Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe und Technikgeschichte: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe''' ist der Titel eines Aufsatzes, den [[Rudolf Steiner]] schon als 21-jähriger Student geschrieben und im Juni [[Wikipedia:1882|1882]] an [[Wikipedia:Friedrich Theodor Vischer|Friedrich Theodor Vischer]] gesandt hat. Steiner äußert darin seine fundamentale Kritik an dem ihm [[in sich]] widersprüchlich erscheinenden [[Atom]]-Begriff.
[[Datei:Wheel Iran.jpg|thumb|Berühmtes Beispiel der Technikgeschichte: Das Rad (ca. 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung erfunden)]]


{{BZ|Wie auch die Meinungen im einzelnen auseinandergehen mögen, zuletzt kommt
'''Technikgeschichte''' ist eine wissenschaftliche Disziplin und Teilgebiet der [[Wikipedia:Geschcihtswissenschaft|Geschichtswissenschaft]] und umfasst Wege und Bedingungen, unter denen sich der technische Wandel vollzogen hat. Die Wissenschaft der Technikgeschichte untersucht, dokumentiert und analysiert diese. Dabei bedeutet Technik die „Gesamtheit aller [[Wikipedia:Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] sowie aller Verfahren und Handlungen, mit denen der Mensch zum Erreichen eines Zweckes diese Artefakte vorausdenkend entwirft, herstellt und anwendet“ (Akoš Paulinyi). Die Technikgeschichte befasst sich mit der historischen Entwicklung von Methoden zur praktischen Anwendung unterschiedlicher [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Naturwissenschaft]]en und [[Wikipedia:Technologie|Technologie]]n. Gegenstand der Untersuchungen sind einzelne Entwicklungsstränge der [[Technik]] wie zum Beispiel die [[Dampfmaschine]], ihr Einfluss auf die [[Industrialisierung]] sowie die Beschreibung der [[Biografie]] der [[Persönlichkeit]]en, die mit ihr zu nennen sind – in diesem konkreten Falle ihr [[Erfinder|Miterfinder]] und erfolgreicher [[Marketing|Vermarkter]] [[James Watt]].
doch der Atomismus darauf hinaus, alle sinnlichen Qualitäten als: Ton, Wärme,
Licht, Geruch usw., ja, wenn man auf die Art und Weise sieht, wie die mechanische
Wärmetheorie das Mariottesche Gesetz ableitet, sogar den Druck als bloßen
Schein, bloße Funktion der Atomenwelt anzusehen. Das Atom allein gilt als letzter
Wirklichkeitsfaktor. Diesem muß man nun folgerichtig jede sinnliche Qualität absprechen,
weil sonst ein Ding aus sich selbst erklärt würde. Man hat zwar, wenn
man daran ging, ein atomistisches Weltsystem aufzubauen<ref>Hierher gehören die Andeutungen, welche Du Bois-Reymond über ein solches System gibt, sowie die ausgeführten Versuche von Wießner, Schrann u. a.</ref>, dem Atome allerlei
sinnliche Qualitäten, obwohl nur in ganz spärlicher Abstraktion, beigelegt. Bald
betrachtet man dasselbe als ausgedehnt und undurchdringlich, bald als bloßes
Kraftzentrum usw. Damit beging man aber die größte Inkonsequenz und zeigte,
daß man das Obige, welches ganz klar zeigt, daß überhaupt gar keine sinnlichen
Merkmale dem Atome beigelegt werden dürfen, nicht bedacht hat. Die Atome
müssen eine der sinnlichen Erfahrung unzugängliche Existenz haben. Andrerseits
sollen aber auch sie selbst und auch die in der Atomwelt vor sich gehenden Prozesse,
speziell Bewegungen, nichts bloß Begriffliches sein. Der Begriff ist ja bloß Allgemeines,
das ohne räumliches Dasein ist. Das Atom soll aber, wenn auch nicht selbst
räumlich, doch im Raume da sein, doch etwas Besonderes darstellen. Es soll in
seinem Begriffe noch nicht erschöpft sein, sondern über denselben hinaus eine Form
der Existenz im Raume haben. Damit ist in den Begriff des Atomes eine Eigenschaft
aufgenommen, die ihn vernichtet. Es soll analog den Gegenständen der äußeren
Wahrnehmung existieren, doch nicht wahrgenommen werden können. ''In seinem
Begriffe ist die Anschaulichkeit zugleich bejaht und verneint.''


Außerdem kündigt sich das Atom sofort als ein bloßes Produkt der Spekulation
Weiterhin untersucht sie als [[Technikfolgenabschätzung]] die Wechselwirkung zwischen [[Technischer Fortschritt|technischem Fortschritt]] und der Geschichte [[sozialer Prozess]]e. Technikgeschichte (oft als ''„Geschichte der Naturwissenschaft und Technik“'' bezeichnet) gibt es als [[Lehrstuhl]] an vielen größeren Universitäten. Ihre Relevanz erfährt die Technikgeschichte aus der technischen Prägung unserer Kultur. Ihr Ziel ist die Analyse kultureller und gesellschaftlicher Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen von Technik. Dabei beschäftigt sich die Technikgeschichte mit der [[Materielle Kultur|materiellen Kultur]] und nimmt daher, stärker als andere historische Disziplinen, auch Objekte in den Blick. Sie untersucht die Entstehung, Entwicklung und Durchsetzung von [[Artefakt (Archäologie)|Artefakten]] und komplexen Sachsystemen. Sie erforscht technische Handlungen von [[Artefakt (Archäologie)|Akteuren]] und die hierfür benötigten Wissensformen sowie den Gebrauch und die Aneignung von Artefakten durch Nutzer in allen Lebensbereichen. Technikhistorisches Wissen stellt somit einen zentralen Beitrag zur Orientierung in unserer von Technik geprägten Gegenwart dar.
an. Wenn man von den vorhin erwähnten, demselben ganz ungerechtfertigterweise
beigelegten sinnlichen Qualitäten absieht, so bleibt für dasselbe nichts
mehr übrig als das bloße «Etwas», das natürlich unveränderlich ist, weil an ihm
nichts ist, also auch nichts zerstört werden kann. Der Gedanke des bloßen Seins,
der in den Raum versetzt wird, ein bloßer Gedankenpunkt, im Grunde nur das beliebig
vervielfachte Kantische «Ding an sich» tritt uns entgegen.


