musik. Eine empirisch-rekonstruktive Studie, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-62418-0.
* Hans Musch (Hrsg.): ''Musik im Gottesdienst''. ConBrio, Regensburg 1994.
# ''Historische Grundlagen, Liturgik, Liturgiegesang''. ISBN 3-930079-21-6.
# ''Musiklehre, Gemeindeliedführung, Neue geistliche Lieder, Orgelkunde, Stimmbildung, Chorleiter, Kinderchor, Lexikon''. ISBN 3-930079-22-4.
* Thomas Schumacher: ''Kirchenmusik als integraler Bestandteil der Liturgie?'' München 2002, ISBN 3-936909-01-6, [http://www.denken-im-glauben.de/Download_Kirchenmusik%20und%20Liturgie.pdf denken-im-glauben.de] (PDF).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
#[[Bild:Adobepdf_small.gif]] [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Das_Geheimnis_der_menschlichen_Temperamente.pdf Das Geheimnis der menschlichen Temperamente] - Vortrag gehalten von Dr. Rudolf Steiner in Berlin am 4. März 1909
{{Wiktionary}}
* [http://themen.miz.org/kirchenmusik Themenportal "Kirchenmusik – Musik in Religionen"], konfessionsübergreifendes Informationsportal zum kirchenmusikalischen Leben.
* [http://www.miz.org/artikel_institutionen_vorbemerkungen_zentralstellen.html Zentralstellen und Ämter der Kirchenmusik in Deutschland] (Liste des Deutschen Musikinformationszentrums)
* [http://www.cpdl.org/ Choral Public Domain Library] – Notenarchiv
* [http://www.orthodox.de/choral_kurz.php Der deutsch-orthodoxe Choral in byzantinischer Tradition] (Deutsches Orthodoxes Dreifaltigkeitskloster Buchhagen)
* [http://www.sinfonia-sacra.de/ Kirchenmusikinstitution Sinfonia Sacra]
 
== Einzelnachweise ==
<references />


== Einzelanchweise ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4030736-0}}
<references/>


[[Kategorie:Temperamente|101]]  
[[Kategorie:Musikalische Gattung nach Funktion]]
[[Kategorie:Pädagogik]]  
[[Kategorie:Kirchenmusik|!]]
[[Kategorie:Waldorfpädagogik]]
[[Kategorie:Musik]]

Version vom 4. Juli 2019, 01:28 Uhr

Kirchenmusik (auch Sakralmusik oder lat. musica sacra) als musikalischer Funktionsbegriff ist die zur Aufführung im kirchlichen Gottesdienst bestimmte Vokal- und Instrumentalmusik. Typische kirchenmusikalische Formen sind Messvertonungen, Kantaten und Motetten sowie Choräle und einstimmige Kirchengesänge. Choralvorspiele für Orgel und andere Instrumentalmusik in unterschiedlichen Besetzungen, mit der die kultischen Handlungen im Gottesdienst untermalt werden, zählen ebenfalls zur Kirchenmusik.

Von der Kirchenmusik unterschieden werden muss allgemeine geistliche Musik, die nicht zur Aufführung im Gottesdienst bestimmt ist. Beispiele für solcherart geistliche Musikwerke sind die Oratorien Händels, die Psalmensinfonien von Liszt und Strawinsky oder das Requiem von Brahms. Dagegen werden die Bach-Passionen als Kirchenmusik betrachtet, da diese für den Gebrauch in der Passionsliturgie geschaffen wurden.

Allgemeiner gefasst wird manchmal auch sämtliche Musikausübung im kirchlichen Bereich als Kirchenmusik bezeichnet. In diesem Sinne fallen auch die Kantorei-Probe, das Singen mit Kindern in einem Zeltlager als Hinführung zu biblischen Themen und das Orgelkonzert mit spiritueller Sinngebung unter den Begriff Kirchenmusik. Der so verstandene Begriff Kirchenmusik umfasst auch die gemeindepädagogischen Anteile der Musikpädagogik in Verbindung mit der Religionspädagogik, also die Hinführung zur Musik und die Hinführung zu religiösen Inhalten durch die Musik. Die kirchenmusikalische Praxis unterscheidet sich stark nach Konfession und kulturellem Umfeld.

Zentraler Ausübender der Kirchenmusik ist der Kirchenmusiker, oft in seiner Rolle als Chorleiter oder Organist. Er leitet die kircheneigenen Musikgruppen wie Kirchenchor, Schola oder Posaunenchor und studiert mit ihnen Musikwerke zur Gottesdienstgestaltung ein.

Geschichte der Kirchenmusik

Maßgebliche Vorgaben der Neuzeit

Die kanonischen Schriften des Neuen Testaments enthalten nur sehr spärliche Angaben zum Thema Musik. Eine Ausnahme stellt Epheser 5,19 dar: „Sprecht einander in Psalmen, Hymnen und geistlichen Liedern zu; singt und jubelt dem Herrn in euren Herzen.“

In 1. Korinther 14 bezieht sich Paulus im Rahmen einer geistlichen Belehrung zwar auf einige Musikinstrumente, nimmt hierzu aber nicht Stellung. Im 34. Vers des Kapitels wird er aber umso deutlicher: „So sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen, denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden.“ Dies impliziert natürlich auch das Singen.

