Thomas Nagel (Philosoph) und Plastische Theorie: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Bild 278xyz.jpg|thumb|390px|[[Joseph Beuys]]: Zeichnung zur plastischen Theorie]]


'''Thomas Nagel''' (* [[Wikipedia:4. Juli|4. Juli]] [[Wikipedia:1937|1937]] in [[Wikipedia:Belgrad|Belgrad]]) ist ein US-amerikanischer [[Philosoph]].
Wie kam Beuys zur '''plsastischen Theorie'''? „Innerhalb des Allgemeinbegriffs „Kunst“ ist der Begriff „Plastik“ das für Joseph Beuys besonders relevante Thema.  


Er lehrt an der [[Wikipedia:New York University|New York University School of Law]] und bearbeitet ein weites Themenspektrum. Nagel studierte an der [[Wikipedia:Cornell University|Cornell University]] (B. A. 1958), an der [[Wikipedia:Universität Oxford|Universität Oxford]] und der [[Wikipedia:Harvard University|Harvard University]] (Ph.D. 1963). Er hat derzeit Lehrtaufträge u. a. an der [[Wikipedia:University of California, Berkeley|University of California]] und an der [[Wikipedia:Princeton University|Princeton University]] inne. Zu seinen Schülerinnen und Schülern gehören [[Wikipedia:Susan Wolf|Susan Wolf]], [[Wikipedia:Samuel Scheffler|Samuel Scheffler]] und [[Wikipedia:Shelly Kagan|Shelly Kagan]].
„Was ist Plastik? Ich habe versucht, eben diesen Begriff in seine treibenden Grundkräfte zu zerlegen.(Beuys) Beuys fand die Grundkräfte in Wärme und Kälte. Diese beiden Pole verkörpern einerseits das „Chaotisch-Willensmäßige“ und andererseits das „Gedanklich-Formmäßige“. Das Wechselspiel zwischen – man könnte auch sagen – „dem Organischen und dem Kristallinen, und damit zwischen der Polarität von Natur und Geist“, findet sich im Mensch wieder. Mit dieser Erkenntnis gelangt Beuys zu einem bedeutenden anthropologischen Aspekt.“ (Harlan, Rappmann, Schata: „Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys“)


== Philosophie des Geistes ==
== Die plastische Theorie ==


In der [[Philosophie des Geistes]] ist Nagel mit seinem 1974 publizierten Aufsatz ''"What is it like to be a bat?"'' (deutsch: Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?) bekannt geworden. Dort tritt er [[Reduktionismus|reduktionistischen]] Bemühungen in Bezug auf die Erklärung des [[Bewusstsein]]s entgegen. Egal wie viel wir über das Gehirn eines Wesens wissen, z. B. über das einer Fledermaus (daher der Titel), so können wir doch nie dessen Erlebnisperspektive erschließen. Ein Beispiel: Wenn wir genau wissen, was im Gehirn einer Fledermaus passiert, wenn sie mittels ihres [[Wikipedia:Echolot|Echolot]]-artigen Wahrnehmungsapparats Gegenstände wahrnimmt, wir also das [[Neuronales Korrelat des Bewusstseins|neuronale Korrelat]] eines solchen Wahrnehmungserlebnisses kennen, so wissen wir immer noch nicht, wie es ist bzw. wie es sich für die Fledermaus anfühlt, solche Echolot-artigen Wahrnehmungen zu haben - ''"what is it like"''. Und wir können es wohl auch nie wissen. Hier sind den [[Naturwissenschaft]]en offenbar grundsätzliche [[Erkenntnis]]schranken gesetzt. Nagels Aufsatz hat in der analytischen Philosophie eine breite Debatte ausgelöst (die [[Qualia]]debatte), deren Protagonisten heute Philosophen wie [[Wikipedia:David Chalmers|David Chalmers]], [[Wikipedia:Paul Churchland|Paul Churchland]], [[Wikipedia:Daniel Dennett|Daniel Dennett]], [[Wikipedia:Frank Cameron Jackson|Frank Jackson]], [[Wikipedia:Joseph Levine|Joseph Levine]] und [[Wikipedia:Michael Tye|Michael Tye]] sind. Eine ähnliche Kritik am Wissensanspruch der Naturwissenschaften hatte im 19. Jahrhundert der [[Wikipedia:Neurophysiologie|Neurophysiologe]] [[Emil Du Bois-Reymond]] vertreten.
Die plastische Theorie lautet nun wie folgt: „Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht, zu immer neuen Formen.“
Dabei kann sich der Prozess auch umkehren. Dann fließen die Dinge vom Gedanklich-Formmäßigen in das Chaotisch-Willensmäßige zurück. „Etwas, was geordnet war, fällt in Chaos, wird ungeordnet.(Beuys)


