Schwangerschaft und Geschmack (Sinneseindruck): Unterschied zwischen den Seiten

Aus AnthroWiki
(Unterschied zwischen Seiten)
imported>Odyssee
 
imported>Joachim Stiller
 
Zeile 1: Zeile 1:
Die '''Schwangerschaft''' (von {{ahd|''swangar''}}; {{mhd|''swanger''}}), auch '''Gestation''' oder '''Gravidität''' (von [[lat.]] ''{{lang|la|graviditas}}'') genannt, umfasst den gesamten Zeitraum, während dem ein [[Befruchtung|befruchtete]] [[mensch]]liche [[Eizelle]] im [[Leib]] der [[Mutter]] bis zur [[Geburt]] zum [[Kind]] heranreift. Die durchschnittliche Schwangerschaftsdauer liegt bei normalem Verlauf bei etwa 10 (siderischen) [[Mond]]monaten, die etwa neun solaren Monaten entsprechen, mit einer Schwankungsbreite von mehreren Wochen. Während der ersten acht Wochen der Schwangerschaft wird der heranreifende Menschenkeim als [[Embryo]] bezeichnet. Wenn etwa ab der neuten Woche die inneren Organe ausgebildet sind, spricht man vom [[Fetus]] (auch: [[Fötus]]).
Weit gefasst wird unter '''Geschmack''' (von mittelhochdeutsch ''gesmac'', ‚Duft, Gestank‘, zu ''smẹcken'': ‚kosten, versuchen; Geruch empfinden, riechen, duften; wahrnehmen‘, von althochdeutsch ''smẹcken'', ‚Geschmack empfinden‘, im Gegensatz zu ''smackën'' ‚Geschmack von sich geben‘<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. Aufl., hrsg. von [[Walther Mitzka]], De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 151 (''Geschmack'') und 662 f. (''schmecken'').</ref><ref>[[Brüder Grimm]]: ''[[Deutsches Wörterbuch]]'', nach [http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB DWB] retrodigitalisiert von Uni Trier; ''Eintrag unter'' [http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?bookref=5,3924,38 GESCHMACK].</ref>) ein komplexer [[Sinneseindruck]] bei der Nahrungsaufnahme verstanden, der durch das multimodale Zusammenspiel von [[Olfaktorische Wahrnehmung|Geruchssinn]] und [[Gustatorische Wahrnehmung|Geschmackssinn]] sowie [[Tastsinn]], [[Thermozeption|Temperatur-]] und [[Nozizeption|Schmerzempfinden]] entsteht. Die in diesem Sinne als „Geschmack“ auf eine Speise bezogenen Empfindungen kommen in vielen Fällen vornehmlich durch [[Aroma|Aromen]] zustande, die vom Geruchssinn wahrgenommen werden, und weniger durch Reize innerhalb der Mundhöhle. Daher führt eine gestörte Geruchswahrnehmung wie bei einem [[Rhinitis|Schnupfen]] oder ein völliger Verlust des Geruchssinns ([[Anosmie]]) zu einem deutlich beeinträchtigten Empfinden der geschmeckten Nahrung.


Bei lebendgebärenden [[Tiere]]n wird der Zeitraum von der Befruchtung bis zur Geburt als '''Trächtigkeit''' bezeichnet.
Die biologische Bedeutung des Geschmacks liegt an seiner Rolle beim Auffinden von Nahrung und bei der Prüfung zugeführter Nahrungsmittel, bevor sie geschluckt und eingenommen werden. Im Zusammenspiel mit anderen Sinnesmodalitäten wird der sinnliche Eindruck des Schmeckens zu einem sensorischen Bild gefasst, mit dem Speisen nun verglichen und gewählt, und so dann gesucht oder gemieden werden können.


== Kosmische Einflüsse auf die Bildung der menschlichen Gestalt ==
Bei Menschen zeigen schon Neugeborene Vorlieben für bestimmte Geschmacksqualitäten und präferieren süß und [[umami]], während eine angeborene [[Aversion]] gegen Bitteres und Saures festzustellen ist. Dem menschlichen Organismus giftige Natursubstanzen schmecken zumeist [[bitter]] und selten süß. Natürliche [[Physiologischer Brennwert|energiereiche]] Lebensmittel haben einen besonders angenehmen Geschmack. Und die bevorzugte Geschmacksqualität umami zeigt tierische oder pflanzliche Proteinquellen an. Durch Geruchs- und Geschmacksempfindungen kann schon vor oder während des Essens oder Trinkens reflektorisch die Produktion von [[Speichel]] und [[Magensaft]] angeregt werden. Ein als unangenehm empfundener Geschmack dagegen vermag einen [[Würgreflex]] auszulösen oder im Extremfall gar zum [[Erbrechen]] zu führen.<ref name="hatt">[http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783540329084-c1.pdf?SGWID=0-0-45-424002-p173757938 Hanns Hatt: Geschmack und Geruch]</ref><ref>Deetjen/Speckmann/Hescheler, Physiologie, 4. Aufl. 2004, S. 169.</ref>


Abgeschirmt von der Außenwelt ist der [[Embryo]] bzw. [[Fötus]] aus [[Anthroposophie|anthroposophischer]] Sicht zugleich offen für [[Kosmos|kosmische]] Einflüsse, die insbesondere an der [[Kopf]]bildung des Kindes beteiligt sind, während die [[irdisch]]-[[Mutter|mütterlichen]] Kräfte auf das [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] einwirken.  
Das [[Gustatorische Wahrnehmung|gustatorische]] und das [[Olfaktorisches System|olfaktorische]] System entwickelt sich beim [[Fetus|Fötus]] bereits im zweiten Monat der [[Schwangerschaft]]; ab dem dritten Monat nimmt das Ungeborene den Geschmack seines [[Fruchtwasser]]s wahr und wird durch diesen bereits vor der Geburt im Hinblick auf spätere Geschmackspräferenzen vorgeprägt.


{{GZ|Dasjenige, was zunächst
Die Sensibilität für die Wahrnehmung von Geschmacksreizen ist bei Menschen auch genetisch bedingt und individuell unterschiedlich. Forscher unterscheiden Normal-, Super- und Nicht-Schmecker. Die Fähigkeit der Geschmackswahrnehmung nimmt generell im Alter ab, starke Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen können zu einem Verlust des [[Appetit]]s führen.
im Embryonalzustand mit der Kopforganisation vor sich geht, ist in
seinem ganzen Umfang fast ein Werk kosmischer Kräfte. Der mütterliche
Uterus gibt die Stätte ab, wo gegen die irdischen Kräfte geschützt
ist dasjenige, was geschieht, Sie müssen sich den mütterlichen Uterus
als ein Organ vorstellen, welches den Raum abschließt, der die Wirkung
der irdischen Einflüsse nicht einläßt, so daß der Raum ausgespart
wird für kosmische Wirkungen. Wir haben einen Raum, der unmittelbar
mit dem Kosmos in Verbindung steht, in dem sich kosmische Wirkungen
abspielen. Nun, da geht die Entwickelung der Kopforganisation
vor sich. Wenn die menschlichen Kräfte des Mutterleibes, insofern
die menschlichen Kräfte des Mutterleibes das Kind in Empfang
nehmen, auf es wirken, dann beginnt die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation
in diese Kräfte sich orientieren zu lassen,so daß Sie sehen:
bei dem Kinde sind einfach für den postembryonalen Zustand die kosmischen
Kräfte geblieben. Sie behalten die Überhand über dasjenige,
was an Stärke hätte mitgegeben werden sollen, an Kräften, die sonst
das Kind bekommt für die irdische Entwickelung, für die Entwickelung
des Gliedmaßen-Stoffwechselsystems. Nun, die Folge davon ist
ganz klar. Würde das Kind länger im Mutterleibe sein - das ist eine
absurde Hypothese -, würde es langer da sein als zehn Monate, so
würde der Kopf fortwährend wachsen und die Gliedmaßen würden
nicht zur Entwickelung kommen können. Da ist nur Gelegenheit gegeben,
Außerirdisches, Kosmisches wachsen zu lassen.|317|121f}}


=== Bildung des Kopfes ===
Von der Geschmacksempfindung zu unterscheiden ist die Bewertung eines Geschmacks, die durch [[Enkulturation]] und [[Sozialisation]] beeinflusst wird. So wird die angeborene [[Geschmacksaversion]] gegen Bitterstoffe in den meisten Kulturen nicht lebenslang absolut beibehalten, wie sich anhand des Konsums von [[Kaffee]] oder [[Bier]] belegen lässt. Die [[hedonistisch]]e Bewertung von Geschmack beeinflusst die Entstehung von [[Präferenz]]en und [[Aversion]]en, wobei individuelle Erfahrungen eine wichtige Rolle spielen. Welcher Geschmack als angenehm empfunden wird, „ist bis auf wenige Ausnahmen keine natürliche Eigenschaft der Lebensmittel oder Speisen, sondern eine kulturelle Zuschreibung, an der sich die Esser orientieren und die sie weitgehend übernehmen. (…) Geschmack, [[Genuss]] und [[Kochkunst|Küche]] sind Produkt eines langen Abstimmungsprozesses, bei dem die Küche die Geschmacks- und Genusserwartungen jeweils praktisch umsetzt“.<ref name="barlösius">Eva Barlösius, Soziologie des Essens, Weinheim 1999, S. 85.</ref>


[[Rudolf Steiner]] hat oft darauf hingewiesen, dass das [[Haupt]] der gegenwärtigen [[Inkarnation]] - nicht stofflich, aber der [[Gestalt]] nach - eine [[Metamorphose]] des [[Leib]]es (ausgenommen des Hauptes) der vorangegangenen Inkarnation ist. Diese Metamorphose vollzieht sich im geistigen [[Leben zwischen Tod und neuer Geburt]].
== Physiologie ==
{{WikipediaDE|gustatorische Wahrnehmung}}


{{GZ|Zunächst haben wir das Haupt. Dieses ist, wie Sie aus früheren Betrachtungen
Derzeit gelten fünf Geschmacksqualitäten als allgemein wissenschaftlich anerkannt: süß, sauer, salzig, bitter und [[umami]]. Für sie sind jeweils eigene Geschmacksrezeptoren auf der Zunge nachgewiesen. 2005 wurden erstmals bei Mäusen und Ratten zusätzliche spezielle Fettrezeptoren entdeckt. Ältere Studien gingen davon aus, dass fettreiche Nahrung allein durch Geruch und Textur der Speise erkannt würde.<ref> {{Webarchiv|text=ORF science: Sechster Geschmackssinn: Fett-Rezeptor entdeckt |url=http://science.orf.at/science/news/141806 |wayback=20051104015613 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref> 2011 konnte die Existenz eines Fett-Rezeptors auch beim Menschen belegt werden.<ref>[http://medicalobserver.com/news/2011081129/wissenschaftler-identifizieren-fettrezeptor-auf-der-menschlichen-zunge Medical Observer: Wissenschaftler identifizieren Fettrezeptor auf der menschlichen Zunge].</ref> Die Existenz weiterer Geschmacksqualitäten, wie metallisch oder alkalisch, ist noch umstritten.<ref name="hatt" />
wissen, in der Form, wie es auftritt in irgendeiner Inkarnation,
eigentlich dazu bestimmt, in dieser Inkarnation seinen Abschluß
zu finden. Das Haupt ist am meisten dem Tode ausgesetzt. Denn wie
unser Haupt gebildet ist - erinnern Sie sich an frühere Betrachtungen -,
wie unser Haupt organisiert ist, ist es im wesentlichen das Ergebnis
unseres Lebens in der früheren Inkarnation. Wie dagegen unser nächstes
Haupt, unser nächster Kopf gebildet sein wird in der folgenden
Inkarnation, das ist ein Ergebnis unseres jetzigen Leibeslebens. Kurz
habe ich das ausgedrückt vor einiger Zeit, indem ich sagte: Der Leib des
Menschen, außer dem Haupte, wandelt sich um zum Haupt in der
nächsten Inkarnation, und der nächste Leib wächst zu, während das
jetzige Haupt, das wir tragen, der umgewandelte Leib der vorhergehenden
Inkarnation ist, und uns unser übriger Leib jetzt aus den Vererbungsverhältnissen
mehr oder weniger - das alles ist gradweise verschieden
- zugewachsen ist.


