Wacholder (Juniperus) und Kategorie:Nichtmetalle: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Kategorie:Chemisches Element]]  
| Taxon_Name      = Wacholder
[[Kategorie:Mineralien]]
| Taxon_WissName  = Juniperus
[[Kategorie:Nichtmetalle|!]]
| Taxon_Rang      = Gattung
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|L.]]
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| Taxon2_Rang      = Unterfamilie
| Taxon3_Name      = Zypressengewächse
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| Taxon3_Rang      = Familie
| Taxon4_Name      = Koniferen
| Taxon4_WissName  = Coniferales
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| Taxon5_WissName  = Coniferopsida
| Taxon5_Rang      = Klasse
| Taxon6_Name      = Samenpflanzen
| Taxon6_WissName  = Spermatophytina
| Taxon6_Rang      = Unterabteilung
| Bild            = Lüneburger Heide 006.jpg
| Bildbeschreibung = [[Gemeiner Wacholder|Heide-Wacholder]] (''Juniperus communis'') in der Lüneburger Heide
| Subtaxa_Rang    = Sektion
| Subtaxa          =
* ''Caryocedrus''
* ''Juniperus''
* ''Sabina''
}}
 
[[Datei:Juniperus sabina - Köhler–s Medizinal-Pflanzen-212.jpg|mini|Illustration des [[Sadebaum]]es (''Juniperus sabina'')]]
[[Datei:Cade2.jpg|mini|Blätter und beerenförmige Zapfen in verschiedenen Reifestadien des [[Stech-Wacholder]]s (''Juniperus oxycedrus'')]]
 
Die '''Wacholder''' (''Juniperus'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der [[Familie (Biologie)|Unterfamilie]] Cupressoideae aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Zypressengewächse]] (Cupressaceae). Mit den etwa 50 bis 70 Arten, die dieser Gattung zugerechnet werden, stellen sie fast 40 Prozent der Arten innerhalb der Zypressengewächse. In Mitteleuropa kommen in freier Natur nur zwei Arten vor, nämlich der [[Gemeiner Wacholder|Gemeine Wacholder]] und der [[Sadebaum]].
 
== Name ==
Der deutsche Name ''Wacholder'' (von althochdeutsch ''wechalter'', mittelhochdeutsch ''wëcholtër'')<ref name="Mildenberger" /> hat verschiedene [[Etymologie|etymologische]] Deutungen erfahren. Sicher ist, dass der Teil „-der“ der Reflex der indogermanischen Baumbezeichnung ist, wie sie in ''Holunder'', ''Affolter'' ([[Äpfel|Apfelbaum]]), ''Flieder'', ''Heister'' und anderen vorkommt. Unsicher ist der erste Teil. Hier wird entweder ein Zusammenhang mit ''wachsen'' angenommen, unter Verweis auf den immergrünen Baum, oder mit ''wickeln'', nach einer (spekulativen) Verwendung zum Binden bzw. für rituell genutzte Wacholdersträuße.<ref name="Kluge" /><ref name="Marzell" /> Die hin und wieder anzutreffende Deutung als ''Wach-Halter'' ist hingegen wohl eine [[Volksetymologie]].
 
Im Niederdeutschen wird der Wacholder auch als Machandelbaum bezeichnet.<ref name="Joneleit" /> Daraus hat sich dann als Nebenform die Bezeichnung Machangelstrauch (oder nur ''Machangel'')<ref name="Schmitz1954" /> entwickelt. Diese Bezeichnung ist vor allen Dingen in Grimms Märchen und einigen Gedichten anzutreffen.
 
Der botanische Name ist ebenfalls nicht sicher gedeutet. Favorisiert wird die Lesart als [[latein]]isch *''iūni-perus'' aus älterem *''iuveni-paros'' in der Bedeutung „(zu) früh gebärend, abortierend“ nach der Verwendung von ''[[Juniperus sabina]]''.<ref name="Genaust" />
 
Der heute nur selten vorkommende Name ''Juniper'', welcher als Vor- und Nachname existiert, leitet sich von ''Juniperus'' ab.
 
In Deutschland finden sich in [[Althochdeutsch|althochdeutschen]] [[Glosse]]n vorwiegend ab dem 10. Jahrhundert aus den von Spohra/Spurcha entwickelten Namensformen der Begriff „Spurk“ für Wacholder.<ref>http://wiki-de.genealogy.net/Sporkmann_(Familienname), abgerufen am 3. Dezember 2016.</ref>
 
Unter anderem in Österreich und Teilen Bayerns ist der Wacholder unter ''Kranewitt'' bekannt, das über mhd. ''kranewite'' auf ahd. ''kranawitu'', ''chranawita'', welches Kranichholz bedeutet, zurückgeht. Den gleichen Ursprung besitzt das gleichbedeutende ''Krammet''.
 
