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imported>Joachim Stiller |
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| " . . . In das Wirtschaftsleben hat sich hineingeschlichen dadurch gerade, daß der
| | [[Kategorie:Person (Soziale Dreigliederung)|!]] |
| moderne Kapitalismus mit seiner Sehnsucht nach der Rente, der Konkurrenz des
| | [[Kategorie:Soziale Dreigliederung|*101]] |
| Kapitals, das Auf-den-Markt-werfen und Regeln nach Angehot und Nachfrage - es
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| hat sich in dieses Wirtschaftsleben hineingeschlichen eine Verwaltungsart eben durch
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| den Kapitalismus, die durch die Natur des Wirtschaftslebens nicht notwendig in
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| diesem Wirtschaftsleben stehen muß. Denn was braucht man in diesem Wirtschaftsleben?
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| Man braucht den Boden mit seiner Möglichkeit, Produkte für den Menschen
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| hervorzubringen; man braucht im industriellen Wirtschaftsleben die Produktionsmittel;
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| man braucht den Arbeiter an den Produktionsmitteln, den Handarbeiter auf
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| der einen Seite, den geistigen Arbeiter auf der anderen Seite. Einzelne Menschen
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| haben immer eingesehen, daß ein Wirtschaftsleben in sich vollendet ist, welches hat
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| den Boden, welches hat den physischen und den geistigen Arbeiter. Deshalb haben
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| stärkere Denker des Wirtschaftslebens, einer sogar, der in der Lage war, ein preußischer
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| Minister zu werden, das Wort ausgesprochen: «Das Kapital ist das fünfte Rad
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| am Wagen des Wirtschaftslebens.» Man kann sich nicht wegdenken aus dem Wirtschaftsleben
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| den geistigen Verwalter der Produktionsmittel und des Bodens, man
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| kann sich nicht wegdenken den physischen Arbeiter, man kann sich wegdenken,
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| ohne daß die Wirtschaft gestört wird, das Wirken des Kapitals.
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| Daß das eine volkswirtschaftliche Wahrheit ist, das empfindet der heutige Proletarier;
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| er empfindet es durch das, was ihm das Wirtschaftsleben an Leib und Seele
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| bringt. Was ist in einem Wirtschaftsleben drinnen, in dem wirklich nur dasjenige
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| herrscht, was ich eben angeführt habe? Arbeit, geistige und physische und dasjenige,
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| was die Produktionsmittel und der Boden liefern. Die Leistung entsteht, die notwendig
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| macht im menschlichen Leben Gegenleistung, und es entsteht das '''Urgebilde des Wirtschaftslebens'''. Dieses '''Urgebilde des Wirtschaftslebens''' heute reinlich herauszuarbeiten,
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| das ist vonnöten, damit soziale Erkenntnis möglich werde. Tritt der
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| Mensch ein in das Wirtschaftsleben - er muß produzieren für sich und für die
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| anderen Menschen. Das ist der Maßstab, daß er in seinen Leistungen sich und die
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| anderen Menschen wirtschaftlich halten kann. Das ist die große Frage, so einfach sie
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| klingt, für alles Wirtschaftsleben. Die große Frage für alles Wirtschaftsleben ist
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| diese: Ich muß imstande sein, innerhalb des Wirtschaftslebens, welcher Art der
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| Hervorbringung ich mich auch hingebe: - ich muß imstande sein, für dasjenige, was
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| ich hervorbringe, so viel einzutauschen aus der übrigen Wirtschaft heraus, daß ich
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| meine Bedürfnisse des Lebens aus dem Eingetauschten befriedigen kann, bis ich
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| imstande bin, eine gleiche Produktion wie das Hervorgebrachte wieder hervorzubringen.
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| Eingerechnet muß werden in dasjenige, was da in Betracht kommt, ich
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| möchte sagen, als das '''Atom des Wirtschaftslebens''', als das '''Urelement des Wirtschaftslebens''',
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| - eingerechnet muß werden alles dasjenige, was ich abgeben muß für die,
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| welche nicht unmittelbar in der Gegenwart produktiv tätig sein können; eingerechnet
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| muß werden alles dasjenige, was für die Kinder, für ihre Erziehung usw.
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| notwendig ist; eingerechnet muß werden die Quote, die ich für Arme, Kranke,
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| Witwen, als Altersunterstützung zu geben habe. Das alles ist einzurechnen in diese
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| '''Urzelle des Wirtschaftslebens''', die sich eben dadurch ausspricht, daß jeder Mensch im
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| Wirtschaftsleben in die Lage kommen muß, für dasjenige, was er hervorbringt, so
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| viel einzutauschen, daß er von dem Eingetauschten seine Bedürfnisse befriedigen
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| kann, bis er ein gleiches Produkt wie das hervorgebrachte wieder hervorbringt. Man
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| sieht es aber dieser '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' an, daß sie nur geregelt werden
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| kann, wenn sie in dem Kreislauf des Wirtschaftslebens nichts anderes drinnen hat,
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| als die Leistungen selber; wenn man nichts anderes im Kreislauf des Wirtschaftslebens
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| hat als dasjenige, was der einzelne arbeitet als seine Leistung, und was die
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| anderen mit ihm als ihre Leistungen eintauschen können. Innerhalb dieses Kreislaufes
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| des Wirtschaftslebens hat nicht Ort und Stelle all dasjenige, was man nennen
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| kann «Kapital»; das dringt nur ein, um dieses Wirtschaftsleben zu stören und diesen
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| Wirtschaftsprozeß zu verunreinigen. Der Wirtschaftsprozeß wird nur reinlich, wenn
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| in ihm der durch das Leben aus seiner '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' heraus gebotene
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| Wertausgleich der Güter stattfinden kann..." (Aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, Tübingen, 2. Juni 1919, zitiert nach [[Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe]], [http://fvn-archiv.net/PDF/Beitraege/BE-103-1989.pdf#page={{{18}}} Heft 103], S. 18f.)
