Hexameter und Sozialwissenschaft: Unterschied zwischen den Seiten

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Der '''Hexameter''' ({{ELSalt|ἑξάμετρον}}, ''hexámetron'', wörtlich „Sechs-Maß“) ist das [[Wikipedia:Versmaß]], das die großen epischen Dichtungen eines [[Wikipedia:Homer|Homer]] oder [[Wikipedia:Hesiod|Hesiod]] kennzeichnen. Seit [[Wikipedia:Quintus Ennius|Quintus Ennius]] (* 239 v. Chr.; † 169 v. Chr.) wurde der Hexameter auch in der [[Wikipedia:lateinischen Literatur|lateinischen Literatur]] zunehmend verwendet, etwa in [[Wikipedia:Vergil|Vergil]]s ''[[Wikipedia:Aeneis|Aeneis]]'' und [[Wikipedia:Ovid|Ovid]]s ''[[Wikipedia:Metamorphosen (Ovid)|Metamorphosen]]'', aber auch in dem Lehrgedicht ''[[Wikipedia:De rerum natura|De rerum natura]]'' des [[Wikipedia:Lukrez|Lukrez]].
Die '''Sozialwissenschaften''' (oft auch als '''Gesellschaftswissenschaften''' bezeichnet) umfassen jene [[Wissenschaft]]en, die Phänomene des [[wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlichen]] Zusammenlebens der Menschen theoriegeleitet und/oder empirisch untersuchen.


== Versschema ==
In den Sozialwissenschaften werden [[Struktur]]en und [[Funktion]]en [[wikipedia:Soziales Netzwerk (Soziologie)|sozialer Verflechtungszusammenhänge]] von [[wikipedia:Institution|Institution]]en und [[wikipedia:Soziales System|Systemen]] und auch deren Wechselwirkung mit [[wikipedia:Soziales Handeln|Handlungs]]- und [[wikipedia:Sozialverhalten|Verhaltensprozessen]] der einzelnen [[Individuum|Individuen]] ([[wikipedia:Akteur|Akteur]]e) analysiert.


Griechisch-lateinische Hexameter bestehen aus sechs [[Wikipedia:Daktylus|Daktylen]] ({{Vers|/$}}), wobei letzte [[Wikipedia:Versfuß|Versfuß]] immer nur zweisilbig, also unvollständig ([[Wikipedia:katalektisch|katalektisch]]) ist. Die Daktylen können dabei sowohl aus einer [[Wikipedia:lange Silbe|lange]] Silbe gefolgt von zwei [[Wikipedia:kurze Silbe|kurzen]] ({{Vers|/--}}) oder auch durch zwei lange Silben, also [[Wikipedia:Spondeus|Spondeen]] ({{Vers|//}}) gebildet werden. Damit ergibt sich in [[Wikipedia:Metrische Notation|metrischer Notation]] folgendes Schema des Hexameters:
In den Sozialwissenschaften werden wissenschaftliche Methoden verwendet, die zum Teil mit denen der Natur- und zum Teil mit denen der Geisteswissenschaften verwandt sind. Deshalb ist die Abgrenzung schwierig. Es gibt keine einheitlichen Regelungen jenseits der Traditionen derjenigen wissenschaftlichen Institutionen, die sich den Sozialwissenschaften oder anderen Wissenschaftschaftszweigen zurrechnen. Sozialwissenschaft kann z.B. der Psychologie (Sozialpsychologie) oder der Philosophie (Sozialphilosophie) zugeordnet sein, sich aber auch als eigenständige Wissenschaft mit einem besonderen Gegenstand, einer besonderen Methode oder einer besonderen Perspektive (auf einen Gegenstand, der auch von anderen Wissenschaften untersucht wird) verstehen (z.B. die Soziologie).


[[Datei:Catalectic dactylic hexameter.svg|center|600px|Der Hexameter in metrischer Notation]]
== Sozialwissenschaftliche Grundlagen der Lehre vom dreigegliederten sozialen Organismus ==
{{GZ|Nur wer in abstrakten
Gedanken lebt, dem erscheint alles in
eindeutigen
Umrissen. Ein solcher tadelt das
Lebenspraktische oft, weil
er es nicht bestimmt, nicht «klar» genug
dargestellt findet.
Viele, die sich Praktiker dünken, sind
gerade solche Abstraktlinge.
Sie bedenken nicht, daß das Leben die
mannigfaltigsten
Gestaltungen annehmen kann. Es ist ein
fließendes
Element. Und wer mit ihm gehen will, der muß
sich auch
in seinen Gedanken und Empfindungen diesem
fließenden
Grundzug anpassen. Die sozialen Aufgaben
werden nur
mit einem solchen Denken ergriffen werden
können.|23|21f.}}


== Die harmonisierende Wirkung des Hexameters ==
{{GZ|[Der Verfasser] hält nicht viel von dem bloßen Hinweis
Der Hexameter ist ganz auf die Gesetzmäßigkeiten des [[Rhythmisches System|rhythmischen Systems]] des [[Mensch]]en abgestimmt. Im entspannten Zustand kommen auf einen Atemzug ziemlich genau vier Pulsschläge. Dem entsprechend enthält die erste Halbzeile des Hexameters drei betonte Silben, entsprechend drei Pulsschlägen, mit dem vierten Pulsschlag erfolgt das neuerliche Einatmen. Gestalterisch entsteht dadurch eine Atempause, in der zwar äußerlich kein Laut ertönt, aber innerlich der Pulsrhythmus unverändert weiterläuft. Die Pause wird dadurch zu keiner Unterbrechung, sondern wird von kontinuierlichem inneren Erleben erfüllt. In der zweiten Halbzeile des Hexameters folgen dann wieder drei betonte Silben, und am Ende der Zeile, mit dem vierten Pulsschlag, atmet man neuerlich ein.
auf «den Geist», von dem Reden über eine nebelhafte
Geisteswelt. Er kann nur die Geistigkeit anerkennen, die
der eigene Lebensinhalt des Menschen wird. Dieser erweist
sich in der Bewältigung der praktischen Lebensaufgaben
ebenso wirksam wie in der Bildung einer Welt-und Lebensanschauung,
welche die seelischen Bedürfnisse befriedigt.
Es kommt nicht darauf an, daß man von einer Geistigkeit
weiß oder zu wissen glaubt, sondern darauf, daß dies eine
Geistigkeit ist, die auch beim Erfassen der praktischen
Lebenswirklichkeit zutage tritt.|23|25}}


{{GZ|Aber gehen Sie an den ganzen Menschen heran, sehen Sie sich
{{GZ|In der Gegenwart dieser Entwickelung steht man vor
seinen Rückenmarksstrang an, die Nerven nach allen Seiten auslaufend,
der Notwendigkeit, diese Gliederung durch zielbewußtes
verfolgen Sie die Adern, die Blutadern, da ist ein innerliches
soziales Wollen zu erstreben.|23|26 ; [Gliederung: Dreigliederung]}}
Spielen des ganzen Blutsystems, das eigentlich dem Menschen von
der Sonne eingepflanzt ist, auf dem Nervensystem, das dem Menschen
von der Erde aus gegeben ist. Das haben die Griechen in
ihrer so künstlerischen Art empfunden. Sie haben das Sonnenhafte
im Menschen, das blutartige künstlerische Spielen auf dem Nervensystem,
als den Gott Apoll angesehen und den Rückenmarksstrang
mit seinen wunderbar auslaufenden Saiten, auf denen das Blutsystem,
das Sonnenhafte spielt, als die Leier des Apollo.


