Bäume und Nyx: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Carl Julius von Leypold - Bäume im Mondschein.jpg|thumb|300px|[[Wikipedia:Caspar David Friedrich|Caspar David Friedrich]]: ''Bäume im Mondschein'', Öl auf Leinwand, um 1824 ([[Wikipedia:Wallraf-Richartz-Museum|Wallraf-Richartz-Museum]], Köln)]]
[[Datei:William-Adolphe Bouguereau (1825-1905) - La Nuit (1883).jpg|miniatur|Gemälde der Nyx von [[Wikipedia:William-Adolphe Bouguereau|William-Adolphe Bouguereau]] (1883)]]
'''Bäume''' sind mehrjährige [[Pflanzen]], mit meist aufrechtem, holzigen Stamm und sind die größten und langlebigsten [[Lebewesen]] auf [[Erde (Planet)|Erden]]. Sie können mehrere tausend Jahre alt werden und in einzelnen Fällen Rekordhöhen über 100 m erreichen; australische Eukalyptusbäume erreichten sogar eine Rekordhöhe von bis zu 132 m.
[[File:Nyx Schwanthaler 6329.JPG|thumb|Statue der Nyx, montiert von [[Wikipedia:Ludwig Schwanthaler|Ludwig Schwanthaler]] aus Teilen einer antiken Statue und seinen Ergänzungen]]


== Der Stamm des Baumes als aufgestülpte Erde ==
'''Nyx''' ({{ELSalt|Νύξ}} „Nacht“) ist in der [[Wikipedia:Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] die Göttin der [[Nacht]]. Laut [[Wikipedia:Homer|Homer]] fürchtete sich selbst [[Zeus]] vor der Nacht. Die Nyx entspricht der [[Wikipedia:Römische Mythologie|römischen]] ''[[Nox (Mythologie)|Nox]]''.
Der Stamm des Baumes bildet sich dadurch, dass sich gleichsam die Erde selbst aufstülpt:


<div style="margin-left:20px">
== Mythos ==
"Denken Sie sich, Sie haben hier die Erde; aus der Erde
In [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]]s ''[[Theogonie]]'' entsteht Nyx als eine der ersten Götter aus dem [[Chaos]]. Ihre Geschwister sind [[Gaia (Mythologie)|Gaia]], [[Tartaros]], [[Eros (Mythologie)|Eros]] und [[Erebos]].<ref>[[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]]: ''[[Theogonie]]'' 116-124.</ref>
sprießt die Pflanze hervor. Dann können wir in der Erde selbst
Kräfte suchen, welche dem Pflanzenwachstum zugrunde liegen, die
in Wechselwirkung treten mit dem, was aus dem Kosmos hereinströmt.
Wenn aber ein Baum wächst, so stülpt sich — bitte jetzt
nicht zu stark schockiert zu sein von dem, was ich sagen werde,
denn es ist wirklich so — in einer gewissen Weise die Erde über
dasjenige, was früher von der Erde direkt in die Pflanze hineingeflossen
ist; das schießt in den Stamm hinein, und alle Stämme
sind im Grunde genommen Auswüchse der Erde. Daß man es nicht
so betrachtet, das rührt nur von der wirklich grauenhaften heutigen
materialistischen Vorstellung her, daß man die Erde nur als eine
aus Mineral zusammengesetzte vorstellt, also gar nicht dazu vordringt,
daß das ja eine unmögliche Vorstellung ist, diese mineralische
Erde. Sie hat in sich, diese Erde, neben dem, daß sie das
Mineralische absondert, auch die Kräfte, die in das Pflanzenhafte
schießen. Das stülpt sich auf und wird zum Stamme. Und dasjenige,
was dann am Stamm wächst, das ist in bezug auf den Stamm zu
vergleichen mit dem, was in den niederen und krautartigen Pflanzen
direkt auf der Erde aufsteht. Ich möchte sagen: Von niederen
und krautartigen Pflanzen ist die Erde selber Stamm, und die Pflanzen
machen sich einen Extrastamm, die in ihren Blüten- und
Samenorganen auf dem Stamm aufsitzen. Daraus ersehen Sie, daß
ein gewisser Unterschied vorliegt, ob ich eine Blüte nehme von
einem Baum oder ob ich eine Blüte nehme von einem krautartigen
Gewächs." {{Lit|{{G|312|110f}}}}
</div>


Ausführlicher hat das [[Rudolf Steiner]] im [[Landwirtschaftlicher Kurs|Landwirtschaftlichen Kurs]] (1924) dargestellt:
In der Kosmogonie der [[Orphiker]] ist [[Phanes (Mythologie)|Phanes]] der Ursprung der Nyx.<ref name=orp>[[Orpheus]]: ''Argonautika'' 12.</ref> Die Herrschaft der Welt geht von Phanes auf Nyx über, dann auf [[Kronos]] und [[Zeus]] und schließlich auf [[Dionysos]].<ref>Orpheus: ''Fragmente'' 101 f.</ref>
Aus einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von [[Aristophanes]] geht hervor, dass bei den frühen Orphikern nicht Phanes der erste Gott war, sondern [[Chronos]] ein Ei für [[Aither]] geschaffen hatte. Nyx gebar das Ei, aus dem dann der Schöpfergott [[Eros (Mythologie)|Eros]] geboren wurde.<ref>[[Aristophanes]]: ''[[Die Vögel (Aristophanes)|Die Vögel]]'' 690-703.</ref>
Nach [[Aristoteles]], der wohl auch auf ältere kosmogonische Vorstellungen zurückgreift, existierte Nyx ebenfalls vor Phanes.<ref>[[Aristoteles]]: ''[[Metaphysik (Aristoteles)|Metaphysik]] 1071b 26.</ref>


