Rhythmus

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Als Rhythmus (von griech. ῥυθμός, rhythmos) wird ganz allgemein eine periodisch wiederkehrende Gliederung des Zeitlaufs bezeichnet. Lebendig variable Rhythmen sind in vielen Naturvorgängen und insbesondere auch im menschlichen Organismus zu beobachten, die oft ihr Urbild in korrespondierenden kosmischen Rhythmen haben. So ist etwa der Puls- und Atemrhythmus des Menschen ein verkleinertes Abbild des großen Platonischen Weltenjahres, das aus der Präzessionsionsbewegung der Erde resultiert.

Letzlich liegt allen Naturrhythmen als nächste Ursache die gestaltende Kraft des Klangäthers zugrunde, die aus der nur im Devachan geistig wahrnehmbaren Sphärenharmonie resultiert.

Kosmische Rhythmen und Menschenleben

„Wir haben, wenn wir das Menschenleben genau betrachten, wie man in der kleinen Schrift «Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» nachlesen kann, unterscheidbare Epochen noch in folgendem: die ersten Jahre des Menschen bis zum Zahnwechsel, darauf die nächsten Jahre bis zur Geschlechtsreife, dann die Jahre bis zum einundzwanzigsten Jahre und dann wieder die bis zum achtundzwanzigsten Jahre, das heißt siebenjährige Perioden im Menschenleben, welche uns zeigen, daß sie in ihrem ganzen Charakter verschieden sind, daß neue Arten von Fähigkeiten auftreten, nachdem diese Epochen da sind. Wenn wir darauf einzugehen vermögen, dann zeigt sich uns ganz klar, daß ein rhythmischer Gang im Menschenleben vorhanden ist, der in einer gewissen Weise im Sternenhimmel wiedergefunden werden kann. Merkwürdig, wenn jemand das Leben nach diesem Gesichtspunkte betrachtet - man muß es nur objektiv ruhig betrachten, ohne den Fanatismus einer Gegnerschaft - dann rindet man, daß sich um das achtundzwanzigste Lebensjahr für die Seele etwas abspielt, was in einer gewissen Weise in der Tat für viele Menschen so ist, daß man sagen kann: Es hat sich nach vier mal sieben Lebensjahren Wichtiges zum Abschluß gebracht. - Vier mal sieben Lebensjahre, achtundzwanzig ungefähr, wenn auch nicht ganz genau, das ist auch die Zeit, welche der Saturn zu seinem Umlauf braucht. Während dieser Zeit durchläuft er einen Kreis, der aus vier Teilen besteht, geht also durch den ganzen Kreis durch, durchläuft die Zeichen des Tierkreises, und es entspricht dann sein Gang in einer gewissen Weise wirklich bildhaft dem Gang des Menschenlebens von der Geburt bis zum achtundzwanzigsten Jahre. Und man kann es wieder weiter einteilen, indem man, wie man den Kreis in vier Teile teilt, diese achtundzwanzig Jahre in Perioden teilt, von denen jede sieben Jahre dauert. Da sieht man, wie in der Tat in dem Umlaufe eines Sternes für den großen Weltenraum etwas gegeben ist, was sich in einer ähnlichen Weise im Menschenleben zeigt.

In ganz ähnlicher Art kann für andere Dinge, die am Himmel vorgehen, Rhythmisches im Menschenleben gezeigt werden. Wenn einmal die heute wenig beachtete, außerordentlich geistvolle, aber noch durchaus in ihren Anfängen ruhende Lehre des Berliner Arztes Fließ über die wunderbare Reihe von Geburt und Tod studiert und weiter ausgebaut werden wird, so wird man sehen, wie rhythmisch Geburten und Tode im Leben der Menschheit sind. Aber alles das ist heute erst im Anfang wissenschaftlicher Untersuchungen. Man wird dann darauf kommen, wenn man den Gang der Sterne auf das menschliche Leben bezieht, daß man gar nichts anderes braucht, als den Gang der Sterne als eine Himmelsuhr anzuschauen, und das menschliche Leben als einen Rhythmus, der für sich abläuft, aber dennoch in einer gewissen Beziehung durch die Sterne bestimmbar ist. Man kann sich eine Vorstellung davon machen, wie man, wenn man auch nicht in naturwissenschaftlichem Sinne die Ursachen in den Sternen sucht, dennoch denken kann, daß das Menschenleben durch eine innere Verwandtschaft in einem ähnlichen Rhythmus abläuft. Wenn wir zum Beispiel oftmals des Morgens vor unsere Tür getreten sind oder zum Fenster hinausgeschaut haben und dann zur selben Zeit immer einen Menschen vorbeigehen gesehen haben, von dem wir wissen, er geht zu seinem Amte oder dergleichen, schauen wir auf die Uhr und wissen, daß jeden Tag zu dieser bestimmten Zeit der betreffende Mensch bei uns vorbeigeht. Ist es nun unbegründet, einmal die Uhr zu nehmen, wenn wir das wissen und zu sagen: Wenn die Zeiger der Uhr so stehen, können wir erwarten, daß dieser Mensch da vorbeigeht? Sind die Zeiger der Uhr dafür die Ursache, sind sie bestimmend für den Menschen, der da vorbeigeht? Die Ursachen liegen ganz anderswo, aber man kann durch den bestimmten Rhythmus annehmen, daß um diese bestimmte Zeit der Betreffende dann draußen vorbeigehen wird. So braucht man nicht in den Sternen die Ursachen zu suchen. So kann man in den Sternen eine Weltenuhr sehen, die den Rhythmus angibt, nach dem sich auch das Menschen- und Völkerleben abspielt.“ (Lit.:GA 61, S. 86f)

Literatur

  1. Rudolf Steiner: Menschengeschichte im Lichte der Geistesforschung, GA 61 (1983), ISBN 3-7274-0610-0 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
  2. Gunther Hildebrandt, Maximilian Moser, Michael Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin: Biologische Rhythmen-Medizinische Konsequenzen, 2. Aufl., Human Research, 2013, ISBN 978-3950361308
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.

Weblinks

  1. In einem gestörten Rhythmus zu leben, macht krank - Interview mit dem Chronobiologen Maximilian Moser in derstandard.at 20. Oktober 2010
  2. Uhrwerk des Lebens
  3. Die innere Uhr - Wer im Takt lebt, lebt gesünder