Man könnte dagegen etwa einwenden, daß es denn doch ganz gleichgültig sei,
== Geschichte ==
was unter Atom verstanden wird, man solle den Naturhistoriker ruhig damit operieren
Die Technikgeschichte als [[Institution|institutionalisierte]] [[Wissenschaft]] entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem [[ingenieurwissenschaft]]lichen Kontext. Bei Bemühen um die gesellschaftliche Anerkennung ihrer Arbeit als „Kulturleistung“ hatten die Ingenieure die Geschichte der Technik als ein Instrument hierfür entdeckt. Unterstützt wurden diese Bemühungen insbesondere von [[Conrad Matschoss]] vom [[Verein Deutscher Ingenieure]] (VDI). Weitere Impulse für eine Technikgeschichtsschreibung kamen aus der [[Soziologie]] und der Historischen Schule der [[Volkswirtschaftslehre|Nationalökonomie]], vor allem von [[Werner Sombart]] und [[Joseph Schumpeter]], die sich mit Technik als Teil von „[[Wirtschaftssystem]]en“ und mit Innovationsprozessen beschäftigten.
lassen - denn zu vielen Aufgaben der mathematischen Physik sind ja atomistische
Vorstellungen doch vom Vorteile - ; der Philosoph wisse ja schließlich
doch, daß man es nicht mit einer räumlichen Realität zu tun hat, sondern mit einer
Abstraktion gleich andern mathematischen Vorstellungen. Gegen die Annahme des
Atomes in dieser Hinsicht sich zu wenden, wäre allerdings verfehlt. Aber darum
handelt es sich nicht. Es ist den Philosophen um jenen Atomismus zu tun, dem Atom
und Kausalität<ref>* Vergleiche Vischer, Altes und Neues, 2. Teil.</ref> die einzig möglichen Triebfedern der Welt sind, der entweder
alles nicht Mechanische leugnet oder doch als über unser Erkenntnisvermögen hinausgehend
für unerklärlich hält<ref>Diese Ansicht vertritt Du Bois-Reymond in «Über die Grenzen des Naturerkennens» und «Die
sieben Welträtsel», Leipzig 1882.</ref>. Es ist ein anderes, das Atom als bloßen Gedankenpunkt
anzusehen, ein anderes, darinnen das Grundprinzip alles Daseins sehen zu
wollen. Der erstere Standpunkt geht mit demselben nie über die mechanische Natur
hinaus, der zweite hält alles für eine mechanische Funktion.
Wer von der Unschädlichkeit der atomistischen Vorstellungen sprechen wollte,
dem könnte man ruhig die Konsequenzen, welche aus denselben gezogen worden
sind, vorhalten, um ihn zu widerlegen. Es sind vorzüglich zwei notwendige Konsequenzen:
erstens, daß das Prädikat der ursprünglichen Existenz an weiter ganz
unbestimmte, gegeneinander schlechthin gleichgültige geistlose Einzelsubstanzen
verschwendet wird, in deren Wechselwirkung nur mechanische Notwendigkeit
herrscht, so daß die ganze übrige Erscheinungswelt als leerer Dunst derselben
besteht und dem bloßenZufall das Entstehen verdankt; zweitens ergeben sich daraus
unüberschreitbare Grenzen unseres Erkennens. Für den menschlichen Verstand
ist, wie wir gezeigt haben, der Begriff des Atomes etwas ganz Leeres, das bloße
«Etwas». Da aber mit diesem Inhalte die Atomisten sich nicht zufrieden geben
können, sondern einen tatsächlichen Gehalt verlangen, diesen aber so bestimmen,
wie er nirgends gegeben werden kann, so müssen sie die Unerkennbarkeit des eigentlichen
Wesens des Atomes proklamieren.


