Theaterpädagogik und Karl Duncker: Unterschied zwischen den Seiten

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Die '''Theaterpädagogik''' ist eine eigenständige Disziplin, die  sich zwischen den Bereichen [[Theater]] und [[Pädagogik]] bewegt. Neben [[Hans Martin Ritter]] und anderen gilt [[Hans-Wolfgang Nickel]] (* 1933) als ihr Begründer.
'''Karl Duncker''' (* [[2. Februar]] [[1903]] in [[w:Leipzig|Leipzig]]; † [[23. Februar]] [[1940]] im US-amerikanischen Exil) war ein deutscher [[Psychologe]] und Mitbegründer der [[Gestalttheorie]].


== Fachinhalte ==
== Leben ==
Im Ursprung dem Schul- und Laientheater verpflichtet, spannt sich das Feld der Theaterpädagogik heute von der
Seine Eltern waren die kommunistischen Politiker [[w:Hermann Duncker|Hermann Duncker]] und [[w:Käte Duncker|Käte Duncker]].
* Arbeit an sozialen Brennpunkten und -themen (etwa Sucht- und gewaltpräventive Projekten, integrative Arbeit usw. (siehe auch [[Kunst im Sozialen]])) über die
* Entwicklung freier Theaterprojekte (etwa in Zusammenarbeit von Laien und Schauspielern),
* Unterricht an Schulen und Schauspielschulen,
* Inhaltlicher Arbeit (etwa Chemieunterricht veranschaulicht durch die Mittel des Theaters, Sprachtrainings) bis hin zu
* Aufträgen in der Wirtschaft (Personalentwicklung, Rhetorik/Körpersprache, Motivationstrainings usw.),
* Vermittlung spezieller [[Theater-Methoden]] sowie
* [[Szene (Theater)|Szenische]] Arbeitsformen wie etwa das [[Unternehmenstheater]], oder [[Forum-Theater]] ([[Augusto Boal]]).
* Weiterhin beschäftigen inzwischen viele Theaterhäuser Theaterpädagogen, deren Aufgabe es ist, den Kontakt zwischen Theater und Publikum zu entwickeln und auszubauen. Es werden etwa Schülervorstellungen organisiert und mit den Klassen vor- oder nachbereitet, Publikumsgespräche und Diskussionsforen etabliert und sogenannte Jugendclubs (Theater mit jungen Laien unter den Voraussetzungen eines Theaterbetriebes) angeboten.


Im theaterpädagogischen Prozess können zahlreiche Lernfelder gestaltet werden, die es dem Theaterpädagogen ermöglichen, die Teilnehmer in ihrer persönlichen und eine Gruppe in ihrer strukturellen Entwicklung zu fordern und zu fördern. Dabei kommt es zu ganz unterschiedlichen Gewichtungen der ästhetischen, gruppendynamischen, inhaltlichen und pädagogischen Anteile.
Karl Duncker war bis zur Auflösung des Psychologischen Institutes im Jahr 1935 Schüler und Mitarbeiter der Begründer der [[Gestaltpsychologie]] der Berliner Schule, [[Max Wertheimer]], [[Wolfgang Köhler (Psychologe)|Wolfgang Köhler]] und [[Kurt Koffka]]. 1934 scheiterte seine Habilitation in Berlin zunächst an politischen Einwänden, die Schrift konnte aber 1935 erscheinen. Im selben Jahr fand er im Exil in England, in [[w:Cambridge|Cambridge]] bei [[w:Frederic Charles Bartlett|Frederic Charles Bartlett]] eine Anstellung und wurde dann von Wolfgang Köhler an das [[w:Swarthmore College|Swarthmore College]] in [[w:Pennsylvania|Pennsylvania]] berufen.


