John Harsanyi und Diskussion:Markus Gabriel: Unterschied zwischen den Seiten

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'''John Charles Harsanyi''' (eigentlich ''János Károly Harsányi''; * [[29. Mai]] [[1920]] in Budapest; † [[9. August]] [[2000]] in Berkeley/Kalifornien) war ein [[Wikipedia:Ungarn|ungarisch]]-[[USA|amerikanischer]] [[Wirtschaftswissenschaftler]]. Er erhielt 1994 den [[Wikipedia:Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften|Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften]].
== Weitere Kritik an Markus Gabriel ==


== Biographie ==
Richtig liegt Gabriel hingegen immer da, wo er meine Uraltgedanken aufgreift, wie "Freiheit = Selbstbestimmung" (1998) und "Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst" ([http://joachimstiller.de/download/philosophie_sinn.pdf 2013-2014])... Aber das ist eben nicht von ihm, auch wenn er es kategorisch ablehnt, Beuys und mich ausdrücklich zu nennen... Und noch ein letztes Beispiel superdreisten Ideenklaus durch Makrus Gabriel: Dass es keine künstliches Bewusstsein geben kann, weil Bewusstsein immer Leben voraussetzt, stammt eindeutig von mir und gehört bei uns Anthroposophen praktisch zum Inventar... Und noch ein letztes Beispiel: Selbst meine kategorische Ablehnung des Panintentionalismus, den ausgerechnet Steiner der Anthroposophie zumindest indirekt mit in die Wiege gelegt hat, als er der Anthroposophie die Philosophie Franz Brentanos empfahl, weswegen ich heute noch sauer auf ihn bin, wird von Markus Gabriel ganz dreist übernommen... Und das, obwohl sein Brust- und Busenfreund Searle selbst Panintentionalist im Sinne Brentanos und Husserls ist. Und selbst seine wie selbstverständliche Feststellung, dass es eine mentale Verurschaung gibt, kommt mir irgendwie bekannt wor... Steht es nicht in der Teilschrift zur Philosophie des Geistes und des Bewusstseins meines Grundrisses? Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass Gabriels notorischer Ideenklau Methode hat... Es gibt eben nichts, was es nicht gibt, wie ich seit meiner Jugend zu sagen pflege... Ich meine, es ehrt mich ja, dass er ausgerechnet mich auserwählt hat, um die Philosophie abzugraben, wie einen Steinbruch, aber er darf mich da durchaus mal lobend erwähnen... Irgendwie ist er mir das schuldig, denn ich könnte es gut gebrauchen, mal von einem der etwas größeren Philosophen ins Spiel gebracht zu werden... Ich fürchte allerdings, dass Gabriel schlicht einen Teufel tun wird..." ([[Joachim Stiller]])
[[Datei:WignerNeumannHarsanyi Varosligeti17.jpg|mini|400px|Gedenktafel für Eugene Wigner, John von Neumann und John Harsanyi, Budapest, Városligeti-Gasse 17-21]]
=== Schulzeit ===
In Budapest besuchte er das humanistische deutschsprachige [[Fasori Evangélikus Gimnázium|Lutheraner-Gymnasium]], eine der besten Schulen in [[Ungarn]]. Auch [[John von Neumann]] und [[Eugene Paul Wigner]] (Nobelpreis für Physik, 1963) waren hier Schüler. Im Jahr 1937 machte er seinen Abschluss. Im selben Jahr noch gewann er einen nationalen Mathematik-Wettbewerb.


=== Studium und Kriegszeit ===
"Übrigens würde ich mir wünschen, dass Markus Gabriel sich mal zu einen vollwertigen Dualismus durchringt... Es würde ihm seine Philosophie, nicht zuletzt seine Philosophie des Geistes, erheblich vereinfachen... Wie gesagt, ich würde es ihm einfach wünschen, als einer der ganz wenigen Philosophen der westlichen Hemisphäre die eigentliche Wahrheit zu erkennen... Und das ist ja letztendlich auch nur der allererste Schrit zu allen höheren spirituellen Wahrheiten... Das pluralisiert sich ja am Ende doch bis zum Abwinken und ganz am Ende bleiben praktisch nur noch Geist und Gott übrig... Das ist einfach so... Der Anthroposoph ist sich dieser Tatsache jeder Zeit voll bewisst..." ([[Joachim Stiller]])
Dem Wunsch seiner Eltern entsprechend studierte er [[Pharmazie]]. Auch die damalige politische Lage in [[Deutschland]], die bereits auf [[Ungarn im Zweiten Weltkrieg|Ungarn]] ausstrahlte, und die Tatsache, dass er als Student zunächst keinen Militärdienst leisten musste, verleiteten ihn dazu, schnell ein Studium aufzunehmen.