Das ist die Metamorphose. Das Haupt fällt gleichsam ab in einer
Von den Rezeptoren der Sinneszellen in den [[Geschmacksknospe]]n können Stoffe schmeckbar nur wahrgenommen werden, wenn sie sich in Kontakt mit dem [[Speichel]] gelöst oder verteilt haben. Mittlerweile ist bekannt, dass nicht jeder Bereich der Zunge geschmacksempfindlich ist, doch jede dafür empfindliche Region der Zunge alle gustatorischen Qualitäten abbildet, wenn auch mit kleinen Differenzen (früher waren fälschlich für die einzelnen Grundqualitäten regelrechte Geschmackszonen auf der Zunge angenommen worden). Etwas stärker wird Süßes im Bereich der Zungenspitze wahrgenommen und Bitteres vorwiegend im hinteren Zungenbereich, zum Zungengrund hin.<ref name="hatt" />
Inkarnation, es ist das Ergebnis des Leibes der vorhergehenden Inkarnation.
Und der Leib gestaltet sich um, metamorphosiert sich, wie in
der Goetheschen Metamorphosenlehre das Blatt zur Blüte, zum Haupte
in der nächsten Inkarnation. Dadurch aber, daß das Haupt, der Kopf
gebildet wird aus dem Erdenleib der vorhergehenden Inkarnation, hat
die geistige Welt mit diesem Haupte zwischen dem Tod und einer
neuen Geburt besonders viel zu tun, denn es muß die Urform, das Urbild
des Hauptes aus der geistigen Welt gemäß dem Karma herausgearbeitet
werden. Daher erscheint auch im Embryo das Haupt zuerst
vollkommen ausgebildet, weil es aus dem Kosmos heraus am meisten
beeinflußt ist. Durch die menschliche Organisation wird der übrige
Leib eigentlich am meisten beeinflußt. Daher erscheint diese übrige
Organisation im Embryo später ausgebildet als das Haupt. Das Haupt
ist schon - natürlich nicht seiner physischen Gestaltung nach, der physische
Stoff ist gewiß der Vererbung entnommen, aber in bezug auf
seine Formung, in bezug auf sein Urbild - aus dem Kosmos herausgebildet,
ist, wie man sagen kann, aus der Sphäre. Ihr Haupt ist nicht
umsonst mehr oder weniger kugelförmig; es ist das Haupt ein Abbild
der ganzen Weltensphäre, und die ganze Weltensphäre arbeitet mit an
der Bildung des Hauptes. So daß wir sagen können: das Haupt ist aus
der Sphäre gebildet.|174|205f}}


=== Brustorgane ===
Tatsächlich basiert zumeist nur ein kleiner Teil der als Geschmack (in weiterem Sinn) wahrgenommenen Empfindungen auf Reizen der Geschmacksrezeptoren. Der oft bei weitem überwiegende Teil wird durch flüchtige Aromastoffe hervorgerufen, die das Riechepithel im obersten Nasengang reizen. Beim Kauen wie Hin- und Herbewegen einer Speise im Mund gelangen die flüchtigen Bestandteile über den [[Rachen]] und die [[Choane]] in die Nasenhöhle, wo sie von den [[Riechzelle]]n registriert werden können. Geruchs- und Geschmacksreize werden von Sinneszellen aufgenommen und deren Signale über [[Nervenfaser]]n auf getrennten Wegen dem Gehirn zugeleitet, wo sie an verschiedene Stationen verteilt und mit anderen verglichen werden. Diese Differenzierungen werden zunächst im [[Thalamus]] des Zwischenhirns zusammengefasst und anschließend in der [[Großhirnrinde]] zu komplexeren Mustern aufgearbeitet wie zu einem (eventuell bewussten) Sinneseindruck gebildet. Der Gesamteindruck eines Geschmacks entsteht somit wie bei jeder sensorischen Wahrnehmung erst im Gehirn, und wenn er uns bewusst werden kann, wohl erst im [[Endhirn]]. Dass dabei die [[olfaktorische Wahrnehmung]] für das gemeinhin als Geschmack bezeichnete Empfinden wichtiger sein kann als die [[gustatorische Wahrnehmung]], zeigte ein Experiment, bei dem die Probanden mit verbundenen Augen eine Tasse heißes Wasser tranken, während gleichzeitig Kaffeeduft ins Labor geleitet wurde. Alle Teilnehmer waren überzeugt, Bohnenkaffee zu trinken.<ref name="fisher">Len Fisher, Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis. Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge, 3. Aufl. 2005, S. 180.</ref> Allerdings wurde nicht untersucht, ob bei einer Tasse heißen Meerwassers dieser Eindruck auch entstanden wäre.
Auf das [[Rhythmisches System|rhythmische System]] mit den [[Brust]]organen wirkt hingegen nur die östliche Halb-Sphäre:


[[Datei:GA174 207.gif|right|350px|Zeichnung aus GA 174, S. 207]]
Die biochemische Transduktion kann bei Geschmacksreizen unterschiedlich verlaufen; die Wege der [[Signaltransduktion]] in Sinneszellen mit [[Gustatorische Wahrnehmung#Geschmacksrezeptoren|Geschmacksrezeptoren]] für süße oder bittere Reize sind aufwändiger, sodass die Signalbildung und -übermittlung knapp eine Sekunde dauert, während Saures und Salziges schneller erkannt wird.<ref name="hatt" />
{{GGZ|Dem Kopfe liegt die Kugelform zugrunde,
Die von den sekundären Sinneszellen in [[Geschmacksknospe]]n auf der Zunge und am Gaumen gebildeten Signale werden von Nervenzellfortsätzen über Synapsen aufgenommen und als neuronale Signale über Nervenfasern von Hirnnerven – Geschmacksfasern des VII. [[Nervus facialis]] ([[Chorda tympani]] und [[Nervus petrosus major]]), des IX. [[Nervus glossopharyngeus]] und den X. [[Nervus vagus]] – zum ''[[Nucleus tractus solitarii]]'' der [[Medulla oblongata]] im [[Zentralnervensystem]] weitergeleitet. Von dort führen Verschaltungen zum ''[[Nucleus ventralis posteromedialis]]'' im ventralen [[Thalamus]], andere zum [[Hypothalamus]] und zur [[Amygdala]]. Dort enden auch Weiterleitungen von Signalen des Geruchssinns. Hier entscheidet sich, ob eine Geschmacksqualität als angenehm oder unangenehm eingestuft wird.
den Brustorganen liegt zugrunde der Kreisteil, gewissermaßen
der Halbkreis. Nur ist er verschiedentlich gebogen, und man kann es
nicht mehr genau sehen. Sehen könnten Sie, daß Ihr Kopf wirklich eine
Kugel ist, wenn auf den Menschen nie luziferische und ahrimanische
Kräfte gewirkt hätten. Sehen würden Sie, daß die Brustorgane wirklich
eine Halbsphäre sind, wenn eben diese Kräfte nicht gewirkt hätten.
Und gewissermaßen die Richtung nach dem Mittelpunkte — aber man
könnte sagen: für gewöhnliche irdische geometrische Verhältnisse nach
dem unendlich fernen Mittelpunkte - ist nach dem Osten. Also Halb-Sphäre: nach dem Osten.|174|207}}


Das [[Stoffwechsel-Gliedmaßen-System]] wird von Kräften gebildet, die aus dem [[Mittelpunkt der Erde]] wirken. Diese Kräfte differenzieren sich nach dem Erdgebiet, nach dem Territorium, auf dem die Mutter bzw. die Eltern leben.
Geschmacksreize werden nur dann erkannt, wenn ihre Konzentration die Wahrnehmungsschwelle überschreitet. Sie ist bei bitteren Substanzen am niedrigsten. Die Intensität des Geschmacksempfindens nimmt bei Fortdauer desselben Reizes ab, es findet eine Gewöhnung ([[Sensorische Adaptation|Adaptation]]) statt und damit sinkt die Fähigkeit, denselben Geschmacksreiz gleich intensiv oder gar überhaupt noch wahrzunehmen. Je nach Intensität des Geschmackseindrucks hält dieser Gewöhnungseffekt nur Minuten oder auch Stunden an. Bei sauren oder salzigen Reizen findet keine vollständige Adaptation statt. Doch führt regelmäßiger Salzkonsum zu einer anhaltend geringeren Sensibilität für diesen Geschmacksreiz. Diskutiert wird diese Gewöhnung auch für süße Substanzen.<ref name="haubrich">[http://opus.haw-hamburg.de/volltexte/2007/237/pdf/ern_y_509.pdf Sabine Haubrich: Einfluss von hypoallergener Säuglingsnahrung auf die Entwicklung von Geschmackspräferenzen bei Kindern (Diplomarbeit)] (PDF-Datei; 1,8&nbsp;MB).</ref>


=== Gliedmaßen und Unterleibsorgane ===
Die Geschmackswahrnehmung wird durch die Temperatur der Speisen beeinflusst. Alle Geschmacksreize sind bei Temperaturen zwischen 22 und 32 °C am stärksten wahrnehmbar. Süß und bitter werden bei einer Temperatur von 0 °C nur noch schwach geschmeckt. [[Hunger]] verringert die Schmeckschwelle für Zucker und [[Chinin]], während die Wahrnehmung der Geschmacksreize salzig und sauer dadurch nicht verändert wird.<ref name="uni">[http://sundoc.bibliothek.uni-halle.de/diss-online/03/03H157/t2.pdf Wissenschaftliche Arbeit zum Thema Geschmacksempfinden] (PDF-Datei; 409&nbsp;kB).</ref>


{{GGZ|Jetzt haben wir als drittes Glied alles dasjenige, was sich im Mensehen
== Geschmackliche Schärfe ==
findet als Teilorgane außer Kopf und Brustorganen: Unterleibsorgane
mit den daranhängenden Gliedmaßen. Alles das will ich, obwohl
die Benennung nicht besonders genau ist, Unterleibsorgane nennen.
Dieses, was wir so als Unterleibsorgane zusammenfassen, können wir
nun auch ebenso beziehen auf äußerlich organisierende Kräfte, die
natürlich hier auf diesem Gebiete hauptsächlich auf dem Umwege
durch die Embryologie auf den Menschen wirken, aber eben auf diesem
Umwege doch so wirken, weil während der Schwangerschaft die Mutter
abhängig ist von den Kräften, die da aufgesucht werden müssen zu
der Gestaltung des Unterleibes, ebenso wie die Sphäre aufgesucht werden
muß zur Gestaltung des Kopfes, der Osten, die Halbsphäre aufgesucht
werden muß zur Gestaltung der Brustorgane.


Was auf solche Weise auf die Organe des Unterleibes als Kräfte
Was als „Schärfe“ bei Speisen wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit gar kein gustatorischer Reiz, sondern eine Schmerzempfindung auf der Zunge, ausgelöst durch bestimmte reizende Substanzen, in der Regel [[Capsaicinoid]]e. [[Paprika|Chili]] enthält die geschmacklose Substanz [[Capsaicin]], die beim Essen biochemisch die [[Thermorezeptor]]en der [[Nervus trigeminus|Trigeminusnerven]] im Mund stimuliert, welche daraufhin ein Schmerzsignal an das Gehirn senden. Dieselben Rezeptoren reagieren auf Wärmereize über 43&nbsp;°C, also auf zu heiße Speisen, bei denen man sich die Zunge „verbrennt“. Das Gehirn reagiert auf die Reizmeldung mit der Auslösung einer Schmerzempfindung auf der Zunge und schüttet zur Schmerzlinderung [[Endorphin]]e aus, die angenehme Gefühle auslösen. Für diese Reaktion gibt es auch den Begriff „Pepper-High“. Es wird diskutiert, ob diese Hormonreaktion eine gewisse psychische Abhängigkeit von Chili oder anderen scharfen [[Gewürz]]en auslöst; diese Theorie ist jedoch umstritten. Bei regelmäßigem Verzehr von scharfen Speisen lässt die Sensibilität der Rezeptoren auch nach, so dass die Schärfe weniger stark empfunden wird.<ref> {{Webarchiv|text=Peter Bützer: Some like it hot! |url=http://www.buetzer.info/fileadmin/pb/HTML-Files/Capsaicin.htm |wayback=20070928110203 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref>
wirkt, das müssen Sie sich vorstellen so, daß es vom Mittelpunkte der
Erde kommt, aber differenziert wird durch das Territorium, auf dem
sich die Eltern beziehungsweise Voreltern aufhalten, durch das Territorium
und alles, was damit zusammenhängt. Also wohlgemerkt, es
kommen die Kräfte vom Mittelpunkte der Erde; aber ob ein Mensch in
Nordamerika oder Australien oder Asien oder Europa zur Welt gekommen
ist, es kommt aus dem Mittelpunkte der Erde, aber immer
differenziert, einmal wie die Kraft wirkt durch das europäische Territorium
differenziert, einmal durch das amerikanische Territorium
differenziert, einmal durch das asiatische Territorium differenziert und
so weiter. Also ich kann sagen: Die Unterleibsorgane werden bestimmt
aus dem Mittelpunkte der Erde, in Differenzierung durch das Territorium.|174|207f}}


=== Die menschliche Gestalt als Ganzheit ===
2003 fanden Forscher der [[University of California]] heraus, dass Capsaicin auf der Zunge den Schärferezeptor TRPV1 aktiviert, der sonst durch ein [[Lipid]] blockiert ist. Kommt dieses mit Capsaicin in Kontakt, löst sich die Bindung und dem Gehirn wird Schmerz gemeldet. Die Stärke der Bindung zwischen TRPV1 und dem Lipid PIP2 ist individuell unterschiedlich stark und vor allem genetisch bedingt, so dass das Empfinden von Schärfe ebenfalls individuell verschieden ist.<ref>[http://www.rp-online.de/aktuelles/Artikel_aid_42013.html Rätsel des Alltags: Warum schwitzen wir nach scharfem Essen?].</ref>