So wie Architektonischem, Plastischem, Bekleidungskünstlerischem,
{{GZ|Die hier gemeinte Gliederung ist nicht eine
Malerischem begegnet wird, wenn wir von der Außenwelt
solche nach räumlich
heran an den Menschen kommen, so begegnen wir Musikalischem,
abgrenzbaren Leibesgliedern, sondern eine
Rhythmischem, Taktmäßigem, wenn wir an den inneren Menschen
solche nach Tätigkeiten
herankommen und das wunderbare künstlerische Gestalten und
(Funktionen) des Organismus.
Treiben zwischen Blutsystem und Nervensystem verfolgen.
«Kopforganismus» ist nur zu gebrauchen,
wenn man sich bewußt ist, daß im Kopfe in
erster Linie das
Nerven-Sinnesleben zentralisiert ist. Doch
ist natürlich im Kopfe auch
die rhythmische und die
Stoffwechseltätigkeit vorhanden, wie in den
andern Leibesgliedern die Nerven-
Sinnestätigkeit vorhanden ist.
Trotzdem sind die drei Arten der Tätigkeit
ihrer Wesenheit nach
streng voneinander geschieden.|23|57 (Fußnote)}}


Gegenüber aller äußeren Musik ist die Musik, die im menschlichen
{{GZ|(...) Betrachtung des menschlichen
Organismus verrichtet wird zwischen Blutsystem und
Organismus (...), welche durchschaut, wie
Nervensystem, etwas viel, viel Erhabeneres. Und wenn dann das
diese drei Glieder - Kopfsystem, Zirkulationssystem oder
Musikalische heraufklingt in das Dichterische, dann fühlen wir, wie
Brustsystem und Stoffwechselsystem - dadurch den Gesamtvorgang
im Worte sich löst nach außen wiederum diese innerliche Musik,
im menschlichen Organismus aufrechterhalten, daß
die zwischen Blut und Nerven sich abspielt. Und dann fühlen wir
sie in einer gewissen Selbständigkeit wirken, daß nicht eine
zum Beispiel im Hexameter, in dem griechischen Vers, der seine
absolute Zentralisation des menschlichen Organismus vorliegt,
drei Längen hat und dann die Zäsur, wie der Atem über den halben
daß auch jedes dieser Systeme ein besonderes, für sich
Hexameter hingeht bis zur Zäsur, die Zäsur aufnimmt, und wie das
bestehendes Verhältnis zur Außenwelt hat. Das Kopfsystem
Blut im Atemstoß spielt, die vier Längen der Silben hineinsetzt.
durch die Sinne, das Zirkulationssystem oder rhythmische
Der Pulsschlag setzt die vier Silbenlängen in den Atemzug hinein;
System durch die Atmung, und das Stoffwechselsystem
da haben Sie den halben Hexameter. Und wenn wir den halben
durch die Ernährungs- und Bewegungsorgane.|23|58}}
Hexameter richtig skandieren, so geben wir gerade im Skandieren
des Hexameters das Maß an, wie unser Blut heranschlägt an unser
Nervensystem.|276|129f}}


Das regelmäßige Verhältnis von 4 Pulsschlägen auf einen Atemzug wirkt auf den menschlichen Organismus äußerst gesundend und erfrischend zurück, und normalerweise stellt sich dieses Verhältnis beinahe exakt in der Nacht ein, wenn wir schlafen. Der ganze Körper entspannt und entkrampft sich, zugleich aber wird das Bewußtsein herabgedämpft. Tagsüber, wenn wir wachen, weichen Atem- und Pulsrhythmus mehr oder weniger von diesem gesunden Verhältnis ab. Nur dadurch können wir überhaupt unser Wachbewußtsein aufrecht erhalten; es ist aber dadurch erkauft, daß sich der ganze Organismus des wachenden Menschen, uns meist unbewußt, beständig ganz leise verkrampft. Wie man heute aus vergleichenden Studien weiß, ist bei typischen Morgenmenschen meist der durchschnittliche Puls-Atem-Quotient über 4 erhöht, und sie sind oft eher extrovertierte und sinnesfreudige Menschen, während bei Nachtmenschen, die häufig introvertierter und grüblerischer veranlagt sind, dieser Quotient deutlich unter 4 absinkt. Goethe etwa, der sich sehr stark in die reine unverfälschte Sinneswahrnehmung eingelebt hat und daraus etwa zu seiner Farbenlehre gekommen ist, war ein ganz typischer Morgenmensch. Der viel mehr auf das Denken hin orientierte Schiller aber war ein ausgesprochener Nachtmensch.
{{GZ|Man muß dieses im
Leben empfindend unterscheiden, damit sich  
als Folge dieser
Empfindung das Wirtschafts- von dem
Rechtsleben scheidet,
wie im menschlichen natürlichen Organismus  
die Tätigkeit
der Lunge zur Verarbeitung der äußeren Luft
sich abscheidet
von den Vorgängen im Nerven-Sinnesleben.|23|62}}


Alle wirkliche Kunst, die ihren Namen verdient, wirkt harmonisierend und folglich auch gesundend auf sämtliche Körperrhythmen, besonders auf Puls- und Herzrhythmus zurück. Das Schöne überwindet das Häßliche, das rhythmisch Geordnete das arhythmisch Chaotische – das haben besonders stark die Griechen empfunden, daher wird auch für sie der ganze in Schönheit prangende Kosmos aus dem Chaos geboren: und diese Weltschöpfung ist ihnen zugleich das Vorbild für ihr künstlerisches Schaffen, und zugleich spüren sie, wie alle Kunst, ganz besonders aber Dichtung und Musik, auch eine besondere therapeutische, heilende Kraft besitzt. Ähnlich hat noch Goethe die Kunst aufgefaßt. Er sieht, wie sich im Kunstschaffen die selben harmonischen Gesetze offenbaren, die auch dem Werden der Natur zugrunde liegen. Nur ist die Natur, so wie sie jetzt ist, noch nicht vollendet, Chaos und Kosmos, rhythmische Ordnung und wesenlose Unordnung sind in ihr noch gemischt. Wo die Natur aufhört, dort muß, so Goethe, der Künstler weitertun; indem er der Natur die in seiner Seele empfundene Ordnung einprägt, überhöht er sie zur Kunst.  
{{GZ|Das Wirtschaftsleben hat einfach
durch sich selbst in der neueren Zeit ganz bestimmte Formen
angenommen. Es hat durch eine einseitige Wirksamkeit in
das menschliche Leben sich besonders machtvoll hereingestellt.
Die andern beiden Glieder des sozialen Lebens sind
bisher nicht in der Lage gewesen, mit derselben Selbstverständlichkeit
sich in der richtigen Weise nach ihren
eigenen Gesetzen in den sozialen Organismus einzugliedern.
Für sie ist es notwendig, daß der Mensch aus den oben
angedeuteten Empfindungen heraus die soziale Gliederung
vornimmt, jeder an seinem Orte; an dem Orte, an dem er
gerade steht. Denn im Sinne derjenigen Lösungsversuche
der sozialen Fragen, die hier gemeint sind, hat jeder einzelne
Mensch seine soziale Aufgabe in der Gegenwart und in der
nächsten Zukunft.|23|64f.}}