<div style="margin-left:20px">
Nach der ''Theogonie'' gingen aus der Verbindung von Nyx und Erebos [[Aither]], die personifizierte Luft, und [[Hemera]], der personifizierte Tag, hervor.<ref>Hesiod: ''Theogonie'' 124 f.</ref> Aus sich selbst brachte sie weitere mit der Nacht assoziierte Phänomene hervor: [[Hypnos (Mythologie)|Hypnos]], den Schlaf, [[Oneiroi]], den Traum, [[Thanatos (Mythologie)|Thanatos]], den (friedlichen) Tod und [[Philotes]], die Zuneigung. Aber auch eine Reihe personifizierter Übel, welche die [[conditio humana]] prägen: [[Ker]], das Verderben, [[Moros]], das Verhängnis, [[Momos]], die Kritik, [[Oizys]], die Sorgen, [[Nemesis]], die Rache, [[Apate]], den Trug, [[Geras (Mythologie)|Geras]], das Alter, [[Eris (Mythologie)|Eris]], den Streit sowie die [[Hesperiden]], die [[Ker]]en und die [[Moiren]] [[Klotho (Mythologie)|Klotho]], [[Lachesis (Mythologie)|Lachesis]] und [[Atropos]].<ref>Hesiod: ''Theogonie'' 211-225.</ref>
"Sehen Sie, ein Baum unterscheidet sich von einer ganz
gewöhnlichen jahresmäßigen Pflanze, die bloß Kraut bleibt. Er umgibt
sich mit der Rinde, mit der Borke und so weiter. Was ist nun
eigentlich das Wesen dieses Baumes im Gegensatz zur einjährigen
Pflanze? Vergleichen wir einmal einen solchen Baum mit einem Erdhügel,
der aufgeworfen ist und der außerordentlich humusreich ist,
der außerordentlich viel, mehr oder weniger in Zersetzung begriffene
Pflanzenstoffe in sich hält, vielleicht auch tierische Zersetzungsstoffe
in sich enthält (Zeichnung).


[[Datei:GA327_089.gif|center|400px|Baum und Erdhügel]]
In [[Wikipedia:Homer|Homer]]s ''[[Wikipedia:Ilias|Ilias]]'' ist Nyx die Mutter des Hypnos und des Thanatos.<ref>[[Homer]]: ''[[Ilias]]'' 14, 231.</ref> In der archaischen [[Lyrik]] werden bei [[Bakchylides]] als Nachkommen [[Hekate]]<ref>[[Bakchylides]]: ''Fragment'' 1B.</ref> und zusammen mit Chronos [[Hemera]] genannt<ref>Bakchylides: ''Fragment'' 7.</ref>. Der [[Griechische Tragödie|Tragödiendichter]] [[Aischylos]] nennt in den ''[[Orestie#Eumeniden|Eumeniden]]'' die Moiren und die [[Erinnyen]].<ref>[[Aischylos]]: ''[[Orestie#Eumeniden|Eumeniden]]'' 321; 415; 745; 961.</ref> [[Lykophron aus Chalkis|Lykophron]] erwähnt in ''Alexandra'' die Erinnyen als Kinder der Nyx.<ref>[[Lykophron aus Chalkis|Lykophron]]: ''Alexandra'' 432.</ref>


Nehmen wir an, das wäre der Erdhügel, in den ich eine kraterförmige
In den Texten der Orphiker gehen aus ihr [[Uranos]] hervor<ref name=orp /><ref>Derveni-Papyrus</ref> sowie die [[Astra Planeta]] genannten Götter der [[Planet|Wandelsterne]].<ref>Orpheus: ''Hymnus 7''</ref> In einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von [[Aristophanes]] werden als Nachkommen Eros und Aither genannt.<ref>[[Aristophanes]]: ''[[Die Vögel (Aristophanes)|Die Vögel]]'' 685; 1190.</ref>
Vertiefung hineinmachen will, humusreicher Erdhügel, und
das wäre der Baum. Außen das mehr oder weniger Feste, und innerlieh
wächst das, was dann zur Ausgestaltung des Baumes führt. Es
wird Ihnen sonderbar erscheinen, daß ich diese zwei Dinge nebeneinander
stelle. Aber sie haben mehr Verwandtschaft miteinander, als
Sie meinen. Denn Erdiges, das in dieser Weise, wie ich es beschrieben
habe, von humusartigen Substanzen durchzogen ist, die in Zersetzung
begriffen sind, solches Erdiges hat Ätherisch-Lebendiges in sich. Und
darauf kommt es an. Wenn wir ein solches Erdiges haben, das in
seiner besonderen Beschaffenheit uns zeigt, daß es Ätherisch-Lebendiges
in sich hat, so ist es eigentlich auf dem Wege, die Pflanzenumhüllung
zu werden. Es bleibt nur nicht, es kommt nicht dazu, die
Pflanzenumhüllung zu werden, die sich hineinzieht in die Rinde, in
die Borke des Baumes. Und Sie können sich vorstellen, es kommt in
der Natur nicht dazu. Es ist so, daß einfach, statt daß ein solcher Erdhügel
gebildet wird und da Humusartiges hineinkommt, das durch die
besonderen charakteristischen Eigentümlichkeiten wirkt im Erdboden,
die vom Ätherisch-Lebendigen ausgehen, sich einfach der Hügel in
einer höheren Entwickelungsform um die Pflanze herumschließt.