Eine ähnlich folgenschwere Bewertung nahm der Kirchenvater Johannes Chrysostomos im 4. Jahrhundert beim Kommentieren der Paulusbriefe vor. Er empfiehlt der christlichen Familie zwar das Singen „heiliger Lieder“ nach den Mahlzeiten, erklärt die Benutzung von Instrumenten aber für überflüssig.

Die Musik der Christen bis zum 6. Jahrhundert

Im Anschluss an Paulus’ Missionsreisen bildeten sich erstaunlich schnell christliche Gemeinden, die im römischen Machtbereich weit verstreut waren und keinem einheitlichen Kulturkreis angehörten. Man kann davon ausgehen, dass die Gemeinden in der christlichen Feier zunächst ihre jeweils gewohnten Gesangstraditionen fortsetzten. Die musikalische Betätigung der frühen Christen war also außerordentlich divergent.

Die Möglichkeit einer eigenen Traditionsbildung eröffnete sich, als das Christentum im Römischen Reich anerkannt wurde. Im 4. Jahrhundert gaben führende Kirchenväter dem Gesang einen großen Stellenwert: Im Osten wurde unter Basilius von Caesarea die Liturgie umgebildet. Im Westen kam es unter Bischof Ambrosius von Mailand zu liturgischen und musikalischen Reformen und zur Einführung des Ambrosianischen Gesangs. Ambrosius führte Antiphonen und neu gedichtete Hymnen ein.

Das Christentum breitete sich rasch aus, und so gewannen die einzelnen Erzbistümer und Klöster eine relative Unabhängigkeit. Neben der ambrosianischen Liturgien entwickelten sich verschiedene weitere wie der römische Ritus, der mozarabische Ritus und der gallikanische Ritus. Viele dieser Liturgien bildeten eigene Singtraditionen heraus. Bis zum 6. Jahrhundert lag auch in den Klöstern des Hl. Benedikt bereits ein Melodienbestand vor, der für das Absingen sämtlicher Psalmen reichte.

Die Westkirche ab dem Frühmittelalter: Der gregorianische Choral

Gregor I. beim Diktieren des gregorianischen Gesangs (Hartker-Antiphonar um 995)

Gregorianischer Choral - Artikel in der deutschen Wikipedia

Ende des 6. Jahrhunderts reformierte Papst Gregor der Große die Liturgie der lateinischen Kirche. Vermutlich im Rahmen dieser Reformen begann eine über mehrere hundert Jahre fortgesetzte Ordnung, Sammlung und Vereinheitlichung der in der Liturgie verwendeten Melodien und Texte. Die zusammengestellten Lieder wurden als gregorianischer Choral für die römische Kirche verbindlich und lösten lokale Gesangsstile weitgehend ab. Der gregorianische Choral wurde einstimmig vorgetragen und basierte auf lateinischen (Gebets-)Texten. In den Messen wurden sowohl das Ordinarium, als auch das Proprium gesungen.

Die Melodien des gregorianischen Chorals wurden bis ins 9. Jahrhundert ausschließlich mündlich überliefert. Die danach in die Messbücher aufgenommenen Neumen und Notationen sind von der modernen Musikforschung akribisch untersucht worden.

Die Kirchenmusik im Westen vom 9. Jahrhundert bis zum Hochmittelalter

Entwicklung der Mehrstimmigkeit und Notre-Dame-Schule

Darstellung eines Organums in Dasia-Notation. Musica enchiriadis, spätes 9. Jahrhundert

Auch im Hochmittelalter pflegte die katholische Kirche den gregorianischen Choral als reguläre kirchliche Musizierpraxis. Eher als musikalische Randerscheinung in einigen wenigen Zentren entwickelte sich die abendländische Mehrstimmigkeit auf Basis des bestehenden gregorianischen Gesangs.

Erste Belege der europäischen Mehrstimmigkeit stammen aus dem 9. Jahrhundert. Der weitverbreitete Musiktraktat Musica enchiriadis beschreibt Organum-Sätze, in denen Ausschnitte der gregorianischen Vorlage parallel im Tonabstand einer Quinte oder Quarte mitgesungen wurden (Quintorganum, Quartorganum, Parallelorganum). Auch die Beteiligung von Instrumenten sieht Musica enchiriadis ausdrücklich vor. Im Rahmen dieser Praxis wurden erstmals (relative) Tonhöhen klar notiert, indem man den gesungenen Text auf verschiedenen Linien darstellte.

Die starre Intervallbindung, die schon in den frühen Quellen eher einen theoretischen Ausgangspunkt darzustellen scheint, löste sich in den folgenden Jahrhunderten weiter. In den Saint-Martial-Handschriften (um 1100) und im Liber Sancti Jacobi (um 1140) sind zahlreiche freiere zweistimmige Organa überliefert.

Zunächst wurde zu einer Note der Hauptstimme stets eine Note der zweiten Stimme gesetzt (Note gegen Note). Dabei empfand man die Zusammenklänge Prime, Quarte, Quinte und Oktave als konsonant (wohlklingend). Daneben entstand die Haltetonfaktur. Sie kombiniert eine lang ausgehaltenen Note der gregorianischen Vorlage mit einer Notenfolge (Melisma) in der Gegenstimme.

