Sefer Jetzira und Shintō: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Yetzirah wheel bw.png|thumb|Jetzira - die ''Welt der Formgebung'', wie sie im [[Sefer Jetzira]] beschrieben wird.]]
[[Datei:Torii and Itsukushima Shrine.jpg|mini|Torii am [[Itsukushima-Schrein]], im Hintergrund die Insel [[Miyajima]]]]
Das '''Sefer Jetzira''' ({{HeS|&#1505;&#1508;&#1512; &#1497;&#1510;&#1497;&#1512;&#1492;}}, ''„Buch der Formgebung“''; auch übersetzt als ''Buch der Schöpfung''<ref name="Jetzira">Die gelegenlich gebrauchte Übersetzung als ''Buch der Schöpfung'' ist etwas irreführend, denn als [[Welt der Schöpfung]] ({{HeS|עולם בריאה|Olam Briah}}) wird zu Recht die [[Astralwelt]] bezeichnet, in der sich die Ereignisse abspielen, die im ersten Schöpfungsbericht der [[Wikipedia:Genesis|Genesis]] geschildert werden. Das ''Sefer Jetzira'' bezieht sich hingegen auf Strukturen und Ereignisse in der [[Ätherwelt]].</ref>) gilt als das älteste eigenständig überlieferte Werk der [[Kabbala]]. [[Jetzira]] steht in der [[jüdisch]]en [[Geheimlehre]] für die [[Ätherwelt]]<ref name="Jetzira" />. Das Buch stellt die wesentlichen Elemente der [[Schöpfung]] in ihrer Entstehung ([[Kosmogonie]]) und ihrer Struktur ([[Kosmologie]]) dar. Diese Elemente sind die 10 Urziffern ([[Sephiroth]]) und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]].


== Entstehung und Geschichte ==
'''Shintō''' ([[Japanische Schrift|jap.]] {{lang|ja|神道}}, im Deutschen meist übersetzt mit „Weg der Götter“) – auch als '''Shintoismus''' bezeichnet – ist eine [[ethnische Religion]], die vor allem in [[Japan]] verbreitet ist. {{Siehe auch|Religion in Japan}} Shintō und [[Buddhismus in Japan|Buddhismus]], die beiden in Japan bedeutendsten Religionen, sind aufgrund ihrer langen gemeinsamen Geschichte nicht immer leicht zu unterscheiden. Als wichtigstes Merkmal, das die beiden religiösen Systeme trennt, wird oft die [[Diesseits]]bezogenheit des Shintō angeführt. Darüber hinaus kennt das klassische Shintō keine [[Heilige Schrift|heiligen Schriften]] im Sinne eines religiösen Kanons, sondern wird weitgehend mündlich überliefert. Die beiden Schriften [[Kojiki]] und [[Nihonshoki]], die von einigen shintoistisch geprägten [[Neue Religionen in Japan|Neureligionen Japans]] als heilig angesehen werden, sind eher historisch-mythologische Zeugnisse.<ref>Rabbi Marc Gellman u. Monsignor Thomas Hartman: ''Religionen der Welt für Dummies.'' 2., aktualisierte Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, Sonderausgabe 2016, ISBN 978-3-527-69736-6. Teil V, Kapitel 13: ''Texte des Shintoismus.'' (E-Book).</ref>


Nach [[Judentum|jüdischer]] [[Wikipedia:mündliche Überlieferung|mündlicher Tradition]] gilt als Autor des Werks der biblische [[Abraham]], der es bei seiner [[Einweihung]] durch [[Melchisedek]] empfangen habe<ref>{{Literatur
== Überblick ==
|Autor = Heinrich E. Benedikt
Shintō besteht aus einer Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten ''([[kami]])'' richten. ''Kami'' sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Man spricht daher auch von Shintō als einer [[Polytheismus|polytheistischen]] und [[Animismus (Religion)|animistischen]] oder auch [[Theophanie|theophanischen]] Religion.
|Titel = Die Kabbala als jüdisch-christlicher Einweihungsweg
|Band = Bd. 1.
|Auflage = 3.
|Verlag = Hermann Bauer
|Jahr = 1991
|Seiten = 24
|ISBN = 3-7626-0279-4
}}</ref>. Der Text selbst nennt keinen Verfasser, erwähnt jedoch Abraham als den ersten, der die beschriebenen Wege der Weisheit gegangen ist, worauf sich die Annahme seiner Autorschaft stützt. Im letzten Absatz des ''Sefer Jetzira'' heißt es<ref>http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah6.htm</ref>:


{{Zitat|Und als Abraham gekommen war, unser Vater, Friede sei mit ihm, da schaute er, betrachtete, forschte und verstand dies, er hieb und zeichnete, bis er es erlangt hatte, dann offenbarte sich ihm der Herr des Alls, gesegnet sei sein Name, es setzte ihn auf seinen Schoss und küsste ihn auf das Haupt und nannte ihn  Abraham, seinen Freund. Er schloss ein Bündnis mit ihm und seinen Kindern, (denn so heisst es:) er glaubte an [[JHVH]], dies wurde ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Er setzte das Bündniszeichen zwischen die zehn Finger seiner Hände, dies ist die Zunge ({{HeS|לָשׁוֹן}}, ''laschon'', bedeutet auch: ''Sprache''), und zwischen die zehn Zehen seiner Füsse, dies ist die Beschneidung ({{HeS|מִלָּה}}, ''mila'', bedeutet auch: ''Wort'').<br><br>
Die Gebäude oder Verehrungsstätten des Shintō bezeichnet man als [[Shintō-Schrein]]e. An der Spitze der Schreinhierarchie steht der [[Ise-jingū|Ise-Schrein]], wo die Sonnengottheit [[Amaterasu]], zugleich die mythische Urahnin des japanischen Kaisers, des [[Tennō]], verehrt wird. Dementsprechend gilt der Tennō auch als Oberhaupt des Shintō. Während diese religiöse Führungsrolle des Tennō heute nur noch nominelle Bedeutung besitzt, erreichte sie in der Ära des [[Nationalismus]] vor dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] ihren Höhepunkt. Dem Tennō wurde damals ein göttlicher Status zugeschrieben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von [[Staats-Shintō]].
Er band ihm die zweiundzwanzig Buchstaben der Torah an die Zunge und der Heilige, gesegnet sei er, offenbarte ihm ihre Geheimnisse: Und er machte sie zur Zugkraft des Wassers, zum Brennen des Feuers und zum Rauschen des Windes, er machte sie zur Leuchtkraft der sieben Sterne und zur Führungskraft der zwölf Sternbilder.|Sefer Jetzira 6,13}}


Die Autorschaft Abrahams ist wohl nicht wörtlich in dem Sinn zu nehmen, als hätte er unmittelbar den überlieferten Text verfasst, aber richtig ist, dass die Lehren der [[Kabbala]] ganz aus dem Geist des abrahamitischen Zeitalters entspringen. [[Abraham]] war der erste, dessen [[physisch]]es [[Gehirn]] so beschaffen war, dass er das, was ehemals durch das ursprüngliche [[Hellsehen]] erlebt wurde, nun in klare [[Gedanke|gedankliche]] [[Begriff]]e fassen konnte. Dazu gehört vor allem auch die [[Erkenntnis]] von dem [[Wesen]] der [[Zahlen]] und ihrem gesetzmäßigen Zusammenwirken. Der Überlieferung nach gilt Abraham daher auch als "Erfinder" des [[Wikipedia:Zählen|Zählen]]s und [[Wikipedia:Rechnen|Rechnen]]s, der [[Wikipedia:Arithmetik|Arithmetik]] überhaupt. Heute, wo wir mit dem Ablauf des [[Kali Yuga]]s bzw. mit dem Beginn des dritten Jahrtausends gleichsam in das umgekehrte abrahamitische Zeitalter einlaufen, stehen wir vor der gegenteiligen Aufgabe: Wir müssen aus den klar gefassten [[spirituell]]en, aber an den logischen [[Verstand]] gebundenen Gedanken allmählich wieder die [[Imagination]]en entbinden und so von der [[sinnlich]]en wieder zur direkten geistigen [[Wahrnehmung]] aufsteigen. In diesem Sinne kann heute die [[Kabbala]] in zeitgemäßer Form studiert werden.
Historisch betrachtet war der Shintō jahrhundertelang eine uneinheitliche und mit Elementen des [[Buddhismus]] und [[Konfuzianismus]] verbundene religiöse Tradition, die erst mit Beginn der [[Meiji-Restauration]] aufgrund neuer politischer Ideologien von Staats wegen als ''einheitliche'' und rein japanische „Urreligion“ gedeutet wurde.<ref>Vgl. [[Klaus Antoni]]: ''Shintō''. in: Klaus Kracht, Markus Rüttermann: ''Grundriß der Japanologie''. Wiesbaden 2001, S. 125 ff.</ref> Hinsichtlich einer genauen Definition besteht nach wie vor keine Einigkeit. So bemerkt z.&nbsp;B. der japanische Religionshistoriker Ōbayashi Taryō:


<div style="margin-left:20px">
{{Zitat|Shintō … [ist] im weitesten Sinne die Urreligion Japans, im engeren Sinne ein aus Urreligion und chinesischen Elementen zu politischen Zwecken ausgebautes System.|ref=<ref>Ōbayashi Taryō: ''Ise und Izumo. Die Schreine des Shintoismus'', Freiburg 1982, S. 135.</ref>}}
"Wir haben nun gesehen bei meinem letzten Besuche hier, wie das erste Jahrtausend bei seinem Abschlusse eine Art Ersatz brachte für das Hineinschauen in die geistigen Welten, jenen Ersatz, der dadurch dem Menschen gegeben war, daß eine besondere Individualität, Abraham, ausersehen worden ist - die jene Einrichtung im physischen Gehirn besonders hatte -, ohne die alten Fähigkeiten dennoch zu einem Bewußtsein von der geistigen Welt kommen zu können. Deshalb nennen wir den ersten Teil des Kali Yuga in der Geisteswissenschaft vorzugsweise das abrahamitische Zeitalter, jenes Zeitalter, in dem der Mensch zwar den unmittelbaren Ausblick in die höheren geistigen Welten verliert, in dem ihm aber etwas erwächst wie ein Gottesbewußtsein, das nach und nach immer mehr und mehr in sein Ich hereinwächst, so daß er immer mehr und mehr den Gott vorstellt als verwandt mit dem Ich-Bewußtsein, dem menschlichen Ich-Bewußtsein. Wie das Welten-Ich, so erscheint die Gottheit demjenigen Zeitalter, dem ersten Jahrtausend im Kali Yuga, das wir an seinem Abschluß das abrahamitische Zeitalter nennen können.  


[...]
Wichtige Gottheiten des Shinto sind das Urgötterpaar [[Izanagi und Izanami]], die im [[Japanische Mythologie|japanischen Mythos]] über die Entstehung der Welt eine maßgebliche Rolle spielen. Aus ihnen heraus entstanden die Sonnengöttin [[Amaterasu]], der Sturmgott [[Susanoo]], der Mondgott [[Tsukuyomi]] und viele weitere Kami. Die meisten Shintoschreine sind heute jedoch Gottheiten wie [[Hachiman]] oder [[Inari (Kami)|Inari]] geweiht. Beide Gottheiten kommen nicht in den klassischen Mythen vor und wurden stark vom Buddhismus beeinflusst.


Die Bedeutung des abrahamitischen Zeitalters war, daß sozusagen das alte Hellsehen geschwunden ist, daß dem Menschen ein Gottesbewußtsein gegeben ward, das mit den menschlichen Fähigkeiten eng zusammenhängt. Alles, was die Menschheit aus diesem Gottesbewußtsein, das an das menschliche Gehirn gebunden ist, gewinnen konnte, ist nach und nach ausgeschöpft worden, und nur wenig ist noch auf dem Weg dieser Fähigkeiten für das Gottesbewußtsein der Menschen zu gewinnen, wenig nur noch. Dagegen gehen wir den genau umgekehrten Weg in dem neuen abrahamitischen Zeitalter. Wir gehen den Weg, der die Menschheit wiederum hinausführt aus dem bloß physisch-sinnlichen Anschauen, aus dem Kombinieren der physischsinnlichen Merkmale; wir gehen den Weg, der die Menschen wiederum zurückführt in jene Regionen, in denen sie einmal vor dem abrahamitischen Zeitalter waren. Wir gehen den Weg, der die Menschen wieder eintreten lassen wird in Zustände natürlichen Hellsehens, natürlich hellseherischer Kräfte. In dem Zeitalter Kali Yuga war es ja nur die Einweihung, die hinaufführen konnte in regelrechter Weise in die geistigen Welten. Natürlich führt die Einweihung in hohe Stufen hinauf, die von den Menschen in sehr ferner Zukunft erst erklommen werden können, aber die ersten Spuren eines erneuerten Hellsehens, das auftreten wird wie eine natürliche menschliche Fähigkeit, werden sich verhältnismäßig bald zeigen, je mehr wir in die Erneuerung des abrahamitischen Zeitalters hinübergehen."
== Wortbedeutung ==
{{Lit|{{G|118|110ff}}}}
Das Wort ''shintō'' entstammt dem Chinesischen, wo es ''shendao'' ausgesprochen wird. ''Shen'' bedeutet „Geist(er), Gott/Götter“, ''dao'' ist der „Weg“.<ref>Der Begriff ''shendao'' findet sich unter anderem im [[I Ging]]. Im heutigen Chinesisch kann ''shendao'' auch den Zugangsweg zu einem Tempel bezeichnen. Der berühmte [[Himmelstempel]] in [[Peking]] besitzt beispielsweise einen ''shendao''.</ref>
</div>


Im ''Pardes Rimmonim'' (1548) vertritt [[Moses Cordovero]] (1522–1570) die Meinung, das ''Sefer Jetzira'' gehe zwar auf Abraham zurück, wäre aber in der  vorliegenden überlieferten Form von [[Wikipedia:Rabbi Akiba|Rabbi Akiba]] redigiert worden<ref>[http://www.maqom.com/journal/paper14.pdf Christopher P. Benton: ''An Introduction to the Sefer Yetzirah'']</ref>.
Im Japanischen wird das Zeichen ''shin'' {{lang|ja|神}} auch ''jin'' oder ''[[kami]]'' gelesen. ''Kami'' ist eine alte Bezeichnung für Gottheiten und besitzt etwas andere Nuancen als das chinesische ''shen''. Der Begriff ''kami'' kann sich auch auf Gottheiten anderer Religionen, z.&nbsp;B. den christlichen Gott beziehen. ''Tō'' {{lang|ja|道}} in ''shintō'' wird auch ''dō'' oder ''michi'' gelesen und kann, ähnlich wie im Chinesischen, im übertragenen Sinne für Begriffe wie „Lehre“ oder „Schule“ stehen (siehe [[Dao]] und vergleiche [[Judo]], [[Kendō]], …).


