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In einem gesunden sozialen Organismus kann es so etwas wie '''Arbeitslosigkeit''' eigentlich nicht geben:


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"Arbeitslosigkeit! Menschen können nicht Arbeit finden! Sie muss aber doch da sein.  Denn die  Menschen sind da.  Und es kann im gesunden  sozialen Organismus  die Arbeit,  die nicht getan werden kann, nicht eine überflüssige  sein,  sondern  sie muss irgendwo fehlen. Soviel Arbeitslosigkeit, soviel Mangel. Das spricht aber deutlich dafür, dass Arbeitslosigkeit nur in der
allgemeinen Gesundung der wirtschaftlichen Institutionen ihr Gegengewicht finden  kann.
Das chaotische Zusammenwirken von Politik, Geistesleben und Wirtschaft untergräbt diese Gesundung." {{Lit|{{G|036|33}}}}
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Die soziale Dreigliederung ist eine gesunde Form, zu der die Entwicklung hingehen muss.
 
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"Es  wird hier nicht etwa behauptet,  durch dieses  oder jenes
theoretisch  erdachtes  Rezept  könne  der  Arbeitslosigkeit  entgegengewirkt werden. Das wäre utopistisch gedacht. Es ist gemeint,  dass im lebendigen Wirken von Assoziationen,  die aus den  Bedürfnissen  der  Wirtschaft  selbst  hervorgehen,  eine Denkart sich entwickeln kann, die gesunde Zustände zur Folge hat. Erst in einem Wirtschaftsleben, das sich so entwickelt, kann
auch eine gesunde Politik sich entfalten." {{Lit|{{G|036|31}}}}
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== Beschäftigungszwang ==
 
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"Das scheint ein sehr probates Mittel zu sein, um gesellschaftliche Schäden abzuwenden: den Leuten Beschäftigung zu geben. Aber es ist ein sehr gefährliches Mittel, den Leuten Beschäftigung um jeden Preis zu geben, so lange man nicht die Art der Beschäftigung in produktive und unproduktive Beschäftigung unterscheidet. Solange man diese Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Beschäftigung nicht macht, ist dies sogar ein furchtbares Mittel in seiner Wirkung auf die Gesellschaft. Denken Sie sich den radikalen Fall: Jemand wollte, weil in einer bestimmten Gegend, wo durch Erfindung einer neuen Maschine eine Anzahl Personen brotlos geworden sind, diesen Leuten schnell Arbeit und Brot verschaffen. Er erfindet einen Artikel, wo er wertlose Abfallprodukte für Toilettengegenstände verwendet. Die Leute können dann etwas verdienen und sich Brot kaufen. - Das ist aber nur ein Mittel, um die Armut von einer Seite auf die andere umzulegen, denn es wird gar nichts produziert auf diese Weise, gar nichts hervorgebracht." {{Lit|{{G|101|121}}}}
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"Dadurch,  dass  Sie  einen  Menschen  zu  einer  Arbeit  zwingen  und  ihm  eine  Entlohnung dafür  verschaffen,  dadurch  schaffen  Sie  kein  Heil  für  die
Menschheit." {{Lit|{{G|056|249}}}}
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"Es  kommt  nicht  darauf  an,  diesem  oder
jenem  Arbeit  zu  geben,  sondern  darauf,  was  für  Arbeit
geleistet  wird,  eben  Arbeit,  die  Bedürfnis  ist  für  die  Gesamtheit.  Wenn  wir  die  Sache  so  ansehen,  dann  zeigt  sich
uns  klar,  dass  dasjenige,  was  für  unsere Arbeit  in  Zukunft
zum Impuls werden muss,  was in unseren Beruf aufgenommen werden muss, die aus wirklicher Weisheit fließende Zusammengehörigkeitsempfindung  mit  menschlichen Gruppen sein  muss,  das  lebendige  soziale  Gefühl,  dasjenige,  was  in jeder Menschenseele Platz greifen muss. Nicht die abstrakte
Liebe,  nicht  diejenige Liebe,  die bloß  von  Liebe redet und
bloß so weit sieht,  wie ihre Nase geht, sondern nur die von
Erkenntnis  durchleuchtete  Liebe  kann  eine  Besserung  der
Verhältnisse der Menschen herbeiführen." {{Lit|{{G|056|249}}}}
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==  Von der Leibeigenschaft in die Lohnsklaverei ==
 