Wenn nämlich für irgendeinen Ort der Erde ein Niveau, das Obere
; Stammbaum nach Hesiods Theogonie
der Erde, vom Inneren der Erde sich abgrenzt, so wird alles dasjenige,
{{Stammbaum/Start|style=font-size:85%;line-height:110%;}}
was sich über diesem normalen Niveau einer bestimmten Gegend
{{Stammbaum | | | | | | | | | | | | | | | | CHA | | | | | | | | | | | | | | | | CHA=[[Chaos]]}}
erhebt, eine besondere Neigung zeigen zum Lebendigen, eine
{{Stammbaum | | | | |,|-|-|-|-|-|v|-|-|-|-|-|+|-|-|-|-|-|v|-|-|-|-|-|.| | | | | }}
besondere Neigung zeigen, sich mit Ätherisch-Lebendigem zu durchdringen.
{{Stammbaum | | | | GAI | | | | TAR | | | | NYX |~|y|~| ERE | | | | ERO | | | | GAI=[[Gaia (Mythologie)|Gaia]]|TAR=[[Tartaros]]|ERO=[[Eros (Mythologie)|Eros]]|ERE=[[Erebos]]|NYX='''Nyx'''}}
Sie werden es daher leichter haben, gewöhnliche Erde, unorganische,
{{Stammbaum | | | | | | | | | | | | | | | | |!| |,|^|-|-|.| | | | | | | | | | | }}
mineralische Erde, fruchtbar zu durchdringen mit humusartiger
{{Stammbaum | | | | | | | | | | | | | | | | |!| AIT | | HEM | | | | | | | | | | AIT=[[Aither]]|HEM=[[Hemera]]}}
Substanz oder überhaupt mit einer in Zersetzung begriffenen
{{Stammbaum | | |,|-|-|-|v|-|-|-|v|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|v|-|-|-|v|-|-|-|.| | | }}
Abfallsubstanz, wenn Sie Erdhügel aufrichten und diese damit durchdringen.
{{Stammbaum | | HES | | KE1 | | MOR | | THA |!| HYP | | ONE | | MOM | | KER | | HES=[[Hesperiden]]|KE1=[[Ker]]|MOR=[[Moros]]|THA=[[Thanatos (Mythologie)|Thanatos]]|HYP=[[Hypnos (Mythologie)|Hypnos]]|ONE=[[Oneiroi]]|MOM=[[Momos]]|KER=[[Ker]]en}}
Dann wird das Erdige selber die Tendenz bekommen, innerlich
{{Stammbaum | | | | | | |,|-|-|-|v|-|-|-|v|-|^|-|v|-|-|-|v|-|-|-|v|-|-|-|.| | | }}
lebendig, pflanzenverwandt zu werden. Derselbe Prozeß geht vor
{{Stammbaum | | | | | | MOI | | NEM | | APA | | PHI | | GER | | ERI | | OIZ | | MOI=''[[Moiren]]''|NEM=[[Nemesis]]|APA=[[Apate]]|PHI=[[Philotes]]|GER=[[Geras (Mythologie)|Geras]]|ERI=[[Eris (Mythologie)|Eris]]|OIZ=[[Oizys]]}}
bei der Baumbildung. Die Erde stülpt sich auf, umgibt die Pflanze,
{{Stammbaum | | | |,|-|-|+|-|-|.| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | }}
gibt ihr Ätherisch-Lebendiges um den Baum herum. Warum?
{{Stammbaum|border=1 | | KLO | | LAC | | ATR | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | KLO=[[Klotho (Mythologie)|Klotho]]|LAC=[[Lachesis (Mythologie)|Lachesis]]|ATR=[[Atropos]]}}
{{Stammbaum/Ende}}


Sehen Sie, ich sage das alles aus dem Grunde, um Ihnen eine Vorstellung
Die römischen Dichter [[Vergil]] und [[Ovid]] nennen die Erinnyen als Nachkommen der Nyx.<ref>[[Vergil]]: ''[[Aeneas]]'' 6, 250.</ref><ref>[[Ovid]]: ''[[Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'' 4, 453.</ref> Bei [[Seneca]] wird sie als Mutter des Hypnos und des Thanatos genannt.<ref>[[Seneca]]: ''[[Hercules Furens]]'' 1068.</ref>
davon zu erwecken, daß eine innige Verwandtschaft besteht
zwischen demjenigen, was in die Konturen dieser Pflanze einbeschlossen
ist, und demjenigen, was der Boden um die Pflanze herum ist. Es
ist gar nicht wahr, daß das Leben mit der Kontur, mit dem Umkreis
der Pflanze aufhört. Das Leben als solches setzt sich fort namentlich
von den Wurzeln der Pflanze aus in den Erdboden hinein, und es ist
für viele Pflanzen gar keine scharfe Grenze zwischen dem Leben
innerhalb der Pflanze und dem Leben im Umkreise, in dem die Pflanze
lebt. Vor allen Dingen muß man von diesem durchdrungen sein, muß
dieses gründlich verstehen, um das Wesen einer gedüngten Erde oder
einer sonstwie ähnlich bearbeiteten Erde wirklich verstehen zu
können." {{Lit|{{G|327|89ff}}}}
</div>