Höhepunkt dieser Entwicklung bilden die Werke der Notre-Dame-Schule, die vermutlich in Paris in etwa zeitgleich mit dem Bau der Kathedrale Notre-Dame de Paris entstanden (1163 bis um 1250). Léonin und Pérotin schufen als feierliche Musik für hohe kirchliche Feste großangelegte zwei- und dreistimmig Organa – die herausragenden Organa quadrupla Viderunt omnes und Sederunt principes sind sogar vierstimmig.

Diese Organa sind aus zwei miteinander abwechselnden Satztypen aufgebaut: Den „organalen Partien“ in Haltetonfaktur wurden Discantuspartien gegenübergestellt, in denen längere melismatische Abschnitte des gregorianischen Cantus firmus straff rhythmisiert bearbeitet waren: Dem entsprechenden Ausschnitt der Choralmelodie wurde ein jeweils festes Schema (Modus) aus langen und kurzen Noten unterlegt, das regelmäßig wiederholt wurde (Modalrhythmus) – gegebenenfalls wurde auch der Choralausschnitt einige Male wiederholt. Der so rhythmisierte Cantus wurde mit einer oder mehreren neu komponierten Stimmen kombiniert, wobei auf eine Note des Cantus meist eine oder zwei Noten der neu komponierten Stimmen kommen. Die genaue schriftliche Fixierung des Rhythmus wurde mit der Modalnotation erstmals möglich.

Ab dem frühen 13. Jahrhundert sind auch Discantuspartien mit Ton für Ton silbenweise (syllabisch) textierten Oberstimmen bekannt.

Ars Antiqua

Auf die Notre-Dame-Schule folgt die Ars Antiqua (1230–1320).

Die erste Erwähnung des Wortes „Kirchenmusik“

Um das Jahr 1300 wurde das Wort „Kirchenmusik“ (musica ecclesiastica) erstmals von dem Musiktheoretiker Johannes de Grocheo verwendet und zwar für den gregorianischen Gesang im Gegensatz zu den mehrstimmigen Gattungen.

Vom Konzil von Vienne und seinen Auswirkungen

Das 14. Jahrhundert ist die Zeit der Ars Nova.

Auf dem Konzil von Vienne, das in den Jahren 1311 und 1312 stattfand, forderten die Dominikaner das Verbot der Motette. Daraufhin versuchte Papst Johannes XXII. das entstandene Problem durch Verbot bestimmter Satztechniken zu lösen, sprach aber auch „gewisse Neuerer“ an. Wichtig sind nun die Auswirkungen dieses Dekretes. Das Dekret hatte zwar keinen Einfluss auf die musikalische Entwicklung, bewirkte aber, dass man vielerorts diese Entwicklung der Motette abschloss. Somit kam es schon im 14. Jahrhundert zu der Verwendung einer Orgel im Gottesdienst. Jedoch wurden die liturgischen Gesänge nicht verdrängt, sondern die liturgische Musik war oft von Abwechslung zwischen Orgel und Gesängen geprägt, der sog. „Alternatim-Praxis“. Dabei wird die eine Hälfte der Lieder vom Chor gesungen, die andere Hälfte übernimmt die Orgel in einer mehrstimmigen Bearbeitung, dem Versett. Andere Musikinstrumente wurden jedoch kaum verwendet.

Die Kirchenmusik der Renaissance

Im Laufe des 15. Jahrhunderts kam man von den meist lokalen musikalischen Praktiken zur so genannten gemeineuropäischen Musikkultur, die durch das Konzil von Konstanz entscheidend vorangetragen wurde. Das bedeutete, dass Hofkapellen die „Funktion musikalischer Institutionen“ erhielten; es kam zu einer Gründungswelle von Kapellen an Kathedralen, Stiftskirchen und Stadtkirchen. Nebenbei ist ebenfalls erwähnenswert, dass die bedeutendsten Komponisten nördlich der Alpen bis ins 16. Jahrhundert meist Niederländer waren. Erst dann traten auch deutsche Komponisten hervor.

Im 16. Jahrhundert kam es mit der Reformation zur Spaltung der Kirche in den Katholizismus und den Protestantismus. Somit müssen ab hier katholische und evangelische Kirchenmusik getrennt voneinander betrachtet werden. Eine ebenfalls eigenständige Entwicklung nahm die gottesdienstliche Musik der Church of England.

Die katholische Kirchenmusik der Neuzeit

Die Reform der Kirchenmusik auf dem Konzil von Trient

Konzil von Trient

Auf dem Konzil von Trient 1545 gab es zwei unterschiedliche Auffassungen über die Reform der Kirchenmusik: Die Einen suchten die Tradition von Messe und Motette, die Anderen eine neue, wortgezeugte Kirchenmusik, welche das Madrigal (= mehrstimmige, solistische Vokalkomposition) zum Vorbild haben sollte. Das Konzil endete jedoch nur mit einem Verbot von „anstößigen Melodien“. Außerdem wird auf dem Konzil die Frage der Textverständlichkeit durch den Mailänder Kardinal Borromeo aufgegriffen. Die eigentliche Bedeutung des Konzils für die Kirchenmusik liegt darin, dass von nun ab die Kirchenmusik als „Ausschmückung“ der Liturgie betrachtet wurde.

Die Kirchenmusik im 17. und 18. Jahrhundert

Im 17. und 18. Jahrhundert war die Kirchensonate (italienisch: Sonata da chiesa) für ein oder zwei Soloinstrumente und Generalbass gebräuchlich. Komponisten wie Corelli, Vivaldi, Albinoni, Mozart u. v. a. hinterließen einen reichhaltigen Fundus solcher Werke. Sie wurde später auch als Epistelsonate bezeichnet und zur Lesung (Graduale) gespielt.