Solange es nicht zu einer Trennung von Lohn und Arbeit kommt, bleibt die Gesellschaft eine Gesellschaft der Lohnsklaverei. Wilhelm Ernst Barkhoff  (Intitiator der [[GLS]]-Bank) schreibt dazu folgendes:
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"1. Die Angst vor der konkreten Freiheit - die Angst vor freien Menschen
 
Die Arbeitslosigkeit ist die konsequente Fortführung der Sklavenbefreiung, die 1826, als in Schleswig-Holstein die letzten Reste der Leibeigenschaft aufgehoben wurden, für Deutschland abgeschlossen schien. Damals wollten aber die Herren die Sklaven nicht entlassen, sie wollten nach wie vor ihre Dienste. Deshalb ließen sie sie gar nicht frei, sondern kauften ihre Arbeit und ihre Gedanken. Eigenartigerweise erdachten Arbeitgeber, Arbeiter und Angestellte gemeinsam ein System von Weisungsbefugnis und Gehorsam, das in seiner gedanklichen Strenge sehr viel härter und konsequenter Abhängigkeit praktizierte, als dies vorher in den Zeiten der Sklaverei
oder Leibeigenschaft der Fall war. Die Herren wollten die Sklaven nicht entlassen, sie wollten nach wie vor ihre Dienste. Die Leibeigenen wollten nicht ihr eigenes Tun bestimmen, sie wollten nach wie vor dienen. Der Gedanke, dass Arbeit käuflich sei - ja, dass es menschenunwürdig sei zu arbeiten, ohne dafür bezahlt zu werden -, wurde so selbstverständlich, dass er gar nicht mehr reflektiert wurde, und dadurch, weil er bis zum äußersten konsequent durchgedacht und durchpraktiziert worden ist, entstand ein System geistiger, rechtlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit, demgegenüber Sklaverei - wenn man von ihren brutalen Erscheinungsformen absieht - noch als freiheitlich angesehen werden muss.
Heute arbeiten und denken 94% der arbeitenden Bevölkerung weisungsgebunden. Weisungsgebundenheit ist für die Arbeit das einzige allgemeinverbindliche Kriterium, gegen das niemand ungestraft verstoßen kann. Ein Verstoß gegen dieses Prinzip ist immer ein Kündigungsgrund. Die Weisungsgebundenheit und das Bewusstsein davon, dass dies ein unumstößliches Prinzip ist, ist so stark, dass die Arbeitnehmer es für selbstverständlich halten, dass ihnen ihre Arbeit von Refa-Leuten nach Millimetern und Sekunden vorgeschrieben wird.
Die Debatte unter den Betroffenen geht gar nicht um die Freiheit der Arbeit, sondern lediglich um die Höhe des Lohnes. Das Arbeit bezahlt werden muss, ist im Begriff der Arbeit so festgeschrieben, dass die überwiegende Mehrheit die Arbeit im Haushalt selbstverständlich auch bezahlen möchte, wenn sie nur denken könnte, dass dafür genügend Geld vorhanden wäre. Das sogenannte <<ehrenamtliche>> Tätigkeit töricht und suspekt ist und immer mehr Verdächtigungen ausgesetzt wird, weil sie nicht weisungsgebunden und unentgeltlich, das heißt nicht gekauft und deshalb nicht berechenbar ist, ist bei dieser Denkweise selbstverständlich."<ref>Arbeitslosigkeit – Freiheit zur Arbeit, in: Arbeitslosigkeit – Ursachen und Auswege, Verlag Freies Geistesleben 1984, S. 130-131</ref>
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== Siehe auch ==
[[Soziale Dreigliederung]]
 
[[Arbeitszeitverkürzung]]
 
[[Ehernes Lohngesetz]]
 
[[Arbeit]]
 
== Einzelnachweise ==
 
<references />
 
== Literatur  ==
#Rudolf Steiner: ''Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart'', [[GA 36]] (1961), ISBN 3-7274-0360-8 {{Vorträge1|35}}
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992), ISBN 3-7274-1010-8 {{Vorträge|101}}
#Rudolf Steiner: ''Die Erkenntnis der Seele und des Geistes'', [[GA 56]] (1985), ISBN 3-7274-0560-0 {{Vorträge|056}}
#Arbeitslosigkeit – Ursachen und Auswege, Verlag Freies Geistesleben 1984
 