Die wissenschaftliche Erforschung der Entstehungsgeschichte des ''Sefer Jetzira'' hat zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Von einigen Forschern wird das Werk in die [[Wikipedia:Hellenismus|hellenistisch]]-römische Antike eingeordnet. [[Wikipedia:Heinrich Graetz|H. Graetz]] sah darin zunächst eine Antwort auf die [[Gnosis]] und datierte es in das 2. oder 3.&nbsp;Jahrhundert, ebenso wie [[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]]. Neuere Forschungen sehen jedoch eine Abhängigkeit von [[Islam|islamischen]] Traditionen und setzen die Entstehung demzufolge erst nach dem 7.&nbsp;Jahrhundert an. Aber auch diesen Theorien ist unter Hinweis auf Parallelen zur Philosophie [[Wikipedia:Philon von Alexandria|Philos von Alexandria]] widersprochen worden, woraus eine Frühdatierung sogar ins 1. Jahrhundert  folgt.<ref> Zur Datierung vgl. K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seiten 184 bis 204</ref> Abschließende Antworten auf die Frage nach der historischen Einordnung sind nicht möglich, jedoch ist eine Entstehung jedenfalls vor dem 10.&nbsp;Jahrhundert sicher.  
Schon in der zweitältesten japanischen Reichsgeschichte, dem ''[[Nihonshoki]]'' (720), ist ''shintō'' erwähnt, allerdings nur insgesamt viermal. Auch ist bis heute strittig, was das Wort im damaligen Sprachgebrauch genau bezeichnete ([[#Mythologie und kaiserlicher Ritus|s.&nbsp;u.]]). Als Bezeichnung für ein eigenständiges religiöses System im Sinne des heutigen Wortgebrauchs taucht ''shintō'' erst in Quellen des [[Japanisches Mittelalter|japanischen Mittelalters]] auf.


Ab dem 10. Jahrhundert ist das ''Sefer Jetzira'' in der jüdischen Tradition reich kommentiert worden. Dabei stand zunächst der philosophisch-wissenschaftliche Zugang im Vordergrund. Später wurde es vermehrt mystisch-spekulativ interpretiert und so die Bedeutung des Buches für die [[Kabbala]] begründet.    
== Identitätsmerkmale ==
Die vieldeutige, [[Polytheismus|polytheistische]] Natur der einheimischen Götter ''(kami)'' macht es schwer, einen gemeinsamen religiösen Kern im Shintō zu finden. Shintō besitzt weder eine Gründerfigur noch ein konkretes [[Dogma]]. Die einheitlichen Merkmale des Shintō liegen in erster Linie auf dem Gebiet des Ritus und der Architektur. Der „[[Shintō-Schrein]]“ ist daher eines der wichtigsten identitätsstiftenden Merkmale der Shintō-Religion. Dem Ausdruck „Schrein“ entsprechen verschiedene japanische Ausdrücke ''(jinja, yashiro, miya, ...),'' die aber alle eindeutig auf ein shintoistisches Bauwerk hinweisen und nicht etwa auf ein buddhistisches. Im engeren Sinn ist ein Schrein ein Bauwerk, in dem ein göttlicher Verehrungsgegenstand ''([[shintai]])'' aufbewahrt wird. Im weiteren Sinn bezeichnet der Ausdruck eine „Schrein-Anlage“, die eine Anzahl von Haupt- und Nebenschreinen, sowie andere religiöse Gebäude umfassen kann. Es gibt bestimmte optische bzw. bauliche Erkennungszeichen, anhand derer sich ein Shintō-Schrein identifizieren lässt. Dazu zählen:
* ''[[torii]]'' („Shintō-Tore“): schlichte, markante Tore aus zwei Grundpfeilern und zwei Querbalken, die zumeist frei stehen und den Zugang zu einem für die ''kami'' reservierten Areal symbolisieren.
* ''[[shimenawa]]'' („Götterseile“): Seile unterschiedlicher Stärke und Länge, meist aus geflochtenem Stroh, die entweder ein [[Numen|numinoses Objekt]] (oft Bäume oder Felsen) umgeben oder als dekoratives Element auf ''torii'' oder Schreingebäuden angebracht sind.
* Zickzackpapier ''(shide, [[gohei]]):'' Ein meist aus weißem Papier hergestelltes Dekorelement, das auch als symbolische Opfergabe dienen kann. Oft an Götterseilen oder an einem Stab angebracht.
Schreine können darüber hinaus durch einen charakteristischen Dachschmuck gekennzeichnet sein: Er besteht zumeist aus X-förmigen Balken ''(chigi),'' die an den beiden Enden des Dachfirstes angebracht sind, sowie aus einigen ellipsoiden Querhölzern (''katsuogi,'' wörtlich „Hölzer [in Form] des [[Echter Bonito|Bonito]]-Fisches“), die zwischen den ''chigi'' entlang des Firstes aufgereiht sind. Diese Elemente sind aber meist nur auf Schreinen im archaischen Stil zu finden.


=== Überlieferte Textfassungen ===
Die in den Schreinen aufbewahrten Verehrungsgegenstände ''(shintai)'' gelten als „Sitz“ oder „Wohnort“ der verehrten Gottheit und werden niemals hergezeigt. Typische ''shintai'' sind Gegenstände, die in der japanischen Frühzeit, als deren jeweilige Herstellung im Land selbst noch nicht beherrscht wurde, in geringer Zahl vom asiatischen Festland nach Japan gelangten und dort als Wunderwerke galten; darunter Bronzespiegel, Schwerter oder die sogenannten „Krummjuwelen“ ''([[magatama]])''. Es können aber auch Statuen oder andere Objekte als ''shintai'' dienen. In manchen Fällen ist das Aussehen des ''shintai'' selbst den Priestern des jeweiligen Schreins unbekannt.
Die Textüberlieferung des Werkes ist unübersichtlich. Es existieren handschriftliche Kurz- und Langfassungen, deren Verhältnis zueinander jedoch unklar und umstritten ist. Die Kurzfassung umfasst ungefähr 1300 Worte, die Langfassung etwa das Doppelte. Zur Langfassung gehört vor allem die Handschrift ''Ms. Vatikan 299'' aus dem [[Wikipedia:10. Jahrhundert|10. Jahrhundert]], zur Kurzfassung die Handschrift ''Ms. London 6577'' aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert. Dazu kommt eine frühe Textversion aus dem 10. Jahrhundert, die sogenannte ''Sa'adjanische Rezension'', für die der jüdische Gelehrte [[Wikipedia:Saadia Gaon|Saadia Gaon]] († 942) die Langfassung neu arangierete und kommentierte<ref>Alle drei in deutscher Übersetzung in: K. Herrmann, ''Sefer Jezira''.</ref>. Im [[Wikipedia:16. Jahrhundert|16. Jahrhundert]] bearbeitete [[Isaak Luria]] den Text, um ihn mit dem [[Sohar]] zu harmonisieren. Die weitere Bearbeitung durch [[Wikipedia:Gaon von Wilna|Gaon von Wilna]] im [[Wikipedia:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] ist als ''Gra Version'' bekannt geworden.
 
Der erste Druck − in [[Latein|lateinischer]] Übersetzung − wurde 1552 in [[Wikipedia:Paris|Paris]] gefertigt. Die erste gedruckte hebräische Ausgabe erfolgte 1562 in [[Wikipedia:Mantua|Mantua]]. Es liegen heute verschiedene Ausgaben vor, die teilweise auch implizite kommentierende Texte umfassen.


== Inhalt ==
Die Schreinpriester selbst tragen Zeremonialgewänder, die sich von den Amtsroben höfischer Beamter des japanischen Altertums herleiten. Sie sind u.&nbsp;a. durch Kopfbedeckungen aus schwarz gefärbtem Papier ''(tate-eboshi, kanmuri)'' charakterisiert. Ein spezifisches rituelles Instrument ist das ''shaku,'' eine Art Zepter aus Holz, das ehemals auch als Symbol weltlicher Herrschaft fungierte. All diese Elemente kennzeichnen auch die traditionellen Zeremonialgewänder des Tennō.
Das ''Sefer Jetzira'' hat selbst in den umfangreichsten Fassungen kaum mehr als 2000 Worte. Es stellt '''[[32 Pfade der Weisheit]]''' dar, die sich zusammensetzen aus den 10 [[Sephiroth]] und den 22 [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]], die den 22 Pfaden entsprechen, welche die 10 Sephiroth miteinander verbinden.


{{Zitat|In zweiunddreißig geheimnisvollen Pfaden der Weisheit zeichnete JAH, JHVH Zabaoth, Gott Israels, lebendiger Elohim, König der Welt, allmächtig, barmherzig und gnädig, hoch und erhaben, waltend in Ewigkeit, heilig ist sein Name, und schuf seine Welt mit drei Sefarim ({{HeS|םפרים}}): Erzählung ({{HeS|סִפּוּר}},''sippur''), Zahl ({{HeS|סִפְרָה}}, ''sefar'', Ziffer) und  Zeichen ({{HeS|סֵפֶר}}, ''sefer''; Buchstabe).|Sefer Jezirah 1,2}}
== Anhängerschaft ==
Eine offizielle Statistik nennt für das Jahr 2012 etwa 100 Millionen Gläubige, was etwa 80 % der japanischen Bevölkerung entspricht.<ref>{{Internetquelle |titel={{lang|ja|第六十四回日本統計年鑑 平成27年-第23章 文化}}) (64. Statistisches Jahrbuch Japans, 2015, Abschnitt 23 Kultur) |url=http://www.stat.go.jp/data/nenkan/23.htm |zugriff=2015-08-25 |hrsg=Büro für Statistik, Ministerium für Inneres und Telekommunikation |titelerg={{lang|ja|23-22 宗教}} (Religion) |sprache=ja |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150924120319/http://www.stat.go.jp/data/nenkan/23.htm |archiv-datum=2015-09-24 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }}</ref> Nach einer anderen Quelle beträgt die Zahl der Gläubigen jedoch lediglich 3,3 % der japanischen Bevölkerung, also etwa vier Millionen.<ref>[http://www.adherents.com/ adherents.com]: [http://www.adherents.com/Religions_By_Adherents.html#Shinto Major Religions Ranked by Size] - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref> Die Differenz zwischen diesen Angaben spiegelt die Schwierigkeit wider, Shintō als Religionsgemeinschaft genauer zu definieren. So kann man einerseits diejenigen zählen, die von den Schreinen selbst als Gemeindemitglieder (''ujiko'') gesehen werden (erste Angabe), welche sich aus der Beteiligung an religiösen Ritualen im weitesten Sinn (wie dem [[Hatsumōde|traditionellen Schreinbesuch zu Neujahr]]) ergibt, oder untersuchen, wie viele Japaner sich in Umfragen explizit zum Shintō bekennen (Angabe 2).


Das sind die Kräfte, die den [[Baum des Lebens]] bilden: der [[Zahlenäther]] und der [[Wortäther|Wort]]- oder [[Lebensäther]]. Die Verfügung über diese [[ätherisch]]en Kräfte wurde dem [[Mensch]]en nach dem [[Sündenfall]] und der Vertreibung aus dem [[Paradies]] entzogen. Bis zum Ende der [[Erdentwicklung]] soll er die Herrschaft darüber mit Hilfe des [[Christus]] neu und [[Bewusstsein|vollbewusst]] wieder gewinnen.
== Geschichte ==
=== Prähistorie ===
{{Hauptartikel|Japanische Mythologie}}


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts und zweiundzwanzig Buchstaben, die Fundamente allen Seins: drei Mütter, sieben Einfache und zwölf Doppelte.|Sefer Jezirah 1,2}}
Die ältesten Mythen Japans, die als wichtigste Quelle des Shintō gelten, legen nahe, dass sich die religiösen Riten sowohl auf ehrfurcht-gebietende Naturerscheinungen (Berge, Felsen oder Bäume) als auch auf Nahrungsgottheiten und elementare Naturkräfte bezogen, die für die damals vorwiegend agrarisch geprägte Gesellschaft von Bedeutung waren. Um die Gesamtheit aller Gottheiten zu beschreiben, verwenden die Mythen den Ausdruck ''yao yorozu,'' wtl. „acht Millionen“, was wohl im Sinne von „unzählbar“, "unüberblickbar" zu verstehen ist. Daraus ergibt sich ein Hinweis, dass es sich bei der damaligen Religion nicht um ein geschlossenes, einheitliches Glaubenssystem handelte.


=== [[Sephiroth]] ===
Wie die ganze altjapanische Kultur war diese Religion wahrscheinlich mit der [[Jōmon-Zeit|Jōmon-Kultur]] und [[Austronesien|austronesischen]] Religionen verwandt, die ihren Weg vorwiegend über eine Landbrücke von [[Taiwan (Insel)|Taiwan]] ausgehend über die [[Ryūkyū-Inseln]] nach Japan fanden. Daneben werden auch frühe [[Schamanismus in Korea|koreanische-]] und klassisch-[[Schamanismus|schamanistische]] [[Kult]]e aus [[Sibirien]] sowie Einflüsse des [[Chinesischer Volksglaube|chinesischen Volksglaubens]] vermutet. Es muss bedacht werden, dass Japan in prähistorischer Zeit nicht von einer einzigen, ethnisch homogenen Gruppe bevölkert wurde und dass noch in historischer Zeit Einwanderungswellen vom Kontinent zu lokalen kulturellen Differenzierungen führten. Der sogenannte "Ur-Shintō" bestand daher aus lokalen Traditionen, die wesentlich unterschiedlicher gewesen sein dürften, als dies heute der Fall ist. Zu einer gewissen Vereinheitlichung kam es erst im Zusammenhang mit der Errichtung des frühen japanischen Staatswesens, dessen formative Phase um das Jahr 700 abgeschlossen war. Die frühesten schriftlichen Quellen stammen aus der unmittelbar auf die politische Konsolidierung folgenden [[Nara-Zeit]] (''[[Kojiki]]:'' 712, ''[[Nihon shoki]]:'' 720). Viele Fragen zur prähistorischen japanischen Religion bleiben daher wegen mangelnder Quellen offen. All dies hat dazu geführt, dass die Forschung den Begriff „Shintō“ im Zusammenhang mit der prähistorischen, vor-buddhistischen Religion (oder besser: den Religionen) Japans kaum mehr verwendet, sondern sich neutraler Begriffe, wie zum Beispiel „''kami''-Verehrung“, bedient. In vielen einführenden Werken ist die Gleichung „Shintō = japanische Urreligion“ dagegen nach wie vor häufig zu finden.


Der Begriff ''[[Sephiroth]]'' (hebr. ספרות, Singular: ''Sephira'' - ספרה) ist eine Neuschöpfung des Buches Jetzira. Er geht auf den hebräischen Verbalstamm s-f-r (ספר, vgl. Sefer Jezirah §&nbsp;1) zurück, der „zählen“, „schreiben“, „erzählen“ und als Nomen auch „Buch“ (''sefer'') bedeuten kann, entlehnt aus [[Wikipedia:Arabisch|arabisch]] ''sifr'' „[[Null]], [[leer]]“, was wiederum lehnübersetzt ist von [[Wikipedia:altindisch|altindisch]] ''[[sunya]]'' „Null, leer“. Meist wird ''Sephira'' als „Zahl“ übersetzt. Es ist [[Wikipedia:Etymologie|etymologisch]] aber auch verwandt mit dem griechischen Wort σφαιρα und wird daher auch als „Sphäre“ oder „Element“ wiedergegeben.<ref>K. Herrmann, ''Sefer Jezira'', Seite 226</ref>
=== Mythologie und kaiserlicher Ritus ===
[[Datei:IseShrineBuilding.jpg|mini|Einer der Schreine (betsugū) des [[Ise-Schrein]]s]]


Im ''Sefer Jetzira'' werden die 10 Sephiroth immer mit dem selben stehenden Ausdruck genannt, meist übersetzt als: ''"Zehn Zahlen ohne etwas"'' ({{HeS|עֶשֶׂר ספרות בלימה}}, 'esser sefirot ''belima''). ''Belima'' ({{HeS|בלימה}}) bedeutet wörtlich ''ohne etwas'' bzw. ''Nichts'' und wird mit dem zentralen Begriff der [[Kabbala]], dem [[Ain Soph]] ([[Hebräische Sprache|hebr.]] אין סוף, ''nicht endlich''), in Verbindung gebracht; ''belima'' wäre dann auch zu übersetzten als ''ohne Ende'', oder, wenn man den Ursprung der Sephiroth aus dem ''Unbegrenzten'', aus dem ''Nichts'', betonen will, als: ''aus dem Nichts''.
Als sich im 5. und 6. Jahrhundert eine hegemoniale Dynastie in Zentraljapan etablierte, entstand ein höfischer Kult, der sich zunehmend am chinesischen Staatswesen und an der chinesischen Kultur orientierte. Dabei spielten sowohl die [[Ahnenverehrung]] und die Moralvorstellungen des chinesischen [[Konfuzianismus]], als auch die [[Kosmologie]] des [[Daoismus]] und der Erlösungsglaube des [[Buddhismus in Japan|Buddhismus]] eine Rolle. All diese Traditionen wurden mit den Kulten indigener Territorial- und Klangottheiten ([[Ujigami]]) zu einem neuartigen staatlichen Zeremoniell verbunden.