<div style="margin-left:20px">
In [[Cicero]]s ''[[De natura deorum]]'' ist sie von Erebos die Mutter von [[Amor (Mythologie)|Amor]], Aither und Hemera sowie [[Dolos|Dolus]], [[Deimos (Mythologie)|Metus]], [[Ponos|Labor]], [[Invidentia]], [[Fatum (Mythologie)|Fatum]], [[Geras (Mythologie)|Senectus]], [[Thanatos (Mythologie)|Mors]], die [[Ker|Tenebrae]], [[Oizys|Miseria]], [[Momos|Querella]], [[Gratia (Göttin)|Gratia]], [[Apate|Fraus]], [[Obstinacia]], der [[Parzen]], der Hesperiden und der [[Oneiroi|Somnia]].<ref>[[Cicero]]: ''[[De natura deorum]]'' 3, 17.</ref>
"Denken Sie sich einmal - wollen wir durch einen
realen Vergleich vorwärtskommen -, ich pflanzte so nahe aneinander
in einem Boden lauter Krautpflanzen nebeneinander, die in ihren Wurzeln
verwachsen, wo eine Wurzel um die andere sich herumschlingt
und das Ganze eine Art ineinander verlaufender Wurzelbrei würde.
Sie könnten sich denken, dieser Wurzelbrei würde es nicht gestatten,
etwas Unregelmäßiges zu sein, er würde sich organisieren zu einer Einheit,
und die Säfte würden ineinanderfließen da unten. Dort wäre Wurzelbrei,
der organisiert ist, wo man nicht unterscheiden kann, wo die
Wurzeln aufhören oder anfangen. Eine gemeinsame Wurzelwesenheit
in der Pflanze würde entstehen. (Zeichnung.)


[[Datei:GA327_181.gif|center|500px|Krautpflanzen mit verbundenem Wurzelwerk]]
Bei [[Hyginus Mythographus|Hyginus]] sind die Nachkommen der Nyx und des Erebos Fatum, Senectus, Mors, [[Letum]], [[Sophrosyne (Mythologie)|Continentia]], [[Hypnos (Mythologie)|Somnus]], Somnia, Amor, [[Epiphron]], [[Porphyrion]], Epaphos, [[Eris (Mythologie)|Discordia]], Miseria, [[Petulantia]], [[Nemesis]], [[Euphrosyne (Mythologie)|Euphrosyne]], [[Philotes|Amicitia]], [[Eleos|Misericordia]], [[Styx]], die Parzen und die Hesperiden.<ref>[[Hyginus Mythographus|Hyginus]]: ''Prefatio''.</ref>


So etwas, was es doch zunächst gar nicht zu geben braucht, was uns
Der griechische Geograph [[Pausanias]] nennt als Nachkomme der Nyx die Nemesis,<ref>[[Pausanias]]: ''Reisen in Griechenland'' 7, 5, 3.</ref> der spätantike Schriftsteller [[Quintus von Smyrna]] nennt Eos-Hemera<ref>[[Quintus von Smyrna]]: ''Posthomerica'' 2, 549.</ref> und bei [[Johannes Tzetzes]] ist sie mit Chronos die Mutter der Moiren.<ref>[[Johannes Tzetzes]]: ''Scholium zu Lykophron''</ref>
aber etwas verständlich machen kann, würde dies sein: Da wäre der
Erdboden. Pflanze ich nun alle meine Pflanzen ein - so! - und jetzt da
unten, da wachsen die Wurzeln alle so ineinander. Nun bildet sich eine
ganz flächenhafte Wurzelschichte. Wo die einen aufhören und die
anderen anfangen, weiß man nicht. Nun, dasjenige, was ich Ihnen hier
als hypothetisch aufgezeichnet habe, das ist tatsächlich im Baum vorhanden.
Die Pflanze, die auf dem Baum wächst, hat ihre Wurzel verloren,
sie hat sich sogar relativ von ihr getrennt und ist nur mit ihr verbunden,
ich möchte sagen, mehr ätherisch. Und das, was ich hier hypothetisch
aufgezeichnet habe, ist im Baum drinnen die Kambiumschichte,
das Kambium, so daß wir die Wurzeln dieser Pflanze eben nicht anders
anschauen können, als daß sie durch das Kambium ersetzt werden.


