George Soros

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George Soros, 2018

George Soros (gebürtig György Schwartz;[1] * 12. August 1930 in Budapest) ist ein US-amerikanischer Philanthrop und Investor ungarischer Herkunft und Betreuer vieler Fonds, unter anderem des Quantum Funds. Mit seinem Vermögen unterstützt Soros unter anderem Bürgerrechtsorganisationen, Bildungseinrichtungen sowie politische Aktivisten.

Leben

Jugend

Er wurde als Sohn des Esperanto-Schriftstellers Tivadar Soros in Budapest geboren. Ab 1936 trug er den magyarisierten Namen György Soros [ˈɟørɟ ˈʃoroʃ] (vorher Schwartz). Trotz der jüdischen Herkunft seiner Familie überlebte Soros die Besetzung Ungarns durch das nationalsozialistische Deutschland und die Schlacht um Budapest. Sein Vater hatte sich selbst und seinen Sohn über Monate hinweg versteckt, unter anderem im Sommerhaus der Tänzerin Elza Brandeisz in Balatonalmádi;[2] darüber hat sein Vater ein Buch auf Esperanto geschrieben, „Maskerado ĉirkaŭ la morto“, das auch auf Englisch erschienen ist.[3] In seinem Elternhaus gingen Esperantisten ein und aus; so lernte auch George Soros Esperanto. Soros nahm mit seinem Vater am Esperanto-Weltkongress in Bern teil. Von dort aus reiste er weiter zum Esperanto-Jugendweltkongress nach Ipswich in England; nach dem Kongress emigrierte er nach England.[4][5]

Soros studierte an der London School of Economics. Während er ein Schüler des Philosophen Karl Popper war, arbeitete Soros als Bahnträger und Kellner und erhielt einmalig 40 Pfund von einer Quäker-Wohltätigkeitsorganisation.[6] Poppers Vorstellungen über eine offene Gesellschaft beeinflussten Soros stark.[7] 1951 erlangte er den Bachelor of Science, 1954 schloss er sein Studium mit dem Master of Science ab.

Karriere

Im Jahr 1954 begann Soros seine Finanz-Karriere bei der Handelsbank Singer & Friedlander in London. Er arbeitete als Angestellter und wechselte später in die Arbitrage-Abteilung um. Ein Mitarbeiter, Robert Mayer, schlug ihm vor sich beim Maklerhaus seines Vaters, F.M. Mayer, in New York zu bewerben.[8]

1956 zog er nach New York und übernahm 1968 einen Investmentfonds (Hedgefonds) in Curaçao.[4] Auch seine späteren Quantum Funds, die er gemeinsam mit Jim Rogers gründete, haben ihren Sitz in Offshore-Finanzzentren wie den Niederländischen Antillen und den Jungferninseln.

1988 erzielte Soros mit dem Kauf und Verkauf von Aktienpaketen der französischen Großbank Société Générale rund 2,2 Millionen US-Dollar Spekulationsgewinn. Die Transaktion erregte zunächst kein Aufsehen. 2006 wurde er von einem französischen Gericht in letzter Instanz für schuldig befunden, von vertraulichen Informationen profitiert zu haben, und wegen Insiderhandels zu einer Geldstrafe in Höhe seines mutmaßlichen Gewinns verurteilt.[9] Seine im Dezember 2006 eingereichte Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte[10] scheiterte im Oktober 2011.[11][12]

Sein Vermögen wird vom Forbes Magazine in seiner 2016er Liste der Milliardäre auf 24,9 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er ist damit auf Platz 23.[13]

Spekulationsgeschäfte als Vorhersagen

In der Öffentlichkeit werden Soros’ Thesen breit diskutiert. Bekannt wurde Soros unter anderem am 16. September 1992, dem „Schwarzen Mittwoch“, als er in der Überzeugung, das Pfund Sterling sei überbewertet, massiv gegen diese Währung handelte. Dazu tauschte er geliehene Pfund in andere europäische Währungen, hauptsächlich Deutsche Mark und Französische Franc.