Die Zahl [[0]] (okkult gelesen als Ei) bezeichnet die Vollendung und vollständige Vergeistigung eines vorangegangenen Entwicklungszyklus {{Lit|{{G|110|187}}}}, aus dem mit der [[10]] (okkult gelesen als [[Eins aus dem Ei]]) die neue [[Schöpfung]] hervorbricht. 10 entspricht auch dem hebräischen Buchstaben [[Jod (Hebräisch)|Jod]] (י), der für das schöpferische göttliche [[Ich]] steht, von dem auch ein Funke im [[Mensch]]en wohnt. Sehr nachdrücklich wird daher im ''Sefer Jetzira'' betont, dass es 10 Sephiroth gibt, nicht mehr und nicht weniger:
Der frühe japanische Staat entstand aus Bündnissen einzelner Klans ''(uji),'' die jeweils eigene Ujigami verehrten. Als sich der Klan der späteren [[Tennō]] („Kaiser“) innerhalb dieses Bündnisses als führende Dynastie durchsetzte, entstand eine [[Japanische Mythologie|Mythologie]], die die Geschichten der einzelnen Klangottheiten zu einer einheitlichen mythologischen Erzählung verschmolz. Die bereits genannten frühesten Textquellen dieser Mythologie aus dem achten Jahrhundert schildern die Weltentstehung und den Ursprung der Dynastie des Tennō: Ein Urgötterpaar ([[Izanagi und Izanami]]) kreiert die japanischen Inseln und alle übrigen Gottheiten. [[Amaterasu Omikami]] (Himmelsscheinende große Gottheit) ist die wichtigste ihrer Schöpfungen: Sie beherrscht die „himmlischen Gefilde“ ([[Takamanohara]]) und wird mit der Sonne gleichgesetzt. In ihrem Auftrag steigt ihr Enkel zur Erde herab, um hier die ewig andauernde Dynastie des Tennō-Geschlechts zu begründen. Diese mythologische Vorstellung vom Ursprung Japans und seiner kaiserlichen Linie bildet in allen späteren Systematisierungsversuchen des Shintō (z.&nbsp;B. im [[Yoshida-Shintō]], in der [[Kokugaku]] oder im [[Staats-Shintō]]) eine zentrale Idee. Der Begriff „Shintō“ selbst taucht zwar bereits in dieser Zeit auf, wird aber nicht im Sinne einer systematischen Religion verwendet.<ref>Eine epochemachende Erörterung dieses Themas findet sich im Aufsatz „Shinto in the History of Japanese Religion“ von Kuroda Toshio, ''Journal of Japaneses Studies'' 7/1 (1981); ähnliche Überlegungen enthalten aber bereits die [http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4755/pdf/Naumann_Einige_Bemerkungen_zum_Ur_Shinto.pdf „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shinto“] (PDF-Datei; 1,2&nbsp;MB) von [[Nelly Naumann]], MOAG 107/108 (1970), S. 5–13</ref> Das sogenannte „Götteramt“ ({{lang|ja|神祇官}}, ''[[Jingi-kan]]''), die einzige antike Regierungsinstitution, die keinem chinesischen Vorbild entspricht, trägt eben nicht die Bezeichnung „Shintō-Amt“ (wie manchmal in der westlichen Literatur angegeben), sondern ist wörtlich die „Behörde für Götter des Himmels ({{lang|ja|神}}, ''jin'' bzw. ''shin'') und der Erde ({{lang|ja|祇}}, ''gi'')“ – wiederum ein letztlich chinesisches Konzept.


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts, zehn und nicht neun, zehn und nicht elf, begreife diese Weisheit, verstehe dieses Wissen, forsche danach und erwäge es, fasse es in Klarheit und folge dem Schöpfer wieder zu seinem Thron.|Sefer Jezirah 1,4}}  
=== Shintō-buddhistischer Synkretismus ===
 
{{Hauptartikel|Shinbutsu-Shūgō}}
Das Sefer Jetzira nennt noch keine Namen der Sephiroth, wie sie später im [[Sephiroth|Sephiroth- oder Lebensbaum]] verwendet werden. Die Namen werden den zehn Ziffern erst ab dem 13.&nbsp; Jahrhundert im [[Sohar]] und daran anschließenden kabbalistischen Werken zugeordnet. Ihr Wesen wird aber grundlegend charakterisiert, wenn es heißt:


{{Zitat|Zehn Zahlen aus dem Nichts: <br>Eins: Geist des lebendigen Gottes. <br>Zwei: Wind aus dem heiligen Geist. <br>Drei: Wasser aus Wind. <br>Vier: Feuer aus Wasser.<br>Oben,<br>Unten,<br>Osten,<br>Westen,<br>Norden<br>und Süden.|Sefer Jetzira, §11}}
Der im 6. und 7. Jahrhundert neu eingeführte [[Buddhismus]] stieß zwar anfangs im Rahmen der einheimischen Götterverehrung auf Widerstand, fand aber rasch Wege, die ''kami'' in sein Weltbild zu integrieren, und beeinflusste unter anderem die Bauwerke und später auch die [[Ikonografie]] der ''kami''-Verehrung. Während der meisten Epochen der bekannten japanischen Religionsgeschichte herrschte daher zwischen Buddhismus und Shintō keine klare Trennung. Vor allem innerhalb der einflussreichen buddhistischen Richtungen [[Tendai]] und [[Shingon]] wurden Shintō-Gottheiten als [[Inkarnation]]en oder [[Manifestation]]en von [[Buddha]]s und [[Bodhisattva]]s aufgefasst. Buddha-Verehrung und ''kami''-Verehrung diente somit – zumindest auf theoretischer Ebene – dem gleichen Zweck. Diese theologische Entwicklung begann in der [[Heian-Zeit]] und erreichte im japanischen Mittelalter (12.–16. Jahrhundert) ihren Höhepunkt. Sie ist als Theorie von „Urform und herabgelassener Spur“ bekannt, wobei die „Urform“ ({{lang|ja|本地}}, ''honji'') den Buddhas, die „herabgelassene Spur“ ({{lang|ja|垂迹}}, ''suijaku'') den ''kami'' entspricht.


Ihr Ursprung liegt im Geist des lebendigen Gottes, dann folgen die 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]] (siehe unten) bzw. [[Elemente]] [[Luft]], [[Wasser]] und [[Feuer]] und die sechs Richtungen des ([[Seele]]n-)[[Raum]]es, die den [[Raumwürfel]] (siehe unten) aufbauen.
Die meisten ''kami''-Schreine standen zwischen der späteren Heian-Zeit (10.–12. Jahrhundert) und dem Beginn der japanischen Moderne (1868) unter buddhistischer Supervision. Die großen shintōistischen Institutionen waren zwar in den Händen von erblichen Priester-Dynastien, die ursprünglich dem kaiserlichen Hof unterstellt waren, mit dem Niedergang des Hofes traten jedoch buddhistische Institutionen an seine Stelle. Lediglich der [[Ise-Schrein]] behielt dank seiner privilegierten Beziehung zum Hof eine Sonderstellung und entzog sich dem unmittelbaren Einfluss der buddhistischen Geistlichkeit. Kleinere Schreine wiederum hatten meist keine eigenen Shintō-Priester, sondern wurden von buddhistischen Mönchen oder von Laien betreut.


=== [[Hebräisches Alphabet|Buchstaben]] ===
=== Erste Shintō-Theologien ===
[[Datei:Jetzira.gif|thumb|300px|Gliederung der Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]] in 3 Mütter, 7 doppelte und 12 einfache.]]
Obwohl die meisten Shintō-Priester in dieser Zeit selbst gläubige Buddhisten waren, gab es einzelne Abkömmlinge der alten Priester-Dynastien und auch einige buddhistische Mönche, die sich mit der Idee, die ''kami'' unabhängig vom Buddhismus zu verehren, befassten. Auf diese Weise entstanden im japanischen Mittelalter die Richtungen Ise-, bzw. Watarai-Shintō, Ryōbu-Shintō und [[Yoshida-Shintō]]. Besonders die letztgenannte Richtung präsentierte sich als rein auf die ''kami'' bezogene Lehre und stellt damit die Grundlage des modernen Shintō dar, buddhistische Vorstellungen spielten aber tatsächlich auch im Yoshida-Shintō eine zentrale Rolle. Eine fundamentale Kritik an den religiösen Paradigmen des Buddhismus wurde erst unter dem sogenannten shintō-konfuzianischen Synkretismus denkbar.
Der weitaus größte Teil des Buches widmet sich den Bedeutungen und Beziehungen der [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]]. Die 22 Buchstaben werden in Gruppen zusammengefasst - [[3]] [[Mütter (Kabbala)|Mütter]], [[7]] Doppelte und [[12]] Einfache - und den grundlegenden Dimensionen von Zeit, Welt und Mensch zugeordnet:


{{Zitat|Zweiundzwanzig Buchstaben, drei Mütter, sieben doppelte und zwölf einfache, sind gezeichnet in der Stimme, gehauen im Geiste und geheftet im Munde, an fünf Orten, am Halse ([[Wikipedia:Gutturaler Laut|Gutturale]]) אהחע, am Gaumen ([[Wikipedia:Palatal|Palatal]]e) גיכק, an der Zunge ([[Wikipedia:Lingual|Lingual]]e) דטלנת, an den Zähnen ([[Wikipedia:Dental|Dental]]e) זשסרץ, an den Lippen ([[Wikipedia:Labial|Labial]]e) בומף.|Sefer Jetzira 2,3}}
Im Laufe der [[Edo-Zeit]] kam es immer wieder zu anti-buddhistischen Tendenzen, die auch den Ideen einer eigenständigen einheimischen Shintō-Religion immer stärkeren Zulauf bescherten. Im 17. Jahrhundert waren es vor allem konfuzianische Gelehrte, die nach Wegen suchten, die Lehren des chinesischen Neo-Konfuzianers [[Zhu Xi]] (auch Chu Hsi, 1130–1200) mit der Verehrung einheimischer Gottheiten zu kombinieren und so eine Alternative zum Buddhismus zu entwickeln. Im 18. und 19. Jahrhundert entstand schließlich eine Denkrichtung, die bemüht war, den Shintō von allen „fremden“, das heißt [[Indien|indischen]] und chinesischen Ideen zu reinigen und zu seinem „Ursprung“ zurückzufinden. Diese Schule heißt auf Japanisch ''[[Kokugaku]]'' (wörtlich ''Lehre des Landes'') und gilt als Wegbereiterin des Staats-Shintō, wie er sich im Laufe des 19. Jahrhunderts im Zuge der Neuordnung des japanischen Staates herausbildete. Auf die allgemeine religiöse Praxis der Edo-Zeit hatte die Kokugaku allerdings nur geringen Einfluss. Somit blieb der shintō-buddhistische Synkretismus bis ins 19. Jahrhundert die vorherrschende Strömung innerhalb der japanischen Religion. Auch der zwanglose Zugang zu beiden Religionen im heutigen Japan fußt auf dieser Tradition.


Die drei [[Mütter (Kabbala)|Mütter]] ({{HeS|אמוה}}, Singular: אֵם, 'em) sind die [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Buchstaben]] [[Aleph]] (א), [[Mem]] (מ) und [[Shin]] (ש), die auch für [[Seele]], [[Leib]] und [[Geist]] stehen. ''Shin'' entspricht dem [[Feuer]]element und deutet hin auf die Entwicklung des [[Alter Saturn|alten Saturn]]. ''Aleph'' korrespondiert mit dem [[Luft]]element und weist auf die [[Alte Sonne|alte Sonnenzeit]]. ''Mem'' gehört zum [[Wasser]]element und zur [[Alter Mond|alten Mondenentwicklung]]. In einem [[Wikipedia:Palästina|palästinensischen]] [[Wikipedia:Midrasch|Midrasch]] wird auch darauf hingewiesen, dass die drei [[Elemente]] [[Feuer]] ({{HeS|אֵשׁ}}, ''esch''), [[Luft]] ({{HeS|}}, ''[[ruach]]'') und [[Wasser]] ({{HeS|מַיִם}}, ''majim'') bereits ''vor'' der Erschaffung der Welt exisierten; aus dem Wasser entstand dann die [[Finsternis]], aus dem Feuer das [[Licht]] und aus der Luft ({{HeS|רוח}}, [[Ruach]]) die [[Weisheit]]<ref>Epstein, in "Rev. Etudes Juives," xxix. 77 [http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=1&letter=C&search=cabala#12]</ref>.
=== Moderne und Gegenwart ===
Die [[Meiji-Restauration]] 1868 beendete die feudale Herrschaft der [[Tokugawa]]-[[Shōgun]]e und installierte an ihrer Stelle einen modernen Nationalstaat mit dem [[Tennō]] als oberste Instanz. Shintō wurde als nationaler Kult definiert und als ideologisches Instrument zur Wiederbelebung der Macht des Tennō eingesetzt. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Gesetz zur „Trennung von ''kami'' und Buddhas“ ''([[Shinbutsu Bunri]])'' erlassen, das die gemeinsame Verehrung von buddhistischen und shintōistischen Heiligtümern verbot. Im Gegensatz zu den meist lokal begrenzten Schreintraditionen wurden Shintō-Schreine nun landesweit zu Verehrungsstätten des Tennōs umgedeutet und jeder Japaner, ungeachtet seiner religiösen Überzeugung, war angehalten, dem Tennō in Form von Schreinbesuchen seine Reverenz zu erweisen. Aus Rücksicht auf die unter westlichem Einfluss verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit wurde dieser Schreinkult aber nicht als religiöser Akt, sondern als [[Patriotismus|patriotische]] Pflicht definiert. Diese Form der Verehrung wurde in der Zwischenkriegszeit als „[[Schrein-Shintō]]''(jinja shintō),'' in der Nachkriegszeit dagegen zumeist als „[[Staats-Shintō]]''(kokka shintō)'' bezeichnet. Daneben gab es aber auch die Kategorie „[[Sekten-Shintō]]''(shuha shintō),'' in der verschiedene [[Neue Religiöse Bewegung|neureligiöse]] Bewegungen, die im Zuge der Modernisierung entstanden waren und sich selbst als shintōistisch definierten ([[Tenri-kyō]], [[Ōmoto-kyō]] u.&nbsp;a.),<ref>Insgesamt wurden vor 1945 dreizehn neureligiöse Sekten offiziell als Sekten-Shintō bezeichnet.</ref> zusammengefasst wurden.