Bezüglich der anderen Grenze des Wissens ist folgendes zu bemerken. Wenn
Anfänglich stellte die Technikgeschichte eine „internalistische“ Beschreibung technischer Entwicklungen dar, die von Technikern für Techniker geschrieben wurde. Sie entwickelte sich nach erheblichen Konflikten in den 1970er Jahren zu einer historischen [[Einzelwissenschaft|Disziplin]].<ref>Wolfhard Weber, Lutz Engelskirchen: ''Streit um die Technikgeschichte in Deutschland: 1945 - 1975'', Waxmann Verlag, 2000</ref>
man das Denken auch als eine Funktion der Wechselwirkung gleichgültig gegeneinander
bleibender Atomkomplexe ansieht, so ist durchaus nicht zu verwundern,
warum der Zusammenhang zwischen Bewegung der Atome einer-, Denken und
Empfindung andrerseits nicht zu begreifen ist<ref>Du Bois-Reymond: «Ober die Grenzen des Naturerkennens (s. S. 7, Fußnote).</ref>, welches der Atomismus daher als
eine Grenze unserer Erkenntnis ansieht. Allein zu begreifen ist nur da etwas, wo
ein begrifflicher Übergang besteht. Wenn man aber vorher die Begriffe so begrenzt,
daß in der Sphäre des einen sich nichts findet, was den Übergang in die
Sphäre des andern ermöglichen würde, so ist das Begreifen von vorneherein ausgeschlossen.
Außerdem müßte dieser Übergang ja nicht bloß spekulativer Natur,
sondern er müßte ein realer Prozeß sein, sich also demonstrieren lassen. Dies wird
aber wieder durch die Unsinnlichkeit der atomistischen Bewegung verhindert. Mit
dem Aufgeben des Atombegriffes fallen diese Spekulationen über die Grenze unseres
Wissens von selbst weg. Man muß sich vor nichts mehr als solchen Grenzbestimmungen
hüten, denn jenseits der Grenze ist dann für alles mögliche Platz. Der
vernunftwidrigste Spiritismus ebensosehr wie das unsinnigste Dogma könnte sich
hinter solchen Annahmen verstecken. Dieselben sind in jedem einzelnen Falle ganz
leicht zu widerlegen, indem man zeigt, daß immer der Fehler zugrunde liegt, eine
bloße Abstraktion für mehr anzusehen als sie ist, oder bloß relative Begriffe für absolute
zu halten und ähnliche Irrtümer. Eine große Anzahl falscher Vorstellungen
ist namentlich durch die unrichtigen Begriffe von Raum und Zeit in Umlauf gekommen<ref>Vischer sprach wiederholt die Notwendigkeit einer Korrektur unseres Zeitbegriffes aus (Krit. Gänge, 1873, Altes und Neues, 3. Teil).</ref>.|63|7ff}}


Verfehlt schien Steiner dabei auch, [[Raum]] und Zeit als von den [[sinnlich]]en [[Ding]]en und [[Prozess]]en abgesonderte [[Entität]]en zu betrachten:
Paradigmatisch wurde hierbei die 1975 erschienene „Moderne Technikgeschichte“ von [[Karin Hausen]] und [[Reinhard Rürup]], die die Technikgeschichte der [[Gesellschaftsgeschichte]] und den [[Sozialwissenschaft]]en annäherte und die Idee des [[Wikipedia:Technischer Fortschritt|technischen Fortschritts]] als Leitmotiv der [[Wikipedia:Forschung|Forschung]] grundsätzlich in Frage stellte.


{{BBZ|Der Raum, abgesehen von den Dingen der Sinnenwelt, ist ein Unding. Wie der
== Periodisierungen in der Technikgeschichte ==
Raum nur etwas an den Gegenständen, so ist auch die Zeit nur an und mit den
Der Blick auf den technischen Fortschritt führt zu spezifischen Epochengliederungen, die mit denen der [[Politische Geschichte|Polit-]] wie [[Kulturgeschichte]] nur bedingt konform gehen. Neben der [[Neolithische Revolution|Neolithischen Revolution]] und der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]], die – wenn auch nicht unumstritten – ebenso in anderen Gebieten der [[Geschichtswissenschaft]] als Wendepunkte angesehen werden, macht die Technikgeschichte weitere zentrale Momente technischen Fortschritts aus. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die Gliederung der Technikgeschichte nach Formen der [[Energieumwandlung]] ein, die schon bei [[Conrad Matschoss]], einem der Gründungsväter der Disziplin anklang. Dennoch blieb die Technikgeschichte lange der klassischen Epocheneinteilung verhaftet und es bedurfte des Einflusses angrenzender Fächer wie der [[Techniksoziologie]] und [[Technikphilosophie]] um zu eigenen [[Periodisierung]]en zu kommen.
Prozessen der Sinnenwelt gegeben. Sie ist denselben immanent. An sich sind beide
bloße Abstraktionen. Konkrete Gebilde der Sinnenwelt sind nur die sinnlichen
Dinge und Prozesse. Sie stellen Begriffe und Gesetze in Form äußeren Daseins vor.
Daher müssen sie in ihrer einfachsten Form Grundpfeiler der empirischen Naturlehre
sein. Die einfache sinnliche Qualität und nicht das Atom, die Grundtatsache
und nicht die hinterempirische Bewegung sind die Elemente derselben. Damit ist
ihr eine Richtung gegeben, welche die einzig mögliche ist. Wenn man sich darauf
stützt, wird man gar nicht versucht werden, von Grenzen des Erkennens zu sprechen,
weil man es nicht mit Dingen zu tun hat, denen man willkürliche negative
Merkmale wie übersinnlich und dergleichen beilegt, sondern mit wirklich gegebenen
konkreten Gegenständen.|63|10}}


Noch schärfer hat sich [[Rudolf Steiner]] in dem [[Wikipedia:1890|1890]] geschriebenen Aufsatz «[[Die Atomistik und ihre Widerlegung]]» gegen die Auffassung gewendet, dass [[Atom]]e real existierende [[Objekt]]e seien, wohingegen die unmittelbar erlebbaren [[Sinnesqualitäten]] bloß [[subjekt]]ive Erscheinungen wären: In Wahrheit wäre es genau umgekehrt.
Von besonderem Einfluss waren hier [[Lewis Henry Morgan]], [[Leslie White]] und [[Gerhard Lenski]], die den technischen Fortschritt als wichtigsten Schrittmacher für die Entwicklung der Zivilisation begriffen.
Morgans Konzept dreier aufeinanderfolgender Stufen sozialer [[Evolution]] (Wilde, Barbaren und Zivilisation) korrelieren mit spezifischen technologischen Meilensteinen: Feuer, Bogen und [[Töpferei]] für die Wilde (Savage) Ära, [[Domestizierung]] der Haustiere, [[Ackerbau]] und [[Metallverarbeitung]] in der Ära der Barbarei und [[Alphabet]] und die Fähigkeit zu schreiben für die Zeit der Zivilisation.
 