Wolfgang Amadeus Mozart schrieb alleine 17 Messen (z. B. die sogenannte Krönungsmesse KV 317).

Im Umkreis der katholischen Reform taucht der Begriff Kirchenmusik mit neuer Bedeutung wieder auf: Man verstand unter ihm nun die Musik der Messen und Motetten. Jedoch kam der Begriff dann schon wieder in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts außer Gebrauch. Während des Barockzeitalters war die Kirchenmusik Teil der musikalischen Repräsentation weltlicher und geistlicher Fürsten und die kirchenmusikalischen Stile wurden nun Stufen des Gottesdienstzeremoniells der Fürstenhöfe. Aber auch Jesuiten und Franziskaner setzten die Kirchenmusik bewusst als Mittel zum Anreiz für einen Gottesdienstbesuch ein.

Im Allgemeinen wurde die Kirchenmusik in diesen beiden Jahrhunderten für den normalen Tagesbedarf komponiert. Diese Lieder sind uns bis heute überliefert und lassen uns diese Herkunft unschwer erkennen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wuchs dann eine bürgerliche Kirchenmusikkultur heran.

Zusammenfassend für diese beiden Jahrhunderte kann man sagen, dass die Kirchenmusik nur als lokale Sitte verstanden wurde, jedoch nicht als allgemeines Repertoire.

Die Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert

Heilige Cäcilia auf einer Fahne von 1929

Im 19. Jahrhundert trat der Begriff Kirchenmusik erneut wieder auf und diesmal mit wieder anderer Bedeutung: Man verstand nun unter diesem Begriff das Ideal einer Heiligen Tonkunst, die sich von der weltlichen Musik abhebt. Die Musik ist aber nicht heilig, weil sie sich auf den Gottesdienst bezieht, sondern „das Herz unmittelbar zu Gott erhebt“. Im Jahre 1868 wurde der „Allgemeine Cäcilien-Verein“ gegründet, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die „wahre katholische Kirchenmusik“ (so der Verein) zu finden und das kirchliche Chorwesen zu fördern (Cäcilianismus).

Außerdem wurde zu Ende des 19. Jahrhunderts das Komponieren von Kirchenmusik zur Spezialdisziplin von Kirchenmusikern. Auch viele namhafte Komponisten des 19. Jahrhunderts wie Liszt oder Bruckner haben sehr reichlich Musik für Gottesdienste komponiert. Interessant ist auch die Entwicklung der Kirchenmusik in Frankreich. Im Gegensatz zu den übrigen europäischen Ländern lehnte sich in Frankreich die Kirchenmusik der weltlichen Musik an.

Am 22. November 1903 veröffentlichte Papst Pius X. unter dem Titel Tra le sollecitudini ein motu proprio, in dem er sich mit der Kirchenmusik befasste. Er benannte darin den gregorianischen Choral als Ideal katholischer Kirchenmusik und betonte dessen Vorbildfunktion auch für neue kirchenmusikalische Werke.

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist wesentlich davon gekennzeichnet, dass die katholische Kirchenmusik nicht mit der raschen Entwicklung der weltlichen Musik mithielt. In Deutschland entstand nach dem Ersten Weltkrieg eine katholische Kirchenmusik, die nunmehr ein anderes Verhältnis zur Liturgie aufweisen kann, als die Kirchenmusik nach dem Konzil von Trient. Charakteristisch für den hieraus entstandenen Musikstil ist ein durchsichtiger, liedhafter Text.

Die Kirchenmusik nach dem Zweiten Vatikanum

Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet die „überlieferte Kirchenmusik“ als „wertvollen Schatz, den es zu pflegen und zu mehren gilt“ (Liturgiekonstitution vom 4. Dezember 1963). Somit kam es unter anderem auch zur Förderung von Kirchenchören. Diese Liturgiekonstitution stellt die gesamte Kirchenmusik auf neue Grundlagen: Die Kirchenmusik selbst und nicht mehr das Sprechen der Gesangstexte durch den Priester ist liturgischer Vollzug. Das heißt nichts anderes, als dass die Kirchenmusik nun Ausdrucksform der Gemeinde im Gottesdienst ist und dass Chor und Musiker Teil dieser Gemeinde sind. Ebenso wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die jeweilige Landessprache in die Liturgie aufgenommen, die dann auch Auswirkungen auf die Kirchenmusik haben sollte: Die Kirchenmusik wurde nun geöffnet für die verschiedenen Gattungen des Volksgesangs sowie auch für evangelische Kirchenmusik und zeitgenössische Musik. Daraufhin wurde schließlich im Jahre 1975 ein neues Gesangbuch mit dem Namen Gotteslob aufgelegt, das bis zur Ablösung durch seinen gleichnamigen Nachfolger 2013 in Verwendung war.