[[Kategorie:Kunst]] [[Kategorie:Sprache]] [[Kategorie:Dichtung]]
{{GZ|Der notwendige Verkehr zwischen den Leitungen
des Rechts- und Wirtschaftskörpers wird erfolgen annähernd
wie gegenwärtig der zwischen den Regierungen souveräner
Staatsgebiete.|23|70}}
 
{{GZ|Wie das Wirtschaftsleben auf der einen Seite
den Bedingungen
der Naturgrundlage (Klima, geographische
Beschaffenheit des Gebietes, Vorhandensein
von Bodenschätzen
und so weiter) unterworfen ist, so ist es
auf der
andern Seite von den Rechtsverhältnissen
abhängig, welche
der Staat zwischen den wirtschaftenden
Menschen und
Menschengruppen schafft. Damit sind die
Grenzen dessen
bezeichnet, was die Tätigkeit des
Wirtschaftslebens umfassen
kann und soll. Wie die Natur Vorbedingungen
schafft, die
außerhalb des Wirtschaftskreises liegen und
die der wirtschaftende
Mensch hinnehmen muß als etwas Gegebenes,
auf das er erst seine Wirtschaft aufbauen
kann, so soll alles,
was im Wirtschaftsbereich ein
Rechtsverhältnis begründet
von Mensch zu Mensch, im gesunden sozialen
Organismus
durch den Rechtsstaat seine Regelung
erfahren, der wie die
Naturgrundlage als etwas dem
Wirtschaftsleben selbständig
Gegenüberstehendes sich entfaltet.|23|70}}
 
{{GZ|In der Lebenshaltung des einzelnen Menschen fließen
die Wirkungen aus den Rechtseinrichtungen mit denen aus
der rein wirtschaftlichen Tätigkeit zusammen. Im gesunden
sozialen Organismus müssen sie aus zwei verschiedenen
Richtungen kommen.|23|73}}
 
{{GZ|Ein solches Verhältnis der Arbeit zur Rechtsordnung wird die im
Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen nötigen, mit dem, was «rechtens
ist» als mit einer Voraussetzung zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht,
daß die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von
der Wirtschaftsordnung abhängig ist.|23|79 (Fußnote)}}
 
{{GZ|Die neuere Zeit
fordert ein bewußtes Sichhineinstellen des Menschen in den
Gesellschaftsorganismus. Dieses Bewußtsein kann dem Verhalten
und dem ganzen Leben der Menschen nur dann eine
gesunde Gestaltung geben, wenn es von drei Seiten her
orientiert ist. Nach dieser Orientierung strebt in den unbewußten
Tiefen des Seelischen die moderne Menschheit;|23|87}}
 
{{GZ|Die drei Glieder sollen
nicht in einer abstrakten, theoretischen Reichstags- oder
sonstigen Einheit zusammengefügt und zentralisiert sein.
Sie sollen lebendige Wirklichkeit sein. Ein jedes der drei
sozialen Glieder soll in sich zentralisiert sein; und durch
ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann
erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.|23|88}}
 
{{GZ|Notwendig ist aber heute, zu
sehen, daß man nicht anders ein den
Tatsachen gewachsenes
Urteil gewinnen kann als durch Zurückgehen
zu den Urgedanken,
die allen sozialen Einrichtungen zugrunde
liegen.
Wenn nicht rechte Quellen vorhanden sind,
aus denen die
Kräfte, welche in diesen ''Urgedanken''
liegen, immer von
neuem dem sozialen Organismus zufließen,
dann nehmen
die Einrichtungen Formen an, die nicht
lebenfördernd,
sondern lebenhemmend sind.|23|92f.}}
 
{{GZ|Diese Erschütterungen werden nur dann nicht
eintreten, wenn der soziale Organismus in der Art gestaltet
ist, daß in ihm jederzeit die Neigung vorhanden sein kann,
zu beobachten, wo eine Abweichung von den durch die Urgedanken
vorgezeichneten Einrichtungen sich bildet, und
wo zugleich die Möglichkeit besteht, dieser Abweichung
entgegenzuarbeiten, ehe sie eine verhängnistragende Stärke
gewonnen hat.
 
In unsern Tagen sind in weitem Umfange des Menschenlebens
die Abweichungen von den durch die Urgedanken
geforderten Zuständen groß geworden. Und das Leben der
von diesen Gedanken getragenen Impulse in Menschenseelen
steht als eine durch Tatsachen laut sprechende Kritik
da über das, was sich im sozialen Organismus der letzten
Jahrhunderte gestaltet hat. Daher bedarf es des guten
Willens, in energischer Weise zu den Urgedanken sich zu
wenden und nicht zu verkennen, wie schädlich es gerade
heute ist, diese Urgedanken als «unpraktische» Allgemeinheiten
aus dem Gebiete des Lebens zu verbannen.|23|93}}
 
{{GZ|Denn das Menschenleben ist mit der neuesten Zeit in einen
Zustand eingetreten, der aus dem sozial Eingerichteten
immer wieder das Antisoziale hervorgehen läßt. Dieses muß
stets neu bewältigt werden. Wie ein Organismus einige Zeit
nach der Sättigung immer wieder in den Zustand des
Hungers eintritt, so der soziale Organismus aus einer Ordnung
der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universalarznei
zur Ordnung der sozialen Verhältnisse gibt es so
wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt.|23|14}}
 
{{GZ|Wer die Frage
so stellt, der richtet dabei sein Augenmerk
nicht auf die
Tatsache, daß der soziale Organismus ein
fortwährend
''Werdendes, Wachsendes'' ist. Man kann diesem
Wachsenden
gegenüber nicht so fragen: Wie soll man es
am besten einrichten,
damit es durch diese Einrichtung dann in dem
Zustande
verbleibe, den man als den richtigen erkannt
hat?
So kann man gegenüber einer Sache denken,
die von einem
gewissen Ausgangspunkt aus wesentlich
unverändert weiter
wirkt. Das gilt nicht für den sozialen
Organismus. Der
verändert durch sein Leben fortwährend
dasjenige, das in
ihm entsteht. Will man ihm eine vermeintlich
beste Form
geben, in der er dann bleiben soll, so
untergräbt man seine
Lebensbedingungen.|23|107}}
 
{{GZ|... daß von einem ''unwirklichen'' Denken
ausgegangen wird.
Daß geglaubt wird, die Menschen
könnten in einer Gemeinschaft nur eine
Einheit des Lebens
erzeugen, wenn diese Einheit durch Anordnung
erst in die
Gemeinschaft hineingetragen wird. Doch das
Umgekehrte
wird von der Lebenswirklichkeit verlangt.
Die Einheit muß
als das ''Ergebnis'' entstehen; die von
verschiedenen Richtungen
her zusammenströmenden Betätigungen müssen
''zuletzt'' eine
Einheit bewirken. ''Dieser''
wirklichkeitsgemäßen Idee lief
die Entwickelung der letzten Zeit zuwider.|23|121}}
 
