Isomerie und Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Isomerism-ball-V2.de.svg|450px|mini|Verschiedene Formen der Isomerie]]
Die '''bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation''' oder '''bornsche Regel''' (vorgeschlagen 1926 von [[Max Born]]), ist als [[Interpretation]] der [[Quantenmechanik|quantenmechanischen]] [[Wellenfunktion]] ein wesentlicher Bestandteil der [[Kopenhagener Interpretation]] der Quantenmechanik. Sie beschreibt, mit welcher [[Wahrscheinlichkeit]] bei der Durchführung einer Messung an einem [[Quantensystem]] ein bestimmter Messwert auftritt. In ihrer ursprünglichen Formulierung besagt sie, dass die Wahrscheinlichkeitsdichte, das Teilchen an einem bestimmten Punkt zu finden, proportional zum Betragsquadrat der Wellenfunktion des Teilchens an diesem Punkt ist.


Von '''Isomerie''' (von {{ELSalt|ἴσος}} ''isos'' „gleich“ und {{lang|grc|μέρος}} ''meros'' „Anteil, Teil, Stück“) spricht man in der [[Chemie]], wenn die [[Molekül]]e einer [[chemische Verbindungen]] zwar aus genau den gleichen [[Atom]]en aufgebaut sind und folglich auch die gleiche [[Summenformel]] und [[Molekülmasse]] haben, sich aber durch deren Verknüpfung ('''Strukturisomerie''' bzw. '''Konstititionsisomerie''') und/oder räumlicher Anordnung ('''Stereoisomerie''') unterscheiden. Derartige Verbindungen werden als '''Isomere''' bezeichnet.
== Borns probabilistische Deutung der Quantenmechanik ==
In der Quantenmechanik müssen vielfach [[Wahrscheinlichkeit]]saussagen getroffen werden. Mittels der bornschen Regel kann die Wahrscheinlichkeit für unterschiedliche [[Eigenwert]]e einer bestimmten [[Observable]]n berechnet werden.


Atome sind nach [[Rudolf Steiner]] ''[[struktur]]ell'' als ''[[idee]]lle'' [[Raum]]inhalte aufzufassen; das Inhaltliche ist das Ergebnis einander begegnender Kräfterichtungen {{GZ||320|192}}. Moleküle sind komplexere [[gestalt]]bildende Kräftebegegnungen, die durch entsprechende [[Strukturformel]]n veranschaulicht werden können.
Born hat hieran eine probabilistische [[Deutung]] des quantenmechanischen Formalismus geknüpft: er erklärte <math>|\psi(\mathbf{r},t)|^2</math> als die räumliche Dichte für die Wahrscheinlichkeit, das [[Quantenobjekt]] am Ort <math>\mathbf{r}</math> zur Zeit <math>t</math> zu detektieren. So kann zwar nicht der genaue Aufenthaltsort des Teilchens, wohl aber seine [[Wahrscheinlichkeitsdichte]] <math>\rho(\mathbf{r},t) = |\psi(\mathbf{r},t)|^2</math> vorhergesagt werden. Diese lässt sich bei einem Ensemble (Gruppe von ''gleichpräparierten Zuständen'' / [[Teilchen]] mit gleichen Eigenschaften) als relative [[Häufigkeitsverteilung]] deuten.


== Konstitutionsisomerie ==
Früher wurde <math>|\psi(\mathbf{r},t)|^2</math> auch als [[Massendichte|Massen-]] oder [[Ladungsdichte]] interpretiert.


'''Konstitutionsisomere''' (auch '''Strukturisomere''' genannt) unterscheiden sich bei gleicher [[Summenformel]] durch ihre [[Konstitution (Chemie)|Konstitution]], d.h. durch die Reihenfolge der an ihrem Aufbau beteiligten [[Atom]]e und ihrer [[Chemische Bindung|Bindungen]]. Sie haben dadurch in der Regel auch unterschiedliche [[Chemie|chemische]] und [[physik]]alische Eigenschaften (Schmelzpunkt, Siedepunkt, Löslichkeit, etc.).
== Borns Erklärung des [[Welle-Teilchen-Dualismus]] ==
{{Anker|Skelettisomerie}}
Quantenobjekte, z.&nbsp;B. [[Photon]]en und [[Elektron]]en, zeigen bei verschiedenen [[Experiment]]en sowohl [[Welle]]n- als auch Teilcheneigenschaften.
'''Skelettisomere''' treten vor allem bei [[Kohlenwasserstoffe]]n und davon abgeleiteten Verbindungen auf. Sie bilden bei gleicher Anzahl von [[Kohlenstoff]]atomen unterschiedlich verzweigte Kohlenstoffketten. Bei den [[w:Butane|Butanen]], deren Gerüst aus 4 Kohlenstoffatomen besteht, ergeben sich beispielsweise rein kombinatorisch zwei Anordnungsmöglichkeiten, bei den [[w:Pentane|Pentanen]] mit 5 C-Atomen bereits 3, bei den [[w:Hexane|Hexanen]] mit 6 C-Atomen 5 Möglichkeiten usw. Mit steigender Anzahl an Kohlenstoffatomen wachsen die Gestaltungsmöglichkeiten und damit  die Zahl möglicher Isomere rasch an:


