Schmetterlingstraum

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Zhuangzi träumt von einem Schmetterling, Tusche auf Seide, Lu Zhi (1496–1576)

Der Schmetterlingstraum des Zhuangzi († 290 v. Chr.) ist ein berühmtes Beispiel aus der chinesischen Kultur, der den illusionären Charakter der ewig sich wandelnden Erscheinungswelt in einem Gleichnis verdeutlicht:

昔者莊周夢為胡蝶,栩栩然胡蝶也,自喻適志與!不知周也。俄然覺,則蘧蘧然周也。不知周之夢為胡蝶與,胡蝶之夢為周與?周與胡蝶,則必有分矣。此之謂物化。 „Einst träumte Dschuang Dschou, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wußte von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig Dschuang Dschou. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Dschuang Dschou sei, obwohl doch zwischen Dschuang Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.“[1]

Die Vorstellung, dass die ganze Welt, die uns als Realität erscheint, eine bloße Illusion ist, hat eine lange philosophische Tradition, die bis in die urindische Kultur zurückreicht und später auch die indische Philosophie nachhaltig prägte. Die Sinneswelt wurde dabei als der Schleier der Göttin Maya empfunden, der die einzig wahre Wirklichkeit der geistigen Welt verdeckt.

Ähnlich war auch der vorsokratische griechische ((Philosoph]] Parmenides von Elea davon überzeugt, dass alle Veränderung, alles Werden und Vergehen, das wir in der sinnliche Welt erleben, bloßer Schein ist, entspringend dem Wahn der Sterblichen.

Auch die von Immanuel Kant nachhaltig geprägte Transzendentalphilosophie weist, wenngleich in nüchtern philosophischer Sprache, in die gleiche Richtung. Moderne Varianten sind etwa der radikale Konstruktivismus oder die u.a. von Nick Bostrom diskutierte Simulationshypothese.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Buch II, 12; Übersetzung Wilhelm.