Bedarf (Wirtschaft) und Santiago Ramón y Cajal: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Bedarf''' bzw. [[Angebot und Nachfrage|Nachfrage]] soll im Rahmen einer assoziativen Wirtschaft nicht künstlich aus volkswirtschaftlichen Gründen, mittels wirtschaftspolitischer Maßnahmen (z.B. Stimulierung der Binnennachfrage, um die Konjunktur anzukurbeln), oder um von Unternehmen aus Profitinteresse Produziertes absetzen zu können (mittels Werbung), erzeugt werden.  
[[Datei:Cajal-Restored.jpg|mini|Santiago Ramón y Cajal]]
{{GZ|Nach dem, was ich hier eben
[[Datei:CajalCerebellum.jpg|mini|Zeichnung der Zellen des Hühner-[[Cerebellum]]s. Estructura de los centros nerviosos de las aves, Madrid, 1905.]]
schon ausgesprochen habe, darf niemals das Bedürfnis durch einen
[[Datei:SparrowTectum.jpg|mini|Zeichnung des [[Tectum opticum]] des [[Sperlinge|Sperlings]]. Estructura de los centros nerviosos de las aves, Madrid, 1905.]]
sozialen Eigenprozeß, durch einen wirtschaftlichen Eigenprozeß erzeugt
[[Datei:PurkinjeCell.jpg|mini|Zeichnung von [[Purkinjezelle]]n (A) und [[Körnerzelle]]n (B) des Cerebellums der Taube von Santiago Ramón y Cajal, 1899. Instituto Santiago Ramón y Cajal, Madrid, Spain.]]
werden, sondern das Bedürfnis muß gerade von außen herein
entwickelt werden durch einen andern, sei es durch einen ethischen
oder einen andern Kulturprozeß. In ungesunden Zeiten werden Bedürfnisse
rein volkswirtschaftlich entwickelt, und darüber sind die
ungesund denkenden Menschen eigentlich froh. Sie haben in der Zeit,
die gerade zu unserer sozialen Katastrophe geführt hat, in der Zeit,
wo das soziale Karzinom, die soziale Krebskrankheit sich allmählich
heraufgesteigert hat, an allen Ecken und Enden sehen können, wie das
Bedürfnis, das nicht aus der sozialen Struktur selber kommen, sondern
das von anderen Kulturaufgaben der Menschheit her hineinkommen
sollte in die soziale Struktur, wie das durch den sozialen Prozeß
selbst erzeugt werden sollte. Eine Zeitlang las man immer wieder:
Kocht mit Maggi gute Suppen! - Nun, das Bedürfnis nach Maggi
wäre ganz gewiß nicht entstanden ohne diese Reklame! Diese Reklame
ist aus der reinen Volkswirtschaft heraus. Das ist kein Bedürfnis, das
sich auf wirkliche Weise ergeben hat. So Bedürfnisse erzeugen, so ein
künstliches Interesse für ein bestimmtes Produkt erzeugen, das ist
geradeso unheilsam und muß zur Krankheit des sozialen Organismus
führen, als wenn Sie als Arzt zum Beispiel den Knaben, der etwas
lernen soll, nicht durch moralische Mittel zum Fleiß anfeuern wollten,
sondern wenn Sie ihm ein Pülverchen gäben, damit er durch dieses
Pülverchen vielleicht da oder dort eine Aufrüttelung erlebe und
durch seinen Magen fleißiger werde. ... Denn es darf
eben nicht der soziale Organismus selber auf der einen Seite die Bedürfnisse
erzeugen, und auf der andern Seite darf er auch nicht Ware
erzeugen, die nur dem sozialen Organismus als solchem dienen soll.
Der soziale Organismus muß die Ware geliefert bekommen von der
Naturgrundlage. Er muß die Bedürfnisse geliefert bekommen auf der
andern Seite von der Menschheitsentwickelung selbst.|188|198}}