{{GZ|Man sieht nicht, wie der Mensch zu jedem der
drei
Glieder ein ''besonderes'' Verhältnis hat,
das in seiner Eigenart
nur entfaltet werden kann, wenn im
wirklichen Leben
ein für sich bestehender Boden vorhanden
ist, auf dem
sich, abgesondert von den beiden andern,
dieses Verhältnis
ausgestalten kann, um mit ihnen
zusammenzuwirken.|23|122}}
 
{{GZ|[Es ist zu erkennen] ...wie in der Darstellung dieses Buches dem sozialen Leben eben
lebendige und nicht mathematische Gesetze zugrunde liegend gedacht
werden.|23|132 (Fußnote)}}
 
{{GZ|Gewiß wird die Entwickelung das Notwendige
bringen müssen; aber in dem sozialen
Organismus
sind die Ideenimpulse des Menschen
''Wirklichkeiten''. Und
wenn die Zeit ein wenig vorgeschritten sein
wird und das
''verwirklicht'' sein wird, was heute nur
gedacht werden kann:
dann wird eben dieses Verwirklichte in der
Entwickelung drinnen sein. Und diejenigen,
welche «nur von der Entwickelung» und nicht
von der Erbringung fruchtbarer Ideen etwas
halten, werden sich Zeit lassen müssen mit
ihrem Urteil bis dahin, wo, was heute
gedacht wird, Entwickelung sein wird. Doch
wird es eben dann ''zu spät'' sein zum
Vollbringen gewisser Dinge, die von den
''heutigen'' Tatsachen schon gefordert
werden. Im sozialen Organismus ist es nicht
möglich, die Entwickelung ''objektiv'' zu
betrachten wie in der Natur. Man muß die
Entwickelung ''bewirken''. (...) [In die
soziale Lebensauffassung ist aufzunehmen],
... was nicht nur im ''Bestehenden'' liegt,
sondern ''dasjenige'', was in den
Menschenimpulsen - von ihnen oft unbemerkt -
keimhaft ist und sich verwirklichen will.|23|137}}
 
{{GZ|[D]ie Dreigliederung
des sozialen Organismus [hat] ihre
Begründung
im Wesenhaften des menschlichen
Gesellschaftslebens.|23|138}}
 
{{GZ|Die Menschen
werden weder in Klassen noch in Stände
''sozial'' eingegliedert
sein, sondern der soziale Organismus selbst
wird gegliedert
sein. Der Mensch aber wird gerade dadurch
wahrhaft
Mensch sein können. Denn die Gliederung wird
eine solche
sein, daß er mit seinem Leben in jedem der
drei Glieder
wurzeln wird.|23|140}}
 
{{GZ|Dreigeteilt wird der vom Menschen
abgesonderte,
seinen Lebensboden bildende soziale
Organismus
sein; jeder Mensch als solcher wird ein
Verbindendes
der drei Glieder sein.|23|140}}
 
{{GZ|In meinem Buche «Die Kernpunkte der sozialen Frage»
ist der Vergleich des sozialen Organismus mit dem natürlichen
menschlichen wohl herangezogen; zugleich aber darauf
aufmerksam gemacht, wie irreführend es ist, wenn man
glaubt, Anschauungen, die man an dem einen gewonnen
hat, auf den andern ohne weiteres übertragen zu können.
Wer die Wirksamkeit der Zelle oder eines Organes im
menschlichen Leibe nach den Ansichten der Naturwissenschaft
ins Auge faßt und dann nach der «sozialen Zelle»
oder den «sozialen Organen» sucht, um den Bau und die
Lebensbedingungen des «sozialen Organismus» kennenzulernen,
der wird nur allzuleicht in ein wesenloses Analogiespiel
verfallen.
 
Anders liegt die Sache, wenn man, wie es in den «Kernpunkten» geschehen ist, darauf hinweist, daß an einer
gesunden Betrachtung des menschlichen Organismus man
sein Denken so erziehen kann, wie man es braucht für eine
wirklichkeitsgemäße Auffassung des sozialen Lebens. Man
wird durch eine solche Erziehung sich dazu befähigen, die
sozialen Tatsachen nicht nach vorgefaßten Meinungen, sondern
nach ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit beurteilen zu
lernen.|24|99}}
 
{{GZ|[D]as Wirtschaftsleben (...) [muß] nach ganz anderen Methoden begriffen werden
muß als der Mensch selber (...)
der Glaube [ist] falsch ..., man könne
durch die Betrachtung des bloßen Wirtschaftssystems, auf das allein die
naturwissenschaftliche Methode paßt, die Wege herausfinden, wie die
Arbeitskraft des einzelnen Menschen in den sozialen Organismus sich
eingliedern könne.|328|20f.}}
 
{{GZ|Die theoretische Ansicht, daß das Geistige bloß Ideologie ist, sie ist das
Ungefährlichste. Das Wichtigste ist, daß in einem Menschen, der die
Anschauung hat, das Geistige wurzele nicht in einer allen Dingen zugrunde
liegenden geistigen Wirklichkeit, sondern in einer bloßen Ideologie,
nicht die geistige wirkliche Stoßkraft vorhanden sein kann. Ein
solcher Mensch hat kein Interesse daran, dem geistigen Leben seine richtige
Rolle in der Welt zuzuerteilen.|328|22}}
 
{{GZ|Nach Verstaatlichung strebt man, weil man glaubt, daß ein einziger
sozialer Organismus alles übernehmen könne.|328|22}}
 
(Diese Formulierung legt nahe, daß die drei Glieder des sozialen Organismus je für sich selbst auch soziale Organismen sind. Es ist auch insofern nicht gerechtfertigt, von "Sub"systemen des sozialen Gesamtorganismus zu sprechen. Die drei Glieder des sozialen Organismus sind nicht zentralisiert, sie können daher keine "Sub"-Systeme sein.)
 
{{GZ|Und dieses Leben
der Geisteskultur, dieses Leben des Geistes im sozialen Organismus, das
hat nun nicht Gesetze, die sich analog denken lassen den Gesetzen der
menschlichen Begabungen, den Gesetzen des menschlichen Sinnes- und
Nervenlebens, sondern das, was geistiges Leben im sozialen Organismus
ist, das hat Gesetze, die sich nur vergleichen lassen mit den Gesetzen
des menschlichen gröbsten Systems, des Stoffwechselsystems.|328|30}}
 
(In den Kernpunkten heißt es dazu, daß Wirtschaft und Geistesleben sich ihre Gesetze selbst geben, die Korporationen des Geisteslebens und die Assoziationen des Wirtschaftsleben wirken als "Gesetzgeber". Dabei wird es sich nicht um rechtliche Gesetze, sondern selbstgegebene Ordnungen handeln, die in bestimmtem Verhältnis zu den Selbstverwaltungen stehen im Sinne von "Verfassung". Dabei sollen diese selbst zu schaffenden Gesetze, bzw. ihre dem "gesunden" Organismus gemäße Reproduktion und Wandlung, im Geistesleben und im Wirtschaftsleben nicht einer demokratischen Legitimation bedürfen.)
 
Die drei Systeme haben jeweils ein besonderes Außenverhältnis, (wie das rhythmische System über die Lunge ein Außenverhältnis zur Luft hat). Die Wirtschaft hat ein Außenverhältnis zur Natur, das Rechtsleben hat ein Außenverhälnis zum "rein Menschlichen", das Geistesleben hat ein Außenverhältnis zu den Begabungen, Fähigkeiten der Individuen. (GA 328, S. 31f.)
 