Die Gestalt des Menschen als geschlossenes [[Ganzheit|Ganzes]] wird überdies durch die Kräfte des ganzen Erdenumkreises mitbestimmt.
Capsaicin führt wie das „Verbrennen“ der Zunge zu einer Beeinträchtigung der Geschmackswahrnehmung, allerdings nur für süß, bitter und umami, während sauer und salzig weiterhin unverändert geschmeckt werden. Zucker vermindert hingegen die Schärfe des Capsaicins.<ref> {{Webarchiv|text=ORF on Science: Chili verringert die Geschmacksempfindung |url=http://science.orf.at/science/news/50185 |wayback=20070220122441 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}</ref>


{{GGZ|Nun, wenn wir okkultistisch vollständig den Menschen betrachten
Auch [[Eukalyptus]] oder [[Menthol]] wird auf der Zunge als „scharf“ wahrgenommen, zum Beispiel als Zusatz in Bonbons. Auf diese Substanzen reagieren jedoch die Kälterezeptoren auf der Zunge.<ref>Harald Zähringer: [http://www.laborjournal.de/rubric/archiv/stichwort/w_02_04.lasso Kälterezeptoren], in: Laborjournal 04/2002.</ref>
wollen, so müssen wir noch ein Viertes betrachten. Da werden Sie
sagen: Wir haben ja jetzt schon den ganzen Menschen. Gewiß, aber im
Okkultismus kommt immer noch ein Viertes in Betracht. Jetzt haben
wir drei Glieder des Menschen betrachtet; jetzt können wir noch den
ganzen Menschen für sich betrachten. Das Ganze ist eben auch ein
Glied. Also Kopf, Rumpf, Unterleib, aber jetzt alles zusammen, so daß
wir als viertes Glied das Ganze haben, und dieses Ganze ist jetzt wiederum
durch Kräfte gebildet. Aber es ist dieses Ganze gebildet durch
Kräfte des ganzen Erdenumkreises. Also jetzt nicht differenziert durch
das Territorium, sondern das Ganze des Menschen ist gebildet durch
den ganzen Umkreis, also durch den Erdenumkreis.|174|208f}}


=== Einfluss der Mondkräfte ===
{{WikipediaDE|Geschmackliche Schärfe|Trigeminale Wahrnehmung}}


Dass der ganze kosmische Umkreis einen gewissen Einfluss auf die Gestaltung des Menschen hat, wusste man in allen alten vorchristlichen [[Mysterien]]. Welche besondere Bedeutung dabei den [[Mond]]kräften zukommt, war auch den alten [[Hebräer]]n bewusst.
== Genetische Unterschiede ==


{{GZ|Das hat nämlich die alte Weisheit, die instinktive Weisheit der
Die Sensibilität für die Wahrnehmung von Geschmacksreizen ist genetisch bedingt und individuell unterschiedlich. Sie nimmt bei Menschen im Laufe des Alters ab.
Morgenländer gut gewußt, daß die Sterne auch geistige Wesenheiten
in sich haben, und diese geistigen Wesenheiten, die haben sie verehrt
auf ihre Art, nicht die äußeren physischen Sterne. In diesem Sinne
war die Religion dadrüben in Vorderasien eine Sternenreligion. Das
heißt, die Menschen haben angenommen, der Saturn zum Beispiel
hat geistige Wesenheiten, die haben einen gewissen Einfluß auf die
Menschen. Der Jupiter hat geistige Wesenheiten und so weiter, und
alle diese Wesenheiten haben einen gewissen Einfluß auf das irdische
Menschenleben.


Nun, die Juden haben sich um die anderen Sterne wenig gekümmert;
Menschen unterscheiden sich in der Anzahl von Geschmackszellen auf der Zunge. Es wird unterschieden zwischen Superschmeckern mit im Mittel etwa 425, Normalschmeckern mit etwa 180 und Nichtschmeckern mit nur etwa 100 Geschmacksknospen pro cm². Die bei Untersuchungen gefundenen Werte streuen in einem Bereich von 11 bis 1000 Geschmacksknospen pro cm². Auf der Basis von Studienergebnissen schätzt man, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zu den Normalschmeckern zählt und jeweils etwa ein Viertel Super- bzw. Nichtschmecker sind.<ref>[http://www.spektrumdirekt.de/artikel/938948 Spektrum direkt: Von Super- und Bitterschmeckern].</ref>
aber dasjenige, was sie aus den alten Religionen genommen
Superschmecker nehmen Geschmacksreize generell wesentlich intensiver wahr, vor allem [[Bitterstoff]]e, aber auch [[geschmackliche Schärfe]]. Wissenschaftler sprechen im Allgemeinen von [[Phenylthiocarbamid|PTC]]- oder [[Propylthiouracil|PROP]]-Schmeckern und -Nichtschmeckern, da die Forschung auf diesem Gebiet sich zunächst auf die Wahrnehmung von Bitterstoffen konzentrierte. Die Existenz von Nichtschmeckern ist seit den 1930er Jahren bekannt. Seit einiger Zeit sind die für Bittergeschmack zuständigen 25 [[Gen]]e entschlüsselt, von denen es zusätzlich noch verschiedene Varianten gibt. In der Natur gibt es tausende von verschiedenen Bitterstoffen. Ist ein solches Gen nicht aktiv, bildet es keine [[Rezeptor (Physiologie)|Rezeptoren]] für bestimmte Bitterstoffe auf der Zungenoberfläche aus.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article210560/Wie-Mensch-und-Affe-Bitteres-schmecken.html Welt online: Wie Mensch und Affe Bitteres schmecken].</ref> Für Süßes gibt es nur einen Rezeptortyp.
haben, das war der Einfluß des Mondes. Und sie haben ihren Jahve,
ihren Jehova in Zusammenhang gebracht mit dem Geistigen im
Mond. Das ist also eigentlich die ursprüngliche jüdische Religion,
daß der Jahve, der im menschlichen Ich lebt, abhängig ist vom
Mond.


Nun, meine Herren, das ist nicht eine bloße Sage, das ist auch
Die vorliegenden Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der Anteil von PTC/PROP-Schmeckern bei Frauen generell höher ist als bei Männern. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen [[Ethnie]]n. In Asien und Afrika ist der Anteil der Schmecker höher als in Europa und in den USA.<ref>[http://chemse.oxfordjournals.org/cgi/content/full/26/5/483 Adam Drenowski et al., Genetic Taste Responses to 6-n-Propylthiouracil Among Adults: a Screening Tool for Epidemiological Studies, in: Chem. Senses 26: S. 483–489, 2001].</ref>
nicht eine bloße religiöse abergläubische Vorstellung, sondern das
ist etwas, was sich wissenschaftlich gut nachweisen läßt. Die Sache
ist nämlich so, daß der Mensch tatsächlich in der Zeit, die auch
wichtig ist für sein irdisches Dasein, in der Zeit während der
Schwangerschaft der Mutter, also während er noch ein Menschenkeim,
ein Embryo ist, ganz vom Monde abhängig ist. Diese Abhängigkeit
des Menschen vom Monde während seiner Embryonalzeit,
während seiner Keimeszeit, die hat man lange gewußt, und man hat
darnach sogar die Zeit der Schwangerschaft berechnet auf zehn
Mondmonate. Erst in der allerletzten Zeit ist es aufgekommen, die
Mondenmonate auf Sonnenmonate zu rechnen, auf neun Monate.
Aber in diesen zehn Mondmonaten, die man für die Zeit der
Schwangerschaft mit Recht angenommen hat, da steckt noch drinnen,
daß der Mensch in seiner Embryonalzeit, also als Menschenkeim,
im Leibe der Mutter, abhängig ist vom Mond. Nun, inwieferne
ist er abhängig vom Mond? Ich habe auch darauf schon aufmerksam
gemacht.


Sehen Sie, die Sache ist so, daß dasjenige, was der erste befruchtete
2002 wurde der erste Rezeptor für Bitterstoffe genau lokalisiert und TAS2R16 genannt. Er ist zuständig für [[Cyanogene Glycoside|cyanogene β-Glucopyranoside]], die nach dem Verzehr [[Cyanwasserstoff|Blausäure]] freisetzen. 2005 analysierten englische Forscher Blutproben von 1000 Probanden weltweit und fanden 16 Varianten dieses Bitter-Gens. Die meisten davon sind jedoch sehr selten, rund 98&nbsp;Prozent der Weltbevölkerung haben heute dieselbe Genvariante, genannt N172. In Afrika haben etwa 15&nbsp;Prozent der Bevölkerung die evolutionär frühere Variante K172, die nur halb so empfindlich ist. Dass sich der frühere Typ in Afrika erhalten hat, könnte daran liegen, dass der Verzehr blausäurehaltiger Lebensmittel zwar ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellt und [[Sichelzellenanämie]] begünstigt, die selbst aber wiederum einen [[Sichelzellenanämie#Malaria|Schutz]] vor einigen [[Malaria]]erregern bietet.<ref> {{Webarchiv|text=Die Küche des Frühmenschen, in: Die Erforschung der menschlichen Sinne, hg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2006, S. 55 (pdf) |url=http://www.bmbf.de/pub/die_erforschung_menschlicher_sinne.pdf |wayback=20071007164818 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref>
Eikeim ist, eigentlich zerstörte Erdenmaterie enthält, pulverisierte
Erdenmaterie, und aus dem würde nie etwas, wenn nur Erdenkräfte
auf ihn wirken würden - niemals! Aus diesem Menschenkeim wird
lediglich dadurch etwas, daß vom Monde her der Einfluß auf die
Erde stattfindet. Und man kann sagen: Der Mensch kommt ins Erdenleben
durch die Kräfte des Mondes. - So daß also die Juden, die
Jahve als eine Mondgottheit angesehen haben, eigentlich haben hinweisen
wollen auf diese Abhängigkeit des Menschen von Mondenkräften,
wenn er auf die Erde hereintritt.


Nun gewiß, die Leute weiter in Asien drüben, Babylonier, Assyrier,
Für die Ausbildung der Geruchsrezeptoren sind insgesamt 51 Gene zuständig, von denen jedoch nie alle aktiv sind. Forscher des ''Weizmann-Instituts für Wissenschaften'' in Israel haben herausgefunden, dass jeder Mensch eine individuelle Genkombination für Geruch besitzt, so dass auf Grund der rechnerisch möglichen Zahl von Genkombinationen jeder über eine einzigartige Wahrnehmung verfügt. Da das Riechvermögen für die Geschmacksempfindung sehr wichtig ist, ist im Grunde jeder Mensch nicht nur mit einer individuellen Geruchs-, sondern auch mit einer individuellen Geschmackswahrnehmung ausgestattet, weshalb der Geschmack einer Speise von verschiedenen Menschen schon deshalb nie völlig identisch empfunden wird.<ref>[http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/225784 Genforscher bestätigen: Über Geschmack lässt sich nicht streiten].</ref>
die haben auch noch andere Einflüsse als nur Mondeneinflüsse
 
angenommen. Sie haben zum Beispiel gesagt: Der Jupiter, der hat einen
== Geschmacksprägung ==
gewissen Einfluß darauf, ob der Mensch in seiner weiteren Entwicklung
=== Biologie ===
gescheit wird oder dumm bleibt oder dergleichen. Aber
 
auf solche nebensächlichen Einflüsse haben sich die Juden nicht eingelassen.
Bei Menschen ist eine Präferenz für die Geschmacksqualitäten süß und umami bereits bei Neugeborenen vorhanden, während gleichzeitig eine angeborene [[Aversion]] gegen Bitteres und Saures vorliegt, die sich bei ihnen in einem mimischen Abwehrreflex ausdrückt und dem Versuch, entsprechende Flüssigkeiten auszuspucken. Diese Reaktion wird als „gustofazialer Reflex“ bezeichnet.<ref name="hatt" /><ref name="meyerhof"> {{Webarchiv|text=Wolfgang Meyerhof: Mechanismen der Geschmackswahrnehmung und ihre Auswirkung auf das Essverhalten (pdf; 75&nbsp;kB) |url=http://www.dife.de/de/publikationen/artikel/artikel_geschmacksfragen.pdf |wayback=20070317135541 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref> Für Salzgeschmack wird erst von Heranwachsenden eine gewisse Präferenz entwickelt, Säuglinge zeigen darauf im Normalfall keine ausgeprägte Reaktion.
Sie haben nur den einen Gott verehrt, und das war eben
 
eine Mondengottheit. Das wird ja gewöhnlich als ein großer religiöser
Das gustatorische System hat eine wichtige biologische Funktion, denn es dient der Prüfung der Nahrung auf ihre Genießbarkeit, bevor sie geschluckt wird. Die Präferenz für Süßes ist evolutionsbiologisch gesehen sinnvoll, denn süßer Geschmack ist an [[Kohlenhydrate]] gekoppelt, die eine wichtige Energiequelle darstellen. Außerdem schmecken in der Natur vorkommende Giftstoffe selten süß, so dass dieser Geschmacksreiz bei der Nahrungsaufnahme Unbedenklichkeit signalisiert. Besonders süß sind in der Natur reife Früchte und [[Honig]]. Die angeborene Aversion gegen [[Bitterstoff]]e entwickelte sich im Laufe der [[Evolution]] als Schutzfunktion vor giftigen pflanzlichen Substanzen, die meistens bitter schmecken. Die bevorzugte Geschmacksqualität umami zeigt eine tierische oder pflanzliche Proteinquelle an. Salz ist wichtig für verschiedene Körperfunktionen, der Salzspiegel im Körper muss konstant bleiben, daher ist die Wahrnehmung von Salzgeschmack wichtig. Sauer ist in der Natur ein Hinweis darauf, dass Früchte noch nicht reif sind oder Nahrung verdorben ist. Dieser Geschmack wird von Kindern bis zum zweiten Lebensjahr in der Regel abgelehnt.<ref name="meyerhof" />
Fortschritt angesehen, daß die Juden von vielen Göttern zu einem
 