In einer etablierten assoziativen Wirtschaft hat [[wikipedia:Werbung|Werbung]] lediglich die Funktion von Anzeige, Bekanntmachung und Präsentation.
'''Santiago Felipe Ramón y Cajal''' (* [[Wikipedia:1. Mai|1. Mai]] [[Wikipedia:1852|1852]] in [[Wikipedia:Petilla de Aragón|Petilla de Aragón]], [[Wikipedia:Navarra|Navarra]], [[Wikipedia:Spanien|Spanien]]; † [[Wikipedia:18. Oktober|18. Oktober]] [[Wikipedia:1934|1934]] in [[Wikipedia:Madrid|Madrid]]) war ein spanischer Mediziner und [[Histologie|Histologe]]. Er erhielt 1906 den [[Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]] gemeinsam mit dem italienischen Mediziner und Physiologen [[Camillo Golgi]] in Würdigung der Gesamtheit ihrer Studien und ihrer zahlreichen Veröffentlichungen. Santiago Ramón y Cajal arbeitete vor allem über die Feinstrukturen des [[Nervensystem]]s, insbesondere des [[Gehirn]]s und des [[Rückenmark]]s.


Zur Unterscheidung von assoziativer, bedarfsorientierter Wirtschaft von nachfrage- oder angebotsorientierter kapitalistischer Wirtschaft vgl. [[Folkert Wilken]]: Selbstgestaltung der Wirtschaft.  
== Leben ==
Ramón y Cajal war der Sohn eines Arztes mit Interesse an der Anatomie, welcher selbst Sektionen durchführte. Die wechselnden Arbeitsorte seines Vaters brachten es mit sich, dass Ramón y Cajal seine frühe Kindheit in mehreren Orten und Städten [[Aragonien]]s, in Larrés (1853), Luna (1855), Valpalmas (1856) und Ayerbe (1860), verbrachte. Nach der Grundschule in [[Wikipedia:Jaca|Jaca]] absolvierte er Gymnasium und Abitur in [[Wikipedia:Huesca|Huesca]]. Im Alter von vierzehn Jahren erhielt er zudem zunächst eine Ausbildung zum Barbier. Nach der Übersiedelung seiner Familie nach [[Wikipedia:Saragossa|Saragossa]] 1870 schlug er eine medizinische Laufbahn ein, wobei er auch seinem Vater an der medizinischen Schule bei [[Obduktion|Sektionen]] assistierte. Im Juni 1873 schloss er sein Studium ab und begann seine Karriere bei der Armee, wo er als Arzt in den Sanitätsdienst berufen wurde. In den Jahren 1874/1875 nahm er während des [[Wikipedia:Zehnjähriger Krieg|ersten kubanischen Unabhängigkeitskrieges]] an einer Expedition nach [[Wikipedia:Kuba|Kuba]] teil, wo er sich mit [[Wikipedia:Malaria|Malaria]] und [[Wikipedia:Tuberkulose|Tuberkulose]] infizierte. Nach seiner Rückkehr nach Spanien 1875 nahm der junge Mediziner eine Stelle als Assistenzarzt an der Medizinischen Fakultät der [[Wikipedia:Universität Saragossa|Universität Saragossa]] an. 1877 wurde er an der [[Wikipedia:Universität Complutense Madrid|Universität Complutense Madrid]] [[Wikipedia:Promotion (Doktor)|promoviert]]. 1879 wurde er Direktor eines Museums in Saragossa. Im Jahr 1883 wurde Santiago Ramón y Cajal Professor für Beschreibende und Generelle [[Anatomie]] an der [[Wikipedia:Universität Valencia|Universität Valencia]], wo er an seinem späteren Werk ''Manual de Histología normal y técnica micrográfica'' arbeitete. 1887 wechselte er als Professor für [[Histologie]] und [[Pathologie]] an die [[Wikipedia:Universität Barcelona|Universität Barcelona]] und 1892, in den gleichen Fachrichtungen, an die Universität Complutense Madrid. 1900 wurde er Direktor des ''Instituto Nacional de Higiene'' und der ''Investigaciones Biológicas''.