{{GZ|Notwendig ist, daß ebenso, wie das Zirkulationssystem
seine eigene Lunge, wie das Nerven-Sinnessystem sein eigenes Gehirnsystem
hat, daß ein eigener Verwaltungsorganismus, ein selbständiger
Verwaltungs-, ein selbständiger Vertretungsorganismus, also Partei- oder
sonstige Vertretung, vorhanden ist je für das Wirtschaftsleben, für
das politische Leben oder das öffentliche Rechtsleben, und für das dritte
Gebiet, wiederum selbständig, für das geistige Leben.|328|36}}
 
Das läßt sich dahingehend interpretieren, daß die jeweiligen Körperschaften, Selbstverwaltungen, die Organe für die  Außenbeziehungen der drei Glieder des sozialen Organismus sind. Zu regeln ist allerdings auch ein Innenverhältnis. Die Wirtschaft hat ein Verhältnis zur Natur und zum Rechtsleben/Staat. An den beiden Schnittstellten sitzen "Organe".
 
{{GZ|Diese drei Gebiete haben in sich eine gewisse Souveränität im gesunden
sozialen Organismus und verhandeln untereinander durch ihre selbständigen
Vertreter, um dadurch jenes gegenseitige Verhältnis herzustellen
zwischen den drei Gliedern des sozialen Organismus.|328|36}}
 
{{GZ|Eine Gliederung des sozialen Organismus in der Art, daß in ihm ein sich selbst verwaltendes Geistesleben zur Entfaltung kommt, wird nicht die lebendige Einheit dieses Organismus zerstören, sondern, im Gegenteil, erst recht begründen. Gegliedert wird nur die Verwaltung; in dem Leben des Menschen wird die Einheit zur Entwickelung kommen können.|24|208}}
 
Diese Unterscheidung zwischen einer gegliederten Verwaltung, und einem einheitlichen sozialen Organismus, der nicht gegliedert ist, bedarf einiger Aufmerksamkeit. Ist das nicht widersprüchlich zu anderen Aussagen? Zudem wird einerseits betont, daß die Einheit sich in jedem einzelnen Menschen herstelle und dadurch gewährleistet sein, andererseits wird aber auch für erforderlich gehalten, daß die Zentralverwaltungen der drei Glieder in gegenseitige Beziehung treten, wohl auch organhafter Art. Ja, Rudolf Steiner schlägt sogar vor, daß es eine Gesamtkörperschaft geben solle:
 
{{GZ|Der Zusammenschluß der drei Glieder durch eine Gesamtkörperschaft, die aus den Delegierten der drei Zentralverwaltungen und Zentralvertretungen sich ergibt, wird die denkbar größte Gewähr dafür bieten, daß nicht das eine Gebiet durch das andere vergewaltigt werde.|24|218}}
 
Abgesehen von der Frage, ob dieser Vorschlag einer Gesamtkörperschaft ("[[wikipedia:Runder Tisch|runder Tisch]]?") möglicherweise ein Zugeständnis an die Ängstlichkeit derjenigen politischen Verantwortungsträger damals darstellte, an die sich Rudolf Steiner mit seinem Gestaltungsvorschlag zunächst richtete, nämlich an deren antizipierte Befürchtung, der soziale Organismus würde durch die Dreigliederung auseinander fallen, nicht genug Zusammenhalt haben, ist doch die Differenzierung zwischen einem dreigegliederten Organismus in Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben, und einer Dreigliederung der den Gliedern zugeordneten Verwaltungen: Korporationen des Geisteslebens, Assoziationen des Wirtschaftslebens, und politische Vertretung und Administration, auffällig.
 
Dieser Unterschied hat möglicherweise auch bisher zu wenig Beachtung gefunden, gerade bei Vertretern einer "funktionellen" Dreigliederung. Die funktionelle Dreigliederung in die Bereiche Wirtschaft, Politik und Kultur ist heute im allgemeinen Bewußtsein gut sichtbar, die drei "Sphären" werden auseinandergehalten. Ist damit der Idee der sozialen Dreigliederung schon Genüge getan?
 
Es handelt sich dabei zunächst nur um den einen Aspekt, den Rudolf Steiner so formuliert hat:
 
== Siehe auch ==
{{wikipediaDE|Sozialwissenschaften}}
 
[[Kategorie:Soziales Leben]][[Kategorie:Sozialwissenschaft]][[Kategorie:Wissenschaft]][[Kategorie:Wissenschaftstheorie]][[Kategorie:Soziale Dreigliederung]]
{{GA}}
{{wikipedia}}

Version vom 11. Dezember 2016, 15:57 Uhr

Die Sozialwissenschaften (oft auch als Gesellschaftswissenschaften bezeichnet) umfassen jene Wissenschaften, die Phänomene des gesellschaftlichen Zusammenlebens der Menschen theoriegeleitet und/oder empirisch untersuchen.

In den Sozialwissenschaften werden Strukturen und Funktionen sozialer Verflechtungszusammenhänge von Institutionen und Systemen und auch deren Wechselwirkung mit Handlungs- und Verhaltensprozessen der einzelnen Individuen (Akteure) analysiert.

In den Sozialwissenschaften werden wissenschaftliche Methoden verwendet, die zum Teil mit denen der Natur- und zum Teil mit denen der Geisteswissenschaften verwandt sind. Deshalb ist die Abgrenzung schwierig. Es gibt keine einheitlichen Regelungen jenseits der Traditionen derjenigen wissenschaftlichen Institutionen, die sich den Sozialwissenschaften oder anderen Wissenschaftschaftszweigen zurrechnen. Sozialwissenschaft kann z.B. der Psychologie (Sozialpsychologie) oder der Philosophie (Sozialphilosophie) zugeordnet sein, sich aber auch als eigenständige Wissenschaft mit einem besonderen Gegenstand, einer besonderen Methode oder einer besonderen Perspektive (auf einen Gegenstand, der auch von anderen Wissenschaften untersucht wird) verstehen (z.B. die Soziologie).

Sozialwissenschaftliche Grundlagen der Lehre vom dreigegliederten sozialen Organismus

„Nur wer in abstrakten Gedanken lebt, dem erscheint alles in eindeutigen Umrissen. Ein solcher tadelt das Lebenspraktische oft, weil er es nicht bestimmt, nicht «klar» genug dargestellt findet. Viele, die sich Praktiker dünken, sind gerade solche Abstraktlinge. Sie bedenken nicht, daß das Leben die mannigfaltigsten Gestaltungen annehmen kann. Es ist ein fließendes Element. Und wer mit ihm gehen will, der muß sich auch in seinen Gedanken und Empfindungen diesem fließenden Grundzug anpassen. Die sozialen Aufgaben werden nur mit einem solchen Denken ergriffen werden können.“ (Lit.:GA 23, S. 21f.)