Erst als im März 1944 deutsche Truppen Ungarn besetzten, diente er von Mai bis November 1944 beim Militär. Nach der Gefangenschaft stand ihm die Deportation in ein [[Österreich|österreichisches]] [[Konzentrationslager|KZ]] bevor. Er konnte jedoch im November 1944 fliehen. Harsanyi fand danach Unterschlupf in einem Jesuitenkloster.
== Kleine Nachhilfestunde in Sachen Nihilismus ==


Das Erlebnis des [[Faschismus]] prägte auch seine späteren ethischen Arbeiten. Darin sprach er sich für eine [[Ethik]] aus, die konkret an einem nachweisbaren Nutzen gemessen werden kann und nicht in den Händen irgendwelcher (politischen) Institutionen liegt und somit schnell in [[Fanatismus]] umschlagen kann.
=== Dostojewski: Die Brüder Karamasow ===
„Die Brüder Karamassov“ ist der letzte Roman, den Dostojewski kurz vor seinem Tode schrieb. Er erschien 1879/80.
Der Roman erzählt die Familiengeschichte der Karamassovs. Vater Fjodor Pavlovitsch ist ein Trunkenbold, ein Narr, ein Weiberheld und ein selbsternannter Possenreißer. Er hat drei Söhne: Dimitrij von seiner ersten Frau, Iwan und Aljoscha von seiner zweiten Frau. Beide Frauen sterben schon nach wenigen Ehejahren. Der Vater, Alkoholiker, und nur an Weibergeschichten interessiert, kümmert sich nicht um seine Söhne. Diese wachsen dann auch in Pflegefamilien auf. Als sie erwachsen sind, gehen sie alle drei wieder zum Vater, den sie aber ob seines schlechten Charakters hassen. Vor allem zwischen Vater Fjodor Pavlovitsch und Dimitrij kommt es wegen Erbschaftsstreitigkeiten – der Vater ist nicht gerade arm – zum Zerwürfnis. Dimitrij droht offen, seinen Vater zu erschlagen. Eines Tages kommt, was kommen muss, der Vater liegt erschlagen in seiner Wohnung. Verdächtigt wird nun Dimitrij, der auch zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt wird. Doch es handelt sich um ein Fehlurteil. Der eigentliche Schuldige ist der Diener und möglicherweise leibliche Sohn von Fjodor Pavlowitsch, Ssmerdjakoff. Dieser erhängt sich schließlich, ohne jede Schuldgefühle.


=== Nachkriegszeit und Promotion ===
Der Roman ist, was für Dostojewski typisch ist, ein ausgesprochen psychologischer Roman. Dostojewski ist ein exakter Beobachter. Die Charaktere sind glänzend und plastisch anschaulich herausgearbeitet. Sigmund Freud hielt den Roman für den besten der Welt.
Nach dem Krieg, im Jahre 1946, schrieb er sich wieder an der [[Universität Budapest]] ein, um seinen Doktor in [[Philosophie]] – mit den Nebenfächern [[Soziologie]] und [[Psychologie]] – zu machen. Im Juni 1947 erhielt er die Doktorwürde. Von September 1947 bis Juni 1948 arbeitete er am Institut für Soziologie. Dort lernte er auch seine spätere Frau Anne Klauber kennen.


=== Zweite Flucht aus Ungarn ===
In den drei Brüdern begegnen uns drei exemplarische Seiten der menschlichen Psyche, in Mitja die unbedingte Leidenschaft, in Iwan der Intellekt (er ist Nihilist) und in Aljoscha ein aufrichtiger, gerader und starker Wille. Das Pendant dazu bilden die drei mit den Brüdern befreundeten Frauengestalten. Am stärksten ist der Roman aber in den Konfliktsituationen zwischen dem Vater und vor allem Dimitrij. Beide verfluchen sich gegenseitig und wünschen sich den Tod. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu verstehen, dass Familienflüche die stärksten der Welt sind. Und so gibt es auch bald einen Toten. Aljoscha, der Jüngste der Brüder, wird nun ungewollt zum Helden der Geschichte, als er seinen Bruder Dimitrij verteidigt und an seine Unschuld glaubt. Er ist Novize in einem Kloster. Letztendlich verteidigt Dostojewski durch die Gestalt des Aljoscha sein Ideal der Unsterblichkeit der Seele gegen das nihilistische „Alles ist erlaubt“ von Iwan, dem der Vater durch Samerdjakoff zum Opfer fiel. Iwan selber stirbt am Ende des Romans einen nur zu symbolischen Tod, So wird der Nihilismus zu Grabe getragen.
Als überzeugter [[Antikommunismus|Antimarxist]] musste Harsanyi im Juni 1948 seine Arbeit an der Universität Budapest aufgeben und verließ (zusammen mit Anne) im April 1950 illegal Ungarn. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Österreich emigrierten beide im Dezember 1950 nach [[Sydney]], [[Australien]]. Dort heirateten sie am 2. Januar 1951.