Im Juni 1993 spekulierte Soros gegen die Deutsche Mark. Soros verkündete seine Absicht, in großen Mengen Wertpapiere der Bundesrepublik Deutschland zugunsten französischer Wertpapiere abzustoßen. In einem Interview forderte er: „Down with the D-Mark!“

Soros stellt seine offenen Spekulationen in einen politischen Zusammenhang. So erklärt er, dass die bestehenden Rahmenbedingungen für Spekulationsgeschäfte eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung in vielen unterentwickelten Ländern gefährden. Während der Asienkrise (1997/98) wurde Soros vom damaligen malaysischen Premierminister Mahathir bin Mohamad für die Finanzkrise verantwortlich gemacht. Er verwahrte sich gegen die Vorwürfe (beispielsweise in seinem Buch Die Ära der Fehlentscheidungen). Nach einem persönlichen Gespräch zwischen den beiden nahm Mahathir 2006 seine Vorwürfe zurück.[14]

Angesichts der sich anbahnenden Finanzkrise, die er frühzeitig als Vorbote einer Rezession in den Vereinigten Staaten ansah,[15] kehrte er 2007 ins spekulative Geschäft zurück[16] und erzielte mit seinem Quantum Endowment Fund im selben Jahr eine Rendite von 32 Prozent, was ihm 2,9 Milliarden US-Dollar einbrachte.[17][18]

2008 war Soros mit einem Einkommen von 1,1 Milliarden US-Dollar der bestbezahlte Hedgefonds-Manager. In den zwölf Monaten bis Juli 2009 stieg die Gesamtsumme des durch seine Investmentfirma Soros Fund Management verwalteten Vermögens um 40 Prozent auf 24 Milliarden US-Dollar.[19][20]

Als Grundlage für seine Erfolge an der Börse sieht er seine „Theorie der Reflexivität“, die er in seinem Buch Alchemie der Finanzen (1988) beschreibt. Diese Theorie beschreibt die Entstehung einer Diskrepanz zwischen wahrgenommener und tatsächlicher Realität und bezieht sich auf Karl Popper (1902–1994), einen seiner ehemaligen Professoren.

Privatleben

1960 heiratete Soros die vier Jahre jüngere, deutschstämmige Annaliesa Witschak, mit der er zwei Söhne (* 1963, * 1970) und eine Tochter (* 1965) hat. 1983 wurde die Ehe geschieden.

Im selben Jahr heiratete er die 24 Jahre jüngere, deutsch-jüdische Amerikanerin Susan Weber. Zwei Söhne (* 1985, * 1989) entstammen der Ehe, die 2005 geschieden wurde.

2013 heiratete er die 42 Jahre jüngere Tamiko Bolton.[21]

Soros hat mehrere Wohnsitze: in Southampton (Hamptons, Long Island) hat er ein feudales Anwesen und ebenso in Bedford (Westchester County).[22]

Philanthropisches und politisches Engagement

George Soros (links) und James H. Billington (2001)

Seit den 1970er Jahren tritt Soros als Philanthrop in Erscheinung. Als Gründer, Förderer und Vorsitzender der Open Society Foundations, die er 1993 ins Leben rief, und der Soros Foundation half Soros schwarzen südafrikanischen Studenten, die University of Cape Town zu besuchen, und unterstützte die Central European University finanziell. Als 1996 in den Vereinigten Staaten Gesetze verabschiedet wurden, die die staatliche Wohlfahrt aber auch Rechtshilfe insbesondere für Immigranten beschnitten, stiftete Soros in den kommenden Jahren einen Fonds von 50 Millionen US-Dollar, um dieser Bevölkerungsgruppe zu helfen. Mit seiner Förderung der Idee der „offenen Gesellschaft“ nimmt Soros Bezug auf ein Konzept von Karl Popper. Die Gesamtsumme seiner Spenden wurde 2007 von Time auf 6 Milliarden US-Dollar geschätzt.[23]

Auf die US-Politik hatte Soros viele Jahre lang keinen Einfluss zu nehmen versucht. Unter Präsident George W. Bush machte er es aber zu seinem erklärten Ziel, dessen Wiederwahl zu verhindern. Hierzu spendete er insgesamt 23,5 Millionen US-Dollar an linksgerichtete Bewegungen sowie Gruppen wie MoveOn.org.[24] In der heißen Phase des Präsidentenwahlkampfs 2004 trat er mit öffentlichen Reden gegen Bush auf; in ihnen erklärte er, während der Krieg in Afghanistan gerechtfertigt gewesen sei, sei der Irakkrieg ein katastrophaler Fehler gewesen.[25] 2008 resümierte er in einem Interview, dass „Krieg gegen den Terror“ ein irreführender Begriff gewesen und dieser für einen beispiellosen Niedergang des politischen Einflusses und der militärischen Macht der USA verantwortlich sei.[26]