Gotte fortgeschritten sind.|353|74ff}}
Das gustatorische und olfaktorische System entwickelt sich beim [[Fetus|Fötus]] bereits im Frühstadium der [[Schwangerschaft]]. Die Zunge mit den Geschmacksknospen entsteht im zweiten Schwangerschaftsmonat. Ab dem dritten Monat nimmt das Ungeborene den Geschmack des [[Fruchtwasser]]s wahr; es trinkt davon täglich zwischen 200 und 760 ml. Schon vor der 28. Woche reagiert es nachweislich positiv auf süße Geschmacksreize und negativ auf Bitteres. Reaktionen auf Gerüche sind ab der 28. Woche beobachtet worden.<ref name="haubrich" />
 
Über das Fruchtwasser trägt die Ernährung der Mutter schon vor der Geburt zur Geschmacksprägung des Kindes bei, wie verschiedene Studien gezeigt haben. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft [[Anis]] zu sich genommen hatten, zeigten nach der Geburt eine deutlich höhere Akzeptanz für Anisgeruch als andere Kinder.<ref name="haubrich" /> Eine Studie ergab einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht des Kindes und einer Präferenz für Salzgeschmack. Untergewichtige Säuglinge bevorzugten mit zwei Monaten salzhaltige Wasserlösungen, alle anderen reines Wasser. Diese Präferenz war auch im Alter von drei bis vier Jahren bei den Kindern noch vorhanden.<ref>L J Stein, B J Cowart, G K Beauchamp: Salty taste acceptance by infants and young children is related to birth weight: longitudinal analysis of infants within the normal birth weight range. In: European Journal of Clinical Nutrition (2006) 60, 272–279; [[doi:10.1038/sj.ejcn.1602312]].</ref> Ein Zusammenhang mit dem Geschmack des Fruchtwassers in der Endphase der Schwangerschaft ist wahrscheinlich.
 
Da [[Muttermilch]] [[Lactose|Milchzucker]] und Eiweiß enthält, schmeckt sie sowohl süßlich als auch umami, was den angeborenen Geschmackspräferenzen entspricht. In der Stillzeit werden Geschmacksvorlieben des Kindes nachweislich durch die Ernährung der Mutter beeinflusst, da Aromen der Nahrung in die Muttermilch übergehen. Bereits bekannter Geschmack von Lebensmitteln wird nach dem Abstillen bereitwilliger akzeptiert.<ref name="haubrich" />
 
Im Unterschied zu Muttermilch ändert sich der Geschmack von Fertignahrung für Säuglinge nicht, kann jedoch ebenfalls geschmacksprägend wirken. Früher wurde der Fertigmilch in Deutschland [[Vanillin]] zugesetzt. Bei einer Studie wurden 30- bis 40-jährige Probanden gebeten, zwei [[Ketchup]]-Sorten geschmacklich zu bewerten. Eine davon war mit Vanillin aromatisiert, in derselben Konzentration wie damals die Babynahrung. Zwei Drittel der Versuchspersonen, die diese Kost früher erhalten hatten, bevorzugten den Ketchup mit Vanillinzusatz, aber nur 30&nbsp;Prozent der ehemaligen Stillkinder.<ref>Friedrich Manz/Irmgard Manz, Sinnesentwicklung und Sinnesausprägung beim Föten und Säugling, in: Dietrich von Engelhardt/Rainer Wild (Hrsg.), Geschmackskulturen, 2005, S. 97.</ref> Erhalten Säuglinge in einer frühen Phase hypoallergene Ersatzmilch, die relativ bitter schmeckt, tolerieren sie Bittergeschmack auch Jahre später in deutlich höherem Ausmaß als Gleichaltrige. Ab dem 5. Lebensmonat verweigern Babys bittere Milch, sofern sie vorher noch nicht damit gefüttert wurden.<ref>Julie A.Mennella u.&nbsp;a., Flavor Programming During Infancy, in: Pediatrics, Vol. 113, 4, 2004, S. 840–845.</ref>
 
=== Kultur ===
Aufbauend auf den angeborenen Geschmackspräferenzen und -aversionen entwickeln sich der menschliche Geschmack und die Präferenz für bestimmte Geschmacksnoten und die Abneigung gegen andere im Laufe der [[Sozialisation]] und der [[Enkulturation]]. Entscheidend ist die jeweilige [[Esskultur]] und das allgemeine Geschmacksmuster einer [[Regionalküche]] oder [[Nationalküche]]. So lässt sich erklären, dass der Geschmack desselben Lebensmittels in einer Kultur geschätzt und in einer anderen abgelehnt wird (siehe auch [[Nahrungstabu]]).
 
Die Ausbildung des Geschmacks beruht auf einem Lernprozess. Je häufiger in der frühen Kindheit eine Speise gegessen wird, desto stärker wird die Akzeptanz für ihren Geschmack. Dieser Gewöhnungsprozess wird wissenschaftlich „[[Mere-Exposure-Effekt|mere exposure effect]]“ genannt.<ref name="pudel">[[Volker Pudel]]: ''Verhaltens- und Verhältnisprävention – wie wirksam ist Ernährungserziehung?'',  {{Webarchiv|text=PDF |url=http://edok.ahb.niedersachsen.de/07/392102048.pdf |wayback=20150509055715 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}, S.&nbsp;34–36.<!--http://www.swr.de/wiesoweshalbwarum/archiv/2003/01/23/print1.html ist offline--></ref> Wird dieselbe Speise mehrfach innerhalb eines kurzen Zeitraums gegessen, entwickelt sich jedoch eine zeitweilige Abneigung gegen dieses Gericht („psychische Sättigung“), sofern es einen ausgeprägten Eigengeschmack hat. Der Mechanismus verhindert bei gesunden Menschen vermutlich eine völlig einseitige Ernährung. Bei [[Grundnahrungsmittel]]n wie Reis, Kartoffeln oder Teigwaren tritt dieser Sättigungseffekt aber nicht ein.
 
Individuelle Vorlieben und Abneigungen entwickeln sich nur innerhalb des Rahmens, der durch die eigene Esskultur vorgegeben wird. „Indem das spezifische kulturelle System Küche schon in der Kindheit erfahren wird und Bestandteil des gesamten Sozialisationsprozesses eines jungen Menschen wird, dient dies als Verhaltensnormierung auch später bei der Auswahl von Nahrungsmitteln und Speisen. Der Essensgeschmack vermittelt daher nicht nur in der Kindheit, sondern auch noch später in der Welt der Erwachsenen ein Stück vertrauter sozialer Geborgenheit und der Einbindung in bestimmte ethnische und soziale Gruppierungen und Schichten.“<ref>Hans-Jürgen Teuteberg, Der Essensgeschmack als Brücke zwischen Natur und Kultur, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks. Aspekte der Ess- und Lebenskunst, 2005, S. 113.</ref>
 
Zwischen der [[Kochkunst|Küche]] eines Landes oder einer Region und dem Geschmack von Speisen besteht laut Eva Barlösius jedoch eine Wechselbeziehung, denn die Geschmackserwartungen prägen wiederum die Art des Kochens, wobei den [[Kochrezept]]en nicht zuletzt die Funktion zukommt, den stets gleichen Geschmack eines bestimmten Gerichts sicherzustellen. „Geschmack, Genuss und Küche sind somit eng miteinander verbunden, weshalb die Küche als kulturelles Regelwerk definiert werden kann, das dazu anleitet, wohlschmeckende und genußvolle Speisen zuzubereiten. So ist keine Küche bekannt, in der Lebensmittel so gekocht werden, dass sie den Essern in dem sozialen und kulturellen Umfeld, wo sie gekocht werden, nicht schmecken.“<ref name="barlösius" /> Allerdings dient die Zubereitung von Lebensmitteln nicht allein dem sinnlichen Genuss, sondern erfüllt in erster Linie die Funktion der Versorgung mit Energie und [[Nährstoff]]en. Bei der Alltagskost steht deshalb vor allem die Funktion der [[Sättigung (Physiologie)|Sättigung]] im Vordergrund, während bei Festtagsspeisen dem Geschmack eine wesentliche Rolle zukommt.<ref>Eva Barlösius, Soziologie des Essens, Weinheim 1999, S. 86.</ref>
 
== Geschmacksbewertung ==
Die Annahme, dass Menschen Geschmack objektiv wahrnehmen und beurteilen können, ist durch verschiedene Studien widerlegt worden. Auch professionelle [[Verkostung|Verkoster]] werden den Ergebnissen zufolge von der Optik und vor allem von der eigenen Erwartung beeinflusst. Bei einem Versuch mussten 57 [[Önologie|Önologen]] zwei Weine bewerten, wobei der eine als [[Tafelwein]] etikettiert war und der andere als [[Grand Cru]]. Tatsächlich enthielten beide Flaschen den identischen Wein. Bei der Bewertung erhielt der vermeintliche Tafelwein nur 8, der ''Grand Cru'' dagegen 14 von 20 Punkten.<ref>Frank Thiedig, „Das schmeckt irgendwie nach mir selbst“ oder: Vom regionalen Geschmack zum Terroir, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks, S. 168.</ref> Bei einem anderen Experiment wurden angeblich ein Weißwein und ein Rotwein blind verkostet, das heißt ohne nähere Angaben zu den Weinen. In Wirklichkeit enthielten beide Gläser denselben Weißwein, eine Probe war mit geschmackloser Lebensmittelfarbe rot eingefärbt worden. Die Önologen schrieben dem Weißwein typische Weißwein- und dem angeblichen Rotwein Rotweinaromen zu. Die Wissenschaftler zogen daraus den Schluss, dass der Geschmackseindruck im Kopf entsteht.<ref>Frank Thiedig, „Das schmeckt irgendwie nach mir selbst“ oder: Vom regionalen Geschmack zum Terroir, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks, 169.</ref>
 
Die Bewertung des Geschmacks von Speisen als angenehm oder unangenehm ist stark kulturell beeinflusst. So wird der Geschmack von [[Milchprodukt]]en und vor allem von [[Käse]] nur in den Regionen geschätzt, in denen diese Produkte üblicherweise gegessen werden. In Regionen, in denen die meisten Menschen [[Laktoseintoleranz|laktoseintolerant]] sind, ist das nicht der Fall. So lehnen zum Beispiel Chinesen den Geschmack und Geruch von Käse in der Regel ab und bezeichnen ihn als „verdorbene Milch“.<ref>Frederick J. Simoons, Food in China, 1990, S. 466.</ref>
 
Der Gastronom [[Heston Blumenthal]] hat bei einem Versuch Gästen ein rotes [[Gelee]] aus [[Rote Bete]] serviert, dem er [[Weinsäure]] zugesetzt hatte, so dass ein säuerlicher Geschmack entstand. Wurde dieses „Dessert“ als Gelee aus schwarzen [[Johannisbeeren]] bezeichnet, schmeckte es den Versuchspersonen, bekamen sie jedoch gesagt, es handele sich um Rote Bete (was der Fall war), lehnten sie den Geschmack als ekelhaft ab.<ref>Len Fisher, Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis. Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge, 3. Aufl. 2005, S. 178.</ref>
 
== Geschmacksstörungen ==
Geschmacksstörungen können qualitativer oder quantitativer Art sein. Eine qualitative Störung ist die veränderte Wahrnehmung von Geschmacksreizen oder die Wahrnehmung eines Geschmacks, obwohl gar keine Geschmacksquelle vorhanden ist ([[Phantogeusie]]). Bei der [[Parageusie]] verändert sich die Geschmackswahrnehmung oder es wird permanent ein starker Beigeschmack wahrgenommen, oft bitter oder metallisch. Eine Sonderform ist das ''Burning-Mouth-Syndrome'' (ständiges Brennen im Mund). Quantitative Störungen sind eine Überempfindlichkeit gegenüber Geschmacksreizen ''(Hypergeusie)'', eine verminderte Geschmacksempfindung der Rezeptoren oder der vollständige Verlust des Schmeckvermögens ([[Ageusie]]), mitunter nur gegenüber bestimmten Geschmacksqualitäten.<ref name="orf"> {{Webarchiv|text=ORF science: Die unterschätzten Sinne: Schmecken und Riechen |url=http://science.orf.at/science/news/45945 |wayback=20060206025754 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref>
 