=== Zeit in Australien ===
Die Literaturkritik hielt den Roman neben „Anna Karenina“ von Tolstoi für den besten des 19. Jahrhunderts. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein. Trotzdem zählt Dostojewski neben Proust und Balzac zu den besten Schriftstellern der Weltliteratur.
Harsanyis ungarische Abschlüsse wurden in Australien nicht anerkannt, so studierte er, abends, nach seiner Fabrikarbeit, [[Wirtschaftswissenschaften]]. 1953 bekam er seinen M.A. und 1954 eine Lehranstellung an der [[University of Queensland]] in [[Brisbane]]. Im Jahr 1956 bekam er eine Förderung der [[Rockefeller-Stiftung]], die es ihm ermöglichte, zwei Jahre an der [[Stanford University]] zu studieren und seinen Doktor in Wirtschaftswissenschaften zu machen. Im Jahr 1958 kehrte er nach Australien an die [[Australian National University]] in [[Canberra]] zurück, da er dort eine attraktive Anstellung bekam.


=== Übersiedlung in die USA ===
=== Turgenjew: Väter und Söhne ===
In Australien fühlte sich Harsanyi jedoch bald als [[Spieltheorie|Spieltheoretiker]] isoliert und so kehrte er (mit Hilfe von [[Kenneth Arrow]], [[Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften]] 1972, und [[James Tobin]], Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 1981) in die USA, an die [[Wayne State University]] in [[Detroit]], zurück. Später wurde er Professor an der Business School an der [[University of California, Berkeley]]. Dort wurde auch sein Sohn geboren.
Der Roman „Väter und Söhne“, der im Jahre 1859 in Russland spielt, ist ein Generationenroman, und spiegelt den Konflikt zwischen den Vätern, die in den 40er Jahren groß geworden sind und liberal und humanistisch erzogen wurden, und der aufbegehrenden und revolutionär-materialistischen Jugend der 60er Jahre.
Die liberalen Väter werden durch die Landadelsbrüder Kirsanov repräsentiert, schwächlicher durch Nicolaj Petrovic, der den Verfall des Guten nicht aufhalten kann, Vater von Arkadij und schließlich durch Nicolaj Petrovichs Bruder und Gentleman Pavel Petrovic. Typische Vertreter der Jugend sind denn auch Arkadij, der Sohn von Nicolaj Petrovic und Arkadijs Freund und Studienkollege, der selbsternannte Nihilist Basarov. Beide sind in den Semesterferien auf dem Land unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen. Sie besuchen zunächst Arkadijs Vater und den Onkel. In den Gesprächen – es kommt zu erbitterten Streitigkeiten zwischen Pavel Pavlovic und Basarov – wird die Haltung des Nihilisten deutlich. Er glaubt an nichts, nicht an die Liebe, nicht an die Kunst oder auch nur die Philosophie, sondern nur an den Nihilismus selber, den Turgenjev mit der Revolution gleichsetzt, und natürlich an die materialistische Naturwissenschaft, die Basarov letztendlich aber auch verlacht.


Nach der [[Revolutionen im Jahr 1989|politischen Transformation im Ostblock]] 1990 besuchte er mehrmals sein Heimatland Ungarn.
Doch die Reise der beiden Studenten führt sie auch zu der Witwe Anna Sergevnea Odincova. Basarov gerät ins Wanken und verliebt sich in sie, eine Liebe, die nicht erwidert wird und einsam bleibt. Arkadij seinerseits verliebt sich in die Schwester der Odincova, Katja, und heiratet sie am Ende. Er kehrt so in den Schoß des Vaters zurück. Basarov, der sich von Arkadij trennt, stirbt tragisch an einer Typhusinfektion, ein nur zu symbolischer Tod, der den Nihilismus selber zu Grabe trägt.