{{LZ|Wenn man aus einer lebendigen Denkhaltung tiefer in das Problem des Bedarfs hineingeht, dann wird die Tatsache, daß in der freien kapitalisti­schen Verkehrswirtschaft der wirtschaftliche Bedarf niemals anders als in Gestalt der „Nachfrage" in Erscheinung tritt, ein besonders schwerwie­gendes Problem. Die marktwirtschaftliche Konkurrenzwirtschaft stellt dem Angebot die Nachfrage gegenüber. Die Nachfrage bringt aber nur den­jenigen Bedarf zum Ausdruck, welcher geldlich fundiert ist. Wenn man die Nachfrage ganz genau kennen würde, würde man doch niemals den wahren Bedarf der konsumierenden Menschen kennen. Der wirtschaftliche Bedarf entspringt eben nicht nur denjenigen menschlichen Bedürfnissen, für deren Befriedigung das entsprechende Kaufgeld zur Verfügung steht, sondern es ist der Sinn eines entwickelten Wirtschaftslebens, für alle materiellen Bedürfnisse, die geltend gemacht werden, die Güter zu erzeu­gen. Die kapitalistische Wirtschaft ist so geordnet, daß nur produziert werden kann oder soll für die Nachfrage, d. h. den geldlich fundierten Bedarf. Die wahre Wirtschaft muß ihren Ausgang nehmen von dem wirk­lichen Bedarf aller Konsumenten. Das heißt, sie muß so geordnet sein, daß sich dieser Bedarf auch wirklich geltend machen kann. Das Geltend­machen eines solchen Bedarfs und seine Befriedigung ist aber nicht nur eine Angelegenheit der Warenerzeugung, sondern ebenso eine Angelegen­heit der zureichenden Einkommensbildung. Damit diese erreicht werde, muß es möglich sein, daß die Träger eines unbefriedigten Bedarfs in der Gestaltung der Wirtschaft mitwirken.|Folkert Wilken, Selbstgestaltung der Wirtschaft, S. 22}}
1906 erhielt Santiago Ramón y Cajal den [[Wikipedia:Nobelpreis für Physiologie oder Medizin|Nobelpreis für Physiologie oder Medizin]], gemeinsam mit Camillo Golgi ''„in Anerkennung ihrer Arbeit über die Struktur des Nervensystems.“'' Seit 1909 war er auswärtiges Mitglied der [[Wikipedia:Royal Society|Royal Society]].<ref>{{RoyalSocietyUKArchiv|Code=NA8158|AuthorizedFormsOfName=Ramon y Cajal, Santiago (1852 - 1934)}}</ref> 1920 wurde er in die [[Wikipedia:National Academy of Sciences|National Academy of Sciences]] gewählt.


In Opposition zu damaligen sozialistischen Programmideen eines planwirtschaftlich zu bestimmenden Bedarfes (vgl. GA 188 {{GG|188|225ff.}}), argumentiert Steiner, ergibt sich der konkrete Bedarf als Resultat von Kulturprozessen, die nicht als rein wirtschaftliche verstanden werden können. Für die Ermittlung und Ermöglichung der Befriedigung des zukünftigen Bedarfes kann auf ein freies Unternehmertum, mit Gespür für die Bedarfsentwicklung, nicht verzichtet werden.
Seine herausragenden Arbeiten waren ''Textura del sistema nervioso del hombre y de los vertebrados'' (1899–1904) und ''Estudios sobre la degeneración y regeneración del sistema nervioso'' (1913/1914). Der Arzt starb am 18. Oktober 1934 in Madrid. Er war Mitglied einer spanischen [[Freimaurerloge]] in Saragossa. Er gilt gemeinsam mit [[Wikipedia:Pío del Río Hortega|Pío del Río Hortega]], Tello, Nicolás Achúcarro und Rafael Lorente de Nó als Begründer der spanisch neurohistologischen Schule.<ref>Ingrid Kästner: ''Santiago Ramón y Cajal.'' In: [[Wikipedia:Wolfgang U. Eckart|Wolfgang U. Eckart]], [[Wikipedia:Christoph Gradmann|Christoph Gradmann]] (Hrsg.): ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert.'' 1. Auflage. C.H. Beck, München 1995, S. 296; ''Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart.'' 2. Auflage. 2001, S. 259; 3. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg/ Berlin/ New York 2006, S. 270. [http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=66925234&sess=e521899f8f35fb23c17741776cba566b&art=f&kat1=freitext&kat2=ti&kat3=au&op1=AND&op2=AND&var1=&var2=Ärztelexikon&var3=%22Eckart%2C%20wolfgang%22 Ärztelexikon 2006], {{doi|10.1007/978-3-540-29585-3}}.</ref>