Die Kirchenmusik außerhalb des Abendlandes

Das Zweite Vatikanische Konzil sah die Notwendigkeit der Berücksichtigung der Besonderheiten der verschiedenartigen Musikkulturen. Daraus entwickelte sich vielerorts eine eigenständige Kirchenmusik. Im nachfolgenden nun einige Beispiele für die außereuropäische katholische Kirchenmusik:

Die Kirchenmusik auf dem amerikanischen Kontinent, beispielsweise das US-amerikanische Kirchenlied, ist in vielerlei Hinsicht mit der des Abendlandes verbunden. In Australien bildeten sich dagegen viele unterschiedliche Stilrichtungen, die in vielfacher Hinsicht gefördert wurden. Wie auf dem amerikanischen Kontinent, so ist die japanische Kirchenmusik dem europäischen Musikleben weitgehend zugewandt. Neuerdings versucht man durch eine Besinnung auf eine reiche musikalische Vergangenheit eine eigene katholische Kirchenmusik zu schaffen.

Die evangelische Kirchenmusik

Die Anfänge

Martin Luther
Johannes Calvin

Die evangelische Kirchenmusik wurde durch Martin Luther, Thomas Müntzer und den protestantischen Kantor Johann Walter begründet. Sie verwendeten das Wort „Kirchenmusik“ jedoch nicht. Es ging um die Musik als Schöpfergabe, speziell für den gottesdienstlichen Gebrauch. Im Mittelpunkt standen der deutschsprachige Choral und der Gemeindegesang.

Auch innerhalb der reformatorischen Täuferbewegung entstanden eine Reihe neuer Kirchenlieder, die später im Ausbund abgedruckt wurden.

Wegen der Gefahr, dass der ästhetische Genuss die inhaltliche Botschaft verdrängen könne, verbannte Ulrich Zwingli die Kirchenmusik zeitweise völlig aus dem Gottesdienst der Reformierten Kirche.

Johannes Calvin ließ den einstimmigen Gemeindegesang unter strengen Auflagen wieder zu. Aber erst nach seinem Tod fanden schlichte vierstimmige Chorsätze (Genfer Psalter) ihren Platz im reformierten Gottesdienst.

Die weitere Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert

Die Eigenständigkeit der evangelischen Kirchenmusik entfaltet sich an dem, zunächst an mittelalterliche Formen anknüpfenden, lutherischen Kirchenlied. Die typische Lesungsmusik waren oft vertonte Evangeliensprüche.

Mitte des 17. Jahrhunderts entstand mit den Abendmusiken an der Marienkirche in Lübeck unter den Marienorganisten Franz Tunder und Dietrich Buxtehude die erste Reihe von kirchlichen Konzertveranstaltungen außerhalb des Gottesdienstes, für die sie speziell komponierten.

Siehe auch: Norddeutsche Orgelschule

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann schließlich der Begriff „Kirchenmusik“ eingeführt. Er sollte lediglich die Funktion der Musik beschreiben, nicht jedoch den Stil.

Während der Aufklärung verfielen die alten gottesdienstlichen Formen, die alten Kirchenlieder wurden modernisiert und es kam allgemein zur Emanzipation des Geisteslebens. Die Aufklärung war somit eine Epoche des Niedergangs der Kirchenmusik.

Durch die romantische Restauration im 19. Jahrhundert gab es zwar eine Rückkehr zur Überlieferung. Jedoch versuchte man nur Vergangenes wiederherzustellen. Die Folge war, dass sich die evangelische Kirchenmusik nun selbst ins Abseits der allgemeinen musikalischen Entwicklung gestellt hatte. Das äußerte sich auch im Komponierverhalten großer Komponisten jener Zeit, wie Mendelssohn Bartholdy oder Brahms, die kaum Kirchenlieder komponierten.

Die Kirchenmusik im 20. Jahrhundert

Verbunden mit der liturgischen Erneuerung gab es in den 1920er und 1930er Jahren auch eine kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung mit dem Ziel einer neuen Heiligung der gottesdienstlichen Musik, orientiert an der Reformation und der Musik des deutschen Hochbarock, unter Ausschluss subjektiver Romantizismen.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kam es zu einer großen Entfaltung der Kirchenmusik. Die Voraussetzung dafür war die Wiederherstellung eines hauptberuflichen Kantorenstands.

Ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts führte die Komplizierung der Kompositionsverfahren zu einem neuen Auseinandertreiben zwischen kirchenmusikalischer Moderne und gottesdienstlicher Gebrauchsmusik.

Im Zuge der allgemeinen Entwicklung der Musik hielten Elemente aus der Popularmusik Einzug in die Kirchenmusik. Vor allem in den 1960er Jahren kam es zu zahlreichen Neuschaffungen von Kirchenliedern, von denen einige – wie das bekannte „Danke-Lied“ – sofort immens populär wurden. Titel wie „Jazzmesse“ versuchten Inspiration durch den Jazz zu suggerieren, aber faktisch ist ein großer Teil der damals unter solchem Rubrum entstandenen Musik nicht eigentlich durch Jazz, Beat oder Rock beeinflusst. Insofern diese Musik während eines Gottesdienstes und dazugehörend aufgeführt wird, ist sie als Kirchenmusik zu bezeichnen (siehe Neues Geistliches Lied). Dazu rechnet auch die auch außerhalb der USA immens beliebt gewordene Gospelmusik, die aus dem Negro Spiritual hervorgegangene sakrale Urform des Soul.

Die Kirchenmusik in den Ostkirchen

Die Kirchenmusik in den Ostkirchen ist rein vokal und am byzantinischen Messritus orientiert. Seit jüngster Zeit versuchen auch die deutschsprachigen orthodoxen Christen einen deutschen Choral auf der Grundlage des byzantinischen Gesangs zu entwickeln. Im orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen gehört dieser Choral zur spezifischen deutsch-orthodoxen Spiritualität.