Er spielte eine wichtige Rolle bei den politischen Prozessen in Osteuropa, die 1989/91 zum Zusammenbruch des Ostblocks führten, und war nach eigener Aussage „aktiv an der Revolution beteiligt, die das Sowjetsystem hinwegfegte“.[27] Bereits seit 1979 unterstützte der gebürtige Ungar osteuropäische Dissidenten mit drei Millionen US-Dollar pro Jahr, darunter die Gewerkschaft Solidarność in Polen, die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der Tschechoslowakei und den Dissidenten Andrei Sacharow in der Sowjetunion. 2003 wurde ihm vom Journalisten Neil Clark in einem Artikel für die britische Wochenzeitung New Statesman vorgeworfen, er habe in den 1990er Jahren mit seiner Unterstützung des Senders B92 und anderer Oppositionsgruppen in Serbien die Bundesrepublik Jugoslawien auch aus eigenen Geschäftsinteressen heraus destabilisiert. Clark bezeichnete Soros als „ungekrönten König von Osteuropa“.[28] Auf der anderen Seite wurde ihm 1997 im Forbes Magazine vorgeworfen, den Machterhalt von Altkommunisten zu fördern.[29] 1998 wurde Soros in die American Academy of Arts and Sciences und 2009 in die American Philosophical Society[30] gewählt.

Soros finanziert über die Soros Foundation die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen[31] und über die Open Society Foundations das Internationale Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ).

Als eines seiner bevorzugten Projekte bezeichnet er 2006 die Initiative mehrerer Nichtregierungsorganisationen, den Ressourcenfluch durch Offenlegung von Lizenzgebühren, Abgaben und Einkünften zu überwinden.[32] Außerdem befürwortet er die Nutzung der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds zur Entwicklungsfinanzierung,[33] eine Idee, die von der Global Marshall Plan Initiative aufgegriffen wurde.

Im April 2007 äußerte sich Soros in einem Beitrag für die New York Review of Books kritisch über den tiefgreifenden Einfluss („pervasive influence“) des American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) auf die US-amerikanische Außenpolitik und erklärte, die engen Verbindungen der Regierung Bush mit Israel seien Hindernisse für einen Friedensvertrag („peace deal“) zwischen Israel und den Palästinensern.[34]

Soros ist der Ansicht, dass die Deregulierung der Finanzmärkte aufgrund ihrer potenziellen Instabilität ein Fehler war, der die Finanzkrise ab 2007 ausgelöst hat. Verantwortlich für diese Maßnahme sei eine „marktfundamentalistische“ Ideologie gewesen, die seit Ronald Reagan und Margaret Thatcher zu einer beherrschenden Kraft geworden sei. Diese lasse außer Acht, dass „Finanzmärkte kein Gleichgewicht anstreben“,[35] und beruhe auf einem ähnlichen Denkfehler wie der Marxismus.[27] Es habe sich über ein Vierteljahrhundert hinweg eine „Superblase“ aufgebaut, die nun platze, erklärte er im Frühjahr 2008.[15][18]

Im Oktober 2009 kündigte Soros bei einer Konferenz in Kopenhagen an, eine Milliarde US-Dollar in erneuerbare Energien zu investieren.[36] Außerdem rief er ein Climate Policy Initiative (CPI) genanntes Forschungsnetzwerk ins Leben. Dieses soll die Auswirkungen der bisherigen Klimaschutzmaßnahmen untersuchen und wird von Soros für zehn Jahre mit jeweils 10 Millionen $ unterstützt. Die deutsche Zweigstelle ist am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin angesiedelt.[37]

Er ist Mitinitiator des Ende Oktober 2009 gegründeten Institute for New Economic Thinking (INET), das neue Denkansätze für die Volkswirtschaftslehre entwickeln soll, und unterstützt das Projekt mit 50 Millionen US-Dollar.[38]

Im August 2010 versprach Soros zudem, etwa 7 Mrd. US-Dollar seines Vermögens zu Gunsten der Kampagne The Giving Pledge zu spenden. Die Initiative wurde im Juni 2010 von Bill Gates und Warren Buffett ins Leben gerufen, um US-amerikanische „Superreiche“ dazu zu bewegen, mehr als die Hälfte ihres Vermögens an wohltätige Zwecke zu spenden.[39]