In seltenen Fällen ist eine Geschmacksstörung angeboren, meistens handelt es sich dabei um eine „Geschmacksblindheit“ für bestimmte Geschmacksqualitäten. Zu einer Schädigung der Geschmacksknospen kann es bei verschiedenen Krankheiten kommen, z.&nbsp;B. bei Erkrankungen des [[Stoffwechsel]]s wie [[Diabetes mellitus]], Leber- und Nierenerkrankungen, Entzündung der Zunge ([[Glossitis]]), Störungen des [[Hormon]]haushalts, [[Sjögren-Syndrom]], [[Hypothyreose]], [[Cushing-Syndrom]] sowie auf Grund einer Schädigung von Hirnnerven, die an der Geschmackswahrnehmung beteiligt sind. [[Schädel-Hirn-Trauma]]ta können in seltenen Fällen zu einem ''Anosmie-Ageusie-Syndrom'' führen, also zum völligen Verlust von Geruch und Geschmack. [[Epilepsie|Epileptischen Anfällen]] können als [[Aura (Epilepsie)|Aura]] auch Geschmackshalluzinationen vorausgehen.<ref name="uni" />
 
Als [[Nebenwirkung]] einiger Medikamente kann eine (vorübergehende) Beeinträchtigungen des Geschmacks auftreten, etwa bei [[Chlorhexidin]], [[Penicillamin]] oder [[Zytostatikum|Zytostatika]], so auch als zeitweise Folge einer [[Chemotherapie]]. Ein [[Vitaminmangel]] sowie ein Mangel an bestimmten [[Spurenelement]]en (Zink, Nickel, Kupfer) kann das Geschmacksempfinden verändern, aber auch mangelhafte [[Mundhygiene]]. Für kurze Zeit wird das Geschmacksempfinden gestört, wenn man sich die Zunge „verbrennt“.<ref name="uni" /> Nachgewiesen ist auch, dass durch regelmäßiges Rauchen die Geschmackswahrnehmung verändert und beeinträchtigt wird.<ref name="klimek">[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=22440 Ludger Klimek u.&nbsp;a.: Riech- und Schmeckvermögen im Alter, in: Dt. Ärzteblatt 2000; 97, S. A-911-918].</ref>
 
Wesentlich häufiger als Störungen der gustatorischen Wahrnehmung sind Geschmacksstörungen als Folge einer beeinträchtigten Geruchswahrnehmung. Bei einem völligen Verlust der Geruchswahrnehmung ([[Anosmie]]) kann auch kein differenzierter Geschmack mehr wahrgenommen werden, was bei den Betroffenen häufig zum Verlust des [[Appetit]]s auf jegliche Speisen führt.
 
Von Geruchs- und Geschmacksstörungen sind vor allem ältere Menschen betroffen. Schätzungen zufolge leiden in der westlichen Welt etwa drei bis sieben Prozent der Bevölkerung an Riechstörungen, in der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind es jedoch 60 bis 75&nbsp;Prozent.<ref name="klimek" /> Riechstörungen treten auch häufig als Folge der [[Alzheimer-Krankheit|Alzheimer]]- und [[Parkinson-Krankheit]] auf. Ob bei den Betroffenen auch der Geschmack beeinträchtigt ist, ist wissenschaftlich umstritten.
 
Studien haben ergeben, dass sich die Wahrnehmungsschwelle für Geschmacksreize im Alter erhöht, wovon
die Wahrnehmung süßer Reize am wenigsten betroffen ist. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass die verringerte Zahl von Geschmacksknospen auf der Zunge für nachlassendes Geschmacksvermögen im Alter verantwortlich ist; diese Annahme gilt inzwischen jedoch als überholt. Mittlerweile geht man von einer verringerten Funktion der Rezeptoren aus. Einen gewissen Einfluss hat möglicherweise auch reduzierter Speichelfluss.<ref name="klimek" />
 
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass ein [[Zungenpiercing]] das Geschmacksempfinden beeinträchtigen kann. Die meisten Zungenpiercings werden in der Mitte der Zunge gestochen, wo sich nur sehr wenige bis gar keine Geschmacksnerven befinden. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen kann der Geschmackssinn des Zungenpiercingträgers beeinträchtigt werden.
 
== Geschmackswahrnehmung bei Tieren ==
 
Das Geschmacksempfinden von [[Haushund|Hund]] und [[Hauskatze|Katze]] beruht auf einem für Fleischfresser typischen Muster. Ein wesentliches Merkmal ist hierbei eine weitgehende Unempfindlichkeit gegenüber salzigem Geschmack.
 
Bei Hunden erhöhen einwertige Kationen (einschließlich Na<sup>+</sup>) jedoch die Empfindlichkeit gegenüber Zucker. Die meisten Geschmacksknospen bei Hunden (als Typ A bezeichnet) reagieren auf Aminosäuren, von denen viele (wie [[Prolin|L-Prolin]] oder [[Cystein|L-Cystein]]) von Menschen süßlich wahrgenommen werden. Diese Knospen reagieren gleichfalls auf [[Monosaccharid|Mono-]] und [[Disaccharid]]e. Die Typ-B-Knospen reagieren auf [[Säure-Base-Konzepte#Definition nach Brønsted und Lowry|saure Verbindungen]]. Der Rezeptortyp C reagiert auf den [[Umami]]-Geschmack. Typ D schließlich nimmt im menschlichen Sinne „fruchtig-süße“ Geschmacksrichtungen wahr. Es ist unklar, in welcher Form die Geschmacksempfindungen vom Hirn des Hundes verarbeitet werden und das Fressverhalten des Tieres beeinflussen, da der [[Haushund#Geruchssinn|Geruchssinn]] offensichtlich die Hauptrolle bei der Nahrungsselektion spielt.
 
Katzen weisen – ähnlich wie Hunde – aminosäuresensible Rezeptoren auf. Diese werden durch einige Aminosäuren (z.&nbsp;B. [[Lysin|L-Lysin]]) stimuliert, durch andere – vom Menschen als bitter empfundene Aminosäuren wie [[Tryptophan|L-Tryptophan]] – jedoch gehemmt, was zum Abweisen des entsprechenden Futterbestandteils führt. Ungewöhnlich für Säugetiere ist eine komplette Unempfindlichkeit für süßen Geschmack durch eine Deletion im Gen ''Tas1r2''.<ref>{{cite journal | author=Li X | title=Pseudogenization of a Sweet-Receptor Gene Accounts for Cats’ Indifference toward Sugar | journal=[[PLoS Genetics]] | volume=1 | issue=1 | pages=27–35 | year=2005 | month=July | pmid=16103917 | pmc=1183522 | doi=10.1371/journal.pgen.0010003 | coauthors=Li W | last2=Wang | first2=H | last4=Cao | first4=Jie | last5=Maehashi | first5=Kenji | last6=Huang | first6=Liquan | last7=Bachmanov | first7=Alexander A. | last8=Reed u.&nbsp;a. | first8=Danielle R. }}</ref> Saures nehmen Katzen ähnlich wie Hunde wahr. Anstelle der für die Wahrnehmung des „fruchtig-süßen“ Geschmacks bei Hunden vorhandenen Rezeptoren reagieren Katzen mit einem weiteren Rezeptortyp auf Bitterstoffe wie [[Chinin]], [[Tannine]] und [[Alkaloid]]e.<ref>Bradshaw JW: ''The evolutionary basis for the feeding behavior of domestic dogs (Canis familiaris) and cats (Felis catus).'' J Nutr. 2006 Jul;136(7 Suppl):1927S-1931S, PMID 16772461 [http://jn.nutrition.org/cgi/reprint/136/7/1927S Artikel im Volltext].</ref>
 
Für [[Rinder]] ist das Vorhandensein von vier Typen von Geschmacksrezeptoren beschrieben (für salzig, süß, sauer und bitter), deren Ansprechschwelle jedoch vor allem für bittere Substanzen als niedrig eingeschätzt wird. Süße Nahrung wird nicht bevorzugt. Infolge des niedrigen Gehaltes an [[Natrium]] in pflanzlicher Nahrung zeigen sie jedoch eine ausgeprägte Vorliebe für salzige Nahrungsbestandteile.<ref>Bell FR: ''Aspects of ingestive behavior in cattle.'' J Anim Sci. 1984 Nov;59(5):1369–1372. PMID 6392276  {{Webarchiv|text=Artikel im Volltext |url=http://jas.fass.org/cgi/reprint/59/5/1369 |wayback=20081201154434 |archiv-bot=2018-03-25 15:32:47 InternetArchiveBot }}.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
 
* {{WikipediaDE|Geschmack (Sinneseindruck)}}
* {{WikipediaDE|Schwangerschaft}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Symposium on Foods: the Chemistry and Physiology of Flavors'', The fourth in a series of symposia on foods held at Oregon State University. [Papers] Editor: H. W. Schultz. Associate editors: E. A. Day [and] L. M. Libbey, Westport, Conn., AVI Pub. Co., 1967, LCCN 66024813
* {{Literatur |Autor=Anthelm Brillat-Savarin |Titel=Physiologie des Geschmacks |Verlag=Heyne |Ort=München |Datum=1976 |ISBN=3-453-42016-0}}
* Georg Cohn: ''Die organischen Geschmacksstoffe.'', Siemenroth Verlag, Berlin 1914[http://d-nb.info/58082392X]
* Jürgen Dollase: ''Geschmacksschule.'' Verlag Tre Torri, 2005, ISBN 3-937963-20-0.
* Dietrich von Engelhardt, Rainer Wild (Hrsg.): ''Geschmackskulturen. Vom Dialog der Sinne beim Essen und Trinken.'' Campus Verlag 2006, ISBN 3-593-37727-6.
* Thomas Hauer (Hrsg.): ''Das Geheimnis des Geschmacks. Aspekte der Ess- und Lebenskunst.'' Anabas Verlag 2005, ISBN 3-87038-366-6.
* Werner Wilhelm Schnabel: ''„Der übertrefflichste unter allen äußerlichen Sinnen“? Harsdörffers „Lobrede des Geschmacks“''. In: Stefan Keppler-Tasaki / Ursula Kocher (Hg.): ''Georg Philipp Harsdörffers Universalität. Beiträge zu einem Uomo universale des Barock''. Berlin, New York 2011 (Frühe Neuzeit, 158), S. 39–63.


*Rudolf Steiner: ''Zeitgeschichtliche Betrachtungen. Das Karma der Unwahrhaftigkeit – Zweiter Teil'', [[GA 174]] (1983), ISBN 3-7274-1740-4 {{Vorträge|174}}; ''kommentierte Neuausgabe von GA 173 und GA 174'' als [[GA 173 a-c]] 2010 ISBN 3727417315''
== Einzelnachweise ==
*Rudolf Steiner: ''Heilpädagogischer Kurs'', [[GA 317]] (1995), ISBN 3-7274-3171-7 {{Vorträge|317}}
<references />
*Rudolf Steiner: ''Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker'', [[GA 353]] (1988), ISBN 3-7274-3532-1 {{Vorträge|353}}


{{GA}}
[[Kategorie:Wikipedia:Lesenswert]]
[[Kategorie:Stoffeigenschaft]]
[[Kategorie:Geschmackssinn]]


[[Kategorie:Medizin]] [[Kategorie:Biologie]]
{{Wikipedia}}

Version vom 6. September 2019, 23:23 Uhr

Weit gefasst wird unter Geschmack (von mittelhochdeutsch gesmac, ‚Duft, Gestank‘, zu smẹcken: ‚kosten, versuchen; Geruch empfinden, riechen, duften; wahrnehmen‘, von althochdeutsch smẹcken, ‚Geschmack empfinden‘, im Gegensatz zu smackën ‚Geschmack von sich geben‘[1][2]) ein komplexer Sinneseindruck bei der Nahrungsaufnahme verstanden, der durch das multimodale Zusammenspiel von Geruchssinn und Geschmackssinn sowie Tastsinn, Temperatur- und Schmerzempfinden entsteht. Die in diesem Sinne als „Geschmack“ auf eine Speise bezogenen Empfindungen kommen in vielen Fällen vornehmlich durch Aromen zustande, die vom Geruchssinn wahrgenommen werden, und weniger durch Reize innerhalb der Mundhöhle. Daher führt eine gestörte Geruchswahrnehmung wie bei einem Schnupfen oder ein völliger Verlust des Geruchssinns (Anosmie) zu einem deutlich beeinträchtigten Empfinden der geschmeckten Nahrung.

Die biologische Bedeutung des Geschmacks liegt an seiner Rolle beim Auffinden von Nahrung und bei der Prüfung zugeführter Nahrungsmittel, bevor sie geschluckt und eingenommen werden. Im Zusammenspiel mit anderen Sinnesmodalitäten wird der sinnliche Eindruck des Schmeckens zu einem sensorischen Bild gefasst, mit dem Speisen nun verglichen und gewählt, und so dann gesucht oder gemieden werden können.