Für Lesley White ist die „Nutzbarmachung und Kontrolle von [[Energie]]“ die „primäre Funktion der Kultur“. White unterscheidet dabei fünf Stufen menschlicher Entwicklung: Die erste bestimmt durch die Nutzung der menschlichen [[Muskelkraft|Muskelenergie]], die zweite durch die Verwendung der Energie [[Domestizierung|domestizierter]] Tiere, die dritte durch die Nutzung von pflanzlicher Energie ([[neolithische Revolution]]). Die vierte Stufe bildet die Nutzung [[Natürliche Ressource|natürlicher Ressourcen]] wie Öl, Gas und Kohle, die fünfte die Nutzung [[Kernenergie|atomarer Energie]]. White führt dafür die Formel P=E*T ein, wobei E für die verbrauchte Energie, und T für die Effizienz der Technik zur Nutzbarmachung der Energie steht. Kulturelle Entwicklung wird dabei entweder durch die Zunahme der verfügbaren Energie oder durch die Steigerung der Effizienz möglich. Eine Erweiterung des Whiteschen Modells stellt die von [[Nikolai Semjonowitsch Kardaschow|Nikolai Kardaschow]], entwickelte [[Kardaschow-Skala]] dar, die die Energienutzung fortgeschrittener [[Zivilisation]]en kategorisiert.
 
Lenskis Modell hingegen konzentriert auf den Begriff der [[Information]]: eine Gesellschaft ist umso fortgeschrittener, je mehr Information bzw. [[Wissen]] (insbesondere zur Gestaltung ihrer natürlichen Umwelt) diese besitzt. Basierend auf den Fortschritt der [[Kommunikationstechnologie|Kommunikationstechnik]] macht er vier Stufen menschlicher Entwicklung aus: In der ersten wird Information nur über die [[Gen]]e weitergegeben, in der zweiten ist der Mensch durch die Herausbildung des [[Bewusstsein]]s zum Lernen durch Erfahrung und zur Weitergabe von Information in der Lage. In der dritten Stufe beginnen die Menschen mit der Benutzung von [[Zeichen]] und entwickeln die [[Logik]], in der vierten entwickeln sie [[Symbol]]e und damit [[Sprache]] und [[Schrift]]. Die Fortschritte in der Kommunikationstechnik wirken dabei auf das ökonomische und [[Politisches System|politische System]], der Güterverteilung, soziale Differenzierung und andere Sphären der Gesellschaft. Die Bedeutung der (technischen) Kommunikationssysteme für die Abgrenzung historischer wie aktueller Epochen spielt auch in der Debatte um die [[Globalisierung]] eine zentrale Rolle; für [[Manuel Castells]] zeichnet die [[Vernetzung]] und ubiquitäre Verfügbarkeit von Information das ''[[Informationszeitalter]]'' aus.
 
Daneben existieren noch verschiedene andere technikhistorische Geschichtsgliederungen, die technischen Fortschritt vor allem an Techniken der [[Stoffumwandlung]] wie [[Verfahrenstechnik]] u. a. (''Paulinyi''; [[Klaus Krug|Krug]]) oder der Umweltauswirkungen ([[Joachim Radkau|Radkau]]) festmachen.
 
Die Technikgeschichte wird zunehmend von der Informatik, die in fast alle Lebensbereiche eindringt, geprägt. Die Digitalisierung führt zu einer grundlegenden Umwälzung.
 
== Siehe auch ==
* [[Technikdeterminismus]]
* [[Technikskepsis]]
* [[Verkehrsgeschichte]]
* [[Chronologie der Technik]]
* [[Umweltgeschichte]]
* [[Wissenschaftsgeschichte]]
* [[Technikmuseum]]