{{GZ|Ja, der Bedarf ist
Santiago Ramón y Cajal war seit 1879 mit Silveria Fañanás García  verheiratet, das Paar hatte vier Töchter und drei Söhne.
ja nicht irgend etwas, was statistisch aufgenommen werden kann und
wonach sich eben anderes regeln läßt. Der Bedarf im wirklichen Leben
wandelt sich fortwährend, metamorphosiert sich fortwährend. Ich
bitte, ich möchte einmal, daß jemand feststellt, wie groß im Jahre
1840 der Bedarf der Menschen nach elektrischen Eisenbahnen war!
Dieser Bedarf wird hervorgezaubert durch den Kulturprozeß selber,
wird verwandelt durch den Kulturprozeß selbst. Wollen Sie nach
einem vorhandenen Bedarf die Produktion regeln, wollen Sie der Produktion
nicht Initiative geben, so bringen Sie den Bedarf zur Stagnation.
Sie können allein das richtige Verhältnis zwischen Bedarf und
Produktion herstellen, wenn Sie den sozialen Organismus dreifach
gliedern. Dann ist im lebendigen Zusammenwirken die Regelung von
selbst da zwischen Produktion und Bedarf, wie zwischen den andern
Impulsen des sozialen Organismus|188|243}}


== Leistungen ==


== Siehe auch ==
Ramón y Cajals bedeutendste Arbeiten waren Untersuchungen der Feinstruktur des Zentralnervensystems. Cajal verwendete eine [[Wikipedia:histologische Färbetechnik|histologische Färbetechnik]], die kurz zuvor von Camillo Golgi entwickelt worden war. Golgi fand heraus, dass, wenn man Gehirngewebe mit einer [[Wikipedia:Silbernitrat|Silbernitrat]]-Lösung behandelte, eine verhältnismäßig kleine Anzahl von [[Nervenzelle|Neuronen]] im Gehirn dunkel gefärbt wurde. Dieses erlaubte Golgi, die Struktur einzelner Neuronen im Detail zu klären und führte ihn zu dem Schluss, dass Nervengewebe ein zusammenhängendes Geflecht (oder Netz) aus untereinander verbundenen Zellen bildet – ganz ähnlich, wie es vom Kreislaufsystem bekannt war.
*[[Bedürfnis]]
*[[Konsum]]


== Literatur ==
Mit Golgis Methode kam Ramón y Cajal jedoch zu ganz anderen Erkenntnissen. Er postulierte 1887, dass das [[Nervensystem]] aus Milliarden einzelner Neuronen besteht und dass diese Zellen [[Ruhepotential|polarisiert]] werden. An Stelle eines zusammenhängenden Netzes schlug Cajal vor, dass Neuronen über spezielle Verbindungen – die [[Synapsen]] – miteinander kommunizieren. Der Begriff „Synapse“ war 1897 von [[Charles Scott Sherrington]] geprägt worden. Diese Hypothese wurde die Grundlage der [[Neuron]]enlehre, die besagt, dass die kleinste Einheit des Nervensystems das einzelne Neuron ist. Später wurde durch die [[Wikipedia:Elektronenmikroskop|Elektronenmikroskop]]ie festgestellt, dass jedes Neuron vollständig von einer [[Zellmembran]] umgeben ist. Durch diese Entdeckung wurde Cajals Theorie gegenüber Golgis Hypothese gestärkt.
*[[Folkert Wilken]]: ''Selbstgestaltung der Wirtschaft'', Novalis Verlag 1949, {{HT|16|http://www.forum-dreigliederung.de/alsodrei/herunterladen.html|Volltext (zip)}}
*Rudolf Steiner: ''Der Goetheanismus, ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke. Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft'', [[GA 188]] (1982), ISBN 3-7274-1880-X {{Vorträge|188}}


{{GA}}
Mit der Entdeckung elektrischer Synapsen ([[gap junctions]]: Direkte Verknüpfungen zwischen Zellen, hier Nervenzellen), zeigte sich dann aber, dass auch Golgis Hypothese zumindest teilweise zutreffend war.
[[Kategorie:Wirtschaft]][[Kategorie:Assoziative Wirtschaft]]
 
Ramón y Cajal postulierte, dass die Wachstumsrichtung und die Geschwindigkeit des Wachstums der Nervenfortsätze ([[Axon]]) über einen [[Wachstumskegel]] an ihren Enden gesteuert werden. Er hatte entdeckt, dass neuronale Zellen chemische Signale empfangen konnten, die eine Richtung für das Wachstum anzeigten ([[Chemotaxis]]).
 