Im Oktober 2010 spendete Soros 1 Million US-Dollar für eine Marihuana-Legalisierungskampagne in den USA. In Kalifornien unterstützt seine Spende den parallel zu den US-Kongresswahlen stattfindenden Volksentscheid California Proposition 19 am 2. November. Das Bündnis setzt sich dafür ein, dass Kalifornier, die mindestens 21 Jahre alt sind, rund 28 Gramm Marihuana für den persönlichen Gebrauch besitzen, Cannabis in kleinen Mengen anbauen und beides legal rauchen dürfen. So könne sich die Polizei auf „schwerwiegende Verbrechen“ konzentrieren.[40]

Ebenfalls von ihm finanziert wurde Jose Antonio Vargas’ Initiative Defining American.

Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass Soros rund 18 Milliarden Dollar und damit den größten Teil seines Vermögens an die Open Society Foundations übertragen hat. Damit ist die Stiftung die zweitgrößte hinter der Bill & Melinda Gates Foundation.[41][42]

Soros finanzierte 2017 die Anti-Brexit-Kampagne der Gruppe Best for Britain mit 400.000 Pfund[43] und ergänzte diese Zahlung 2018 um weitere 100.000 Pfund.[44]

Im Oktober 2018 spendete Soros zwei Millionen US-Dollar an die Wikimedia Foundation.[45]

Vorlage:Lückenhaft

Politisches und wirtschaftliches Engagement in der Ukraine

Im Zuge der Euromaidan-Proteste richtete seine Stiftung in der Ukraine das Ukraine Crisis Media Center ein. Nach dem Regierungswechsel forderte er einen „Marshall-Plan“ für das Land. Am 23. August 2014 bedankte sich der Präsident Petro Poroschenko bei George Soros für seine „Unterstützung der Ukraine und ihrer demokratischen Entwicklung“. Poroschenko und Soros sprachen darüber, wie man die Attraktivität des Landes für Investoren erhöhen könne.[46]

In einem ZDF-Interview im November 2014 forderte Soros, der stark in ukrainische Staatsanleihen investiert hat, den Sparkurs, den Bundeskanzlerin Angela Merkel der ganzen EU diktiere, zugunsten der Ukraine aufzugeben: „Leider scheint sie nicht zu begreifen, dass ihre Sparpolitik unangemessen ist in Kriegszeiten wie diesen. Wer im Krieg ist, muss an erster Stelle seine Ressourcen nutzen – und wenn nötig seinen Einsatz noch erhöhen.“ Wollte die EU diese massive Unterstützung der Ukraine meiden, könne es übel ausgehen für sie, so Soros.[47] Seiner Meinung nach „verteidige die Ukraine die EU gegenüber einer russischen Aggression“.[48]

Wegen der deutlichen Überschreitung der bei Kreditabschluss vertraglich vereinbarten Maximalverschuldung von 60 % des Bruttoinlandsprodukts drohte Russland an, im Jahr 2015 Kredite an die Ukraine in Höhe von etwa 3 Milliarden US-Dollar fällig zu stellen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass die Ukraine, die für 2015 noch keinen Haushaltsplan erstellt hatte, in den nächsten Jahren 8 Milliarden US-Dollar an private Investoren – u. a. auch an Soros – zurückzuzahlen hätte. Soros forderte daraufhin im Januar 2015 in einem Interview mit der Financial Times die internationale Gemeinschaft und vor allem die Europäische Union auf, der Ukraine möglichst noch im ersten Quartal des Jahres Finanzhilfen in Höhe von 50 Milliarden Dollar zukommen zu lassen. Diese Mittel seien zum Wiederaufbau des Landes, zur Modernisierung der Wirtschaft und zur Beseitigung der Kriegsschäden in der Ost-Ukraine notwendig. Ein solches Engagement werde auch der EU bei der Rettung des Euros helfen.[49]