Die Kirchenmusik in der Anglikanischen Kirche

Auch in den Kirchen der anglikanischen Tradition gibt es Gesangbücher sowie eine reiche Tradition von Kirchenliedern und anderer Kirchenmusik gemäß dem Book of Common Prayer mit den Hauptformen Anthem und Service.

Kirchenmusik in anderen christlichen Konfessionen

In weitaus meisten anderen christlichen Konfessionen gibt es ebenfalls Gesangbücher, Kirchenlieder aus kontinentaleuropäischer, englischer[1] oder US-amerikanischer Tradition oder auch andere Kirchenmusik:

Formen der Kirchenmusik

Die Kirchenmusik hat im Laufe von zwei Jahrtausenden viele verschiedene Stile hervorgebracht. Um sie ein wenig zu ordnen kann man unter anderem zwischen einstimmigen und mehrstimmigen Stilen unterscheiden.

Der Gregorianische Choral

Der gregorianische Choral ist ein einstimmiger liturgischer Gesang der römischen Kirche in lateinischer Sprache. Er ist benannt nach Papst Gregor I., der um 600 eine Reformierung der Liturgie vornahm.

Das Kirchenlied

Kirchenlieder werden üblicherweise in der jeweiligen Landessprache gesungen und sind meist strophisch aufgebaut. Gesungen werden sie in Gottesdiensten aber auch oft zu Prozessionen und Wallfahrten. Das Kirchenlied entstammt der lutherischen Tradition.[2]

Beispiele:

Der Lutherische Choral geht auf Martin Luther zurück, der den gemeinsam in deutscher Sprache gesungenen Choral als zentrales Mittel des evangelischen Gottesdienstes verwendete. Dabei bedienten sich Luther und seine Nachfolger auch populärer Volkslieder und beliebter Melodien, häufig im Stil damals beliebter Tänze (Allemanden etc.).

Die Kantate

Die Kantate ist eine mehrsätzige Vokalkomposition für Gesangsstimmen und Instrumentalbegleitung, bei der sich Rezitative, Arien, Ariosi, Chorsätze, Choräle und instrumentale Vor- und Zwischenspiele in beliebiger Anzahl abwechseln. Sie entstand zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Neben Kirchenkantaten gibt es auch weltliche Werke dieser Gattung.

Nach der Besetzung kann man unterscheiden zwischen Solokantaten, Chorkantaten und Mischformen. Textgrundlage der geistlichen Kantate ist meist Bibeltext im Wechsel mit betrachtenden oder erläuternden freien Dichtungen, es gibt jedoch auch die Choralkantate, der ein Kirchenlied zugrunde liegt. Die enge Verzahnung eines Gottesdienstes mit der Aufführung einer Kantate nennt man Kantatengottesdienst; dazu entwickelten sich in der Neuzeit interessante Formen.

Das Oratorium

Hauptartikel: Oratorium

Als Oratorium bezeichnet man opernnahe Großformen, in denen Bibeltexte und zugehörige Kommentare mit verteilten Solorollen, Chor und Orchester quasi „in Szene“ gesetzt werden. Nahezu alle handlungstragenden Bibeltexte sind bereits vertont worden, am bekanntesten geworden sind jedoch Passionsoratorien.

Dabei handelt es sich um die gesungene Leidensgeschichte Jesu von seiner Gefangennahme bis zur Kreuzigung. Die Passion wird in der Karwoche an vier Tagen nach den Berichten der Evangelisten gelesen und gesungen. Außerdem gibt es das so genannte Passionsspiel, das von der Liturgie losgelöst ist und gesprochen wird.

Der Choralsatz O Haupt voll Blut und Wunden aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach
Beispiele

Spezielle Formen der Kirchenmusik

  • Choral – Ursprünglich die in der Liturgie der Westkirche einstimmige Kirchenmusik.
  • Motette – Mehrstimmiger Gesang, bei dem das gesungene Wort im Vordergrund steht und bei dem Instrumente die Singstimmen verstärken oder auch ersetzen
  • Messe – Die Vertonung des Ordinarium – gewöhnlich Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus (mit Osanna und Benedictus) und Agnus Dei. Auch mit Teilen des Propriums möglich.
  • Requiem – Die Totenmesse der katholischen Liturgie.
  • Te Deum – Der ambrosianische Lobgesang, das große Dankgebet der christlichen Kirchen.
  • Litanei – Das Bittgebet der katholischen Kirche in Form eines Wechselgesanges zwischen Vorsänger oder Schola und Gemeinde, aber auch als durchkomponierte Form z. B. bei Mozart.
  • Vesper – Die Vertonung der Psalmen und Hymnen des Abendgebet der katholischen Kirche als mehrteilige Großform (Monteverdi, Mozart u. a.).
  • Passion – Die Vertonung des biblischen Passionstextes, wie er in einem der Evangelien überliefert ist.

Glocken

Im weiteren Sinn gehören auch die Kirchenglocken zur Kirchenmusik. Glocken sind wie die Orgel Instrumente, die überwiegend im kirchlichen Bereich Verwendung finden. So sind die entsprechenden Sachverständigen (hier: Glockensachverständiger) meist den Ämtern für Kirchenmusik oder vergleichbaren Institutionen der einzelnen Bistümer oder Landeskirchen zugeordnet.