Ramón y Cajal betrieb intensive Studien zum Nachweis qualitativer Unterschiede zwischen den Gehirnen von Menschen und Tieren. Hierzu stellte er die Hypothese auf: „Die funktionelle Überlegenheit des menschlichen Gehirns hängt sehr eng mit dem erstaunlichen Überfluss und der ungewöhnlichen Formenvielfalt der sogenannten Neuronen mit kurzen Axonen zusammen.“ Das war der Kern des Problems der [[Großhirnrinde]], und schließlich musste er eingestehen: „… die unbeschreibliche Komplexität der Struktur der [[Graue Substanz|grauen Substanz]] ist so vertrackt, dass sie der hartnäckigen Neugier von Forschern trotzt und noch viele Jahrhunderte trotzen wird.“<ref>[[Wikipedia:Walle J. H. Nauta|Walle J. H. Nauta]], Michael Feirtag: ''Neuroanatomie.'' Heidelberg 1990.</ref>
 
== Konflikt mit Camillo Golgi ==
Die unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen Golgis Färbemethode bei Golgi und Cajal führte, brachte eine Feindschaft zwischen den beiden hervor. Cajal entwickelte die Methode weiter, färbte Nervenzellen vor allem von Hühnern und kleinen Säugetieren und publizierte in der Zeit von 1888 bis 1891 etwa 45 Arbeiten über das Nervensystem. Doch wo Golgi der Ansicht war, die Neuronen seien durchgängig miteinander verbunden, argumentierte Cajal, dass das Gehirn aus autonomen Zellen bestehe. Als sie einen gemeinsamen Nobelpreis verliehen bekamen, waren sie alles andere als erfreut darüber. Das zumindest geht aus ihren Dankesreden hervor; beide Männer stichelten an den "vorsätzlichen Nichtberücksichtigungen" und "abstoßenden Fehlern" des anderen herum.<ref>{{Literatur |Autor=Juan A. De Carlos, José Borrel |Titel=A Historical Reflection of the Contributions of Cajal and Golgi to the Foundation of Neuroscience |Ort= |Datum=}}</ref>
 
== Veröffentlichungen ==
* ''Estudios sobre la degeneración de sistema nervioso.'' 2 Bände, Madrid 1913–1914.
* ''Vacation Stories. Five Science Fiction Tales.'' Übersetzt von [[Wikipedia:Laura Otis|Laura Otis]]. University of Illinois Press, 2001.
* ''Advice for a Young Investigator.'' Übersetzt von N. Swanson und L. W. Swanson. Bradford Book, MIT 1999.
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikisource}}
* {{Nobel-med|1906|Santiago Ramón y Cajal}}
* [http://www.scholarpedia.org/article/Santiago_Ram%C3%B3n_y_Cajal scholarpedia]
* [http://books.google.com/books?id=Vlyr2v6yiSAC&printsec=frontcover&dq=inauthor:Laura+inauthor:Otis&cd=4#v=onepage&q&f=false ''Vacation Stories. Five Science Fiction Tales.'']
* {{Pressemappe|FID=pe/014098}}
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=118641867|LCCN=n/50/56869|VIAF=7450338}}
 
{{SORTIERUNG:Ramon Y Cajal, Santiago}}
[[Kategorie:Pathologe]]
[[Kategorie:Mediziner]]
[[Kategorie:Freimaurer]]
[[Kategorie:Spanier]]
[[Kategorie:Geboren 1852]]
[[Kategorie:Gestorben 1934]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 10. Oktober 2018, 07:11 Uhr

Santiago Ramón y Cajal
Zeichnung der Zellen des Hühner-Cerebellums. Estructura de los centros nerviosos de las aves, Madrid, 1905.
Zeichnung des Tectum opticum des Sperlings. Estructura de los centros nerviosos de las aves, Madrid, 1905.
Zeichnung von Purkinjezellen (A) und Körnerzellen (B) des Cerebellums der Taube von Santiago Ramón y Cajal, 1899. Instituto Santiago Ramón y Cajal, Madrid, Spain.