In diesem im Januar 2015 veröffentlichten Plan[50] schlug er insbesondere vor, dass der Paris Club die Schulden der Ukraine gegenüber Russland übernehmen solle, um einen generellen Zahlungsausfall und einen Kapitalverlust privater Gläubiger zu verhindern. Die zur Vermeidung eines finanziellen Zusammenbruchs der Ukraine notwendigen Sofortzahlungen, die vom IWF auf 15 Milliarden Dollar beziffert werden, seien bei weitem nicht ausreichend.[51] Vor dem Hintergrund der drohenden Zahlungsausfälle verhandelte Soros in Kiew am 13. Januar 2015 mit Politikern und Parlamentariern u. a. über die Gründung eines staatlichen Fonds zur Absicherung privater Investoren.[52]

In Russland wird Soros eine russlandfeindliche Rhetorik sowie Einmischung in die Interessen des Landes vorgeworfen.[53] Im Dezember 2015 stufte die russische Generalstaatsanwaltschaft zwei George-Soros-Stiftungen, die Open Society Foundations und die OSI Assistance Foundation, als unerwünscht ein.[53] Seinen Fonds wurde von russischen Politikern vorgeworfen, Staatsstreiche wie den Euromaidan von 2013/2014 in der Ukraine finanziert zu haben. Soros bestritt zwar eine Verwicklung, gab aber 2014 in einem CNN Interview dann doch zu, sein 1991 gegründeter, ukrainischer Ableger der Soros Foundation hätte während der aktuellen Ereignisse in der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt.[54] Zudem erhielt Soros 2015 für sein Engagement von der neuen ukrainischen Führung unter Petro Poroschenko den ukrainischen Orden der Freiheit.[55]

Soros versprach, ab 2016 über zehn Jahre verteilt 500 Milliarden USD in die Ukraine zu investieren.[56] Er gab bekannt, Anteilseigner der größten Fondsgesellschaft der Ukraine, Dragon Capital (gegründet 2000 mit einer Minderheitsbeteiligung von Goldman Sachs), zu werden, und verkündete den Kauf des ukrainischen Software-Entwicklers Ciklum. Laut der von Soros unterstützten Internetzeitung Ukrajinska Prawda soll mit seinen Investitionen auch der Einfluss Russlands auf die Ukraine „massiv zurückgedrängt werden“.[57][58]

Politisches Engagement in den USA

Soros spendete an PACs, um den Präsidentschaftswahlkampf 2016 von Hillary Clinton zu unterstützen.[59] Kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump äußerte Soros, Trump sei ein „Blender und Hochstapler und Möchtegern-Diktator“. Trump „würde gerne Diktator sein, wenn er damit durchkäme.“ Die US-Verfassung und die demokratischen Institutionen in den Vereinigten Staaten würden ihn letztlich aber stoppen. Er, Soros, glaube, dass Trump scheitern wird.[60][61]

Im Januar 2018 äußerte er in einer Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos, IT-Monopolisten wie Google und Facebook ständen Innovation in Gesellschaft und Wirtschaft im Wege und manipulierten das Denken der Menschen zum Schaden der Demokratie. Ihre Tage seien gezählt.[62][63]

Rechte Verschwörungstheorien

Im Rahmen der Flüchtlingskrise in Europa 2015 wurde Soros vom ungarischen Premierminister Viktor Orbán vorgeworfen, maßgeblich für diese verantwortlich zu sein. Diese Vorstellung, Soros würde Migrantenströme gezielt nach Europa steuern, wird verschiedentlich als Verschwörungstheorie bezeichnet.[64] Laut dem Journalisten Hannes Grassegger wurden diese und andere Vorwürfe nach 2010 vom amerikanischen Politikberater Arthur J. Finkelstein ersonnen: Im Sinne eines Negative Campaigning sei es darum gegangen, der Öffentlichkeit einen Bösewicht vorzustellen, gegen den sich Orbán positiv abheben könne.[65]

