Policy

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Dimensionen der Politik

Der Begriff Policy bezeichnet die inhaltliche Dimension von Politik.

Der Begriff „Politik“ hat in der deutschen Sprache mehrere Bedeutungsebenen. Da bei seiner Verwendung nicht klar wird, welche aktuell gemeint ist, hat die deutschsprachige Politikwissenschaft aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum die drei Politik-Begriffe policy, polity und politics übernommen. Diese drei Konzepte der Politik finden als die drei „Dimensionen“ des Politikbegriffs eine breite Verwendung, wenn auch die Unterscheidung nicht immer trennscharf möglich und letztlich von analytisch-akademischer Natur ist.

Hierbei bezeichnet polity die formale, verfasste Dimension der Politik, das heißt Fragen des politischen Systems, dessen Theorie und der verfassten politischen Institutionen.

Unter politics versteht man die prozessuale Dimension der Politik, das heißt, die politischen Prozesse und die Aktivitäten politischer Akteure.

Policy beschreibt in der Politikwissenschaft die inhaltliche Dimension der Politik. Dabei bezeichnet die policy die Gesamtheit eines politischen Themenfeldes wie zum Beispiel der Gesundheitspolitik, der Energiepolitik oder der Familienpolitik. Denkbare Abgrenzungen der policies untereinander werden regelmäßig durch die Ressortaufteilungen in Redaktionen oder durch die inhaltliche Zuständigkeit von Ministerien definiert.

Die Disziplin der Politikwissenschaft, die sich mit den politischen Sachfragen, deren konkreten Akteursstrukturen und konkreten Prozessen auseinandersetzen, ist die Policy-Forschung. Im deutschen Sprachraum etablierte sich zudem der synonym verwendete Begriff Politikfeldanalyse und analog dazu der Begriff Politikfeld für policy. Die aus der englischen Sprache adaptierten Begriffe sind aber weiter parallel im akademischen Gebrauch.

Auswirkungen

Die Auswirkungen von Policy sind je nach Ziel von unterschiedlicher Natur. So ist es häufig ein Anliegen, positive Auswirkungen zu erzielen und negative zu verhindern.

Oftmals ist Policy ein politisches Mittel um Effizienz zu steigern und Ergebnisse zu optimieren. So versuchen Unternehmen zum Beispiel Einzelkäufe zu vermeiden, um so mittels Massenbeschaffungen Zeit und Ressourcen zu sparen.

Neben den positiven Auswirkungen staatlicher Interventionen können auch negative Effekte von Policy vermerkt werden. So kann es passieren, dass die Politik große Unternehmen stärker besteuert, die Auswirkung davon jedoch ist, dass die Unternehmen in das Ausland abwandern.

Ein anderer negativer Effekt wäre, wenn die Politik großen Unternehmen Strafzahlungen bei Überschreitung der Umwelt Regulierungen auflastet, die Unternehmen jedoch lieber die Strafen zahlen, als sich an die Regulierungen zu halten.

Generell ist das Ziel von Policies aber so ausgelegt, dass möglichst viele positive, sowie negative Effekte abgedeckt sind, damit keine unerwarteten Ergebnisse auftreten.

Politikzyklus

Der Politikzyklus ist eine politikwissenschaftliche Theorie, welche von Harold Lasswell entwickelt wurde. Dieser Zyklus beschreibt Schritt für Schritt, wie neue Policies kreiert werden.

  1. Zuerst muss das Problem identifiziert werden
  2. Das Problem muss politisch analysiert werden
  3. Es muss die Öffentlichkeit miteinbezogen werden
  4. Es wird eine Maßnahme entwickelt
  5. Es werden Teams zur Umsetzung kreiert
  6. Es werden die finalen Entscheidungen getroffen
  7. Die neue Maßnahme wird implementiert
  8. Es wird evaluiert, ob die Maßnahme gegriffen hat

Obwohl einige Politikwissenschaftler diese Modelle als unrealistisch bezeichnen und komplexere Modelle vorziehen, ist dieses generelle Modell doch effektiv, auf Grund der Generalität.