Die 7 Doppelten heißen so, weil sie zweifach, nämlich hart oder weich, gesprochen werden können.
Im aufkeimenden Militarismus der [[Shōwa-Zeit]] wurde Shintō dann weiter für nationalistische und kolonialistische Zwecke instrumentalisiert. Auch in den besetzten Gebieten Chinas und Koreas wurden Schreine errichtet, in denen die lokale Bevölkerung dem Tennō ihre Reverenz erweisen sollte. Nach der Niederlage Japans im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] 1945 kam es zu einem offiziellen Verbot des Shintō als Staatsreligion, im Jahre 1946 verzichtete der Tennō auf jeden Anspruch auf Göttlichkeit. Einzelne Institutionen, denen eine politische Nähe zum Staats-Shintō nachgesagt wird, etwa der [[Yasukuni-Schrein]] in Tokyo, existieren jedoch heute noch.
[[Sieben]] ist die [[Zahl]] der [[Zeit]] und damit zugleich auch die Zahl der [[Ätherwelt|ätherischen Welt]], denn die Realität der Zeit ist in der Ätherwelt begründet. Sieben ist zugleich die [[Zahl der Vollendung]], denn alle Entwicklung im Kleinen und im Großen vollzieht und vollendet sich durch sieben Stufen. Unser ganzes Weltsystem entwickelt sich durch sieben planetarische [[Weltentwicklungsstufen]]. Sieben [[Kulturepochen]] durchschreitet die Menschheit in der nachatlantischen Zeit, und der Mensch entwickelt sich in seinem Erdenleben in [[Siebenjahresperioden]]. Sieben [[Farben]] umfasst der Regenbogen und die Tonleiter hat sieben Töne {{Lit|GA 101, S 179}}. Darum ist auch das [[Septagramm]] das Symbol des [[Mystisches Lamm|mystischen Lamms]], des [[Christus]]. Alle Entwicklung vollzieht sich aber im Widerstreit der Gegensätze und darum nennt das ''Sefer Jetzira'' auch 7 Gegensatzpaare (siehe unten).


[[12]] ist die Zahl des [[Raum]]es. Die [[Zwölf]] wirkt überall dort, wo "die Zeit herausfließt in den Raum" (Lit.: GA 113, S 172). Die Zwölfzahl gibt ein Schema für die geistigen Kräfte, die gleichzeitig nebeneinander im Raum wirken. Oberster Repräsentant der kosmischen Zwölfzahl ist der Tierkreis mit seinen zwölf Tierkreiszeichen, hinter denen die erhabenen Tierkreiswesenheiten stehen. Auf sie wird hingewiesen durch die 12 Einfachen:
== Ethik ==
Shintō weist in seiner gesamten Geschichte nur wenige klar umrissene Konzepte religiöser [[Ethik]] auf. Es gibt keine schriftlich fixierten Gebote, die für alle Gläubigen oder gar alle Menschen jederzeit gültig gewesen wären. So ist die Ausrichtung auf den Tennō als oberster Autorität selbst im sog. [[Schrein-Shintō]] nicht unumstritten, während die Richtungen des sog. [[Sekten-Shintō]] meist eigene Gründerfiguren als oberste religiöse Instanz verehren. Auch ist ein Unterschied zu buddhistischer, konfuzianischer oder bloß säkularer Ethik oft nicht auszumachen. Einige generelle Tendenzen werden jedoch allgemein der ethischen Praxis aller Richtungen zugerechnet:
* Befürwortet wird eine Lebensführung in Übereinstimmung mit den [[Kami]], die sich in Verehrung und Dankbarkeit ihnen gegenüber, sowie allen voran in Streben nach Harmonie mit ihrem Willen äußern kann (insbesondere durch gewissenhafte Ausführung der Shintō-Rituale). Insbesondere im Schrein-Shintō gehört dazu auch eine Rücksichtnahme auf die natürliche sowie die eigene soziale Umwelt und Ordnung. In dieser Betonung einer auf gegenseitiger Hilfe beruhenden Harmonie, die auch auf die Welt als Ganzes ausgedehnt werden kann, lässt sich ein Bekenntnis zu menschlicher Solidarität finden, wie es auch den universalistischen Weltreligionen zu eigen ist.
* Die Kami sind zwar wesentlich „perfekter“ als Menschen, aber nicht perfekt in einem absoluten Sinne, wie etwa im [[Monotheismus]]. Kami begehen Fehler und sogar Sünden.<ref>Shinto Online Network Association:  {{Webarchiv|text=Jinja Shinto: Sins and the Concept of Shinto Ethics |url=http://www.jinja.or.jp/english/s-4h.html |wayback=20070107223224 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }} - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref> Dem entspricht, dass es im Shintō keine moralischen Absoluta gibt. Der Wert oder Unwert einer Handlung ergibt sich aus der Gesamtheit ihres Kontextes heraus; schlechte Handlungen sind allgemein lediglich jene, welche die gegebene Harmonie beschädigen oder gar zerstören.<ref>BBC:  {{Webarchiv|text=BBC - Religion & Ethics - Shinto Ethics |url=http://www.bbc.co.uk/religion/religions/shinto/features/ethics/ |wayback=20050411001517 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }} - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref>
* Reinheit ist ein erstrebenswerter Zustand. Dementsprechend sind Beschmutzungen (''kegare'' {{lang|ja|穢}}<ref>[http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/bts/bts_k.html#kegare Basic Terms of Shinto: Kegare] - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006</ref>) sowohl physischer als auch spiritueller Natur zu vermeiden und regelmäßige Reinigungsrituale (''[[harai]]'' {{lang|ja|祓}}<ref>Traditionelle Aussprache: ''harae'', s. [http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/bts/bts_h.html#harae Basic Terms of Shinto: Harae] - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006</ref>) abzuhalten. Reinigungsrituale stehen daher auch immer am Beginn aller anderen religiösen Zeremonien des Shintō. In der geschichtlichen Entwicklung des Shintō hat dies zu einer generellen [[Tabu]]isierung des Todes und aller damit zusammenhängender Phänomene geführt. Daher obliegen auch Begräbniszeremonien in Japan meist eher buddhistischen Institutionen und Geistlichen. Darüber hinaus kommt es mitunter auch zur Ablehnung von [[Organspende]]n oder der postumen Freigabe der toten Körper von Angehörigen z.&nbsp;B. zur [[Obduktion]], um die spirituelle Verbindung des Toten zu den Trauernden nicht zu stören und den Körper nicht zu verletzen.<ref>BBC:  {{Webarchiv|text=BBC - Religion & Ethics - Organ Donation |url=http://www.bbc.co.uk/religion/religions/features/organ_donation/shinto.shtml |wayback=20050902045358 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }} - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref><ref> {{Webarchiv|text=California Transplant Donor Network - Resources - Clergy |url=http://www.ctdn.org/resources_clergy.php |wayback=20060621044617 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }} - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref> Gegen letztgenannte Tendenzen werden in den letzten Jahren aber auch Stimmen hoher Geistlicher laut.<ref>Yukitaka Yamamoto, Oberpriester des Tsubaki-O-Kami-Yashiro:  {{Webarchiv|text=Aufsatz zur 2.000-Jahr-Feier des Schreins im Jahr 1997 |url=http://www.csuchico.edu/~georgew/tsa/nl/door_to_2001_has_opened.html |wayback=20060925153012 |archiv-bot=2018-03-25 21:08:37 InternetArchiveBot }} - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006</ref>


{| class="prettytable"
== Religiöse Praxis ==
|-
[[Datei:shinto heirat.jpg|mini|Eheschließung im Meiji-Schrein, Tōkyō 2002]]
! Gruppe
[[Datei:Shintō prayer.jpg|mini|Mann, der vor einem japanischen Shintō-Schrein betet]]
! Buchstaben
! Zuordnung
|-
| 3 [[Mütter (Kabbala)|Mütter]]
| <big>&#1513;&nbsp;&nbsp;&#1502;&nbsp;&nbsp;&#1488;</big><br />
Aleph, Mem, Schin
| Luft ([[Seele]]) – Wasser ([[Materie]], [[Leib]]) – Feuer ([[Geist]])<br/>
[[Dreigliederung des menschlichen Organismus]]: [[Kopf]] (ש) - [[Brust]] (א) - [[Bauch]] (מ)<br/>
Die drei [[Seelenkräfte]] [[Denken]] (ש), [[Fühlen]] (א) und [[Wollen]] (מ)<br/>
Von den drei [[Säulen der Manifestation]] wird der rechten, weißen Säule [[Jachin]] das [[Shin]] zugeordnet, der mittleren [[Säule der Milde]] das [[Aleph]] und der linken, schwarzen Säule [[Boas]] das [[Mem]].<br/>
Von den [[Weltentwicklungsstufen]] enspricht ''Shin'' dem [[Alter Saturn|alten Saturn]], ''Aleph'' der [[Alte Sonne|alten Sonne]] und ''Mem'' dem [[Alter Mond|alten Mond]].
|-
| 7 Doppelte<ref>Doppelt heißen sie, weil sie [[Wikipedia:Aspiration (Phonetik)|aspiriert]] oder unbehaucht ausgesprochen werden können, z.B. ב (Beth) als B oder behaucht als W.</ref>
| <big>&#1514;&nbsp;&nbsp;&#1512;&nbsp;&nbsp;&#1508;&nbsp;&nbsp;&#1499;&nbsp;&nbsp;&#1491;&nbsp;&nbsp;&#1490; &nbsp;&nbsp;&#1489;</big><br />
Beth, Gimel, Daleth, Kaph, Peh, Resch, Thaw
| 7 Planeten von [[Saturn]] bis [[Mond]] <ref name="doppelte">Verschiedene Textausgaben geben dazu unterschiedliche Zuordnungen. Alle frühen Ausgaben, die Kurzfassung (ausgenommen das erste Manuskript, das keine explizite Zuordnung erwähnt), die Langfassung und auch die Saadia-Ausgabe geben übereinstimmend die [[geozentrisch]]e [[okkulte Reihenfolge der Planeten]]: [[Saturn]] ({{HeS|שַׁבְּתַאי}}, ''Shabatai''), [[Jupiter]] ({{HeS|צֶדֶק}}, ''Tsedeq''), [[Mars]] ({{HeS|מַאְדִּים}}, ''Meadim''), [[Sonne]] ({{HeS|חמה}}, ''Chamah''; auch ''Zorn''; abgeleitet von: חַם, ''heiß''), [[Venus]] ({{HeS|נֹגַהּ}}, ''Nogah''), [[Merkur]] ({{HeS|כוכב}}, ''Kawkab''; auch ''Gestirn''), [[Mond]] ({{HeS|לבֿנה}}, ''Lavanah''). Die Gra-Version gibt, wie der [[Sohar]], die davon abweichende Reihung: ''Mond, Mars, Sonne, Venus, Merkur, Saturn, Jupiter''. Die Fassung des [[Golden Dawn]] reiht: ''Merkur, Mond, Venus, Jupiter, Mars, Sonne, Saturn.''</ref>, 7 Wochentage, 7 Pforten der Sinne am menschlichen Haupt: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund.
|-
| 12 Einfache
|  <big>&#1511;&nbsp;&nbsp;&#1510;&nbsp;&nbsp;&#1506;&nbsp;&nbsp;&#1505;&nbsp;&nbsp;&#1504;&nbsp;&nbsp;&#1500;&nbsp;&nbsp;&#1497;&nbsp;&nbsp;&#1496;&nbsp;&nbsp;&#1495;&nbsp;&nbsp;&#1494; &nbsp;&nbsp;&#1493;&nbsp;&nbsp;&#1492;</big><br />
Heh, Waw, Sajin, Cheth, Tet, Jod, Lamed, Nun, Samech, Ajin, Zade, Qoph
| 12 [[Tierkreis]]zeichen von [[Widder (Sternbild)|Widder]] ({{HeS|טָלֶה}}, Taleh, ''Lamm'') bis [[Fische (Sternbild)|Fische]] ({{HeS|דגים}}, Daghim), 12 Monate, 12 Organe des menschlichen Körpers.<ref name="einfache">Bezüglich der Zuordnung zu den Sternbildern stimmen die meisten Ausgaben überein - im Gegensatz zur Zuordnung der Planeten.</ref>
|}


{{Zitat|Ein Beweis dafür und wahre Zeugen sind: Welt, Jahr und Körper. Zwölf sind unten, sieben auf diesen und drei auf diesen sieben. Auf den dreien gründete er seine Wohnung und alles geht von Eins aus. Dies ist ein Zeichen dafür, dass er einer ist und nicht einen zweiten (neben sich) hat. Er ist der einzige König in der Welt, er ist einzig und sein Name ist einzig.|Sefer Jetzira 6,1}}  
Im modernen Alltagsleben der Japaner spielen sowohl Shintō als auch [[Buddhismus]] eine gewisse Rolle, wobei die Mehrzahl keinen Widerspruch darin sieht, sich zu beiden Religionen zu bekennen. Allgemein tendiert man dazu, shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge), buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits) heranzuziehen. In neuester Zeit kommt noch eine Art säkulares [[Christentum]] dazu, wenn etwa junge Japaner eine ''White Wedding'' ({{lang|ja|ホワイトウエディング}}, ''howaito uedingu''), eine weiße Hochzeit im amerikanischen Stil feiern.


=== Gegensatz und Ausgleich ===
Regelmäßige Zusammenkünfte der gesamten religiösen Gemeinde entsprechend den christlichen [[Heilige Messe|Messen]] sind dem Shintō (ebenso wie dem japanischen Buddhismus) fremd. Üblicherweise werden Schreine individuell aufgesucht. Die Gottheiten werden dabei mit einigen einfachen, rituellen Gesten des Respekts (Verbeugen, Händeklatschen, Spenden kleiner Geldsummen) verehrt, eine Betreuung durch einen Priester findet nur auf besonderen Wunsch statt.
==== Die 7 Gegensatzpaare aus den 7 Doppelten ====
Ein wichtiges Grundprinzip der kabbalistischen Weltsicht ist, dass alle Entwicklung durch den Kampf einander widerstrebender Kräfte vorangetrieben wird. Gegensatzpaare spielen dabei eine wichtige Rolle und entsprechend den 7 doppelten Lauten gibt es sieben solcher Gegensatzpaare. Zunächst nennt das ''Sefer Jetzira'' die positive Seite:


{{Zitat|Sieben doppelte: Beth, Gimmel, Daleth, Kaph, Peh,  Resh, Tav. <br>
Besondere Rituale, die von Priestern durchgeführt werden, haben zumeist mit Reinheit und Schutz vor Gefahren zu tun. Shintō-Priester werden in Japan z.&nbsp;B. immer gerufen, bevor ein neues Gebäude errichtet wird, um den Boden zu weihen. Beliebt sind auch Weiheriten für Autos analog den westlichen [[Schiffstaufe]]n. Rund um das [[Shichi-go-san]]-Fest am 15. November lassen viele Japaner in den Schreinen Reinigungszeremonien ''(harai)'' für ihre Kinder abhalten.
Ihr Fundament ist: <br>
Leben, <br>Friede, <br>Weisheit, <br>Reichtum, <br>Aussaat (Fruchtbarkeit), <br>Schönheit <br>und Herrschaft.|Sefer Jetzira 4,1}}


Und ihre Gegensätze:
Höhepunkt des religiösen Lebens der Shintō-Schreine sind periodisch veranstaltete [[Matsuri]], Volksfeste, die lokalen Traditionen folgen und daher von Region zu Region, ja von Dorf zu Dorf ganz unterschiedlich sein können. Viele Matsuri haben mit dem agrarischen Jahreszyklus zu tun und markieren wichtige Ereignisse wie Saat und Ernte (Fruchtbarkeitskulte), in anderen Matsuri zeigen sich Elemente der Dämonenbeschwörung und -abwehr. Viele Matsuri sind auch mit lokalen Mythen und Legenden verbunden. Ein typisches Element sind Schreinumzüge. Das Hauptheiligtum ''([[shintai]])'' des betreffenden Schreins wird dabei in einen tragbaren Schrein umgeladen, den sogenannten [[Mikoshi]], der dann in einem lauten und fröhlichen Festumzug durch das Dorf/Stadtviertel getragen oder gezogen wird. [[Feuerwerk]]e ({{lang|ja|花火}}, ''hanabi''), [[Taiko]]-Trommeln und natürlich [[Sake]] begleiten zumeist diese Umzüge. Oft sind Matsuri auch mit quasi-sportlichen Wettkämpfen verbunden. Der moderne [[Sumō]]-Sport dürfte beispielsweise seinen Ursprung in derartigen Festen haben.