Die Verschwörungsverdächtigung, Soros stecke hinter der europäischen Flüchtlingskrise, wird unter anderem von FPÖ-Politikern wie Norbert Hofer und Johann Gudenus vertreten.[66] Auch in anderen Staaten werden ähnliche Vorwürfe gegen Soros und von dessen Stiftung unterstützte Nichtregierungsorganisationen erhoben, etwa vom serbischen Staatspräsidenten Aleksandar Vučić und dem ehemaligen nordmazedonischen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski.[67] Anschuldigungen gegen Soros’ Investitionen und finanzielles Engagement kamen auch von Politikern anderer rechtspopulistischer Parteien wie Jörg Meuthen, Stephan Brandner, Petr Bystron und Björn Höcke (alle AfD), Matteo Salvini (Lega Nord) sowie Nigel Farage (Brexit Party).[65][68][69] In Polen behauptete Krystyna Pawłowicz, Sejm-Abgeordnete der nationalkonservativen PiS, Soros' Stiftungen finanzierten „anti-christliche und anti-nationale Aktivitäten“. Ihr Parteivorsitzender Jarosław Kaczyński unterstellte ihm, er versuche „traditionelle Gesellschaften zu zerstören“ durch Aufprägen einer „multikulturelle[n] Ausrichtung“ und verfolge das Ziel der Schaffung einer „Gesellschaft ohne Identität“, da eine solche Gesellschaft sich „äußerst leicht manipulieren“ lasse. Beschuldigungen, Soros sei der Inbegriff einer „globalistischen Elite“ und würde die sogenannte Flüchtlings-Karawane aus Mittelamerika in die USA finanzieren, werden auch von Vertretern der Republikanischen Partei bzw. Präsident Donald Trump erhoben.[69] All diese Vorwürfe werden von Wissenschaftlern kritisiert, da sie das antisemitische Stereotyp einer vermeintlich das Weltgeschehen kontrollierenden und manipulierenden jüdischen Verschwörung verwenden würden. Soros erscheine in diesem Verschwörungsdenken als Hauptakteur.[70] Im Zusammenhang mit der Orbán-Kampagne und nach Kritik des israelischen Botschafters in Ungarn Yossi Amrani an der Anti-Soros-Plakataktion der Orbán-Regierung kritisierte das von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geleitete israelische Außenministerium Soros, da dieser in Israel Organisationen unterstütze, die „den jüdischen Staat verleumdeten und dessen Recht auf Selbstverteidigung infrage stellten“.[71]

Veröffentlichungen

Siehe auch

Literatur

  • Michael T. Kaufman: Soros. 2001, ISBN 0-375-70549-X (Biografie)
  • Robert Slater: Invest first investigate later. 1996
    • Die 24 Geheimnisse des George Soros. Anlegen wie eine lebende Legende. Ueberreuter, Wien/Frankfurt 1998; Taschenbuchausgabe unter dem Titel Geldanlage mit George Soros. Die 24 geheimen Anlage- und Wertpapierstrategien des genialen Investors. Droemer Knaur, München 2000, ISBN 3-426-82313-6
  • Robert Slater: Soros – The Unauthorized Biography. The Life Times and Trading Secrets of the World’s Greatest Investor. 1996
    • George Soros. Sein Leben, seine Ideen, sein Einfluss auf die globale Wirtschaft. FinanzBuch-Verlag, München 2009, ISBN 978-3-89879-473-2