Bei Menschen zeigen schon Neugeborene Vorlieben für bestimmte Geschmacksqualitäten und präferieren süß und umami, während eine angeborene Aversion gegen Bitteres und Saures festzustellen ist. Dem menschlichen Organismus giftige Natursubstanzen schmecken zumeist bitter und selten süß. Natürliche energiereiche Lebensmittel haben einen besonders angenehmen Geschmack. Und die bevorzugte Geschmacksqualität umami zeigt tierische oder pflanzliche Proteinquellen an. Durch Geruchs- und Geschmacksempfindungen kann schon vor oder während des Essens oder Trinkens reflektorisch die Produktion von Speichel und Magensaft angeregt werden. Ein als unangenehm empfundener Geschmack dagegen vermag einen Würgreflex auszulösen oder im Extremfall gar zum Erbrechen zu führen.[3][4]

Das gustatorische und das olfaktorische System entwickelt sich beim Fötus bereits im zweiten Monat der Schwangerschaft; ab dem dritten Monat nimmt das Ungeborene den Geschmack seines Fruchtwassers wahr und wird durch diesen bereits vor der Geburt im Hinblick auf spätere Geschmackspräferenzen vorgeprägt.

Die Sensibilität für die Wahrnehmung von Geschmacksreizen ist bei Menschen auch genetisch bedingt und individuell unterschiedlich. Forscher unterscheiden Normal-, Super- und Nicht-Schmecker. Die Fähigkeit der Geschmackswahrnehmung nimmt generell im Alter ab, starke Geruchs- und Geschmacksbeeinträchtigungen können zu einem Verlust des Appetits führen.

Von der Geschmacksempfindung zu unterscheiden ist die Bewertung eines Geschmacks, die durch Enkulturation und Sozialisation beeinflusst wird. So wird die angeborene Geschmacksaversion gegen Bitterstoffe in den meisten Kulturen nicht lebenslang absolut beibehalten, wie sich anhand des Konsums von Kaffee oder Bier belegen lässt. Die hedonistische Bewertung von Geschmack beeinflusst die Entstehung von Präferenzen und Aversionen, wobei individuelle Erfahrungen eine wichtige Rolle spielen. Welcher Geschmack als angenehm empfunden wird, „ist bis auf wenige Ausnahmen keine natürliche Eigenschaft der Lebensmittel oder Speisen, sondern eine kulturelle Zuschreibung, an der sich die Esser orientieren und die sie weitgehend übernehmen. (…) Geschmack, Genuss und Küche sind Produkt eines langen Abstimmungsprozesses, bei dem die Küche die Geschmacks- und Genusserwartungen jeweils praktisch umsetzt“.[5]

Physiologie

gustatorische Wahrnehmung - Artikel in der deutschen Wikipedia

Derzeit gelten fünf Geschmacksqualitäten als allgemein wissenschaftlich anerkannt: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Für sie sind jeweils eigene Geschmacksrezeptoren auf der Zunge nachgewiesen. 2005 wurden erstmals bei Mäusen und Ratten zusätzliche spezielle Fettrezeptoren entdeckt. Ältere Studien gingen davon aus, dass fettreiche Nahrung allein durch Geruch und Textur der Speise erkannt würde.[6] 2011 konnte die Existenz eines Fett-Rezeptors auch beim Menschen belegt werden.[7] Die Existenz weiterer Geschmacksqualitäten, wie metallisch oder alkalisch, ist noch umstritten.[3]

Von den Rezeptoren der Sinneszellen in den Geschmacksknospen können Stoffe schmeckbar nur wahrgenommen werden, wenn sie sich in Kontakt mit dem Speichel gelöst oder verteilt haben. Mittlerweile ist bekannt, dass nicht jeder Bereich der Zunge geschmacksempfindlich ist, doch jede dafür empfindliche Region der Zunge alle gustatorischen Qualitäten abbildet, wenn auch mit kleinen Differenzen (früher waren fälschlich für die einzelnen Grundqualitäten regelrechte Geschmackszonen auf der Zunge angenommen worden). Etwas stärker wird Süßes im Bereich der Zungenspitze wahrgenommen und Bitteres vorwiegend im hinteren Zungenbereich, zum Zungengrund hin.[3]

Tatsächlich basiert zumeist nur ein kleiner Teil der als Geschmack (in weiterem Sinn) wahrgenommenen Empfindungen auf Reizen der Geschmacksrezeptoren. Der oft bei weitem überwiegende Teil wird durch flüchtige Aromastoffe hervorgerufen, die das Riechepithel im obersten Nasengang reizen. Beim Kauen wie Hin- und Herbewegen einer Speise im Mund gelangen die flüchtigen Bestandteile über den Rachen und die Choane in die Nasenhöhle, wo sie von den Riechzellen registriert werden können. Geruchs- und Geschmacksreize werden von Sinneszellen aufgenommen und deren Signale über Nervenfasern auf getrennten Wegen dem Gehirn zugeleitet, wo sie an verschiedene Stationen verteilt und mit anderen verglichen werden. Diese Differenzierungen werden zunächst im Thalamus des Zwischenhirns zusammengefasst und anschließend in der Großhirnrinde zu komplexeren Mustern aufgearbeitet wie zu einem (eventuell bewussten) Sinneseindruck gebildet. Der Gesamteindruck eines Geschmacks entsteht somit wie bei jeder sensorischen Wahrnehmung erst im Gehirn, und wenn er uns bewusst werden kann, wohl erst im Endhirn. Dass dabei die olfaktorische Wahrnehmung für das gemeinhin als Geschmack bezeichnete Empfinden wichtiger sein kann als die gustatorische Wahrnehmung, zeigte ein Experiment, bei dem die Probanden mit verbundenen Augen eine Tasse heißes Wasser tranken, während gleichzeitig Kaffeeduft ins Labor geleitet wurde. Alle Teilnehmer waren überzeugt, Bohnenkaffee zu trinken.[8] Allerdings wurde nicht untersucht, ob bei einer Tasse heißen Meerwassers dieser Eindruck auch entstanden wäre.

Die biochemische Transduktion kann bei Geschmacksreizen unterschiedlich verlaufen; die Wege der Signaltransduktion in Sinneszellen mit Geschmacksrezeptoren für süße oder bittere Reize sind aufwändiger, sodass die Signalbildung und -übermittlung knapp eine Sekunde dauert, während Saures und Salziges schneller erkannt wird.[3] Die von den sekundären Sinneszellen in Geschmacksknospen auf der Zunge und am Gaumen gebildeten Signale werden von Nervenzellfortsätzen über Synapsen aufgenommen und als neuronale Signale über Nervenfasern von Hirnnerven – Geschmacksfasern des VII. Nervus facialis (Chorda tympani und Nervus petrosus major), des IX. Nervus glossopharyngeus und den X. Nervus vagus – zum Nucleus tractus solitarii der Medulla oblongata im Zentralnervensystem weitergeleitet. Von dort führen Verschaltungen zum Nucleus ventralis posteromedialis im ventralen Thalamus, andere zum Hypothalamus und zur Amygdala. Dort enden auch Weiterleitungen von Signalen des Geruchssinns. Hier entscheidet sich, ob eine Geschmacksqualität als angenehm oder unangenehm eingestuft wird.

Geschmacksreize werden nur dann erkannt, wenn ihre Konzentration die Wahrnehmungsschwelle überschreitet. Sie ist bei bitteren Substanzen am niedrigsten. Die Intensität des Geschmacksempfindens nimmt bei Fortdauer desselben Reizes ab, es findet eine Gewöhnung (Adaptation) statt und damit sinkt die Fähigkeit, denselben Geschmacksreiz gleich intensiv oder gar überhaupt noch wahrzunehmen. Je nach Intensität des Geschmackseindrucks hält dieser Gewöhnungseffekt nur Minuten oder auch Stunden an. Bei sauren oder salzigen Reizen findet keine vollständige Adaptation statt. Doch führt regelmäßiger Salzkonsum zu einer anhaltend geringeren Sensibilität für diesen Geschmacksreiz. Diskutiert wird diese Gewöhnung auch für süße Substanzen.[9]

Die Geschmackswahrnehmung wird durch die Temperatur der Speisen beeinflusst. Alle Geschmacksreize sind bei Temperaturen zwischen 22 und 32 °C am stärksten wahrnehmbar. Süß und bitter werden bei einer Temperatur von 0 °C nur noch schwach geschmeckt. Hunger verringert die Schmeckschwelle für Zucker und Chinin, während die Wahrnehmung der Geschmacksreize salzig und sauer dadurch nicht verändert wird.[10]

Geschmackliche Schärfe

Was als „Schärfe“ bei Speisen wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit gar kein gustatorischer Reiz, sondern eine Schmerzempfindung auf der Zunge, ausgelöst durch bestimmte reizende Substanzen, in der Regel Capsaicinoide. Chili enthält die geschmacklose Substanz Capsaicin, die beim Essen biochemisch die Thermorezeptoren der Trigeminusnerven im Mund stimuliert, welche daraufhin ein Schmerzsignal an das Gehirn senden. Dieselben Rezeptoren reagieren auf Wärmereize über 43 °C, also auf zu heiße Speisen, bei denen man sich die Zunge „verbrennt“. Das Gehirn reagiert auf die Reizmeldung mit der Auslösung einer Schmerzempfindung auf der Zunge und schüttet zur Schmerzlinderung Endorphine aus, die angenehme Gefühle auslösen. Für diese Reaktion gibt es auch den Begriff „Pepper-High“. Es wird diskutiert, ob diese Hormonreaktion eine gewisse psychische Abhängigkeit von Chili oder anderen scharfen Gewürzen auslöst; diese Theorie ist jedoch umstritten. Bei regelmäßigem Verzehr von scharfen Speisen lässt die Sensibilität der Rezeptoren auch nach, so dass die Schärfe weniger stark empfunden wird.[11]

2003 fanden Forscher der University of California heraus, dass Capsaicin auf der Zunge den Schärferezeptor TRPV1 aktiviert, der sonst durch ein Lipid blockiert ist. Kommt dieses mit Capsaicin in Kontakt, löst sich die Bindung und dem Gehirn wird Schmerz gemeldet. Die Stärke der Bindung zwischen TRPV1 und dem Lipid PIP2 ist individuell unterschiedlich stark und vor allem genetisch bedingt, so dass das Empfinden von Schärfe ebenfalls individuell verschieden ist.[12]

Capsaicin führt wie das „Verbrennen“ der Zunge zu einer Beeinträchtigung der Geschmackswahrnehmung, allerdings nur für süß, bitter und umami, während sauer und salzig weiterhin unverändert geschmeckt werden. Zucker vermindert hingegen die Schärfe des Capsaicins.[13]

Auch Eukalyptus oder Menthol wird auf der Zunge als „scharf“ wahrgenommen, zum Beispiel als Zusatz in Bonbons. Auf diese Substanzen reagieren jedoch die Kälterezeptoren auf der Zunge.[14]

Trigeminale Wahrnehmung - Artikel in der deutschen Wikipedia

Genetische Unterschiede

Die Sensibilität für die Wahrnehmung von Geschmacksreizen ist genetisch bedingt und individuell unterschiedlich. Sie nimmt bei Menschen im Laufe des Alters ab.

Menschen unterscheiden sich in der Anzahl von Geschmackszellen auf der Zunge. Es wird unterschieden zwischen Superschmeckern mit im Mittel etwa 425, Normalschmeckern mit etwa 180 und Nichtschmeckern mit nur etwa 100 Geschmacksknospen pro cm². Die bei Untersuchungen gefundenen Werte streuen in einem Bereich von 11 bis 1000 Geschmacksknospen pro cm². Auf der Basis von Studienergebnissen schätzt man, dass etwa die Hälfte der Weltbevölkerung zu den Normalschmeckern zählt und jeweils etwa ein Viertel Super- bzw. Nichtschmecker sind.[15] Superschmecker nehmen Geschmacksreize generell wesentlich intensiver wahr, vor allem Bitterstoffe, aber auch geschmackliche Schärfe. Wissenschaftler sprechen im Allgemeinen von PTC- oder PROP-Schmeckern und -Nichtschmeckern, da die Forschung auf diesem Gebiet sich zunächst auf die Wahrnehmung von Bitterstoffen konzentrierte. Die Existenz von Nichtschmeckern ist seit den 1930er Jahren bekannt. Seit einiger Zeit sind die für Bittergeschmack zuständigen 25 Gene entschlüsselt, von denen es zusätzlich noch verschiedene Varianten gibt. In der Natur gibt es tausende von verschiedenen Bitterstoffen. Ist ein solches Gen nicht aktiv, bildet es keine Rezeptoren für bestimmte Bitterstoffe auf der Zungenoberfläche aus.[16] Für Süßes gibt es nur einen Rezeptortyp.