Das Kambium sieht nicht wie Wurzeln aus. Es ist die Bildungsschichte,
; Stammbäume nach Cicero und Hyginus
die immer neue Zellen bildet, aus der heraus sich das Wachstum
{{Stammbaum/Start|style=font-size:85%;line-height:110%;}}
immer wieder entfaltet, so wie sich aus einer Wurzel unten das
{{Stammbaum |border=0| | | | | | | CIC | | | | | | | | | | | | | | | HYG | | | | | | | | CIC='''Cicero'''|HYG='''Hyginus'''}}
krautartige Pflanzenleben oben entfalten würde. Wir können so recht
{{Stammbaum | | | | NYX |~|y|~| ERE | | | | | | | | | NYX |~|y|~| ERE | | | | | NYX='''Nyx'''|ERE=[[Erebos]]}}
sehen dann, wie im Baum mit seiner Kambiumschichte, die die eigentliche
{{Stammbaum | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | }}
Bildungsschichte ist und die die Pflanzenzellen erzeugen kann
{{Stammbaum | AMO | | AIT |!| HEM | | DOL | | | AMO | | LET |!| SOP | | HYP | |
- die anderen Schichten des Baumes würden ja nicht frische Zellen erzeugen
AMO=[[Amor (Mythologie)|Amor]]|AIT=[[Aither]]|HEM=[[Hemera]]|DOL=[[Dolos|Dolus]]|LET=[[Letum]]|SOP=[[Sophrosyne (Mythologie)|Continentia]]|HYP=[[Hypnos (Mythologie)|Somnus]]}}
können -, tatsächlich das Erdige sich aufgestülpt hat, hinausgewachsen
{{Stammbaum | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | }}
ist in das Luftartige, dadurch mehr Verinnerlichung des
{{Stammbaum | FAT | | SEN |!| MOR | | SOM | | | FAT | | SEN |!| MOR | | SOM | | FAT=[[Fatum (Mythologie)|Fatum]]|SEN=[[Geras|Senectus]]|MOR=[[Thanatos (Mythologie)|Mors]]|SOM=[[Oneiroi|Somnia]]}}
Lebens braucht, als die Erde sonst in sich hat, indem sie die gewöhnliche
{{Stammbaum | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | }}
Wurzel noch in sich hat. Und wir fangen an, den Baum zu verstehen.
{{Stammbaum | DEI | | PON |!| INV | | KER | | | EPI | | POR |!| EPA | | ERI | | DEI=[[Deimos (Mythologie)|Metus]]|PON=[[Ponos|Labor]]|INV=[[Invidentia]]|KER=[[Ker|Tenebrae]]|EPI=[[Epiphron]]|POR=[[Porphyrion]]|EPA=Epaphos|ERI=[[Eris (Mythologie)|Discordia]]}}
Zunächst verstehen wir den Baum als ein merkwürdiges Wesen,
{{Stammbaum | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | }}
als dasjenige Wesen, das dazu da ist, die auf ihm wachsenden
{{Stammbaum | OIZ | | MOM |!| GRA | | APA | | | OIZ | | PET |!| NEM | | EUP | | OIZ=[[Oizys|Miseria]]|MOM=[[Momos|Querella]]|GRA=[[Gratia (Göttin)|Gratia]]|APA=[[Apate|Fraus]]|PET=[[Petulantia]]|NEM=[[Nemesis]]|EUP=[[Euphrosyne (Mythologie)|Euphrosyne]]}}
«Pflanzen»: Stengel, Blüten, Frucht und deren Wurzel auseinanderzutrennen,
{{Stammbaum | | | |,|-|-|-|+|-|-|-|.| | | | | | |,|-|-|-|v|-|+|-|v|-|-|-|.| | | }}
sie voneinander zu entfernen und nur durch den Geist zu
{{Stammbaum | | | OBS | | PAR | | HES | | | | | PHI | | PAR |!| HES | | ELE | | OBS=[[Obstinacia]]|PAR=[[Parzen]]|HES=[[Hesperiden]]|PHI=[[Philotes|Amicitia]]|ELE=[[Eleos|Misericordia]]}}
verbinden, respektive durch das Ätherische zu verbinden." {{Lit|{{G|327|180ff}}}}
{{Stammbaum | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |!| | | | | | | | | }}
</div>
{{Stammbaum | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | STY | | | | | | | | STY=[[Styx]]}}
{{Stammbaum/Ende}}


== Die Astralatmosphäre des Baumes ==
== Kult ==
Nun zieht aber der Baum eine wesentlich dichtere [[astral]]ische Atmosphäre als die krautartigen [[Pflanze]]n an sich heran. Dadurch werden die vitalen [[Äther]]kräfte herabdämpft, das [[Wikipedia:Kambium|Kambium]] wird ätherärmer, die [[Wurzel]]n etwas [[mineral]]ischer und der Erdboden etwas mehr tot.
Nyx hatte kaum kultische Bedeutung. Berichtet wird lediglich von zwei Orakelstätten, eine in [[Delphi]]<ref>[[Plutarch]]: ''De sera numinis vindicta'' 566c.</ref> und die andere in [[Megara]] beim Tempel des [[Dionysos]] [[Nyktelios]]<ref>[[Pausanias]]: ''Reisen in Griechenland'' 1, 40, 6.</ref>. Vereinzelt wird auch von Opfern gesprochen, die aber möglicherweise nie ausgeführt wurden, sondern rein poetischer Natur sind. In [[Vergil]]s [[Aeneis]] wird ihr ein schwarzes Schaf geopfert<ref>[[Vergil]]: ''[[Aeneis]]'' 6, 249 f.</ref> und in [[Ovid]]s [[Fasti (Ovid)|Fasti]] ein schwarzes Huhn<ref>[[Ovid]]: ''[[Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 1, 455.</ref>.


<div style="margin-left:20px">
== Sonstiges ==
"Sehen Sie, weit um sich herum macht der Baum die geistige Atmosphäre
Nach der Göttin Nyx wurden der [[Asteroid]] [[(3908) Nyx]] sowie der [[Pluto]]mond [[Nix (Mond)|Nix]] benannt.
astralreicher in sich. Was geschieht denn da, wenn das Krautartige
oben auf dem Baum wächst? Dann hat er eine bestimmte innere
Vitalität, Ätherizität, ein gewisses starkes Leben in sich. Das Kambium
dämpft nun dieses Leben etwas mehr herunter, so daß es mineralähnlicher
wird. Dadurch wirkt das Kambium also so: Währenddem oben
Astralreiches um den Baum entsteht, wirkt das Kambium so, daß im
Innern Ätherisch-Ärmeres als sonst da ist, Ätherarmut gegenüber der
Pflanze entsteht im Baum. Ätherärmeres entsteht hier. Dadurch aber,
daß da im Baum durch das Kambium Ätherärmeres entsteht, wird auch
die Wurzel wiederum beeinflußt. Die Wurzel im Baum wird Mineral,
viel mineralischer, als die Wurzeln der krautartigen Pflanzen sind.