Weblinks

Commons: George Soros - Weitere Bilder oder Audiodateien zum Thema

Einzelnachweise

  1. Laut der Biographie auf der offiziellen Webseite von George Soros (Memento vom 22. November 2010 im Internet Archive), obwohl diverse Journalisten und ein Buch über Soros (George Soros, the world's most influential investor von George Slater), den nicht-ungarischen Geburtsnamen Dzjchdzhe Shorash verbreiten.
  2. Hartmut Schütz: Eine der Pionierinnen des Ausdruckstanzes: Elza Brandeisz starb mit 110 Jahren. Nachruf. In: Dresdner Neueste Nachrichten Online. 8. Januar 2018, abgerufen am 9. Januar 2018.
  3. Teodoro S. Ŝvarc. Maskerado ĉirkaŭ la morto. Nazimondo en Hungarujo. La Laguan (J. Régulo). 1965 und: Tivadar Soros. Masquerade: The Incredible True Story of How George Soros' Father Outsmarted the Gestapo. New York. 2011
  4. 4,0 4,1 Süddeutsche Zeitung: Die großen Spekulanten (4) – Der Milliardenzocker, dem der Kapitalismus zu kalt ist. 13. Februar 2008 (Teil 1)
  5. Esperanto Blog: The billionaire native Esperanto speaker? 17. Mai 2011.
  6. Soros Uses Leverage To Aid New York Children. Abgerufen am 15. März 2019 (english).
  7. Biographie auf der offiziellen Webseite von George Soros (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive)
  8.  Pearson: The Great Investors: Lessons on Investing from Master Traders. England 2012, ISBN 9780273743385, S. 146.
  9. Spiegel Online: Insiderhandel: US-Milliardär Soros in Frankreich verurteilt. 14. Juni 2006
  10. International Herald Tribune: Soros appeals conviction for insider trading. 14. Dezember 2006
  11. Manager Magazin Online: Insiderhandel – Urteil gegen Soros bestätigt. 6. Oktober 2011
  12. Handelsblatt: Insiderhandel – Millionstrafe für George Soros ist rechtens. 6. Oktober 2011
  13. The World’s Billionaires: George Soros. In: Forbes. Abgerufen am 5. März 2016.
  14. Malaysian ex-premier Mahathir and billionaire Soros end feud. In ABC News. 15. Dezember 2006
  15. 15,0 15,1 Stephan Israel: George Soros sieht kein Ende der Finanzkrise (Memento vom 1. September 2012 im Webarchiv archive.is). In: Tages-Anzeiger. 17. April 2008
  16. Louise Story: The Face of a Prophet. In: The New York Times. 11. April 2008
  17. Marc Pitzke: George Soros: „Schlimmste Krise zu meinen Lebzeiten“. In: manager magazin. 14. April 2008
  18. 18,0 18,1 Jenny Anderson: Wall Street Winners Get Billion-Dollar Paydays. In: The New York Times. 16. April 2008
  19. Soros, der Krisengewinner. In: Tages-Anzeiger. 2. September 2009
  20. Moritz Koch: George Soros – Das freie Radikal. In: Süddeutsche Zeitung. 3. September
  21. Star-Investor heiratet seine Yoga-Lehrerin. In: Bild, 22. September 2013.
  22. George Soros. In: bornrich.com. Abgerufen am 13. April 2018 (english).
  23. Alicia Epstein Korten: Change Philanthropy: Candid Stories of Foundations Maximizing Results through Social Justice. Jossey-Bass, San Francisco 2009, ISBN 978-0-470-43516-8, S. 104f.
    Time: Power Givers: George Soros. 2007
  24. 3sat: Schluss mit Bush! Wie George Soros mit Dollars den US-Wahlkampf aufmischt. 3. Februar 2004
  25. CommonDreams.org: Why We Must Not Re-elect President Bush (Memento vom 3. Oktober 2009 im Internet Archive). 28. September 2004 (Rede vor dem National Press Club in Washington, DC)
  26. The New York Review of Books: The Financial Crisis: An Interview with George Soros. 15. Mai 2008
  27. 27,0 27,1 Süddeutsche Zeitung: Die großen Spekulanten (4) – Der Milliardenzocker, dem der Kapitalismus zu kalt ist. 13. Februar 2008 (Teil 2)
  28. New Statesman: NS Profile – George Soros (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  29. Richard C. Morals: Beware of billionaires bearing gifts. April 1997; zitiert im Anhang von Ivo Skoric: Uncle Soros: The First Capitalist Dissident. 4. April 1997
  30. Member History: George Soros. Abgerufen am 8. Februar 2019.
  31. Reporters Without Borders: Income and expenditure (Memento vom 7. August 2007 im Internet Archive). 31. Dezember 2006
  32. Süddeutsche Zeitung George Soros – Staatsmann ohne Staat. 22. Dezember 2006 (abgerufen am 3. August 2010)
  33.  Perfekter Feind. In: Der Spiegel. Nr. 13, 2002 (Interview, online).
  34. The New York Review of Books: On Israel, America and AIPAC. 12. April 2007
  35. Die Welt: Finanzkrise: Soros sieht schlimmste Krise seit 60 Jahren. 25. Januar 2008