Die vorliegenden Studienergebnisse weisen darauf hin, dass der Anteil von PTC/PROP-Schmeckern bei Frauen generell höher ist als bei Männern. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Ethnien. In Asien und Afrika ist der Anteil der Schmecker höher als in Europa und in den USA.[17]

2002 wurde der erste Rezeptor für Bitterstoffe genau lokalisiert und TAS2R16 genannt. Er ist zuständig für cyanogene β-Glucopyranoside, die nach dem Verzehr Blausäure freisetzen. 2005 analysierten englische Forscher Blutproben von 1000 Probanden weltweit und fanden 16 Varianten dieses Bitter-Gens. Die meisten davon sind jedoch sehr selten, rund 98 Prozent der Weltbevölkerung haben heute dieselbe Genvariante, genannt N172. In Afrika haben etwa 15 Prozent der Bevölkerung die evolutionär frühere Variante K172, die nur halb so empfindlich ist. Dass sich der frühere Typ in Afrika erhalten hat, könnte daran liegen, dass der Verzehr blausäurehaltiger Lebensmittel zwar ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellt und Sichelzellenanämie begünstigt, die selbst aber wiederum einen Schutz vor einigen Malariaerregern bietet.[18]

Für die Ausbildung der Geruchsrezeptoren sind insgesamt 51 Gene zuständig, von denen jedoch nie alle aktiv sind. Forscher des Weizmann-Instituts für Wissenschaften in Israel haben herausgefunden, dass jeder Mensch eine individuelle Genkombination für Geruch besitzt, so dass auf Grund der rechnerisch möglichen Zahl von Genkombinationen jeder über eine einzigartige Wahrnehmung verfügt. Da das Riechvermögen für die Geschmacksempfindung sehr wichtig ist, ist im Grunde jeder Mensch nicht nur mit einer individuellen Geruchs-, sondern auch mit einer individuellen Geschmackswahrnehmung ausgestattet, weshalb der Geschmack einer Speise von verschiedenen Menschen schon deshalb nie völlig identisch empfunden wird.[19]

Geschmacksprägung

Biologie

Bei Menschen ist eine Präferenz für die Geschmacksqualitäten süß und umami bereits bei Neugeborenen vorhanden, während gleichzeitig eine angeborene Aversion gegen Bitteres und Saures vorliegt, die sich bei ihnen in einem mimischen Abwehrreflex ausdrückt und dem Versuch, entsprechende Flüssigkeiten auszuspucken. Diese Reaktion wird als „gustofazialer Reflex“ bezeichnet.[3][20] Für Salzgeschmack wird erst von Heranwachsenden eine gewisse Präferenz entwickelt, Säuglinge zeigen darauf im Normalfall keine ausgeprägte Reaktion.

Das gustatorische System hat eine wichtige biologische Funktion, denn es dient der Prüfung der Nahrung auf ihre Genießbarkeit, bevor sie geschluckt wird. Die Präferenz für Süßes ist evolutionsbiologisch gesehen sinnvoll, denn süßer Geschmack ist an Kohlenhydrate gekoppelt, die eine wichtige Energiequelle darstellen. Außerdem schmecken in der Natur vorkommende Giftstoffe selten süß, so dass dieser Geschmacksreiz bei der Nahrungsaufnahme Unbedenklichkeit signalisiert. Besonders süß sind in der Natur reife Früchte und Honig. Die angeborene Aversion gegen Bitterstoffe entwickelte sich im Laufe der Evolution als Schutzfunktion vor giftigen pflanzlichen Substanzen, die meistens bitter schmecken. Die bevorzugte Geschmacksqualität umami zeigt eine tierische oder pflanzliche Proteinquelle an. Salz ist wichtig für verschiedene Körperfunktionen, der Salzspiegel im Körper muss konstant bleiben, daher ist die Wahrnehmung von Salzgeschmack wichtig. Sauer ist in der Natur ein Hinweis darauf, dass Früchte noch nicht reif sind oder Nahrung verdorben ist. Dieser Geschmack wird von Kindern bis zum zweiten Lebensjahr in der Regel abgelehnt.[20]

Das gustatorische und olfaktorische System entwickelt sich beim Fötus bereits im Frühstadium der Schwangerschaft. Die Zunge mit den Geschmacksknospen entsteht im zweiten Schwangerschaftsmonat. Ab dem dritten Monat nimmt das Ungeborene den Geschmack des Fruchtwassers wahr; es trinkt davon täglich zwischen 200 und 760 ml. Schon vor der 28. Woche reagiert es nachweislich positiv auf süße Geschmacksreize und negativ auf Bitteres. Reaktionen auf Gerüche sind ab der 28. Woche beobachtet worden.[9]

Über das Fruchtwasser trägt die Ernährung der Mutter schon vor der Geburt zur Geschmacksprägung des Kindes bei, wie verschiedene Studien gezeigt haben. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Anis zu sich genommen hatten, zeigten nach der Geburt eine deutlich höhere Akzeptanz für Anisgeruch als andere Kinder.[9] Eine Studie ergab einen Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht des Kindes und einer Präferenz für Salzgeschmack. Untergewichtige Säuglinge bevorzugten mit zwei Monaten salzhaltige Wasserlösungen, alle anderen reines Wasser. Diese Präferenz war auch im Alter von drei bis vier Jahren bei den Kindern noch vorhanden.[21] Ein Zusammenhang mit dem Geschmack des Fruchtwassers in der Endphase der Schwangerschaft ist wahrscheinlich.

Da Muttermilch Milchzucker und Eiweiß enthält, schmeckt sie sowohl süßlich als auch umami, was den angeborenen Geschmackspräferenzen entspricht. In der Stillzeit werden Geschmacksvorlieben des Kindes nachweislich durch die Ernährung der Mutter beeinflusst, da Aromen der Nahrung in die Muttermilch übergehen. Bereits bekannter Geschmack von Lebensmitteln wird nach dem Abstillen bereitwilliger akzeptiert.[9]

Im Unterschied zu Muttermilch ändert sich der Geschmack von Fertignahrung für Säuglinge nicht, kann jedoch ebenfalls geschmacksprägend wirken. Früher wurde der Fertigmilch in Deutschland Vanillin zugesetzt. Bei einer Studie wurden 30- bis 40-jährige Probanden gebeten, zwei Ketchup-Sorten geschmacklich zu bewerten. Eine davon war mit Vanillin aromatisiert, in derselben Konzentration wie damals die Babynahrung. Zwei Drittel der Versuchspersonen, die diese Kost früher erhalten hatten, bevorzugten den Ketchup mit Vanillinzusatz, aber nur 30 Prozent der ehemaligen Stillkinder.[22] Erhalten Säuglinge in einer frühen Phase hypoallergene Ersatzmilch, die relativ bitter schmeckt, tolerieren sie Bittergeschmack auch Jahre später in deutlich höherem Ausmaß als Gleichaltrige. Ab dem 5. Lebensmonat verweigern Babys bittere Milch, sofern sie vorher noch nicht damit gefüttert wurden.[23]

Kultur

Aufbauend auf den angeborenen Geschmackspräferenzen und -aversionen entwickeln sich der menschliche Geschmack und die Präferenz für bestimmte Geschmacksnoten und die Abneigung gegen andere im Laufe der Sozialisation und der Enkulturation. Entscheidend ist die jeweilige Esskultur und das allgemeine Geschmacksmuster einer Regionalküche oder Nationalküche. So lässt sich erklären, dass der Geschmack desselben Lebensmittels in einer Kultur geschätzt und in einer anderen abgelehnt wird (siehe auch Nahrungstabu).

Die Ausbildung des Geschmacks beruht auf einem Lernprozess. Je häufiger in der frühen Kindheit eine Speise gegessen wird, desto stärker wird die Akzeptanz für ihren Geschmack. Dieser Gewöhnungsprozess wird wissenschaftlich „mere exposure effect“ genannt.[24] Wird dieselbe Speise mehrfach innerhalb eines kurzen Zeitraums gegessen, entwickelt sich jedoch eine zeitweilige Abneigung gegen dieses Gericht („psychische Sättigung“), sofern es einen ausgeprägten Eigengeschmack hat. Der Mechanismus verhindert bei gesunden Menschen vermutlich eine völlig einseitige Ernährung. Bei Grundnahrungsmitteln wie Reis, Kartoffeln oder Teigwaren tritt dieser Sättigungseffekt aber nicht ein.

Individuelle Vorlieben und Abneigungen entwickeln sich nur innerhalb des Rahmens, der durch die eigene Esskultur vorgegeben wird. „Indem das spezifische kulturelle System Küche schon in der Kindheit erfahren wird und Bestandteil des gesamten Sozialisationsprozesses eines jungen Menschen wird, dient dies als Verhaltensnormierung auch später bei der Auswahl von Nahrungsmitteln und Speisen. Der Essensgeschmack vermittelt daher nicht nur in der Kindheit, sondern auch noch später in der Welt der Erwachsenen ein Stück vertrauter sozialer Geborgenheit und der Einbindung in bestimmte ethnische und soziale Gruppierungen und Schichten.“[25]

Zwischen der Küche eines Landes oder einer Region und dem Geschmack von Speisen besteht laut Eva Barlösius jedoch eine Wechselbeziehung, denn die Geschmackserwartungen prägen wiederum die Art des Kochens, wobei den Kochrezepten nicht zuletzt die Funktion zukommt, den stets gleichen Geschmack eines bestimmten Gerichts sicherzustellen. „Geschmack, Genuss und Küche sind somit eng miteinander verbunden, weshalb die Küche als kulturelles Regelwerk definiert werden kann, das dazu anleitet, wohlschmeckende und genußvolle Speisen zuzubereiten. So ist keine Küche bekannt, in der Lebensmittel so gekocht werden, dass sie den Essern in dem sozialen und kulturellen Umfeld, wo sie gekocht werden, nicht schmecken.“[5] Allerdings dient die Zubereitung von Lebensmitteln nicht allein dem sinnlichen Genuss, sondern erfüllt in erster Linie die Funktion der Versorgung mit Energie und Nährstoffen. Bei der Alltagskost steht deshalb vor allem die Funktion der Sättigung im Vordergrund, während bei Festtagsspeisen dem Geschmack eine wesentliche Rolle zukommt.[26]

Geschmacksbewertung

Die Annahme, dass Menschen Geschmack objektiv wahrnehmen und beurteilen können, ist durch verschiedene Studien widerlegt worden. Auch professionelle Verkoster werden den Ergebnissen zufolge von der Optik und vor allem von der eigenen Erwartung beeinflusst. Bei einem Versuch mussten 57 Önologen zwei Weine bewerten, wobei der eine als Tafelwein etikettiert war und der andere als Grand Cru. Tatsächlich enthielten beide Flaschen den identischen Wein. Bei der Bewertung erhielt der vermeintliche Tafelwein nur 8, der Grand Cru dagegen 14 von 20 Punkten.[27] Bei einem anderen Experiment wurden angeblich ein Weißwein und ein Rotwein blind verkostet, das heißt ohne nähere Angaben zu den Weinen. In Wirklichkeit enthielten beide Gläser denselben Weißwein, eine Probe war mit geschmackloser Lebensmittelfarbe rot eingefärbt worden. Die Önologen schrieben dem Weißwein typische Weißwein- und dem angeblichen Rotwein Rotweinaromen zu. Die Wissenschaftler zogen daraus den Schluss, dass der Geschmackseindruck im Kopf entsteht.[28]

Die Bewertung des Geschmacks von Speisen als angenehm oder unangenehm ist stark kulturell beeinflusst. So wird der Geschmack von Milchprodukten und vor allem von Käse nur in den Regionen geschätzt, in denen diese Produkte üblicherweise gegessen werden. In Regionen, in denen die meisten Menschen laktoseintolerant sind, ist das nicht der Fall. So lehnen zum Beispiel Chinesen den Geschmack und Geruch von Käse in der Regel ab und bezeichnen ihn als „verdorbene Milch“.[29]

Der Gastronom Heston Blumenthal hat bei einem Versuch Gästen ein rotes Gelee aus Rote Bete serviert, dem er Weinsäure zugesetzt hatte, so dass ein säuerlicher Geschmack entstand. Wurde dieses „Dessert“ als Gelee aus schwarzen Johannisbeeren bezeichnet, schmeckte es den Versuchspersonen, bekamen sie jedoch gesagt, es handele sich um Rote Bete (was der Fall war), lehnten sie den Geschmack als ekelhaft ab.[30]

Geschmacksstörungen

Geschmacksstörungen können qualitativer oder quantitativer Art sein. Eine qualitative Störung ist die veränderte Wahrnehmung von Geschmacksreizen oder die Wahrnehmung eines Geschmacks, obwohl gar keine Geschmacksquelle vorhanden ist (Phantogeusie). Bei der Parageusie verändert sich die Geschmackswahrnehmung oder es wird permanent ein starker Beigeschmack wahrgenommen, oft bitter oder metallisch. Eine Sonderform ist das Burning-Mouth-Syndrome (ständiges Brennen im Mund). Quantitative Störungen sind eine Überempfindlichkeit gegenüber Geschmacksreizen (Hypergeusie), eine verminderte Geschmacksempfindung der Rezeptoren oder der vollständige Verlust des Schmeckvermögens (Ageusie), mitunter nur gegenüber bestimmten Geschmacksqualitäten.[31]

