Schwarze Tollkirsche

Aus AnthroWiki
Version vom 11. September 2020, 09:02 Uhr von imported>Odyssee
Schwarze Tollkirsche

Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), Illustration

Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Unterfamilie: Solanoideae
Gattung: Tollkirschen (Atropa)
Art: Schwarze Tollkirsche
Atropa belladonna
L.

Die Schwarze Tollkirsche (Atropa belladonna), unter anderem auch Waldnachtschatten genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Art aus der Gattung der Tollkirschen, der der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) angehören. Sie ist eine giftige Pflanze mit meist schwarzen, kirschfruchtähnlichen Beerenfrüchten. Der Gattungsname Atropa entspringt der griechischen Mythologie. Die griechische Göttin Atropos gehört zu den drei Schicksalsgöttinnen und ist diejenige, die den Lebensfaden durchschneidet. Die Herkunft des Artepithetons belladonna ist nicht ganz geklärt. Oft wird es mit dem italienischen Begriff belladonna für „Schöne Frau“ assoziiert, da der Saft eine pupillenvergrößernde Wirkung besitzt und früher zu Schönheitszwecken von Frauen eingesetzt worden ist. Die Schwarze Tollkirsche gilt als alte Zauberpflanze mit der Fähigkeit, Erregungszustände auszulösen und ist seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt und wird auch in der anthroposophischen Medizin verwendet.

„Pflanzen können sich wehren gegen die unmittelbaren Erdenkräfte. Dann sparen sie viel auf von ihren Bildungskräften für die Zeit, in der es zur Blüten- und Samenbildung kommt. Unsere gewöhnliche Pflanzenbildung, die den eßbaren Pflanzen zugrunde liegt, die beruht ja gerade darauf, daß eine ganz bestimmte Summe von Erdkräften zur Bildung der Pflanze verwendet wird. Wehrt sich die Pflanze gegen diese Erdkräfte, dann ist sie ausgesetzt den außerirdischen Kräften, wenn es zum letzten Abschlüsse der Samenbildung, der Fruchtbildung kommt, und dann wird sie zu einer solchen Pflanze, die eigentlich möchte in die Welt so hinausschauen, wie die höheren, über dem Pflanzenreich liegenden Wesen in die Welt hinausschauen. Dann zeigt sie die Begierde zum Wahrnehmen. Nur hat sie keine Organisation dafür, wahrzunehmen, sie ist Pflanze geblieben und will entwickeln so etwas, wie es im menschlichen Auge liegt. Aber sie kann kein Auge entwickeln, weil sie eben einen Pflanzenkörper, nicht einen Menschen- oder Tierkörper hat. Deshalb wird sie eine Tollkirsche, wird eine Atropa Belladonna. Ich versuchte, Ihnen etwas anschaulich und bildlich diesen Prozeß zu schildern, der da beim Tollkirschenwerden vor sich geht. Sie wird eine Tollkirsche, und sie wird, indem sie zu einer Tollkirsche wird, indem aber schon in ihren Wurzeln diese Kräfte darinnen liegen, die sie dann zuletzt zu der schwarzen Beerenbildung bringen, verwandt mit all dem, was gerade im menschlichen Organismus so wirkt, daß es nach der Gestaltenbildung treibt, daß es nach dem treibt, was eigentlich nur in der Sphäre der Sinne vor sich gehen kann, daß es also den Menschen heraushebt aus der Sphäre seiner Organisation in die Sphäre seiner Sinne. Der Prozeß, der vor sich geht beim Aufnehmen kleiner potenzierter Quantitäten von Tollkirsche, der ist außerordentlich interessant, denn er ist furchtbar ähnlich dem Prozeß des Aufwachens, das mit Träumen durchmischt ist. Da geht gewissermaßen normalisiert dieser Prozeß vor sich. Beim Aufwachen, wenn man gerade noch nicht sinnlich wahrnimmt, sondern wenn die sinnliche Wahrnehmung noch innerlich disponiert ist zum Durchsetztsein des Bewußtseins mit Träumen, da ist eigentlich immer so eine Art Tollkirschenwirkung im Menschen. Und die Vergiftungen durch die Tollkirsche beruhen darauf, daß derselbe Prozeß, der sonst im Menschen verrichtet wird beim Aufwachen, wenn das Aufwachen von Träumen durchsetzt ist, im Menschen hervorgerufen wird durch das Tollkirschengift, aber dauernd gemacht wird, nicht vom Bewußtsein wiederum übernommen wird, sondern diese Übergangserscheinungen bleibend werden. Das ist das Interessante, daß man sieht: Die Prozesse, die auch durch die Vergiftungserscheinungen hervorgerufen werden, sind so, daß, wenn sie mit dem richtigen Zeitmaß im Menschen hervorgerufen werden, sie dann zu der ganzen menschlichen Organisation dazugehören.

Wie ich vorhin charakterisiert habe: das Tollkirschenwerden ist ein tolles Hinstreben zum Menschenwerden. So könnte man sagen: Das Aufwachen des Menschen hat etwas in sich vom Tollkirschenwerden, es ist nur ein abgemildertes Tollkirschenwerden, ein Maßhalten des Tollkirschenwerdens, ein solches, das sich eben auf den Moment des Aufwachens beschränkt. Wollen Sie daher den Körper entlasten von den inneren Albuminisierungsprozessen, wollen Sie ihn so beeinflussen, daß Sie die zu stark wirkenden Albuminisierungsprozesse zurücknehmen, gewissermaßen das Körperliche in das Seelische ableiten, so daß dasjenige, was sonst in den körperlichen Substanzen wirkt, als Halluzinationen wirkt, dann geben Sie potenziert Belladonna. Da legen Sie etwas in die Seele hinein, wovon Sie den Körper entlasten wollen.“ (Lit.:GA 312, S. 360ff)

Literatur

  • Andreas Alberts, Peter Mullen: Psychoaktive Pflanzen, Pilze und Tiere (= Kosmos-Naturführer). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10749-3.
  • Markus Berger: Die Tollkirsche: Königin der dunklen Wälder (= Die Nachtschattengewächse – eine faszinierende Pflanzenfamilie). Nachtschatten, Solothurn 2008, ISBN 978-3-03788-109-5 (Bibliographie, die die Pflanze aus verschiedenen Richtungen beleuchtet).
  • Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
  • Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen. Mehr als 65 Pflanzen mit anregender, euphorisierender, beruhigender, sexuell erregender oder halluzinogener Wirkung (= Der grüne Zweig. Band 164). 2., verbesserte und ergänzte Auflage. Nachtschatten, Solothurn ISBN 3-925817-64-6.
  • Doris Schwarzmann-Schafhauser: Belladonna (Atropa belladonna). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 162.
  • Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse E. Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon. 3. Auflage, Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7.
  • Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft und Medizin, GA 312 (1999), ISBN 3-7274-3120-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Schwarze Tollkirsche aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.