Dadurch aber, daß sie mineralisierter wird, entzieht sie dem Erdboden
== Literatur ==
aber jetzt in dem, was im Lebendigen drinnen bleibt, etwas von
* [[Wikipedia:Clémence Ramnoux|Clémence Ramnoux]], ''La nuit et les enfants de la nuit dans la tradition grecque''; Paris, Flammarion 1959
seiner Ätherizität. Sie macht den Erdboden etwas mehr tot in der Umgebung
* [[Wikipedia:Christine Walde|Christine Walde]], ''Nyx''; In: Der Neue Pauly
des Baumes, als er sein würde in der Umgebung der krautartigen
* [[Wikipedia:Karl Kerényi|Karl Kerényi]], ''Die Mythologie der Griechen – Die Heroen-Geschichten''; München (dtv) 1992 <small>(ISBN 3-423-30031-0)</small>
Pflanze." {{Lit|{{G|327|184}}}}
* [[Wikipedia:Michael Grant|Michael Grant]] und John Hazel, ''Lexikon der antiken Mythen und Gestalten'', München (dtv) 1980 <small>(ISBN 3-423-32508-9)</small>
</div>
* [[Wikipedia:Robert von Ranke-Graves|Robert von Ranke-Graves]], ''Griechische Mythologie'', Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2003 <small>(ISBN 3-499-55404-6)</small>
 
Gerade dadurch werden die geeigneten Bedingungen für das Leben der Inskten geschaffen:
 
[[Datei:GA327_183.gif|center|500px|Die Astralatmospäre eines Baums]]
 
<div style="margin-left:20px">
"Von demjenigen, was da als Astralreiches
durch die Bäume hindurchgeht, lebt und webt das ausgebildete Insekt.
Und dasjenige, was da unten ätherärmer wird im Erdboden und
als Ätherarmut sich durch den ganzen Baum natürlich erstreckt, so wie
Geistiges immer über das Ganze wirkt, wie ich gestern in bezug auf
das Karma beim Menschen ausgeführt habe, dasjenige, was da unten
wirkt, wirkt über die Larven, so daß also, wenn die Erde keine Bäume
hätte, auf der Erde überhaupt keine Insekten wären. Denn die Bäume
bereiten den Insekten die Möglichkeit, zu sein. Die um die oberirdischen
Teile der Bäume herumflatternden Insekten, also die um den
ganzen Wald so herumflatternden Insekten leben dadurch, daß der
Wald da ist, und ihre Larven leben auch dadurch, daß der Wald da ist." {{Lit|{{G|327|184}}}}
</div>
 
== Bäume und Elementarwesen ==
 
An der Peripherie des Baumes, wo die äußersten Blätter sind, kommen ihm die [[Elementarwesen]] entgegen; hier beginnt eine Art negativer Baum, der sich in die Unendlichkeit hinein verliert.
 
<div style="margin-left:20px">
"Der Baum ist in einer gewissen Beziehung ein
Ganzes; und die konkrete Lebensbetrachtung geht auf Totalitäten,
geht aufs Ganze; die abstrakte Lebensbetrachtung, die schließt immer
eins an das andere an, ohne sich zu fragen: wo ist ein abgeschlossenes
Ganzes? Für die geistige Lebensbetrachtung ist dies aber von Bedeutung,
daß man sich einer Ganzheit bewußt wird. Denn sehen Sie, da
wo die äußersten Blätter sind, da hört der Baum auf mit dem, was
innerliche Ursachen sind für das, was da geschieht. Wo die Blätter aufhören,
da hören auch die verursachenden Kräfte auf. Wo aber die verursachenden
Kräfte aufhören, da greift anderes ein. Hier, wo die verursachenden
Kräfte aufhören, sehen Sie, wenn Sie geistig schauen, den
Baum umspielt von geistiger Wesenhaftigkeit, von geistigen Elementarwesen,
da beginnt, wenn ich so sagen darf, ein negativer Baum, der sich
ins Unendliche hinausdehnt - nur scheinbar ins Unendliche, denn er
verliert sich nach einiger Zeit. Dem Hinauswachsen des Baumes begegnet
ein elementarisches Dasein, und da, wo der Baum aufhört, berührt
er sich mit elementarisch ihm entgegenwachsendem Dasein (Siehe
Zeichnung S. 66). So ist es in der Natur. Die Pflanze, indem sie aus
dem Boden herausschießt, hört auf. Die Ursachen hören da auf, wo
die Pflanze aufhört. Aber entgegen wächst der Pflanze aus dem Weltenall
herein ein elementarisches Dasein.
 
[[Datei:GA179_066.gif|center|400px|Baum und Elementarwesen]]
 
Ich habe das gerade in dem Vortrage, der über «Das menschliche
Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» handelt, in einigem
angedeutet. Die Pflanzen wachsen aus dem Boden von unten hinauf,
Geistiges wächst von oben herunter den Pflanzen entgegen. So ist es
mit allen Wesen. Was Sie hier für die Natur sehen, das ist aber in allem
Dasein vorhanden." {{Lit|{{G|179|65}}}}
</div>
 
In einem [[traum]]artigen [[Bewusstsein]]szustand konnte die [[Mensch]]en früher diese Elementarwesen schauen.