Die Kirchenmusik in der Praxis

Die Kirchenmusik im Gottesdienst

Die Musik im Gottesdienst besteht aus Elementen der Liturgie, der künstlerischen und/oder der liturgischen Musik. Zum Beispiel: Präludium, Interludium, Intonationen, Choralvorspiel, Chormusik, Kammermusik, Musik „sub communione“ (Musik zur Kommunion/zum Abendmahl),[3] Postludium und dem Gemeindegesang (dem Kirchenlied oder dem Choral).

Historisch und an der Liturgie der Messe (vgl. auch lutherische Messe oder Deutsche Messe bzw. evangelische Messe) gemessen, sind historische Liturgieelemente ihrem Wesen nach Gebete in musizierter Form, etwa die zum Proprium Missae (kirchenjahreszeitlich wechselnde Texte) gehörenden Teile: Introitus (Eingangspsalm), Graduale oder Halleluja(-vers), vor allem jedoch der Psalm, der bereits auf biblischer Grundlage ein gesungenes Gebet ist. Diese gehören auch zugleich zu den ältesten Teilen der Liturgie. Das lutherische Verständnis der Messe bezieht in großem Anteilen gerade über den Gesang die ganze Gemeinde in den Dienst der Verkündigung oder des (gesungenen) Gebetes mit ein.

Einen Teil der traditionellen Gesangsbegleitung der Gemeinde im Gottesdienst ist die Liedbegleitung durch die Orgel (liturgisches Orgelspiel), es sind aber auch andere Formen der Gesangsbegleitung mit allen anderen Instrumenten und Stilformen (bis zur Band; mit E-Orgel, Schlagzeug, Bass und evtl. Gitarre im Gospel-Gottesdienst obligatorisch) heute denkbar.

Der gottesdienstliche Gesang der Gemeinde kann also begleitet oder unbegleitet, einstimmig oder mehrstimmig sein. Teilweise wird aus liturgischen oder historisierenden Gründen auch heute noch auf unbegleitete Einstimmigkeit Wert gelegt. Die historisierende einstimmige Form des Gesanges, gelegentlich noch gebräuchlich etwa beim Wechselgesang des Kyrie eleison zwischen Kantor und Gemeinde, geht auf die alte Praxis des gregorianischen Chorals als Grundlage der katholischen Kirchenmusik zurück. Allerdings entstand auch gerade hieraus die Mehrstimmigkeit, nämlich um 900 mit dem Organum, der Wurzel der mehrstimmigen mittelalterlichen Motettenkunst mit ihrem Höhepunkt im 12. und 13. Jahrhundert. Mit Ausnahme gewisser historisch verbriefter Bestrebungen, etwa die Orgelmusik in Kirchen ganz zu verbieten und Kirchenmusik verschiedensten Sanktionen zu unterwerfen, erfreute sich im Gegensatz dazu die Geschichte der gottesdienstlichen Kirchenmusik immer schon glanzvollster Formenvielfalt und sie belegt epochenweise große Freiheit in den Musizierformen und der Art der Gesangsbegleitung.

Besondere Aufmerksamkeit aus der lutherischen Kantoreipraxis hierbei verdient das Alternatim-Musizieren, in der verschiedene Formen der Liedbearbeitung und Begleitung von (Lied-)Vers zu Vers abwechseln und bei welcher im Gefolge der Reformation erwachsene Laien, Jugendliche und Kinder musik- und gemeindepädagogisch wertvollen Anteil hatten.

In den letzten Jahrzehnten ist es zu einem starken Liedaustausch zwischen den deutschsprachigen Ländern gekommen. Gleichsam weisen heutige Gesangbücher wie Gotteslob oder Evangelisches Gesangbuch auch eine Vielfalt ökumenischer Lieder und Lieder aus aller Welt auf.

Immer häufiger findet sich im Gottesdienst aber auch so genannte „populäre“ christliche Musik wieder, seit über 40 Jahren existiert in Deutschland eine christliche Popmusikszene.

Die empirische Forschung hat die gottesdienstliche Musik und das Singen in den Blick genommen. Der Gottesdienst ist einer der wenigen Orte in unserer Kultur, wo noch gesungen wird. Die Lieder sind eine Kombination von kunstvoller Dichtung und klangvollen Melodien. Das Singen im Gottesdienst fördert die Gemeinschaft und bringt den einzelnen Freude. Darüber hinaus ist es auch Glaubensausdruck der Singenden. Ausführlich untersucht hat das Jochen Kaiser.[4]

Zitate

„Eine Kirche, die nur noch Gebrauchsmusik macht, verfällt dem Unbrauchbaren und wird selbst unbrauchbar.“

Joseph Kardinal Ratzinger in Theologisches zur Kirchenmusik

Berufsbild Kirchenmusiker/Kirchenmusikerin

Siehe: Kirchenmusiker, Kantor, Bezirkskantor, Chorleiter, Organist, Liste von Organisten, Kirchenmusikdirektor, Landeskirchenmusikdirektor, Orgelsachverständiger, Glockensachverständiger.