Allen genannten Tätigkeiten gemein ist, dass Theaterpädagogen in der Regel situationsorientiert arbeiten und immer das Medium (Theater-) Spiel als Vehikel nutzen, um die jeweiligen Ziele zu erreichen. Für die Teilnehmer erhofft man sich dadurch einen direkten Zugang zu eigenen Ideen und Impulsen und die Steigerung von Kommunikation und Interaktion in Bezug auf die eigene Person und deren (soziales und kulturelles) Umfeld.
Schon während seiner Zeit in England litt Duncker immer wieder unter schweren [[Depression|depressiven Verstimmungen]]. 1937 begab er sich deswegen für zwei Monate in die Schweiz zur Behandlung in die Klinik „[[w:Sanatorium Bellevue|Sanatorium Bellevue]]“ von [[Ludwig Binswanger]]. Aber weder die Behandlung bei Binswanger noch seine anschließende Übersiedlung in die USA brachten eine wesentliche Verbesserung seiner Verfassung. Zwar war Duncker wieder arbeitsfähig und bemühten sich vor allem Wolfgang Köhler und dessen Familie auch persönlich sehr um ihn, doch letztlich vergeblich: Kurz nach seinem 37. Geburtstag nahm sich Duncker das Leben.<ref>King, Cox & Wertheimer 2003: ''Karl Duncker – Productive Problems with beautiful Solutions'', S. 106ff.</ref>


In den letzten Jahren hat sich der Beruf des „Theaterpädagogen“, der „Theaterpädagogin“ als eigenes Berufsbild entwickelt. Es umfasst sowohl [[künstlerisch]]e, als auch [[pädagogisch]]e Aspekte. Im Hinblick auf die Qualifikation spricht man von fünf Kernkompetenzen:
== Leistungen ==
Zu seinen wissenschaftlichen Beiträgen zählen seine Arbeiten zum produktiven Denken und zu schöpferischen [[Problemlösungsprozess]]en, zur Kritik des [[Behaviorismus]], zur [[Phänomenologie]] der Gefühle und Empfindungen und zur Psychologie der [[Ethik]]. Von Bedeutung ist der durch ihn geprägte Begriff ''[[Funktionale Fixierung|Funktionale Gebundenheit/Fixierung]]'' beim Problemlösen. Er wird verwendet, wenn beim [[Problemlösen]] die Funktion eines Elementes innerhalb der Aufgabenstruktur schon gegeben ist. Die bestehende Funktion des Elementes ist innerhalb der Aufgabe bereits so gut verankert, dass ihre zur Lösung notwendige Veränderung erhebliche Schwierigkeiten bereitet. In einem Experiment bestand das Problem darin, Kerzen an eine Wand zu montieren ([[Kerzenproblem]]). Die dazu benötigte Schachtel war aber in der Aufgabensituation als Behälter für Reißnägel vorhanden. Ihre Funktion war also ''gebunden'' und gerade diese ''funktionale Gebundenheit'' musste überwunden werden, damit der Weg zur Lösung frei wurde. Dann konnte die neue Funktion der Schachtel (als Kerzensims) erfasst werden. Die Aufgabenstellung wurde durch diese Funktionsveränderung [[Umstrukturierung (Denkpsychologie)|umstrukturiert]]. Diese Art von Umstrukturierungsprozessen kann auch in der [[Psychotherapie]] eine große Rolle spielen. Explizit wurde Dunckers Ansatz der Problemlösung durch Umstrukturierung in die [[Gestalttheoretische Psychotherapie]] integriert.<ref>siehe dazu W. Zöller 1993, ''Produktives Denken und Psychotherapie''</ref>


* Leitungskompetenz
== Schriften ==
* künstlerische Kompetenz
* organisatorische Kompetenz
* vermittelnde Kompetenz
* theoretische Kompetenz


Zu einer Konkretisierung des Begriffs resp. einer begrifflichen Schärfe der Einzelwissenschaft haben unterschiedliche Entwicklungen beigetragen wie beispielsweise die Etablierung eigener institutionalisierter Ausbildungsgänge, die Erarbeitung eines Spezialwörterbuchs, das Herausbringen einer Fachzeitschrift (ZfTP – Korrespondenzen) sowie die Gründung von fachlichen Verbänden und die Verabschiedung des Übereinkommens über das Verhalten und zur Ethik von Theaterpädagoginnen und Theaterpädagogen (ÜVET) im Jahre 2011.
* ''Zur Psychologie des produktiven Denkens'', Springer, Berlin 1935
 