Santiago Felipe Ramón y Cajal (* 1. Mai 1852 in Petilla de Aragón, Navarra, Spanien; † 18. Oktober 1934 in Madrid) war ein spanischer Mediziner und Histologe. Er erhielt 1906 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin gemeinsam mit dem italienischen Mediziner und Physiologen Camillo Golgi in Würdigung der Gesamtheit ihrer Studien und ihrer zahlreichen Veröffentlichungen. Santiago Ramón y Cajal arbeitete vor allem über die Feinstrukturen des Nervensystems, insbesondere des Gehirns und des Rückenmarks.

Leben

Ramón y Cajal war der Sohn eines Arztes mit Interesse an der Anatomie, welcher selbst Sektionen durchführte. Die wechselnden Arbeitsorte seines Vaters brachten es mit sich, dass Ramón y Cajal seine frühe Kindheit in mehreren Orten und Städten Aragoniens, in Larrés (1853), Luna (1855), Valpalmas (1856) und Ayerbe (1860), verbrachte. Nach der Grundschule in Jaca absolvierte er Gymnasium und Abitur in Huesca. Im Alter von vierzehn Jahren erhielt er zudem zunächst eine Ausbildung zum Barbier. Nach der Übersiedelung seiner Familie nach Saragossa 1870 schlug er eine medizinische Laufbahn ein, wobei er auch seinem Vater an der medizinischen Schule bei Sektionen assistierte. Im Juni 1873 schloss er sein Studium ab und begann seine Karriere bei der Armee, wo er als Arzt in den Sanitätsdienst berufen wurde. In den Jahren 1874/1875 nahm er während des ersten kubanischen Unabhängigkeitskrieges an einer Expedition nach Kuba teil, wo er sich mit Malaria und Tuberkulose infizierte. Nach seiner Rückkehr nach Spanien 1875 nahm der junge Mediziner eine Stelle als Assistenzarzt an der Medizinischen Fakultät der Universität Saragossa an. 1877 wurde er an der Universität Complutense Madrid promoviert. 1879 wurde er Direktor eines Museums in Saragossa. Im Jahr 1883 wurde Santiago Ramón y Cajal Professor für Beschreibende und Generelle Anatomie an der Universität Valencia, wo er an seinem späteren Werk Manual de Histología normal y técnica micrográfica arbeitete. 1887 wechselte er als Professor für Histologie und Pathologie an die Universität Barcelona und 1892, in den gleichen Fachrichtungen, an die Universität Complutense Madrid. 1900 wurde er Direktor des Instituto Nacional de Higiene und der Investigaciones Biológicas.

1906 erhielt Santiago Ramón y Cajal den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin, gemeinsam mit Camillo Golgi „in Anerkennung ihrer Arbeit über die Struktur des Nervensystems.“ Seit 1909 war er auswärtiges Mitglied der Royal Society.[1] 1920 wurde er in die National Academy of Sciences gewählt.

Seine herausragenden Arbeiten waren Textura del sistema nervioso del hombre y de los vertebrados (1899–1904) und Estudios sobre la degeneración y regeneración del sistema nervioso (1913/1914). Der Arzt starb am 18. Oktober 1934 in Madrid. Er war Mitglied einer spanischen Freimaurerloge in Saragossa. Er gilt gemeinsam mit Pío del Río Hortega, Tello, Nicolás Achúcarro und Rafael Lorente de Nó als Begründer der spanisch neurohistologischen Schule.[2]

Santiago Ramón y Cajal war seit 1879 mit Silveria Fañanás García verheiratet, das Paar hatte vier Töchter und drei Söhne.

Leistungen

Ramón y Cajals bedeutendste Arbeiten waren Untersuchungen der Feinstruktur des Zentralnervensystems. Cajal verwendete eine histologische Färbetechnik, die kurz zuvor von Camillo Golgi entwickelt worden war. Golgi fand heraus, dass, wenn man Gehirngewebe mit einer Silbernitrat-Lösung behandelte, eine verhältnismäßig kleine Anzahl von Neuronen im Gehirn dunkel gefärbt wurde. Dieses erlaubte Golgi, die Struktur einzelner Neuronen im Detail zu klären und führte ihn zu dem Schluss, dass Nervengewebe ein zusammenhängendes Geflecht (oder Netz) aus untereinander verbundenen Zellen bildet – ganz ähnlich, wie es vom Kreislaufsystem bekannt war.