{{Zitat|Sieben doppelte: Beth, Gimmel, Daleth, Kaph,  Peh,  Resh, Tav, je nach Aussprache und Vertauschung. <br>Der Gegensatz des Lebens ist der Tod, <br>der Gegensatz des Friedens ist der Krieg, <br>der Gegensatz der Weisheit ist die Torheit, <br>der Gegensatz des Reichtums ist die Armut, <br>der Gegensatz der Aussaat (Fruchtbarkeit) ist die Ödnis, <br>der Gegensatz der Schönheit ist die Häßlichkeit, <br>der Gegensatz der Herrschaft ist die Knechtschaft.|Sefer Jetzira 4,3}}
In der heutigen Praxis spielt der [[Tennō]]-Kult nur noch in wenigen Schreinen eine zentrale Rolle. Diese Schreine werden im Allgemeinen als ''jingū'' ({{lang|ja|神宮}}) (im Gegensatz zu ''jinja'' ({{lang|ja|神社}})) bezeichnet, der wichtigste ist der [[Ise-Schrein]]. Obwohl das „Gesetz zur Trennung von Buddhas und Shintō-Göttern“ einschneidende Veränderungen mit sich brachte, sind die Spuren der einstmaligen shintō-buddhistischen Vermischung noch heute in vielen religiösen Institutionen zu bemerken. Es ist nichts Ungewöhnliches, auf dem Gelände eines buddhistischen Tempels einen kleinen Shintō-Schrein zu finden oder einen Baum, der mit einem [[Shimenawa]] als Wohnort eines ''kami'' markiert ist. Umgekehrt haben viele Shintō-Gottheiten indisch-buddhistische Wurzeln.


==== Der Ausgleich der Gegensätze in der Dreiheit der Mütter ====
== Wichtige Gottheiten und Schreine ==
Mit dem Prinzip der drei Mütter wird der lebendige Ausgleich der Gegensätze gesucht. Im ''Sefer Jetzira'' wird dafür das Bild der Waage gebraucht. [[Shin]] (ש) und [[Mem]] (מ) sind Gegensätze, zwischen denen [[Aleph]] (א) den Ausgleich schafft:
[[Datei:Izumo-taisha14bs4592.jpg|mini|Izumo-Großschrein]]


{{Zitat|Drei Mütter: Aleph, Mem, Shin. Ihr Fundament: Schale der Unschuld, Schale der Schuld und das Zünglein ausgleichend zwischen beiden.|Sefer Jetzira 3,1}}
Die meisten Shintō-Schreine sind heute der Gottheit [[Hachiman]] geweiht, geschätzt etwa 40.000 landesweit. Hachiman war der erste einheimische Gott, der vom Buddhismus gefördert wurde, erhielt aber auch als Ahnengottheit mehrerer [[Shōgun]]-Dynastien einflussreiche Unterstützung durch den Kriegeradel (die [[Samurai]]). Auch die Gottheit [[Inari (Kami)|Inari]], eine Reisgottheit, deren Schreine meist von Füchsen ''([[kitsune]])'' bewacht werden, bringt es auf eine ähnliche Anzahl von meist sehr kleinen Schreinen. Die dritthäufigste Kategorie sind Tenjin-Schreine, in denen der Heian-zeitliche Gelehrte [[Sugawara no Michizane]] als Gott der Bildung verehrt wird. Auch [[Amaterasu]], die wichtigste Ahnengottheit des Tennō, besitzt außerhalb ihres Hauptheiligtums von [[Ise-Schrein|Ise]] ein verhältnismäßig großes Netzwerk von Zweigschreinen, alle anderen in den alten Mythen erwähnten Gottheiten sind hingegen in wesentlich weniger Schreinen vertreten. Andererseits sind zahlreiche Schreine ursprünglich buddhistischen Gottheiten geweiht, allen voran die Schreine der [[Sieben Glücksgötter]]. Die prächtigste Schreinanlage aus der Edo-Zeit, der [[Nikkō Tōshō-gū|Tōshōgū]] in [[Nikkō]], ist ein Mausoleum des ersten Tokugawa-Shōguns [[Tokugawa Ieyasu]].


In §36<ref>nach ''Ms. Vatikan 299''</ref> wird noch darauf hingewiesen, dass das verstummende, schweigende [[Mem]], aus dem Erde, Kälte und Bauch gebildet werden, die Schale der Unschuld bedeutet. Das zischende [[Shin]] hingegen, aus dem Himmel, Hitze und Kopf entstehen, ist die Schale der Schuld. [[Aleph]], aus dem Wind, Luft, Feuchtigkeit und die Brust hervorgehen, ist das ausgleichende Zünglein ({{HeS|לָשׁוֹן}}, ''laschon'', bedeutet auch: ''Sprache''!).
Der [[Ise-Schrein]] in der Stadt [[Ise (Mie)|Ise]] gilt im Schrein-Shintō als das höchste Heiligtum Japans. Ein weiterer bedeutsamer und alter Schrein ist der [[Izumo-Schrein|Izumo-Großschrein]]. Der populärste Schrein in Tōkyō ist der [[Meiji-Schrein]], der Kaiser [[Meiji]] und seine Gattin birgt.


Das erinnert von Ferne an das Bild des [[Menschheitsrepräsentant]]en zwischen [[Luzifer]] und [[Ahriman]].
Ein umstrittenes Politikum ist der [[Yasukuni-Schrein]] in [[Tōkyō]], in dem alle Gefallenen von japanischen Kriegen seit zirka 1860 verehrt werden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg zum Tode verurteilte Kriegsverbrecher wie etwa [[Tōjō Hideki]] wurden in den Yasukuni-Schrein als Kami aufgenommen. Das wichtigste Schreinfest des Yasukuni-Schreins findet jedes Jahr am 15. August statt, dem Jahrestag des [[Kapitulation Japans|Kriegsendes in Ostasien]], und wird zu diesem Anlass bisweilen von führenden Politikern besucht. Diese indirekte Negierung der Kriegsschuld Japans ruft regelmäßig Proteste innerhalb Japans, vor allem aber in China und Korea hervor.


=== 231 Pforten - Roulette der Buchstaben ===
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Shintō}}
* {{WikipediaDE|Staats-Shintō}}
* {{WikipediaDE|Schrein-Shintō}}
* {{WikipediaDE|Sekten-Shintō}}
* {{WikipediaDE|Yoshida-Shintō}}
* {{WikipediaDE|Religion in Japan}}
* {{WikipediaDE|Japanische Götter}}
* {{WikipediaDE|Japanische Mythologie}}
* {{WikipediaDE|Schamanismus in Korea|Sindo (koreanisch: 신도 oder 神道)}}


Aus dem Wort wurde die Schöpfung hervorgebracht und in Worten lässt sie sich beschreiben. Die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets geben zunächst die Grundformen, aus denen die Schöpfung gemeisselt ist. Kombiniert man systematisch diese Buchstaben paarweise, so kommt man zu sprachlichen Grundwurzeln, die weitere Bereiche der Schöpfung in imaginativen Bildern beschreiben können. Aus 22 Buchstaben ergeben sich 231 paarweise Kombinationen, die 231 Pforten genannt, wenn dabei die Reihenfolge keine Rolle spielt.
== Literatur ==
* {{Literatur
  |Autor=Klaus Antoni
  |Titel=Shintō und die Konzeption des japanischen Nationalwesens (kokutai): Der religiöse Traditionalismus in Neuzeit und Moderne Japans
  |Sammelwerk=Handbuch der Orientalistik. Fünfte Abteilung, Japan|Band=8
  |Verlag=Brill
  |Ort=Leiden / Boston / Köln
  |Datum=1998}}
* {{Literatur
  |Autor=Ernst Lokowandt
  |Titel=Shintō. Eine Einführung
  |Verlag=Iudicium
  |Ort=München
  |Datum=2001
  |ISBN=3-89129-727-0}}
* {{Literatur
  |Autor=Nelly Naumann
  |Titel=Die einheimische Religion Japans
  |Band=2 Bände, 1988–1994
  |Verlag=Brill
  |Ort=Leiden
  |Datum=}}
* {{Literatur
  |Autor=Bernhard Scheid
  |Hrsg=Inken Prohl, John Nelson
  |Titel=Shintō Shrines: Traditions and Transformations
  |Sammelwerk=Handbook of Contemporary Japanese Religions
  |Verlag=Brill
  |Ort=Leiden
  |Datum=2012
  |Seiten=75–105}}


{{Zitat|Zweiundzwanzig Grundbuchstaben sind in der Art einer Mauer im Kreis gebettet, an zweihunderteinunddreissig Pforten. Es dreht sich der Kreis vorwärts und dies bedeutet Glück oder rückwärts und dies bedeutet Unglück. Wie verband, wog und versetzte Er sie? א Aleph mit allen und alle mit א Aleph, ב Beth mit allen und alle mit ב Beth, ג Gimmel mit allen und alle mit ג Gimmel und sie alle wenden sich rückwärts<ref>d.h. sie kehren im geschlossenen Kreis in sich selbst zurück.</ref>. So ergibt es sich, dass sie durch zweihunderteinunddreissig Pforten hinausgehen und so findet es sich, dass die ganze Schöpfung und die ganze Sprache aus einem Namen hervorgeht.|Sefer Jetzira 2,4}}
== Weblinks ==
 
{{Commonscat|Shintō|Shintō}}
Die 231 Pforten:
* Bernhard Scheid: [http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Index ''Religion in Japan,'' ein Web-Handbuch] mit zahlreichen Shintō-relevanten Beiträgen.
<center><poem><strong>
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/ ''Encyclopedia of Shinto''] (englisch) Online-Lexikon, herausgegeben von der Shintō-Universität [Kokugaku-in.
אב אג אד אה או אז אח אט אי אכ אל אם אן אס אע אף אץ אק אר אש את
* Mark Schumacher: [http://www.onmarkproductions.com/html/shinto.shtml Photo Dictionary of Japanese Shintoism, Guide to Shinto Deities (Kami), Shrines, and Religious Concepts] (englisch)
בג בד בה בו בז בח בט בי בכ בל בם בן בס בע בף בץ בק בר בש בת
* [http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/glossary/index2.html Glossary of Shinto Names and Terms] – Kokugakuin University
גד גה גו גז גח גט גי גכ גל גם גן גס גע גף גץ גק גר גש גת
דה דו דז דח דט די דכ דל דם דן דס דע דף דץ דק דר דש דת
הו הז הח הט הי הכ הל הם הן הס הע הף הץ הק הר הש הת
וז וח וט וי וכ ול ום ון וס וע וף וץ וק ור וש ות
זח זט זי זכ זל זם זן זס זע זף זץ זק זר זש זת
חט חי חכ חל חם חן חס חע חף חץ חק חר חש חת
טי טכ טל טם טן טס טע טף טץ טק טר טש טת
יכ יל ים ין יס יע יף יץ יק יר יש ית
כל כם כן כס כע כף כץ כק כר כש כת
לם לן לס לע לף לץ לק לר לש לת
מן מס מע מף מץ מק מר מש מת
נס נע נף נץ נק נר נש נת
סע סף סץ סק סר סש סת
עף עץ עק ער עש עת
פץ פק פר פש פת
צק צר צש צת
קר קש קת
רש רת
שת
</strong></poem></center>
 
 
Alle zusammen, alle Worte der [[Wikipedia:Tora|Tora]] überhaupt, bilden den vollständigen Namen Gottes, aus dem die ganze Schöpfung hervorgegangen ist - das ist eine der Grundüberzeugungen der Kabbalisten. Das System erinnert, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen gegenüber der kabbalistischen Kombinatorik, an die um [[Wikipedia:1305|1305]] vollendete [[Ars magna|Ars magna]] des [[Ramon Llull|Ramon Llull]] (Raimundus Lullus) zur Kombination von [[Begriff]]en. Dazu sagt [[Rudolf Steiner]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und von diesem Gesichtspunkte aus ist die sogenannte «Ars magna» des Raimundus Lullus zu beurteilen. Er sagte
sich: Wenn der Mensch spricht, so ist im Sprechen eigentlich auch ein
Mikrokosmos gegeben. Dasjenige, was der Mensch spricht, ist eigentlich der ganze Mensch, konzentriert auf die Sprachorgane. Aber das
Geheimnis jedes Wortes liegt im ganzen Menschen, und wiederum,
weil es im ganzen Menschen liegt, liegt es eigentlich in der Welt.
Und so kam er darauf, daß man eigentlich das Geheimnis der
Sprache erst im Menschen suchen müsse, indem man tief untertaucht von den bloßen Sprachorganen zu der Gesamtorganisation
des Menschen, und dann im Kosmos, indem man wiederum die
Gesamtorganisation des Menschen aus dem Kosmos heraus begreift.
Zum Beispiel, sagen wir, jemand wolle den Laut A in seiner wirklichen Bedeutung begreifen. Da handelt es sich darum, daß der
Mensch darauf kommt, daß der Laut A, der im geformten Aushauch
zum Vorschein kommt, auf einer gewissen inneren Attitüde des
Ätherleibes beruht, auf einer Attitüde des Ätherleibes, die Sie heute
kennenlernen können. Durch die Eurythmie sehen wir, auf welcher
Attitüde des Ätherleibes der Laut A beruht, denn diese Attitüde
wird auf den physischen Leib übertragen und gilt dann als die
eurythmische Geste für den A-Laut.
 
Ganz klar wurde das dem Raimundus Lullus nicht, sondern alles
blieb bei ihm Ahnung. Aber seine Ahnung kam so weit, daß er nun
die innere Attitüde, die innere Geste des Menschen gewissermaßen
hinausverfolgte in den Kosmos, zum Beispiel daß er sagte: Richtest
du die Blickrichtung nach dem Löwen, nach dem Sternbilde des
Löwen, und richtest du die Blickrichtung nach der Waage, dann gibt
dir der Zusammenhang der beiden Blickrichtungen das A. Richtest
du den Blick nach dem Saturn, so hält der Saturn deine Blickrichtung auf. Und wenn der Saturn zum Beispiel vor dem Widder steht,
so mußt du mit dem Saturn dich um den Widder herumdrehen. Das
gibt dir aus dem Kosmos heraus die Empfindung des O.
[[Datei:GA233a 037.gif|center|400px|]]
Und aus solchen Ahnungen heraus fand Raimundus Lullus
gewisse Figuren, an deren Ecken und Seiten er die Buchstaben
schrieb. Und nun war er sich klar darüber: Wenn man aus seinen
Empfindungen heraus Linien zieht in den Figuren, durch Diagonalen oder dergleichen meinetwegen in einem Fünfeck a b c d e
irgendwie verbindet - das ist nur schematisch -, dann muß man
darin Lautverbindungen sehen, und diese Lautverbindungen sprechen gewisse Geheimnisse des Weltenalls, des Kosmos aus.
[[Datei:GA233a 038.gif|center|200px|]]
Also Raimundus Lullus suchte eine Art Renaissance der Geheimnisse des Logos, wie sie üblich waren in den alten Mysterien." {{Lit|{{G|233a|36ff}}}}
</div>
 
=== Der [[Raumwürfel]] ===
[[Datei:Kabbala_Raumwuerfel.gif|thumb|300px|Der Raumwürfel der Kabbala]]
Der [[Raumwürfel]] ist ein grundlegendes, gegenüber dem bekannteren [[Sephirothbaum]] aber meist viel weniger beachtetes, aber schon im [[Sefer Jetzira]], dem ältesten überlieferten Werk der Kabbala, eingeführtes Grundkonzept der [[jüdisch]]en [[Kabbala]], das die [[Wikipedia:Würfel (Geometrie)|kubische]] Grundstruktur der [[Schöpfung]] symbolisiert. Wie beim Sephirothbaum werden auch dem Raumwürfel nach und nach die zehn [[Sephiroth]] und die 22 Buchstaben des [[Hebräisches Alphabet|hebräischen Alphabets]] gemäß ihrer Gliederung in 3 Mütter, 7 Doppelte und 12 Einfache zugeordnet.
 
