Abend

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Abendrot auf Kuba

Der Abend (mittelhochdeutsch: ābent < althochdeutsch: āband – eigentlich: spätere Teil des Tages) ist der hintere Tagesabschnitt[1] zwischen Nachmittag und Mitternacht. In bestimmten Zusammensetzungen wird auch ein ganzer Tag mit Abend erwähnt.

Abend als Zeitangabe

Abend als Bezeichnung für eine Tageszeit

Mit dem Begriff Abend wird der hintere Tagesabschnitt bezeichnet. Er liegt zwischen Nachmittag und Nacht. Der Beginn des Abends ist nicht genau definiert; er wird in den meisten Ländern jedoch von der Uhrzeit (zum Beispiel 18:00 Uhr) abhängig gemacht.

Ursprünglich bezeichnete der Abend das letzte Viertel des hellen Tages. In römischer Zeit waren sowohl die Nacht als auch der Tag in zwölf Temporalstunden eingeteilt, deren Länge der Dauer des Lichttages im Jahresverlauf angepasst war. Die zwölf Stunden des Tages wurden zu vier Abschnitten zusammengefasst: dem Morgen (mane), dem Vormittag (ad meridiem), dem Nachmittag (de meridie) und dem Abend (suprema). Der Abend umfasste den Zeitraum vom Anfang der zehnten Stunde bis zum Ende der zwölften Stunde, dem Sonnenuntergang. Die vier Tagesabschnitte wurden in Rom von Amtsdienern der Konsuln öffentlich ausgerufen.[2]

Abend als Bezeichnung für einen ganzen Tag

Mit Abend oder jüdisch Erev wird gelegentlich auch in unserer Zeit ein ganzer Tag bezeichnet. Beispiele dafür sind die Begriffe Sonnabend vor dem höchsten Tag der Woche im Christentum, dem Sonntag, oder Heiliger Abend, dem Tag vor Weihnachten. Der Begriff verweist dann auf die Vigil eines hohen Festes, der liturgisch mit der ersten Vesper oder einer Nachtwache, der Vigil, beginnt.

Im Englischen ist diese Verwendung für Abend bzw. Vorabend (eng. eve) an mehreren Stellen erhalten geblieben. So z. B. bei Halloween, von All Hallows’ Eve, dem Tag vor Allerheiligen, oder bei New Year’s Eve für Silvester.

Im Mittelalter war die Bezeichnung Abend („am avende von“ oder die Synonyme Vigilia oder Pridie) als Bezeichnung der Vigil vor einem Fest im Kirchenjahr sowohl in der Umgangs- als auch in der Urkundensprache üblich, um den jeweils ganzen vorausgehenden Tag zu bezeichnen.[3] "Am avende von Magareten" bedeutete damit während des Mittelalters in den meisten Diözesen "am 12. Juli" und nicht "am Abend des 13. Juli".

Abgeleitete Begriffe

Veraltet wird auch die Richtung des Sonnenuntergangs, der Westen, als Abend bezeichnet (vgl.: Abendland, Okzident).[4] Er beginnt mit dem eigentlichen Sonnenuntergang.

Vielfach wird der Abend metaphorisch oder literarisch für das Ende eines Zeitabschnitts, einer Ära oder eines Zeitalters gebraucht. So bezeichnet der Feierabend die Ruhezeit nach der täglichen Arbeitszeit. Als Lebensabend wird poetisch der Lebensabschnitt eines Menschen bezeichnet, den er im Ruhestand verbringt. Zudem wird der Zeitabschnitt unmittelbar vor einem historischen einschneidenden Ereignis als dessen Vorabend bezeichnet wie beispielsweise der Vorabend der Schlacht von Waterloo oder der Vorabend der Oktoberrevolution.