* ''Behaviorismus und Gestaltpsychologie''. In: ''Erkenntnis 3'', S. 162–176
== Das SAFARI-Modell ==
* ''Lernen und Einsicht im Dienst der Zielerreichung''. In: ''Acta Psychologica'', Hague, 1, S. 77–82
Das SAFARI-Modell wurde von der Theaterpädagogin Gabriele Czerny entwickelt. Dabei steht hinter jedem Buchstaben ein Grundatz der Theaterpädagogik. Sie sind voneinander abhängig und geben den theaterpädagogischen Rahmen vor.
* ''Ethical Relativity? An enquiry into the psychology of ethics''. In: ''Mind 48'', S. 39–57 (Deutsche Übersetzung erschienen in ''Gestalt Theory 25'', 1/2-2003, S. 33–52)
 
* ''[http://gestalttheory.net/archive/Dunemot.pdf On Pleasure, Emotion, and Striving] (PDF; 139&nbsp;kB)''. In: ''Philosophy and Phenomenological Research 1'', S. 391–430. (Deutsche Übersetzung erschienen in ''Gestalt Theory 24'', 2/2002, S. 75–116)
=== S = Stoff ===
* ''Erscheinung und Erkenntnis des Menschlichen. Aufsätze 1927–1940. Herausgegeben von H. Boege und H.-J. P. Walter'', Verlag Krammer, Wien 2008 (ISBN 3-901811-26-5)
Der Stoff dient als Spielimpuls für das Theaterspiel. Er muss durch die pädagogische Fachkraft genau untersucht werden, um die wichtigsten Merkmale festzustellen. Diese Untersuchung bildet die Grundlage für alle weiteren Impulse. Der Stoff sollte die Fantasie der Kinder ansprechen, sie zu sinnlich-körperlichen Darstellungen bewegen und sie zur Selbstreflexion anregen.
 
=== A = Auftakt ===
Bevor man sich an einen Text heranwagt, sollte man mit den Kindern Aufwärmübungen für Körper, Atem, Stimme, Rhythmus, Raum und Bewegung durchführen. Dabei soll ein Gespür für den eigenen Körper entwickelt werden, damit die Kinder diesen auf verschiedene Weisen kennenlernen können.
 
=== F = Figur ===
Die Kinder sollen die Möglichkeit haben sich in andere Figuren hineinzuversetzen. Durch Fantasie- oder Traumreisen können die Kinder nicht nur Entspannung finden, sondern sich auch in das Erinnerte verwandeln (z.&nbsp;B. " Weißt du noch, wie die Wellen gerauscht haben ?").
 
=== A = Aktion ===
Hier geht es hauptsächlich um Improvisationen. Die Kreativität und Spontanität der Kinder steht im Mittelpunkt. Aus den Improvisationen können  anschließend  ganze Szenen entwickelt werden.
 
=== R = Reflexion ===
Bisherige Erfahrungen mit der Geschichte werden aufgegriffen. Die Kinder können sich nun eine eigene Geschichte ausdenken.
 
=== I = Inszenierung ===
Die improvisierte Szenen werden nun zu einer zusammenhängende Geschichte. Bei der Darstellung sollen alle Kinder mitwirken. Die Bewegung spielt hier eine zentrale Rolle für die Ausdrucksfähigkeit der Szenen. Auch die Sprache der Kinder soll gefördert werden, so besteht die Möglichkeit für solistisch, aber auch chorisch gesprochene Textpassagen.
 