== Literatur ==
== Literatur ==
Eine der weltweit größten Sammlungen mit historischen Texten zur Technikgeschichte enthält die Burndy Library, die seit 2006 mit einem Gesamtbestand von rund 67.000 Werken an der The Huntington|Huntington-Bibliothek in San Marino (Kalifornien) angesiedelt ist.<ref name="Hall">[http://www.huntington.org/uploadedFiles/Files/PDFs/pr_dibner_bkgd.pdf The Huntington Library, Art Collections, and Botanical Gardens] (PDF; 113&nbsp;kB) Dibner Hall of the History of Science: Bern Dibner, 1897–1988 (englisch)</ref>
=== Wichtige Periodika ===
* Technology and Culture der Society for the History of Technology (Abstracts + Inhaltsverzeichnisse frei, Artikel über JSTOR)
* ICON der ICOHTEC
* Technikgeschichte (Zeitschrift) der GTG (Register + Abstracts ab 1998 frei) – [http://www.tg.nomos.de/ Website]
* Blätter für Technikgeschichte
* Dresdener Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften (Inhaltsverzeichnisse) – [https://tu-dresden.de/gsw/phil/ige/ttwg/forschung/dresdener-beitraege Online-Archiv]
=== Bücher (chronologisch geordnet) ===
* Franz Reuleaux (Hrsg.): ''Einführung in die Geschichte der Erfindungen. Bildungsgang und Bildungsmittel der Menschheit.'' 8. umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage. Spamer, Leipzig u. a. 1884 (''Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien'' 1).
* Theodor Beck: ''Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues''. Berlin : Springer, 1899.
* Franz M. Feldhaus: ''Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker.'' Berlin 1914; 2. Aufl. München 1965; Neudruck München 1970.
* Conrad Matschoss: ''Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau von der Mechanischen Werkstätte bis zur Deutschen Maschinenfabrik 1819–1919''. Springer, Berlin 1919.
* Conrad Matschoss: ''Männer der Technik. Ein biographisches Handbuch''. 1925; Nachdruck: VDI-Verlag, Düsseldorf 1985
* Franz Maria Feldhaus: ''Kulturgeschichte der Technik: Skizzen.'' I–II, Berlin 1928; Neudruck (in einem Band) Hildesheim 1976.
* Franz M. Feldhaus: ''Die Technik der Antike und des Mittelalters.'' Potsdam 1931.
* Johannes Albert, Erwin Herlitzius, Frank Richter: ''Entstehungsbedingungen und Entwicklung der Technikwissenschaften'' VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1982, 194 Seiten (Freiberger Forschungshefte D 145).
* Ulrich Troitzsch, Wolfhard Weber (Hg.): ''Die Technik. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.'' Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1982, ISBN 3-14-509012-7.
* Henning Eichberg: ''Die historische Relativität der Sachen. Auf dem Weg zu einer kritischen Technikgeschichte.'' Lit, Münster 1984.
* Wolfgang König, Wolfhard Weber: ''Netzwerke, Stahl und Strom. 1840 bis 1914.'' Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-549-05229-4 (''Propyläen Technikgeschichte'' 4).
* Ian McNeil (Hrsg.): ''An Encyclopaedia of the History of Technology.'' Routledge, London u. a. 1990, ISBN 0-7099-3579-X (''Routledge Reference'').
* Joachim Radkau: ''Technik in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart.'' 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11536-7 (''Edition Suhrkamp. Neue historische Bibliothek'' 1536 = ''Edition Suhrkamp.'' NF 536).
* Dieter Hägermann, Helmuth Schneider: ''Landbau und Handwerk. 750 v. Chr. bis 1000 n. Chr.'' Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-549-05226-X (''Propyläen Technikgeschichte'' 1).
* Akoš Paulinyi, Ulrich Troitzsch: ''Mechanisierung und Maschinisierung. 1600 bis 1840.'' Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-549-05228-6 (''Propyläen Technikgeschichte'' 3).
* Hans-Joachim Braun, Walter Kaiser: ''Energiewirtschaft, Automatisierung, Information. Seit 1914.'' Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-549-05230-8 (''Propyläen Technikgeschichte'' 5).
* Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: ''Metalle und Macht. 1000 bis 1600.'' Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-549-05227-8 (''Propyläen Technikgeschichte'' 2).
* Helmuth Schneider: ''Einführung in die antike Technikgeschichte.'' Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-08335-0 (''Die Altertumswissenschaft'').
* Burkhard Dietz (Hrsg.): ''Technische Intelligenz und „Kulturfaktor Technik“. Kulturvorstellungen von Technikern und Ingenieuren zwischen Kaiserreich und früher Bundesrepublik Deutschland''. Waxmann, Münster u. a. 1996, ISBN 3-89325-447-1 (''Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt'' 2), [http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=792885503032 Rezension].
* Maurice Dumas (Hfrsg.): ''Histoire générale des techniques'' (5 Bände, 3744 Seiten). Presses Universitaires de France 1996, ISBN 978-2130478607
* Donald Cardwell: ''Viewegs Geschichte der Technik.'' Vieweg, Wiesbaden u. a. 1997, ISBN 3-528-06647-4.
* Wolfhard Weber, Lutz Engelskirchen: ''Streit um die Technikgeschichte in Deutschland 1945–1975.'' Waxmann, Münster u. a. 2000, ISBN 3-89325-992-9 (''Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt'' 15).
* James E. McClellan III, Harold Dorn: ''Science and Technology in World History. An Introduction.'' 2. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2006, ISBN 0-8018-8360-1.
* Christian Kleinschmidt (Hrsg.): ''Kuriosa der Wirtschafts-, Unternehmens- und Technikgeschichte. Miniaturen einer „fröhlichen Wissenschaft“.'' Klartext-Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-969-1
* Rolf-Jürgen Gleitsmann-Topp, Rolf-Ulrich Kunze, Günther Oetzel: ''Technikgeschichte. Eine Einführung.'' UVK Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2009, ISBN 978-3-8252-3126-2 (''UTB'' 3126 ''Geschichte'').
* Wolfgang König: ''Technikgeschichte. Eine Einführung in ihre Konzepte und Forschungsergebnisse.'' Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09423-8 (''Grundzüge der modernen Wirtschaftsgeschichte'' 799).
* Wolfgang König (Hrsg.): ''Technikgeschichte.'' Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09356-9 (''Basistexte – Geschichte'' 5)
* Martina Heßler: ''Kulturgeschichte der Technik''. Frankfurt a.M.: Campus, 2012. ISBN 3593397404. (''Historische Einführungen'')
== Weblinks ==
{{Wikisource|Mechanik}}
{{commonscat|History of technology}}
* [http://technikgeschichte.slub-dresden.de/ Sondersammelgebiet Technikgeschichte an der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden]
* [http://www.gtg.tu-berlin.de/ Gesellschaft für Technikgeschichte e.V. (GTG)]
* [http://www.dggmnt.de/ Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V.]
* [http://www.georg-agricola-gesellschaft.de/ Georg-Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik e.&nbsp;V.]
* Offizielle Webseite des [http://www.icohtec.org/ International Committee for the History of Technology (ICOHTEC)]
* [http://www.philosophie.tu-berlin.de/menue/studium_und_lehre/ba_kultur_und_technik/ Institut für Philosophie, Wissenschaftstheorie, Wissenschafts- und Technikgeschichte, TU Berlin]
* [http://www.deutsches-museum.de/archiv/ Archiv] des Deutschen Museums in München
* [http://www.clio-online.de/site/lang__de/40208191/Default.aspx Guide zur Technikgeschichte] auf [http://www.clio-online.de/ Clio-Online]
* [http://www.uni-leipzig.de/~zirnst/ Nawi.pdf] Umfangreiches Skriptum zur Geschichte der Naturwissenschaft und Technik.