== Weblinks ==
* [http://www.dreigliederung.de/arbeitslosigkeit/essays.html Essays zur Arbeitslosigkeit im Institut für soziale Dreigliederung]
 
[[Kategorie:Soziales Leben]]

Version vom 17. Februar 2013, 18:21 Uhr

In einem gesunden sozialen Organismus kann es so etwas wie Arbeitslosigkeit eigentlich nicht geben:

"Arbeitslosigkeit! Menschen können nicht Arbeit finden! Sie muss aber doch da sein. Denn die Menschen sind da. Und es kann im gesunden sozialen Organismus die Arbeit, die nicht getan werden kann, nicht eine überflüssige sein, sondern sie muss irgendwo fehlen. Soviel Arbeitslosigkeit, soviel Mangel. Das spricht aber deutlich dafür, dass Arbeitslosigkeit nur in der allgemeinen Gesundung der wirtschaftlichen Institutionen ihr Gegengewicht finden kann. Das chaotische Zusammenwirken von Politik, Geistesleben und Wirtschaft untergräbt diese Gesundung." (Lit.: GA 036, S. 33)

Die soziale Dreigliederung ist eine gesunde Form, zu der die Entwicklung hingehen muss.

"Es wird hier nicht etwa behauptet, durch dieses oder jenes theoretisch erdachtes Rezept könne der Arbeitslosigkeit entgegengewirkt werden. Das wäre utopistisch gedacht. Es ist gemeint, dass im lebendigen Wirken von Assoziationen, die aus den Bedürfnissen der Wirtschaft selbst hervorgehen, eine Denkart sich entwickeln kann, die gesunde Zustände zur Folge hat. Erst in einem Wirtschaftsleben, das sich so entwickelt, kann auch eine gesunde Politik sich entfalten." (Lit.: GA 036, S. 31)

Beschäftigungszwang

"Das scheint ein sehr probates Mittel zu sein, um gesellschaftliche Schäden abzuwenden: den Leuten Beschäftigung zu geben. Aber es ist ein sehr gefährliches Mittel, den Leuten Beschäftigung um jeden Preis zu geben, so lange man nicht die Art der Beschäftigung in produktive und unproduktive Beschäftigung unterscheidet. Solange man diese Unterscheidung zwischen produktiver und unproduktiver Beschäftigung nicht macht, ist dies sogar ein furchtbares Mittel in seiner Wirkung auf die Gesellschaft. Denken Sie sich den radikalen Fall: Jemand wollte, weil in einer bestimmten Gegend, wo durch Erfindung einer neuen Maschine eine Anzahl Personen brotlos geworden sind, diesen Leuten schnell Arbeit und Brot verschaffen. Er erfindet einen Artikel, wo er wertlose Abfallprodukte für Toilettengegenstände verwendet. Die Leute können dann etwas verdienen und sich Brot kaufen. - Das ist aber nur ein Mittel, um die Armut von einer Seite auf die andere umzulegen, denn es wird gar nichts produziert auf diese Weise, gar nichts hervorgebracht." (Lit.: GA 101, S. 121)

"Dadurch, dass Sie einen Menschen zu einer Arbeit zwingen und ihm eine Entlohnung dafür verschaffen, dadurch schaffen Sie kein Heil für die Menschheit." (Lit.: GA 056, S. 249)

"Es kommt nicht darauf an, diesem oder jenem Arbeit zu geben, sondern darauf, was für Arbeit geleistet wird, eben Arbeit, die Bedürfnis ist für die Gesamtheit. Wenn wir die Sache so ansehen, dann zeigt sich uns klar, dass dasjenige, was für unsere Arbeit in Zukunft zum Impuls werden muss, was in unseren Beruf aufgenommen werden muss, die aus wirklicher Weisheit fließende Zusammengehörigkeitsempfindung mit menschlichen Gruppen sein muss, das lebendige soziale Gefühl, dasjenige, was in jeder Menschenseele Platz greifen muss. Nicht die abstrakte Liebe, nicht diejenige Liebe, die bloß von Liebe redet und bloß so weit sieht, wie ihre Nase geht, sondern nur die von Erkenntnis durchleuchtete Liebe kann eine Besserung der Verhältnisse der Menschen herbeiführen." (Lit.: GA 056, S. 249)