Mit Golgis Methode kam Ramón y Cajal jedoch zu ganz anderen Erkenntnissen. Er postulierte 1887, dass das Nervensystem aus Milliarden einzelner Neuronen besteht und dass diese Zellen polarisiert werden. An Stelle eines zusammenhängenden Netzes schlug Cajal vor, dass Neuronen über spezielle Verbindungen – die Synapsen – miteinander kommunizieren. Der Begriff „Synapse“ war 1897 von Charles Scott Sherrington geprägt worden. Diese Hypothese wurde die Grundlage der Neuronenlehre, die besagt, dass die kleinste Einheit des Nervensystems das einzelne Neuron ist. Später wurde durch die Elektronenmikroskopie festgestellt, dass jedes Neuron vollständig von einer Zellmembran umgeben ist. Durch diese Entdeckung wurde Cajals Theorie gegenüber Golgis Hypothese gestärkt.

Mit der Entdeckung elektrischer Synapsen (gap junctions: Direkte Verknüpfungen zwischen Zellen, hier Nervenzellen), zeigte sich dann aber, dass auch Golgis Hypothese zumindest teilweise zutreffend war.

Ramón y Cajal postulierte, dass die Wachstumsrichtung und die Geschwindigkeit des Wachstums der Nervenfortsätze (Axon) über einen Wachstumskegel an ihren Enden gesteuert werden. Er hatte entdeckt, dass neuronale Zellen chemische Signale empfangen konnten, die eine Richtung für das Wachstum anzeigten (Chemotaxis).

Ramón y Cajal betrieb intensive Studien zum Nachweis qualitativer Unterschiede zwischen den Gehirnen von Menschen und Tieren. Hierzu stellte er die Hypothese auf: „Die funktionelle Überlegenheit des menschlichen Gehirns hängt sehr eng mit dem erstaunlichen Überfluss und der ungewöhnlichen Formenvielfalt der sogenannten Neuronen mit kurzen Axonen zusammen.“ Das war der Kern des Problems der Großhirnrinde, und schließlich musste er eingestehen: „… die unbeschreibliche Komplexität der Struktur der grauen Substanz ist so vertrackt, dass sie der hartnäckigen Neugier von Forschern trotzt und noch viele Jahrhunderte trotzen wird.“[3]

Konflikt mit Camillo Golgi

Die unterschiedlichen Ergebnisse, zu denen Golgis Färbemethode bei Golgi und Cajal führte, brachte eine Feindschaft zwischen den beiden hervor. Cajal entwickelte die Methode weiter, färbte Nervenzellen vor allem von Hühnern und kleinen Säugetieren und publizierte in der Zeit von 1888 bis 1891 etwa 45 Arbeiten über das Nervensystem. Doch wo Golgi der Ansicht war, die Neuronen seien durchgängig miteinander verbunden, argumentierte Cajal, dass das Gehirn aus autonomen Zellen bestehe. Als sie einen gemeinsamen Nobelpreis verliehen bekamen, waren sie alles andere als erfreut darüber. Das zumindest geht aus ihren Dankesreden hervor; beide Männer stichelten an den "vorsätzlichen Nichtberücksichtigungen" und "abstoßenden Fehlern" des anderen herum.[4]

Veröffentlichungen

  • Estudios sobre la degeneración de sistema nervioso. 2 Bände, Madrid 1913–1914.
  • Vacation Stories. Five Science Fiction Tales. Übersetzt von Laura Otis. University of Illinois Press, 2001.
  • Advice for a Young Investigator. Übersetzt von N. Swanson und L. W. Swanson. Bradford Book, MIT 1999.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Ramon y Cajal, Santiago (1852 - 1934) im Archiv der Royal Society, London
  2. Ingrid Kästner: Santiago Ramón y Cajal. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. 1. Auflage. C.H. Beck, München 1995, S. 296; Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 2. Auflage. 2001, S. 259; 3. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg/ Berlin/ New York 2006, S. 270. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
  3. Walle J. H. Nauta, Michael Feirtag: Neuroanatomie. Heidelberg 1990.
  4.  Juan A. De Carlos, José Borrel: A Historical Reflection of the Contributions of Cajal and Golgi to the Foundation of Neuroscience.

Weblinks

Commons: Santiago Ramón y Cajal - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wikisource: Santiago Ramón y Cajal – Quellen und Volltexte


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