# ''Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe'', Heft 63: ''Rudolf Steiner über den Atomismus. Zwei Aufsätze aus dem Frühwerk'' {{BE|63}}
== Fußnoten ==
<references/>


{{GA}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4139574-8}}


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Geschichtswissenschaft]]
<references />
[[Kategorie:Technik]]


[[Kategorie:Rudolf Steiner]] [[Kategorie:Gesamtausgabe]] [[Kategorie:GA]] [[Kategorie:Beiträge]] [[Kategorie:Philosophie]] [[Kategorie:Naturwissenschaften]] [[Kategorie:Materie]] [[Kategorie:Atom]]
{{Wikipedia}}

Version vom 14. September 2017, 13:22 Uhr

Berühmtes Beispiel der Technikgeschichte: Das Rad (ca. 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung erfunden)

Technikgeschichte ist eine wissenschaftliche Disziplin und Teilgebiet der Geschichtswissenschaft und umfasst Wege und Bedingungen, unter denen sich der technische Wandel vollzogen hat. Die Wissenschaft der Technikgeschichte untersucht, dokumentiert und analysiert diese. Dabei bedeutet Technik die „Gesamtheit aller Artefakte sowie aller Verfahren und Handlungen, mit denen der Mensch zum Erreichen eines Zweckes diese Artefakte vorausdenkend entwirft, herstellt und anwendet“ (Akoš Paulinyi). Die Technikgeschichte befasst sich mit der historischen Entwicklung von Methoden zur praktischen Anwendung unterschiedlicher Naturwissenschaften und Technologien. Gegenstand der Untersuchungen sind einzelne Entwicklungsstränge der Technik wie zum Beispiel die Dampfmaschine, ihr Einfluss auf die Industrialisierung sowie die Beschreibung der Biografie der Persönlichkeiten, die mit ihr zu nennen sind – in diesem konkreten Falle ihr Miterfinder und erfolgreicher Vermarkter James Watt.

Weiterhin untersucht sie als Technikfolgenabschätzung die Wechselwirkung zwischen technischem Fortschritt und der Geschichte sozialer Prozesse. Technikgeschichte (oft als „Geschichte der Naturwissenschaft und Technik“ bezeichnet) gibt es als Lehrstuhl an vielen größeren Universitäten. Ihre Relevanz erfährt die Technikgeschichte aus der technischen Prägung unserer Kultur. Ihr Ziel ist die Analyse kultureller und gesellschaftlicher Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen von Technik. Dabei beschäftigt sich die Technikgeschichte mit der materiellen Kultur und nimmt daher, stärker als andere historische Disziplinen, auch Objekte in den Blick. Sie untersucht die Entstehung, Entwicklung und Durchsetzung von Artefakten und komplexen Sachsystemen. Sie erforscht technische Handlungen von Akteuren und die hierfür benötigten Wissensformen sowie den Gebrauch und die Aneignung von Artefakten durch Nutzer in allen Lebensbereichen. Technikhistorisches Wissen stellt somit einen zentralen Beitrag zur Orientierung in unserer von Technik geprägten Gegenwart dar.

Geschichte

Die Technikgeschichte als institutionalisierte Wissenschaft entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem ingenieurwissenschaftlichen Kontext. Bei Bemühen um die gesellschaftliche Anerkennung ihrer Arbeit als „Kulturleistung“ hatten die Ingenieure die Geschichte der Technik als ein Instrument hierfür entdeckt. Unterstützt wurden diese Bemühungen insbesondere von Conrad Matschoss vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Weitere Impulse für eine Technikgeschichtsschreibung kamen aus der Soziologie und der Historischen Schule der Nationalökonomie, vor allem von Werner Sombart und Joseph Schumpeter, die sich mit Technik als Teil von „Wirtschaftssystemen“ und mit Innovationsprozessen beschäftigten.

Anfänglich stellte die Technikgeschichte eine „internalistische“ Beschreibung technischer Entwicklungen dar, die von Technikern für Techniker geschrieben wurde. Sie entwickelte sich nach erheblichen Konflikten in den 1970er Jahren zu einer historischen Disziplin.[1]

Paradigmatisch wurde hierbei die 1975 erschienene „Moderne Technikgeschichte“ von Karin Hausen und Reinhard Rürup, die die Technikgeschichte der Gesellschaftsgeschichte und den Sozialwissenschaften annäherte und die Idee des technischen Fortschritts als Leitmotiv der Forschung grundsätzlich in Frage stellte.