Judentum

Ma'ariv an der Klagemauer in Jerusalem
Schabbat: die Ben-Jehuda-Straße in Jerusalem

Ma'ariv (hebr. מעריב) ist das erste bezeichnende Wort des jüdischen Abendgebets. Es ist aus Erev, hebr. ערב für „Abend“ abgeleitet.[5][6]

Der Vorabend jüdischer Festtage, hebräisch Erev (hebr. ערב „Abend“) und aramäische Aruvta bedeuten „Abend“. Besonders Erev ist im Sinne von Vorabend in Zusammensetzung mit Festtagen gebräuchlich, Erev Schabbat bedeutet also Vorabend des Sabbat. Umgangssprachlich kann auch ein dem Schabbat oder Festtag vorhergehender Tag gemeint sein[7].

Erev Schabbat

Hauptartikel: Sabbat

Am Erev Schabbat, also am Freitag bis zum Anbruch des Abends, wird der Schabbat in jüdischen Haushalten vorbereitet.[8] Der Vorabend des Schabbat spielt eine wichtige Rolle für die Einstimmung auf den Schabbat.[9]

Erev Pessach

Hauptartikel: Pessach

Die Vorzeit des Pessachfestes ist eine geschäftige Zeit, die der Vorbereitung für die Pessach-Festtage dient, von denen nur der erste und der letzte Pessachtag Hauptfeiertage sind, an denen jegliche Werktagsarbeit vermieden wird. Der Erev Pessach dient insbesondere der Vorbereitung des Sederabends.

Siehe auch

Literatur

  • Ignaz Bernstein: Jüdische Sprichwörter und Redensarten. J. Kauffmann, 2. Aufl. Frankfurt a. M. 1908
  • Georg Herlitz und Bruno Kirschner: Jüdisches Lexikon: ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden. Jüdischer Verlag 1927
  • Leo Hirsch: Jüdische Glaubenswelt. Bertelsmann, Gütersloh 1966

Weblinks

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 Wikisource: Abend – Quellen und Volltexte
 Wiktionary: Abend – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eintrag Abend eines Etymologielexikons
  2. Wolfgang Trapp: Kleines Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung. Philipp Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-89836-198-5, S. 53.
  3. Siehe A. von Brandt: Werkzeug des Historiker. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften, ²1960, S. 45.
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905 (Eintrag Abend in: Meyers Konversations-Lexikon 1905) auf Zeno.org
  5. "Ma'ariv - Synonym: Arawit; das Abendgebet" Mauricio Manuel Dessauer, Ulrich Michael Lohse: Was Sie schon immer über das Judentum wissen wollten - und nicht zu fragen wagten. Pelican Pub., Fehmarn 2006, ISBN 978-3-934522-13-8, S. 88.
  6. Living Jewish: values, practices and traditions By Berel Wein, page 88
  7. "Erew - „Abend“, gebräuchlich im Sinne von Vorabend, etwa des Schabbat oder eines Festtages; umgangssprachlich der einem Schabbat oder Festtag vorhergehende Tag." Mauricio Manuel Dessauer, Ulrich Michael Lohse: Was Sie schon immer über das Judentum wissen wollten - und nicht zu fragen wagten. Pelican Pub., Fehmarn 2006, ISBN 978-3-934522-13-8, S. 46.
  8. "Die Wohnung wird gerichtet wie zu einem Fest, alle Geräte werden geputzt, und der Tisch wird weiß gedeckt. Man badet und zieht möglichst von Kopf bis Fuß frische Kleidung an. Man tut Geld und was man sonst in den Taschen hat, heraus und bereitet sich in jeder Weise auf den Schabbat vor, an dem nicht gehastet und nicht gearbeitet wird, an dem kein Geschäft und keine Alltagssorge existiert." Leo Hirsch: Jüdische Glaubenswelt. C. Bertelsmann, 1966, ISBN B0089UVW78, S. S. 86.
  9. Berel Wein, Besondere Zeit. Was der Freitagnachmittag zur Atmosphäre des Schabbats beiträgt, in: Jüdische Allgemeine vom 22. Mai 2008


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