<div style="margin-left:20px">
== Weblinks ==
"Da sah der Mensch, wenn der Sonnenschein am Tage schwächer
{{Commonscat|Nyx|Nyx}}
wurde, nicht Symbole der physischen Dinge, sondern die physischen
Dinge verschwanden vor seinem Blicke. Der Baum, der vor einem
stand, verschwand; er verwandelte sich in Geistiges — die Sagen
von den Baumgeistern, sie sind ja nicht ausgedacht von der Volksphantasie,
nur ihre Interpretation ist ausgedacht von der im Irrtum
wandelnden Gelehrtenphantasie —, der Geist, der dem Baum zugehörte,
trat an die Stelle. Und diese Geister — der Baumgeist, der
Berggeist, der Felsengeist — sie waren es wieder, die weiter den
Seelenblick hinlenkten in diejenige Welt, in der der Mensch ist
zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, wo er ebenso unter
geistigen Tatsachen ist wie hier auf der Erde unter physischen Tatsachen,
wo er ebenso unter geistigen Wesenheiten ist wie hier auf
Erden unter physischen Wesenheiten." {{Lit|{{G|238|23}}}}
</div>
 
Besonders bedeutsam für die [[Pflanzen]] sind die Elementarwesen des [[Flüssig]]en, die [[Undinen]], die unserem [[Gefühl]]sleben verwandt sind; sie leben auch in den Säfteströmungen des Baumes bis in den Bereich der Blätter hinein.
 
<div style="margin-left:20px">
"... wenn wir heraufdringen zu dem Flüssigen, so finden wir wiederum
eine andere Art von geistigen Wesenheiten. Während mit unserem
Verstände ähnlich sind die [[Elementarwesen des Festen]], sind mehr
unserem Gefühl ähnlich die Elementarwesen, die im Flüssigen leben.
Wir stehen ja mit unseren Empfindungen außerhalb der Dinge. Der
schöne Baum ist draußen, ich stehe hier, ich bin von ihm getrennt;
ich lasse das, was er ist, in mich einfließen. Das, was an Elementarwesen
im Flüssigen ist, durchströmt den Baum in seinem Safte selber.
Es strömt hinein mit seiner Empfindung in jedes Blatt. Es empfindet
nicht nur von außen das Rot, das Blau, es erlebt innerlich diese Farbe,
es trägt seine Empfindungen in alles Innerliche hinein. Dadurch ist
wiederum das Empfindungsleben viel intensiver bei diesen geistigen
Wesenheiten, als das sehr intensive Verstandesweben bei den Elementarwesen
des Festen." {{Lit|{{G|211|205}}}}
</div>
 
== Literatur ==
#Rudolf Steiner: ''Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten'', [[GA 179]] (1993), ISBN 3-7274-1790-0 {{Vorträge|179}}
#Rudolf Steiner: ''Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung'', [[GA 211]] (1986), ISBN 3-7274-2110-X {{Vorträge|211}}
#Rudolf Steiner: ''Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band'', [[GA 238]] (1991), ISBN 3-7274-2380-3 {{Vorträge|238}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaft und Medizin'', [[GA 312]] (1999), ISBN 3-7274-3120-2 {{Vorträge|312}}
#Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft'', [[GA 327]] (1999), ISBN 3-7274-3270-5 {{Vorträge|327}}


{{GA}}
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Griechische Mythologie]]


[[Kategorie:Biologie]] [[Kategorie:Lebewesen]] [[Kategorie:Pflanze]]
{{Wikipedia}}

Aktuelle Version vom 28. August 2016, 20:03 Uhr

Gemälde der Nyx von William-Adolphe Bouguereau (1883)
Statue der Nyx, montiert von Ludwig Schwanthaler aus Teilen einer antiken Statue und seinen Ergänzungen

Nyx (griech. Νύξ „Nacht“) ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Nacht. Laut Homer fürchtete sich selbst Zeus vor der Nacht. Die Nyx entspricht der römischen Nox.

Mythos

In Hesiods Theogonie entsteht Nyx als eine der ersten Götter aus dem Chaos. Ihre Geschwister sind Gaia, Tartaros, Eros und Erebos.[1]

In der Kosmogonie der Orphiker ist Phanes der Ursprung der Nyx.[2] Die Herrschaft der Welt geht von Phanes auf Nyx über, dann auf Kronos und Zeus und schließlich auf Dionysos.[3] Aus einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von Aristophanes geht hervor, dass bei den frühen Orphikern nicht Phanes der erste Gott war, sondern Chronos ein Ei für Aither geschaffen hatte. Nyx gebar das Ei, aus dem dann der Schöpfergott Eros geboren wurde.[4] Nach Aristoteles, der wohl auch auf ältere kosmogonische Vorstellungen zurückgreift, existierte Nyx ebenfalls vor Phanes.[5]

Nach der Theogonie gingen aus der Verbindung von Nyx und Erebos Aither, die personifizierte Luft, und Hemera, der personifizierte Tag, hervor.[6] Aus sich selbst brachte sie weitere mit der Nacht assoziierte Phänomene hervor: Hypnos, den Schlaf, Oneiroi, den Traum, Thanatos, den (friedlichen) Tod und Philotes, die Zuneigung. Aber auch eine Reihe personifizierter Übel, welche die conditio humana prägen: Ker, das Verderben, Moros, das Verhängnis, Momos, die Kritik, Oizys, die Sorgen, Nemesis, die Rache, Apate, den Trug, Geras, das Alter, Eris, den Streit sowie die Hesperiden, die Keren und die Moiren Klotho, Lachesis und Atropos.[7]