Periodisierungen in der Technikgeschichte

Der Blick auf den technischen Fortschritt führt zu spezifischen Epochengliederungen, die mit denen der Polit- wie Kulturgeschichte nur bedingt konform gehen. Neben der Neolithischen Revolution und der industriellen Revolution, die – wenn auch nicht unumstritten – ebenso in anderen Gebieten der Geschichtswissenschaft als Wendepunkte angesehen werden, macht die Technikgeschichte weitere zentrale Momente technischen Fortschritts aus. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die Gliederung der Technikgeschichte nach Formen der Energieumwandlung ein, die schon bei Conrad Matschoss, einem der Gründungsväter der Disziplin anklang. Dennoch blieb die Technikgeschichte lange der klassischen Epocheneinteilung verhaftet und es bedurfte des Einflusses angrenzender Fächer wie der Techniksoziologie und Technikphilosophie um zu eigenen Periodisierungen zu kommen.

Von besonderem Einfluss waren hier Lewis Henry Morgan, Leslie White und Gerhard Lenski, die den technischen Fortschritt als wichtigsten Schrittmacher für die Entwicklung der Zivilisation begriffen. Morgans Konzept dreier aufeinanderfolgender Stufen sozialer Evolution (Wilde, Barbaren und Zivilisation) korrelieren mit spezifischen technologischen Meilensteinen: Feuer, Bogen und Töpferei für die Wilde (Savage) Ära, Domestizierung der Haustiere, Ackerbau und Metallverarbeitung in der Ära der Barbarei und Alphabet und die Fähigkeit zu schreiben für die Zeit der Zivilisation.

Für Lesley White ist die „Nutzbarmachung und Kontrolle von Energie“ die „primäre Funktion der Kultur“. White unterscheidet dabei fünf Stufen menschlicher Entwicklung: Die erste bestimmt durch die Nutzung der menschlichen Muskelenergie, die zweite durch die Verwendung der Energie domestizierter Tiere, die dritte durch die Nutzung von pflanzlicher Energie (neolithische Revolution). Die vierte Stufe bildet die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Öl, Gas und Kohle, die fünfte die Nutzung atomarer Energie. White führt dafür die Formel P=E*T ein, wobei E für die verbrauchte Energie, und T für die Effizienz der Technik zur Nutzbarmachung der Energie steht. Kulturelle Entwicklung wird dabei entweder durch die Zunahme der verfügbaren Energie oder durch die Steigerung der Effizienz möglich. Eine Erweiterung des Whiteschen Modells stellt die von Nikolai Kardaschow, entwickelte Kardaschow-Skala dar, die die Energienutzung fortgeschrittener Zivilisationen kategorisiert.

Lenskis Modell hingegen konzentriert auf den Begriff der Information: eine Gesellschaft ist umso fortgeschrittener, je mehr Information bzw. Wissen (insbesondere zur Gestaltung ihrer natürlichen Umwelt) diese besitzt. Basierend auf den Fortschritt der Kommunikationstechnik macht er vier Stufen menschlicher Entwicklung aus: In der ersten wird Information nur über die Gene weitergegeben, in der zweiten ist der Mensch durch die Herausbildung des Bewusstseins zum Lernen durch Erfahrung und zur Weitergabe von Information in der Lage. In der dritten Stufe beginnen die Menschen mit der Benutzung von Zeichen und entwickeln die Logik, in der vierten entwickeln sie Symbole und damit Sprache und Schrift. Die Fortschritte in der Kommunikationstechnik wirken dabei auf das ökonomische und politische System, der Güterverteilung, soziale Differenzierung und andere Sphären der Gesellschaft. Die Bedeutung der (technischen) Kommunikationssysteme für die Abgrenzung historischer wie aktueller Epochen spielt auch in der Debatte um die Globalisierung eine zentrale Rolle; für Manuel Castells zeichnet die Vernetzung und ubiquitäre Verfügbarkeit von Information das Informationszeitalter aus.

Daneben existieren noch verschiedene andere technikhistorische Geschichtsgliederungen, die technischen Fortschritt vor allem an Techniken der Stoffumwandlung wie Verfahrenstechnik u. a. (Paulinyi; Krug) oder der Umweltauswirkungen (Radkau) festmachen.

Die Technikgeschichte wird zunehmend von der Informatik, die in fast alle Lebensbereiche eindringt, geprägt. Die Digitalisierung führt zu einer grundlegenden Umwälzung.

Siehe auch

Literatur

Eine der weltweit größten Sammlungen mit historischen Texten zur Technikgeschichte enthält die Burndy Library, die seit 2006 mit einem Gesamtbestand von rund 67.000 Werken an der The Huntington|Huntington-Bibliothek in San Marino (Kalifornien) angesiedelt ist.[2]

Wichtige Periodika

  • Technology and Culture der Society for the History of Technology (Abstracts + Inhaltsverzeichnisse frei, Artikel über JSTOR)
  • ICON der ICOHTEC
  • Technikgeschichte (Zeitschrift) der GTG (Register + Abstracts ab 1998 frei) – Website
  • Blätter für Technikgeschichte
  • Dresdener Beiträge zur Geschichte der Technikwissenschaften (Inhaltsverzeichnisse) – Online-Archiv

Bücher (chronologisch geordnet)