{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
Nach der bornschen Interpretation breitet sich ein Quantenobjekt, das durch die Wellenfunktion <math>\psi(\mathbf{r},t)</math> beschrieben wird, mit Welleneigenschaften aus. Die Wellenfunktion muss die [[Schrödingergleichung]] erfüllen:
|-
! Verbindung
!  align="center" colspan="2"| Butane
!  align="center" colspan="3"| Pentane
|-
| align="left" | Name
| ''n''-Butan || Isobutan || ''n''-Pentan || Isopentan || Neopentan
|-
| align="left" | Andere Namen
| -
| 2-Methylpropan
| -
| 2-Methylbutan
| 2,2-Dimethylpropan
|-
| align="left" | [[Strukturformel]]
| [[Datei:Butan Skelett.svg|100px]]
| [[Datei:Isobutan 1.svg|80px]]
| [[Datei:Pentan Skelett.svg|110px]]
| [[Datei:Isopentan.svg|100 px]]
| [[Datei:Pentan_1.svg|90px]]
|-
| align="left" | [[Summenformel]]
| colspan="2" | C<sub>4</sub>H<sub>10</sub>
| colspan="3" | C<sub>5</sub>H<sub>12</sub>
|-
| align="left" | [[w:Schmelzpunkt|Schmelzpunkt]]
| −138,29 °C
| −159,42 °C
| −130&nbsp;°C
| −160&nbsp;°C
| −16,6&nbsp;°C
|-
| align="left" | [[w:Siedepunkt|Siedepunkt]]
| −0,50 °C || −11,7 °C || 36&nbsp;°C || 28&nbsp;°C || 9,5&nbsp;°C
|-
| align="left" | [[Dichte]]
| 0,59 kg·l<sup>−1</sup> || 0,60 kg·l<sup>−1</sup> || 0,63 g·cm<sup>−3</sup> || 0,62 g·cm<sup>−3</sup> || 0,6135 g·cm<sup>−3</sup>
|}
{{Anker|Funktionsisomere}}
'''Funktionsisomere''' besitzen unterschiedliche [[Funktionelle Gruppe|funktionelle Gruppen]]. '''Stellungsisomere''' tragen die ''gleiche'' funktionelle Gruppe an unterschiedlichen Kohlenstoffatomen.


{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
: <math> \mathrm i \hbar \frac{\partial}{\partial t} \psi(\mathbf{r},t) \; = \; \hat H \psi(\mathbf{r}, t) </math>
|-
: <math> \mbox{mit } \mathbf{r} \in \mathbb{R}^3 \mbox{ und } \hat H = -\frac{\hbar^2}{2m}\Delta + U(\mathbf{r}, t). </math>
! align="left" | Verbindung
! align="center" colspan="2"| Funktionsisomere
! align="center" colspan="2"| Stellungssisomere
|-
| align="left" | Name
| [[Ethanol]] || [[w:Dimethylether|Dimethylether]] || [[w:1-Propanol|1-Propanol]] || [[w:2-Propanol|2-Propanol]]
|-
| align="left" | Andere Namen
| Ethylalkohol
| Methoxymethan
| ''n''-Propanol
| Isopropanol
|-
| align="left" | [[Strukturformel]]
| [[Datei:Ethanol Skelett.svg|90px]]
| [[Datei:Dimethyl ether Structural Formulae.svg|90px]]
| [[Datei:Propan-1-ol Skelett.svg|90px]]
|[[Datei:2-Propanol2.svg|90px]]
|-
| align="left" | [[Summenformel]]
| colspan="2" | C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>O
| colspan="2" | C<sub>3</sub>H<sub>8</sub>O
|-
| align="left" | [[w:Schmelzpunkt|Schmelzpunkt]]
| −114,5&nbsp;°C
| −141,5&nbsp;°C
| −126&nbsp;°C
| −88&nbsp;°C
|-
| align="left" | [[w:Siedepunkt|Siedepunkt]]
| 78,32&nbsp;°C
| −24,8&nbsp;°C
| 97&nbsp;°C
| 82&nbsp;°C
|-
| align="left" | [[Dichte]]
| 0,7893 g·cm<sup>−3</sup>
| align="left" | 0,7354 g·cm<sup>−3</sup> <small>(der Flüssigkeit beim Siedepunkt)</small><br>2,1146 kg·m<sup>−3</sup> <small>(Gasdichte bei 0&nbsp;°C, 1013&nbsp;hPa)
| 0,80 g·cm<sup>−3</sup>
| 0,78 g·cm<sup>−3</sup>
|}


'''Bindungsisomere''' unterscheiden sich durch die Anzahl und/oder Anordung der [[Einfachbindung|Einfach]]- und [[Mehrfachbindung|Mehrfachbindungen]] innerhalb des Moleküls, wie es etwa das Beispiel der [[w:Butadien|Butadiene]] und [[w:Butine|Butine]] zeigt:
Somit werden Welleneigenschaften (bei Ausbreitung) und Teilcheneigenschaften von Quantenobjekten mit Hilfe der Wellenfunktion zusammengefasst.
 