Inhalt

Neue Policies werden oftmals mittels offizieller Dokumente veröffentlicht, welche von dem Kopf des Unternehmens unterschrieben wurden. Diese Dokumente sind relativ standardisiert, damit sie als offiziell wahrgenommen werden. Die Inhalte dieser Dokumente sind meist auf folgende Art geordnet:

  1. Was der Zweck der neuen Policy ist
  2. Wen die neue Policy betrifft
  3. Das genaue Datum, wann die neue Policy in Kraft tritt
  4. Eine spezielle Sektion, welche die Unterpunkte den jeweiligen verantwortlichen Personen zuordnet
  5. Ein Statement, welches spezielle, geänderte Punkte abdeckt, wie zum Beispiel. Regulierungen, neue Bedürfnisse, oder Verhalten.

Arten von Policy

Regulative Policy
Die Aufgabe von regulativen Policies ist es, das Verhalten von Einzelpersonen, oder Gruppen zu regulieren. Idealerweise funktionieren diese Policies dann, wenn die moralische Wertigkeit des Verhaltens klar definierbar ist.
Verteilende Policy
Diese Art von Policy verteilt Güter, oder Dienstleistungen von einzelnen Personen einer Organisation zu allen Mitgliedern, oder einer bestimmten Gruppe von Mitgliedern derselben.
Auftraggebende Policy
Diese Art von Policy agiert auf Grund von Gesetzen und teilt gewissen Personengruppen oder Personen gewisse Rechte zu.

Weitere Bedeutung

Im geschäftlichen Bereich bezeichnet Policy eine interne Leit- bzw. Richtlinie, die formal durch das Unternehmen dokumentiert und über ihr Management verantwortet wird. Der englische Begriff policy hat darüber hinaus noch weitere Bedeutungen; so etwa in der Informationstechnik als Rahmenvorschriften für Berechtigungen und Verbote.

Siehe auch

Literatur

  •  Winand Gellner, Eva-Maria Hammer: Policyforschung. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2010, ISBN 978-3-486-58674-9.
  •  Klaus Schubert, Nils C. Bandelow: Lehrbuch der Politikfeldanalyse. 1. Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2003, ISBN 3-486-27284-5.
  •  Klaus-Peter Saalbach: Einführung in die politische Analyse. Dirk Koentopp, Osnabrück 2009, ISBN 978-3-938342-15-2.
  • Ken Blakemore: Social Policy: an Introduction 1998.
  • Catherine Althaus, Peter Bridgman, Glyn Davis: The Australian Policy Handbook, 4th. Auflage, Allen & Unwin, Sydney 2007.
  • Pierre Müller, Yves Surel: L’analyse des politiques publiques (französisch). Montchrestien, Paris 1998.
  • Paquette Laure: Analyzing National and International Policy. Rowman Littlefield, 2002.
  • Cosmo Howard: The Policy Cycle: a Model of Post-Machiavellian Policy Making? In: The Australian Journal of Public Administration. September 2005.
  • William Jenkins: Policy Analysis: A Political and Organizational Perspective. Martin Robertson, London 1978.
  •  Raymond A. Bauer, Ithiel De Sola Pool, Lewis A. Dexter: American Business, Public Policy, Case-Studies, and Political Theory. In: World Politics. 16, Nr. 4, Cambridge University Press, 1964, ISSN 1086-3338, S. 677–715, doi:10.2307/2009452 (Review, Theodore J. Lowi).
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  • Robert J. Spitzer: Promoting Policy Theory: Revising the Arenas of Power. In: Policy Studies Journal. 15, Nr. 4, June 1987, S. 675–689. doi:10.1111/j.1541-0072.1987.tb00753.x.
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  •  Douglas D. Heckathorn, Steven M. Maser: The Contractual Architecture of Public Policy: A Critical Reconstruction of Lowi’s Typology. In: The Journal of Politics. 52, Nr. 4, Cambridge University Press, 1990, ISSN 0022-3816, S. 1101–1123, doi:10.2307/2131684.
  • K. B. Smith: Typologies, Taxonomies, and the Benefits of Policy Classification. In: Policy Studies Journal. 30, Nr. 3, 2002, S. 379–395. doi:10.1111/j.1541-0072.2002.tb02153.x.
  •  George D. Greenberg, Jeffrey A. Miller, Lawrence B. Mohr, Bruce C. Vladeck: Developing Public Policy Theory: Perspectives from Empirical Research. In: The American Political Science Review. 71, Nr. 4, American Political Science Association, 1977, S. 1532–1543, doi:10.2307/1961494.
  • Thomas R. Dye: Policy Analysis. University of Alabama Press, 1976.
  • Diane Stone: Global Public Policy, Transnational Policy Communities and their Networks. In: Journal of Policy Sciences. 2008.

Weblinks

 Wiktionary: policy – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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