Wacholder (Juniperus)

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Wacholder

Heide-Wacholder (Juniperus communis) in der Lüneburger Heide

Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Coniferopsida
Ordnung: Koniferen (Coniferales)
Familie: Zypressengewächse (Cupressaceae)
Unterfamilie: Cupressoideae
Gattung: Wacholder
Juniperus
L.
Sektionen
  • Caryocedrus
  • Juniperus
  • Sabina
Illustration des Sadebaumes (Juniperus sabina)
Blätter und beerenförmige Zapfen in verschiedenen Reifestadien des Stech-Wacholders (Juniperus oxycedrus)

Die Wacholder (Juniperus) sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Cupressoideae aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Mit den etwa 50 bis 70 Arten, die dieser Gattung zugerechnet werden, stellen sie fast 40 Prozent der Arten innerhalb der Zypressengewächse. In Mitteleuropa kommen in freier Natur nur zwei Arten vor, nämlich der Gemeine Wacholder und der Sadebaum.

Name

Der deutsche Name Wacholder (von althochdeutsch wechalter, mittelhochdeutsch wëcholtër)[1] hat verschiedene etymologische Deutungen erfahren. Sicher ist, dass der Teil „-der“ der Reflex der indogermanischen Baumbezeichnung ist, wie sie in Holunder, Affolter (Apfelbaum), Flieder, Heister und anderen vorkommt. Unsicher ist der erste Teil. Hier wird entweder ein Zusammenhang mit wachsen angenommen, unter Verweis auf den immergrünen Baum, oder mit wickeln, nach einer (spekulativen) Verwendung zum Binden bzw. für rituell genutzte Wacholdersträuße.[2][3] Die hin und wieder anzutreffende Deutung als Wach-Halter ist hingegen wohl eine Volksetymologie.

Im Niederdeutschen wird der Wacholder auch als Machandelbaum bezeichnet.[4] Daraus hat sich dann als Nebenform die Bezeichnung Machangelstrauch (oder nur Machangel)[5] entwickelt. Diese Bezeichnung ist vor allen Dingen in Grimms Märchen und einigen Gedichten anzutreffen.

Der botanische Name ist ebenfalls nicht sicher gedeutet. Favorisiert wird die Lesart als lateinisch *iūni-perus aus älterem *iuveni-paros in der Bedeutung „(zu) früh gebärend, abortierend“ nach der Verwendung von Juniperus sabina.[6]

Der heute nur selten vorkommende Name Juniper, welcher als Vor- und Nachname existiert, leitet sich von Juniperus ab.

In Deutschland finden sich in althochdeutschen Glossen vorwiegend ab dem 10. Jahrhundert aus den von Spohra/Spurcha entwickelten Namensformen der Begriff „Spurk“ für Wacholder.[7]

Unter anderem in Österreich und Teilen Bayerns ist der Wacholder unter Kranewitt bekannt, das über mhd. kranewite auf ahd. kranawitu, chranawita, welches Kranichholz bedeutet, zurückgeht. Den gleichen Ursprung besitzt das gleichbedeutende Krammet.

Der Wacholderschnaps ist demgemäß in Österreich unter Kranewitter bekannt.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Wacholder-Arten sind immergrüne Sträucher oder Bäume. Als größtes Einzelexemplar gilt ein Syrischer Wacholder (Juniperus drupacea) in der Türkei mit einer Wuchshöhe von 40 Metern. Das Holz besitzt einen schmalen Splint und einen rötlich-braunen Kern und duftet oft aromatisch. Die Zweige sind rund oder vier- bis sechsflügelig. Die Blätter sind im Allgemeinen kurz und liegen eng an den Zweigen an. Sie sind in der Jugend nadelförmig, später schuppen- oder nadelförmig. Die Blätter sind in gegenständigen Paaren in vier Reihen oder in wechselständigen Quirlen in drei bis sechs Reihen oder selten in Quirlen mit vier bis acht Reihen an den Zweigen angeordnet.

Die Sämlinge besitzen zwei bis acht Keimblätter (Kotyledonen).

Generative Merkmale

Die zu den Nacktsamigen Pflanzen gehörenden Arten sind meist zweihäusig (diözisch), selten einhäusig (monözisch) getrenntgeschlechtig. Die männlichen Zapfen besitzen drei bis vier Paare oder Trios Sporophylle. Jedes Sporophyll besitzt zwei bis acht Pollensäcke.

Die beerenförmigen, ei- bis kugelförmigen weiblichen Zapfen, oft als Beeren bezeichnet, sind 0,3 bis 2 Zentimeter groß. Sie benötigen bis zur Reife ein bis zwei Jahre, bleiben geschlossen und werden bläulich. Die meist dicken, fleischigen Zapfenschuppen sind aus Deck- und Samenschuppen verwachsen und besitzen ein bis drei Samen. Die ungeflügelten, hartschaligen Samen sind rund bis kantig. Die beerenförmigen Zapfen werden von Vögeln als ganzes geschluckt und die Samen verlassen den Darmtrakt unversehrt. Der bittere Geschmack der Zapfen (bei den meisten Arten) ist wohl eine Anpassung gegen Fraß durch Säugetiere.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 11.