== Wissenschaftliches Leben ==
Der Roman war in Russland sehr umstritten. Der Jugend zu liberal, den liberalen Vätern zu revolutionär, traf der Roman wohl genau die leidende Seele Russlands. Es handelt sich trotz gewisser, auch philosophischer Schwächen um ein wirkliches Meisterwerk, das vor Lebensfreude und Lebensbejahung nur so strotzt.
Wissenschaftlich beschäftigte sich J. C. Harsanyi in den Jahren zwischen 1956 und 1973 hauptsächlich mit der Spieltheorie. Außerdem publizierte er mehrere Schriften zur [[Utilitarismus|utilitaristischen]] Ethik, vorwiegend unter Verwendung rationaler Entscheidungsfindung für moralische Probleme. Das in der [[Moralphilosophie]] bekannte Prinzip des [[Durchschnittsnutzenprinzip|Durchschnittsnutzens]] geht auf ihn zurück, ebenso wie das [[Gleichwahrscheinlichkeitsmodell]], das bereits vor dem Philosophen [[John Rawls]] das Gedankenexperiment des „[[Schleier des Nichtwissens|Schleiers des Nichtwissens]]“ beschreibt.


Mit seiner Arbeit ''Rational Behavior and Bargaining Equilibrium in Games and Social Situations'' (1977) arbeitete er ein 1930 von [[Frederik Ludvig Bang von Zeuthen]] entwickeltes spieltheoretisches Verhandlungsmodell auf (vgl. [[Zeuthen-Harsanyi-Modell]]).


An der University of California, Los Angeles (UCLA) übernahm er zwischen 1964 und 1990 eine Lehrtätigkeit und bekam 1994 (zusammen mit [[John Forbes Nash Jr.|John F. Nash]], [[Princeton University]] und [[Reinhard Selten]], [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn]]) den [[Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften]], womit seine Verdienste in Sachen der nichtkooperativen Spieltheorie geehrt wurden. Er wurde außerdem 1984 in die [[American Academy of Arts and Sciences]] und 1992 in die [[National Academy of Sciences]] gewählt.
Wirklich erstaunlich ist Gabriels völlige Unkenntnis des historischen Nihilismus schon allein deshab, weil er nebenbei auch Gemanistik und Literatur studiert hat, und als Literat die russische Literatur eigentlich kennen sollte... Das scheint aber nicht der Fall zu sein... Nun gut, vielleicht hat er auch einfach nur zu viel Heidegger und Rilke gelesen... Gruß [[Benutzer:Joachim Stiller|Joachim Stiller]] ([[Benutzer Diskussion:Joachim Stiller|Diskussion]]) 18:34, 24. Mär. 2020 (UTC)
 
== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|John Harsanij}}
 
== Literatur ==
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/philosophie_widerlegung_harsanyi_und_rawls.pdf Die Widerlegung von Harsanij und Rawls]
 
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|119059037}}
* {{nobel-ww|1994|John Harsanyi}}
* [http://www.haas.berkeley.edu/news/harsanyi.html News article remembering Dr. Harsanyi's life and career]
* [https://www.youtube.com/watch?v=aHiZ9PBBpKo&list=PLLDsGZDNnTvBr60lqaUe7pCVy8grm7rvR&index=10 Dietma Hüber: Einzelforlesund zu Harsanij und Rawls] YouTube
 
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{{SORTIERUNG:Harsanyi, John}}
[[Kategorie:Wirtschaftswissenschaftler]]
[[Kategorie:Wirtschaftstheoretiker]]
[[Kategorie:Ökonom]]
[[Kategorie:Spieltheoretiker]]
[[Kategorie:Utilitarist]]
[[Kategorie:Hochschullehrer]]
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[[Kategorie:Ungar]]
[[Kategorie:Geboren 1920]]
[[Kategorie:Gestorben 2000]]
[[Kategorie:Mann]]
 