== Ethik ==
=== Der Chaosbegriff bei Joseph Beuys ===
„Mein Chaosbegriff ist ein sehr ursprünglicher. Alles kommt aus dem Chaos... Das muss man sich vorstellen wie eine zusammenhängende, sehr komplexe Energie, die aber keine bestimmte, sondern eine unbestimmte Stoßrichtung hat. Das Wörtchen „unbestimmt“ passt sehr gut auf den Chaosbegriff, wie ich ihn anwende. Und dann sind alles andere Bestimmungen davon. Nur aus dem Chaos kann etwas kommen.“ (Beuys)


Nagel hat zudem Texte zur [[Ethik]] und [[Wikipedia:Politische Philosophie|politischen Philosophie]] verfasst. Seine Dissertation ''The Possibility of Altruism'' (1970) wurde von [[Wikipedia:John Rawls|John Rawls]] betreut und beschäftigt sich vor allem aus [[Kantianismus|Kantianistischer]] Perspektive mit der Universalisierbarkeit von moralischen Beweggründen.
=== Der Formbegriff bei Joseph Beuys ===
„Form ist so betrachtet ein Gegenpol zum Begriff Chaos. Das ist ein plastischer Prozess.“ (Beuys)


In seinem späteren Werk, insbesondere in ''The View from Nowhere'' (1986), bezieht Nagel die in seiner Philosophie des Geistes entwickelte Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Perspektive auch auf die praktische Philosophie. Er unterscheidet dabei zwischen [[Deontologische Ethik#Akteur-Relativität und Akteur-Neutralität|akteurrelativen und akteurneutralen]] Gründen, die beide für moralisches Handeln relevant würden. Auf dieser Grundlage setzt er sich einerseits vom ethischen [[Konsequentialismus]] (v.a. dem in den USA dominanten [[Utilitarismus]]) ab, der aus der Perspektive eines neutralen Beobachters verschiedene Zustände der Welt vergleicht, als auch von einer rein [[Deontologische Ethik|deontologischen Ethik]], die moralische Pflichten zur Vornahme oder Nichtvornahme bestimmter Handlungen als akteurrelativ ansieht. Nagels Kritik am Konsequentialismus ist später von seinem Schüler [[Wikipedia:Samuel Scheffler|Samuel Scheffler]] weiterentwickelt worden.
Noch einmal: Alles kommt aus dem '''Chaos''' und wird durch '''Bewegung''' zur '''Form''' gebracht. Zu immer neuen Formen. Dabei kann es auch jeder Zeit wieder ins Chaos zurückfallen. Mit dieser plastischen Theorie hat Beuys eine bedeutende Anthropologische Theorie geschaffen. Hier noch einmal die begrifflichen Zuordnungen:


[[Wikipedia:Wolfgang Kersting|Wolfgang Kersting]] spricht zur Charakterisierung von Nagels Position von einem spannungsvollen Dualismus, der unhintergehbar sei, und in dem sich die menschlich-vernünftige Existenz vollziehe. Diese sei zur Selbstranszendierung fähig und aufgefordert, könne aber auch die subjektive Perspektive nie ablegen.<ref>Wolfgang Kersting: ''Thomas Nagel.'' In: Julian Nida-Rümelin, Elif Özmen: ''Philosophie der Gegenwart in Einzeldarstellungen.'' Ausgabe 3. Verlag Kröner, 2007, S. 457, 460.</ref>


== Ehrungen, Preise und Mitgliedschaften ==
{|align="center" width="600px"
*1981 Aufnahme in die [[Wikipedia:American Academy of Arts and Sciences|American Academy of Arts and Sciences]]
|-
*1996 ''PEN/Diamonstein-Spielvogel Award'' für ''Other Minds'' (1995).
! [[Chaos]] !! [[Bewegung]] !! [[Form]]
*2006 ''Distinguished Achievement Award'' der ''Mellon Foundation''
|-
*2008 [[Wikipedia:Balzan-Preis|Balzan-Preis]] in Moral Philosophy
| ------------- || ------------- || -------------
*2008 [[Wikipedia:Rolf-Schock-Preis|Rolf-Schock-Preis]] in Logik und Philosophie der [[Wikipedia:Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften|Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften]]
|-
| [[Wollen]] || [[Empfinden]] || [[Denken]]
|-
| [[Energie]] || [[Rhythmus]] || [[Idee]]
|-
| [[Wärme]] ||  || [[Kälte]]
|-
| [[Amorph]]/[8Organisch]] ||  || [[Kristallin]]
|}