„[Der Verfasser] hält nicht viel von dem bloßen Hinweis auf «den Geist», von dem Reden über eine nebelhafte Geisteswelt. Er kann nur die Geistigkeit anerkennen, die der eigene Lebensinhalt des Menschen wird. Dieser erweist sich in der Bewältigung der praktischen Lebensaufgaben ebenso wirksam wie in der Bildung einer Welt-und Lebensanschauung, welche die seelischen Bedürfnisse befriedigt. Es kommt nicht darauf an, daß man von einer Geistigkeit weiß oder zu wissen glaubt, sondern darauf, daß dies eine Geistigkeit ist, die auch beim Erfassen der praktischen Lebenswirklichkeit zutage tritt.“ (Lit.:GA 23, S. 25)

„In der Gegenwart dieser Entwickelung steht man vor der Notwendigkeit, diese Gliederung durch zielbewußtes soziales Wollen zu erstreben.“ (Lit.:GA 23, S. 26 ; [Gliederung: Dreigliederung])

„Die hier gemeinte Gliederung ist nicht eine solche nach räumlich abgrenzbaren Leibesgliedern, sondern eine solche nach Tätigkeiten (Funktionen) des Organismus. «Kopforganismus» ist nur zu gebrauchen, wenn man sich bewußt ist, daß im Kopfe in erster Linie das Nerven-Sinnesleben zentralisiert ist. Doch ist natürlich im Kopfe auch die rhythmische und die Stoffwechseltätigkeit vorhanden, wie in den andern Leibesgliedern die Nerven- Sinnestätigkeit vorhanden ist. Trotzdem sind die drei Arten der Tätigkeit ihrer Wesenheit nach streng voneinander geschieden.“ (Lit.:GA 23, S. 57 (Fußnote))

„(...) Betrachtung des menschlichen Organismus (...), welche durchschaut, wie diese drei Glieder - Kopfsystem, Zirkulationssystem oder Brustsystem und Stoffwechselsystem - dadurch den Gesamtvorgang im menschlichen Organismus aufrechterhalten, daß sie in einer gewissen Selbständigkeit wirken, daß nicht eine absolute Zentralisation des menschlichen Organismus vorliegt, daß auch jedes dieser Systeme ein besonderes, für sich bestehendes Verhältnis zur Außenwelt hat. Das Kopfsystem durch die Sinne, das Zirkulationssystem oder rhythmische System durch die Atmung, und das Stoffwechselsystem durch die Ernährungs- und Bewegungsorgane.“ (Lit.:GA 23, S. 58)

„Man muß dieses im Leben empfindend unterscheiden, damit sich als Folge dieser Empfindung das Wirtschafts- von dem Rechtsleben scheidet, wie im menschlichen natürlichen Organismus die Tätigkeit der Lunge zur Verarbeitung der äußeren Luft sich abscheidet von den Vorgängen im Nerven-Sinnesleben.“ (Lit.:GA 23, S. 62)

„Das Wirtschaftsleben hat einfach durch sich selbst in der neueren Zeit ganz bestimmte Formen angenommen. Es hat durch eine einseitige Wirksamkeit in das menschliche Leben sich besonders machtvoll hereingestellt. Die andern beiden Glieder des sozialen Lebens sind bisher nicht in der Lage gewesen, mit derselben Selbstverständlichkeit sich in der richtigen Weise nach ihren eigenen Gesetzen in den sozialen Organismus einzugliedern. Für sie ist es notwendig, daß der Mensch aus den oben angedeuteten Empfindungen heraus die soziale Gliederung vornimmt, jeder an seinem Orte; an dem Orte, an dem er gerade steht. Denn im Sinne derjenigen Lösungsversuche der sozialen Fragen, die hier gemeint sind, hat jeder einzelne Mensch seine soziale Aufgabe in der Gegenwart und in der nächsten Zukunft.“ (Lit.:GA 23, S. 64f.)

„Der notwendige Verkehr zwischen den Leitungen des Rechts- und Wirtschaftskörpers wird erfolgen annähernd wie gegenwärtig der zwischen den Regierungen souveräner Staatsgebiete.“ (Lit.:GA 23, S. 70)

„Wie das Wirtschaftsleben auf der einen Seite den Bedingungen der Naturgrundlage (Klima, geographische Beschaffenheit des Gebietes, Vorhandensein von Bodenschätzen und so weiter) unterworfen ist, so ist es auf der andern Seite von den Rechtsverhältnissen abhängig, welche der Staat zwischen den wirtschaftenden Menschen und Menschengruppen schafft. Damit sind die Grenzen dessen bezeichnet, was die Tätigkeit des Wirtschaftslebens umfassen kann und soll. Wie die Natur Vorbedingungen schafft, die außerhalb des Wirtschaftskreises liegen und die der wirtschaftende Mensch hinnehmen muß als etwas Gegebenes, auf das er erst seine Wirtschaft aufbauen kann, so soll alles, was im Wirtschaftsbereich ein Rechtsverhältnis begründet von Mensch zu Mensch, im gesunden sozialen Organismus durch den Rechtsstaat seine Regelung erfahren, der wie die Naturgrundlage als etwas dem Wirtschaftsleben selbständig Gegenüberstehendes sich entfaltet.“ (Lit.:GA 23, S. 70)

„In der Lebenshaltung des einzelnen Menschen fließen die Wirkungen aus den Rechtseinrichtungen mit denen aus der rein wirtschaftlichen Tätigkeit zusammen. Im gesunden sozialen Organismus müssen sie aus zwei verschiedenen Richtungen kommen.“ (Lit.:GA 23, S. 73)

„Ein solches Verhältnis der Arbeit zur Rechtsordnung wird die im Wirtschaftsleben tätigen Assoziationen nötigen, mit dem, was «rechtens ist» als mit einer Voraussetzung zu rechnen. Doch wird dadurch erreicht, daß die Wirtschaftsorganisation vom Menschen, nicht der Mensch von der Wirtschaftsordnung abhängig ist.“ (Lit.:GA 23, S. 79 (Fußnote))

„Die neuere Zeit fordert ein bewußtes Sichhineinstellen des Menschen in den Gesellschaftsorganismus. Dieses Bewußtsein kann dem Verhalten und dem ganzen Leben der Menschen nur dann eine gesunde Gestaltung geben, wenn es von drei Seiten her orientiert ist. Nach dieser Orientierung strebt in den unbewußten Tiefen des Seelischen die moderne Menschheit;“ (Lit.:GA 23, S. 87)

„Die drei Glieder sollen nicht in einer abstrakten, theoretischen Reichstags- oder sonstigen Einheit zusammengefügt und zentralisiert sein. Sie sollen lebendige Wirklichkeit sein. Ein jedes der drei sozialen Glieder soll in sich zentralisiert sein; und durch ihr lebendiges Nebeneinander- und Zusammenwirken kann erst die Einheit des sozialen Gesamtorganismus entstehen.“ (Lit.:GA 23, S. 88)

„Notwendig ist aber heute, zu sehen, daß man nicht anders ein den Tatsachen gewachsenes Urteil gewinnen kann als durch Zurückgehen zu den Urgedanken, die allen sozialen Einrichtungen zugrunde liegen. Wenn nicht rechte Quellen vorhanden sind, aus denen die Kräfte, welche in diesen Urgedanken liegen, immer von neuem dem sozialen Organismus zufließen, dann nehmen die Einrichtungen Formen an, die nicht lebenfördernd, sondern lebenhemmend sind.“ (Lit.:GA 23, S. 92f.)

„Diese Erschütterungen werden nur dann nicht eintreten, wenn der soziale Organismus in der Art gestaltet ist, daß in ihm jederzeit die Neigung vorhanden sein kann, zu beobachten, wo eine Abweichung von den durch die Urgedanken vorgezeichneten Einrichtungen sich bildet, und wo zugleich die Möglichkeit besteht, dieser Abweichung entgegenzuarbeiten, ehe sie eine verhängnistragende Stärke gewonnen hat.