{{Wikipedia}}

Version vom 24. März 2020, 20:49 Uhr

Weitere Kritik an Markus Gabriel

Richtig liegt Gabriel hingegen immer da, wo er meine Uraltgedanken aufgreift, wie "Freiheit = Selbstbestimmung" (1998) und "Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst" (2013-2014)... Aber das ist eben nicht von ihm, auch wenn er es kategorisch ablehnt, Beuys und mich ausdrücklich zu nennen... Und noch ein letztes Beispiel superdreisten Ideenklaus durch Makrus Gabriel: Dass es keine künstliches Bewusstsein geben kann, weil Bewusstsein immer Leben voraussetzt, stammt eindeutig von mir und gehört bei uns Anthroposophen praktisch zum Inventar... Und noch ein letztes Beispiel: Selbst meine kategorische Ablehnung des Panintentionalismus, den ausgerechnet Steiner der Anthroposophie zumindest indirekt mit in die Wiege gelegt hat, als er der Anthroposophie die Philosophie Franz Brentanos empfahl, weswegen ich heute noch sauer auf ihn bin, wird von Markus Gabriel ganz dreist übernommen... Und das, obwohl sein Brust- und Busenfreund Searle selbst Panintentionalist im Sinne Brentanos und Husserls ist. Und selbst seine wie selbstverständliche Feststellung, dass es eine mentale Verurschaung gibt, kommt mir irgendwie bekannt wor... Steht es nicht in der Teilschrift zur Philosophie des Geistes und des Bewusstseins meines Grundrisses? Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass Gabriels notorischer Ideenklau Methode hat... Es gibt eben nichts, was es nicht gibt, wie ich seit meiner Jugend zu sagen pflege... Ich meine, es ehrt mich ja, dass er ausgerechnet mich auserwählt hat, um die Philosophie abzugraben, wie einen Steinbruch, aber er darf mich da durchaus mal lobend erwähnen... Irgendwie ist er mir das schuldig, denn ich könnte es gut gebrauchen, mal von einem der etwas größeren Philosophen ins Spiel gebracht zu werden... Ich fürchte allerdings, dass Gabriel schlicht einen Teufel tun wird..." (Joachim Stiller)

"Übrigens würde ich mir wünschen, dass Markus Gabriel sich mal zu einen vollwertigen Dualismus durchringt... Es würde ihm seine Philosophie, nicht zuletzt seine Philosophie des Geistes, erheblich vereinfachen... Wie gesagt, ich würde es ihm einfach wünschen, als einer der ganz wenigen Philosophen der westlichen Hemisphäre die eigentliche Wahrheit zu erkennen... Und das ist ja letztendlich auch nur der allererste Schrit zu allen höheren spirituellen Wahrheiten... Das pluralisiert sich ja am Ende doch bis zum Abwinken und ganz am Ende bleiben praktisch nur noch Geist und Gott übrig... Das ist einfach so... Der Anthroposoph ist sich dieser Tatsache jeder Zeit voll bewisst..." (Joachim Stiller)

Kleine Nachhilfestunde in Sachen Nihilismus

Dostojewski: Die Brüder Karamasow

„Die Brüder Karamassov“ ist der letzte Roman, den Dostojewski kurz vor seinem Tode schrieb. Er erschien 1879/80. Der Roman erzählt die Familiengeschichte der Karamassovs. Vater Fjodor Pavlovitsch ist ein Trunkenbold, ein Narr, ein Weiberheld und ein selbsternannter Possenreißer. Er hat drei Söhne: Dimitrij von seiner ersten Frau, Iwan und Aljoscha von seiner zweiten Frau. Beide Frauen sterben schon nach wenigen Ehejahren. Der Vater, Alkoholiker, und nur an Weibergeschichten interessiert, kümmert sich nicht um seine Söhne. Diese wachsen dann auch in Pflegefamilien auf. Als sie erwachsen sind, gehen sie alle drei wieder zum Vater, den sie aber ob seines schlechten Charakters hassen. Vor allem zwischen Vater Fjodor Pavlovitsch und Dimitrij kommt es wegen Erbschaftsstreitigkeiten – der Vater ist nicht gerade arm – zum Zerwürfnis. Dimitrij droht offen, seinen Vater zu erschlagen. Eines Tages kommt, was kommen muss, der Vater liegt erschlagen in seiner Wohnung. Verdächtigt wird nun Dimitrij, der auch zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt wird. Doch es handelt sich um ein Fehlurteil. Der eigentliche Schuldige ist der Diener und möglicherweise leibliche Sohn von Fjodor Pavlowitsch, Ssmerdjakoff. Dieser erhängt sich schließlich, ohne jede Schuldgefühle.

Der Roman ist, was für Dostojewski typisch ist, ein ausgesprochen psychologischer Roman. Dostojewski ist ein exakter Beobachter. Die Charaktere sind glänzend und plastisch anschaulich herausgearbeitet. Sigmund Freud hielt den Roman für den besten der Welt.