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| "Dasjenige, was man heute
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| ein Existenzminimum nennt, das ist noch immer auf das Lohnverhältnis
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| hin gedacht. Diese Art des Denkens, die wird beim selbständigen
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| Wirtschaftsleben nicht in derselben Weise stattfinden
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| können. Da wird die Frage reinlich aus dem Wirtschaftsleben heraus
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| gestellt werden müssen. Diese Frage wird sich dann so stellen,
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| daß der Mensch, indem er irgendeine Leistung vollbringt, indem er
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| irgend etwas hervorbringt, für diese Leistung so viel an anderen
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| Menschheitsleistungen durch Austausch wird zu bekommen haben,
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| als er nötig hat, um seine Bedürfnisse und die Bedürfnisse
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| derjenigen, die zu ihm gehören, zu befriedigen, bis er ein neues,
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| gleichartiges Produkt hervorgebracht hat. Dabei muß nur in Anrechnung
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| kommen all das, was der Mensch für seine Familie an
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| Arbeit und dergleichen zu leisten hat. Dann wird man eine gewisse,
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| ich möchte sagen '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' finden. Und dasjenige,
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| was diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' zu dem machen wird,
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| was eben den Menschen seine Bedürfnisse wird befriedigen lassen,
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| bis er ein gleichartiges, neues Produkt hervorbringt, das gilt für alle
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| Zweige des geistigen und materiellen Lebens. Das wird so zu ordnen
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| sein, daß die Assoziationen, die Koalitionen, die Genossenschaften
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| von der Art, wie ich sie vorhin dargestellt habe, zu sorgen
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| haben werden, daß diese '''Urzelle des Wirtschaftslebens''' bestehen
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| kann. Das heißt, daß ein jegliches Produkt im Vergleich mit anderen
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| Produkten denjenigen Wert hat, der gleichkommt den anderen
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| Produkten, die man braucht zu Befriedigung der Bedürfnisse bis
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| zur Herstellung eines neuen, gleichartigen Produkts. Daß diese
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| Urzelle des Wirtschaftslebens heute noch nicht besteht, das beruht
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| eben darauf, daß im Angebot und Nachfrage des heutigen Marktes
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| zusammenfließen Arbeit, Ware und Recht und daß diese drei
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| Gebiete in der Zukunft getrennt werden müssen im dreigeteilten,
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| gesunden sozialen Organismus." {{G|337a|82}}f.
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| "Daß aber ein wirklich auf sich selbst gestelltes
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| Wirtschaftsleben erst recht sorgen kann für Witwen und Waisen
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| und so weiter, das habe ich in meinem Buche «Die Kernpunkte der
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| Sozialen Frage» des breiteren ausgeführt. Ich habe es sogar vorhin
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| schon angedeutet, daß eingerechnet werden muß in die '''wirtschaftliche Urzelle''' dasjenige, was ein jeder als Quote beizusteuern hat zu
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| dem, was Witwen und Waisen, überhaupt sonstige nicht arbeitsfähige
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| Menschen - wie in meinem Buche ausgeführt ist, auch für die
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| Kinder, für die ich das Erziehungsrecht in Anspruch nehme -, zu
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| bekommen haben. Der Maßstab dafür wird sich ergeben einfach
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| aus der Lebenshaltung der übrigen Personen. Da man mit der '''wirtschaftlichen Urzelle''' einen Maßstab hat für die Lebenshaltung einer
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| Person nach dem bestehenden wirtschaftlichen Gesamtwohlstande,
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| so ist damit zu gleicher Zeit auch die Möglichkeit gegeben, einen
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| Maßstab zu schaffen für das Leben derjenigen, die wirklich nicht
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| arbeiten können." {{G|337a|91}}
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| | |
| "Und gleichsam die '''Urzelle dieses Wirtschaftslebens''', das nur auf Sachkenntnis und Fachtüchtigkeit gegründet sein soll, die Preisbildung, wie wird sie sich vollziehen müssen?
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| Nicht durch den Zufall des sogenannten freien Marktes, wie es bisher
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| in der Volkswirtschaft und in der Weltwirtschaft der Fall war! So wird
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| sie sich vollziehen müssen, daß auf dem Boden von Assoziationen, die
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| sachgemäß zwischen den einzelnen Produktionszweigen und den Konsumgenossenschaften
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| entstehen, durch Menschen, die sachkundig und
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| fachtüchtig aus diesen Genossenschaften hervorgehen, organisch das
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| erreicht werde, vernünftig erreicht werde, was heute krisenhaft der
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| Zufall des Marktes hervorbringt. Es wird in der Zukunft, wenn die
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| Feststellung von Art und Charakter der menschlichen Arbeitskraft in
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| den Rechtsstaat fällt, ungefähr innerhalb des Wirtschaftslebens sich zutragen
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| müssen, daß der Mensch für irgend etwas, was er arbeitend vollbringt,
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| so viel an Austauschwerten erhält, daß er seine Bedürfnisse dadurch
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| befriedigen kann, bis er ein gleiches Produkt wieder hervorgebracht
| |
| hat." {{G|333|85}}f.
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| [[Kategorie:Wirtschaft]] | |