In unsern Tagen sind in weitem Umfange des Menschenlebens die Abweichungen von den durch die Urgedanken geforderten Zuständen groß geworden. Und das Leben der von diesen Gedanken getragenen Impulse in Menschenseelen steht als eine durch Tatsachen laut sprechende Kritik da über das, was sich im sozialen Organismus der letzten Jahrhunderte gestaltet hat. Daher bedarf es des guten Willens, in energischer Weise zu den Urgedanken sich zu wenden und nicht zu verkennen, wie schädlich es gerade heute ist, diese Urgedanken als «unpraktische» Allgemeinheiten aus dem Gebiete des Lebens zu verbannen.“ (Lit.:GA 23, S. 93)

„Denn das Menschenleben ist mit der neuesten Zeit in einen Zustand eingetreten, der aus dem sozial Eingerichteten immer wieder das Antisoziale hervorgehen läßt. Dieses muß stets neu bewältigt werden. Wie ein Organismus einige Zeit nach der Sättigung immer wieder in den Zustand des Hungers eintritt, so der soziale Organismus aus einer Ordnung der Verhältnisse in die Unordnung. Eine Universalarznei zur Ordnung der sozialen Verhältnisse gibt es so wenig wie ein Nahrungsmittel, das für alle Zeiten sättigt.“ (Lit.:GA 23, S. 14)

„Wer die Frage so stellt, der richtet dabei sein Augenmerk nicht auf die Tatsache, daß der soziale Organismus ein fortwährend Werdendes, Wachsendes ist. Man kann diesem Wachsenden gegenüber nicht so fragen: Wie soll man es am besten einrichten, damit es durch diese Einrichtung dann in dem Zustande verbleibe, den man als den richtigen erkannt hat? So kann man gegenüber einer Sache denken, die von einem gewissen Ausgangspunkt aus wesentlich unverändert weiter wirkt. Das gilt nicht für den sozialen Organismus. Der verändert durch sein Leben fortwährend dasjenige, das in ihm entsteht. Will man ihm eine vermeintlich beste Form geben, in der er dann bleiben soll, so untergräbt man seine Lebensbedingungen.“ (Lit.:GA 23, S. 107)

„... daß von einem unwirklichen Denken ausgegangen wird. Daß geglaubt wird, die Menschen könnten in einer Gemeinschaft nur eine Einheit des Lebens erzeugen, wenn diese Einheit durch Anordnung erst in die Gemeinschaft hineingetragen wird. Doch das Umgekehrte wird von der Lebenswirklichkeit verlangt. Die Einheit muß als das Ergebnis entstehen; die von verschiedenen Richtungen her zusammenströmenden Betätigungen müssen zuletzt eine Einheit bewirken. Dieser wirklichkeitsgemäßen Idee lief die Entwickelung der letzten Zeit zuwider.“ (Lit.:GA 23, S. 121)

„Man sieht nicht, wie der Mensch zu jedem der drei Glieder ein besonderes Verhältnis hat, das in seiner Eigenart nur entfaltet werden kann, wenn im wirklichen Leben ein für sich bestehender Boden vorhanden ist, auf dem sich, abgesondert von den beiden andern, dieses Verhältnis ausgestalten kann, um mit ihnen zusammenzuwirken.“ (Lit.:GA 23, S. 122)

„[Es ist zu erkennen] ...wie in der Darstellung dieses Buches dem sozialen Leben eben lebendige und nicht mathematische Gesetze zugrunde liegend gedacht werden.“ (Lit.:GA 23, S. 132 (Fußnote))

„Gewiß wird die Entwickelung das Notwendige bringen müssen; aber in dem sozialen Organismus sind die Ideenimpulse des Menschen Wirklichkeiten. Und wenn die Zeit ein wenig vorgeschritten sein wird und das verwirklicht sein wird, was heute nur gedacht werden kann: dann wird eben dieses Verwirklichte in der Entwickelung drinnen sein. Und diejenigen, welche «nur von der Entwickelung» und nicht von der Erbringung fruchtbarer Ideen etwas halten, werden sich Zeit lassen müssen mit ihrem Urteil bis dahin, wo, was heute gedacht wird, Entwickelung sein wird. Doch wird es eben dann zu spät sein zum Vollbringen gewisser Dinge, die von den heutigen Tatsachen schon gefordert werden. Im sozialen Organismus ist es nicht möglich, die Entwickelung objektiv zu betrachten wie in der Natur. Man muß die Entwickelung bewirken. (...) [In die soziale Lebensauffassung ist aufzunehmen], ... was nicht nur im Bestehenden liegt, sondern dasjenige, was in den Menschenimpulsen - von ihnen oft unbemerkt - keimhaft ist und sich verwirklichen will.“ (Lit.:GA 23, S. 137)

„[D]ie Dreigliederung des sozialen Organismus [hat] ihre Begründung im Wesenhaften des menschlichen Gesellschaftslebens.“ (Lit.:GA 23, S. 138)

„Die Menschen werden weder in Klassen noch in Stände sozial eingegliedert sein, sondern der soziale Organismus selbst wird gegliedert sein. Der Mensch aber wird gerade dadurch wahrhaft Mensch sein können. Denn die Gliederung wird eine solche sein, daß er mit seinem Leben in jedem der drei Glieder wurzeln wird.“ (Lit.:GA 23, S. 140)

„Dreigeteilt wird der vom Menschen abgesonderte, seinen Lebensboden bildende soziale Organismus sein; jeder Mensch als solcher wird ein Verbindendes der drei Glieder sein.“ (Lit.:GA 23, S. 140)

„In meinem Buche «Die Kernpunkte der sozialen Frage» ist der Vergleich des sozialen Organismus mit dem natürlichen menschlichen wohl herangezogen; zugleich aber darauf aufmerksam gemacht, wie irreführend es ist, wenn man glaubt, Anschauungen, die man an dem einen gewonnen hat, auf den andern ohne weiteres übertragen zu können. Wer die Wirksamkeit der Zelle oder eines Organes im menschlichen Leibe nach den Ansichten der Naturwissenschaft ins Auge faßt und dann nach der «sozialen Zelle» oder den «sozialen Organen» sucht, um den Bau und die Lebensbedingungen des «sozialen Organismus» kennenzulernen, der wird nur allzuleicht in ein wesenloses Analogiespiel verfallen.

Anders liegt die Sache, wenn man, wie es in den «Kernpunkten» geschehen ist, darauf hinweist, daß an einer gesunden Betrachtung des menschlichen Organismus man sein Denken so erziehen kann, wie man es braucht für eine wirklichkeitsgemäße Auffassung des sozialen Lebens. Man wird durch eine solche Erziehung sich dazu befähigen, die sozialen Tatsachen nicht nach vorgefaßten Meinungen, sondern nach ihrer eigenen Gesetzmäßigkeit beurteilen zu lernen.“ (Lit.:GA 24, S. 99)

„[D]as Wirtschaftsleben (...) [muß] nach ganz anderen Methoden begriffen werden muß als der Mensch selber (...) der Glaube [ist] falsch ..., man könne durch die Betrachtung des bloßen Wirtschaftssystems, auf das allein die naturwissenschaftliche Methode paßt, die Wege herausfinden, wie die Arbeitskraft des einzelnen Menschen in den sozialen Organismus sich eingliedern könne.“ (Lit.:GA 328, S. 20f.)