Die Würfelgestalt der Welt darf dabei nicht im physisch-räumlichen Sinn missverstanden werden. Sie ergibt sich vielmehr aus einer systematischen Gliederung der [[Seelenwelt]] in verschiedene Gegensatzpaare, die nach ihrer [[seelisch]]-[[moral]]ischen [[Qualität]] zueinander in Beziehung gesetzt werden. ''Höhe'' und ''Tiefe'' etwa sind hier nicht primär räumlich aufzufassen, sondern eher im Sinn von ''moralisch Erhaben'' oder ''moralisch Niedrig''. Im ''Osten'' geht das geht das [[geist]]ige [[Licht]] auf, im ''Westen'' zieht es sich zurück usw. Die räumliche Struktur, die wir in der [[Sinnliche Welt|sinnlichen Welt]] erleben, ist nur das äußere schattenhafte Abbild dieser seelischen Beziehungen.
 
Der Raumwürfel der Kabbala ist ein Konzept, das die gegenwärtige [[Schöpfung]] in ihrem Sein und Werden beschreibt. In der [[Apokalypse des Johannes]] wird auf die künftige [[Planet|planetarische]] Verkörperung unserer [[Erde (Planet)|Erde]] hingewiesen, auf den [[Neuer Jupiter|neuen Jupiter]], der aber hier als das [[Neues Jerusalem|Neue Jerusalem]] bezeichnet und als vollkommener Würfel beschrieben wird {{Bibel|Offb|21|14|LUT}}.
 
In seinen Vorträgen über [[Apokalypse und Priesterwirken]] hat Rudolf Steiner sehr ausgeführlich geschildert, wie der Aufbau des Neuen Jerusalem - und damit die Umwandlung der alten Schöpfung in die neue - eigentlich im Menschen stattfindet. Bis zum [[Mysterium von Golgatha]] bzw. bis zur Zerstörung des alten Jerusalems überwog der Aufbau von unten aus den Naturkräften, seitdem ist der Aufbau von oben aus den geistigen Kräften wichtiger und das ist der Aufbau des geistigen neuen Jerusalems. Steiner schildert dabei, wie die mit der Nahrung aufgenommenen irdischen Stoffe tatsächlich nur die Organe des [[Nerven-Sinnes-System]]s aufbauen, nicht aber den [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System|Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen]]. Das ist auch an der Umwandlung des [[Gehirn]]s abzulesen, durch die das Vorderhirn immer ähnlicher einem Verdauungsorgan wird. {{Lit|{{G|346|132ff}}}}
 
In einem überlieferten Gespräch mit [[Johanna Gräfin Keyserlingk]] zeigt Steiner auch die Verbindung zur [[Gralsburg]] auf: Die Gralsburg existiere wirklich in der ätherischen Welt. Das neue Jerusalem sei das Urbild, wie es in Zukunft
sein werde.<ref>''Koberwitz 1924'', herausgegeben v. Adalbert Graf Keyserlingk Stuttgart 1974, S 82</ref>
 
Für eine ausführlichere Darstellung siehe auch: [[Raumwürfel]].
 
=== Der Drache ===
 
{{Zitat|Der Drache in der Welt ist wie ein König auf seinem Thron. Der Sternbilderkreis im Jahr ist wie ein König im Reich. Das Herz im Menschen ist wie ein König im Krieg.|Sefer Jetzira 6,6}}
[[Bild:Serpiente alquimica.jpg|thumb|250px|Ouroboros aus einem [[alchemist]]ischen Manuskript]]
Der [[Drache]] ({{HeS|תלי}}, Teli, ''geringelt''?) der Welt ist nach dem ''Sefer Jetzira'' der oberste Regent, der [[Tierkreis]] und das [[Herz]] sind ihm untergeordnet. Die Herkunft und Bedeutung des Wortes ''Teli'' ist aber unsicher. Im [[Wikipedia:Tanach|Tanach]] kommt es nur einmal vor in {{B|Gen|27|3}} und bezeichnet dort ein nicht näher beschriebenes Werkzeug zur Jagd. In den mittelalterlichen Kommentaren zum ''Sefer Jetzira'' wird ''Teli'' dann als ''Schlange'' oder ''Drache'' aufgefasst. So schreibt [[Schabbtai Donnolo|Schabbtai Donnolo]]:
 
<div style="margin-left:20px">
"Und wer ist der ''teli''? Als Gott das Himmelsgewölbe über uns, das in sieben Himmel eingeteilt ist, erschuf, erschuf er den ''teli'' aus Wasser und aus Feuer in Gestalt eines großen ''tannin'' ({{HeS|תנינ}}, Meeresungeheuer) {{Bibel|Gen|1|21}}, wie eine große gewundene Schlange und machte ihm Kopf und Schwanz und streckte ihn im vierten<ref>möglicherweise ein Hinweis auf [[Atziluth]], die oberste der [[Vier Welten]], die dem [[Devachan]] entspricht.</ref> Himmel [...] aus. Und alle Planeten und Leuchten und Sternbilder sind an ihm befestigt. Und er ist (zum) König über alle ernannt, sie zu leiten, sei es im Guten, sei es im Schlechten." {{Lit|zit. nach Herrmann, S 272}}
</div>


Der Drache umlagert demnach die sichtbare Welt dort, wo der [[Kristallhimmel]] zu finden ist, wo die endliche räumliche Welt in die unendliche überräumliche Welt übergeht. Dem Lautbestand nach bedeutet ''Teli'' den ''«Einschlag ([[T]]) des lebendigen ([[L]]) Geistes, des göttlichen Ich ([[J]])»''. Man darf hier wohl auch an das Symbol des [[Ouroboros]] denken, der sich in den Schwanz beißenden Schlange, manchmal auch in Gestalt von ein oder zwei Drachen dargestellt, wobei die eine Hälfte des Tieres meist hell und die andere dunkel gefärbt ist und damit anzeigt, dass sich in ihm die Gegensätze vereinen, etwa [[Gut]] und [[Böse]], [[männlich]] und [[weiblich]] usw. Indem er sich in sich selbst zurückwindet, ist er zugleich ein Symbol für die [[Ewigkeit]].
== Einzelnachweise ==
 
== Bedeutung ==
Das ''Sefer Jetzira'' hat mit der Lehre über die 10 Sephiroth erheblichen Einfluss auf die kabbalistische Tradition im Judentum genommen. Die Sephiroth bilden die Elemente des [[Lebensbaum (Kabbala)|Lebensbaums]] und stellen damit das wohl wirkungsvollste Symbol der Kabbala überhaupt dar. Dafür zeugen auch die späteren Ausführungen zu ihrer Gestalt und ihren Beziehungen zueinander im [[Sohar]] und den sich daran anschließenden Lehr- und Lebenstraditionen.
 
Die Spekulationen über die hebräischen Buchstaben und deren dreigliedrige Struktur haben ebenfalls größte Wirkung im Judentum und darüber hinaus in anderen [[Mystik|mystischen]] Traditionen erzielt. Das bekannteste Beispiel dafür ist der moderne [[Wikipedia:Tarot|Tarot]]. Die Zuordnung der 22 Karten der „Großen Arkana“ wurde von bekannten Tarot-Auslegern bis in Details hinein der Struktur der Buchstaben im Buch Jetzira nachgebildet.
 
== Anmerkungen ==
<references />
<references />


== Kommentierte Textausgaben ==
{{Normdaten|TYP=s|GND=4179634-2}}
Hebräisch und Deutsch:
* [[Wikipedia:Lazarus Goldschmidt|Lazarus Goldschmidt]], ''Sefer Jesirah. Das Buch der Schöpfung'', Frankfurt 1894, Nachdruck Hamburg 2004 ISBN 3-937392-14-9
* Arjeh Kaplan, ''Sefer Jezira - Das Buch der Schöpfung in Theorie und Praxis'', Grevenbroich, 2007, ISBN 978-3-929588-25-5
* Guillaume Postel, Wolf P. Klein (Herausgeber), ''Sefer jezirah.'', Stuttgart, 1994, ISBN 3-7728-1623-1
Deutsch:
* Klaus Herrmann (Herausgeber), ''Sefer Jezira - Buch der Schöpfung.'', Verlag der Weltreligionen, Frankfurt a. M. und Leipzig, 2008, ISBN 978-3-458-70007-4
Hebräisch und Englisch:
* A. Peter Hayman, ''Sefer yeṣira: edition, translation, and text-critical commentary.'', Tübingen, 2004, ISBN 3-16-148381-2
 
== Textausgaben online==
;Hebräisch:
* [http://kabbalah.info/hebkab/yetzirah.htm Hebräisch]
* [http://faculty.biu.ac.il/~barilm/yezifra.html Hebräisch mit hebräischem Kommentar]
* [http://www.hebrewbooks.org/pdfpager.aspx?req=38753 Hebräisch-Englisch]
;Deutsch:
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalajetzirah.htm Deutsch]
;Englisch:
* [http://www.psyche.com/psyche/txt/kaplan_sy_short.html Englische Übersetzung der Kurzfassung] (A. Kaplan)
* [http://www.sacred-texts.com/jud/yetzirah.htm Englisch] (W. Wescott)
* [http://www.scribd.com/doc/3206349/sefer-yetzira Englisch] (Peter Hayman)
* [http://www.psyche.com/psyche/txt/scholem_sy.html Englisch] ([[Wikipedia:Gershom Scholem|Gershom Scholem]])
* [http://www.wbenjamin.org/saadia.html Englisch mit dem Kommentar von Saadja] (Scott J. Thompson & Dominique Marson)
 
== Literatur ==
 
#Karl Erich Grözinger: ''Jüdisches Denken. Theologie - Philosophie - Mystik: Band 2: Von der mittelalterlichen Kabbala zum Hasidismus'', Campus Verlag, Frankfurt/Main 2005
#Rudolf Steiner: ''Mythen und Sagen. Okkulte Zeichen und Symbole'', [[GA 101]] (1992) {{Vorträge|101}}
#Rudolf Steiner: ''Der Orient im Lichte des Okzidents'', [[GA 113]] (1982), ISBN 3-7274-1130-9 {{Vorträge|113}}
#Rudolf Steiner: ''Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen Welt'', [[GA 118]] (1984) {{Vorträge|118}}
#Rudolf Steiner: ''Mysterienstätten des Mittelalters'', [[GA 233a]] (1991) {{Vorträge|233a}}
 
{{GA}}
 
== Weblinks ==
;Deutsch:
* [http://www.rodurago.de/index.php?site=lebensbaum Kabbalistischer Lebensbaum (interaktiv)]
* http://www.hagalil.com/judentum/kabbala/jezirah0.htm
* [http://www.hermetik.ch/ath-ha-nour/site/kabbalaaleph.htm Das hebräische Alephbeth]
;Englisch:
* [http://www.scribd.com/doc/20191942/ISAAC-THE-BLINDS-COMMENTARY-ON-SEFER-YEZIRAH ISAAC THE BLIND'S COMMENTARY ON SEFER YEZIRAH]
* [http://www.rodurago.de/en/index.php?site=lebensbaum Sefirot Jezirah and the Tree Of Life] by E. Rodurago
* [http://www.psyche.com/psyche/cube/cube.html Sefer Yetzirah: Cube of Space]
* [http://www.psyche.com/psyche/yetsira/sy_astro.html Astrological Correspondences in the Sepher Yetsira]
* [http://www.wbenjamin.org/baeck.html Leo Baeck, "Sefer Yetzira"] [trans. Scott J. Thompson Walter Benjamin Research Syndicate]
* [http://www.wbenjamin.org/biblio_yetzirah.html Sefer Yetzirah Bibliography, ed. & trans. Scott J. Thompson] [Walter Benjamin Research Syndicate]
* [http://www.digital-brilliance.com/kab/karr/syie.pdf Notes on Editions of Sefer Yetzirah in English]
== Siehe auch ==
* [[Wikipedia:Dunasch ibn Tamim|Dunasch ibn Tamim]]
* [[Sefer ha-Bahir]]
* [[Sefer ha-Sohar]]


[[Kategorie:Kabbalistisches Werk]]
[[Kategorie:Wikipedia:Lesenswert]]
[[Kategorie:Sefer Jetzira|!]]
[[Kategorie:Religion nach Richtung]]
[[Kategorie:Religiöse Richtung]]
[[Kategorie:Polytheismus]]
[[Kategorie:Naturreligion]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 29. Mai 2018, 12:53 Uhr

Torii am Itsukushima-Schrein, im Hintergrund die Insel Miyajima

Shintō (jap. 神道, im Deutschen meist übersetzt mit „Weg der Götter“) – auch als Shintoismus bezeichnet – ist eine ethnische Religion, die vor allem in Japan verbreitet ist. Shintō und Buddhismus, die beiden in Japan bedeutendsten Religionen, sind aufgrund ihrer langen gemeinsamen Geschichte nicht immer leicht zu unterscheiden. Als wichtigstes Merkmal, das die beiden religiösen Systeme trennt, wird oft die Diesseitsbezogenheit des Shintō angeführt. Darüber hinaus kennt das klassische Shintō keine heiligen Schriften im Sinne eines religiösen Kanons, sondern wird weitgehend mündlich überliefert. Die beiden Schriften Kojiki und Nihonshoki, die von einigen shintoistisch geprägten Neureligionen Japans als heilig angesehen werden, sind eher historisch-mythologische Zeugnisse.[1]

Überblick

Shintō besteht aus einer Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten (kami) richten. Kami sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Man spricht daher auch von Shintō als einer polytheistischen und animistischen oder auch theophanischen Religion.

Die Gebäude oder Verehrungsstätten des Shintō bezeichnet man als Shintō-Schreine. An der Spitze der Schreinhierarchie steht der Ise-Schrein, wo die Sonnengottheit Amaterasu, zugleich die mythische Urahnin des japanischen Kaisers, des Tennō, verehrt wird. Dementsprechend gilt der Tennō auch als Oberhaupt des Shintō. Während diese religiöse Führungsrolle des Tennō heute nur noch nominelle Bedeutung besitzt, erreichte sie in der Ära des Nationalismus vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Dem Tennō wurde damals ein göttlicher Status zugeschrieben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Staats-Shintō.

Historisch betrachtet war der Shintō jahrhundertelang eine uneinheitliche und mit Elementen des Buddhismus und Konfuzianismus verbundene religiöse Tradition, die erst mit Beginn der Meiji-Restauration aufgrund neuer politischer Ideologien von Staats wegen als einheitliche und rein japanische „Urreligion“ gedeutet wurde.[2] Hinsichtlich einer genauen Definition besteht nach wie vor keine Einigkeit. So bemerkt z. B. der japanische Religionshistoriker Ōbayashi Taryō:

„Shintō … [ist] im weitesten Sinne die Urreligion Japans, im engeren Sinne ein aus Urreligion und chinesischen Elementen zu politischen Zwecken ausgebautes System.“[3]

Wichtige Gottheiten des Shinto sind das Urgötterpaar Izanagi und Izanami, die im japanischen Mythos über die Entstehung der Welt eine maßgebliche Rolle spielen. Aus ihnen heraus entstanden die Sonnengöttin Amaterasu, der Sturmgott Susanoo, der Mondgott Tsukuyomi und viele weitere Kami. Die meisten Shintoschreine sind heute jedoch Gottheiten wie Hachiman oder Inari geweiht. Beide Gottheiten kommen nicht in den klassischen Mythen vor und wurden stark vom Buddhismus beeinflusst.