== Werke ==
'''Deutsch'''
* {{Literatur
  |Hrsg=Michael Gebauer
  |Titel=Die Grenzen der Objektivität. Philosophische Vorlesungen
  |Sammelwerk=Reclams Universal-Bibliothek
  |Band=8721
  |Verlag=Reclam
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=1991
  |ISBN=3-15-008721-X
  |Originaltitel=The Limits of Objectivity
  |Originaljahr=1979
  |Übersetzer=Michael Gebauer}}
* {{Literatur
  |Titel=Der Blick von nirgendwo
  |Verlag=Suhrkamp
  |Ort=Frankfurt am Main
  |Datum=1992
  |ISBN=3-518-58116-3
  |Originaltitel=The View from Nowhere
  |Originaljahr=1986
  |Übersetzer=Michael Gebauer}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Michael Gebauer
  |Titel=Eine Abhandlung über Gleichheit und Parteilichkeit und andere Schriften zur politischen Philosophie
  |Verlag=Schöningh
  |Ort=Paderborn / München / Wien / Zürich
  |Datum=1994
  |ISBN=3-506-76097-1
  |Originaltitel=Equality and Partiality
  |Originaljahr=1991}}
* {{Literatur
  |Titel=Das letzte Wort
  |Sammelwerk=Reclams Universal-Bibliothek
  |Band=18021
  |Verlag=Reclam
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=1999
  |ISBN=3-15-018021-X
  |Originaltitel=The Last Word
  |Originaljahr=1997}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Michael Gebauer, Hans-Peter Schütt
  |Titel=Die Möglichkeit des Altruismus
  |Auflage=2.
  |Verlag=Philo
  |Ort=Berlin / Wien
  |Datum=2005
  |ISBN=3-86572-066-8
  |Originaltitel=The Possibility of Altruism
  |Originaljahr=1970
  |Übersetzer=Michael Gebauer, Hans-Peter Schütt}}
* {{Literatur
  |Hrsg=Michael Gebauer
  |Titel=Letzte Fragen
  |Sammelwerk=EVA-Taschenbuch
  |Band=258
  |Auflage=Neue erweiterte deutsche
  |Verlag=Europäische Verlagsanstalt
  |Ort=Hamburg
  |Datum=2008
  |ISBN=978-3-434-46171-5
  |Originaltitel=Mortal Questions
  |Originaljahr=1979
  |Übersetzer=Karl-Ernst Prankel}}
* {{Literatur
  |Titel=[[Wikipedia:Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie|Was bedeutet das alles? Eine ganz kurze Einführung in die Philosophie]]
  |Sammelwerk=Reclams Universal-Bibliothek
  |Band=18630
  |Verlag=Reclam
  |Ort=Stuttgart
  |Datum=2008
  |ISBN=978-3-15-018630-5
  |Originaltitel=What Does It All Mean? A Very Short Introduction to Philosophy
  |Originaljahr=1987
  |Übersetzer=Michael Gebauer}}
* {{Literatur
  |Titel=Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist
  |Verlag=Suhrkamp
  |Ort=Berlin
  |Datum=2013
  |ISBN=978-3-518-58601-3
  |Originaltitel=Mind and Cosmos: Why the Materialist Neo-Darwinian Conception of Nature is Almost Certainly False
  |Originaljahr=2012
  |Übersetzer=Karin Wördemann}}


'''Englisch'''
Diese Theorie korrespondiert auch mit den [[Tria Principia]] der [[Alchemie]].
* {{Literatur
  |Titel=Other Minds. Critical Essays 1969–1994
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=New York
  |Datum=1999
  |ISBN=0-19-513246-7}}
* {{Literatur
  |Autor=mit [[Wikipedia:Liam Murphy|Liam Murphy]]
  |Titel=The Myth of Ownership. Taxes and Justice
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=New York
  |Datum=2004
  |ISBN=0-19-517656-1}}
* {{Literatur
  |Titel=Concealment and Exposure. And Other Essays
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=New York
  |Datum=2004
  |ISBN=0-19-517977-3}}
* {{Literatur
  |Titel=Secular Philosophy and the Religious Temperament. Essays 2002–2008
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=New York
  |Datum=2010
  |ISBN=978-0-19-539411-5}}
* {{Literatur
  |Titel=Mind and Cosmos: Why the Materialist Neo-Darwinian Conception of Nature is Almost Certainly False
  |Verlag=Oxford University Press
  |Ort=New York
  |Datum=2012
  |ISBN=978-0-19-991975-8}}
* ''What Is It Like to Be a Bat?'' In: ''The Philosophical Review.'' Band 83, Nr. 4, 1974, S. 435–450 ([http://organizations.utep.edu/Portals/1475/nagel_bat.pdf organizations.utep.edu] PDF; 196&nbsp;kB).
** [[Wikipedia:Peter Bieri|Peter Bieri]] (Hrsg.): ''Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?'' In: ''Analytische Philosophie des Geistes.'' Königstein 1981 (Neuauflagen 1993 und 2007).