Siehe auch

Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Kirchenmusik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kirchenmusik
Portal
Portal
 Wikipedia:Portal: Gregorianik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Gregorianik

Literatur

Einführungen, Gesamtdarstellungen, Handbücher
  • Basiswissen Kirchenmusik. Ein ökumenisches Lehr- und Lernbuch in vier Bänden mit DVD und Registerband zur Grundausbildung und Berufsbegleitung evangelischer und katholischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange. Carus-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-89948-111-2 (Gesamtwerk).
    • Band 1: Theologie – Liturgiegesang. Hrsg. von Richard Mailänder und Britta Martini, ISBN 978-3-89948-122-8.
    • Band 2: Chor- und Ensembleleitung. Hrsg. von Christfried Brödel und Reiner Schuhenn, ISBN 978-3-89948-123-5.
    • Band 3: Musiktheorie – Liturgisches Orgelspiel. Hrsg. von Thomas Albus und Franz Josef Stoiber, ISBN 978-3-89948-124-2.
    • Band 4: Orgelliteraturspiel – Orgelbaukunde. Hrsg. von Winfried Bönig und Ingo Bredenbach, ISBN 978-3-89948-125-9.
    • Registerband mit Zeittafeln und Tabellen zur Kirchenmusik. Hrsg. von Hans-Jürgen Kaiser und Barbara Lange, ISBN 978-3-89948-126-6.
    • DVD: Workshop Dirigieren zu Band 2, EAN: 4 009350 24119 0.
  • Enzyklopädie der Kirchenmusik in 6 Bänden. Die Reihe. Hrsg. von Matthias Schneider, Günther Massenkeil und Wolfgang Bretschneider, Laaber-Verlag, Laaber 2010, ISBN 978-3-89007-690-4 [Gesamtwerk].
  • 1. Wolfgang Hochstein, Christoph Krummacher (Hrsg.): Geschichte der Kirchenmusik in 4 Bänden, ISBN 978-3-89007-691-1.
→ Einzelbände siehe weiter unten in diesem Literaturverzeichnis unter Geschichte der Kirchenmusik.
  • 2. Matthias Schneider, Beate Bugenhagen (Hrsg.): Zentren der Kirchenmusik. ISBN 978-3-89007-692-8.
  • 3. Franz Körndle, Joachim Kremer (Hrsg.): Der Kirchenmusiker. Berufe – Institutionen – Wirkungsfelder. ISBN 978-3-89007-694-2.
  • 4. Albert Gerhards, Matthias Schneider (Hrsg.): Der Gottesdienst und seine Musik in 2 Teilbänden.
Teilband 1: Grundlegung und Hymnologie.
Teilband 2: Liturgik. ISBN 978-3-89007-696-6.
  • Stefan Klöckner: Musik in der Kirche. In: Deutscher Musikrat (Hrsg.): Musik-Almanach 2007/08. Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland. ConBrio, Regensburg 2006; S. 94–102.
  • Michael Wersin: Reclams Führer zur lateinischen Kirchenmusik. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010569-6.
  • Monumenta musicae sacrae, Buchreihe Frankreich
Geschichte der Kirchenmusik
  • Johann Hinrich Claussen: Gottes Klänge. Eine Geschichte der Kirchenmusik. In Zusammenarbeit mit Christof Jaeger. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66684-1 (Rezension).
  • Wolfgang Hochstein, Christoph Krummacher (Hrsg.): Geschichte der Kirchenmusik in 4 Bänden, ISBN 978-3-89007-691-1.
    • 1. Von den Anfängen bis zum Reformationsjahrhundert, 2011.
    • 2. Das 17. und 18. Jahrhundert, 2012.
    • 3. Das 19. und frühe 20. Jahrhundert, 2013.
    • 4. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Herausforderungen der Gegenwart, 2014.
  • Eckhard Jaschinski: Kleine Geschichte der Kirchenmusik. Herder, Freiburg 2004, ISBN 3-451-28323-9.
Kirchenmusik und Liturgie / Theologie
  • Jochen Arnold, Jochen Kaiser u. a. (Hrsg.): Gottesklänge. Musik als Quelle und Ausdruck des christlichen Glaubens. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2014, ISBN 978-3-374-03290-7.
  • Peter Bubmann: Musik – Religion – Kirche. Studien zur Musik aus theologischer Perspektive. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02617-3.
  • Jochen Kaiser: Religiöses Erleben durch gottesdienstliche Musik. Eine empirisch-rekonstruktive Studie, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-62418-0.
  • Hans Musch (Hrsg.): Musik im Gottesdienst. ConBrio, Regensburg 1994.
  1. Historische Grundlagen, Liturgik, Liturgiegesang. ISBN 3-930079-21-6.
  2. Musiklehre, Gemeindeliedführung, Neue geistliche Lieder, Orgelkunde, Stimmbildung, Chorleiter, Kinderchor, Lexikon. ISBN 3-930079-22-4.

Weblinks

 Wiktionary: Kirchenmusik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. siehe auch: Early English Church Music
  2. Ulrich Michels: dtv-Atlas zur Musik. Band 1. 13. Auflage. München 1991, S. 257.
  3. Wolfgang Seifen: Katholische Klanglichkeit. Das Besondere einer Improvisation „sub Communione“. In: Musik und Kirche 1/2001, S. 12–15.
  4. Jochen Kaiser: Religiöses Erleben durch gottesdienstliche Musik. Eine empirisch-rekonstruktive Studie. Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-62418-0.