{| class="wikitable" style="margin-left:20px; text-align:center; font-size:90%"
|-
! align="left" | Verbindung
! align="center" colspan="2"| Butadiene
! align="center" colspan="2"| Butine
|-
| align="left" | Name
| [[w:1,2-Butadien|1,2-Butadien]]
| [[w:1,3-Butadien|1,3-Butadien]]
| [[w:1-Butin|1-Butin]]
| [[w:2-Butin|2-Butin]]
|-
| align="left" | Andere Namen
| -
| -
| Ethylacetylen
| Dimethylacetylen
|-
| align="left" | [[Strukturformel]]
| [[Datei:Buta-1,2-dien.svg|110px]]
| [[Datei:Buta-1,3-diene 200.svg|100px]]
| [[Datei:Ethylacetylene.svg|130px]]
| [[Datei:Dimethylacetylene.png|100px]]
|-
| align="left" | [[Summenformel]]
| colspan="4" | C<sub>2</sub>H<sub>6</sub>
|}
 
== Stereoisomerie ==
 
'''Stereoisomere''' haben die gleiche Konsitution, unterscheiden sich aber durch ihre [[Konfiguration (Chemie)|Konfiguration]], d.h. durch die [[dreidimensional]]e räumliche Anordnung der Atome.
 
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Isomerie}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Max Born |Titel=Zur Quantenmechanik der Stoßvorgänge |Sammelwerk=Zeitschrift für Physik |Band=37 |Nummer=12 |Datum=1926 |Seiten=863–867 |DOI=10.1007/BF01397477 |Online=https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2FBF01397477.pdf |Format=pdf}}


* Rudolf Steiner: ''Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, I'', [[GA 320]] (2000), ISBN 3-7274-3200-4 {{Vorträge|320}}
== Weblinks ==
* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/qm/#Dyn|Quantum Mechanics|Jenann Ismael}}


{{GA}}
[[Kategorie:Max Born]]
[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Philosophie der Physik]]


[[Kategorie:Chemie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 19. April 2019, 16:35 Uhr

Die bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation oder bornsche Regel (vorgeschlagen 1926 von Max Born), ist als Interpretation der quantenmechanischen Wellenfunktion ein wesentlicher Bestandteil der Kopenhagener Interpretation der Quantenmechanik. Sie beschreibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit bei der Durchführung einer Messung an einem Quantensystem ein bestimmter Messwert auftritt. In ihrer ursprünglichen Formulierung besagt sie, dass die Wahrscheinlichkeitsdichte, das Teilchen an einem bestimmten Punkt zu finden, proportional zum Betragsquadrat der Wellenfunktion des Teilchens an diesem Punkt ist.

Borns probabilistische Deutung der Quantenmechanik

In der Quantenmechanik müssen vielfach Wahrscheinlichkeitsaussagen getroffen werden. Mittels der bornschen Regel kann die Wahrscheinlichkeit für unterschiedliche Eigenwerte einer bestimmten Observablen berechnet werden.

Born hat hieran eine probabilistische Deutung des quantenmechanischen Formalismus geknüpft: er erklärte als die räumliche Dichte für die Wahrscheinlichkeit, das Quantenobjekt am Ort zur Zeit zu detektieren. So kann zwar nicht der genaue Aufenthaltsort des Teilchens, wohl aber seine Wahrscheinlichkeitsdichte vorhergesagt werden. Diese lässt sich bei einem Ensemble (Gruppe von gleichpräparierten Zuständen / Teilchen mit gleichen Eigenschaften) als relative Häufigkeitsverteilung deuten.

Früher wurde auch als Massen- oder Ladungsdichte interpretiert.

Borns Erklärung des Welle-Teilchen-Dualismus

Quantenobjekte, z. B. Photonen und Elektronen, zeigen bei verschiedenen Experimenten sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften.

Nach der bornschen Interpretation breitet sich ein Quantenobjekt, das durch die Wellenfunktion beschrieben wird, mit Welleneigenschaften aus. Die Wellenfunktion muss die Schrödingergleichung erfüllen:

Somit werden Welleneigenschaften (bei Ausbreitung) und Teilcheneigenschaften von Quantenobjekten mit Hilfe der Wellenfunktion zusammengefasst.

Literatur

Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.