In den drei Brüdern begegnen uns drei exemplarische Seiten der menschlichen Psyche, in Mitja die unbedingte Leidenschaft, in Iwan der Intellekt (er ist Nihilist) und in Aljoscha ein aufrichtiger, gerader und starker Wille. Das Pendant dazu bilden die drei mit den Brüdern befreundeten Frauengestalten. Am stärksten ist der Roman aber in den Konfliktsituationen zwischen dem Vater und vor allem Dimitrij. Beide verfluchen sich gegenseitig und wünschen sich den Tod. Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu verstehen, dass Familienflüche die stärksten der Welt sind. Und so gibt es auch bald einen Toten. Aljoscha, der Jüngste der Brüder, wird nun ungewollt zum Helden der Geschichte, als er seinen Bruder Dimitrij verteidigt und an seine Unschuld glaubt. Er ist Novize in einem Kloster. Letztendlich verteidigt Dostojewski durch die Gestalt des Aljoscha sein Ideal der Unsterblichkeit der Seele gegen das nihilistische „Alles ist erlaubt“ von Iwan, dem der Vater durch Samerdjakoff zum Opfer fiel. Iwan selber stirbt am Ende des Romans einen nur zu symbolischen Tod, So wird der Nihilismus zu Grabe getragen.

Die Literaturkritik hielt den Roman neben „Anna Karenina“ von Tolstoi für den besten des 19. Jahrhunderts. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein. Trotzdem zählt Dostojewski neben Proust und Balzac zu den besten Schriftstellern der Weltliteratur.

Turgenjew: Väter und Söhne

Der Roman „Väter und Söhne“, der im Jahre 1859 in Russland spielt, ist ein Generationenroman, und spiegelt den Konflikt zwischen den Vätern, die in den 40er Jahren groß geworden sind und liberal und humanistisch erzogen wurden, und der aufbegehrenden und revolutionär-materialistischen Jugend der 60er Jahre.

Die liberalen Väter werden durch die Landadelsbrüder Kirsanov repräsentiert, schwächlicher durch Nicolaj Petrovic, der den Verfall des Guten nicht aufhalten kann, Vater von Arkadij und schließlich durch Nicolaj Petrovichs Bruder und Gentleman Pavel Petrovic. Typische Vertreter der Jugend sind denn auch Arkadij, der Sohn von Nicolaj Petrovic und Arkadijs Freund und Studienkollege, der selbsternannte Nihilist Basarov. Beide sind in den Semesterferien auf dem Land unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen. Sie besuchen zunächst Arkadijs Vater und den Onkel. In den Gesprächen – es kommt zu erbitterten Streitigkeiten zwischen Pavel Pavlovic und Basarov – wird die Haltung des Nihilisten deutlich. Er glaubt an nichts, nicht an die Liebe, nicht an die Kunst oder auch nur die Philosophie, sondern nur an den Nihilismus selber, den Turgenjev mit der Revolution gleichsetzt, und natürlich an die materialistische Naturwissenschaft, die Basarov letztendlich aber auch verlacht.

Doch die Reise der beiden Studenten führt sie auch zu der Witwe Anna Sergevnea Odincova. Basarov gerät ins Wanken und verliebt sich in sie, eine Liebe, die nicht erwidert wird und einsam bleibt. Arkadij seinerseits verliebt sich in die Schwester der Odincova, Katja, und heiratet sie am Ende. Er kehrt so in den Schoß des Vaters zurück. Basarov, der sich von Arkadij trennt, stirbt tragisch an einer Typhusinfektion, ein nur zu symbolischer Tod, der den Nihilismus selber zu Grabe trägt.

Der Roman war in Russland sehr umstritten. Der Jugend zu liberal, den liberalen Vätern zu revolutionär, traf der Roman wohl genau die leidende Seele Russlands. Es handelt sich trotz gewisser, auch philosophischer Schwächen um ein wirkliches Meisterwerk, das vor Lebensfreude und Lebensbejahung nur so strotzt.


Wirklich erstaunlich ist Gabriels völlige Unkenntnis des historischen Nihilismus schon allein deshab, weil er nebenbei auch Gemanistik und Literatur studiert hat, und als Literat die russische Literatur eigentlich kennen sollte... Das scheint aber nicht der Fall zu sein... Nun gut, vielleicht hat er auch einfach nur zu viel Heidegger und Rilke gelesen... Gruß Joachim Stiller (Diskussion) 18:34, 24. Mär. 2020 (UTC)