In Homers Ilias ist Nyx die Mutter des Hypnos und des Thanatos.[8] In der archaischen Lyrik werden bei Bakchylides als Nachkommen Hekate[9] und zusammen mit Chronos Hemera genannt[10]. Der Tragödiendichter Aischylos nennt in den Eumeniden die Moiren und die Erinnyen.[11] Lykophron erwähnt in Alexandra die Erinnyen als Kinder der Nyx.[12]

In den Texten der Orphiker gehen aus ihr Uranos hervor[2][13] sowie die Astra Planeta genannten Götter der Wandelsterne.[14] In einer Parodie auf die altorphische Kosmogonie von Aristophanes werden als Nachkommen Eros und Aither genannt.[15]

Stammbaum nach Hesiods Theogonie
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Chaos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gaia
 
 
 
Tartaros
 
 
 
Nyx
 
 
 
Erebos
 
 
 
Eros
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aither
 
Hemera
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hesperiden
 
Ker
 
Moros
 
Thanatos
 
 
Hypnos
 
Oneiroi
 
Momos
 
Keren
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Moiren
 
Nemesis
 
Apate
 
Philotes
 
Geras
 
Eris
 
Oizys
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Klotho
 
Lachesis
 
Atropos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Die römischen Dichter Vergil und Ovid nennen die Erinnyen als Nachkommen der Nyx.[16][17] Bei Seneca wird sie als Mutter des Hypnos und des Thanatos genannt.[18]

In Ciceros De natura deorum ist sie von Erebos die Mutter von Amor, Aither und Hemera sowie Dolus, Metus, Labor, Invidentia, Fatum, Senectus, Mors, die Tenebrae, Miseria, Querella, Gratia, Fraus, Obstinacia, der Parzen, der Hesperiden und der Somnia.[19]

Bei Hyginus sind die Nachkommen der Nyx und des Erebos Fatum, Senectus, Mors, Letum, Continentia, Somnus, Somnia, Amor, Epiphron, Porphyrion, Epaphos, Discordia, Miseria, Petulantia, Nemesis, Euphrosyne, Amicitia, Misericordia, Styx, die Parzen und die Hesperiden.[20]

Der griechische Geograph Pausanias nennt als Nachkomme der Nyx die Nemesis,[21] der spätantike Schriftsteller Quintus von Smyrna nennt Eos-Hemera[22] und bei Johannes Tzetzes ist sie mit Chronos die Mutter der Moiren.[23]

Stammbäume nach Cicero und Hyginus
 
 
 
 
 
 
Cicero
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hyginus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nyx
 
 
 
Erebos
 
 
 
 
 
 
 
 
Nyx
 
 
 
Erebos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Amor
 
Aither
 
 
Hemera
 
Dolus
 
 
Amor
 
Letum
 
 
Continentia
 
Somnus
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Fatum
 
Senectus
 
 
Mors
 
Somnia
 
 
Fatum
 
Senectus
 
 
Mors
 
Somnia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Metus
 
Labor
 
 
Invidentia
 
Tenebrae
 
 
Epiphron
 
Porphyrion
 
 
Epaphos
 
Discordia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Miseria
 
Querella
 
 
Gratia
 
Fraus
 
 
Miseria
 
Petulantia
 
 
Nemesis
 
Euphrosyne
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Obstinacia
 
Parzen
 
Hesperiden
 
 
 
 
Amicitia
 
Parzen
 
 
Hesperiden
 
Misericordia
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Styx
 
 
 
 
 
 
 


Kult

Nyx hatte kaum kultische Bedeutung. Berichtet wird lediglich von zwei Orakelstätten, eine in Delphi[24] und die andere in Megara beim Tempel des Dionysos Nyktelios[25]. Vereinzelt wird auch von Opfern gesprochen, die aber möglicherweise nie ausgeführt wurden, sondern rein poetischer Natur sind. In Vergils Aeneis wird ihr ein schwarzes Schaf geopfert[26] und in Ovids Fasti ein schwarzes Huhn[27].

Sonstiges

Nach der Göttin Nyx wurden der Asteroid (3908) Nyx sowie der Plutomond Nix benannt.

Literatur

Weblinks

Commons: Nyx - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Hesiod: Theogonie 116-124.
  2. 2,0 2,1 Orpheus: Argonautika 12.
  3. Orpheus: Fragmente 101 f.
  4. Aristophanes: Die Vögel 690-703.
  5. Aristoteles: Metaphysik 1071b 26.
  6. Hesiod: Theogonie 124 f.
  7. Hesiod: Theogonie 211-225.
  8. Homer: Ilias 14, 231.
  9. Bakchylides: Fragment 1B.
  10. Bakchylides: Fragment 7.
  11. Aischylos: Eumeniden 321; 415; 745; 961.
  12. Lykophron: Alexandra 432.
  13. Derveni-Papyrus
  14. Orpheus: Hymnus 7
  15. Aristophanes: Die Vögel 685; 1190.
  16. Vergil: Aeneas 6, 250.
  17. Ovid: Metamorphosen 4, 453.
  18. Seneca: Hercules Furens 1068.
  19. Cicero: De natura deorum 3, 17.
  20. Hyginus: Prefatio.
  21. Pausanias: Reisen in Griechenland 7, 5, 3.
  22. Quintus von Smyrna: Posthomerica 2, 549.
  23. Johannes Tzetzes: Scholium zu Lykophron
  24. Plutarch: De sera numinis vindicta 566c.
  25. Pausanias: Reisen in Griechenland 1, 40, 6.
  26. Vergil: Aeneis 6, 249 f.
  27. Ovid: Fasti 1, 455.


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