Wortbedeutung

Das Wort shintō entstammt dem Chinesischen, wo es shendao ausgesprochen wird. Shen bedeutet „Geist(er), Gott/Götter“, dao ist der „Weg“.[4]

Im Japanischen wird das Zeichen shin auch jin oder kami gelesen. Kami ist eine alte Bezeichnung für Gottheiten und besitzt etwas andere Nuancen als das chinesische shen. Der Begriff kami kann sich auch auf Gottheiten anderer Religionen, z. B. den christlichen Gott beziehen. in shintō wird auch oder michi gelesen und kann, ähnlich wie im Chinesischen, im übertragenen Sinne für Begriffe wie „Lehre“ oder „Schule“ stehen (siehe Dao und vergleiche Judo, Kendō, …).

Schon in der zweitältesten japanischen Reichsgeschichte, dem Nihonshoki (720), ist shintō erwähnt, allerdings nur insgesamt viermal. Auch ist bis heute strittig, was das Wort im damaligen Sprachgebrauch genau bezeichnete (s. u.). Als Bezeichnung für ein eigenständiges religiöses System im Sinne des heutigen Wortgebrauchs taucht shintō erst in Quellen des japanischen Mittelalters auf.

Identitätsmerkmale

Die vieldeutige, polytheistische Natur der einheimischen Götter (kami) macht es schwer, einen gemeinsamen religiösen Kern im Shintō zu finden. Shintō besitzt weder eine Gründerfigur noch ein konkretes Dogma. Die einheitlichen Merkmale des Shintō liegen in erster Linie auf dem Gebiet des Ritus und der Architektur. Der „Shintō-Schrein“ ist daher eines der wichtigsten identitätsstiftenden Merkmale der Shintō-Religion. Dem Ausdruck „Schrein“ entsprechen verschiedene japanische Ausdrücke (jinja, yashiro, miya, ...), die aber alle eindeutig auf ein shintoistisches Bauwerk hinweisen und nicht etwa auf ein buddhistisches. Im engeren Sinn ist ein Schrein ein Bauwerk, in dem ein göttlicher Verehrungsgegenstand (shintai) aufbewahrt wird. Im weiteren Sinn bezeichnet der Ausdruck eine „Schrein-Anlage“, die eine Anzahl von Haupt- und Nebenschreinen, sowie andere religiöse Gebäude umfassen kann. Es gibt bestimmte optische bzw. bauliche Erkennungszeichen, anhand derer sich ein Shintō-Schrein identifizieren lässt. Dazu zählen:

  • torii („Shintō-Tore“): schlichte, markante Tore aus zwei Grundpfeilern und zwei Querbalken, die zumeist frei stehen und den Zugang zu einem für die kami reservierten Areal symbolisieren.
  • shimenawa („Götterseile“): Seile unterschiedlicher Stärke und Länge, meist aus geflochtenem Stroh, die entweder ein numinoses Objekt (oft Bäume oder Felsen) umgeben oder als dekoratives Element auf torii oder Schreingebäuden angebracht sind.
  • Zickzackpapier (shide, gohei): Ein meist aus weißem Papier hergestelltes Dekorelement, das auch als symbolische Opfergabe dienen kann. Oft an Götterseilen oder an einem Stab angebracht.

Schreine können darüber hinaus durch einen charakteristischen Dachschmuck gekennzeichnet sein: Er besteht zumeist aus X-förmigen Balken (chigi), die an den beiden Enden des Dachfirstes angebracht sind, sowie aus einigen ellipsoiden Querhölzern (katsuogi, wörtlich „Hölzer [in Form] des Bonito-Fisches“), die zwischen den chigi entlang des Firstes aufgereiht sind. Diese Elemente sind aber meist nur auf Schreinen im archaischen Stil zu finden.

Die in den Schreinen aufbewahrten Verehrungsgegenstände (shintai) gelten als „Sitz“ oder „Wohnort“ der verehrten Gottheit und werden niemals hergezeigt. Typische shintai sind Gegenstände, die in der japanischen Frühzeit, als deren jeweilige Herstellung im Land selbst noch nicht beherrscht wurde, in geringer Zahl vom asiatischen Festland nach Japan gelangten und dort als Wunderwerke galten; darunter Bronzespiegel, Schwerter oder die sogenannten „Krummjuwelen“ (magatama). Es können aber auch Statuen oder andere Objekte als shintai dienen. In manchen Fällen ist das Aussehen des shintai selbst den Priestern des jeweiligen Schreins unbekannt.

Die Schreinpriester selbst tragen Zeremonialgewänder, die sich von den Amtsroben höfischer Beamter des japanischen Altertums herleiten. Sie sind u. a. durch Kopfbedeckungen aus schwarz gefärbtem Papier (tate-eboshi, kanmuri) charakterisiert. Ein spezifisches rituelles Instrument ist das shaku, eine Art Zepter aus Holz, das ehemals auch als Symbol weltlicher Herrschaft fungierte. All diese Elemente kennzeichnen auch die traditionellen Zeremonialgewänder des Tennō.

Anhängerschaft

Eine offizielle Statistik nennt für das Jahr 2012 etwa 100 Millionen Gläubige, was etwa 80 % der japanischen Bevölkerung entspricht.[5] Nach einer anderen Quelle beträgt die Zahl der Gläubigen jedoch lediglich 3,3 % der japanischen Bevölkerung, also etwa vier Millionen.[6] Die Differenz zwischen diesen Angaben spiegelt die Schwierigkeit wider, Shintō als Religionsgemeinschaft genauer zu definieren. So kann man einerseits diejenigen zählen, die von den Schreinen selbst als Gemeindemitglieder (ujiko) gesehen werden (erste Angabe), welche sich aus der Beteiligung an religiösen Ritualen im weitesten Sinn (wie dem traditionellen Schreinbesuch zu Neujahr) ergibt, oder untersuchen, wie viele Japaner sich in Umfragen explizit zum Shintō bekennen (Angabe 2).

Geschichte

Prähistorie

Die ältesten Mythen Japans, die als wichtigste Quelle des Shintō gelten, legen nahe, dass sich die religiösen Riten sowohl auf ehrfurcht-gebietende Naturerscheinungen (Berge, Felsen oder Bäume) als auch auf Nahrungsgottheiten und elementare Naturkräfte bezogen, die für die damals vorwiegend agrarisch geprägte Gesellschaft von Bedeutung waren. Um die Gesamtheit aller Gottheiten zu beschreiben, verwenden die Mythen den Ausdruck yao yorozu, wtl. „acht Millionen“, was wohl im Sinne von „unzählbar“, "unüberblickbar" zu verstehen ist. Daraus ergibt sich ein Hinweis, dass es sich bei der damaligen Religion nicht um ein geschlossenes, einheitliches Glaubenssystem handelte.

Wie die ganze altjapanische Kultur war diese Religion wahrscheinlich mit der Jōmon-Kultur und austronesischen Religionen verwandt, die ihren Weg vorwiegend über eine Landbrücke von Taiwan ausgehend über die Ryūkyū-Inseln nach Japan fanden. Daneben werden auch frühe koreanische- und klassisch-schamanistische Kulte aus Sibirien sowie Einflüsse des chinesischen Volksglaubens vermutet. Es muss bedacht werden, dass Japan in prähistorischer Zeit nicht von einer einzigen, ethnisch homogenen Gruppe bevölkert wurde und dass noch in historischer Zeit Einwanderungswellen vom Kontinent zu lokalen kulturellen Differenzierungen führten. Der sogenannte "Ur-Shintō" bestand daher aus lokalen Traditionen, die wesentlich unterschiedlicher gewesen sein dürften, als dies heute der Fall ist. Zu einer gewissen Vereinheitlichung kam es erst im Zusammenhang mit der Errichtung des frühen japanischen Staatswesens, dessen formative Phase um das Jahr 700 abgeschlossen war. Die frühesten schriftlichen Quellen stammen aus der unmittelbar auf die politische Konsolidierung folgenden Nara-Zeit (Kojiki: 712, Nihon shoki: 720). Viele Fragen zur prähistorischen japanischen Religion bleiben daher wegen mangelnder Quellen offen. All dies hat dazu geführt, dass die Forschung den Begriff „Shintō“ im Zusammenhang mit der prähistorischen, vor-buddhistischen Religion (oder besser: den Religionen) Japans kaum mehr verwendet, sondern sich neutraler Begriffe, wie zum Beispiel „kami-Verehrung“, bedient. In vielen einführenden Werken ist die Gleichung „Shintō = japanische Urreligion“ dagegen nach wie vor häufig zu finden.

Mythologie und kaiserlicher Ritus

Einer der Schreine (betsugū) des Ise-Schreins

Als sich im 5. und 6. Jahrhundert eine hegemoniale Dynastie in Zentraljapan etablierte, entstand ein höfischer Kult, der sich zunehmend am chinesischen Staatswesen und an der chinesischen Kultur orientierte. Dabei spielten sowohl die Ahnenverehrung und die Moralvorstellungen des chinesischen Konfuzianismus, als auch die Kosmologie des Daoismus und der Erlösungsglaube des Buddhismus eine Rolle. All diese Traditionen wurden mit den Kulten indigener Territorial- und Klangottheiten (Ujigami) zu einem neuartigen staatlichen Zeremoniell verbunden.

Der frühe japanische Staat entstand aus Bündnissen einzelner Klans (uji), die jeweils eigene Ujigami verehrten. Als sich der Klan der späteren Tennō („Kaiser“) innerhalb dieses Bündnisses als führende Dynastie durchsetzte, entstand eine Mythologie, die die Geschichten der einzelnen Klangottheiten zu einer einheitlichen mythologischen Erzählung verschmolz. Die bereits genannten frühesten Textquellen dieser Mythologie aus dem achten Jahrhundert schildern die Weltentstehung und den Ursprung der Dynastie des Tennō: Ein Urgötterpaar (Izanagi und Izanami) kreiert die japanischen Inseln und alle übrigen Gottheiten. Amaterasu Omikami (Himmelsscheinende große Gottheit) ist die wichtigste ihrer Schöpfungen: Sie beherrscht die „himmlischen Gefilde“ (Takamanohara) und wird mit der Sonne gleichgesetzt. In ihrem Auftrag steigt ihr Enkel zur Erde herab, um hier die ewig andauernde Dynastie des Tennō-Geschlechts zu begründen. Diese mythologische Vorstellung vom Ursprung Japans und seiner kaiserlichen Linie bildet in allen späteren Systematisierungsversuchen des Shintō (z. B. im Yoshida-Shintō, in der Kokugaku oder im Staats-Shintō) eine zentrale Idee. Der Begriff „Shintō“ selbst taucht zwar bereits in dieser Zeit auf, wird aber nicht im Sinne einer systematischen Religion verwendet.[7] Das sogenannte „Götteramt“ (神祇官, Jingi-kan), die einzige antike Regierungsinstitution, die keinem chinesischen Vorbild entspricht, trägt eben nicht die Bezeichnung „Shintō-Amt“ (wie manchmal in der westlichen Literatur angegeben), sondern ist wörtlich die „Behörde für Götter des Himmels (, jin bzw. shin) und der Erde (, gi)“ – wiederum ein letztlich chinesisches Konzept.

Shintō-buddhistischer Synkretismus

Der im 6. und 7. Jahrhundert neu eingeführte Buddhismus stieß zwar anfangs im Rahmen der einheimischen Götterverehrung auf Widerstand, fand aber rasch Wege, die kami in sein Weltbild zu integrieren, und beeinflusste unter anderem die Bauwerke und später auch die Ikonografie der kami-Verehrung. Während der meisten Epochen der bekannten japanischen Religionsgeschichte herrschte daher zwischen Buddhismus und Shintō keine klare Trennung. Vor allem innerhalb der einflussreichen buddhistischen Richtungen Tendai und Shingon wurden Shintō-Gottheiten als Inkarnationen oder Manifestationen von Buddhas und Bodhisattvas aufgefasst. Buddha-Verehrung und kami-Verehrung diente somit – zumindest auf theoretischer Ebene – dem gleichen Zweck. Diese theologische Entwicklung begann in der Heian-Zeit und erreichte im japanischen Mittelalter (12.–16. Jahrhundert) ihren Höhepunkt. Sie ist als Theorie von „Urform und herabgelassener Spur“ bekannt, wobei die „Urform“ (本地, honji) den Buddhas, die „herabgelassene Spur“ (垂迹, suijaku) den kami entspricht.

Die meisten kami-Schreine standen zwischen der späteren Heian-Zeit (10.–12. Jahrhundert) und dem Beginn der japanischen Moderne (1868) unter buddhistischer Supervision. Die großen shintōistischen Institutionen waren zwar in den Händen von erblichen Priester-Dynastien, die ursprünglich dem kaiserlichen Hof unterstellt waren, mit dem Niedergang des Hofes traten jedoch buddhistische Institutionen an seine Stelle. Lediglich der Ise-Schrein behielt dank seiner privilegierten Beziehung zum Hof eine Sonderstellung und entzog sich dem unmittelbaren Einfluss der buddhistischen Geistlichkeit. Kleinere Schreine wiederum hatten meist keine eigenen Shintō-Priester, sondern wurden von buddhistischen Mönchen oder von Laien betreut.

Erste Shintō-Theologien

Obwohl die meisten Shintō-Priester in dieser Zeit selbst gläubige Buddhisten waren, gab es einzelne Abkömmlinge der alten Priester-Dynastien und auch einige buddhistische Mönche, die sich mit der Idee, die kami unabhängig vom Buddhismus zu verehren, befassten. Auf diese Weise entstanden im japanischen Mittelalter die Richtungen Ise-, bzw. Watarai-Shintō, Ryōbu-Shintō und Yoshida-Shintō. Besonders die letztgenannte Richtung präsentierte sich als rein auf die kami bezogene Lehre und stellt damit die Grundlage des modernen Shintō dar, buddhistische Vorstellungen spielten aber tatsächlich auch im Yoshida-Shintō eine zentrale Rolle. Eine fundamentale Kritik an den religiösen Paradigmen des Buddhismus wurde erst unter dem sogenannten shintō-konfuzianischen Synkretismus denkbar.

Im Laufe der Edo-Zeit kam es immer wieder zu anti-buddhistischen Tendenzen, die auch den Ideen einer eigenständigen einheimischen Shintō-Religion immer stärkeren Zulauf bescherten. Im 17. Jahrhundert waren es vor allem konfuzianische Gelehrte, die nach Wegen suchten, die Lehren des chinesischen Neo-Konfuzianers Zhu Xi (auch Chu Hsi, 1130–1200) mit der Verehrung einheimischer Gottheiten zu kombinieren und so eine Alternative zum Buddhismus zu entwickeln. Im 18. und 19. Jahrhundert entstand schließlich eine Denkrichtung, die bemüht war, den Shintō von allen „fremden“, das heißt indischen und chinesischen Ideen zu reinigen und zu seinem „Ursprung“ zurückzufinden. Diese Schule heißt auf Japanisch Kokugaku (wörtlich Lehre des Landes) und gilt als Wegbereiterin des Staats-Shintō, wie er sich im Laufe des 19. Jahrhunderts im Zuge der Neuordnung des japanischen Staates herausbildete. Auf die allgemeine religiöse Praxis der Edo-Zeit hatte die Kokugaku allerdings nur geringen Einfluss. Somit blieb der shintō-buddhistische Synkretismus bis ins 19. Jahrhundert die vorherrschende Strömung innerhalb der japanischen Religion. Auch der zwanglose Zugang zu beiden Religionen im heutigen Japan fußt auf dieser Tradition.