Von der Leibeigenschaft in die Lohnsklaverei

Solange es nicht zu einer Trennung von Lohn und Arbeit kommt, bleibt die Gesellschaft eine Gesellschaft der Lohnsklaverei. Wilhelm Ernst Barkhoff (Intitiator der GLS-Bank) schreibt dazu folgendes:

"1. Die Angst vor der konkreten Freiheit - die Angst vor freien Menschen

Die Arbeitslosigkeit ist die konsequente Fortführung der Sklavenbefreiung, die 1826, als in Schleswig-Holstein die letzten Reste der Leibeigenschaft aufgehoben wurden, für Deutschland abgeschlossen schien. Damals wollten aber die Herren die Sklaven nicht entlassen, sie wollten nach wie vor ihre Dienste. Deshalb ließen sie sie gar nicht frei, sondern kauften ihre Arbeit und ihre Gedanken. Eigenartigerweise erdachten Arbeitgeber, Arbeiter und Angestellte gemeinsam ein System von Weisungsbefugnis und Gehorsam, das in seiner gedanklichen Strenge sehr viel härter und konsequenter Abhängigkeit praktizierte, als dies vorher in den Zeiten der Sklaverei oder Leibeigenschaft der Fall war. Die Herren wollten die Sklaven nicht entlassen, sie wollten nach wie vor ihre Dienste. Die Leibeigenen wollten nicht ihr eigenes Tun bestimmen, sie wollten nach wie vor dienen. Der Gedanke, dass Arbeit käuflich sei - ja, dass es menschenunwürdig sei zu arbeiten, ohne dafür bezahlt zu werden -, wurde so selbstverständlich, dass er gar nicht mehr reflektiert wurde, und dadurch, weil er bis zum äußersten konsequent durchgedacht und durchpraktiziert worden ist, entstand ein System geistiger, rechtlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit, demgegenüber Sklaverei - wenn man von ihren brutalen Erscheinungsformen absieht - noch als freiheitlich angesehen werden muss. Heute arbeiten und denken 94% der arbeitenden Bevölkerung weisungsgebunden. Weisungsgebundenheit ist für die Arbeit das einzige allgemeinverbindliche Kriterium, gegen das niemand ungestraft verstoßen kann. Ein Verstoß gegen dieses Prinzip ist immer ein Kündigungsgrund. Die Weisungsgebundenheit und das Bewusstsein davon, dass dies ein unumstößliches Prinzip ist, ist so stark, dass die Arbeitnehmer es für selbstverständlich halten, dass ihnen ihre Arbeit von Refa-Leuten nach Millimetern und Sekunden vorgeschrieben wird. Die Debatte unter den Betroffenen geht gar nicht um die Freiheit der Arbeit, sondern lediglich um die Höhe des Lohnes. Das Arbeit bezahlt werden muss, ist im Begriff der Arbeit so festgeschrieben, dass die überwiegende Mehrheit die Arbeit im Haushalt selbstverständlich auch bezahlen möchte, wenn sie nur denken könnte, dass dafür genügend Geld vorhanden wäre. Das sogenannte <<ehrenamtliche>> Tätigkeit töricht und suspekt ist und immer mehr Verdächtigungen ausgesetzt wird, weil sie nicht weisungsgebunden und unentgeltlich, das heißt nicht gekauft und deshalb nicht berechenbar ist, ist bei dieser Denkweise selbstverständlich."[1]

Siehe auch

Soziale Dreigliederung

Arbeitszeitverkürzung

Ehernes Lohngesetz

Arbeit

Einzelnachweise

  1. Arbeitslosigkeit – Freiheit zur Arbeit, in: Arbeitslosigkeit – Ursachen und Auswege, Verlag Freies Geistesleben 1984, S. 130-131

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart, GA 36 (1961), ISBN 3-7274-0360-8 html
  2. Rudolf Steiner: Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole, GA 101 (1992), ISBN 3-7274-1010-8 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  3. Rudolf Steiner: Die Erkenntnis der Seele und des Geistes, GA 56 (1985), ISBN 3-7274-0560-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  4. Arbeitslosigkeit – Ursachen und Auswege, Verlag Freies Geistesleben 1984

Weblinks