„Die theoretische Ansicht, daß das Geistige bloß Ideologie ist, sie ist das Ungefährlichste. Das Wichtigste ist, daß in einem Menschen, der die Anschauung hat, das Geistige wurzele nicht in einer allen Dingen zugrunde liegenden geistigen Wirklichkeit, sondern in einer bloßen Ideologie, nicht die geistige wirkliche Stoßkraft vorhanden sein kann. Ein solcher Mensch hat kein Interesse daran, dem geistigen Leben seine richtige Rolle in der Welt zuzuerteilen.“ (Lit.:GA 328, S. 22)

„Nach Verstaatlichung strebt man, weil man glaubt, daß ein einziger sozialer Organismus alles übernehmen könne.“ (Lit.:GA 328, S. 22)

(Diese Formulierung legt nahe, daß die drei Glieder des sozialen Organismus je für sich selbst auch soziale Organismen sind. Es ist auch insofern nicht gerechtfertigt, von "Sub"systemen des sozialen Gesamtorganismus zu sprechen. Die drei Glieder des sozialen Organismus sind nicht zentralisiert, sie können daher keine "Sub"-Systeme sein.)

„Und dieses Leben der Geisteskultur, dieses Leben des Geistes im sozialen Organismus, das hat nun nicht Gesetze, die sich analog denken lassen den Gesetzen der menschlichen Begabungen, den Gesetzen des menschlichen Sinnes- und Nervenlebens, sondern das, was geistiges Leben im sozialen Organismus ist, das hat Gesetze, die sich nur vergleichen lassen mit den Gesetzen des menschlichen gröbsten Systems, des Stoffwechselsystems.“ (Lit.:GA 328, S. 30)

(In den Kernpunkten heißt es dazu, daß Wirtschaft und Geistesleben sich ihre Gesetze selbst geben, die Korporationen des Geisteslebens und die Assoziationen des Wirtschaftsleben wirken als "Gesetzgeber". Dabei wird es sich nicht um rechtliche Gesetze, sondern selbstgegebene Ordnungen handeln, die in bestimmtem Verhältnis zu den Selbstverwaltungen stehen im Sinne von "Verfassung". Dabei sollen diese selbst zu schaffenden Gesetze, bzw. ihre dem "gesunden" Organismus gemäße Reproduktion und Wandlung, im Geistesleben und im Wirtschaftsleben nicht einer demokratischen Legitimation bedürfen.)

Die drei Systeme haben jeweils ein besonderes Außenverhältnis, (wie das rhythmische System über die Lunge ein Außenverhältnis zur Luft hat). Die Wirtschaft hat ein Außenverhältnis zur Natur, das Rechtsleben hat ein Außenverhälnis zum "rein Menschlichen", das Geistesleben hat ein Außenverhältnis zu den Begabungen, Fähigkeiten der Individuen. (GA 328, S. 31f.)

„Notwendig ist, daß ebenso, wie das Zirkulationssystem seine eigene Lunge, wie das Nerven-Sinnessystem sein eigenes Gehirnsystem hat, daß ein eigener Verwaltungsorganismus, ein selbständiger Verwaltungs-, ein selbständiger Vertretungsorganismus, also Partei- oder sonstige Vertretung, vorhanden ist je für das Wirtschaftsleben, für das politische Leben oder das öffentliche Rechtsleben, und für das dritte Gebiet, wiederum selbständig, für das geistige Leben.“ (Lit.:GA 328, S. 36)

Das läßt sich dahingehend interpretieren, daß die jeweiligen Körperschaften, Selbstverwaltungen, die Organe für die Außenbeziehungen der drei Glieder des sozialen Organismus sind. Zu regeln ist allerdings auch ein Innenverhältnis. Die Wirtschaft hat ein Verhältnis zur Natur und zum Rechtsleben/Staat. An den beiden Schnittstellten sitzen "Organe".

„Diese drei Gebiete haben in sich eine gewisse Souveränität im gesunden sozialen Organismus und verhandeln untereinander durch ihre selbständigen Vertreter, um dadurch jenes gegenseitige Verhältnis herzustellen zwischen den drei Gliedern des sozialen Organismus.“ (Lit.:GA 328, S. 36)

„Eine Gliederung des sozialen Organismus in der Art, daß in ihm ein sich selbst verwaltendes Geistesleben zur Entfaltung kommt, wird nicht die lebendige Einheit dieses Organismus zerstören, sondern, im Gegenteil, erst recht begründen. Gegliedert wird nur die Verwaltung; in dem Leben des Menschen wird die Einheit zur Entwickelung kommen können.“ (Lit.:GA 24, S. 208)

Diese Unterscheidung zwischen einer gegliederten Verwaltung, und einem einheitlichen sozialen Organismus, der nicht gegliedert ist, bedarf einiger Aufmerksamkeit. Ist das nicht widersprüchlich zu anderen Aussagen? Zudem wird einerseits betont, daß die Einheit sich in jedem einzelnen Menschen herstelle und dadurch gewährleistet sein, andererseits wird aber auch für erforderlich gehalten, daß die Zentralverwaltungen der drei Glieder in gegenseitige Beziehung treten, wohl auch organhafter Art. Ja, Rudolf Steiner schlägt sogar vor, daß es eine Gesamtkörperschaft geben solle:

„Der Zusammenschluß der drei Glieder durch eine Gesamtkörperschaft, die aus den Delegierten der drei Zentralverwaltungen und Zentralvertretungen sich ergibt, wird die denkbar größte Gewähr dafür bieten, daß nicht das eine Gebiet durch das andere vergewaltigt werde.“ (Lit.:GA 24, S. 218)

Abgesehen von der Frage, ob dieser Vorschlag einer Gesamtkörperschaft ("runder Tisch?") möglicherweise ein Zugeständnis an die Ängstlichkeit derjenigen politischen Verantwortungsträger damals darstellte, an die sich Rudolf Steiner mit seinem Gestaltungsvorschlag zunächst richtete, nämlich an deren antizipierte Befürchtung, der soziale Organismus würde durch die Dreigliederung auseinander fallen, nicht genug Zusammenhalt haben, ist doch die Differenzierung zwischen einem dreigegliederten Organismus in Geistesleben, Rechtsleben und Wirtschaftsleben, und einer Dreigliederung der den Gliedern zugeordneten Verwaltungen: Korporationen des Geisteslebens, Assoziationen des Wirtschaftslebens, und politische Vertretung und Administration, auffällig.

Dieser Unterschied hat möglicherweise auch bisher zu wenig Beachtung gefunden, gerade bei Vertretern einer "funktionellen" Dreigliederung. Die funktionelle Dreigliederung in die Bereiche Wirtschaft, Politik und Kultur ist heute im allgemeinen Bewußtsein gut sichtbar, die drei "Sphären" werden auseinandergehalten. Ist damit der Idee der sozialen Dreigliederung schon Genüge getan?

Es handelt sich dabei zunächst nur um den einen Aspekt, den Rudolf Steiner so formuliert hat:

Siehe auch

Sozialwissenschaften - Artikel in der deutschen Wikipedia

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
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