Moderne und Gegenwart

Die Meiji-Restauration 1868 beendete die feudale Herrschaft der Tokugawa-Shōgune und installierte an ihrer Stelle einen modernen Nationalstaat mit dem Tennō als oberste Instanz. Shintō wurde als nationaler Kult definiert und als ideologisches Instrument zur Wiederbelebung der Macht des Tennō eingesetzt. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Gesetz zur „Trennung von kami und Buddhas“ (Shinbutsu Bunri) erlassen, das die gemeinsame Verehrung von buddhistischen und shintōistischen Heiligtümern verbot. Im Gegensatz zu den meist lokal begrenzten Schreintraditionen wurden Shintō-Schreine nun landesweit zu Verehrungsstätten des Tennōs umgedeutet und jeder Japaner, ungeachtet seiner religiösen Überzeugung, war angehalten, dem Tennō in Form von Schreinbesuchen seine Reverenz zu erweisen. Aus Rücksicht auf die unter westlichem Einfluss verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit wurde dieser Schreinkult aber nicht als religiöser Akt, sondern als patriotische Pflicht definiert. Diese Form der Verehrung wurde in der Zwischenkriegszeit als „Schrein-Shintō(jinja shintō), in der Nachkriegszeit dagegen zumeist als „Staats-Shintō(kokka shintō) bezeichnet. Daneben gab es aber auch die Kategorie „Sekten-Shintō(shuha shintō), in der verschiedene neureligiöse Bewegungen, die im Zuge der Modernisierung entstanden waren und sich selbst als shintōistisch definierten (Tenri-kyō, Ōmoto-kyō u. a.),[8] zusammengefasst wurden.

Im aufkeimenden Militarismus der Shōwa-Zeit wurde Shintō dann weiter für nationalistische und kolonialistische Zwecke instrumentalisiert. Auch in den besetzten Gebieten Chinas und Koreas wurden Schreine errichtet, in denen die lokale Bevölkerung dem Tennō ihre Reverenz erweisen sollte. Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg 1945 kam es zu einem offiziellen Verbot des Shintō als Staatsreligion, im Jahre 1946 verzichtete der Tennō auf jeden Anspruch auf Göttlichkeit. Einzelne Institutionen, denen eine politische Nähe zum Staats-Shintō nachgesagt wird, etwa der Yasukuni-Schrein in Tokyo, existieren jedoch heute noch.

Ethik

Shintō weist in seiner gesamten Geschichte nur wenige klar umrissene Konzepte religiöser Ethik auf. Es gibt keine schriftlich fixierten Gebote, die für alle Gläubigen oder gar alle Menschen jederzeit gültig gewesen wären. So ist die Ausrichtung auf den Tennō als oberster Autorität selbst im sog. Schrein-Shintō nicht unumstritten, während die Richtungen des sog. Sekten-Shintō meist eigene Gründerfiguren als oberste religiöse Instanz verehren. Auch ist ein Unterschied zu buddhistischer, konfuzianischer oder bloß säkularer Ethik oft nicht auszumachen. Einige generelle Tendenzen werden jedoch allgemein der ethischen Praxis aller Richtungen zugerechnet:

  • Befürwortet wird eine Lebensführung in Übereinstimmung mit den Kami, die sich in Verehrung und Dankbarkeit ihnen gegenüber, sowie allen voran in Streben nach Harmonie mit ihrem Willen äußern kann (insbesondere durch gewissenhafte Ausführung der Shintō-Rituale). Insbesondere im Schrein-Shintō gehört dazu auch eine Rücksichtnahme auf die natürliche sowie die eigene soziale Umwelt und Ordnung. In dieser Betonung einer auf gegenseitiger Hilfe beruhenden Harmonie, die auch auf die Welt als Ganzes ausgedehnt werden kann, lässt sich ein Bekenntnis zu menschlicher Solidarität finden, wie es auch den universalistischen Weltreligionen zu eigen ist.
  • Die Kami sind zwar wesentlich „perfekter“ als Menschen, aber nicht perfekt in einem absoluten Sinne, wie etwa im Monotheismus. Kami begehen Fehler und sogar Sünden.[9] Dem entspricht, dass es im Shintō keine moralischen Absoluta gibt. Der Wert oder Unwert einer Handlung ergibt sich aus der Gesamtheit ihres Kontextes heraus; schlechte Handlungen sind allgemein lediglich jene, welche die gegebene Harmonie beschädigen oder gar zerstören.[10]
  • Reinheit ist ein erstrebenswerter Zustand. Dementsprechend sind Beschmutzungen (kegare [11]) sowohl physischer als auch spiritueller Natur zu vermeiden und regelmäßige Reinigungsrituale (harai [12]) abzuhalten. Reinigungsrituale stehen daher auch immer am Beginn aller anderen religiösen Zeremonien des Shintō. In der geschichtlichen Entwicklung des Shintō hat dies zu einer generellen Tabuisierung des Todes und aller damit zusammenhängender Phänomene geführt. Daher obliegen auch Begräbniszeremonien in Japan meist eher buddhistischen Institutionen und Geistlichen. Darüber hinaus kommt es mitunter auch zur Ablehnung von Organspenden oder der postumen Freigabe der toten Körper von Angehörigen z. B. zur Obduktion, um die spirituelle Verbindung des Toten zu den Trauernden nicht zu stören und den Körper nicht zu verletzen.[13][14] Gegen letztgenannte Tendenzen werden in den letzten Jahren aber auch Stimmen hoher Geistlicher laut.[15]

Religiöse Praxis

Eheschließung im Meiji-Schrein, Tōkyō 2002
Mann, der vor einem japanischen Shintō-Schrein betet

Im modernen Alltagsleben der Japaner spielen sowohl Shintō als auch Buddhismus eine gewisse Rolle, wobei die Mehrzahl keinen Widerspruch darin sieht, sich zu beiden Religionen zu bekennen. Allgemein tendiert man dazu, shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge), buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits) heranzuziehen. In neuester Zeit kommt noch eine Art säkulares Christentum dazu, wenn etwa junge Japaner eine White Wedding (ホワイトウエディング, howaito uedingu), eine weiße Hochzeit im amerikanischen Stil feiern.

Regelmäßige Zusammenkünfte der gesamten religiösen Gemeinde entsprechend den christlichen Messen sind dem Shintō (ebenso wie dem japanischen Buddhismus) fremd. Üblicherweise werden Schreine individuell aufgesucht. Die Gottheiten werden dabei mit einigen einfachen, rituellen Gesten des Respekts (Verbeugen, Händeklatschen, Spenden kleiner Geldsummen) verehrt, eine Betreuung durch einen Priester findet nur auf besonderen Wunsch statt.

Besondere Rituale, die von Priestern durchgeführt werden, haben zumeist mit Reinheit und Schutz vor Gefahren zu tun. Shintō-Priester werden in Japan z. B. immer gerufen, bevor ein neues Gebäude errichtet wird, um den Boden zu weihen. Beliebt sind auch Weiheriten für Autos analog den westlichen Schiffstaufen. Rund um das Shichi-go-san-Fest am 15. November lassen viele Japaner in den Schreinen Reinigungszeremonien (harai) für ihre Kinder abhalten.

Höhepunkt des religiösen Lebens der Shintō-Schreine sind periodisch veranstaltete Matsuri, Volksfeste, die lokalen Traditionen folgen und daher von Region zu Region, ja von Dorf zu Dorf ganz unterschiedlich sein können. Viele Matsuri haben mit dem agrarischen Jahreszyklus zu tun und markieren wichtige Ereignisse wie Saat und Ernte (Fruchtbarkeitskulte), in anderen Matsuri zeigen sich Elemente der Dämonenbeschwörung und -abwehr. Viele Matsuri sind auch mit lokalen Mythen und Legenden verbunden. Ein typisches Element sind Schreinumzüge. Das Hauptheiligtum (shintai) des betreffenden Schreins wird dabei in einen tragbaren Schrein umgeladen, den sogenannten Mikoshi, der dann in einem lauten und fröhlichen Festumzug durch das Dorf/Stadtviertel getragen oder gezogen wird. Feuerwerke (花火, hanabi), Taiko-Trommeln und natürlich Sake begleiten zumeist diese Umzüge. Oft sind Matsuri auch mit quasi-sportlichen Wettkämpfen verbunden. Der moderne Sumō-Sport dürfte beispielsweise seinen Ursprung in derartigen Festen haben.

In der heutigen Praxis spielt der Tennō-Kult nur noch in wenigen Schreinen eine zentrale Rolle. Diese Schreine werden im Allgemeinen als jingū (神宮) (im Gegensatz zu jinja (神社)) bezeichnet, der wichtigste ist der Ise-Schrein. Obwohl das „Gesetz zur Trennung von Buddhas und Shintō-Göttern“ einschneidende Veränderungen mit sich brachte, sind die Spuren der einstmaligen shintō-buddhistischen Vermischung noch heute in vielen religiösen Institutionen zu bemerken. Es ist nichts Ungewöhnliches, auf dem Gelände eines buddhistischen Tempels einen kleinen Shintō-Schrein zu finden oder einen Baum, der mit einem Shimenawa als Wohnort eines kami markiert ist. Umgekehrt haben viele Shintō-Gottheiten indisch-buddhistische Wurzeln.

Wichtige Gottheiten und Schreine

Izumo-Großschrein

Die meisten Shintō-Schreine sind heute der Gottheit Hachiman geweiht, geschätzt etwa 40.000 landesweit. Hachiman war der erste einheimische Gott, der vom Buddhismus gefördert wurde, erhielt aber auch als Ahnengottheit mehrerer Shōgun-Dynastien einflussreiche Unterstützung durch den Kriegeradel (die Samurai). Auch die Gottheit Inari, eine Reisgottheit, deren Schreine meist von Füchsen (kitsune) bewacht werden, bringt es auf eine ähnliche Anzahl von meist sehr kleinen Schreinen. Die dritthäufigste Kategorie sind Tenjin-Schreine, in denen der Heian-zeitliche Gelehrte Sugawara no Michizane als Gott der Bildung verehrt wird. Auch Amaterasu, die wichtigste Ahnengottheit des Tennō, besitzt außerhalb ihres Hauptheiligtums von Ise ein verhältnismäßig großes Netzwerk von Zweigschreinen, alle anderen in den alten Mythen erwähnten Gottheiten sind hingegen in wesentlich weniger Schreinen vertreten. Andererseits sind zahlreiche Schreine ursprünglich buddhistischen Gottheiten geweiht, allen voran die Schreine der Sieben Glücksgötter. Die prächtigste Schreinanlage aus der Edo-Zeit, der Tōshōgū in Nikkō, ist ein Mausoleum des ersten Tokugawa-Shōguns Tokugawa Ieyasu.

Der Ise-Schrein in der Stadt Ise gilt im Schrein-Shintō als das höchste Heiligtum Japans. Ein weiterer bedeutsamer und alter Schrein ist der Izumo-Großschrein. Der populärste Schrein in Tōkyō ist der Meiji-Schrein, der Kaiser Meiji und seine Gattin birgt.

Ein umstrittenes Politikum ist der Yasukuni-Schrein in Tōkyō, in dem alle Gefallenen von japanischen Kriegen seit zirka 1860 verehrt werden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg zum Tode verurteilte Kriegsverbrecher wie etwa Tōjō Hideki wurden in den Yasukuni-Schrein als Kami aufgenommen. Das wichtigste Schreinfest des Yasukuni-Schreins findet jedes Jahr am 15. August statt, dem Jahrestag des Kriegsendes in Ostasien, und wird zu diesem Anlass bisweilen von führenden Politikern besucht. Diese indirekte Negierung der Kriegsschuld Japans ruft regelmäßig Proteste innerhalb Japans, vor allem aber in China und Korea hervor.

Siehe auch

Literatur

  •  Klaus Antoni: Shintō und die Konzeption des japanischen Nationalwesens (kokutai): Der religiöse Traditionalismus in Neuzeit und Moderne Japans. In: Handbuch der Orientalistik. Fünfte Abteilung, Japan. 8, Brill, Leiden / Boston / Köln 1998.
  •  Ernst Lokowandt: Shintō. Eine Einführung. Iudicium, München 2001, ISBN 3-89129-727-0.
  •  Nelly Naumann: Die einheimische Religion Japans. 2 Bände, 1988–1994, Brill, Leiden.
  •  Bernhard Scheid: Shintō Shrines: Traditions and Transformations. In: Handbook of Contemporary Japanese Religions. Brill, Leiden 2012, S. 75–105.

Weblinks

Commons: Shintō - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Rabbi Marc Gellman u. Monsignor Thomas Hartman: Religionen der Welt für Dummies. 2., aktualisierte Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, Sonderausgabe 2016, ISBN 978-3-527-69736-6. Teil V, Kapitel 13: Texte des Shintoismus. (E-Book).
  2. Vgl. Klaus Antoni: Shintō. in: Klaus Kracht, Markus Rüttermann: Grundriß der Japanologie. Wiesbaden 2001, S. 125 ff.
  3. Ōbayashi Taryō: Ise und Izumo. Die Schreine des Shintoismus, Freiburg 1982, S. 135.
  4. Der Begriff shendao findet sich unter anderem im I Ging. Im heutigen Chinesisch kann shendao auch den Zugangsweg zu einem Tempel bezeichnen. Der berühmte Himmelstempel in Peking besitzt beispielsweise einen shendao.
  5. 第六十四回日本統計年鑑 平成27年-第23章 文化) (64. Statistisches Jahrbuch Japans, 2015, Abschnitt 23 Kultur). 23-22 宗教 (Religion). (Nicht mehr online verfügbar.) Büro für Statistik, Ministerium für Inneres und Telekommunikation, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 25. August 2015 (日本語). i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat.go.jp
  6. adherents.com: Major Religions Ranked by Size - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  7. Eine epochemachende Erörterung dieses Themas findet sich im Aufsatz „Shinto in the History of Japanese Religion“ von Kuroda Toshio, Journal of Japaneses Studies 7/1 (1981); ähnliche Überlegungen enthalten aber bereits die „Bemerkungen zum sogenannten Ur-Shinto“ (PDF-Datei; 1,2 MB) von Nelly Naumann, MOAG 107/108 (1970), S. 5–13
  8. Insgesamt wurden vor 1945 dreizehn neureligiöse Sekten offiziell als Sekten-Shintō bezeichnet.
  9. Shinto Online Network Association: Jinja Shinto: Sins and the Concept of Shinto Ethics (Memento vom 7. Januar 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  10. BBC: BBC - Religion & Ethics - Shinto Ethics (Memento vom 11. April 2005 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  11. Basic Terms of Shinto: Kegare - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006
  12. Traditionelle Aussprache: harae, s. Basic Terms of Shinto: Harae - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006
  13. BBC: BBC - Religion & Ethics - Organ Donation (Memento vom 2. September 2005 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  14. California Transplant Donor Network - Resources - Clergy (Memento vom 21. Juni 2006 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  15. Yukitaka Yamamoto, Oberpriester des Tsubaki-O-Kami-Yashiro: Aufsatz zur 2.000-Jahr-Feier des Schreins im Jahr 1997 (Memento vom 25. September 2006 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis) - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006


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