== Siehe auch ==
== Literatur ==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/aesthetik_plastische_theorie.pdf Die plastische Theorie von Joseph Beuys] PDF


* [[Evolution des Denkens]]
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung und die Tria Principia]]
 
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung, der Mensch und die Tria Principia]]
== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Tria Principia]]
<references />
[[Kategorie:Joseph Beuys]]
 
[[Kategorie:Menschliche Dreigliederung und die Tria Principia]]
== Weblinks ==
[[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
* {{DNB-Portal|118987690|NAME=Thomas Nagel}}
* [http://www.nyu.edu/gsas/dept/philo/faculty/nagel/ Nagels Fakultäts-Webseite]
* Thomas Nagel: [http://organizations.utep.edu/Portals/1475/nagel_bat.pdf ''What Is It Like to Be a Bat?''] (1974; PDF; 196&nbsp;kB)
* Thomas Nagel: [http://www.nyu.edu/gsas/dept/philo/faculty/nagel/papers/exposure.html Concealment and Exposure] (1998)
* Eckart Löhr: [http://www.spektrum.de/rezension/geist-und-kosmos/1213283 Rezension des Buches ''Geist und Kosmos'']
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118987690|LCCN=n/50/26557|VIAF=108496469}}
{{SORTIERUNG:Nagel, Thomas}}
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
[[Kategorie:Philosoph]]
[[Kategorie:Moralphilosoph]]
[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Geboren 1937]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Personendaten
|NAME=Nagel, Thomas
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Philosoph
|GEBURTSDATUM=4. Juli 1937
|GEBURTSORT=[[Belgrad]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
}}
 
{{Wikipedia}}

Version vom 25. April 2021, 22:58 Uhr

Joseph Beuys während eines Vortrags
Joseph Beuys: Zeichnung zur plastischen Theorie

Wie kam Beuys zur plsastischen Theorie? „Innerhalb des Allgemeinbegriffs „Kunst“ ist der Begriff „Plastik“ das für Joseph Beuys besonders relevante Thema.

„Was ist Plastik? Ich habe versucht, eben diesen Begriff in seine treibenden Grundkräfte zu zerlegen.“ (Beuys) Beuys fand die Grundkräfte in Wärme und Kälte. Diese beiden Pole verkörpern einerseits das „Chaotisch-Willensmäßige“ und andererseits das „Gedanklich-Formmäßige“. Das Wechselspiel zwischen – man könnte auch sagen – „dem Organischen und dem Kristallinen, und damit zwischen der Polarität von Natur und Geist“, findet sich im Mensch wieder. Mit dieser Erkenntnis gelangt Beuys zu einem bedeutenden anthropologischen Aspekt.“ (Harlan, Rappmann, Schata: „Soziale Plastik – Materialien zu Joseph Beuys“)

Die plastische Theorie

Die plastische Theorie lautet nun wie folgt: „Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht, zu immer neuen Formen.“ Dabei kann sich der Prozess auch umkehren. Dann fließen die Dinge vom Gedanklich-Formmäßigen in das Chaotisch-Willensmäßige zurück. „Etwas, was geordnet war, fällt in Chaos, wird ungeordnet.“ (Beuys)

Der Chaosbegriff bei Joseph Beuys

„Mein Chaosbegriff ist ein sehr ursprünglicher. Alles kommt aus dem Chaos... Das muss man sich vorstellen wie eine zusammenhängende, sehr komplexe Energie, die aber keine bestimmte, sondern eine unbestimmte Stoßrichtung hat. Das Wörtchen „unbestimmt“ passt sehr gut auf den Chaosbegriff, wie ich ihn anwende. Und dann sind alles andere Bestimmungen davon. Nur aus dem Chaos kann etwas kommen.“ (Beuys)

Der Formbegriff bei Joseph Beuys

„Form ist so betrachtet ein Gegenpol zum Begriff Chaos. Das ist ein plastischer Prozess.“ (Beuys)

Noch einmal: Alles kommt aus dem Chaos und wird durch Bewegung zur Form gebracht. Zu immer neuen Formen. Dabei kann es auch jeder Zeit wieder ins Chaos zurückfallen. Mit dieser plastischen Theorie hat Beuys eine bedeutende Anthropologische Theorie geschaffen. Hier noch einmal die begrifflichen Zuordnungen:


Chaos Bewegung Form
------------- ------------- -------------
Wollen Empfinden Denken
Energie Rhythmus Idee
Wärme Kälte
Amorph/[8Organisch]] Kristallin


Diese Theorie korrespondiert auch mit den Tria Principia der Alchemie.

Literatur