Der Wacholderschnaps ist demgemäß in Österreich unter ''Kranewitter'' bekannt.
 
== Beschreibung ==
=== Vegetative Merkmale ===
Wacholder-Arten sind immergrüne [[Sträucher]] oder [[Baum|Bäume]]. Als größtes Einzelexemplar gilt ein [[Syrischer Wacholder]] (''Juniperus drupacea'') in der Türkei mit einer Wuchshöhe von 40 Metern. Das [[Holz]] besitzt einen schmalen [[Splintholz|Splint]] und einen rötlich-braunen Kern und duftet oft aromatisch. Die Zweige sind rund oder vier- bis sechsflügelig. Die Blätter sind im Allgemeinen kurz und liegen eng an den Zweigen an. Sie sind in der Jugend nadelförmig, später schuppen- oder nadelförmig. Die Blätter sind in gegenständigen Paaren in vier Reihen oder in wechselständigen [[Quirl (Botanik)|Quirlen]] in drei bis sechs Reihen oder selten in Quirlen mit vier bis acht Reihen an den Zweigen angeordnet.
 
Die Sämlinge besitzen zwei bis acht Keimblätter ([[Kotyledonen]]).
 
=== Generative Merkmale ===
Die zu den [[Nacktsamige Pflanzen|Nacktsamigen Pflanzen]] gehörenden Arten sind meist zweihäusig ([[Diözie|diözisch]]), selten einhäusig ([[Monözie|monözisch]]) getrenntgeschlechtig. Die männlichen Zapfen besitzen drei bis vier Paare oder Trios [[Sporophyll]]e. Jedes Sporophyll besitzt zwei bis acht Pollensäcke.
 
Die beerenförmigen, ei- bis kugelförmigen weiblichen [[Zapfen (Botanik)|Zapfen]], oft als Beeren bezeichnet, sind 0,3 bis 2 Zentimeter groß. Sie benötigen bis zur Reife ein bis zwei Jahre, bleiben geschlossen und werden bläulich. Die meist dicken, fleischigen Zapfenschuppen sind aus Deck- und Samenschuppen verwachsen und besitzen ein bis drei Samen. Die ungeflügelten, hartschaligen Samen sind rund bis kantig. Die beerenförmigen Zapfen werden von Vögeln als ganzes geschluckt und die Samen verlassen den Darmtrakt unversehrt. Der bittere Geschmack der Zapfen (bei den meisten Arten) ist wohl eine Anpassung gegen Fraß durch Säugetiere.
 
Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 11.
 
== Vorkommen ==
[[Datei:Juniperus drupacea 1.JPG|mini|Sektion ''Caryocedrus'': [[Syrischer Wacholder]] (''[[Juniperus drupacea]]'')]]
Wacholder-Arten kommen vorwiegend auf der [[Nordhalbkugel]] der Erde vor. Nur das Verbreitungsgebiet von ''Juniperus procera'' reicht im [[Ostafrika|östlichen Afrika]] bis 18°&nbsp;Süd.
 
Wacholder-Arten sind sehr anpassungsfähig. Sie gedeihen in Klimaregionen, die von der [[Waldtundra|subarktischen]] Tundra bis zu Halbwüsten reichen. Nahezu alle Arten sind gut an regenarme Zeiten angepasst. In Bergregionen sind es häufig Wacholder-Arten, die noch an der [[Baumgrenze]] gedeihen. Der auf den Azoren gedeihende [[Kurzblättriger Wacholder|Kurzblättrige Wacholder]] ist die einzige Nadelholzart, die sich auf einer mitten im Ozean liegenden Inselkette vulkanischen Ursprungs etablieren konnte.<ref name="Tudge107" /> Die Samen der Vorfahren dieser Art gelangten vermutlich im Verdauungstrakt von Vögeln dorthin.
 
Sie kommen vielfach auf trockenen Böden (Sand, [[Heide (Landschaft)|Heide]], [[Steppe]], [[Halbwüste]]) vor.
 