== Die Aus- und Weiterbildung zum Theaterpädagogen ==
Der [[Ausbildung]]sgang zum Beruf des Theaterpädagogen ist nicht durch staatliche Vorgaben geregelt. Folgende Formen der Aus- und Weiterbildung sind anzutreffen:
* Theaterpädagogik wird in grundständigen oder Aufbaustudiengängen an Hochschulen und Fachhochschulen gelehrt und schließt mit einem Diplom-, Bachelor- oder Masterabschluss ab.
* An zertifizierten Instituten wird Theaterpädagogik als ein- bis vierjährige Fortbildung/Ausbildung nach den Rahmenrichtlinien des Bundesverbandes Theaterpädagogik (BuT) gelehrt, die an Hochschulstudiengängen orientiert sind. Hierbei werden zwei anerkannte Qualifikationen unterschieden:
:* die Grundlagen-Fortbildung (mindestens 600 Unterrichtsstunden). Sie wird berufsbegleitend angeboten und richtet sich vorwiegend an Menschen, die Theaterpädagogik in ihr bereits bestehendes Berufsbild (z.&nbsp;B. offene Jugendarbeit) integrieren möchten. Häufig vergeben die Institute der Grundlagen-Fortbildung den Titel „Spielleiter/in“ der jedoch nicht verbindlich festgelegt ist.
:* die Ausbildung zum „Theaterpädagogen/in BuT®“ (mind. 1700 UE). Sie wird in vier Modellen angeboten:
::* Als Aufbau-Fortbildung im Anschluss an die Grundlagen-Fortbildung (mind. 1100 UE)
::* Berufsbegleitend als integrierte Vollausbildung (Grundlagen und Aufbau in Einem) über zwei bis vier Jahre verteilt
::* Als Ausbildung in Vollzeit, 1700 UE in einem Jahr komprimiert
::* Als Ausbildung in Vollzeit, deutlich mehr als 1700 UE in zwei bis vier Jahren.
Der Titel „Theaterpädagoge/In BuT®“ ist als Wortmarke geschützt und darf nur von Absolventen der Aufbau- bzw. Vollausbildung geführt werden. Er ist seinen inhaltlichen Vorgaben nach mit dem Diplom/Bachelor des Aufbaustudienganges vergleichbar.
 
* In vielen deutschen Städten haben sich [[Theaterpädagogisches Zentrum|Theaterpädagogische Zentren]] (TPZ) etabliert, die Theaterpädagogik auch in zeitlich kürzeren [[Fortbildung]]en anbieten.
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Kategorie:Theaterpädagogik}}
* {{WikipediaDE|Theaterpädagogik}}
* {{WikipediaDE|Dramapädagogik}}
* {{WikipediaDE|Musiktheaterpädagogik}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Fu Li Hofmann: ''Theaterpädagogisches Schauspieltraining. Ein Versuch.'' Transcript, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-3009-1
* Jessica Höhn: ''Theaterpädagogik. Grundlagen, Zielgruppen, Übungen''. Henschel, Leipzig 2015. ISBN 978-3894877767
* Hans Martin Ritter: ''Wort und Wirklichkeit auf der Bühne.'' LIT, Münster 1997, 2. Auflage 2003, 3. Auflage 2014, ISBN 3-8258-3128-0
* Hans Martin Ritter: ''Nachspielzeit. Aufsätze zu theaterästhetischen und theaterpädagogischen Fragen.'' Berlin 2014, ISBN 978-3-8442-9577-1
* Christoph Nix, Dietmar Sachser, Marianne Streisand (Hrsg.): ''Lektionen 5 Theaterpädagogik.'' Verlag Theater der Zeit, Berlin 2012, ISBN 978-3-942449-39-7
* Hans Hoppe: ''Theater und Pädagogik. Grundlagen, Kriterien, Modelle pädagogischer Theaterarbeit.'' LIT, Münster 2003, 2. Auflage 2011, ISBN 3-825-87130-4
* Hans Martin Ritter: ''Sprechen auf der Bühne.'' Henschel, Berlin 1999, Neuauflage 2009, ISBN 978-3-89487-323-3
* Jürgen Weintz: ''Theaterpädagogik und Schauspielkunst. Ästhetische und psychosoziale Erfahrung durch Rollenarbeit.'' Schribri, Berlin/Milow 2007, ISBN 3-937-89564-7
* Tanja Bidlo: ''Theaterpädagogik. Einführung.'' Oldib, Essen 2006
* Marianne Streisand, Ulrike Hentschel, Andreas Poppe, Bernd Ruping (Hrsg.): ''Generationen im Gespräch. Archäologie der Theaterpädagogik I.'' Schibri, Berlin/Milow 2005
* Hans Martin Ritter, Ulrike Henschel: ''Entwicklungen und Perspektiven der Spiel- und Theaterpädagogik''. Schibri, Berlin/Milow 2003, ISBN 3-933978-83-1
* [[Gerd Koch]], Marianne Streisand (Hrsg.): ''Wörterbuch der Theaterpädagogik.'' Schibri, Berlin/Milow 2003
* Felix Rellstab: ''Handbuch Theaterspielen.'' Band 4, Theaterpädagogik. Stutz Druck AG, CH-Wädenswil 2000
* Hans Martin Ritter: ''Das gestische Prinzip bei Bertolt Brecht.'' Prometh, Köln 1986, ISBN 3-922009-84-0
*Raimund Pousset: Handwörterbuch Frühpädagogik. Cornelsen, ISBN 978-3-589-24863-6