  36. manager magazin: US-Investor: Soros will eine Milliarde Dollar in Klimaschutz investieren. 11. Oktober 2009
  37. die tageszeitung: Bald in Berlin: Soros stiftet Klimainstitut. 11. November 2009
  38. Handelsblatt: George Soros: Millionen-Angriff auf etablierte VWL. 3. November 2009
  39. 40 Superreiche spenden Hälfte ihres Vermögens
  40. Mortsiefer, Henrik, 2010: George Soros. Multimilliardär für Legalisierung von Marihuana im Tagesspiegel vom 28. Oktober 2010, abgerufen am 28. Oktober 2010.
  41.  US-Milliardär: George Soros gibt Großteil des Vermögens seiner Stiftung. In: Spiegel Online. 18. Oktober 2017 (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/george-soros-gibt-grossteil-des-vermoegens-seiner-stiftung-a-1173447.html).
  42.  David Gelles: George Soros Transfers Billions to Open Society Foundations. In: The New York Times. 17. Oktober 2017 (https://www.nytimes.com/2017/10/17/business/george-soros-open-society-foundations.html).
  43. Jessica Elgot: George Soros 'proud' of donating £400,000 to anti-Brexit campaign. The Guardian, 11. Februar 2018, abgerufen am 11. April 2018 (english).
  44. Jessica Elgot: George Soros raises donation to anti-Brexit Best for Britain group. The Guardian, 11. Februar 2018, abgerufen am 11. April 2018 (english).
  45. George Soros, founder of Open Society Foundations, invests in the future of free and open knowledge Kaitlin Thaney, Pressemitteilung der Wikimedia-Foundation vom 15. Oktober 2018, in englischer Sprache, abgerufen am 5. März 2019
  46. Matthias Rude: Die gekaufte Revolution, in: Ronald Thoden, Sabine Schiffer: Ukraine im Visier. Russlands Nachbar als Zielscheibe geostrategischer Interessen. Frankfurt 2014, S. 108–120, S. 118ff.
  47. ZDF-heute, 5. November 2014 (Memento vom 4. Januar 2015 im Internet Archive)
  48. George Soros: „Ukraine verteidigt EU gegen russische Aggression“, derStandard.at, 30. März 2015
  49. Handelsblatt, 12. Januar 2015
  50.  George Soros: A New Policy to Rescue Ukraine. In: The New York Review of Books. 5. Januar 2015 (http://www.nybooks.com/articles/2015/02/05/new-policy-rescue-ukraine/).
  51. Kritisch zu diesem „Flächenbombardement der Ukraine mit Geld“, das ein „Moral Hazard“ für verantwortungslose Politiker darstelle, siehe Leonid Bershidsky: Leonid Bershidsky: Soros' Terrible Plan to Throw Money at Ukraine Bloomberg 8. Januar 2015
  52. Ukraine Today 13. Januar 2015
  53. 53,0 53,1 Russland erklärt US-Organisationen für unerwünscht. In: Spiegel Online, 30. November 2015.
  54. Soros on Russian ethnic nationalism. Abgerufen am 16. April 2016.
  55. Dekret des Präsidenten der Ukraine
  56. Nina Jeglinski: George Soros investiert in der Ukraine und erhält Orden. In: Sächsische Zeitung, 1. Dezember 2015.
  57. Nina Jeglinski: George Soros investiert groß in der Ukraine. In: Der Standard, 19. November 2015.
  58. Soros to invest in new equity fund under Dragon Capital's management. In: interfax.com.ua, 18. November 2015 (englisch).
  59. Priorities USA Action Contributors, 2016 cycle. In: opensecrets.org. The Center for Responsive Politics, abgerufen am 13. April 2018 (english).
  60. FAZ.net 20. Januar 2017: Investor nennt Trump einen „Möchtegern-Diktator“
  61. Interview mit Bloomberg: Soros Says Markets to Slump With Trump, EU Faces Disintegration (19. Januar 2017)
  62. Olivia Solon: George Soros: Facebook and Google a menace to society. 26. Januar 2018, abgerufen am 29. Januar 2018 (english).
  63. George Soros: Remarks delivered at the World Economic Forum. 25. Januar 2018, abgerufen am 29. Januar 2018 (english).
  64. Gregor Mayer: Orbán profiliert sich als Verschwörungstheoretiker. derstandard.at, 1. November 2015; William Totok: Orbáns Feindbild. In: taz vom 14. April 2018; Michael Butter: „Nichts ist, wie es scheint“. Über Verschwörungstheorien. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-07360-5, S. 109; Armin Pfahl-Traughber: Verschwörungsideologien heute. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, ISBN 978-3-96285-004-3, S. 311 f.
  65. 65,0 65,1 Hannes Grassegger: Die Finkelstein Formel. In: Das Magazin Nr. 1/2 vom 12. Januar 2019, S. 8–17 (Online).
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  72. FASZ 12. Januar 2014: Die Euro-Wette des George Soros


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