In vielen [[semiarid]]en Gebieten wie in den westlichen USA, im nördlichen [[Mexiko]], im zentralen und südwestlichen Asien sind sie die dominante Waldbedeckung in weiten Bereichen der Landschaft. Die Untergattung Juniperus ist hauptsächlich [[Eurasien|eurasisch]] mit einer [[Holarktis|holarktischen]] Art (''Juniperus communis''). Sie ist auch die einzige Art dieser Untergattung in [[Nordamerika]] und Mitteleuropa und überhaupt die am weitesten verbreitete [[Konifere]]nart. Die Untergattung ''Caryocedrus'' ist [[Endemit|endemisch]] in Südwestasien und [[Südosteuropa]]. Die Untergattung ''Sabina'' besiedelt fast alle Areale, die auch für die ganze Gattung gelten – außer nördlich von 50°&nbsp;Nord in Europa und 60°&nbsp;Nord in Asien.
 
In [[Weideland|stark beweideten]] Gebieten ist Wacholder aufgrund seiner Unverträglichkeit für Weidetiere oft der einzige vorkommende Baum.
 
Die häufigere der beiden Wacholder-Arten in Deutschland, der [[Gemeiner Wacholder|Heide-Wacholder]], war der [[Baum des Jahres]] 2002.
 
== Zum Thema "Systematik" siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wacholder}}
 
== Zum Thema "Nutzung" siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wacholder}}
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Wacholder}}
* {{WikipediaDE|Liste der Küchenkräuter und Gewürzpflanzen}}
 
== Quellen ==
* Christopher J. Earle: [http://www.conifers.org/cu/Juniperus.php Juniperus] bei [http://www.conifers.org/ ''The Gymnosperm Database'', 2009.] (Abschnitt Systematik, Beschreibung und Nutzung).
* {{Internetquelle
  |url=http://www.juniperus.org/index.html
  |titel=The Juniperus of the World
  |autor=Robert P. Adams
  |zugriff=2010-05-29
  |sprache=en}} (Abschnitt Systematik).
 
=== Literatur ===
* {{Literatur
  |Autor=Robert P. Adams
  |Titel=Junipers of the World: The genus Juniperus
  |Auflage=2.
  |Verlag=Trafford Publishing Co.
  |Ort=Vancouver
  |Datum=2008
  |ISBN=978-1-4251-6880-3}}
* Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: ''Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten.'' Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
* Sabine Kurschat-Fellinger: ''Kranewitt. Untersuchungen zu den altdeutschen Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktats (= Mittelalterliche Wunderdrogentraktate, III).'' (Medizinische Dissertation Würzburg) Pattensen/Hannover (jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg) 1983 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen'', 20).
 
=== Ergänzende Literatur ===
* Heinrich Lehmann: ''Beiträge zur Geschichte von Sambucus nigra, Juniperus communis und Juniperus Sabina.'' Math.-nat. Diss. Basel 1935.
* Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: ''Giftpflanzen, Pflanzengifte : Vorkommen, Wirkung, Therapie, Allergische und phototoxische Reaktionen.'' 3. Auflage. ecomed, Landsberg 1987, ISBN 3-609-64810-4; 6. Auflage, Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
 
=== Weblinks ===
{{Commonscat|Juniperus|''Juniperus''}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Juniperus Fossiler Wacholder im Mineralienatlas-WiKi]
* [http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/jahresbericht99-Dateien/typo3/index.php?id=230 Zur Giftigkeit von Wacholder (Informationszentrale gegen Vergiftungen NRW)]
 
=== Einzelnachweise ===
<references>
<ref name="Genaust">Helmut Genaust: ''Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen''. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
</ref>
<ref name="Joneleit">Siegfried Joneleit: ''Gewächs für alle Fälle''.</ref>
<ref name="Kluge">Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache''. 23. erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin, New York 1999, ISBN 3-11-016392-6.</ref>
<ref name="Marzell">Heinrich Marzell: ''Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen''. Band II, Leipzig 1972.</ref>
<ref name="Mildenberger">Jörg Mildenberger: ''Anton Trutmanns 'Arzneibuch', Teil II: Wörterbuch''. Würzburg 1997 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen''. Band&nbsp;56), Band&nbsp;V, S.&nbsp;2257f.</ref>
<ref name="Tudge107">Colin Tudge: ''The secret life of trees.'' Penguin books, London 2006, ISBN 0-14-101293-5, S. 107.</ref>
</ref>
<ref name="Schmitz1954">W. Schmitz in ''Beiträge zur deutschen Philologie.'' Band 8–12 (1954, 1970) {{Google Buch|BuchID=X71bAAAAMAAJ|Hervorhebung = Machangel|Linktext= Machandel, Machangel, Wacholder}}</ref>
 
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[[Kategorie:Wacholder (Juniperus)|!]]
[[Kategorie:Zypressengewächse (Cupressaceae)]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 28. Dezember 2018, 19:26 Uhr