== Periodika ==
* D. Brett King, Michaella Cox, Michael Wertheimer: ''Karl Duncker – Productive Problems with beautiful Solutions''. In: ''Gestalt Theory 25'', 1/2-2003, S. 95–110
* Oliver Bidlo (Hrsg.): ''Thepakos''. Interdisziplinäre Zeitschrift für Theater und Theaterpädagogik. Erscheint dreimal jährlich, Oldib, Essen
* Hans-Jürgen Walter: ''„Man kann einen Unterschied nicht töten“ – Zum 100. Geburtstag Karl Dunckers''. In: ''Gestalt Theory 25'', 1/2-2003, S. 7–52
* Theaterpädagogik e.&nbsp;V., Bundesverband Theaterpädagogik e.&nbsp;V., BAG Spiel + Theater e.&nbsp;V. (Hrsg.): ''Zeitschrift für Theaterpädagogik''. Erscheint halbjährlich. Schibri, Berlin/Milow,
* Wolfgang Zöller: ''Produktives Denken und Psychotherapie''. In: ''Gestalt Theory 15'', 3/4-1993, S. 217–226


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary|Theaterpädagogik}}
* {{DNB-Portal|12870862X}}
* [http://www.echtestheater.de/ Theaterpädagogisches Online Portal (TOP)]
* [http://gestalttheory.net/archive/duncker41.html ''On Pleasure, Emotion, and Striving'' von Karl Duncker, 1941/1942 (englisch)]
* [http://www.butinfo.de/ Bundesverband Theaterpädagogik (BUT)]
* [http://www.dspace.cam.ac.uk/bitstream/1810/239301/1/Schnall%20%281999%29.pdf] (PDF; 1,5&nbsp;MB) Simone Schnall: Life as the problem: Zu Dunckers Leben und Tätigkeit in Amerika (englisch)
* [http://www.theaterpaedagogik.ch/ Fachverband Theaterpädagogik Schweiz (TPS)]
* [http://doi.library.cmu.edu/10.1184/pmc/simon/box00071/fld05480/bdl0001/doc0001 Herbert A. Simon: Karl Duncker and Cognitive Science (englisch)]
* [http://www.butinfo.de/institutionen Übersicht anerkannter Ausbildungen]
 
* [http://www.buehnenverein.de/berufe/berufe_details.php?id=47 Beschreibung des Berufsbilds beim Deutschen Bühnenverein]
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Gestaltpsychologe]]
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[[Kategorie:Gestorben 1940]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Wikipedia}}
{{Wikipedia}}

Version vom 24. April 2019, 14:44 Uhr

Karl Duncker (* 2. Februar 1903 in Leipzig; † 23. Februar 1940 im US-amerikanischen Exil) war ein deutscher Psychologe und Mitbegründer der Gestalttheorie.

Leben

Seine Eltern waren die kommunistischen Politiker Hermann Duncker und Käte Duncker.

Karl Duncker war bis zur Auflösung des Psychologischen Institutes im Jahr 1935 Schüler und Mitarbeiter der Begründer der Gestaltpsychologie der Berliner Schule, Max Wertheimer, Wolfgang Köhler und Kurt Koffka. 1934 scheiterte seine Habilitation in Berlin zunächst an politischen Einwänden, die Schrift konnte aber 1935 erscheinen. Im selben Jahr fand er im Exil in England, in Cambridge bei Frederic Charles Bartlett eine Anstellung und wurde dann von Wolfgang Köhler an das Swarthmore College in Pennsylvania berufen.