  • Franz Reuleaux (Hrsg.): Einführung in die Geschichte der Erfindungen. Bildungsgang und Bildungsmittel der Menschheit. 8. umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage. Spamer, Leipzig u. a. 1884 (Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien 1).
  • Theodor Beck: Beiträge zur Geschichte des Maschinenbaues. Berlin : Springer, 1899.
  • Franz M. Feldhaus: Die Technik. Ein Lexikon der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Naturvölker. Berlin 1914; 2. Aufl. München 1965; Neudruck München 1970.
  • Conrad Matschoss: Ein Jahrhundert deutscher Maschinenbau von der Mechanischen Werkstätte bis zur Deutschen Maschinenfabrik 1819–1919. Springer, Berlin 1919.
  • Conrad Matschoss: Männer der Technik. Ein biographisches Handbuch. 1925; Nachdruck: VDI-Verlag, Düsseldorf 1985
  • Franz Maria Feldhaus: Kulturgeschichte der Technik: Skizzen. I–II, Berlin 1928; Neudruck (in einem Band) Hildesheim 1976.
  • Franz M. Feldhaus: Die Technik der Antike und des Mittelalters. Potsdam 1931.
  • Johannes Albert, Erwin Herlitzius, Frank Richter: Entstehungsbedingungen und Entwicklung der Technikwissenschaften VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig, 1982, 194 Seiten (Freiberger Forschungshefte D 145).
  • Ulrich Troitzsch, Wolfhard Weber (Hg.): Die Technik. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 1982, ISBN 3-14-509012-7.
  • Henning Eichberg: Die historische Relativität der Sachen. Auf dem Weg zu einer kritischen Technikgeschichte. Lit, Münster 1984.
  • Wolfgang König, Wolfhard Weber: Netzwerke, Stahl und Strom. 1840 bis 1914. Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-549-05229-4 (Propyläen Technikgeschichte 4).
  • Ian McNeil (Hrsg.): An Encyclopaedia of the History of Technology. Routledge, London u. a. 1990, ISBN 0-7099-3579-X (Routledge Reference).
  • Joachim Radkau: Technik in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-11536-7 (Edition Suhrkamp. Neue historische Bibliothek 1536 = Edition Suhrkamp. NF 536).
  • Dieter Hägermann, Helmuth Schneider: Landbau und Handwerk. 750 v. Chr. bis 1000 n. Chr. Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-549-05226-X (Propyläen Technikgeschichte 1).
  • Akoš Paulinyi, Ulrich Troitzsch: Mechanisierung und Maschinisierung. 1600 bis 1840. Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-549-05228-6 (Propyläen Technikgeschichte 3).
  • Hans-Joachim Braun, Walter Kaiser: Energiewirtschaft, Automatisierung, Information. Seit 1914. Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-549-05230-8 (Propyläen Technikgeschichte 5).
  • Karl-Heinz Ludwig, Volker Schmidtchen: Metalle und Macht. 1000 bis 1600. Propyläen Ullstein, Berlin u. a. 1992, ISBN 3-549-05227-8 (Propyläen Technikgeschichte 2).
  • Helmuth Schneider: Einführung in die antike Technikgeschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-08335-0 (Die Altertumswissenschaft).
  • Burkhard Dietz (Hrsg.): Technische Intelligenz und „Kulturfaktor Technik“. Kulturvorstellungen von Technikern und Ingenieuren zwischen Kaiserreich und früher Bundesrepublik Deutschland. Waxmann, Münster u. a. 1996, ISBN 3-89325-447-1 (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 2), Rezension.
  • Maurice Dumas (Hfrsg.): Histoire générale des techniques (5 Bände, 3744 Seiten). Presses Universitaires de France 1996, ISBN 978-2130478607
  • Donald Cardwell: Viewegs Geschichte der Technik. Vieweg, Wiesbaden u. a. 1997, ISBN 3-528-06647-4.
  • Wolfhard Weber, Lutz Engelskirchen: Streit um die Technikgeschichte in Deutschland 1945–1975. Waxmann, Münster u. a. 2000, ISBN 3-89325-992-9 (Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt 15).
  • James E. McClellan III, Harold Dorn: Science and Technology in World History. An Introduction. 2. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2006, ISBN 0-8018-8360-1.
  • Christian Kleinschmidt (Hrsg.): Kuriosa der Wirtschafts-, Unternehmens- und Technikgeschichte. Miniaturen einer „fröhlichen Wissenschaft“. Klartext-Verlag, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-969-1
  • Rolf-Jürgen Gleitsmann-Topp, Rolf-Ulrich Kunze, Günther Oetzel: Technikgeschichte. Eine Einführung. UVK Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2009, ISBN 978-3-8252-3126-2 (UTB 3126 Geschichte).
  • Wolfgang König: Technikgeschichte. Eine Einführung in ihre Konzepte und Forschungsergebnisse. Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09423-8 (Grundzüge der modernen Wirtschaftsgeschichte 799).
  • Wolfgang König (Hrsg.): Technikgeschichte. Steiner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-515-09356-9 (Basistexte – Geschichte 5)
  • Martina Heßler: Kulturgeschichte der Technik. Frankfurt a.M.: Campus, 2012. ISBN 3593397404. (Historische Einführungen)

Weblinks

 Wikisource: Mechanik – Quellen und Volltexte
Commons: History of technology - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Fußnoten

  1. Wolfhard Weber, Lutz Engelskirchen: Streit um die Technikgeschichte in Deutschland: 1945 - 1975, Waxmann Verlag, 2000
  2. The Huntington Library, Art Collections, and Botanical Gardens (PDF; 113 kB) Dibner Hall of the History of Science: Bern Dibner, 1897–1988 (englisch)


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