Vorkommen

Sektion Caryocedrus: Syrischer Wacholder (Juniperus drupacea)

Wacholder-Arten kommen vorwiegend auf der Nordhalbkugel der Erde vor. Nur das Verbreitungsgebiet von Juniperus procera reicht im östlichen Afrika bis 18° Süd.

Wacholder-Arten sind sehr anpassungsfähig. Sie gedeihen in Klimaregionen, die von der subarktischen Tundra bis zu Halbwüsten reichen. Nahezu alle Arten sind gut an regenarme Zeiten angepasst. In Bergregionen sind es häufig Wacholder-Arten, die noch an der Baumgrenze gedeihen. Der auf den Azoren gedeihende Kurzblättrige Wacholder ist die einzige Nadelholzart, die sich auf einer mitten im Ozean liegenden Inselkette vulkanischen Ursprungs etablieren konnte.[8] Die Samen der Vorfahren dieser Art gelangten vermutlich im Verdauungstrakt von Vögeln dorthin.

Sie kommen vielfach auf trockenen Böden (Sand, Heide, Steppe, Halbwüste) vor.

In vielen semiariden Gebieten wie in den westlichen USA, im nördlichen Mexiko, im zentralen und südwestlichen Asien sind sie die dominante Waldbedeckung in weiten Bereichen der Landschaft. Die Untergattung Juniperus ist hauptsächlich eurasisch mit einer holarktischen Art (Juniperus communis). Sie ist auch die einzige Art dieser Untergattung in Nordamerika und Mitteleuropa und überhaupt die am weitesten verbreitete Koniferenart. Die Untergattung Caryocedrus ist endemisch in Südwestasien und Südosteuropa. Die Untergattung Sabina besiedelt fast alle Areale, die auch für die ganze Gattung gelten – außer nördlich von 50° Nord in Europa und 60° Nord in Asien.

In stark beweideten Gebieten ist Wacholder aufgrund seiner Unverträglichkeit für Weidetiere oft der einzige vorkommende Baum.

Die häufigere der beiden Wacholder-Arten in Deutschland, der Heide-Wacholder, war der Baum des Jahres 2002.

Zum Thema "Systematik" siehe auch

Zum Thema "Nutzung" siehe auch

Siehe auch

Quellen

Literatur

  •  Robert P. Adams: Junipers of the World: The genus Juniperus. 2. Auflage. Trafford Publishing Co., Vancouver 2008, ISBN 978-1-4251-6880-3.
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • Sabine Kurschat-Fellinger: Kranewitt. Untersuchungen zu den altdeutschen Übersetzungen des nordischen Wacholderbeertraktats (= Mittelalterliche Wunderdrogentraktate, III). (Medizinische Dissertation Würzburg) Pattensen/Hannover (jetzt bei Königshausen & Neumann, Würzburg) 1983 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 20).

Ergänzende Literatur

  • Heinrich Lehmann: Beiträge zur Geschichte von Sambucus nigra, Juniperus communis und Juniperus Sabina. Math.-nat. Diss. Basel 1935.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte : Vorkommen, Wirkung, Therapie, Allergische und phototoxische Reaktionen. 3. Auflage. ecomed, Landsberg 1987, ISBN 3-609-64810-4; 6. Auflage, Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.

Weblinks

Commons: Juniperus - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema
 Wiktionary: Wacholder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references> [6] [4] [2] [3] [1] [8] </ref> [5]


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Wacholder (Juniperus) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  1. 1,0 1,1 Jörg Mildenberger: Anton Trutmanns 'Arzneibuch', Teil II: Wörterbuch. Würzburg 1997 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 56), Band V, S. 2257f.
  2. 2,0 2,1 Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. erweiterte Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin, New York 1999, ISBN 3-11-016392-6.
  3. 3,0 3,1 Heinrich Marzell: Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Band II, Leipzig 1972.
  4. 4,0 4,1 Siegfried Joneleit: Gewächs für alle Fälle.
  5. 5,0 5,1 W. Schmitz in Beiträge zur deutschen Philologie. Band 8–12 (1954, 1970) Machandel, Machangel, Wacholder in der Google Buchsuche
  6. 6,0 6,1 Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-2390-6.
  7. http://wiki-de.genealogy.net/Sporkmann_(Familienname), abgerufen am 3. Dezember 2016.
  8. 8,0 8,1 Colin Tudge: The secret life of trees. Penguin books, London 2006, ISBN 0-14-101293-5, S. 107.