Schon während seiner Zeit in England litt Duncker immer wieder unter schweren depressiven Verstimmungen. 1937 begab er sich deswegen für zwei Monate in die Schweiz zur Behandlung in die Klinik „Sanatorium Bellevue“ von Ludwig Binswanger. Aber weder die Behandlung bei Binswanger noch seine anschließende Übersiedlung in die USA brachten eine wesentliche Verbesserung seiner Verfassung. Zwar war Duncker wieder arbeitsfähig und bemühten sich vor allem Wolfgang Köhler und dessen Familie auch persönlich sehr um ihn, doch letztlich vergeblich: Kurz nach seinem 37. Geburtstag nahm sich Duncker das Leben.[1]

Leistungen

Zu seinen wissenschaftlichen Beiträgen zählen seine Arbeiten zum produktiven Denken und zu schöpferischen Problemlösungsprozessen, zur Kritik des Behaviorismus, zur Phänomenologie der Gefühle und Empfindungen und zur Psychologie der Ethik. Von Bedeutung ist der durch ihn geprägte Begriff Funktionale Gebundenheit/Fixierung beim Problemlösen. Er wird verwendet, wenn beim Problemlösen die Funktion eines Elementes innerhalb der Aufgabenstruktur schon gegeben ist. Die bestehende Funktion des Elementes ist innerhalb der Aufgabe bereits so gut verankert, dass ihre zur Lösung notwendige Veränderung erhebliche Schwierigkeiten bereitet. In einem Experiment bestand das Problem darin, Kerzen an eine Wand zu montieren (Kerzenproblem). Die dazu benötigte Schachtel war aber in der Aufgabensituation als Behälter für Reißnägel vorhanden. Ihre Funktion war also gebunden und gerade diese funktionale Gebundenheit musste überwunden werden, damit der Weg zur Lösung frei wurde. Dann konnte die neue Funktion der Schachtel (als Kerzensims) erfasst werden. Die Aufgabenstellung wurde durch diese Funktionsveränderung umstrukturiert. Diese Art von Umstrukturierungsprozessen kann auch in der Psychotherapie eine große Rolle spielen. Explizit wurde Dunckers Ansatz der Problemlösung durch Umstrukturierung in die Gestalttheoretische Psychotherapie integriert.[2]

Schriften

  • Zur Psychologie des produktiven Denkens, Springer, Berlin 1935
  • Behaviorismus und Gestaltpsychologie. In: Erkenntnis 3, S. 162–176
  • Lernen und Einsicht im Dienst der Zielerreichung. In: Acta Psychologica, Hague, 1, S. 77–82
  • Ethical Relativity? An enquiry into the psychology of ethics. In: Mind 48, S. 39–57 (Deutsche Übersetzung erschienen in Gestalt Theory 25, 1/2-2003, S. 33–52)
  • On Pleasure, Emotion, and Striving (PDF; 139 kB). In: Philosophy and Phenomenological Research 1, S. 391–430. (Deutsche Übersetzung erschienen in Gestalt Theory 24, 2/2002, S. 75–116)
  • Erscheinung und Erkenntnis des Menschlichen. Aufsätze 1927–1940. Herausgegeben von H. Boege und H.-J. P. Walter, Verlag Krammer, Wien 2008 (ISBN 3-901811-26-5)

Literatur

  • D. Brett King, Michaella Cox, Michael Wertheimer: Karl Duncker – Productive Problems with beautiful Solutions. In: Gestalt Theory 25, 1/2-2003, S. 95–110
  • Hans-Jürgen Walter: „Man kann einen Unterschied nicht töten“ – Zum 100. Geburtstag Karl Dunckers. In: Gestalt Theory 25, 1/2-2003, S. 7–52
  • Wolfgang Zöller: Produktives Denken und Psychotherapie. In: Gestalt Theory 15, 3/4-1993, S. 217–226

Weblinks

Einzelnachweise

  1. King, Cox & Wertheimer 2003: Karl Duncker – Productive Problems with beautiful Solutions, S. 106ff.
  2. siehe dazu W. Zöller 1993, Produktives Denken und Psychotherapie


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