In seltenen Fällen ist eine Geschmacksstörung angeboren, meistens handelt es sich dabei um eine „Geschmacksblindheit“ für bestimmte Geschmacksqualitäten. Zu einer Schädigung der Geschmacksknospen kann es bei verschiedenen Krankheiten kommen, z. B. bei Erkrankungen des Stoffwechsels wie Diabetes mellitus, Leber- und Nierenerkrankungen, Entzündung der Zunge (Glossitis), Störungen des Hormonhaushalts, Sjögren-Syndrom, Hypothyreose, Cushing-Syndrom sowie auf Grund einer Schädigung von Hirnnerven, die an der Geschmackswahrnehmung beteiligt sind. Schädel-Hirn-Traumata können in seltenen Fällen zu einem Anosmie-Ageusie-Syndrom führen, also zum völligen Verlust von Geruch und Geschmack. Epileptischen Anfällen können als Aura auch Geschmackshalluzinationen vorausgehen.[10]

Als Nebenwirkung einiger Medikamente kann eine (vorübergehende) Beeinträchtigungen des Geschmacks auftreten, etwa bei Chlorhexidin, Penicillamin oder Zytostatika, so auch als zeitweise Folge einer Chemotherapie. Ein Vitaminmangel sowie ein Mangel an bestimmten Spurenelementen (Zink, Nickel, Kupfer) kann das Geschmacksempfinden verändern, aber auch mangelhafte Mundhygiene. Für kurze Zeit wird das Geschmacksempfinden gestört, wenn man sich die Zunge „verbrennt“.[10] Nachgewiesen ist auch, dass durch regelmäßiges Rauchen die Geschmackswahrnehmung verändert und beeinträchtigt wird.[32]

Wesentlich häufiger als Störungen der gustatorischen Wahrnehmung sind Geschmacksstörungen als Folge einer beeinträchtigten Geruchswahrnehmung. Bei einem völligen Verlust der Geruchswahrnehmung (Anosmie) kann auch kein differenzierter Geschmack mehr wahrgenommen werden, was bei den Betroffenen häufig zum Verlust des Appetits auf jegliche Speisen führt.

Von Geruchs- und Geschmacksstörungen sind vor allem ältere Menschen betroffen. Schätzungen zufolge leiden in der westlichen Welt etwa drei bis sieben Prozent der Bevölkerung an Riechstörungen, in der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind es jedoch 60 bis 75 Prozent.[32] Riechstörungen treten auch häufig als Folge der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit auf. Ob bei den Betroffenen auch der Geschmack beeinträchtigt ist, ist wissenschaftlich umstritten.

Studien haben ergeben, dass sich die Wahrnehmungsschwelle für Geschmacksreize im Alter erhöht, wovon die Wahrnehmung süßer Reize am wenigsten betroffen ist. Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass die verringerte Zahl von Geschmacksknospen auf der Zunge für nachlassendes Geschmacksvermögen im Alter verantwortlich ist; diese Annahme gilt inzwischen jedoch als überholt. Mittlerweile geht man von einer verringerten Funktion der Rezeptoren aus. Einen gewissen Einfluss hat möglicherweise auch reduzierter Speichelfluss.[32]

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass ein Zungenpiercing das Geschmacksempfinden beeinträchtigen kann. Die meisten Zungenpiercings werden in der Mitte der Zunge gestochen, wo sich nur sehr wenige bis gar keine Geschmacksnerven befinden. Nur in sehr seltenen Ausnahmefällen kann der Geschmackssinn des Zungenpiercingträgers beeinträchtigt werden.

Geschmackswahrnehmung bei Tieren

Das Geschmacksempfinden von Hund und Katze beruht auf einem für Fleischfresser typischen Muster. Ein wesentliches Merkmal ist hierbei eine weitgehende Unempfindlichkeit gegenüber salzigem Geschmack.

Bei Hunden erhöhen einwertige Kationen (einschließlich Na+) jedoch die Empfindlichkeit gegenüber Zucker. Die meisten Geschmacksknospen bei Hunden (als Typ A bezeichnet) reagieren auf Aminosäuren, von denen viele (wie L-Prolin oder L-Cystein) von Menschen süßlich wahrgenommen werden. Diese Knospen reagieren gleichfalls auf Mono- und Disaccharide. Die Typ-B-Knospen reagieren auf saure Verbindungen. Der Rezeptortyp C reagiert auf den Umami-Geschmack. Typ D schließlich nimmt im menschlichen Sinne „fruchtig-süße“ Geschmacksrichtungen wahr. Es ist unklar, in welcher Form die Geschmacksempfindungen vom Hirn des Hundes verarbeitet werden und das Fressverhalten des Tieres beeinflussen, da der Geruchssinn offensichtlich die Hauptrolle bei der Nahrungsselektion spielt.

Katzen weisen – ähnlich wie Hunde – aminosäuresensible Rezeptoren auf. Diese werden durch einige Aminosäuren (z. B. L-Lysin) stimuliert, durch andere – vom Menschen als bitter empfundene Aminosäuren wie L-Tryptophan – jedoch gehemmt, was zum Abweisen des entsprechenden Futterbestandteils führt. Ungewöhnlich für Säugetiere ist eine komplette Unempfindlichkeit für süßen Geschmack durch eine Deletion im Gen Tas1r2.[33] Saures nehmen Katzen ähnlich wie Hunde wahr. Anstelle der für die Wahrnehmung des „fruchtig-süßen“ Geschmacks bei Hunden vorhandenen Rezeptoren reagieren Katzen mit einem weiteren Rezeptortyp auf Bitterstoffe wie Chinin, Tannine und Alkaloide.[34]

Für Rinder ist das Vorhandensein von vier Typen von Geschmacksrezeptoren beschrieben (für salzig, süß, sauer und bitter), deren Ansprechschwelle jedoch vor allem für bittere Substanzen als niedrig eingeschätzt wird. Süße Nahrung wird nicht bevorzugt. Infolge des niedrigen Gehaltes an Natrium in pflanzlicher Nahrung zeigen sie jedoch eine ausgeprägte Vorliebe für salzige Nahrungsbestandteile.[35]

Siehe auch

Literatur

  • Symposium on Foods: the Chemistry and Physiology of Flavors, The fourth in a series of symposia on foods held at Oregon State University. [Papers] Editor: H. W. Schultz. Associate editors: E. A. Day [and] L. M. Libbey, Westport, Conn., AVI Pub. Co., 1967, LCCN 66024813
  •  Anthelm Brillat-Savarin: Physiologie des Geschmacks. Heyne, München 1976, ISBN 3-453-42016-0.
  • Georg Cohn: Die organischen Geschmacksstoffe., Siemenroth Verlag, Berlin 1914[1]
  • Jürgen Dollase: Geschmacksschule. Verlag Tre Torri, 2005, ISBN 3-937963-20-0.
  • Dietrich von Engelhardt, Rainer Wild (Hrsg.): Geschmackskulturen. Vom Dialog der Sinne beim Essen und Trinken. Campus Verlag 2006, ISBN 3-593-37727-6.
  • Thomas Hauer (Hrsg.): Das Geheimnis des Geschmacks. Aspekte der Ess- und Lebenskunst. Anabas Verlag 2005, ISBN 3-87038-366-6.
  • Werner Wilhelm Schnabel: „Der übertrefflichste unter allen äußerlichen Sinnen“? Harsdörffers „Lobrede des Geschmacks“. In: Stefan Keppler-Tasaki / Ursula Kocher (Hg.): Georg Philipp Harsdörffers Universalität. Beiträge zu einem Uomo universale des Barock. Berlin, New York 2011 (Frühe Neuzeit, 158), S. 39–63.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 151 (Geschmack) und 662 f. (schmecken).
  2. Brüder Grimm: Deutsches Wörterbuch, nach DWB retrodigitalisiert von Uni Trier; Eintrag unter GESCHMACK.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Hanns Hatt: Geschmack und Geruch
  4. Deetjen/Speckmann/Hescheler, Physiologie, 4. Aufl. 2004, S. 169.
  5. 5,0 5,1 Eva Barlösius, Soziologie des Essens, Weinheim 1999, S. 85.
  6. ORF science: Sechster Geschmackssinn: Fett-Rezeptor entdeckt (Memento vom 4. November 2005 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  7. Medical Observer: Wissenschaftler identifizieren Fettrezeptor auf der menschlichen Zunge.
  8. Len Fisher, Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis. Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge, 3. Aufl. 2005, S. 180.
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 Sabine Haubrich: Einfluss von hypoallergener Säuglingsnahrung auf die Entwicklung von Geschmackspräferenzen bei Kindern (Diplomarbeit) (PDF-Datei; 1,8 MB).
  10. 10,0 10,1 10,2 Wissenschaftliche Arbeit zum Thema Geschmacksempfinden (PDF-Datei; 409 kB).
  11. Peter Bützer: Some like it hot! (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  12. Rätsel des Alltags: Warum schwitzen wir nach scharfem Essen?.
  13. ORF on Science: Chili verringert die Geschmacksempfindung (Memento vom 20. Februar 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis)
  14. Harald Zähringer: Kälterezeptoren, in: Laborjournal 04/2002.
  15. Spektrum direkt: Von Super- und Bitterschmeckern.
  16. Welt online: Wie Mensch und Affe Bitteres schmecken.
  17. Adam Drenowski et al., Genetic Taste Responses to 6-n-Propylthiouracil Among Adults: a Screening Tool for Epidemiological Studies, in: Chem. Senses 26: S. 483–489, 2001.
  18. Die Küche des Frühmenschen, in: Die Erforschung der menschlichen Sinne, hg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2006, S. 55 (pdf) (Memento vom 7. Oktober 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  19. Genforscher bestätigen: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.
  20. 20,0 20,1 Wolfgang Meyerhof: Mechanismen der Geschmackswahrnehmung und ihre Auswirkung auf das Essverhalten (pdf; 75 kB) (Memento vom 17. März 2007 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  21. L J Stein, B J Cowart, G K Beauchamp: Salty taste acceptance by infants and young children is related to birth weight: longitudinal analysis of infants within the normal birth weight range. In: European Journal of Clinical Nutrition (2006) 60, 272–279; doi:10.1038/sj.ejcn.1602312.
  22. Friedrich Manz/Irmgard Manz, Sinnesentwicklung und Sinnesausprägung beim Föten und Säugling, in: Dietrich von Engelhardt/Rainer Wild (Hrsg.), Geschmackskulturen, 2005, S. 97.
  23. Julie A.Mennella u. a., Flavor Programming During Infancy, in: Pediatrics, Vol. 113, 4, 2004, S. 840–845.
  24. Volker Pudel: Verhaltens- und Verhältnisprävention – wie wirksam ist Ernährungserziehung?, PDF (Memento vom 9. Mai 2015 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis), S. 34–36.
  25. Hans-Jürgen Teuteberg, Der Essensgeschmack als Brücke zwischen Natur und Kultur, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks. Aspekte der Ess- und Lebenskunst, 2005, S. 113.
  26. Eva Barlösius, Soziologie des Essens, Weinheim 1999, S. 86.
  27. Frank Thiedig, „Das schmeckt irgendwie nach mir selbst“ oder: Vom regionalen Geschmack zum Terroir, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks, S. 168.
  28. Frank Thiedig, „Das schmeckt irgendwie nach mir selbst“ oder: Vom regionalen Geschmack zum Terroir, in: Thomas Hauer (Hrsg.), Das Geheimnis des Geschmacks, 169.
  29. Frederick J. Simoons, Food in China, 1990, S. 466.
  30. Len Fisher, Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis. Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge, 3. Aufl. 2005, S. 178.
  31. ORF science: Die unterschätzten Sinne: Schmecken und Riechen (Memento vom 6. Februar 2006 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).
  32. 32,0 32,1 32,2 Ludger Klimek u. a.: Riech- und Schmeckvermögen im Alter, in: Dt. Ärzteblatt 2000; 97, S. A-911-918.
  33. Li X, H Wang, Jie Cao, Kenji Maehashi, Liquan Huang, Alexander A. Bachmanov, Danielle R. Reed u. a., Li W: Pseudogenization of a Sweet-Receptor Gene Accounts for Cats’ Indifference toward Sugar. In: PLoS Genetics. 1, Nr. 1, Juli 2005, S. 27–35. doi:10.1371/journal.pgen.0010003. PMID 16103917. PMC 1183522 (freier Volltext).
  34. Bradshaw JW: The evolutionary basis for the feeding behavior of domestic dogs (Canis familiaris) and cats (Felis catus). J Nutr. 2006 Jul;136(7 Suppl):1927S-1931S, PMID 16772461 Artikel im Volltext.
  35. Bell FR: Aspects of ingestive behavior in cattle. J Anim Sci. 1984 Nov;59(5):1369–1372. PMID 6392276 Artikel im Volltext (Memento vom 1. Dezember 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft (bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis).


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Geschmack (Sinneseindruck) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.